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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192311206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-11
- Tag1923-11-20
- Monat1923-11
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1923
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w c der alb Un a t- e I s> we lin Vo die mi lei! un all Ne Er an ge! ab iej se § Amertkauttcher Weizen „egen deutsches Katt. Der „Chicago Tribüne" wird mitgeteilt,-daß Herr Strese. mann Herrn Gray Silver, dem Präsidenten deS amerikanischen LandwtrtevcrbandeS, ein AuLtanschabkomme« in dem Sinne vorgeschlagen habe, daß Deutschland Kali gegen amerikani schen Weizen austanschen würde. Diese Anregung wurde iv allen Einzelheiten dem amerikanischen T-elegierten vom Fi- nanzmintster Luther und Ernährungsminister Kanitz auSein. andergesetzt. Die Herren erklärten, sie wünschten diese Ver einbarung zu treffen, nach der Deutschland zu den nötigen Weizenmengen kommen könnte. Beide Herren hielten einen Austausch von Kali und Futterstoffen und anderen deutschen Produkten gegen amerikanischen Weizen für geboten. Her, Kanitz erklärte: Ich wende mich an die amerikanische Regie- rung und an daS amerikanische Volk mit der Bitte, Deutsch, land SO Millionen Scheffel Weizen auf der Stelle gegen lang- sristige Kredite zu liefern: denn daS ist der einzige Weg einer ungeheuren Hungersnot in Deutschland während des Winters vorzubcugcn. Kanitz fügt hinzu, wir haben keine Zett, um ein verwickeltes Austauschsystem auszuarbeiten, denn «ns fehle« zwei Millionen Tonnen Weizen, und Nuß- land konnte uns nur ein Viertel dieser Menge zur Verfü gung stellen. Es ist keine Rede davon, daß wir bar bezahlen, doch wird Deutschland diese Schuld später abzahlen können. Silver erklärte den deutschen Ministern, daß er diesen Plan für sehr zweckmäßig halte, da Deutschland über große Mengen von Kali verfüge, an dem die amerikanischen Land wirte außerordentlichen Bedarf hätten, für den ein Schutz zollabkommen getroffen werben könne. So bestehe eine Mög lichkeit, Amerika Kali zu billigen Preisen zu liefern. Silver sagte noch, wir sind überzeugt, daß Deutschland große Men gen an Wetzen und Fett diesen Winter nottucn, falls einet! . Hungersnot vorgebeugt werden soll- Eine sofortige Bewil ligung langfristiger amerikanischer Negierungskredite für Deutschland scheint die einzic Lösung zu sein. Unterdessen können wir versuchen, den AnStanschplan aufzustellen. ar bo od in li- Ul be ko le de de B al d, S dl fr S Ttigcsgefchichte. Norwegisches Hilfowo-ck für notleidende Ki«der l« Deutsch land. Die Nachrichten der letzten Zeit über die katastrophal wachsende Not in Deutschland haben der norwegischen Hilfs aktion einen neuen Antrieb gegeben. Besonders die Not der Kinder rührt alle Herzen. Unter Führung von auS ihrer karitativen Tätigkeit rühmlich bekannten Persönlich keiten wie Advokat Aage Schon, Gutsbesitzer Ellef Ningnes, Frl. Fanny Schnelle, hat sich ein norwegisches Zentralkomi tee gebildet, dem sich im ganzen Lande zahlreiche Ausschüsse angegliedert haben. Schulen und Vereine ervsfnen Bazare. Künstlerische Kräfte ersten Ranges gaben vorgestern ein Kon zert zu Gunsten der Kinder deutscher Professoren und Künst ler im größten Saal der Stadl, der bis auf den lebten Platz gestillt war. Die gesamte Presse wirbt in Ausrufen nnd ver anstaltet selbst Sammlungen. Allein .Astenposten" und „Ti dens Tegn" haben bisher 28 OOO bezw. 23 000 Kronen gesam melt. Für die Hilfsaktion lausen täglich etwa lOOOO Kronen ein. Daneben werden Naturalspenden