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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041028011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904102801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904102801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-28
- Monat1904-10
- Jahr1904
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BezugS-PrelS dl d« Lau-trnredttton oder deren Lusgabs- stellen avgeholt: vterteliShrlich 3.— bei zweimaliger täglicher gustell uag in« Hau« 8.7b. Durch dir Post bezogen für Deutsch« land u. Oesterreich vierteljShrUch 4chO, für die übrigen Länder laut ZeiluuqSpreiSltst«. Diese Nummer kostet aus allen Bahnhbsea und 111 I bei deu AeitungS-Berkäufern " ^so stiedaktton und «rPedtttoar 1L3 Fernsprecher 222 JohanniSgassr S. Ailialerpedtttouen: ÄlsredHahn. Buchdandlg.,Uuiverfität«str.S lFernspr. Rr. 4046s, L. Lösche, Sathariuea» straße 14 (Fernsprecher Nr. 2i)3ü) u. Lünia-- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7Ü00). Haupt-AUtale Dresden. «arienstrabr34(Sernsprecher Amt INr. 17UY. Haupt-Filiale Berlin: LarlDnn cker, Herzgl.Bayr.hofbuchbandla^ Lüdowstrabe lOlFernivreckerAmtVI Nr.46O34 Morgen-Ausgabe. lchMrIaMatt Anzeiger. Amtsblatt -es königlichen Land- «nb -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates >n- -es Nolizeiamles der Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich («gespalten) 7Ü -H, nach den Familiennach- richten (6grspaUe»i ÜO Tabellarischer und Nifsernsay entsprechend höder. — Gebühren für Nachweisungen und Osserteuanuahme 2ö Anuatzmeschlutz für -luzetgen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Extra-Beilage« lgefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Anzeigen sind stet- au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Qnb. Or. V.. N. L W. Klinkhardt). Nr. 551. Freitag den 28. Oktober 1904. 98. Jahrgang. ver stesormstiiinr-Fertet wegen eoscheint am nächsten Montag EölNS Ausgabe unserer Zeitung. Inserate, welche für diesen Tag bestimmt find, finden daher am zweckmäßigsten in der Sonntag»- nmnimer Aufnahme, die im vorliegenden Falle also 2 volle Tage lang aufliegt und somit für -ureigen aller M de5onäer§ wirkrsm sein muß. Da wir infolge des großen Umfanges der Sonntagsnummer mit dem Drucke sehr frühzeitig beginnen muffen, so bitten wir uns insbesondere grStzere tkesehäst«- crnpfehtnnge«, sowie v«rgnügung»anzeigen mög lichst noch heute zu überweisen, da nur dann inbezug auf Satz und Plazierung besonderen wünschen kann entsprochen werden. ZvArsle jür äie Lieurkgr-Xummer können nur bis Sonnabend abends r Uhr in unserer Haupt-Expedition angenommen werden. Vas Aicbtigrte vom Tage. * Reichsbankpräsident Dr. Koch wird am 28. Oktober hier die jährliche Konferenz der Direktoren mitteldeutscher Reichsbank anstalten leiten. (Siehe volkswirtsch. Teil.) * Die Königin-Witwe Carola wird zur Teilnahme am Marktfest des Albertzweig- Vereins am 12. November in Plauen i. V. ein- treffen. (Siehe Sachsen.) * Im russisch-englischen Konflikt ist eine Zuspitzung bis aufs äußerste einge treten. Für heute vormittag ist ein Kabinettsrat in London angelest. Ter erste Lord der englischen Admiralität ist bereits zur Leitung dcr Mobil - machung nach Portsmouth abgereist, das in Fiume und Pola verankerte englische Geschwader vereinigt sich mit der Mittelmerrflotte. (Siche besond. Artikel.) * Der in Helsingborg beheimatete Dampfer „Alde baran" ist im Skagerrak von russischen Kreuzern angeschossen worden; die Kreuzer verschwanden darauf. (S. besond. Artikel.) * Vor Mukden halten sich die russischen und ja panischen Streitkräfte augenblicklich die Wage, nur große russische Verstärkungen können einen Umschwung hcrbeisühren. (S. russ.