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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051004011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905100401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-04
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.10.1905
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- S32 Sic waren beide noch io inng. Bou dreiunvzwanzig und Baby sechSzrhn. daß sie .. beide anfangs lieber gestorben ivären. als sich'S gegenseitig merken zu lassen, wie cs um sie stand. Wenn sich ihre Blicke »rasen, sahen sie sogleich erschrocken veiseit« und ein jedes «oar bestrebt, eine Gleichgültigkeit zur schau zu tragen, die es nicht snchlte. Mechthild l'.merkle, das: Boy viel weniger „nett" zu Rose sei, als früher, wo er das kleine Mäd chen bei Gelegenheiten brüderlich in schütz genommen hatte. Warum war er das? sollte er eifersüchtig sei», er. der es so gewohnt war. als Erster und Einziger im Hause zu gelten? Ter Gedanke verursachte ihr eine uneingestandene Befriedigung, sie hielt ihn fast eigensinnig fest. Und so, unbeargwöhnt und ungestört, wuchs die junge Liebe zwischen den beiden aus, die kaum mileinander sprachen, sich eher mieden als suchten und doch nur aneinander dachten. — bis denn gestern, glückselige stunde! — das Schweigen gebrochen wlirde und die Empsindtiiig Worte fand. RcienS kleines Herz klopfte. wenn sie daran dachte, wie «S gekommen — wie sie. von der Tante geschickt, ins Dorf gegangen war. einer kranken Wien einen Blumen strauß und ein Gläschen voll Marmelade zu bringen — wie sie auf dem Rückweg, da sie "e» schloscherg hcransireg, zu ihrem mahloseu schrecken der von der Weide heinr- kehrendni Dvrsherde begegnet war, welcher der stattliche rotbraune Stier voranschritt uad beim Anblick der Hellen Gestalt unheilverkündend den Kopf gesenkt hatte — wie sie in löblichem schrecken ansgejchrien — denn Rose war auch einer zischenden Gans gegen über ein kleiner Hasensusi — und wie da plötzlich ans unerklärliche Weise Boy neben iyr gestanden, sie »msaßt und aus die Seite gezogen hatte, aus einen Fußpfad, der zwischen Rot- und Weis:buchen zur Wildeck herausfiihrte. So weil kamen ihre Gedanken, da fuhr sie auf, glitt vom Fensterbrett und blickte, halb versteckt, hinter den Fächern einer ! stiniueipe.ime aus dem Fenster. Durch den Soniienschei» der Straße schoß ein funkeln- der Blitz in den Schatten des Turinerhofes. Das war Boy auf seinem Stahlrade, ttin rotes Daichenlüchlein schwenkte er grüßend zum Fenster hinaus. In langen Sätzen folgte ihm Pet, sein goldbrauner Eollie. Rose stand mit seligem Lächeln, beide Hände auf das klopfende Herz gepreßt und iah nach der Türe — und da Hörle sie schon ans der Treppe das Bellen des Hundes, daun ging die Tür aus. ganz leise — Boy war immer leise und ruhig, — schnelle Schritte näherten sich, Rose fühlte ihre Hände ergriffen und ein Schauer von Küssen regnete aus diese, aus ihr erglühendes Gesicht, ihre Augen, ihr Haar, ihre Lippen herab. „Mein Baby!" flüsterte er dabei. Sie wehrte sich ein wenig. „Aber Boy — nein! Nicht! Das darfst Du ja noch gar nicht —" „Du meinst? Ja. wen werde ich denn da erst um Er laubnis fragen? Da kennst Du mich schlecht! Ader sagen müssen wir cs heute, ja. nachher sofort." „Noch ist niemand ans," flüsterte sie. „Tante hatte gestern abend Kops» wch. Nein, Bon, nein, todküssen gibt's nicht" — sie hielt den Arm vor's Gesicht und sah ihn darunter schelmisch lachend an. So stand sie an der Wand des Erkers gelehnt in ibreni weicti fließenden, moosgrünen Babyklcide. einige große zackige Palmblätter über ihrem Haupt. Er sab sie immerzu an, ganz selbstvergesten, entzückt. Mit einemmal erschraken beide — ging die Tür? Nein, die grobmächtige, uralte Wanduhr hob aus. surrend, schnurrend und schlug dann mit singendem Ton sieben Mal. Die Hingen Menschenkinder lachten sich an und die Hände fanden sich wieder, doch zu gleicher Zeit zog Boy seine Taschenuhr und verglich sic. „Stimmt!" sagte er. In aller LiedcS'eligkett hätte er das Nicht versäumt. Sein ganzes Wesen, all seine Bewegungen ballen etwas Knappes. Rasches und wenn auch eben in seinen dunklen Augen das Glück -euchiete, so sah man es ihnen doch an, daß es Jägeraugen waren. Augen, die gewöhnt waren, ein Ziel sestzulfalten. bei dem es aus haarscharfe Treffsicherheit ankommt. Seine Gestalt war schlank und geschmeidig und der knappsitzende, ledersarbcne Nadleranzug »and ihm gut. Das sonnenverbrannte Gesicht Halle scharsgeschnitlene, este herbe Züge, ichmal und rassig. Wer ihn freilich eben ansah, wnnte nicht wissen, d'ß ein gewisser i.ihler Ernst das Gesicht charakterisierte und mehr kaltblütige Entschlossenheit, als warmes Gestihl aus seinen Augen sprach. „Sieben Nhr." sagte Rose, „ich muß nach dem Frühstiicksusch sehen!" Man war früh auf in Schloß Wildeck, am frühesten Rose, welche die Morgen» Kunden liebte und Onkel und Tante gern mit einem frstchgepflnckten Blumenstrauß am Frühsliickstiscb erwartete. Der Tante Ulrike trug sie täglich selbst die Schokolade l>eraus, denn die Tante erschien erst mittags in der Familie. Das Frühstnckszimmer la^ in einer Reihe mit dem großen Familienzimmer, dazwischen befand sich nur ein Salon, in welchem Gäste empfangen wurden. Das junge Paar faßte sich an den Händen und ging o herüber, sroh und leichtfüßig. Sie traten in den freundlichen Raum, darin der weiß- gedeckte Tisch stand, zum offenen Fenster drang die irische Morgenluft ein and entlockte einem Strauß von Reseden und Rosen seinen Dust. Rose lief erst um den Tisch, prüfte Sie Kaffeemaschine, aus der wohlriechender Dampf strömte, rückte an der Zuckerdose und den silbernen Brotkörben und glitt so geschickt zwischen den Stühlen hin, daß Boy ihrer nicht gleich wieder habhaft werden konnte. Aber min gelang es ihm und sie standen um- ichlnngen und flüsterten allerhand seligen Unsinn, als durch die offen gebliebene Türe der Majoratsherr eintrat — groß, stattlich, das edelgeschnittene Gesicht gesund gerötet, im wallenden blonden Vollbart noch kein graue» Haar, nur st« dichten Haupthaar hier «nid da «in SÜberladen. Er hätte sich über di« Gruppe, welch« BVV und Baby bildeten, weiter keine Gcdanken gemacht, wären «die Kinder" nicht bei seinem tödlichen Erschei- nen erschrocken auSeinandergefahren. „Nanu?" fragte er erstaunt. Da» Mädchen sah ihn in unbeschreiblicher Brr« Wirrung an, Boy aber faßte sich im selben Augenblick und sagte rasch: „Papachea, wir lieben uns!' „Was tut Ähr? fragte Berndt gut gelaunt, „wie sagt man denn dem Papa guten Morgen?" Role eilte auf ihn zu und küßte ihm. mit dem Knilchen, welche» sie noch nicht abgelegt hatte, die Hand, wobei sie tief errötete. Er strich ihr freundlich iber das seidene Haar, setzte sich dann und begann: „Mamachen habe ich überrede*, im liosenzimmer zu frühstücken, sie hat noch etwas Kopfweh." Boy stand noff lnbeweglich. „Rose und ich haben uns verlobt." sagte er mit Nachdruck, „ü Ro! UN! sicherst einverstanden sein." ,mmer wirst Nun lieb Berndt in der Ueberraschuug das Messer fallen. „Ahr!." sagte er. „Ihr Kinder?' „Wir sind doch keine Rinder mehr!" „Onkel,'" flüsterte Rose, „sei nur nicht dose. Ich Iwibe ihn so lieb! " Wie sie ihn dabei ansäh und wie Boy stolz lächelnd neben sic trat, loallte eine große Rührung im Herzen des guten Maiine» auf. Sein erster Im» vuIS war, das junge Paar in seine väterliche» Arme zu ziehen — aber stärker als Impulse und Rührungen war in ihm das Gefühl seiner Verantwortung, und blitzschnell erwog er erst, ob denn, allen Familienbestimmungen zusolge, die zivei sich auch lieben dürsten. ES war für ihn eine fast angstvolle Minute, aber sie endete in einem tieserleichterten Auf- „Aiter Junge!" sagte er, „ein lieberes Töchterchen hättest Du mir in der ganzen Welt nicht finden können. Me glücklich wird Mamachen sein! Und wie überrascht, denn Ihr ivar unser Baby immer noch ein Kind!" „Das l>eißt," sagte der junge Mann, „sie hat sie als Kind verkleidet und darüber selbst vergessen, daß sie es nicht mehr ist." Für die Liebenden und ElauS Berndt, der alle Dinge einfach ansäh und sich keine unnötigen Sorgenstnachte, war das eine sehr fröhliche Frühstücksstunde. Es wurde be» und dann gleich an zweifeln brauchte. . . . . ^ „ s zujammenjaßen, verbrach^ Mecht hild eine Stunde qualvoller Ungewißheit. Gestern abend war ihr zum erstenmal eine durchfahren, und dre ganze Nacht hatte sie gebraucht, um ihn zu überwinden und sich zu fassen. Es war ja Unsinn, so sagte sie sich, an Ernstliches zu denken, aber schon die Idee er kleinen Tändelei, wie sie zwischen Vetter und ">>rsjiw häufig sind, empörte sie. einer Sie dachte an all die Jahre zurück, in denen er hier ausgewachsen war, von elter licher Liebe und Fürsorge umgeben, von ihr gehegt und gepflegt in kranken Tagen, — ihr Stolz, ihr Junge, ihr Glück! Nicht, daß er ihr nie Sorge gemacht hätte — Kummer niemals. Tie Sorge löste sich schließlich immer aus in bewundernde Ueberraschung! Es wäre ja schließlich kein Unglück gewesen, wenn der Knabe, der so ungern lernte, der mit all seinen Gedanken immer bei de» Vergnügungen war, durch welche ihm systema- tffck, die neue Heimat lieb gemacht worden war — wenn Boy mal bei den Gymnasial- vrüsungen sitzengeblieben war. Aber Bvy blieb, wenn's zum Klappen kam. nie sitzen. Kurz vor dem kritischen Tage raffte er sich jedesmal auf, konzentrierte all sein scharfes Denken ans einen Punkt, laß da mit finsteren Brauen und zusammengebisienen Zähnen und lernte in vier Wochen soviel wie andere in vier Monaten und stand schließlich ge- sammelt, sicher und schlagfertig vvr seinen Examinatoren. So war er schließlich aüs dem Abiturium und aus dem juristischen Examen hervorgegangen und jetzt war er ein freier Mcnsck und führte das Leben, weiches ihm schon als Knabe wie ein ideales Ziel vorgeschwebt hatte, und die Eltern ließen ihn gewähren, ja sie, die fast nie aus ihrer Heimat heransgekommen waren, lernten es, stolz zu sein aus den Ruhm, den sich Boy in seiner Welt, der Welt des internationalen Sports, erworben hatte. Sie singen an, sich für Tinge zu interessieren, von denen sie früher nichts geahnt hatten und sie begannen in ihrer stolzen Liebe zum Sohne Ereignissen Wichtigkeit -uziischreiben. die ihnen in ihrer Jugend wie belangst ses Kinderspiel erschienen wären. Es war selbstverständlich, daß Boy stets die Mittel erhielt, um seinen Passionen zu fröhnen. Du lieber Himmel man gönne es ihm doch, es sind ja so unschuldige, Leib und Seele stählende Passionen'' Wenn man bedenkt, welchen Kummer andere Söhne ihren Eltern machen! — das ivar es. was sich Berndt und Mechthild immer wieder, leuchtenden Auges, sagten, wenn die „ganz notwendigen" Ausgaben für Bo"s Reisen. Zweffäder. Pferde und Sportausrüstungen an sic her an traten. '.Fortsetzung folgt > LiiMkruk MM Lchck iler UM-üoMm. Lloius xrüZss 8 x o 2 i a I i t ü t Zöt' iek soil, dom Lvötokou memyr kirwr», bs80väors äüi'xküt Aoniämet, küt oiu6 clorarlix enonns .4usc1vtiutiv§ xovommov, ^ass iek tvsxsn II.o,nmm.gu§6l3 §02Kuu»ou l)io, Miel, seltene, lhlelek. Abemlmsntel sie. rum /luevel'Ilsiif ru stellen. »8^t'LS I tnifforer ?rois 15—20 KI. . I Mrt AU, UO-— IR krüdöror ?tei8 LI. 22—30 . . AU, UA-—- 8SI Iv UUU ftliliorol' ?roi8 LI. 32—43 . Mt Us, TO-- UV krstkorsr kivl3 Ll. 45—60 . Mrt AU, AA-« Mo XviikvLlvn unä lH«ÄvIIv kür mul HVliilQi 1808/08 ru surreroräeotlicli billigen Preisen. 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