wie Kakao, Milch, Lebertüran uiw. gefristet. Die erste Sendung überbringt Herr Ellef RingncS, der heute Christiania verläßt. Holländische Lpeiseküche in Renkölln-Berlin. Gestern mit- tag wurde in Neukölln die erste holländische Lpeiseküche der Internationalen Arbeitcrhilfe eröffnet. Die Küche, in der täglich 800 notleidende Einwohner Berlins kostenlos gespeist werden, wird aus Mitteln, die vom holländischen Ko mitee der Arbeitcrhilfe in Holland gesammelt werden, erhal ten. Zu der Eröffnung waren der Gesandte der Niederlande in Berlin, Baron GcvcrS, der holländische Generalkonsul I. Wolf, sowie der Oberbürgermeister von Berlin Böß er schienen, die ihrer Befriedigung über das HilfSwerk Ausdruck gaben. Eisenbahnunglück auf der Strecke Liegnitz-Goldberg. Die Reichsbahndirektion meldet: Am 10. 11. morgens 5,12 Uhr fuhr aus Bahnhof Wildschütz der Strecke Licgnitz—Goldberg der Perioncnzug 1231 auf den Schluß des Gtitcrzuges 0400 aus. Nach Len bisherigen Feststellungen überfuhr der Per sonenzug anscheinend daS Haltesignal. Der Reisende Ri chard Heller-Ltegnitz wurde schwer verletzt und in das dor tige Krankenhaus gebracht, drei andere Reisende wurden leicht verletzt: der Materialschaden ist erheblich. Ter Ver kehr wird durch Umsteigen anfrechterhalten. Streik im nicderschlcsische» Steinkohlenrevier. In der gestrigen Revicrkonfcrenz des niederschlefischen Steinkohlen reviers wurde über den Schiedsspruch des Rcichsarbcits- miuisters abgestimmt. Mit 250 gegen 8 Stimmen wurde dem »Neuen Tageblatt" zufolge der Schiedsspruch abgelehnt. Der Bergarbetterstreik, der zunächst alS wilder Streik am Frei- tag auSbrach, wird unter Führung der Gewerkschaften fort gesetzt. Ei« amerikanischer Viermast-Schoner gestrandet. Nach Meldungen in -Hamburg eingctroffenrr Lotsen ist der ameri kanische Viermast-Motorschovner Grace Pendleton, der vor einigen Tagen von Hamburg nach Rotterdam in See gegan gen war, bei schwerem Sturm aus Großvogelsanb gestrandet. Da das Schiss voll Wasser ist, und Masten und Tagelagc ver- nichtet sind, muß alles als verloren betrachtet werden. Neber den Verbleib der auS 14 Mann bestehenden Besatzung ist noch nichts näheres bekannt, doch sollen zwei Mann gerettet worden sein. Wieder Nnhe in Düsseldorf. In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag selbst ist eS hier ruhig gewesen. Die Po lizei hat in verschiedeuen Stadtteilen Haussuchungen vorge- «ommen und viele Waffen beschlagnahmt. Wie verlautet, hat die Polizei bei den von ihr anläßlich der Plünderungen veranstalteten Haussuchungen außer großen Wafscnmengen auch umfangreiches Material gefunden, das die Kommuni sten schwer belastet. Einbrecher im Duisburger Museum. Einbrecher haben in den letzten Tagen daü Duisburger Museum in dem von Separatisten besetzten Rathause heimgcsucht und die Münz- sammlung, zum Teil unersetzliche Werte, gestohlen. Es sind insgesamt acht Münzschankästcn erbrochen und ihres Inhal tes beraubt worden. Außerdem wurde eine wertvoll« Sammlung alter Taschenuhren nnd eine Bronzesigur ge stohlen. Die mit der Verfolgung der Angelegenheit betrau ten deutschen Kriminalpolizisten nahmen fünf Männer und eine Frauensperson fest, bei denen man annähernd 3M Stück der gestohlenen Münzen sand. Ein gewisser Mohren, der flüchtig ist, scheint tm Besitze des übrigen Diebesgutes zu sein. Die Einbrecher standen sämtlich im Dienst der noch im Nathausc hausenden Separatisten. Bei den meisten der Ge nannten bandelt cs sich um vorbestrafte Personen. Fürst Bülow i« Rom. Fürst Bülow ist nrtt seiner Ge mahlin in Rom eingetrosfen. Er