-jap. Krieg.) 2ur prSriaenteMädl in äen bereinigten Staaten. In den Vereinigten Staaten steht dieWahl vor der Tür. In den Hauptstraßen der großen Städte tvaücn regenbogenfarbene Riesenbanner mit den meterhohen Bildnissen der Präsidentschaftskandidaten von Haus zu Haus, und wo irgendwo ein verlassener Zaun winkt, leuchtet das Konterfei von Roosevelt oder Parker. Man erschöpft die Erfindungsgabe in .Herstellung von Statuetten, von Rooseveltknöpfen und Parkermedaillen. Auf den Pallisaden am Hudsonstern, am Michigansee, an den alten großen Bäumen, die noch an die Tage des roten Mannes erinnern, am Strande der Mississippi inseln, wie am Ufer des Salzsees und selbst in der Wild nis, durch die der Eisenbahnzug vom Atlantischen zum Stillen Ozean fährt — ringsum gigantische Rs. und P's. Uebcrall kann man jetzt in den Läden Shlipse und Taschentücher, Portemonnaies und Notizbücher, Hut- bänder und Hosenträger kaufen, die auf die Wahl hin- »veisen. Die Aufregung wächst täglich. In den Abend- stunden ziehen Wagen mit herrlich flatternden Bannern und dumpf aufheulcndcn Glocken durch die Städte; an den öffentlichen Plätzen treiben die „Stumprcdner" ihr Unwesen. In den Weinstuben, Bierhäusern, Schnaps höhlen erscheinen von Zeit zu Zeit Männer in Sammet jacken mit großen schivarzgefärbten Schnurrbärten, die alle Anwesenden zu einem Gratis-„Drink" einladen und Anreden halten, die in einem Hoch auf Roosevelt oder Parker ausklingcn. Tas sind die Ward-Colonels, die von der Politik leben und nun ihre Erntezeit feiern. Der allmächtige Dollar hat sic mobil gemacht und in den Kriegsstand versetzt; zu Friedenszciten sind eS Lumpen und Spieler, denen allein „bei nachtschlafender Zeit" zu begegnen nicht ratsam wäre. Jetzt traktieren sie groß- wütig das Publikum aus der Parteikasse und haben das Generalrczept der Appelle an die Mitbürger ganz fix aus- wendig gelernt. Es ist die Zeit des Posierens und Sich in die Brust Wersens in den Vereinigten Staaten, der großen Phrasen und der kleinen Gemeinplätze, der billigen Schlagwörter, ca man versucht sei« könnte, von dem heilsamen und reinigenden Einfluß der Freiheitsatmosphäre zu fabu- lieren, wenn man nicht von der fatalen Tatsache über zeugt wäre, daß im Hintergrund irgend ein gurer „I o b" lauert, ein nutzbringendes Geschäft, und daß sich eben dort die Kohorte der „Drahtzieher" aufhält, welche die Marionetten tanzen lassen. Vor einem Jahrhundert gab es noch scharf ausge- prägte Unterschiede zwischen den beiden großen Parteien, den Republikanern und Demokraten. Da konnte man noch von einer zentralisierenden und dezen tralisierenden Tendenz reden, von einem Bestreben, die Macht der Zentralgewalt oder die der Einzclstaaten zu stärken. Im großen Bundes- oder Rebellen krieg gewannen bekanntlich die Republikaner, aber cs war ein Pyrrhussieg. Der farbige Mann wurde aus seiner Unterdrückung gerettet und befreit, das Prinzip hatte gesiegt, aber die Praxis unterlag schmählich. Ströme von Blut waren völlig umsonst geflossen. Ter eine und unteilbare Bundesstaat war durch den Krieg bewahrt worden vor dem Auseinanderfallen, die Skla verei wurde verboten; aber die, uni derentwillen man an die ultima rstio des