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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192412177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-12
- Tag1924-12-17
- Monat1924-12
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1924
- Autor
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Riesaer D Tageblatt und Anzeiger Meblatt «i,r Alykiger). »rahtan^rift: rag«»!att Riesa. Das Riesaer Tageblatt enthält die amtliche« Bekauutmachuugea ' -er AmtShau-tmannschaft Großenhain, des Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft beim Amtsgerichte and de» ° ° ' ° Rates der Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa und des HauptjollamtS Meisten. 294. Mittwoch, 17 Dezember 1924, abends. 77. Inbra. Da« Riesaer Tageblatt erscheint jede« Ta« abend« Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. VezusSprei», gegen LorauSzahlung, ,ür einen Monai 2 Mark 25 Mennig durch Post oder' durch 'Nölen. Für den Fall des ILiulrelen« von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns da» Recht der Preiserhöhung und Rachforderung vor. Ali;ci,cii >ür die Kummer de» Ausgabetages stnd bi» 9 Udr vormittags auszugeben und 'm oorauS zu bezahlen: eine Gewähr 'ür das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wiro nicht übernommen^ ÄrundprelS für d>' 3' n>m »reite, aw> hohe Grunvschrisi-Zeil« <K Silben. '25 Gold-Pfennige, die »S um breit» Neklamezeile 100 Gold-Pfennige: zeitraubender und tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag Feste Tarife. Pewitligt.r Rabatt erlischt, wenn »er betrag versäUt, ourch Klage «ingezogen werden mug oder der Auftraggeber n Kontur» gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Rieia. Achttägig- Unterhaltungsbeilage Erzähler >.n >«r Elbe" - ,1m Falle höherer Gewalt - urieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der PeförderungSc'.nrichtungen — hat dec Bezieher seinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer L Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goettzestratze öl). Verantwortlich sür Redaktion: Heinrich llhlemann, Riesa: sür Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Autzttlpolitik und Regierungsbildniig Berlin, 17. Dezember. In die Probleme der Ne- glerungsneubtldung im Reiche spielen immer mehr die außenpolitischen Fragen hinein, deren Erörterung gegen wärtig vollkommen in den Vordergrund gestellt wird. Je mehr sich das Interesse der führenden politischen Kreise auf das Schicksal der NänmungSfragen und der Militärkontrolle konzentriert, um so stärker werden auch die Vorbehalte, die man au die Bildung einer rein bürgerliche» Negierung knüpft. Das Auswärtige Amt ist bei den gegenwärtigen Erör terungen nicht etwa unbeteiligt, sondern cs hat seit einigen Tagen lebhafte Erörterungen mit den maßgebenden parla mentarischen Kreisen angebahnt und dabei ganz unabhängig von irgendwelchen innenpolitischen Gesichtspunkten lediglich die rein außenpolitischen Interessen in den Bereich der Kom binationen eingestellt. Auch die kommende Neichsregierung wird das Primat der Außenpolitik anerkennen müssen, da alle zur Erörterung stehenden innenpolitischen Fragen auch nicht im entferntesten au die große Bedeutung der noch zu erledigenden außenpolitischen Aufgaben heranreichen. Tie gegenwärtige Anwesenheit des Botschafters vou Hoesch in Berlin beweist deutlich, wie sehr es darauf an kommt, bei der Aufstellung eines neuen Negierungspro gramms auf den Stand der Wirtschaftsbeziehungen sowie auf die augenblickliche Entwicklung der Beziehung zwischen England und Frankreich Rücksicht zu nehmen. Der Bot schafter hat den Auftrag,, dem