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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010809010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901080901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901080901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-09
- Monat1901-08
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.08.1901
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Am Mittwoch Abend kam auf dem Hauptbahnhos eine « Anzahl Turner au» Wien hier >m »nd wurde von !tem de« Dresdner Turnverein» von 1867 herzlich empfangen, 'st Omnibus fuhren diese sodann mit ihren Wiener Gästen die Stadt nach dem Hotel Hammer. Hier wurde unter Bethelliguna der Mitglieder des Dresdner Turnvereins und Zertreten hiesiger Brudervereine zu Ehren der Wiener ein Kommers abgehalten. Der Saal war prächtig geschmückt. Bor dem Podium batte eine gröbere Pflanzeiigruppe Ausstellung ge- funden, au» der di« Büste d«S Turnvaters Jahn hervorragir. ferner schmückten eine gröbere Anzadl Fahnen hiesiger Turnvereine die Bühne. Al» die etwa SO Mann zählende Wiener Turn- aemeinde im Saale erichien, wurde sie vom Orchester mit einem Tusch «nd von den hiesigen Turnern mit einen, dreifachen „Heil" begrübt. In herzlichen Worten hieb hieraus Herr Beheimiekretär Müller di« Turngenossen au» der österreichischen Hauptstadt will kommen, wobei er zugleich an dt« Gastfreundschaft erinnerte, die die Dresdner Turner vor^wei Jahren in Wien in so herzlicher Weise gefunden hätten. Diese Gastfreundschaft zu erwidern, sei der Zweck oe» heutigen Festabends. Der Vorsitzende der Wiener Turngemeinde dankte in längerer, oft von lebhaftem Beifall unter brochener Rede für den grohartigen Empfang und gab seiner Freude über da» Wiedersehen Ausdruck. Er schilderte in beredten Worten die Kämpie der deutschen Tumer in Wien gegen den Ansturm der Ezechen und Slaven und betonte, daß gerade die Freundschaft mit der deutschen Turnerschaft e» iet. welche beide Rationen. Deutsche und Oesterreicher, miteinander verbinde. Liedervorträge der Sängerschaft de» hiesigen Vereins, sowie rin Kürturnen am Barren und Keulenschwingen sorgten für weitere angenehme Ab wechselung. Im Lause des Abends wurde» eine ganze Reihe von Trinkivrüchen auSgebracht. und rasch waren die schönen Stunde» verflossen, als daS Zeichen zum allgemeinen Ausbruch gegeben wurde. — Zu der am 25 ds. M. Nachmittags >/»!! Uhr aus dem Sportplatz an der Lennöstraße stattfindenden. vom Dresdner Sport-Club veranstalteten Gvmkhana. zu der Herr Hoflieferant Herrn. Mühlberg mehrere ebenso werthvolle wie prak tische Ehrenpreise gestiftet bat. sei »och bemerkt, datz die Kon kurrenzen osten für alle Mitglieder deutscher Sport- und Turn vereine sind Das mathematische Jahren stellt an die Theilnebmer ziemlich Hobe Forderungen, denn »ach zwei zurückgclegte» Runden ,st ein Rcchenexempel schriftlich zu lösen und nach erfolgter Lösung abermals eine Runde zu fahren. Beim Lichtersahien erhält ,cdcr Fahrer eine brennende Kerze und eine Schachtel Streichhölzer in die Hand, womit er die Bahn umkreisen mich; verlöschte Kerzen sind wieder anruzündrn. Das Radel-Fadcl-Madel-Fahre» verlangt, während de» FahrenS einen Faden einzusädel», wozu grobe Ge wandtheit erforderlich ist, während man beim Erers,ihren mehr Ruhe besitzen muß, denn cs ist ein Ei. aus einem nicht zu groben Holzlöffel liegend, um die Bahn zu falnen. Bo» den übrigen Konkurrenzen dürsten Hindernih-Fahren und -Lausen. Rückwärts lausen Jabrollen und Sackhüpfen bekannt lein. Reu ist das