Schwertes appelliert hatte, ge rieten in noch tiefere Knechtschaft, denn ze zuvor. Ihre politische Freiheit war festgestellt, ihre persönliche Unan tastbarkeit gewonnen worden; doch ihre sozialeMrn - derwertigkeit konnte keine Verordnung aufheben. Hoch über dem Gesetz der politischen Gleichberechtigung steht die Lehre von der Notwendigkeit der Nassen- Übereinstimmung. In sozialer Beziehung blieb der Neger der Paria der Gesellschaft. Die Säulen der republikanischen Partei, deren Nivellierungs drang gesiegt hatte, hüteten sich wohl, dis Kon sequenzen zu ziehen. Sie fuhren durchaus nicht in einem Coupä mit den farbigen Leuten, sie speisten mit ihnen nicht an ei n c m Tisch, sie lehnten es entrüstet ab, ihre Töchter an farbige Elegants, mochten sic auch reich und gebildet sein, zu verehelichen. Auch der ärmste rveiße Arbeiter wollte in der Fabrik nicht mit dem farbigen Menschenbruder zusammen schaffen. Ter inten- sive Menagerie-Negergeruch schied die Schwarzen und die Weißen auf immer. Eine gewisse Bildung konnte mai: ja den Mitbürgern anpolieren, deren Haut dunkel war; aber die Naturfärbung konnte man nimmermehr be seitigen, und das Parfüm der Quartiere von New Orleans und Baltimore, in denen die Neger wohnten, schreckte selbst die Emanzipationsapostel ab. Nach dem Jahre 1865 verschwammen die republika nischen und demokratischen Dogmen immer mehr. Jede Partei schrieb bei der Wahl auf ihre Fahne das feste und gewisse Versprechen, der Korruption entgcgentreten zu wollen. Sobald aber die Wahl vorüber war, betrogen sie wie zuvor, denn „dem Sieger gehört die Beute" war das Motto beider. Sie vermieden zwar den Ausdruck „Betrug", aber dadurch wurde nichts ge bessert; man gab es nur auf, sich mit Kleinigkeiten abzu geben, und betrieb Unterschlagungen als Engrosgeschäfte. Bei einer New Zocker Wahl wurden, um nur einige Bei spiele anzuführen, über 2000 Philadclphier in die Manhattanstadt importiert, sie wurden als wahlberechtigt eingeschmuggelt, um das Zünglein an der Wage lenken zu können. Die Erbauung des Court-Hauses ebendort kostete kaum zwei Millionen Dollars; angerechnet wurden dafür über 16 Millionen, das Achtfache, und so weiter. Eine dritte Partei, die von Zeit zu Zeit neben Demo kraten und Republikanern auftauchte, wurde abgekauft; unterweilen begünstigte man sie aber auch bis zu einem gewissen Grade, damit der Durchschnitt geringer würde. Grant und Colfax hatten eine schwächliche Wirtschaft ge führt, ihre Nachfolger betrieben dasselbe. Als Clevcland durch einen Zufall gewählt worden lvar, hatte sich die Geldgier bei der demokratischen Partei, die jahrelang nicht an der Krippe gesessen hatte, bis zu einem so widerlichen Grade gesteigert, daß selbst den Präsidenten vor seinen Parteigenossen und Freunden graute. Die Kriegsschuld wurde abgetragen; c:s kamen finan- ziell so günstige Jahre, daß man nicht mehr wußte, was man mit dem Gelde anfangen sollte. Die republikanische Partei, die nun wieder ans Ruder kam, brachte die Ex- pansionstheorie auf. Das System Washingtons und der „großen Virginier", Jeffersons, Ma.di- sons und Monroes, sich auf das vorhandene große Gebiet zu beschränken und sich in keiner Weise in die Wirren anderer Länder zu mischen, erhielt einen Riß. Nach dem glücklichen Kriege gegen das ohnmächtige Spanien wurden Cuba und Portorico angegliedert, dann die Sandwichsinseln; die Philippinen wurden erobert. Die Partei der „Gelben", denen auch Roosevelt angehörte, betonte die Notwendigkeit einer starken Kriegsflotte. Die Monroedoktrin wurde dahin erweitert, daß es keinen, europäischen Großstaate gestattet werden sollte, in Nord-, Zentral- oder Südamerika Kolonien anzulegen. Auch Kohlenstationen sollten verboten sein. Don Zeit zu Zeit wurden großprahlerische Edikte veröffentlicht, in denen dem Weltall der Segen des „amerikanischen Systems" mit geradezu großartigem Brustton und Wortschwall bekannt gegeben wurde; und wenn die Negierung sich scheute, ihrer Absicht einen offenen Ausdruck zu geben, traten die Neuig- kcitsblätter dafür ein, die keine Rücksicht zu nehmen brauchten und auch keine nahmen. Der Stille Ozean wurde zum wäre ^merieanum erklärt und der kürzeste Weg dorthin, der P a n am a k a n a l, zur amerikanischen Seestraße. Die Republik Panama wurde konstruiert. Die Raubmethode, mit der dieser Schritt begründet wurde, erinnert an die Art und Weise, wie seinerzeit Texas dem machtlosen Mexiko weggenommen wurde. Der Appetit kommt ja beim Essen. Wenn sich die Ver einigten Staaten morgen der mexikanischen Republik, übermorgen Zentralamerikas und dann der ganzen süd amerikanischen Länder bemächtigen wollen, wer wird sie daran hindern? Wer bei der Wahl siegen wird, darüber besteht kaum noch ein Zweifel. ürnsr Ordo Hopp. Der nurircb-eugsstche Konflikt. —n. London, 26. Oktober. Ter heutige Tag (Mittwoch. T. Red.) ist im Verlauf des Konfliktes, um diese Bezeichnung zu adoptieren, sicher lich dec ruhigste; denn das Beileidstelegramm des Zaren liegt vor. Und dennoch ist nicht zu verkennen, daß die Spannung schlimmer ist als gestern.^Die Blätter teilen die Reden nut, in denen der Earl of Selborne und Mr. Lyttelton namens des Kabinetts der russischen Re gierung einige Wahrheiten gesagt haben. Ter Erste Lord der Admiralität hat bei einem Diner im Savoy-Hotel das Wort ergriffen, in Gegenwart des Kontreadmirals Jewell und der Offiziere des amerikanischen Ge schwaders, das jetzt in englischen Gewässern liegt. Selborne drückte sich aus, ein Schimpf, em unent - schuldbarer Schimpf sei begangen worden. Er ivarf den Russen Plumpheit vor, indem er geltend machte, daß Seeleute anderer Nationen, Engländer oder Ameri kaner, eine unmittelbare, eingehende Rechtfertigung ge' geben und die Verantwortlichen bestraft (demonstrativer Beifall) hätten. Ter Kontreadmiral Hedivarth Lambton erwiderte, auch er hätte geglaubt, daß kein Seeoffizier, welcher Nation er auch angehöre, die Memmentat (cknstsrckl^ actt) begehen würde, auf ein unbewaffnetes Boot zu feuern. (Demonstrativer Beifall.) Ter Kolo nialsekretär Lyttelton hielt seine Rede in der Stadthalle, Leamington. Er gebrauchte dasselbe Wort „ontru^e'', das Selborne gebraucht hatte. Tie Sühne müsse nicht bloß Sühne sein, sondern prompte Sühne. Selbst wenn man von der Tat in der ruhigsten Form spreche, müsse sie als die Folge entweder einer mörderischen Absicht oder gottloser (wiekeck) Nachlässigkeit ver dammt werden. Lyttelton hielt es für nötig, die Hoff nung auf internationale Höflichkeit und internatio - nalenFriedenzu beschützen. Der „Standard" fällt das erbitterte Verdikt: „Diese Ansammlung von Schlacht schiffen, die den Javanern nicht wehe tun können, selbst falls sie je in den Bereich ihrer Geschütze kämen, können nicht heil auf der hohen See gelassen werden. Wenn die britische Admiralität erfährt, daß ein verwaistes Schiff mitten auf dem Meer herumschwimmt, dann schickt sie ein Kanonenboot und sprengt das Wrack in die Lust. Tie baltische Flotte ist, mehr oder weniger, eine Flotte von Wracks, nicht unter eigener Kontrolle, mit starken Geschützen versehen, die offenbar die Ausgabe haben, in irgend einem Moment auf irgend ein Ziel los zugehen. Tas einzige, was zu tun ist, ist, daß man sie aus demWegeschafft, bevor sie mehr Schaden an Eigen- tum und Leben verüben. Wir hoffen ernstlichst, daß diese Ansicht der russischen Regierung heimgebracht wird, und zwar plötzlich. Tie wirkliche Gefahr des Momentes ist, daß die Petersburger Autoritäten, das Auswärtige Amt und die Admiralität, einstweilen leere Redensarten und Aufschub machen und daß sie sich bestteben, uns durch Aus- flüchte aufzufetzen, anstatt uns die eingehende und völlige Genugtuung zu geben, die wir zu verlangen das Recht haben, nach der unerträglichen Verhöhnung des inter nationalen Konzerts, der wir unterworfen waren." — Der „Standard" läßt sich aus Petersburg melden, daß man dort über den Angriff froh ist, und daß ge- meldet wird, die baltische Flotte habe den Zusammenstoß mit 150 Dampfern gehabt? Aus Tokio wird tele graphiert. man sei überzeugt, daß die Russen vorsätzlich europäische Verwicklung gesucht hätten, weil sie wähnten, nur so ihre Besiegung durch eine asiatische Macht überstehen zu können. Wir verzichten auf eine Kommentierung dieses Stim mungsbildes und drucken die Depeschen ab, wie sie ein gelaufen sind: London, 27. Oktober. Der „Standard" schreibt: Tas Schweigen des Admirals Roschdjestwensky ist eines der schlimmsten Momente der Lage. Er hat eine brutale G l c i ch g ü l t i g k e i t an den Tag gelegt, indem er die Reise fortsetzte, ohne die Folgen der Beschießung zu bedenken. Die russische Regierung er kennt, wie zu befürchten ist, nicht die äußerste Ge fährlichkeit der Lage. Wir wissen nicht, ob der Minister des Aeußern Lansdowne in der Note an Rußland eine Frist für die Beantwortung gefaßt hat; das aber ist klar, daß die Regierung in richtiger Aus legung der Volksstimmung entschlossen ist, die Frage zur sofortigen Entscheidung zu bringen. Sic hat keine Zeit verloren, unsere Flotten konzentrieren sich, dieHermatsflotte geht südwärts, die Kanalflotte nimmt in Gibraltar Koh len, kurz und gut: Tie baltische Flotte wird angehalten und zur Rückkehr gezwungen, falls sie versucht, die Reife fortzusetzcn. London, 27. Oktober. (Reuter.) Tie Mitglieder des Kabinetts sind aufgcfordert worden, sich bereit zu halten für den Fall, daß ein Kabinettsrat not wendig werden sollte, was zweifellos der Fall sein wird, bevor die Negierung e n d g ü l t i g e S ch r i t t c in der Angelegenheit der englisch-russischen Verhandlungen tut - Während der Minister des Auswärtigen, Lansdowne und der russische Botschafter Graf Benckendorfs heute in der Wohnung Lansdownes eine Besprechung hatten, sprach der französische Botschafter vor. * London, 27. Oktober. Dem Vernehmen nach ist der Kabincttsrat für morgen mittag berufen worden. ** London, 27. Oktober. Der erste Lord der Ad miralität, Lovd Selborne, ist heute nach Ports mouth abgereist, um die Mobilmachung der Flette zu leiten. In allen Häfen, Docks und Arse nalen herrscht fieberhafte Tätigkeit. Uebcrall macht sich begeisterte Stimmung und der Wunsch geltend, daß es zur Vernichtung der russischen Qstseeslotte kom men möge. Wie ferner aus Paris telegraphiert wird, beginnt man, sich über die Änüauer des russisch-englischen Kon fliktes entschieden zu beunruhigen, besonders da die vorliegenden Nachrichten erkennen lassen, daß eine starke Partei am russischen Hofe in einem Kriege mit England Revanche für die in Ost- asien erlittenen Niederlagen zu finden hofft. Tie Petersburger Depesche des „Echo", worin es hieß, Deutschland sei an allem schuld, hat, wie es heißt, die russische Marine nervös gemacht und dürfte auf den Wunsch gewisser Petersburger Kreist zurückzuführen sein, um den Zorn Englands teilweise c. uf Deutsch land abzulenken. Herr Hutin reeta Hirsch hätte sich danach um sein Vaterland sehr verdient gemacht; i denn wenn die Kcmplikation, die mit ihren englischen Mobilmachunasordres an den Fall von Faschoda erinnert, nicht in zwölfter Stunde entwirrt wer- den sollten, dann träte für Frankreich der Bund- nisfall ein. Zwar will die „Daily Mail" wissen, die britische Regit-rung habe Gründe für die Zuversicht, daß Frankreich sich nicht in den Streit verwickeln lassen würde, welche Schritte auch immer England er greifen sollte, um Genugtuung von Rußland zu er- langen. Aber die Eventualität ist gegeben; realisiert sie sich, so könnte nur ein Kabincttssturz nach berühmten Mustern, dis französische Regierung von, ihren Ver, trägen befreien. Mobilmachung ber englischen Flotte. Die Meldung aus Pcrtsmouth wird durch folgendes Telegramm ergänzt: * Fiume, 27. Oktober. (Ung. Korr.-Bureau.) Das hier weilende englische Geschwader erhielt den Befehl, mit dem bei Pola ankernden englischen Ge- schwader sich zu v e r e i n i g e n. — Nach Aussagen des Kommandanten eines hier liegenden englischen Kriegs schiffes erhielt das Geschwader den Befehl, nach Westen abzndampsen und sich bei Gibraltar mit der Mittel- meerflottc zu vereinigen. * Konstantinopel, 27. Oktober. Nach Meldung aus Malta soll das englische Mittelmeergeschwader Befehl erhalten haben, sofort in See zu gehen und in den türkisch-gricchischen Gewässern Winteraufenthalt zu nehnien. Der Admiral Noschdjeftwen»ky in Vigo. * Vigo, 27. Oktober. Als der Admiral Roschdjestwensky das Palais des Militär gouverneurs verließ, küßteihmcinaltcrMann die Hand. Ter Admiral küßte den Greis auf d i e S t i r n. Tie umstehende Volksmenge klatschte leb haft Beifall. Der Bürgermeister von Vigo richtete an den Admiral ein Schreiben, in dem er ihn namens dec Stadt und der spanischen Nation willkommen heißt und Wünsche für den Ruhm des Kaisers Nikolaus und die Wohlfahrt Rußlands ausspricht. (Dieses fromme Idyll wird durch die französische offiziöse „Agencc Havas" ver breitet. D. Red.) Neuer Lxzetz der Besatzung eine» russischen Nreuzerr. ' Gesle, 27. Oktober. „Gefle Tagblad" teilt salzen des mit: Ter Kapitän des in Helsingborg beheimateten Dampfers „Aldcbara n", der gestern abend hier an gekommen ist, berichtet, daß Freitag abend um 10 Uhr der „Aldebaran" im Skagcrack von fremden Kriegsschiffen, anscheinend (?) russischen Kreuzern, verfolgt und mit Scheinwerfern beleuchtet worden sei. Tann ver mehrte das Kriegsschiff seine Geschwindigkeit, passierte den „Aldebaran" und feuerte einen Schuß ab, der aber keinen Schaden anrichtete. Ter „Aldebaran" hißte jetzt die Flagge, worauf der Kreuzer wieder den Scheinwerfer auf ibn richtete und ihn mit einem förm lichen Kugelregen überschüttete, ohne daß ein Schuß traf. Der Kapitän des „Aldebaran" ließ jetzt den Dampfer halten und flüchtete mit der Mannschaft unter Deck. Das fremde Kriegsschiff verschwand darauf im Dunkeln, der „Aldebaran blreb unbeschäbigt.
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