Auswärtigen Amt über die gegenwärtigen Verhältnisse, die sich aus den letzten Völker bundsberatungen in Nom und insbesondere ans der Zu sammenkunft zwischen Chamberlain und Herriot hcrausge- bildet haben, einen möglichst genauen Bericht zu geben. Wie wir von bestuntcrrichtcter Seite erfahren, ist man in den Berliner politischen Kreisen über die Mitteilungen des Bot schafters nicht wenig überrascht, da sie bcyjeisep, daß wäh rend der-ganzen Zeit beS Wahlkampfes von Seiten der politischen Führer sehr viel verabsäumt wurde, um der außenpolitischen Lage Rechnung zu tragen. Es ist gar kein Geheimnis mehr, daß sich die außenpolitische Situation Deutschlands eher verschlechtert als verbessert hat, und daß man sich sogar teilweise vor ganz neue Tatsachen gestellt sieht. Allerdings wird man dem Außenminister Dr. Strese- mann schwerlich aus dieser Sachlage irgendeinen Vorwurf machen können. Es handelt sich hier nicht etwa um ein Nach lassen der außenpolitischen Aktivität seitens der maßgeben den deutschen NegierungSkrcisc, sondern eS ist vielmehr durch die mit den Wahlen bedingte Unsicherheit der deut schen Verhältnisse für die französische Diplomatie ein Vor sprung geschaffen worden, den wieder einznbringen Aufgabe der neue» deutschen Negierung sein wird. In den linksgerichteten Kreisen wird neuerdings wieder vielfach die Behauptung ausgesprochen, daß eine Ncchtsre- gierung in Deutschland den Widerstand Frankreichs in der Näumungssrage außerordentlich verschärfen und damit zu neuen außenpolitischen Komplikationen führen könne. Diese Auffassung wird scheinbar auch von einem Teil des Zent- trums geteilt, das ebenfalls die Forderung ausgesprochen hat, daß bei der Bildung der neuen Negierung auf die außenpolitischen Interessen Rücksicht genommen werden müsse. Wir glauben jedoch zu wissen, daß es Len Anhänger» einer Bürgerblockpolitik gelingen wird, derartige Bedenken in den Hintergrund zu drängen, zumal Außenminister Dr. Stresemann auf Grund seiner persönlichen Eindrücke nicht im mindesten geneigt ist, derartige Besorgnisse zu teilen. Allerdings wird behauptet, daß Dr. Stresemann von den dcutschnationalcn Führern eine eindeutige Erklärung hin sichtlich der Beibehaltung des bisherigen außenpolitischen Kurses verlangen wird. )l Berlin. Wie verlautet, wird der Reichspräsident voraussichtlich bereits heute den Auftrag zur Regiernngs- bildnng erteilen. Nach den gestern im Reichstag umlau fenden Gerüchten soll der Reichspräsident die Absicht haben, den Minister des Aeußer« Dr. Stresemann, der heute vor mittag aus Fürstenberg in Meklenburg zurückkehren werde, mit der Kabinettsbildung zu betrauen. Wie die „Zelt" be merkt, wird Dr. Stresemann aller Wahrscheinlichkeit nach den an ihn ergangenen Auftrag nicht annehmen. Man rech net, wie das Blatt sagt, ziemlich allgemein damit, daß Dr. Stresemann im künftigen Kabinett den Posten des Außen ministers weiter beibehalten werde. Die Möglichkeit der Bildung eines überparteilichen Kabinetts ivird, wie bas Blatt schreibt, als wenig wahrscheinlich bezeichnet, da die kommende Regierung Aufgaben, vor allem die Lösung der Steuerirage und anderer Wirtschaftsprobleme zu erfüllen haben werde, die eine ganz feste Regierungsmehrheit verlan gen. Tas Blatt hält cs allerdings nicht für ganz unbedingt notwendig, daß eine Persönlichkeit mit der KabtuettSbil- düng beauftragt werde, die fest im parlamentarischen Leben wurzelt. Die Vossische Ztg. will sogar wissen, daß Dr. Stre semann eine außerhalb des Parlament- stehende Persönlich keit nennen werde, die nach seiner Ansicht für den Posten des Reichskanzler- besonders geeignet wäre. Die