Kartvfselrennen. wobei alle 10 Meter eine vorher hingelegte Kar toffel von den Läufern in mitzunchmende Handkörbchen aus,„heben ist. GrokeS Interesse für Zmchauer wie Theiliiehmer bietet das Dreibeinlausen, bei welchem zwei Läufer mit den beiden innere» Beinen zusammengeschnürt werben, so das, sozusagen nur mit drei Beinen gelaufen wird. — Alle weiteren Auskünfte crhäit man in der Geschäftsstelle Kunkel u. Co., Zahnsgasse 14. und bei Herrn Hoflieferant Herm. Mühlberg, Wcbrrgasse. — Die „Internationale KunstauSstellnn g" darf sich erfreulicher Weise trotz des seit wcnigen Tagen herrschenden unfreundlichen Wetters eines überaus guten Besuches erfreuen, da der Aufenthalt in den gut ventiiirtcn Ausstellungsräumen höchst an genehm und für ausreichende Sitzgelegenheiten Sorge getragen ist. Auberdem bietet die Restaurakionshalle zur Erholung nach all' den Kunststrapazen einen anheimelnde» Raum, der „amerrllrch in den Abendstunden von Familien der besten Gesellschaftskreise ausgesucht wird, die sich oft und gern hier ein Rendezvous geben, weil sie immer sicher sind, hier Freunde »nd Bekannte zu finden. Rach dem Beisetzungötage der verstorbenen Kaiserin Friedrich treten selbstverständlich die Eonccrle wieder in ihre Rechte. Während der Arnreetrauer n»d des bevorstehenden Manövers werden voraussichtlich eine Reihe österreichischer und ungarischer Kapellen im AuSstellungspark concertiren. — Im Zoologischen Garten wird vom 10. August ab auf kurze Zeit eine ans 50 Personen Männern. Frauen »nd Kindern) bestehende Beduinen-Karawane ihr Lager anf- scblagen. Die Truppe führt Pferde, Dromedare und Eiel in ge nügender Anzahl mit sich zur Vorführung getreuer Scene» aus dem Wüftenleben. Tänzerinnen und Musiker geben in einem arabischen Cass Probe» beimathlichci Tänze re., geschickte Hand werker linden einen Bazar errichtet. — Weiber Hirsch. Im Laufe der nächsten Woche wird hier zum Besten der unter dem Protektorat der Fra» Prinzessin Friedrich August stehenden Kinder-Bewahranstalt eine musikalisch dramatische Soiröe statisiuden, welche sehr interessant zu werden verspricht, da einestheils die Mitwirkung tüchtiger künst lerischer Kräfte gesichert, andereirlheils das Erscheinen der beide» Prinzessinnen Friedrich August und Johann Georg in Aussicht gestellt ist. — Eine interessante militärische Berladcübung fand geilem auf dem Coitbuser Bahnhofe in Großenhain statt. l>/, kriegsstarke Schwadron des Königshmaren-Regiinciits, 16 Offiziere. 234 Mann. 246 Pferde, 4 Fahrzeuge und t>000 Kilo Gepäck wurden von 2—4 Uhr in einem Sondcrzuge glatt unter- aebracht, der 4 Uhr 20 Min. nach Zeithain abdampste. Bei Röderau erfolgte die Ausschiffung der Truppen auf freier Strecke und hieraus der Weitermarsch nach Zeithain. TageSgeschichte. Deutsches Reich. Aus Hanrbnrg wird von gestern bc- Hafen, der bis über richtet: Eine zahlreiche Menschenmenge harrt am . . Altona hinaus mit Flaggen und Gnirlandrn geschmückt ist. Auch die Straßen Hamburgs,besonders dieienigen, die der Fetdmarschall passirt. sind reich geschmückt. Um 1> Uhr traf die „Gera" ein, von zahlreichen Passagierdampfem begleitet. Die Mannschaften, die auf dem Oberdeck aufgestellt waren, brachte» beim Passiren der St. PauIr-LaiidungSbrncke ei» dreifaches Hurrah ans. das von der Menge erwidert wurde. Unter brausenden Hochrufen der nach Tausenden zählende» Menschenmenge landete der Geiieral- seldmarichall Graf Waldersee und sein Gefolge gegen l Uhr an der festlich geschmückte» St. Pauli-Landungsbrücke. wo Bürgermeister Hachiiiann und zahlreiche