01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19111006014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911100601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911100601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-06
- Monat1911-10
- Jahr1911
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
-
7
-
8
-
9
-
10
-
11
-
12
-
13
-
14
-
-
-
-
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.10.1911
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
ML'rv erkigo c-Lefer^. Mntmatzliche Witterung: Kälter, trocken. Tie Italiener haben Tripolis besetzt. Ter Abschluß der M a r o k k o v c r h a u d l n n g c n ist abermals hinauSgeschoben worden. Ter preußische Eisenbahnminister hat das A u s r n s e n »ou Bier und anderen alkoholischen Getränken aus den Bahnsteigen vor 10 Uhr vormittags verboten. Ter ckä. Deutsche P r o t e st a n l e n t a g wurde geslern in Berlin eröffnet. Tic Ausführung von Herbert Eulenbergs „Anna Waleivsta" wurde in Königsberg von der Zensur ver boten. T ic m oiiar ch i st i s ch e B e w c g u u g in P o r t u g a l macln weitere Fortschritte. Die Royalisten habe» Oportv zum Hauptguartier gewählt. Bei dem letzten Sturmwetter an der belgischen K ii st c sind insgesamt 8 ti L ch i s s s s a h r z e u g e unter- gcgaiige n. Der ..kranke Mann". Ein 77jährbger Ministerpräsident ist nunrnehr der weiter des Kabinetts, daö die Türkei in der ictzigen Zeit ige leiten soll. K n t s ch u k S a i L> Pascha, znm 1t. Male «Äroßivesir. wird wohl selbst nicht glauben, daft er znm Retter seines Vaterlandes bernsen sei, aber er hat willig die Kabinettsbildung übernommen, er hat sich noch nie ge weigert, und er wird ebenso willig sein Amt wieder ab- gebeu, wenn er einsieht, das, er nicht einmal imstande ist, sein Kabinett vollständig zu besetzen. Er wird dann geduldig warten, bis er zum lst. oder 16. Male das Grvßwesirat übernehmen wird, denn er weist, dast die an Männern so blutarme Türkei ihn bei dem jetzigen Regime nicht ent behren kann. Das neue Kabinett wird sich von seinem Vorgänger wenig unterscheiden, möglich, daß Mustafa Rcschid Pascha, der neue Minister des Auswärtigen, eine etwas kräftigere Note hineintragcn wird: aber das ist wenig mehr als eine Hoffnung. Der einzige Trost in dem Elend politischer Verwirrung in Stambul ist die Tatsache, dast Mahmud Scheitet Pascha sein Amt behalt. Auf den Schultern dieses zähen Arabers ruht das -Osmancnreich: wie lange noch? Das Jiingtilrkcntum haßt diesen Mann, der ihm mir zu scsi steht, um sich wie die übrigen Puppen der Stambnler Regierung nach Belieben beiseite schieben zp lassen. Aber wer meist, ob nicht die zähe Minierarbeit der Nebcnregic- rung in Saloniki eines Tages doch von Erfolg gekrönt ist. Vorläufig ist Schestet Pascha allerdings der Sieger: -er samose jnngtürklsche Grvstwesir Hakt! Pascha, der in der Stacht vor der Entscheidung sich mit Würfelspiel er götzte und leine Zeit hatte, die dringenden Staatsdepesche» zu erledige», hat ihm weichen müssen, leider zu spät, um dos Versäumte nachholen zu können. Aber auch Said Pascha hat seine Amtstätigtcit damit begonnen, das un bedingte Friebciisbedürfnis der Türkei z» betonen und an die Großmüchic die flehentliche Bitte zu richten, Italien zum Frieden zu bewegen. Das ist nicht die Sprache einer Macht, die sich ihrer Kraft bewußt ist. das ist die Sprache einer hoffnungslosen Schwäche, die den Kampf bereits ver loren gibt, ehe