Aufrechterhaltung der französtsche« SriegSqerichte. )l Basel. Die „Basler Nationalzeituny" meldet aus Varis: Die französische Kammer bat mit 815 argen 31 Stimmen die Aufrechterhaltung der Kriegsgericht« be- schloffen. Auch der Kredit für die Krieg-aerichte in« be- setzten Gebiet wurde mit dem gleichen Stimmrnvrrbitttnis genehmigt. Ans drin Reichstage. Berlin. lFunkipruch.) Im Reichstag trat beute das Zentrum uni 11'/. Ilbr zu seiner konstituierenden Sitzung unter dein Vorsitz des Abgeordneten Fehrenbach zusammen. Reichskanzler Marx war zu Beginn der Sitzung noch nicht anwesend, wird aber für später erwartet. Tie Sitzung wird sich bis in die späten RachmittagSstunden hinziebcu. Die Tcutschnationale Bolksvartei hat ihre Mitglieder sür 12 Nhr mittag« geladen und zugleich zu einer zweiten Sitzung an« nachmittags 4 Uhr. — Tie Deutsche Volks partei versammelt sich ebeuialiS nachinittaas um 4 lihr. Andere Parteien tagen heute nicht. Tie Sozialdemo kratie und die Bäuerische Volkspartei treten erst am Don nerstag zusammen. Sie MrMiWii beim MUMM. Berlin, 17. Dezember. Tie Besprechungen der Parteiführer mit dem Reichspräsidenten haben bereits zu einer wesentlichen Klärung der politischen Situation ge führt. Obwohl es sich zunächst nur nm eine rein informa torische Aussprache handelte, läßt sich doch im allgemeinen schon jetzt übersehen, welche Möglichkeiten der Negierungs neubildung gegeben sind. Auf Gr»ud sehr eingehender Er örterungen konnte doch immerhin festgestellt werden, daß es sich in der Hauptsache nur darum bandeln kann, entweder eine Recbtsregicrung mit wohlwollender Unterstützung des Zentrums zu bilden, oder aber das Kabinett Marx-Strese- mann zu rekonstruieren. Es scheint festzustehcn, daß der Reichspräsident zuerst dcu Versuch machen wird, eine den Rechtsparteien nahestehende Persönlichkeit mit der KabinettS- bilduna zu beauftragen. Sollte dieser Versuch jedoch scheitern, so ist mit Sicherheit anzuuehmcn, daß Tr. Marx von neuem dazu berufen sein würde, die neue Regierung zu bilden. Stresemann beim Reichspräsidenten. Berlin. sFunkspruch.j Ter Reichspräsident empfing heute mittag deu Neichsminister des Aeußcrn Dr. Stresc- manu zu einer längeren Ans'prache und bot ihm im Verlaus dieser Besprechung die Regierungsbildung an. Tr. Strese mann hat sich seine Entscheidung bis heute abcnö Vorbehalten, Der Reichsbankpräsident zur Lage. Diskoutermäsrigung der Meichsbank Ende Januar iu Aussicht. )l Berlin. TerZentraloerbanddeSdeutschenBank-und BankicrgewerbeS veranstaltete anläßlich seiner diesjährigen Generalversammlung am Montag ein Bankett, an dem u. a. Reichspräsident Ebert, Neichsw.rtschaftsministcr Harum, General V. Seeckt, Reichsbankpräsident Schacht sowie eine Reibe von Parlamentariern teilnahmen. Als erster Redner ergriff der Präsident des Zentralver bandes, Geheimrat Prof. Tr. Riester, das Wort. Er schilderte die langsame Wiederbelebung von Handel und Industrie seit dem Vertrage von Versailles. Seine Rede klang aus in die Forderung der Freiheit der Wirtschaft und Verein- sachung des Wirtschaftslebens durch Abschaffung aller kost spieligen überflüssigen Steuern. Nach ihm sprach der ReichSwirtschastsminister Hamm. Er würdigte, wie sein Vorredner, das Problem der Kapital bildung und schloß daran die Hoffnung, daß das deutsche Volk der natürlichen Vorrangstellung der Kapitalsbildung Rechnung tragen werde, die in Mehrarbeit und Sparsamkeit wurzele. Er huldigte der Arbeitskraft des deutschen BolkeS, ohne dessen Mitwirkung keine Sanierung sich hätte durch- setzen können. In diesem Sinne galt sein Trinksprnch dem Deutschen Reiche als Vereinigung aller Kräfte, welche die Wiederbelebung der deutfchen Wirtschaft ermöglicht bade. Als dritter Redner ergriff der Reichsbankpräsident Dr. Schacht das Wort. Er warnte vor jeder Svetulatton, die an der Stabilität der deutschen Mark zweiseln wolle. Es werde sich keine Reichsbankleitung mehr finden, die eine neue Inflation dulden werde. Die Aumahme ausländischer Kredite, die in ausländischen Valuten ersolge, sei kurzfristig. Man stehe vielleicht vor der Gefahr, daß diese Kredite zurückgezogen würden. Es sei deshalb das Bestreben der Reichsvank, möglichst viele ausländische Valuten aufzu sammeln. Zurzeit seien an Gold und Devise» über S Milliarden thesauriert, um uötigemalls eine starke Konlrepartie gegen die Kündigung von AuSlandSkrediten spielen zn können. Der Reichsbankpräsident stellte eine Diskontermästigung der Reichsbank etwa für Ende Januar in Aussicht. Die Diskontermaßigung werde attueü werden, wenn sich der PrivatdiSkonimarkt entsprechend entwickelt habe, da die Rrichsbank ihre Sätze dem privaten Markte anpassen müsse. Dr. Luther über Steuerabba«. )( Berlin. Auf eine Eingabe des Austenhandelsver- bandes, in der ein sofortiger Avvan der die Berbtlligung der deutschen Produktion hemmenden Steuern gesorderk wird, hat, wie gemeldet wird, Reichsftnanzminister Dr. Luther eingehend Stellung genommen. Dr. Luther weist in seinem Schreiben am die bereits durchgeführte Steuerermäßigung hin und versickert, daß der Abdau weiter fortgesetzt werden solle. Die Gerüchte über di« günstige Fmauziage der öffentlichen Körperschaften bezeich net Dr. Luther als stark übertrieben; »m übrigen seien be reits neue Vorlagen znr Einschränkuna der Z"blmigS- termine in Vorbereitung. Der Prozetz des Reichspräsidenten. BPD. Der Magdeburger Belcidigungsprozetz des Reichspräsidenten Ebert gegen den Redak teur der „M i t t e l d c u t s ch e n Zeitung" in Staßfurt fällt gerade in eine Zeit der erregtesten parteipolitischen Auseinandersetzungen. sodaß die Partei nahme sür und wider die Person des Reichspräsidenten allzu gesliftentlich da-? Wesen dieses Prozesses zurü.cttreten läßt Es ist iu Deutschland eine ganz neue Methode ge worden, politische Gegner durch Belcidigungspcozcsse zn erledigen, und es entioricht nicht ganz der politischen Vergangenheit unseres Landes, wenn man jetzt dazu über gebt, den Gerichtssaat zum Forum rein parteipolitischer Erörterungen zu machen. Auch diejenigen Kreise, die dem Reichspräsidenten Ebert vollkommen ablehnend gegenüber stehen und es sür erwünscht halten, daß so schnell wie möglich die Neuwahl des Reichspräsidenten erfolgt, um das Amt des höchsten Repräsentanten des Deutschen Rei ches vorteilhafter besetzen zu können, sind der festen Neberzeugung, daß der Magdeburger Prozeß zu den un würdigsten Erscheinungen der deurichen Gegenwart gehört. Die beklagte Partei im Magdeburger Prozeß soll sich deswegen verantworten, weit kie behauptet harre, der Reichspräsident Eberr balle ini Januar 1918 eine hervor ragende Rotte in dein Munitionsarbeiterstreik gespielt und damit an einem Landesverrat teilgenommen. In dieser Behauptung lag der Tatbestand einer iormc-.lcn Beleidigung, so das; der Verbreiter dieses Vorwur'cs deswegen nach ^deutschem Reckt bestraft werden 'nuß. Die Höhe der Straie spielt dabei keine Rolle Bei der Beweisführung des Prozesses ist scstgesteltt worden, daß Ebert als soziademokc. Parteiführer im Januar 1918 ait der Streikleitung teilgcnommen bat und in seiner Eigenschaft al- Beauftragter seiner Partei unmittelbar Beziehungen zu den streikenden unterhielt. Bis dahin sind alte Umstände vollkommen geklart. Strittig l'eibr nur noch die Frage, ob Ebert nur deswegen in dis St"eik- leitung cnitrar — uni die Bcwcaung auf schnellstem Wege zu beendige», oder aber die Frage, ob er die Ab sicht harte, den Streik als Waise gegen die damalig: kaiserliche Regierung zu benutzen. Das Magdeburger Schönengerick: soll nun darüber entscheiden, ob der Sozialdemokrat Eberr damals die In teressen des Landes geschädigt bar oder nickt. Diese Ent scheidung drängt sich ans der ganzen Prozeßtührnng aiE. In Wirtlichkeit tann es fick jedoch nach Auslassung ernster Politiker nickt darum ' handeln, eine grundsätzliche Enc- Pscheidnng darüber zn rrenen, ob das Verhatl-.n der -Lozialdemokrakie im Januar-Streit 1918, als Ferrit Be auftragter Eberr damals gewirkt hatte, im -^inne der Landesverteidigung lorrekr war oder nicht. Es ist viel leicht gestattet, mit aller Entschiedenheit zu bewerten, daß es sich in keiner Weise darum handeln kann, deutsche Gerichte mir der politischen Betätigung der Soziaidenio- kratie zu beschäftigen. Hier svietr doch das Ansehen des Deutschen Reiches eine gewaltige Rolle'. Für jeden vernünftigen Staatsbürger ist es von vornherein klar, daß die Ehre des Reichspräsidenten nicht in den Schmutz getreten werden darf. Aus der anderen Seite aber rann das Magdeburger Gericht es nickt unternehmen wollen, die Rolle der Sozialdemokratie im Januar 1918 zu be schönigen. Es wäre also vernünftiger und besser ge wesen, man hätte diesen Prozeß erst dann geführt, wenn die Neuwahl des Reichspräsidenten erfolgt war und Herr Ebert nicht mehr der Repräsentant des Deutschen Reiches, sondern nur noch sozialdemokratischer Führer ist. In einem solchen Falle wäre es sehr wohl möglich ge wesen, den sozialdemokratischen Führer Ebert einer sehr scharfen Kritik zu unterziehen. Unmöglich ist c-S aber, die Person des Reichspräsidenten in einer derartigen Weise, wie das jeyt m Magdeburg geschieht, in den Sumpf niedriger und gehässiger Auseinandersetzungen hin- emzuziehen. Das Verhalten der beklagten Partei im Magdeburger Prozeß entspricht nicht im mindesten den Notwendig keiten einer staatsbürgerlichen Gesinnung. Aui der an deren Seite aber ist es eine grenzenlose Leichtserrigicir gewesen, die Würde des deutschen Staatsoberhauptes einem solchen Prozeß vreiszugcbcn. Auch bürgerliche Par teien des deutschen Rcichsparlamentcs tragen hier ein gerütteltes Matz von Mitschuld. Ter Sozialdemokrat Eberl konnte für den Reichspräsldentcnposten schon längst er ledigt sein, ivenn man rechtzeitig die Neuwahl anSge- schrieben hätte. So aber hat man das Ansehen des, deutschen Staates aufs Spiel gesetzt und wird cs nichi verhindern können, datz das höchste Amt. welches da-s Deutsche Reich zu vergeben hat, in den Staub gerrere» wird. Dabei war doch vo» vornherein klar, datz die Sozialdemokratie gcwitz nicht diejenige politische Partei «n Deutschland ist, die das Recht für sich in 'Anspruch nehmen darf, den Reichspräsidenten zu stellen. Weuu demnächst die Präsidentenwahl stattfinoen soll, so muß man schon jetzt die Erwartung aussprechen, datz man für dieses hohe Amt eine Persönlichkeit in Vorschlag bringen wird, die alle Gewähr dafür bietet, datz der Präsident des Deutschen Reiches nicht wieder in politische Skandalafsäreir hinelngezogcn wird. Weder die Freunde noch die Gegner Eberts haben sich bei dieser Angelegen heit mit Ruhm bedeckt, sondern sie haben, jeder für sein Teil, das traurige Verdienst errungen, mit der Ehre und dem Ansehen des deutschen Staates ein beschämendes Spiel getrieben zu haben, vor dessen Wiederholung unter allen Umstanden ernst und eindringlich gewarnt tvcr»
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