Offiziere sich eingefunden hatten. Hier iaird militärischer Empsnng unv eine Ansprache des Generals v. Wittich statt. Dann schritt der Fcldmarschall nr der Uniform der Königs-Ulanen die Front der Ehrenkonivaanie ab. Es folgte ein Parademarsch und sodann die Fahrt in offenem, von KönigS-Ulanen eskortirtemGaiawagendurchdieleichgeschniückten, mit lubelnde» Menschenmasse» dichtaefülllc» Straßen nach dem Nach hause, wo Empfang durch den verrat und Frühstück stattsand. Das Aussehen Waldersee's ist ein vorzügliches. Zur Rückkehr des Grafen Waldersee schreibt die „Kreuz-Ztg.": „UnS will es bedürften, ja wir wissen, daß so wenig Feind der Fcldmarschall in seiner frischen fröhlichen Soldaten- natnr dem Jauchzen froher Meirichen ist, ihm doch oas Vertrauen seines obersten Kriegsherrn, der Dank der Armee und des dcut- scheu Volkes, die erlangt zu haben ihm in hohem Grade geglückt ist, thurmhoch über dem äußeren Gepränge sichen. Mit wahrhaft dankbarem Herzen heißt der treu gesinnte Thcil unseres Reiches den Führer und die Truppen willkommen, Gott dankend, daß cr seine Hand gnädig auch über dieser Expedition gehalten hat, die viele erfahrene Männer nicht ohne Besorgniß in die Weite ziehen sahen. Nächst dem Herrn der Herren dankt das Reich dem weisen, hochbegabten Führer für die so glückliche Durchführung des Zieles der Unternehmung... Ja, Diejenigen möchten nicht Unrecht haben, die behaupten, daß, wenn eine Annäherung der Nachbarn, vor Allem der Franzosen an uns sich in letzter Zeit vollzogen hat, dies in erster Lrnie dem hohen diplomatischen Takte und der Per- sönlichkeit des Grafen Waldersee zu danken ist, dem die aus allen Theilen der Erde zusammengewürfelten Truppen bei seinem Scheiden die lebhaftesten Ausdrucke ihrer Anhänglichkeit. Anerkenn- ung und Dankbarkeit gegeben haben." — DaS „Kl. Journ." hebt die Schwierigkeiten hervor, die dem Grafen aus der Bielköpsigkert der glerchgeorvneten Elemente erwuchsen: „ES ist eine schöne Sache um vie militärische Unterordnung und den klaren Gang der In stanzen. Das Oberkommando befiehlt, die KorpS, Divisionen. Brigaden und so weiter befehlen weiter und nach einigen Stunden >ftbt der letzte Unteroffizier seine Anordnungen an dre Korporal- ast au». Davon konnte in China nicht die Rede sein. Tic fremden Truppenlherlc waren dem Lberkomniaiidireiide» nur sor- nrrll untergeordnet, in Wirklichkeit aber unabhängig. Statt zu be fehlen, mußte der Marschall verhandeln, statt klarer Dispositionen gab es Kompromisse Und auch das wäre noch zu ertragen ge wesen. hätte der Graf nur mit den fremden Generalen zu tyun ge- habt. Aber auch die Diplomaten griffen in feinen Befehlsbereich, und war cs ihm gelungen, die Gesandten zufriede,, zu stellen, dann erfolgten von Serien der heimischen Nabrnete Spezialordres und Anweisungen, die das erreichte Einverständnis, über den Haufen Warfe». Daß in dieser babylonischen Verwirrung überhaupt eiwaS erreicht worden ist. muß Wunder nehmen und verdient höchste» Lob." — Die „Rhein.-Westf. Ztg." sagt: „Nickt mit Kriegsruhm bedeckt, aber mit dem befriedigenden Bewußtsein, gehorsam den Wünschen seines Kaisers eine undankbare Aufgabe nach bestem Wissen und Gewisse» gelöst zu haben, landet heute Graf Wälder» see auf deutschem Boden. Er ist für eine kurze Zeit der Befehls haber von Truppen von acht verschiedenen Großmächten gewesen, zwischen denen sonst vielleicht ebensoviel tiefgehende Interessen gegensätze bestehen. Er kann die Genuglhuung haben. Soldaten unter fernem Kommando vereinigt zu haben, die sich sonst