beabsichtigt, in der Billa Malta den Winter zu verbringen. Dem Korrespondenten der «Trikolor" erklärte er, daß er keine Politik mehr! trei ben werde. Die Franzose« versuche« die Erwerbslose« ab,«schiebe«. Erwerbslose, die sich in das unbesetzte Gebiet zur Aufnahme von Arbeit begeben wollen, erhalten, wie die Telegraphen- Nnion erfährt, von der Besatzungsbchörde den Patzstempel unentgeltlich. Jeder fünfte.Mann in Mülheim erwerbslos. Tie Zahl der Erwerbslosen in Mülheim beträgt zur Zeit 25 000, sodaß bei einem Einwohnerstandc von 125 000 jeder fünfte Mann erwerbslos ist. Devisenrazzia in Nürnberg. Von Seiten der Polizei wurde am 10. November nachmittags zwischen 4 und 5 Nhr im Cafü „HabSburg" wegen Verdachtes des unbefugten Han dels mit Tcvisen eine Razzia vorgenommen. Dabei mußte eine große Anzahl von Personen auf die Polizeiwache zur Untersuchung gebracht werden. ES wurde eine beträchtliche Anzahl ausländischer Zahlungsmittel beschlagnahmt. ES kommen etwa 50 Personen zur Anzeige, darunter 40 Aus länder, wegen Vergehens gegen die Paßvorschristen. Die Vernehmung der deutschen Vertreter am Freitag. Die Reparationskommission beschloß in der gestrigen Sitzung, die Vertreter deS Reiches am kommenden Freitag, den 22. November, 10.15 Uhr vormittags in der Frage der beiden Noten vom 27. Oktober und 2. November, zu vernehmen. Die Verhandlungen in Koblenz. Gestern vormittag nm 10.30 Uhr begannen die Verhandlungen zwischen den deutschen Sachverständigen und der Nheinlandkommission, die sich mit dem rheinischen Notgeld und verschiedenen währungs politischen Fragen beschäftigten. DaS deutsche Motorschiss „Sondcrburg" ist bet schwerem Sturm ans Tcriussand bei Büsum gestrandet. Die auS 10 Mann bestehende Besatzung wurde gerettet. Lärmfzcneu in der Wiener Universität. Gestern vormit tag versuchten nationalsozialistische Studenten die Vorlesun gen einiger ihnen mißliebiger Professoren durch Lärmen zu Angolas Heirat. Roman von L. G. Moberly. 29. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Und wenn Sie die Karten und Papiere in meines Mannes Tasche gefunden hätten," sprach sie fest, fast herausfordernd, „ich würde doch nicht an seine Schuld glauben. Es ist ganz unmöglich, daß er das getan hat, und was Sie und andere auch sagen mögen, nichts wird mich dazu bringen, zu glauben, daß Erich ein Landes verräter ist!" - „Verzeihen Sie mir," sprach der Geheimrat in freund lichem Ton, „wenn ich mich mit einer Frage in intime Angelegenheiten einzuürängen versuche. Kennen Sie Herrn Martens' Verhältnisse und seinen Charakter genau genug, um mit solcher Bestimmtheit für ihn eintreten zu können? Seien Sie mir nicht böse, gnädige Frau, aber ich weiß, daß die Umstände — hm — bei Ihrer Heirat -- ein bißchen — hm — außergewöhnlich waren." Angela errötete tief. h „Ich will gar nicht leugnen," sprach sie dann ruhig, „Saß unsere Ehe in einer etwas außergewöhnlichen Weise geschlossen wurde, aber dennoch kenne ich meinen Mann genau genug, nm mich dafür verbürgen zu können, daß er eines solchen Vergehens nicht fähig ist. Und ich bin bereit, meinen guten Namen, das heiligste, was ich besitze, die Hoffnung auf ewige Seligkeit sogar sür die Ehre meines Mannes einzusetzen!" Ihre Stimme bebte, ihre Augen blitzten, sie sah in ihrem Zorn hinreißend schön aus. „Und warum sind Sie überhaupt mit der Geschichte zu mir gekommen?" fuhr sie fort. „Haben Sie vielleicht gedacht, ich würde sie glauben ? Oder haben Sie mich für die Mitschuldige des Verräters gehalten?" Ser Geheimrat hatte diesen Gedanken allerdings vor- Übergehend gehegt, ehe er Angela gesehen hatte, aber er ging jetzt wohlweislich auf ihre letzte Frage gar nicht ein und beantwortete nur die erste. „Ich bin zu Ihnen gekommen, gnädige Frau, ersten« weil ich hoffte. Sie könnten mir genaue Auskunft über Ihre« Gatten Aufenthalt geben, und es könnte ihm vielleicht gelingen, sich von dem Verdacht zu reinigen, und zweitens, weil ich Ihnen die peinliche Angelegenheit selbst mitteilen wollte, damit sie Ihnen nicht von anderer Seite, vielleicht durch die Zeitungen zu Ohren käme. Ich wollte verhüten, daß der Schlag Sie ganz unvorbereitet träfe." . „Ich danke Ihnen, Herr Geheimrat. Aber ich kann Ihnen leider gar keine Auskunft über meines Mannes Aufenthaltiaeben.VLm keinem letzten Briek jchcteb_er mir.! stören. Infolge dieser Vorfälle, die «mA zu Tätlichkeiten zwi schen Studenten verschiedener Parteirtchtungen führten, er- lieb der Rektor eine Kundmachung, in der er de« Ruhe- ftürern schärfste Mißbilligung aussprtcht, die' Einstellung der Vorlesungen und die Sperrung des Universitätsgebäudes bi» auf weiteres verfügt. vcssernng tm Befinde« Dr. Wirths. Wie verlautet, hat sich da» Befinden de» ehemaligen Reichskanzler» Dr. Wirth erheblich gebessert, sodaß bi« Lebensgefahr al» beseitigt gel- ten kann. Erzwungene Gesangenenbefreiung. Am Sonnabend nach- mittag versuchte eine große Anzahl, meist ortsfremder Per. sonen, auS dem AmtSgerichtSgefängniS in Ilmenau die in der letzten Woche von der Landespolizei eingelteferten Personen zu befreien. DaS eiserne Tor de» AefängniShofeS wurde eingedrückt und die Menge drang in de» Hof ein. Die wenigen wachehalteuden Schutzpolizeibeamten machten bei der Abwehr von der Waffe Gebrauch, wobei ein junger Bergar- beiter aus Elgersburg getötet wurde. Zwei andere Perso- ne» wurden leicht verlebt. Vierzehn GefängniSinsaffen, darunter der Gemeindevorsteher von Elgersburg, konnten entweichen. 15 Aufrührer, meist Elgersburger Einwoh- ner, wurden festgenommen. Gestern ist Reichswehr in El- gerSburg eingerückt. Di« sozialistische Arbeiterinternationale gegen PoinearsS Politik. Der Sekretär der sozialistischen Arbeitertnternatio- nale erläßt einen Aufruf an die sozialistischen Arbeiterpar teien aller Länder, in dem diese aufgeforbert werde«, Gamm- jungen zu veranstalten zur Beschaffung von Mitteln für die Unterstützung des Sozialismus in Deutschland und Frank reich, und damit für den Kampf gegen die Fortsetzung der Politik PoincarSS. Das spanische KönigSpaar i« Rom. Der König und die Königin von Spanien trafen gestern mittag mit Primo be Rivera in Nom ein und wurden am Bahnhof vom König und der Königin von Italien, vom Kronprinzen und Musio- ltni, den anderen Ministern und von de» Spitzen der Be hörden empfangen. Die königlichen Herrschaften fuhren un ter den begeisterten Zurufen der Menge zum Quirinal. Gpä- ter begaben sich der König und die Königin von Spanten zur spanischen Botschaft beim Vatikan, von wo sie zum Vati kan fuhren, um dem Papst einen Besuch abzustatten. Nach dem der Papst eine feierliche Ansprache gehalten hatte, auf die der König erwiderte, fand eine private Unterredung zwischen ihnen statt. Der König stattete alsbald dem Kardi- nalstaatSsekrctär einen Besuch ab. Darauf begab sich das KönigSpaar und Primo de Rivera in den PeterSdom, wo sie vor dem Grabe Petri Gebete verrichteten. nehmen Und in das Land übersiedeln, das eine so hohe Summe für die Pläne und Zeichnungen gezahlt hat." „War es eine sehr große Summe?" fragte Angela, und ihre Stimme bebte. „War sie groß genug, um eine» ehrlichen Menschen zum Verräter zu machen?" Auf jeden Fall war die Versuchung sehr groß," war die ernste Antwort. „Der Preis betrug sechsmalhundcrd tausend Mark, und das ist eine Summe, die einen junger Mann, der seinen Lebensunterhalt verdienen muß, wohl in Versuchung führen kann." „Aber das ist doch bei meinem Mann nicht der Fall. Erich besitzt ein bedeutendes Vermögen.- Sein Onkel —" „Ich weiß, ich weiß wohl. Ich habe gehört, daß Ihr Mann die Hälfte des großen Vermögens geerbt hat. Aber — die Erbschaft fiel ihm erst zu, als die Papiers schon in den Händen des Feindes waren, und nachdem er schon von seiner Absicht, nach Afrika zu gehen, ge sprochen hatte. Es tut mir selbst leid, denn wie ich Ihnen bereits sagte, hatte ich Ihren Mann sehr gern, aber die Glieder der Kette passen zu genau ineinander, Ich wünschte von Herzen, dem wäre nicht so, und ich könnte mit Ihnen an seine Unschuld glauben." Ein Schauder überlief Angelas schlanke Gestalt. Halt« er nicht recht? Paßten die Glieder der Beweiskette nicht mit unheimlicher Genauigkeit ineinander? Und dennoch, trotz alledem konnte sie den Glauben an den Mann nicht aufgeben, jder ihr in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft besser und höher geschienen als andere Männer. Und wenn die ganze Welt gegen ihn war, sie würde an seine unbefleckte Ehre glauben. Und so blickte sie ihrem Besucher stolz und frei ins Gesicht und erklärte: „Die Kette, die ein Feind meiner Mannes geschmiedet hat, scheint allerdings fest gefügt, abei die bestgefügten Ketten können reißen, und Sie werden sich dereinst davon überzeugen, daß auch diese nicht fehlerlos ist. Ich werde nicht ruhen noch rasten, bis ich die Wahr heit herausgefunden und den Flecken von meines Manner Namen, der auch der meine ist, abgewaschen habe. Ich werde keinen sfriedlichen Augenblick haben, bi« seine Un schuld vor der ganzen Welt bewiesen ist. Ich werde alles tun, um seinen Aufenthalt zu erkunden und ihn zur Rück- kehr zu bewegen, und ich werde Himmel und Erde in Be wegung setzen, um die Wahrheit an den Tag zu bringen." „Das waren Angela» letzte Worte, und der Geheim rat empfahl sich mit der Ueberzeugung, daß, gleichviel ob Erich Marten» ein Verräter war oder nicht, Erich Martens' Frau auf jeden Fall «ine schöne. tapfere und ae. fcheite^kkrau war. ie nächste Ansgnt vom Riesaer Tageblatt erscheint des morgigen Bußtages wegen W nm Donnerstag nnchm. W Latz er im Begriff sei, einen ganz entlegenen Distrikt auf- zusuchen, und daß es ihm voraussichtlich in den nächsten Wochen unmöglich sein werde, Nachrichten an mich ge- längen zu lassen. Und dieser Brief erreichte mich bereits vor einem Monat. Ich habe selbst keine Ahnung, wo Erich sich jetzt befindet." „Es tut mir unendlich leid, gnädige Frau," entgegnete der Geheimrat sehr ernst, „Ihnen sagen zu müssen, zu welchem Schluß wir, wenn auch nur ungern, gekommen sind. Das dringende Urlaubsgesuch Ihres Gatten und seine Abwesenheit in diesem kritischen Augenblick werfen ein sehr ungünstiges Licht auf die ganze Sache und erhöhen den Verdacht gegen ihn. Es wird.angenommen, — und leider hat diese Annahme sehr viel für sich, — daß er das afrikanische Hinterland nur ausgesucht hat, weil er mit Recht fürchtete, es würden in allernächster Zeit Nach forschungen nach den vermißten Papieren angcstellt werden, und der Verdacht würde sich auf ihn lenken. Ich habe mich lange dagegen gewehrt, an seine Schuld zu glauben, aber Sie müssen selbst zugeben, gnädige Frau, daß »die Verdachtsmomente sehr schwerwiegende sind." „Nein, Herr Geheimrat, das kann ich nicht zugestehen," sagte die tapfere, junge Frau ruhig und bestimmt, „und niemand, der Erich wirklich kennt, wird ihn für schuldig halten. Ich werde tun, was ich kann, um eine Botschaft an ihn gelangen zu lassen und ihn zu bitten, daß er um gehend zurückkehrt, um sich gegen diese Verleumdungen zu wehren. Ich kann es nicht anders nenne», und ich werde nicht eher ruhen, als bis ich denjenigen gefunden habe, der es gewagt hat, den Namen eines Abwesenden in den Schmutz zu ziehen." Ein sonderbarer Ausdruck erschien für einen Augenblick j!-ur oem Gcilchl des Geheimrats. Es sah fast aus, als schrecke er vor etwas zurück, aber seine Züge nahmen gleich wieder den Ausdruck ernster Freundlichkeit an, den sie während der ganzen, für Angela so außerordentlich pein vollen Unterredung getragen hatten. „Es ist mir sehr lieb," sprach er, „daß Sie sich mit Ihrem Manne in Verbindung setzen wollen, ich hatte so gar darauf gehofft, daß Sie ihm raten würden, sofort Schritte zu tun, um sich von deni Verdacht zu reinigen. Aber, meine liebe, gnädige Frau,er sprach hastig weiter, als er bemerkte, daß Angela im Begriff war, ihn zu unterbrechen — „ich möchte Sie doch darauf aufmerksam machen, daß unter den Umständen nicht sehr viel Aussicht ist, daß Sie eine Antwort von Ihrem Gatten erhalten werden. Ich fürchte, es ist nur zu wahrscheinlich, daß Erich Martens überhaupt nicht nach Deutschland zurückkehren Wird». Ich glaube sicher, «r wird,einev,anderen Nam-M v«. land immer wieder erhofft habe. Daß eine Neuelnslellung überall sich durchzusetzen beginnt und an Stoßkraft wie an Umfang gewinnt, ist nnbestieitbar. Ein Man» wie SmutS, der in Afrika .. rtlim Ian", der schlaue Jahn, genannt wird, beginnt populär zu werden. Am deutlichsten läßt sich die politische Stoßrichtung eines Landes immer aus der Einstellung der militärischen Kreise erkennen. Lr. Raul Rohrbach, der soeben aus England -nrückgekehrt ist, weist darauf hin, daß im enaiischen Generalstab di« Vorstellung von der französischen Gefahr sich völlig durch gesetzt hat und daß das militärische Programm zu Wffser und zu Lande deutlich der kommenden Entwicklung Rech nung zu tragen heginnt Di.- iniliiärisch-n Kreise mnisen ja stets schärfer und nnmiitelbar ihren Gegner ins Aua« fassen, als es die mit Verschleierungen arbeitende Politik kann. Das neue Lnftwehrprograinm Englands hat das Ziel, das bisher bestehende Verhältnis fünf zn eins, das eine unmiktelbare Gefahr für England bedeutet, zu Englands Gunsten nnizugestalten, und zwar in noch stär kerem Maße als es nach außen hin in den Budgetzahlen zum Ausdruck kommt. Ebenso bedeutsam ist die iüngst erfolgte Stellungnahme Mussolinis, dessen auf das Re- varationSprogramni bezügliche Forderungen sich vollinhalt lich mit denen der deutschen Regierung zn decken beginnen. In England sowie in Italien ist man der Ansicht, daß Frankreich letzten Endes, trotz seiner überlegenen Militär stärke, den bewaffneten Konflikt scheuen wird, weil der sranzösische Bourgeois und Bauer ans keinen Fall von einem ernsthaften Kriege etwas mehr wissen will und weil die französischen Finanzen stark zerrüttet sind. Ans auswärtige Kredite würbe Frankreich kaum im Kriegsfälle zu rechnen haben. Sache der deutschen Politik ist e» nun, durch entschiedene Zurückweisung aller unberechtigten Forderungen Frank reichs, die Umgruppierung innerhalb der Entente zu fördern. Nur ein Deutschland der natio nalen Selbstbehauptung, nicht ein zu jeder Preisgabe be rechtigter Ansprüche bereites Land ist im Sinne der neuen Entwicklung dundnisfälstg.
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