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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192206121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-06
- Tag1922-06-12
- Monat1922-06
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1922
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am ü«<r» M I,;«n dc>> !->!. d-a U»,I b«m,L,viq» «, ! Wunder!« wert Sera. ee D« !»ck«eli-er,in» nicht ietlrn» » « -Uix> In allen Droa«! 2>'7!ün-e:!en erhältlich. Vermischtes. Großfeuer in Hamburg. Sonntag vormittag brach auf dem Holzlagerplatz der Mstensirma Andreken u. Jochimsen in Altona etn Großfcuer aus. das viele Dächer der umliegenden Häuser ergriff Ten Anstrengungen der Feuerwehr, die aus 34 Schläuchen Wasser gab, gelang es, die Gewalt des Feuers zu brechen. Drei Pferde sind ver brannt. Menschen sind nicht zu schaden gekommen. Der Schaden^beläuft sich auf m hr.re Mill onen. Zum Tode verurteilt. Im vergangenen Jahre wurde der Wiener Fabrikant Eugen Brenner, der mit seinem Automobil von Wiener-Nenstadt nach Wien zurückfahren wollte, durch ein über die Straße gespanntes Seal geköpft, während der Chaufseur mit Verletzungen davon kam, weil er sich am letzten Moment noch rasch bückte. Ter feinem Standpunkt. Frankreich ,ft der Ansicht, daß die ruf. fische Frage nicht geregelt werden kann, bevor der grund sätzliche Konflikt zwischen dem kommunistischen und kapita listischen Regime ausgeschaltet ist. England dagegen bleibt der Methode der Erfahrung treu, eS will die russische Frage wie tue ägyptische und syrische behandeln, cS will von einem Gegensatz der Prinzipien absehen, um rein prak tische Kombmaiionen vorzuziehen auf die Gefahr hin, in Zweideutigkeiten »n geraten, wie es seit einem Jahre »wi schen London und Dublin der Fall ist. Wettere sr»uz»silche Preffestimme« ,»« Anleihe bericht. )( Part». Der »Demo»" bemerkt zur Stellungnahme be» belgischen Delegierte« tm Internationalen Anleihe«»-, schuß, der Gegensatz, der tn dem ««»schütz zutage getreten sei, bestehe nicht »wischen Belgien und.Frankreich: er bo- stehe -wischen dem Vorsitzenden de» Internationalen Anleihe. auSschusse» und der belgtschen Regierung. Dies« habe noch ganz kürzlich auf» neue erklärt, datz sie ihre Forderung an Deutschland nicht werde antaften lasten. — Da» „Journal de» Debat»" stellt fest, datz durch den AnletheauSschutz Ideen tn Umlauf gesetzt worben seien, die noch auf keiner Kon- seren» zur Sprache gekommen feien. Lloyd George wüste mit Befriedigung einige» von seinem System und seiner Methode tn dem Bericht de» Anleiheausschuste» wteder- gefunben und e» begrübt haben, daß der AuSschutz diesen Anklängen eine Verbreitung gebe, die er ihnen selbst zu verschaffen nicht imstartbe gewesen sei. — „Echo b« Paris" schreibt bei Besprechung de» Berichtes de» Internationalen Anletheausschusses: WaS wird die franMisch« Regierung tun? Die Linie ihrer Politik ist sestgelegt. Sie wirb sich bemühen, eine vollständige Lösung des Reparationsproblem» ins Werk zu setzen, Lieferungen und Arbeitskräfte verlangen, ferner die Beschlagnahme der ausländischen Devisen tn deutschem Besitz, die Organisation einer Kontrolle zur Sanierung der deutschen Finanzen, die ebenso streng sein müßte, wie die militärische Kontrolle, die 1820 eingesetzt wurde. Wenn die Deutschen sich nicht fügen, wird Frank» reich unabhängig von den Alliierten Vorgehen. s Verhaftungen in Pretoria. )l London. Einer Reutermeldung aus Pretoria zu folge wurden dort fünf hervorragende Nationalisten wegen Hochverrats verhaftet. Liyuanhnng in Peking eingetrosfen. )s Peking. lReuter.) Liyuanhnng, der von der Milttärpartei im Jahre 