er recht begönne» hat. Wenn man sich jetzt endlich zu energischem Widerstande aufrasst, so geschieht das mir. weil die Großmächte die Bitte der Türkei ab- lehiieil musttcn. Ter Halbmond der Türken beginnt zu verblassen. Das tapfere Osmaiieiivolk, das sich einst in der Kraft seiner Fugend den halben Erdkreis untertan gemacht hat, vor -cm die .Hauptstädte der Ehristenbeit erzitterten, sieht mit »crschränktcn Armen zu. wie die Mächte Europas ihm eine Provinz nach der anderen cntrcisten, und statt mit dem Schwerte drcinzuschlagc», fleht es die christliche» Völker um Hilfe an. Der Islam zeigt fetzt feine verderbliche Wirkung. Die Religion Mohammeds konnte nur zer stören. aber nicht ausbauen, sie konnte Völker unter- wcrfen. aber nicht versöhnen, sic konnte Staaten gründe», ober nicht organisieren. Mehr als ein halbes Jahrtausend herrschen die Osmanen in ihrem heutigen Reiche, aber cs ist ihnen in dieser Zeit nicht gelungen, die unterivorscneii Völker zu einem organische» Ganzen zu verschmelzen, in- so konnte die Lvslösung großer Reichsteilc vonstatten gehen, ohne daß die Bevölkerung dieser Länder sich dieser Sezession auch mir im entseriitcsteii widersctzt hätte. Es zeugte daher von einer ganz unglaublichen Naivität, wenn die Jinigtürlen glaubten, das vsmanischc Staatsbewußt- sein mit einem Schlage durch das vitvmanische ersetzen zu können, denn höchstens die islamitischen Völler der Türkei haben ein gemeinsames Staatsinteressc, die christlichen Völker erstreben den Abfall. Aber auch unter Len islami- tischen Völkern sind die Gegensätze größer als das Gemein same, der Islam hat gänzlich versagt. Es hat viele einsichtige Leute in Deutschland gegeben, die an der angeblichen Wiedergeburt des osmanischcn Reiches durch die jungtüptische Revvlmivii von vornherein Zweifel hegten. Die Türkei, soviel ist sicher, steht und fällt mit dem Charakter des islamitischen Staates, alle Bemühungen, heute ein interkonfessionelles Reich mit nationaler Basis auf dem Boden des internationalen, aber streng iviisessionellcii türkischen Reiches gründen zu wollen, müssen mit Naturnotwendigkeit zur Auslösung der Türkei führen. Die islamitischen nicht türkischen Völkerschaften hängen mit Zähigkeit an ihrer Nationalität, und die ewigen Aufstände im Jemen und in Albanien, das einst die EUtetrnppc der Grubberen stellte, die immer schärfer sich zuspitzendcn Gegensätze zwischen Türken und Araber und Türken und Kurden zeigen, welche Resultate das mehr oder minder atheistische Jungtürkenium gezeitigt hat. Immer größer wird heute in türkischen Kreisen der Wider stand gegen bas neue Regime, das nichts getan hat, das Reich zu stärken, das wohl aber lausend Bande gelockert hat. Daß heute die Armee schlagfertiger ist wie früher, ist nicht das Verdienst der Jungiürkcn, die im Gegenteil dem unersetzlichen Reformator Schcfkct Pascha fortwährend in den Arm fielen bei seiner Arbeit. Eine Wiedergeburt des türkischen Reiches kann nur in dem Sinne einer Festigung des streng konfessionellen Charakters der Türkei erfolgen, cs fragt sich nur, ob nicht die glückliche Stunde hierzu bereits verstrichen ist. In dem Völkerchaos des Orients und die Osmanen sicherlich das sympathischste Element, sie sind ein ritter liches Volk, tapfer und treu bis zum Tode. Gerade diese Eigenschaften haben uns die einstigen Söhne der Steppe nahegcbrachk. Noch heute lebt dieser Geist unter den Osmanen, hat doch jetzt der türkische Gencralinspekteur