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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-12-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193112247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19311224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19311224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1931
- Monat1931-12
- Tag1931-12-24
- Monat1931-12
- Jahr1931
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1931
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SS9. 6.BeilagezmnPiesaeeragedlatt. Donnerstag,S4Dezember 19SL,abends. 84.Jahr-. Wir stamme Kinderaugen gkünzm die Kerzen in die Winternacht: auf Tannengrün und Lichterkrünzrn hat sie die Liebe angefacht. Mein Deutschland, ärmstes Land hlenieden, dein schönstes Fest macht dich heut reich! O Glockenlied vom WeihnachtSfrtrden, was klingt wie du so traut uyd weich! Nütz schwerer Not geht allerorten der Christ mit Kinderhrrrlichkeit: in Herzen, die fast Stein geworden, entbrennt ein Flämmchen Seligkeit. Es künden alte liebe Lieder den kleinsten Hütten fern und nah dir heilgr Botschaft immer wieder, der deütschen Weihnacht Gloria. Und doch liegt heut so manches Stübchen in Wintersnöten kalt und öd', und tausend Mädchen, tausend Bübchen stehn auf den Gassen, windverweht: Die treuen Augen trüb' und müd- die schmalen Wangen ohne Rot, sie sehnen sich nach frohem Liede, sie bitten dich um Frucht und Brot. UnS gilt eS, allen Streit zu hassen, der mürbend frißt an Volk und Land, am Liebeswerke anzufassrn mit starkem Herzen, offner Hand! Die beste Gabe wird im stillen zur eignen Freude dargebracht, wenn sich die Kinderherzen füllen mit neuem Glanz zur Weihenacht. Erich Langer. „MMWWW Wen!" Oberkonsistorialrat v. Alfred Fischer stellt n«S folgende Zeilen zur Verfügung, in denen die prote stantische Stellungnahme zu der Agitation der „Gott losenbewegung" zum Ausdruck kommt. Im Zusammenhang mit der von Rußland zu uns her- itbergetragenen „Gottlosenbewegung", die radikal .alle Re ligion in den Völkern und Menschenherzen in planmäßiger Arbeit auszurotten entschlossen ist, soll uns bas Weih- nachtsfest eine „Antimethnachtskampagne" bringen. Man wirb in Deutschland diesen Feldzug wie überhaupt den An- zriff gegen die Religion nach dem neuen AktionSplan füh ren, der durch genaue Schulung und Organisation in den politischen Verbänden des Kommunismus, aber auch in Zellen, Freundesgruppen, Kinderklubs, in Häuserblocks, Familien und an den Stempelstellen sorgfältig vorbereitet ist. Man ist von dem offenen Kampf in Umzügen, Auffüh- rungen und Versammlungen, die doch auch viele abstießen and unter den Notverordnungen erschwert sind, zu« heim liche« Propaganda und zum »«»deckte» Ang-iff übekgegan- ,ien. Zuschriften an einzelne Personett, Zellenbilbuttg in christlichen Schulen-, Verteilung von hektographierten Blät tern, die Rebe von Mund zu Mund, werben in allen Krei sen und Altersstufen. Allgemein empfundene Schäden de« Zeit, von vielen geübte Kritik an Bestehendem und Ge schehendem bilden den Anknüpfungspunkt und sollen Ohren and Herzen öffnen für die Behauptung von der Schuld deS Christentums, von dem Schaden des Gottesalaubens, von der angeblichen Zerstörung des Willen» und der Kampf kräfte de» Menschen durch die Religion. Li« «vaugelische Kirche »eist von diese» Borgängeu. Weil es sich um die Grundlagen des persönlichen Christen- leben« wie de» Gemetnbelebens handelt, nimmt die