1817 als Präsident abgesetzt worden war, hat, aus Tientsin in Peking eingetroffen, die Präsident schaft übernommen. Das neue iapanische Kabinett. )l Tokio. lReuter) Der neue Premierminister Kato tritt sein Amt Mit einem seiner Partei angchörenben Kabi nett an, besten Absicht es ist, das auf der Washingtoner Kon ferenz geschloffene Abkommen in vollem Umfange auszu führen und das Heeresbudget um vierzig Millionen den zu vermindern. sich ans 15N m Lau', ««abmeMpruno «nd Steknttoßen zu» sammen. — Wie bei früheren Festen, so werden auch die«, mal dl» Turnerinnen in den Wettkampf treten. Für fit sind norgeschrieben 8 Kercitübungen (Reck, Barren, Pferd) und 8 volkstümliche Uebungen <75 « Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen). Die Wertung aller Wettkampfübungen ge-' schiebt nach der deutschen Wettnrnardnung von 1922. — Da mit möglichst alle Vereine des Gaue» znm Fest erscheinen, ist ein VerrinSwetturnrn geplant. In diesem wird sich vor de» Augen der Zuschauer ein eindrucksvolle» Bild entrollen, das so reckt über den Tnrnbetrieb, wie er auf dem hei- mischen Turnplatz gepflegt wird, Aufschluß gibt. — Da die Gelegenheit günstig ist, sollen erstmalig im Gau Schwimm- wetttämpie anSgetragen werden, und zwar: l. Wett schwimmen, beliebig über 100 m. ll. Staffelwettschwimmen l4 Bahnen über SO m). — Allen Festbrsnchern fei noch mitarteilt, daß die Eisenbabn-Generaldirektion einen Zug «inlrgen wird, der am Festsonntag, d. 25. Juni, abends 11" Ubr Lommatzsch verläßt, in Prausitz 12" Ubr, in Nick ritz 12", tn Rteia 12" Uhr ankommt. Zur Mitfahrt gel ten die gewöhnlichen Fahrkarten 8. und 4. Klaffe. —ck. 8. N. E. G. Fauftball. Die 2. Klaffe fetzte gestern ihre Ansscheiduiigssplele in Gröditz und Lommatzsch fort und erzielte folgende Ergebnisse: in Gröditz: Mtv. Oschatz 2. - A. Tn. Riesa 2. 76 : 56, Mtv. Oschatz 2. - T.- u. Svv. 62 Oschatz 2. 5» : 41, T.- u. Spo. 62 Oschatz 2. - Tv. Gröditz 1. 76:85, A. To. Riesa 2. - Tv. Gröditz 1. 55:78; in Lommatzsch: To. Lommatzsch 2. — To. Lenben 1. 87 :37, Tv. Lommatzsch 2. — Tv. Lommatzsch 3. 51 :46, Tv. Lommatzsch 3. — Tv. Riesa 2. 30:41, Tv. Riesa 2. — To. Leuben 1. 51:54. Miesaer Sportverein — HellaS-Ebemuitz. Ein harter Kampf, der, beiderseits ohne System durchgesochten, unent schieden 1 :1 endete, aber die heimische Mannschaft ständig im Angriff vor des Gegners Tor sah. Nur dessen glänzend« Verteidiger und ihr guter Torhüter verhinderten mehr als einen Ersolg der Miesaer. Einer der gelegentlichen Durch brüche verhalf Hellas durch Eindrücken eines unsicher abge wehrten Balles zum Ausgleich. Der Riesaer Sportverein ist also nun KreiSmeister und nur durch Winkelzüge am arünen Tisch könnte ihm der Titel streitig gemacht werden. War der SportoereiuSelk schon vor dem Spiel von ihrem Verein ein Blumenstrauß als Anerkennung für be- wiesenen Spieleifer überreicht worden, so übergab nach dem Spiel der Gauvorsitzende Wagner dem Fußballpionier Nord- iachsenS, dem Liganeuliug, dem Riesaer Sportverein, einen stattlichen Kranz. RSV. 2 — Sv-Va. Waldheim 1 1:2. RSV. 3 - Großbauchlitz 4:3. RSV. 1. Jgd. - Hella« 1. Jgd. 1:0. RSV. 2. Jgd. - TSC. 2. Jgd. 5:0. RSV. 1. Kn. — DSC. 1. Kn. 1:1. Nach Beendigung aller notwendigen Kreismeisterschafts» spiele hat die Tabelle nun folgenden Stand: Titer wurde in der Person de» Moldarbe'ter» Johann i Hlöbil in Lolleschau in der Tlcb ck s'owake: verhaftet und j von dem dortigen Schwurgericht »um Tode durch den Strang verurteilt. Raubmorde in Wien. Sounabend abend haben sich In Wien zwei Raubmorde ereignet. Tie Hausbe- schließerin Therese Rath wurde von ihrem Manne in einer Blutlache aufgefunden. Alle Kästen und Tischladen waren erbrochen und anSgeraubt. Von dem Täter fehlt jede Spur. — Der »wette Raubmord wurde an dem 73 jährigen Fran» Hrdlicka verübt. Passanten bemerkten den Räuber, als er mit seiner Beute davon eilte, eilten ihm nach und hielten ihn fest. Er wurde festgestellt als der 25 jährige Photograph Nudols Schiller. Der Mörder gab an, daß er stellungslos sei. Aus Not habe er den Entschluß gefaßt, erneu Uhrmacher oder Juwelier »u berauben. Erdbeben in Schweden Ein außerordentlich ster- keS Erdbeben wurde Sonntag mittag kurz vor 2 Uhr m vcr- schiedenen Gegenden der schwedisch'« Pravrnr Wännlano beobachtet. Ein Erdbeben in di.ser Stärke hat in Schweden sert 1904 nicht stattgesunden. Unwetter in der Pfalz. Furchtbare Unwetter haben die Westpsalz hcimgesucht. Wolkcnbruchartiger Regen verschlämmte dre Aecker von zahlreichen Gemarkungen. In den Häusern stand das Wasser zum Teil bis an den ersten Stock. Ein Landwirt von E>nöo wurde mit seiner Tochter von den Fluten überrascht und mit sortgerissen. Die Züge erlitten aus der Strecke zwischen Euiöd und Schwarzen acker wegen Ueberflntung der Dämme lange Verspätungen. Bei Annweiler wurde ern Tunnel verschlämmt, so daß der Betrieb zunächst eingestellt werden mußte. In den nächsten Tagen wird der Briesträger zn nufer«., Bon. beziehern kommen und das Bezugsgeld für das nächste Vierteljahr erbitten. Damit «Ine Unterbrechung in der Zustellung drS RirsaerTageblatteS zu Beginn de« kommen- M den Monats vermieden wird, empfehlen wir L die sofortig» Erneuerung drs BezugSrrchts . beim Briefträger oder dem nächsten Post amt. — Vierteljährlicher Bezugspreis des Riesaer Tageblattes durch die Poft frei ins Haus 81.— Mark. Turne«, Sport u«d Spiel. 81. Ganlurnfeft de» 8. Niederelbe TurngauS (D. T.) Nur noch eine kurze Spanne Zeit trennt uns von den Fest tagen in Lommatzsch. Tie Vorbereitungen sind im vollen Gange. Auf allen Turn- und Spielplätzen im Gau herrscht reges Leben, nm Kraft, Gewandtheit und Mut in jeder Richtung zu fördern. Die folgenden Zeilen mögen einen Ueberblick der zu bewältigenden turnerischen Arbeit am Fest tag geben. An erster Stelle steht der „Zwölfkampf". Die ser umfaßt je 2 schwierige Pflicht- und 1 Kürübung am Hochreck, Barren und Pferd. Anstelle der Kürübung am Pferd ist eine Freiübung vorgesehen. Zu den genannten Uebungen gesellen sich ferner 3 volkstümliche Uebungen: <100 m Lauf, Weithochspringen, Schleuderhallwurf.) — Neben dem Zwölfkampf läuft ein „Neunkamps" für Turner über 40 Jahre. — Der „Dreikampf" für Mitglieder setzt Name Spiele Gew. u. oerl. Tore Punkt« Riesaer Sportverein 6 5 /I — 13:4 11:1 HellaS-Cbemnitz 6 3 1 2 17:13 7:5 ViL.-Schneeberg 6 3 — 3 21:13 6:6 VsB.-Geyer 6 — — 6 3:24 0:12 Svielvereinigung Riesa-Gröba. 1. Mannschaft stand gestern der 1. Elf des Sportvereins „Guts MutS" in Meißen gegenüber und unterlag nach technisch-überlegenem Spiel 4:1. Tie 2. Elf spielte argen die gleiche Mann schaft 4:4. Jugendausschuß: Tie 1. Juaendelf liefert« in Nünchritz ihr letztes Pokalspiel gegen Gröditz 1. Jgd. und konnte den Sieg von 1:0 erringen. Die Mannsch. ist somit Pokalmeitter im Kreis Riesa. — Am kommenden Dienstag steht der Pokalmeister des KZ. Riesa der 1. Jgd. des Sportvereins Röderau im HcrauSfordcrungsspiel gegen über. Anstoß V,7 Uhr (Schw. Platz). Die erkannte Frau mit Tragkorb, welche in Be gleitung ihrer Tochter am Sonnabend nachm. im Laden d. Fra» Hofckann, Riesa, Goetheftr.» den in blau eingeschlagen.Karton LnknmHMcki wtderrechtkan sich genom men hat, wird ersucht, diese Sachen sofort an Ort und Stelle zuriickzgb., andern- fallS Strafanzeige erfolgt. MktmWMnm in Riesa. Zu erfragen Tckulftraße IS, Hths. Wir suchen baldmöglichst einige Miierte Zimmer. Angebote erbittet Aktilnaesellschaft Lauchhammer Abteilung Stahl- und Walzwerk Riesa. Strebs. Mann sucht zur Gründung einer LeoenS- stellnngSVKVM. ».leiben. Angebote unter L ü 800« an das Tageblatt Riesa. Violinbogen verloren. Bitte abzg. 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Offerten unter 4 X 8008» an das Tageblatt Rief«. Am Mittwoch, den 14. Juni, vorm. ",11 Uhr wird der GenofsenschaftsbuÜe im Gut Nr. 15 zu Lorenzkirch SttvnAivk insistdi»*. Tie Zuchtgenoffenschaft. Die goldene Brücke. Ein Roman aus der Biedermeierzeit von Anny Wothe. Amerikanisches Copyrigth 1818 by Anny Wothe-Mahn, Leipzig. 11. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Da soll ein Donnerwetter dreinfchlagen," sagte er, das schöne Stück Kalbsbraten in Angriff nehmeczd, das ihm seine Frau auf den Teller gelegt. „Wenn dep An- dreas nun einmal die Apotheke nicht will, so soll ihm der Vater den Willen tun. Warum hat er ihn denn erst studieren lassen, wenn er nicht Arzt sein soll?" „Ich glaube, Vater war froh, daß Andreas damals aus dem Hause ging," warf Lortchen zaghaft ein. „Er dachte wohl, es werde sich später alles finden." „Dachte," rief Gottheit Bauer, der ordentlicher Pro- fessor an der Berliner Universität war, aber, wie er sagte, im gewöhnlichen Leben von seinen Würden keine» Gebrauch machte. „Dein Datei» sieht immer nur das Nächstliegende und was not tut, vergißt er. Na, ich will nicht über ihn schelten, denn du kleines Dummerchen wür- dcst ibn sicher 'n Schutz nehmen. Ick) werde ihm mal persönlich meine Meinung sagen, die Wirtschaft paßt mir schon länge nicht bei euch." „Es ist mein Vater," sprach Dorothea fest, und ihre blauen Augen blitzten plötzlich so Hart auf, wie die ihres Vaters. „Na ja, ich will ihm ja auch wahrhaftig nichts tun. Aber es geht nicht, daß deine Stiefmutter dich quält und du bas Aschenbrödel im Hause bist, während sie öls Kö nigin herrscht. Deine gute Mutter würde sich iin Grabe nindrehen, wenn sie wüßte, wie diese Frau dich aus dem Herzen und dem Leben deines Vaters verdrängt." „Vielleicht bin ich n»e darin gejvesen," warf Törtchen leise ein. Liebe läßt sich nicht erzwingen, Onkel Gott- Helf. Am Ende bin ich wirklich so schlecht, wie Mama meint." / Tie schtzmlen, fcingezeichneten, roten Lippen zuckten und die blauen Augen füllten sich mit Tränen. * Lorchen war sofort bei ihr und drückte ihr rosiges Gesicht mit den goldbraunen Schnecken über den klctney Ohren zärtlich an die schmalen Wangen Dortchcnö. „Ach du/ jauchzte sie, „du bist viel, viel bester als wir alle. Weißt du, wenn ich du wäre, ich ginge auf und davon." - „Das geht nicht," warf die praktische Tante em. „Ab- «fetz« Alva». Al» es lcki-ckt aea-u jLrea Kater wär«. hat man mit achtzehn Jahren noch kein Recht, über sich selbst zu bestimmen." „Gott sei Dank, daß ich zwanzig bin," warf Lorchen vergnügt ein. „Willst du etwa ausrücken?" sragte der Professor be lustigt. „Bestimmt, wenn ihr mich 'schlecht behandelt oder mir etwa einen Mann aufnötigen wollt, den ich nicht mag." „Na, damit hat's gute Wege. Wir sind sroh, daß wir dich haben, du Nichtsnutz" lachte Gotthelf Bauer und nahm dankend Pfeife und Fidibus, die ihm Törtchen, des Onkels Gewohnheit kennend, aufmerksam reichte. Tie Magd kam, den Tisch abzuräumen. Dre Tante nahm ihren Platz auf dem Fenstertritt, wo sie durch ihren unentbehrlichen Fensterspicgel den ganzen Neuen Markt bis zur^Spandauer Straße, die Bischofftraße und den Hohen Steinweg kontrollieren konnte, wieder ein, uin rm Lehnstuhl ein kleines Nickerchen zn machen. Ter Onkel vertiefte sich am andern Fenster in seine Zeitung, und die beiden jungen Mädchen stmden am dritten Fenster der großen Eckstube mit den behaglichen Mahagonimöbeln und sprachen leise miteinander. Nun war die Magd gegangen und Törtchen seufzte tief auf. „Onkel Gotthelf," begann sie schüchtern, „darf ich dir etwas anvertrauen?" Ter Professor sah schnell von der „Tante Voß" auf, und nahm vor Schreck die Pfeife aus dem Munde. In seiner Mittagslektüre durfte ihn nämlich niemand stören. „Sei nicht böse, Onkel," bat Törtchen teile, „'ick fürchte mich, es zu sagen, aber — sie wollen muh zwingen — daß ich den Dewitz heirate — und ich — ich will nicht." „Was? Wer?" rief der Professor ganz laut, so daß Tante Hannchen aus ihrem Mittagsschlaf verstört aussuhr und erschreckt fragte: „Mein Gott — wo brennt es denn?" „Törtchen soll den Dewitz hciriten," rief Lorchen er- regt, „und sie will nicht." „Darum braucht ihr mich doch nicht zu wecken. Ich habe schon vorhin gesagt, daß er ein netter Mann ist und es für Törtchen am besten wäre." Törtchen senkte traurig den Kopf. „Ich liebe ihn nicht — eher sterbe ich!" - „Laß das Sterben — der Tod kommt früh genug, dummes Mädel," begütigte die Tante. „Ick lasse mick nicht zwingen, Tante " „Recht so," warf der Professor, der sich schon wie- der Mäht hatte, ein. «Menn dir der Arche, der Herr von Dewitz, nicht gefällt, sagst du eben nein." „Tas habe ich schon getan, Onkel. Vater meint, da» bestimme er und nickt ich. Weihnachten soll Verlobung und Ostern Hochzeit sein." „Daß du die Motten kriegst, Mädel. Der hat denn das ausgeheckt?" „Vater sagte, Mama hätte den Assessor als einen vor- züglichen und gebildeten Mann erkannt. Er vaßt ganz ausgezeichnet zn mir, es wäre eine glänzende Partie und die Sache wäre erledigt. Auf einem der nächsten Bälle will sich der Assessor erklären. Er wollte mich heute schon für alle Tänze engagieren." , „Ich will mit deinem Vater reden, Kleine. Es. wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird." Törtchen schüttelte die Locken. „Tu kennst Vater nicht. Er ist hart und unerbittlich, wenn er etwas will, besonders noch, wenn es Mama wünscht. Wenn es noch Mama gegangen wäre, hätte ich gleich heiraten müssen. Sie ist froh, wenn ick aus dem Hause komme. Vater fand, ich sei noch zu jung. „Ta bat er recht. Wenn du den Dewitz nicht magst, Törtchen, dann brauchst du ihn nicht zu nehmen. Zwingen kann dich kein Mensch" „Loch!" Törtchen schauerte leicht zusammen. „Vater zwingt mich. Ilnd Tewitz? Ach, Onkel, ich habe Angst vor ihm. Er sieht mich immer so seltsam an, daß ich mich rein zu Tode fürchte." „Tu armes Kind," tröstete die Tante. „Nun peinigen sie dich auch noch mit solchen Geschichten. Na, ich komme mit dem Onkel am Sonntag in euer Gehcimratsviertel, dann werde ich mal mit deinem Vater und nut der neuen Mutter ein ernstliches Wörtchen reden und Onkel Gott- Helf auch." „Versiebt sich, versteht sich," bestätigte der Professor, schon wieder in die „Voß" vertieft. „Jetzt aber Mädels," ermunterte die Tante, „laßt mal gefälligst das Trübsal blasen. Ihr könntet Lottchcn Vogel abholen und ein bißchen die Linden lang bummeln, nach dem Tiergarten zu. Tie schönen Herbsttage sind bald vor bei und der Winter ist lang. Hier habt ihr jede einen Groschen, dafür könnt ihr bei Kranzler etn Stück Apfel kuchen essen." „Und ich lege einen Sechser drauf," rief der Onkeb da kriegt ihr noch einen ganzen Berg Schlagsahne da»u> — Damals waren in Berlin noch solch idylliickc Zustände — Ta wird euch das Herzchen schon leichter werden." .... Fortsetzung folgt.
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