Jzzct-Fuad Pascha an die Italiener die Aufforderung ge richtet, sie möchten zwei ihrer Armeekorps zwei türkischen gegeiiüberstcllcii, und dem Sieger solle der Preis zu sollen. Man mag lächeln über diese so ganz und gar unmoderne Auslassung des Krieges, aber in ihr offenbart sich doch das Rittertum eines tapferen Voltes, daö unsere Sympathien reichlich verdient. Daran darf man sich auch nicht durch gewisse Ungerechtigkeiten irrcmachen lassen, die der türkischen öffentlichen Meinung häufig unterlaufen. In der hohen Politik sind die Türken ziemlich unbewandert, soweit sie wenigstens nicht der Diplomatie aiigchvren. Daraus erklären sich auch die überschweng liche» Hoffnungen aus die -Hilfe des Deutschen Reiches, man hat kein Verständnis für rauhe Realpolitik, und da außerdem in Koiistalitinovel die gewerbsmäßigen Dcutschen- feind: eifrig an der Arbeit sind, so kann man sich nicht wundern, wenn das türkische Volk im Ernst glaubt, von Deutschland im Stich gelassen zn sein. Unser Auswärtiges Amt aber sollte die A-rgcn offen halten. Said Pascha ist ein ausgesprochener Freund der Engländer, die ihm einst Schutz gewährte», als die Schergen Abdul Hamids ihm nach dem Leben trachteten. Gerade jetzt kommt die merkwürdige Nachricht, England wolle den Türken den D n r ch in a r s ch d n r ch dl c g y p t e n gestatten. Diese Meldung klingt sehr unglaubwürdig, sie mag aber trotzdem verbreitet sein im Einverständnis mit der englischen Negierung. Ehe die Türkei von Arabien ans eine ansehnliche Armee durch Aegypten nach Tripolis marschieren lassen konnte, würden mehrere Wochen ver geben. Bio dahin dürfte der Krieg durch Vermittlung der Großmächte längst beendet sein, England aber halte den Ruhm, der Türkei beigesprungen zu sein. Da man damit zugleich die Mohammedaner Indiens ziifriedcngestcllt Halle, v wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen worden. Wie aber auch der Ausgang des Krieges sein möge, ein Resultat wird er ziemlich sicher haben, nämlich das Ende der f u n g t ü r k i s ch e n Herrschaft. Auch dem blindesten Türken muß jetzt die Erkenntnis gekommen sein, daß das Inngtürkische System nicht lebensfähig ist. Saß cs ein Unding ist. westeuropäische Verfassungen dem Orient aiiszwingen zu wolle». Eine Rückkehr zum Absolutismus Abdnl Hamids ist natürlich ebenfalls unmöglich. Es wird jetzt daraus ankommen, den guten Kern der jungtürkischcii Bestrebungen heraiisznschäleii und ihn mit dem islami tischen Charakter des türkischen Staates in Einklang zn bringen. Von dem Gelingen dieses Experiments wird die Zukunft des Osmanciirciches abhängcn. Dazu sind allerdings andere Männer notig als der 77jährige Said Pascha oder der fast 00jährige Kiamil, unter deren Regie rung der „kraute Mann" nie genesen wird: dazu bedarf cs eines Mannes mit eiserner Energie und starken Nerven, der jeden Widerstand zu Boden schlagen und nnbckümuicrr um das Geschrei der Menge seinen Zielen nachstrebcu muß. Tie Kraft des Osmanentums ist noch nicht erloschen, möge ihm bald ein neuer Führer erstehen! —e. Neuerte vrafttmelllungen vom 6. Oktober. Zum italienisch-türkischen Kriege. (Vergleiche Artikel vor Tagesgeschichtc.s Tripolis von den Italiener»» besetzt. Mailand. fPriv.