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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.08.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060808016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906080801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-08
- Tag1906-08-08
- Monat1906-08
- Jahr1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.08.1906
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SerugrgebW: «MevNMÜ» »»r de, «Sallib »xtmLNoer -»traqmi« donb rmtere B»t« (-»«»»« „«Id »,»»„«. an K«UI- «md MoiNaaen mir eimnav »HN. 50 V, dtMd audwürttsettom. mMimäve , de«. , Mt. 50 »t. Bei einmalige Zusttkiuna durch di« Po*»vtt <vd»evei>eüoeldl. imilu». I«d »it eurtorniicndem 8«lchla,e. « ackdrult ater «nikel«. Orialnal- MMeUmi,»« nur mit heutNcher OueUeuanaad« i.DreSd.Nackr/) »lügt,. Siackirdaliche vonorar- anivrüt« dleibru miderüitticlittat: imverlanate Manulkrivte werde« mtt auldewabrt. S Gegründet 1(836 är Lv. «Med-Vkoeolaüe klo. 6üv. /Inresgen-tanf. »malme von Ankündiaunaen bis Nachmittage 2 Udr Tonn- u->!> KeierlaaS nur Marienftrabe A von N bis '/,iUt,r Die i wattire Lnnid. »eile >ca. « Lüben) so Psg. An kündigiinaen ani der Vrivatteite Zeile L Via ) die rivaliiae Zeile aut Tcrt- ieiie so Dia . als Tinaeiandt Zeile ko Pia In IlUMmeru n»ch eonu- und Feiertagen i lvalliac Brund»eile so Pia., ani Privaticilc 40 Psg.. sivaliiae Keile aus Tcriieiic und als Emgeiaiidt soPig. AuSwariigeAui- träae nur aeaen Vorausbe»ahlun». Beleadiätler keilen w Pienniae. Fernsprecher: Nr. U und AWL ß ^ckoll Saekmeisler, Loikkeur H ^ollavovs-XIloe, Im stakss LUnlx. ß KleKrmlv 8iUoi»8 /«um ^»irzivivii h kür vamoa uuä Ilvuou. ^ Ol'0S8l)6S ^ Vorriizlioiistv (^urrlitiiten ru I''»briiiprei8en I ^ in »ckvvsr» rotl, Qummi, ^ ^ Huck in ttsns un6 Zummirt. V? SvkIHuokv kreinkarZt I^eupolt, A NIlML, A§Arrsnkanä1iui§ ^ 8V Lülllxsbrttclror iztraüso 3V. A R Lmmllmv von Inseraten null .-^Nouneinents kür rlio A D „VrvsiUiivi' Zi»vkrrel»tvn«. Vvrviekvlo, Voi'iiiipkei'n, VormosZiiixen, Vvi KvItlen, VepZilssern vtv. »Ike? MtÄllMMMSmIe »r«r-,«1nvr Vvri»,olLl,LNK8-^i»»1r»It OH« «TirrXL«. »'»Ikvn'ilidst-v L—S, «olKvkrinUv. AI* ^1Tie koloniale UiitelsttchuiigSaktioil. Vl/llUlt. Biireaubcaniten. Kaiser y. Piesse, Hofiiachrichtcn, ZlirBIe>preiserhvh»»g. Verbandstag der Mutmaßliche Witterung: l MZ^ 1 td-dL" Gemeinde gegen Konsislorinni. Untergang des „Sirio". Warm, vcränderlicki.! miUUUI, O» "öUAUsl Die koloniale Untersuchungs-Aktion wird. Wir noch jüngst halbamtlich von der „Noidd. Allgem. Ztg." festgestellt worden ist, mit oller Energie weiter betrieben, um klares Licht in die peinlichen Vorgänge im Bereiche der Kolonial- verwaltung zu bringen. Diese Kunde kann mir mit grüßt« Ge nugtuung begrüßt werden, denn nichts konnte verfehlter sein und verderblicher auf die trotz mancher Mißerfolge immernoch kolonial freundliche Stimmung des deutschen Volkes wirken, als wenn an» gesichtS der letzten Ereignisse auch nur der leiseste Versuch ge macht werden würde, zu dem bisher so beliebten Vertuschungs system zu greifen. Jeder verständige Mensch weiß, daß überall sich ab und zu räudige Schafe finden, aber mit Recht verlangt die öffentliche Meinung, daß gegen solche Elemente niit Nachdruck und beizeiten vorgegangen wird, ehe sie größeren Schaden an- richten können. Leider ist das im Falle des MajorS Fischer ganz und gar nicht der Fall gewesen. Ganz abgesehen davon, daß die Personalien und die Privatverhältnisse des jetzt Inhaftierten zu schärferer Kontrolle geradezu aufforderten, ist dem Major sogar in dem bisherigen Machthaber in der Kolonialabteilung, Wirklichen Geheimen Legationsrat Hellwig, ein Mann zur Seite gestanden, der alle Bedenken, die schon seit längerer Zeit gegen die Fischersche VcrwaltungspraxiS geltend gemacht wurden, ohne jede nähere Prüfung als lächerlich zurückwies. Der Geheimrat Hellwig ist demgemäß fraglos mitschuldig an dem „Fall" Fischer und die im Gange befindliche Untersuchung wird hoffentlich deutlich zeigen, in welchem Umfange dies der Fall gewesen ist. Ohne einen grandiosen Schlendrian in der Kolonialabteiluna wären solche Vorkommnisse jedenfalls nicht möglich gewesen. Allerdings, eins wird man dem früheren Allmächtigen in der Kolonialabteilung zur Entschuldigung anrcchnen können, den Umstand nämlich, daß höhere deutsche Offiziere gemeiniglich vor dem Verdachte der Be stechlichkeit im Amte sicher sind. Es ist auch wirklich ganz unverständlich, wie der Major Fischer es über sein Gewissen bringen konnte. Handlungen zu begehe», die in höchstem Maße geeignet sind, das Vertrauen des Volkes in die Lauterkeit und Integrität unseres Beamten- und Offizierkorps zu erschüttern und beinahe an die mit Recht vielgcschmähten „russischen Zustände" erinnern. Wenn ein angesehenes Blatt meint, daß für das Schicksal deS Majors Fischer von entscheidender Bedeutung sein wird, welches Ergebnis die Untersuchungen über die Qualität der von der Firma Tippelskirch u. Comp, gelieferten und vom Major Fischer abgenommenen Waren haben werden, so scheint uns daS doch nicht den Kern der Sache zu treffen, denn die moralische Schädigung und die Einbuße an Vertrauen beim Volke, die unsere Kolonialverwaltung durch das Ver halten des MajorS Fischer erlitten hat, wiegen weit schwerer als etwaige materielle Verluste. Ueberdies wird es sich bei der jetzigen Untersuchung kaum noch feststellen lassen, welche Qualität die von Fischer «rbgenommenen Lieferungen der Firma Dippels- kirch gehabt haben. Soviel bekannt, sind wesentliche Klagen über die Güte der Bekleidung und Ausrüstung nicht laut ge worden. Das Entscheidende in dieser Hinsicht ist, daß der ver hastete Major aus Bestechlichkeit der Firma Tippelskirch eine Monopolstellung durch die mit der Kolonialverwaltung abgeschlossenen langjährigen Verträge verschafft hat, wodurch die Firma in der Lage war, ohne jede Konkurrenz zum Schaden des Reiche» ihre Preise zu machen. Wie hoch die Gewinn betrüge gewesen sein müssen, geht für jeden, der sich näher dafür interessiert, aus der Kolonialpreisliste des genannten Ge schüft- hervor. Um den verhafteten Major Fischer zu entlasten und sich selber gegen gewisse auftauchende Gerüchte zu wehren, hat Herr v. Tippelskirch eine ErÜärung losgelasscn, die den Lesern an anderer Stelle des Blattes seinerzeit mitgeteilt worden ist. Diese Erklärung wäre besser unausgesprochen geblieben denn sie Verbeffert einerseits die Lage des Angeschuldigten nicht, trotzdem Herr v. Tippelskirch sich die größte Mühe gibt, seinem Freunde beizuspringen, und gibt andererseits nur erneut den Anlaß, gewisse Geschäftspraktiken des in Frage stehenden Hauses näher unter die kritische Lupe zu nehmen. Was die vor gebrachten Entschuldigungen anlangt, so stehen sie auf recht schwachen Beinen. Es ist niemand «ingefallen, zu behaupten, die Firma Tippelskirch L Comp, habe dem Major Fischer jahrelang Darlehen gewährt und ihn dadurch in finanzielle Abhängigkeit gebracht. Es ist vielmehr behauptet worden, Major Fischer habe die Darlehen von den einzelnen Teil habern der Firma — als» natürlich privatim! — be zogen. So unvorsichtig ist ein Major selbst in den größten Geldnöten nicht, daß er etwa eine Beschlußfassung der Firmen- teilhaber wegen eines Darlehns herbeisiihrt. die dann in den Akten der Firma unauslöschlich verzeichnet wäre; und die kaufmännisch zweifellos sehr gewandten Teilnehmer der Firma Tippelskirch werden sich nicht minder gehütet haben, durch einen derartigen Akt mit dem Bestcchungspara- grajchen in unangenehme Kollision zu kommen. Solche Dinge werden, wie selbst ein regierungsosfiziöfes Matt zu- geben muß. naturgemäß „geschoben", wie der termiuus tsok- mous lautet. Herr v. Tippelskirch gibt schlankweg zu. dem Major Fischer im Jahre 1999 JOM und später — wann? - noch einmal 2000 Mark geliehen zu haben. Bei der ersten Aus hilfe sprang auch noch ein mit Fischer befreundeter Afrikaner mit 3000 Mark bei. So beiläufig war das der bekannte Afri kaner Dr. Vumillcr, der höchst zufällig auch Milteilhaber der Firma ist. Das wären insgcisamt 7000 Mark. Aus der „Er klärung" geht nicht hervor, daß diese bereits getilgt seien, und das müßte dem Major Fischer bei seiner „einfachen Lebensweise" Im Lause von 7 Jahren doch ein Kleines gewesen sein. Die Ein- kommensverhältnisse des Majors waren nämlich hervorragend gut, so daß er in der Lage gewesen sein müßte, alsbald die von Tippelskirch und Bumiller geliehenen 7000 Mark zmrück- zuerstalten. Ta dies bis jetzt nicht der Fall gewesen ist, so gewinnt die Vermutung an Wahrscheinlichkeit, wonach die Dar- lch-cn. die Major Fischer insgesamt von Teilhabern der Firma Tippelskirch bezogen Men soll, an die IM OM Mark heran- reichen. Daß sich in der lebhaft aufgeregten Oeffentlichkeit ein wahrer Rattenkönig von allerhand mähr oder weniger sensationellen Gerüchten gebildet hat, ist an sich kaum verwunderlich. Doch wird man gut tun, ihnen mit der nötigen Vorsicht zu begegnen, weil ver- chiedentlich tendenziöse Mache mit unterläuft, die besonders von vlonialfeindlicher Seite mit regstem Eifer betrieben wird: die letzten Vorkommnisse sind für biss« Kreise ja ein „gefundenes Fressen", wie der Vvlksmund zu sagen, pflegt. Trotzdem ist es gut, daß der Stein der Enthüllungen ins Rollen gekommen ist. Man braucht sich an den Uebertreibungen und Verallgemei nerungen, die gewisse Senisationspolitikcr und seelenverwandte Blätter sich zu schulden kommen lassen, nicht beteiligen, und man wird trotzdem feststellcn müssen, daß wir es mit schweren Schä den zu tun haben, deren Peinlichkeit wir in Deutschland um !o mehr empfinden, als wir glücklicherweise gewohnt sind, aus ein in jeder Hinsicht hervorragendes Offizier- und Beamtenkorps zu rechnen. Dies Vertrauen ist jetzt -och etwas erschüttert worden, und das Ausland bemüht sich geradezu krampfhaft, die verschiedenen „Fälle" der letzten Zeit gehörig auszudeuten, um unsere deutsche Kolonialverwaltung vor aller Welt zu dis kreditieren. Angesichts dieser Tatsachen ist der Wunsch durchaus gerechtfertigt, daß die im Gange befindliche Untersuchung recht bald beendigt sein möchte und ihr Resultat als authentische Auf klärung baldmöglichst der Oeffentlichkeit übergeben würde, damit die immer stärker arbeitende mißtrauische Phantasie wieder auf die richtigen Wege und aufdas richtigeMaß zurückgeführt-würde Alle Kreise aber, die es gut mit unseren Kolonien meinen, ver langen, daß nun endlich, und zwar gründlich, mit allen Schäden und Schädlingen in der Kolonialverwaltung ehrlich und rück sichtslos ohne Ansehen der Person aufgeräumt werde. Es ist wahrlich die höchste Zeit dazu! ... Neueste Drahlmeldungen vom 7. August. Zur Kolonlal-Unterfuchung. Merlin. lPriv.-Tel.j Der mehrere Jahre als Bezirk Swakopmund tätig gewesene Dr. V. F-uchs, d ks er Da die Lieferungen für Afrika ' ' ' 'chä' amtmann in Swakopmund tätig a vor einigen Wochen nach Deutschland mit Urlaub zurückgekehrt war. ist auf seinen Antrag aus dem Kolonialdienste entlassen und zum Staatsanwalt am Landgericht I in Berlin ernannt worden. — Kammcvgerichtsrat Strähler, der die DiSzi- plinarunterisuch'ung gegen Herrn von Puttkamcr führt, begibt sich noch im Lause dieses Monats nach Kamerun, um an Ort und Stelle den gegen den Gouverneur erhobenen Vovwüvscn auf den Grund zu gehen. — Dem „Lok.-Anz." wird aus Nenn dorf folgende Darstellung der 'Angelegenheit Fisch er- Tippels'kirch übermittelt: Nachdem Herr v. Tivpclskirch 1887 in den deutschen Offiziersverein als Expedient eingetreten war und dort eine gute kaufmännische Begabung gezeigt hatte, ging er mit Mßmann im Auftrag feiner damaligen Firma nach Lanfibar und Dar-cs-lSataam. -seine Gattin bezog während der Zeit das Ge-Halt ihres Mannes vom Offiziersverein weiter, weil die Afrikareise als Studienreise aufgefatzt wurde, deren Er- gebnis dem Offiziersvcrein. der damals die Lisserungcn^sür Sch) chutztrupve hatte, zu gute ' Herr v. TiPpASk kommen sollte. Nach irch auch der Abteilung die deutsche S seiner Rückkehr würde , , . . des OssizierSvereins ungeteilt, der die Besorgung von Ausrüstun gen der Schntztruppe übertragen war. Im Reichstag wurden damals Stimmen laut, die die Lieferungen nach Afrika vom Offiziersverein loSgetrcnnt wissen wollten, weil sie mit dem ursprünglichen Zweck des Vertrages im Widerspruch standen. Damals taten Tippelskirch z> nilsche koloniale Zwecke z-u begründen. I' ... nehmcr zahlte 30000 Mark ein. Diese Mittel reichten nicht aus, um sofort ein eigenes Geschäft zu errichten. Deshalb würbe das Lager im Haufe des O'ffizicrsvcreins untevgebracht. Die tzaupt- täugkeit bestand in der Herstellung von Khaki-T-rellänzügen. die bisher oon England hatten bezogen werden müssen, wie über- hauPt die ideale Seite des Geschäfts in dem Streben lag, die deutsche Kolonialabteilnng vom Auslande unabhängig zu machen, kam nun fnrdie junge Firma,darauf an. langfristige Ver- Entwicklung gen «gegeben war. wurde seinerzeit der Kolonialabteikung zugereist. Er war von Afrika her mit Tippelskirch bekannt und beim Abschluß der langfristigen Lieferunlgsverträg-e mit tätig, die bald zu stände kamen, ohne daß damals «ine pekuniäre Abhängigkeit Fischer- von Tippclkirch bestanden hätte. auf Jahre gesichert waren, konnte das Geschäft nach der Pols damer Straße verlegt werden. Nunmehr trat General von Podblelski in -den Slaatsdienst zurück. Infolgedessen mußte lein Verhältnis zur Firma, anders geregelt werven. Zunächst versuchte man, das Geschäft zu verkaufen, fand jedoch niemand, der auch nur annähernd eine ann-chmbare Summe zahlen wollte. Schließlich gelang es. Kommerzienrat Hecht. Wikmaiin und den Kaufmann Reichel zu bestimmen, als Teilhaber einz-ulreten. Mßniaiin tat dies hauptsächlich, um die Unabhängigkeit vo-m Auslands weiter gewähr leistet zu haben. Der Vertrag zwischen den Teilnehmern, zu denen an Stelle ihres ausscheidenden Mannes Frau o. Podblelski trat, wurde jedoch nur bis 1909 geschlossen, weil sie sich nicht dauernd dem in seinem Wiatze unsicheren und fortwährend schwankenden Geschäft verpflichten wollten. Im Lause derZcit hat Major Fischer Herrn v. Tippels- kirch, mit dem er auch in Familienverkehr stand, angcborgt. Wie weit ein Einfluß mif die staatlichen Verträge ausgeübt wurde, entzieht sich der Beurteilung Fischers. Er war ein leißiger, arbeitsamer Mann, der indessen nur schwer allen an ch-n heran tretenden Ansprüchen genügen konnte. Zweifellos hat aber weder die Teilhaiberin Frau v. Podblelski, noch ihr Gatte von den Darlehensangelegenheiten et'was gewußt. Der Land» wirtfchastsminister hat vielmehr erst durch Zeitungsnachrichten davon Kenntnis erhalten, unterbrach infolgedessen seinen Urlaub, bestellte in Berlin Herrn v. Tippelskirch zu sich und forderte Aufklärung, die ihm in derselben Weise gegeben wurde, wie sie Pater von der Firma Tippelskirch in der Presse bekanntgageben worden ist. Der Minister war als Mlan-n der Firma-Teil- haberin sehr zurückhaltend. So hat er niemals von irgend einem Vertrage der Firma Tippelsikirch mit der Regierung Kenntnis genommen oder Einfluß auf G-Mästsabschlüff« geübt. Er war auch niemals in der Koloniälabteilung. Seine einzige Verbindung mit disser Behörde besteht darin, daß er einmal ein Schreiben an sie gerichtet hat, in dem er sich für die An stellung eines Neffen verwendete. Diese Bitte wurde ihm damals abgeschlagen. Herr v. Podbielski verkehrte auch nicht im Hauie bes Teilhabers v. Tippelskirch. Die Anzeige gegen Fischer ist durch unerguicklichc Fstmilienverhältnisse entstanden, indirekt geht sie von Frau v. Tippelskirch aus, die zunächst die ganze Angelegenheit der Frau v. Podbielski Mitteilen wollte, dann aber, da sie dort nicht angenommen wurde, sich an einen ihrer Verwandten, einen aktiven Offizier wandte, der an den Kom mandeur der Schntztruppe, Oberstleutnant Quande, ein ent- sprechendes Streiken richtete. Dieses führte zur Verhaftung des Majors Fischer. Was nun die von der Firma Tippelskirch geforderten und vom Reiche bezahlten Preise an-bela-ngt. w liegt ein Gutachten der Berliner Handelskammer vor, das sie als an gemessen -bezeichnet. Der Ertrag der Firma war in den erft-cn Jahren ihres Bestehens nur mäßig. Als die Aufstände in Afrika aber eine zehnfach größere Truppenmacht erforderten, vcrzebns-achte sich der Umsatz und der Ertrag der Firma natur gemäß, eine Konjunktur, die ieder Geschäftsmann wahraenommcn hätte. Uebrigens hat Herr v. Podbielski, um ganz korrekt zu verfahren, als erster im Jahre 1900 an Stelle der Gütergemein- schaff mit seiner Frau auf dem für ihn zuständigen Amtsgericht in Berlin die Gütertrennung eintragen lassen. Der Minister dürfte die Hineinziehung seiner Person mehr als einen Ausfluß der Antipathie gewisser Kresse gegen seine Person ouffaffen. was ihn indessen kaum abhalten wird, die weitere Entwicklung der Angelegenheit in aller Ruhe obizuwarten, Von einem,Dar- lchcn von 100000 Mark an Fischer ist nach der Auskunft des Herrn v. TivpelSkirch an Herrn v. Podbielski nicht die Rede ge wesen. Er hat auch diesem nur die von ihm in der Presse ver öffentlichte Summe genannt. Znm Untergana deS »Sirio*. Cartagena. Gestern abend ist eine Beriguugsmann- schast mit einem Schleppdampfer abgegangen, um einen Teil der Ladung des „S i r i o" zu beMcn. Nach Auslage verschie dener Geretteter bestieg der Kapitän des „Sirio", nachdem er sich un-schliWa gezeigt hatte, wie er sich verhalten solle, ein Boot und rief: „Rette sich, wer kann!" Das gah den Anstoß zu der allgemeinen Verwirrung. Zur Laue in Russland. Petersburg. sPriv.-Tel.j Der Ausstand wird voraussichtlich heute mittag für beeud-et erklärt werden. Odessa. In einer Felsenhöhle bei Balaklava wurde eine vollständig eingerichtete Bombensabrik entdeckt. 60 Per sonen, meist Soldaten und Matrosen, die mit der Her- stelluna der Bomben beschäftigt waren, wurden verhaftet und unter starker Eskorte in die Zitadelle überführt. London. sPriv.-Tel.j Hiesigen Blättcrmeldungen zufolge soll der russische Kriegsmini st er Roediger dem Zaren seine Demission deshalb überreicht haben, weil er sich außer stände fühlt, der Meutereien Herr zu werden, sofern nicht die wirtschaftliche Lage der Soldaten gebessert wird. Der Kriegs- minister soll auch in Trcpows Wirken binter den Kulissen ein Hindernis zur Durchführung seiner Resormpläne erblicken- Berlin. sPriv.-Tel.j Wie der „Tribüne* aus Kap stadt telegraphiert wird, Men Tausende von arbeits losen Europäern einen Aufruhr hervorqerufen, der sich non der Stadt in die Lanbdistrikte ausdehnt. -Sie belager- tcn das Goiivernementsgebände und verlangten von dem Premierminister Jameso», daß sämtlichen Arbeitslosen von Staats wegen regelmäßige, lohnende Beschäftigung zugewiescn werde. Als ihre Forderungen unerfüllt blieben, unternahmen sie einen Run auf das Gouvcruementsgebäud-e, plünderten die Läden aus und stießen eine große Zahl der Eigentümer nieder, die sich ihnen cntgegenstellten. Waren im Werte von über 80 OM Mk. wurden geraubt und zerstört. Es werden noch weitere Unruhen befürchtet. Die Polizei ist außer stände, die Ausrührer zu bewältigen. — Uebcr weitere Aufstände, die sich im benachbarten Oranje-Freistaat abgespielt haben, er- hält ein Livcrvooler Handelshaus von privater Seite tele- graphische Mitteilungen. Danach haben zwischen Eingeborenen und katholischen Missionaren heftig« Kämpf« stattgefunden. Die
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