aus eine» Kamps gegeneinander, aber nicht miteinander vorzuberciten Pfleg ten. Wollte man diese» Gedanke» phantastisch werter ausspinnc», so käirnie man seine Befriedigung darüber ausdrückcir, daß ein Deutscher berufen war. wenn auch nur auf Monate, die indo germanischen und christlichen Bölker. fasern sie keine politische Ein- siedlercxislenz führen, einmal unter seinem Marschallstab zu einem gemciirschastlichcir Zwecke vereinigt zu haben." — Die „Hamb. Nachr." sprechen sich also aus: „Man Hai behauptet, dag Graf Waldersee nur nominell Oberseldherr gewesen sei. in Wirklichkeit hätten sich die übrigen Koiitiirgcntssührer wenig um ihn und seine Befehle gekümmert. Anderseits ober ist Thatsuche, daß cr da, wo er Gelegenheit erhielt, als Oberkommandilender aufzutreien, dies uiit Energie und Geschick aethan hat, wenn auch der größte Thcil seiner Arbeit darin bestauben haben mag, »rancherier Reibungen zu verhüten, die sich zwischen den Vertretern der europäischen Mächte zu erheben drohte», oder, wo sich solche Reibungen schon eingestellt hatten, für Ausgleichung zu sorge». Ebenso werden die Eintheiluiig der besetzten Provinz Tschili in verschiedene, den Stärken der Kontingente angemessene Zonen, ferner die Ausstell, ung der Pläne für gemeinsames Handeln, sowohl im Felde gegen die chinesischen Hausen, wie zur Verwaltung der besetzte» Gebiete, sowie die Regelung des Verkehrs der chinesischen Bevollmächtigten mit dem Kaiserhose und endlich der Erlaß einer Reihe von leitenden Anweisungen für di« Truppen aller Kontingente mit Recht als arr- erkcnncnswcrthe Leistungen bezeichnet, die dem Armccslabe zu Gute gebracht werden müssen, dessen Thätigkeit Graf Waldersee verantwortlich zu leiten hatte. Jedenfalls wird es auch für Die. welche mit uns der chinesische» Aktion, der Entsendung Waldcrscc's und den Ergebnissen der Expedition skeptisch gegenüber gestanden haben resp. sichen, ein patriotisches Bedürfnis, sein, dem heim- kchrenden^ General die Ehre zu erweisen, die ihm zweifellos ge bührt. Sic geben damit ihrer Anerkennung für die Treue und Tapferkeit Ausdruck, womit der Fcldmarschall, seine Offiziere »nd Soldaten, ihres deutschen Namens eingedenk, fern von der Heimath jenseits des Weltmeeres einem tückischen Feind gegenüber und von einem feindlichen Klima bedroht, ihren Mann gestanden und ihre Pflicht gethan haben. So lebhaft cs im Interesse des Grase» Waldersee zu bedauern ist, das, ihm der geplante großartige Em pfang in Hamburg nicht z» Thcil wird, Io wenig läßt sich auderer- scitS bestreiten, das; es vielleicht nicht beklagt zu werde» braucht, wenn aus diese Weise große politische Reden bei der Bewillkomm nung vermiede» werden. Sie Hütten möglicher Weise doch Anlaß zu iinerauicklichen Kommentaren gegeben, vielleicht auch im Aus lande. Auch wäre» übertriebene Kundgebungen zur Ehrung Waldersee's um so weniger am Platze gewesen, als Niemand weiß, welcken weiteren Verlaus die Dinge in Ehirra nehme» werden." Ilcberdic letzte» Augenblicke der Kaiserin Friedrich »nd die Vorgänge, die sich im Lause dcS Montags om Sterbelager ab- spicltcn, werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Seit Uhr früh umgaben der Kaiser und die Kaiserin mit dem Kronprinzen, sowie die Töchter der Leidenden mit ihren Gatten das Sterbelager »nd pflegten die Kranke, unterstützt von den beiden Aerztcn Prof Dr. Reimers und Dr. Spiclhagcn. Der Kaiser saß häufig neben dem Bett und hielt die Hand der scheidenden Mutter innig um schlossen, die bis zur Mittagszeit trotz großer Schmerzen bei voller Besinnung blieb. Tann schlummerte sie allmählich ein und kam nicht wieder zum Bewußtsein. Kurz »ach 6 Uhr Abends gaben die Aerzte ein Zeichen, daß nunmehr die Scheidestunde gekommen sei. Der Kaiser ergriff die Hand der Sterbenden und hielt sic sest, bis das Leben völlig erlösche» war. Tie übrigen Angcbörigcn iimririgtcn kniceiid i» stummem Gebet das Sterbelager. Alsdann begaben sie sich in das Nebenzimmer, und die Aerzte, unterstützt von der langjährigen treuen Pflegerin, bahrten die Leiche auf dem Sterbebett auf, in getreuer Erfüllung des oft ausgesprochenen Wunsches der Verblichenen, daß kerne fremde Hand nach ihrem Tode sie berühren, kein fremdes Auge sie erblicken solle. Als das Werk der Ausbahriing bccrrdct war, traten die Angehörigen wieder ein »nd die Prinzessinnen bestreuten das Lager der todten Mutter mit Rosen. Dann wurde der Hofstaat und die unmittelbare Be dienung zugelassen, um in stiller Andacht der geschiedene» Herrin den letzten Gruß zu bieten. Vorerst bleibt die Kaiierin aus ihrem Lager, bis der Sarg bergestellt ist. Den Roserischmuck des Lagers erneuert man von Zeit zu Zeit. — Zu der im Schlosse an- gesehten Familicnandocht wird der Bischof von Rivorr nach Cron- berg gerufen: er hat der Kaiserin im Leben nahe gestanden. — Der Kaiser drückte de» beiden Aerzte« Anerkennung »nd berzlichen Dank aus. — Welchen herrschenden und zwingende» Einfluß die Kronprinzessin auf ihren Gemahl hatte, schildert Gustav Freytag in folgenden Worten: „Seine Hingabe und Unter- ordmrng unter die geliebte Frau war eine völlige. Diese Liebe war das Höchste »nd Heiligste in seinem Leben, das ihn ganz erfüllte. Sic war die Herrin seiner Jugend, die Vertraute aller seiner Ge danken. seine Rathgebcrin, überall, wo sic Rath zu geben geneigt war. Anlage der Gärten, Schmuck der Wobnung, Erziebrirrg der Kinder, das Uriheil über Menschen und Ereignisse, Alles richtete er nach ihrer Persönlichkeit. Wo er ihr einmal nicht ganz folgen konnte, oder wo sein innerstes Wese» ihrer Forderung widersprach, war cr tief unglücklich und unzufrieden mit sich selbst. Sie war aus größeren Verhältnissen zu ibm gekommen, batte mit reichen Anlagen, schncllsassendcm und hochfliegendem Geist, als Lieblings- kind ihres Vgters, ihren geistigen Inhalt aus einem weit »msang- rcicheren Gebiet von bildendem Stoff erhalten. Durch glückliche Jahre hatte sie mit Eifer und zuweilen mit Geduld dahin ge arbeitet, in der Seele des Gemahls die Interessen groß zu ziehen, die ihr an, Herzen lagen, und er einvsand in seinem einfachen, lauteren Gcmüth, was in ihm lebendig geworden war, als ibr Werk. Ihm war, als hätte er erst durch sie sehen, fühlen, das Wahre erkennen, das Schöne genießen gelernt. Es war leicht zu verstehen, daß solche Herrschaft einer Iran dem Manne, dem kiins- tigen Regenten von Preußen, Schwierigkeiten »nd Kämpfe z» be reiten drohte, größere vielleicht der Frau selbst, welche da führte und hob, wo es dem Weibe Bedürsiriß ist, geleitet zu werden." Eine besondere Ehrung wird die Kieler Bürgerschaft dem Flaggschiff der heimkehrenden Ehinadivision. dem „Kurfürst Fried rich Wilhelm" und dem Schweslcrschiff „Wörth", die am nächsten Dienstag in Kiel elnlarrscn, bereiten. ES soll eine Begrüß ung der Chinakämpker ans dem Wasser stnttsindcn. Burger, Studenten. Korporationen und Vereine werden Dampfer und Boote auSrüsteir und dell Linienschiffen entgegenfahrcir. Diese erreichen Nachmittags den Hasen. Herr v. Koller kehrt mit der Berufung z»m Staatssekretär z» dem Wirkungskreise zurück, den er im Oktober 1804 verlassen, als er gleichzeitrg mit der Berufung des Fürsten Hohenlohe zum Reichskanzler zum preußischen Minister des Inner» ernannt wurde. Herr v. Koller hat am 8. Juli sein 00. Lebensjahr voll endet und ist ein Man» von rüstigster Gesundheit. Geboren im Jahre 1841 zu Kantrack, trat cr nach absolvirtem juristischen Studium in den preußischen Verwaltungsdienst ein und inachte die übliche Karriere, Landrath des Kreises Kaminin. konservativer .Reichstagsabgcordrreter für Kämmst,-Greifcnberg. Sein Mandat erlosch 1887 mit seiner Ernennung zum Polizeipräsidenten von Frankfurt a. M., von hier kam er 1689 als Unterstaatüsckretär des Innern in das Ministerium der Reichslande. Fünf Jahre hat er in diesem Amte gewirkt; die Aeußcrungen aus dem Reichslaiide. als die erste Kunde von seiner Ernennung kam. Offen daraus '--ließen, daß er noch manche „moralische Eroberungen'' zu machen ,at. Vielleicht hat die kurze, aber wenig erfolgreiche Thätigkeit des Hern, v. Koller alS preußischer Minister des Innern mancher lei Mißtraue» im Reichst,i»de wachgcriiscn. Tie öhottgkett des Herr» v. Koller als Oberpräsidenl von Schleswig-Holstein, der >n diesem Monat das vierte Jahr vollendet, bat ihn als iüchiigcu Vorwaltungübeamien erwiese», dein es >» dieser Grenzprvvnn ge lungen ist, unter den schwierigste» Verhältnissen doö deutsche Jitter esse zu wahren und mit einer sprachlich geunschlen Bevölkerung den mockuu vivoncki herzusielle». Zu wünsche» ist Herrn » Kotier, daß es chm aus dein „westlichen Glacis", wie Fürst Bismarck das ReichSland bezeichnete. gäingt, seine Berufung ebenso durch die Thaten zu rechtfertigen, ivie rn SchleSwig-Holstei» Beide Amls- aebiete haben mit einander gemeinsam, day mit de» leitende» Stellen nicht expcrimentirt werden darf. Tie Schleswig-Holsteiner werden ihren bisherigen Oberpräsiderttcn nur ungern scheiden sehen. — Freiherr v. Wilmowski, der als Nachfolger des Herrn v. Koller zum Oberpräsidenlen von SchleSwig-Holstei» be stimmt ist, ist Wirklicher Geheimer Obcrregierungsratv und Ehe! der Reichskanzlei. Er ist der zweite Sohn des im Jahre IMl verstürbe,en Freiherrn Karl v. Wilmowski. der lange Jahre Ge heimer Äabineisrrth des Kaisers Wilhelm l war. Freiherr Kurt v. Wilmowski hat am 5. Mar sein 51. Lebensjahr vollendet. Seit dem Jahre 1894 ist er Ehes der Reichskanzlei und hat in diesem Amte unter dem Fürsten Hohenlohe und nach lleiiergang des ReichskanzleramteS aus den Grasen Bülow ebensoviel Begabung und Kenntnisse wie einen i» schwierigen Situationen untrüglichen Takt bewiese». So ist seine Berusnng als Oberhaupt der mccr- unischlungeneii Nordmark mit den besten Hoffnungen begleitet. Die Statthalterschaft von Elsaß-Lothringen soll, wie kürzlich gemeldet wurde, dem Grasen Waldersee -»gedacht sein. Dazu bemerkt nun der „Hnmb Korr.": „Daß die Statthalterschaft des Fürsten Hohenlohe-L»ngc»bnlg ihrem Ende sich zunrigt, ist vielleicht nicht »»iglaubhast, aber daß Gras Waldersee aus seiner militätischen Stellung bkrmisgeiwmmen und in Straßburg laltgestellt werden sollte, klingt wie ein schlechter Scherz. Es ist auch früher einmal ein weit wahrschei>iiichcrc> Kandidat für die Nachfolge des Fürsten Hohenlohe Lungciibnrg genannt worden. Dieser wahrscheinlichere Kandidat sür den Statt nasterposte» i» Straßburg ist der Schwager des Kaisers, Prinz Adolf zu Schnumduig-Lippe." Wir gebe» zu, meint die „Tägl. Nundsch.", daß die Statthalterschaft des Prinzen zu Schaumburg- Lippe sehr viel Wahrscheinlichkeit sür sich hat. können aber nicht einiehen, inwieier» die Ernennung Waldersee's als eine niilitä- riiche Kaltstellung zu bezeichnen sei» würde Sie würde es ebenso wenig sein, wie seiner Zeit die Ernennung Maitteufsel's. Der Feldmarschall v. Maiileuffel suhlte sich damals durchaus nicht kalt gestellt, weil er die Bedeutung dieses hohen Vertrauenspostens kannte »nd überdies wußte, daß im Fall eines Krieges seiner Wiederverwendung in irgend einer Oberbcfehlshoberstelle nichts im Wege sinnd. Tgsselbe würde bei dem Grase» Waldersee der Fall iein. Wenn inan aber eine Stellung, die im Friede» der Thätig- keil sür TrnppcnauSbildniig und Triippensiihrnng nur einen mäßigen Spielraum gewährt, eine militärische Kaltstellung nennen will, so war Gras Waideriee bereits längst taltgcitellt, ehe er nach Ehina ging. Die Stellung an der Spitze einer Armee-Inspektion ist eine hohe Ehrenstelliing voll großer Auszeichnung und mit der Anwarlichast aus die bciondere Vertranensstellung eines Armee- sührers im Kriege; im Frieden aber bietet sic mehr Ehren als Thätigkeit. — Die „Slraßb. Post" glaubt nicht, daß die Gerüchte begründet seien, nach denen Fürst .Hohciilvbe-Langenburg aufhörcn soll, Statthalter von Etzaß-Lvthriiige» zu sein: „Sv weit wir uns für nnterricbiet Hallen können. Hai der Kaiserliche Statthalter, dem dieVerwaltung seines schwierigen »nd verantwortungsvollen Amtes im Lnuie der Jahre immer mehr aii's Hcrz gewachsen ist, durchaus nicht den ihm viellach rugeichucbeiien Wunsch, von seinem Posten zu scheiden. Der Fürst ist auch noch viel zu rüstig, um an Ruhe zu denken. Da andererseits sür den Kaiser sicherlich kein Grund besteht, de» Fürsten durch einen anderen zu ersetzen, so glauben wir. daß die angebliche Siatthaltcrkrise in Wirklichkeit gar nicht besteht" So also denkt man in den reichsländischen Regierungs- kreisen. Bei der letzten Sitzung des Landcsausichusses der national- liberalen Partei in B aycrn r. d Rin. die in Nürnberg statt fand, kam Abg, Münch-Ferber in seinem Referat über die Stellung der Partei zu de» Tagesiragen auch anf die Erneuerung der Handelsverträge als die wichtigste Ausgabe der nächsten Zeit zu spreche». Die iiationalliberaieii Abgeordneten hätten ihren Wählern veripwchen. der L a n d w i r t h s cd a st zu Helsen, sie seien daraufhin grwähst »nd eS sei ihre Ehrenpflicht, Wort zu halten. Sie müßte» unenlwegt ans dieses Ziel lossleuer», dürften nicht nbschwenken und sich nicht irremachen lassen. Die Beschlüsse der parlamentarischen Fraktionen leie» dem ciisiprechend. die Kvsaken- fnrclst sei unberechtigt. Nicht das Ausland, der deutsche Markt lei die Hauptsache, ihn müsse sich auch die Industrie erhalten. Mit Eierlegen werde die Agrarfrage nicht gelöst, der Landwirth müsse auch etwas verdienen können. Man solle sich hüten, Englands Beispiel nachzuahmen und die Landwitthschaft zu ruinircn. Das Geschrei vom Brolwncher werde die iiativnalliberale Partei nicht irre machen, die iiativnalliberale Fraktion treibe keine Juteressen- pvlitik im Reichstage, sie greise ein, weil und wo es das Gemein wohl erfordere. Des Referenten Ausführungen, »amentlich auch die über die Stellung der Partei zur Landwitthschaft, wurde» mit lebhaftem Neisall von der Versammlung ausgenommen. Uni- versitätsprofessvr Dr. Lotz (München) wahrte den in der Agrarfrage abweichenden Standpunkt der Minorität unter lebhaftestem Wider spruch der Majorität. Namens seiner Freunde und Gesinnungs genossen gab Redner folgende Erklärung ab: „Entsprechend dein Grnndiatze. daß innerhalb der nationalliberalen Partei Freiheit in wirthschastlichen Fragen gewahrt bleibt, behält sich die Minorität, die eine Erhöhung der Gctreidezölle unterlassen wissen will, vor, diesen ihren Standpunkt nach wie vor öffentlich z» ver treten." Daß dies mit Takt geschehen weide, verstehe sich von selbst. Der Vorsitzende konstatirte hieraus, daß die Versammlung hiergegen nichts einzuwendcii habe, daß aber vorausgeietzt werden müsse, daß die öffentliche Vertretung der abweichende» Meinung nicht zur direkte» Opposition gegen die Partei führe, welch' letztere in ihrer großen Mehrheit auch rn Bayern aus dem Standpunkt stehe, daß bei Eriienerung der Handelsverträge die Interessen der Landwirlhschgsi besser, als bisher, gewahrt werden müßten. Allgemein fällt es unliebsam aiii. daß das Wolff'sche Telc- araphenbureau fortgesetzt alle ausländische» Kundgebungen gegen den Zolltarif mit Eifer verbreitet. Die „Hamb. Nachr." schreibe» dazu: „Das genannte Bureau steht zur Verfügung der Negierung, der Zolltarif ist ebenfalls Regicrungsarbeit, deshalb muß es Bestemdeii erregen, daß erstereS demonstrativ gegen letztere arbeitet. Das kommt sonst nicht vor und verstärkt die Vermuthuiia. daß die angeblich durch Indiskretion erzwungene Veröffentlichung des Zolltarifs thatsächlich bestellte Arbeit der Re gierung gewesen ist, welche mit der Veröffentlichung de» Zweck verwlgt hat. zu zeigen, was sic bereit iei, zu thun, aber dabei ge hofft hat. daß der Enlwurs durch die öffentliche Meinung zu Fall gebracht werde, bevor er zur veliasiuntzsgemäßcn Beschlußfassung der gesetzgebenden Faktoren gelange. Sollte diese Verninthung »nd mit ihr die Annahme uiibegrüiidet sei», daß das Wolff'sche Bureau geheime Instrnktionc» der Regierung befolge, so würde sein Verfahren allerdings kaum verständlich sein." — Tie „Bett. N. N." sagen: „Daß gar noch das offiziöse Tclcgrapheiihurcau benutzt wird, die Drohungen dcS Auslandes zu übermitteln und zu verbreiten, ist eine eigenartig befremdende Erscheinung. Der Botschafter des Norddeutschen Bundes wurde bekanntlich >m Juli 1870 ans Paris abberusen. weil cr sich dazu hatte gebrauchen lassen, seinem Könige die französischen Drohungen zu übermitteln. ES wäre für die bevorstehende Handelsvertragskampagilc eine selt same Vorbereitung, wollte man sic damit anfangen, der Nation das Fürchten beiznbiingeii." Der Vorsitzende des Deutschen Landwirthschafts- raths Graf v. Schwerin-Löwitz hat den Ständige» Ausschuß dieser Kviperschast z» dringender Berathimg über den Entwurf des Zolltarisgrictzes aus den 16. d. Ni. nach Berlin einbernfen. Tic „Münch. Neuesten Nachrichten" haben behauptet, eS sei die Absicht der maßgebenden Kreise, zum Ausgangspunkte für die Bildung einer deutschen Kolonial-Armee die Ostajiatische Besatzungsbrigade zu nehmen, und man denke „an der entscheidendsten Steile" nicht daran, deren einzelne Truppcntheile jemals wieder aufzulöscn; unter diesen Gesichtspunkte» werde auch verständlich, warum die in China zurückgclasscnen deutschen Truppen eine „geradezu nncrklär- lich grobe Stärke" hätten. Hierzu bemerkt die „Schics. Ztg.": „Abgesehen von der in den letzten Worten liegenden Uebcrtreibniig — die Ostasiatische Bcsatznnasbrigade ist nur wenig stärker als eine heimische Brigade —, läßt die ganze Art und Weise des Artikels der „Münch. Neuest. Nachr." erkennen, daß es dem Blatic darauf ankommt, in Süddeutschland Mißstiminnna gegen Berlin zu er- regen. Wenn das liberale Münchener Blatt behauptet, daß man Dresdner Nachrichten. 2LV. Seite 3. M» Freitag. ». August 1U0L
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