-Tcl.f Zufolge einem Telegramm ans Malta in dem „Eorriere della Sera" haben die Italie ner Tripolis besetzt. Ein Teil der türkischen Trup pen ergab sich, ein anderer flüchtete i« das Innere des Landes. Die Schiffahrt nach TtipoliS ist frei. Die tele graphische Verbindung mit Tripolis soll schnell wicdcr- hergestellt werden. Die Flüchtlinge in Malta rüsten sich zur Rückkehr. Die in Moscheen versammelten Araber beschlossen, keinen Widerstand zn leisten. Rom. iPriv.-Tel.) Auch bei dem zweiten Bom bardement wurde nicht beabsichtigt, Privatgebäiide zu be schädigen: nur öffentliche Gebäude und die Forts wurden beschossen. Die Türken sollen das Feuer mi^ großer Lebhaftigkeit c r widert haben. Die eigentliche Besetzung von Tripolis wird durch das Expeditionskorps, nicht durch Marincsoldatcn, stattsintzen. Alle fremdländischen Konsu late in Tripolis waren durch Vizeadmiral Farawclli von dem bevorstehenden Bombardement unterrichtet worden und hatten Flaggen aufgezogen. Rom. iPriv.-Tel.l Die Meldung, daß der italie nische Dampfer „Bares c" von einem Torpedo ge troffen wurde, wird dementiert. e- Jtalieuischc Großsprecherei. Rom. lPriv.-Tcl.j Offiziös wird erklärt, daß der Zweck des Bombardements von Tripolis ge wesen sei, die dortigen später unnützen, jetzt aber die An näherung der italienischen Schisse und einer Trnppcn- lanöiing gefährdenden Festnnaswerkc zn beseitigen und der Garnison wie der Bevölkerung eine heilsame A ngst vvr Italicus M a ch t einznflösten. Die Strciszügc dcS Herzogs der Abruzzen. Athen. lPriv.-Tcl.i Der Kommandant der italie nischen Torpedoslottille, der Herzog der Abruzzen, ließ ans Befehl aus Rvm seine Absicht, mit den Torpedo bvotszerstörern in den Ambrakischcn Gvls cinznsnhrei!, fallen. Man glaubt, daß die Aktion der Italiener vor P r e - v e s a bis auf weiteres eingestellt wird. Es wird behauptet, dast nach der Zerstörung der in den Hasen von Riimeiiipig geflüchteten türkischen Torpedoboote die Mannschaften dieser Vvvte, die sich an Land retteten, von de» Albanesen des Ortes entwaffnet und nieöergcmacht worden seien. Die Vcrmittlungsaktion. Berlin. lPriv.-Tcl.) Der „Voss. Ztg." zufolge liegen direkte Andcntnngcii dazu vor, dast. wenn die Italiener eist in Tripolis festen Fnst gefaßt haben, sie gern bereit sein werden, V e r m i k t l n n g s v v r i ch l a g e an sich heran- trctcn zu lassen. Italien habe kein Interesse daran, den immerhin kostspieligen Krieg ohne Not in die Länge zn ziehen. Was speziell Deutschland betreffe, so stehe diesem nach der ganzen Sachlage eine führende Rolle in der Verniittlnngsgktivu zn, die cs denn auch vorzubereiten emsig am Werke sei. Der deutsche Botscliaster bei der Pforte. Freiherr v. Marsch all, sei fortdauernd mit den türki schen Staatsmännern im Verkehr, um in nichtvssizielle». sozusagen akademischen, zunächst rein theoretische» Erörte rungen einer künftigen Vermittlung vorznarbei.en. Darüber hinaus gehe die Tätigkeit des dciitschcn Bot schafters nicht. Darüber hinaus könnten auch die anderen Botschafter zurzeit nicht gehen. Müßte doch vor allem auch der Anschein vermieden werden, als wolle man Italien in den Arm fallen, ehe es das Ziel seiner langjährigen Be strebungen und jetzigen Anstrengungen erreicht hat. Von den Kontinentalmächten wolle dies keine, am allerwenigsten Deutschland. Der Verkehr aus der LcvanteUnie. Hamburg. sPriv.-Tel.i Die Deutsche Le van te il nie erklärt in einem Zirkular an ihre Verlader, dast sie den Verkehr mit den Häfen der Levante nach wie vor uneingeschränkt aufrecht erhalten kann, aus genommen nach den irtpolitanischen Häsen. Gleich den
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode