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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192510230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19251023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19251023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-10
- Tag1925-10-23
- Monat1925-10
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1925
- Autor
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An« Ivv. GeSurtStag LeS WalzerkinißS Johann Ltrantz. Am 25. Oktober wurde vor 100 Jahre« et« Donkänftler der Welt gescheukt, der wie kein anderer Musiker vesttmwt war. Frohsinn und Freude unter der Menschheit zu ver breite». Der Wiener Walzer, und Operetteukomponist Johan« Strauß. Wohl kein Tanz hat derart alle Herze« erobert und sich barch Generationen Sehauvtet, wie sein Walzer »An der schöiOn blauen Donau", dem viele ander« Dan,weisen. .Künstlvrlebeu", Wiener Blut" u. a. folgten. Seine Operette »Die Fledermaus" nahm den Siegeslauf Lurch die ganze Welt und ist beute wie vor 50 Jahren noch ein stet» freudig begrüßtes Zugstück aller Bühnen. Andere immer willkommene Schöpfungen sind seine Operet ten .Der luftige Krieg" und der .Zigeunerbaron". Reiche melodische Erfindungsgabe und meisterhafte Instrumental, kunst waren ihm eigen und gaben seinen Werken einen klastischen Wert. Nach langjährigen Kunstreisen mit eige nem, von seinem gleichfalls al» Tanzkomponift gefeierten Bater übernommenen Orchester, widmete er sich ausschließ lich der Komposition und starb hochbetagt am 8. Jan» 1SSS in Wien. Das HauS am Dretmarkstein '. ' in SalzmaunSüorf bei Wien, in dem Johann Strauß als siebenjähriger Knabe seinen ersten Walzer schrieb. Tas Johann-Strauß-Denkmal im Wiener Stadtpark. BMIlM Lkl SMMIIM Ml> M dem M. Von K. Liermann. Denn man vor einem altgermanischen Gräberfelde steht, deren ja unsere Zeit so viele bloßgeleät bat, so staunt man über die Ordnung, die m diesen altheidnischen Begräbnisstätten herrscht. Sie zeugt von der Verehrung, die unsere Vorfahren den Toten gegenüber an den Tag gelegt haben. Mit peinlicher Gewissenhaftigkeit kam man den überlieferten Forderungen nach, wenn ein Toter dem Erdboden übergeben wurde. Endete doch der Tod das seelische Leben nach dem Glauben unserer Altvordern keineswegs: er trennte nur die Seele vom Leibe- Jene aber lebte fort, bald im Winde als unsichtbarer Hauch, bald im Nebel und in Flüssen und in Bergen: ne be suchte zuweilen ihren toten Körper, oder zeigt sich bald in Tier-, bald in veränderter Menschengestalt. ES ist eine eigentümliche und doch schöne Poesie, die sich an diesen alten Glauben vom Fortleben der Seele bei un- seren Vorfahren geknüpft hat. Und dieser Glaube ist uralt. Jahrtausende sind seitdem vergangen, aber noch heute lebt dieser Glaube in der Brust von Millionen. Wohl ist er nicht ausschließlich germanisch, denn er findet sich fast bei allen Natur- und vielen Kulturvölkern, aber die Form, in der er bei unserem Volke zum Ausdruck kommt, offenbart die deutsche Volksseele, den germani schen Volkscharakter. Man ist lange in dem Wahne gewesen, daß unsere Vorfahren nur emen Glauben vom Fortleben der Seele in Walhall gehabt hätten und daß dem Toten deshalb die Massen mit in daS Grab gelegt worden wären. Allein dieser Glaube von dem Krvegsparadies« ist nur eins in dem germanischen Norden ausgebildete üoetischs Form der allgemeinen Ueberzeuaung, daß der Mensch sein Leben nach dem Tode fortfetze. Man findet bei den verschie denen Geschlechtern, in den verschiedenen Zeiten und Gegenden die verschiedendsten Gegenstände in den Grä bern: die Frau bedarf ihre» Schmucke», sie benötigt die Nadel und die Spindel, und so gab man diese Gegen stände der Toten mit in» Grab. Gan- ähnlich bei den Männern. In kriegerischen Zeiten durften Speer, Schild und Schwert nicht fehlen. Auch da» Roß, der Haushund, der Falke begleiteten den gestorbenen Herrn ins Je«- s«t». Daneben fehlten Kann» und Schermesser nicht und Ker Becher oder da» Lorn, die bei dem zu erwartenden Gelage ndtig waren. Den kriegerischen Zetten sind fried- liche gefolgt, dem Heidentum das Christentum, aber der alte Glaube ist nicht ganz auSgestorben, und noch m unseren Tagen hat man an manchen Orten Kamm, Rasier messer und Waschzeug oder Gummischuhe und Regen schirm dem Toten mit ins Grab gegeben, wett er sie hier noch gebrauchen könnte. Weitere Züge von dem Glauben an das Fortleben der Seele und der Ehrfurcht vor den Toten zeigten sich bei tzen alten Deutschen in den Lelchenschmäusen, der Mitteilung vom Tode deS Herrn an tue Haustiere, dem Verhängen der Fenster und Spiegel und dem Um stellen sämtlicher Gerätschaften in der Wohnung des Ver storbenen, Bräuche, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Wohl an keinen Vorgang im menschlichen Leben knüpft sich bei den Deutschen noch heute so viel aber- gläubischer Brauch wie gerade an den Tod. Diesen Brauch können wir in der Geschichte zurückverfolgen brs zu den Anfängen deS ChristeiftumS. Die altep Konzilien und die alten deutschen Bischöfe eifern bereits dagegen, denn schon damals erkannte die Kirche, daß die Richtung der Deutschen auf daS Mystische eng verschwistert ist mit der Neigung zum Aberglauben. Mannigfach sind diese Gebräuche, aber ein Grundgedanke durchzieht sie alle: daS von Gemüt und Pietät eingegebene Streben, der abgeschiedenen Seele Ruhe zu bereiten und dadurch selbst Ruhe vor ihr zu haben. Damit sie diese erlangen, gibt man ihr mit, was dem Menschen besonders lieb gewesen ist. Man wäscht und rasiert den Körper sorgfältig, da mit nicht Gespenster kommen und diese Arbeit verrich ten. Wrrd die Leiche im Sarge fortgetragen, so müssen die Füße vorn sein; wird der Sarg auf die Bahre ge setzt, so wird er zuvor dreimal in die Höhe gehoben, sonst hat der Tote keine Ruhe. Auch übermäßiges Weinen und Klagen mag die abgeschiedene Seele nicht, es stört die Ruhe. Wohl findet sich auch dieser Glaube bei vielen Völkern und hat Stoss zu mancherlei Mythen gegeben, aber keine ist so sinnig und gemütvoll wie die Thüringer Sage vom Tränenkrüglein, »rach der die irrende KmdeS- seele zur Mutter kommt, die Weinend auf des. KindeS Grabe sitzt und sie rn ihrer kindlichen Weise bittet, von dem Weinen abzulassen, da durch der Mutter Tränen da» Tränenkrüglein, das die Kmdesseele trage, nur im mer schwerer werde. Der Glaube an das Verweilen der Seele in der Näh« de» alten Heims, in der Nähe ihres Körpers ist e» aber auch gewesen, m dem die altdeutsche Weissagung unk der altdeutsche Zauber ihre Wurzel haben. Der grübelnde Sinn der Deutschen, das Geheimnisvolle, das mr Lod« und in der Zukunft lag, haben von jeher unser Volk mit besonderer Neigung zu Zauber und Weissagung begabt. Die Seele, die nach ihrem Glauben im Luft raum frei umherschwebte, konnte nicht/ nur ferne Gegen den schauen und von ihnen künden, sonder« sie sah auch da» Zukünftige voraus. Fast oller Aberglaube, so weit er heimischen Unsprungs »st, hängt mit der Vor stellung von der freien Seele nach dem Tode aüfs engste zusammen. Daneben haben wrr aus alter Zett untrügliche Zeug- msse, dag man dre Zauberer und Geisterbeschwürer für verworren hielt, sie haßte und straft«. Die Pietät von der abgeschiedenen Seele verlangte, daß diese möglichst bald. Ruhe, erhielt: wer diese > Ruhe störte, machte sich emes Verbrechens schuldig, unk das taten die Geister beschwörer. Nur wer im Leben unrecht gehandelt hat, der wurde nach dem. Tode bestraft, wenn seine Frevel während, seines Erdenwallens unentdeckt oder ungesühnt geblieben waren. Und dies« Strafe bestand darin, daß die Seele solange keine Ruhe fand, als die Frevel unter den Mitmenschen nicht gesühnt waren. Aus diesem Glau ben heraus sind die unzähligen Spuksagen entstanden, die wir rn allen germanischen Ländern finden. Als dann das Christentum angenommen und bi« Heid» irischen Götter abgeschworen waren, hörte dieser Glaub« nicht-aufi sondern er wurde nur christlich verändert und vertieft. Auch diejenigen, die gegen die christliche Sit- tenlehre gehandelt hatten, fanden im Grabe kein« Ruhe. Dieser Rechtssinn lebt noch heute in unserem Volke tn alter Frische fort und erzeugt in Anlehnung an die alten immer neue Mythen -und Sagen. Wer. den Grenzstein berrjickt, wer einen Meineid geschworen hat, dem Nachbar heimlich Getreide oder Gras entwendet, wer einem Fremden Obdach versagt, wer seine Gelübde nutzt ge halten hat, wer Yartyerzrg gegen seine Mitmenschen ge wesen, der Mörder, der der weltlichen Strafe entgangen ist, der Geizige, der Wucherer, alle finden nach allge meinem Volksglauben nach dem Tode keine Ruhe, und zeigen sich bald hier, bald dort. Wett verbreitet smd die . Mythen von jenen Geizhälsen, die rhr Geld vergra ben haben. Sie irren während der Nacht stets umher, erscheinen den Leuten, Winken ihnen, mttzugehen und finden erst Ruhe, wenn einer den Schatz hebt, den si« in der Erde vergraben haben. Der Glaube in christlichem Gewände läßt dann Ungetaufte, Sonntagsschänder, Selbst mörder, Leute, die nicht die letzte Oelung genossen haben, und -andere keine Ruhe nach dem Tobe finden. In den Berner" Landen erzählt man sich, wie Mädchen, die rn- folge' ihrer Tanzleidenschaft gestorben sind, nach ihrem Tode unruhig um die Wirtshäuser Herumstreichen, uns wer..auf . Erden allzu ungestüm seinem Jägerhandwerk nachgegangen ist/ der - mutz mit der , wilden Laad brS zum Mibe der Welt durch die stürmischen Lüste fahren, lLlrrrS/ ttnüernö/ erfrllchenß
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