Kirche selbst den Kampf auf in ihren Gemeinden. St« ist im Bunde mit ihren Vereinen und verbänden. Kein«, auch nicht die abgelegenste Gemeinde tst vor diesem Angriff auf ihr innerstes Leben.sicher. Sie rüstet in ihrem Kreis« und in ihrer Art, aber auch in alle» ihre» Glieder«, um de« Kamps anszunehmr«. Jede Gemeinde verschafft sich Kenntnis von den Zielen und Methoden der Gegner, sie achtet auf alle Anzeichen, da mit keiner sich täusche über »en Ernst btt Stund«. Die Ge- meindealtrder rüsten sich durch ernste Vertiefung in «ort und Sinn de« Evangelium« in besonderen Kreisen und Stunden aller AltttSklafsen. Hat man bisher tn man chen Kreise« mehr tn christlicher Uebttlieseruna «nb Ge wohnheit gelebt, so wird e« »»« gelte«, fest« ucherm»«»»» ,« gewinne», klare Gründe zu erfassen, offene« Bekenntnis abzulegen daheim und im Verkehr unter Len Menschen,- — bis hin zur Fähigkeit, dem Gegner zu begegnen, ja ihn mit der eigenen Erkenntnis und Erfahrung des Christenlebens zu überwinde«. Nicht durch Worte, nur durch den Ernst eigene» Christenleben« wirb der Glaube fest und unüber ¬ windlich und siegreich im Kampf mit dem Gegner. Tau sende sind schon am Werk, aber keiner wird zurückbleiben. Nicht nur der Bestand soll gewahrt werden, das eige«« Lebe« der Gemeinden, der Familie, der Einzelnen, wird in solchem Kampf erstarken. Denn das letzte Ziel ist es, jene Verführten und Verirrten wiederzugewinnen zu frohem, starkem, zu wirklichem Christenleben. Gar manches ist versäumt durch Lässigkeit und Untätig keit bloßer Namens-Christen. Mehr noch als bisher muß Ernst gemacht werden mit dem Brubrrsinn und der Opfer willigkeit w«it über Almose« ««d Wohltätig»««» hinaus. Weihnachten steht vor der Tür. Die rechte Weihnachts kampagne gegen die AnttweihnachtSkampagne tst es, wenn bas Christentum nicht nur gepredigt, gehört, gesungen und gepriesen, sondern da» von ihm geforderte Leben »erwirk licht wird: „Einer ist Euer Vater, einer ist Euer Meister, Ihr aber seid alle Brüder. - WlMMlsk». Die Reichsbahn ist diesmal den Weihnacht-reisenden durch eine Fahrpreisermäßigung entgegengekommen und sie hat sicherlich dazu beigetragen, bah die Verlängerung der sogenannten SonntagSlarten die Zahl der Reisenden erhöht. Noch immer war es so, daß zum Weihnachtsfest der stärkste Reiseverkehr herrschte. Weshalb? Das läßt sich leicht erklären. Hier spricht auch ein gut Teil da« deutsche Gemüt mit. E» ist üblich, das Wethnachtsfest m der Familie zu verbringen. Wer in der Fremde weilt, wer noch keine eigene Familie begründet hat, sucht zu Weih nachten, wenn es nnr. irgendwie möglich ist, seine Familie auf. An diesen Tagen kehren die ausgeslogenen Kinder in den Schoß der Familie zurück, zurück zu Vater und Mutter. Geschwister, die in die Welt gingen, sich lange nicht sahen, finden sich im traulichen Heim de» Eltern- Hauses wieder zusammen. Und lange vor dem Fest wird alle« für diese Reise vorbereitet. Der Weg mag -noch so lang sein, di« Fahrt wirb gewagt, und wenn nur zwei, drei Tage zur Verfügung stehen, »kreuz und quer eilt'» ,,nach Hause". In Deutschland werden die Menschen ,n den Wechnachtstagen gewissermaßen durcheinander gewür felt, da« Ergeb«,« dieser Quersahrt«« aber tst: Die Hei mat hat Ihre Söhne und Töchter wieder, wenigsten» In einem Make, wie «S sonst nicht der Fall ist. ES Ist eine falsche Ansicht, auch ln Deutschland bürgere es sich, wie in anderen Ländern «in, Weihnachten irgendwo draußen, fern dem eigenen Heim zu feiern. Vielleicht mag e» einig« geben, die in verschneiten und stillen Orten sich in den Zauber deS strahlenden WeihnachtSbaumeS vertiefen wol len und die Stille der winterlichen Natur auf sich wir ken lassen wollen. Groß ist diese Zahl nicht. Groß ist auch nicht die Zahl derer, die gerade zum WeihnachtSsest in die Wintersportorte fahren. Sie warten zumeist erst den heiligen Abend ab, bann erfüllen sie die Sehnsucht ihrer Svortbegeisterung. Nein, die Hauptzahl aller Reisenden ist getragen von der Sehnsucht nach Hause, erfüllt von dem Kindheitsempflnden jener Weihnachten, als noch Kleinigkeiten Freud« machten und im Elternhaus Heim lichkeiten herrschten, erfüllt von dein gemütvollen Zau ber elterlicher Behaglichkeit und Sorge, die Sehnsucht nach dem eigen Blut, nach Eltern und Geschwistern treibt sie heimwärts. Und wenn man die Wcihnachtsreisenden be obachtet: Liegt nicht auf den meisten Gesichtern die frohe Erwartung häuslichen Glücks, die Hoffnung auf gemütvolle Tage im kleinen oder großen Kreis aller derer, die ihm nahestehen? Weihnachtsreisrn haben demnach für das deutscire Volk die größte Bedeutung, sie festigen die Bande und sühnen fremd werdende Menschen wieder tn das Land ihrer Jugendsehnsucht. Predt. Weim wir auf die Ahr schauen. Ts geht uns jetzt wohl nicht selten so, daß wir plötzlich auf- und um uns blicken und dann nicht recht wissen: ist es noch Tag? Wird es denn schon Abend? — — Kommt schon wieder das Dunkel . , . ? Und es war doch «den erst Morgen. Und es schien uns doch vor kurzer Zeit Noch, als wollte es Heller werden und Tag; als könnten wir vielleicht gar auf «Inen Sonnenblick warten . . . oder auf «in klein-winziges Stückchen blauen Himmels, auf irgend etwas, daran wir uns freuen wollten Aber nun ist es mit einmal doch wieder nichts damit und anders. Und wir wissen nicht recht, was nun ist und werden wird. Vielleicht haben wir nur noch geträumt, als wir an Tag und Helle und Schaffen und Werken dachten. Wir ünd irgendwie ganz verwirrt so wie Menschen, die die Riä>- tung verloren haben und nun um sich blicken und nicht recht wissen, was werden soll. Wenn wir dann auf die Uhr schauen, wird es ander». E» ist etwas Eigenartiges mit der Uhr. und es ist gut, wenn wir in solchen Augenblicken eine Uhr da haben und sie befragen können. Schon das Pendel mit seinem ge ruhigen Gang: seine Schritte klingen Gleichmaß und Stetigkeit durch den dunkler und dunkler werdenden Tag: es scheint uns dann fast, als ließen sie sich nicht beirren von all dem, das rinsher geschieht und wüßten gut um ihren Weg. Fever Schritt ein kleines Stück vorwärts, rin kleine», gleichförmiges Stück aber vorwärts! Oder täuschen wir »n» such darin? Geht es nicht auch mit dielen. Schrine« nur immer hin und her. immer hin und her? Geht «s nicht auch mit ihnen nur ein wenig hinab und hinaus und wieder hinab Und im Grunde ist es doch nicht weiter gekommen: Das Hinaus ist ja doch nur scheinbar, will es uns dünken bei flüchti- dem Hinsehen. Da liegt es eben: bei flüchtigem Hin sehen! Es ist auch hier nicht anders, wie mit dem Dunkel um uns. ' Und wenn wir uns mit solch einem flüchtigen Blick zufrtedeimeben, bleiben wir noch immer die Men schen, welche Richtung und Weg verloren haben. Das Pendel geht seinen geruhigen Gang weiter, nur wir sind und bleiben unruhig und unstet. Warum?! Das Pendel mit seinem Hinab und Hinauf bewegt die Räder. Wir können das nicht so ohne weiteres sehen. Es ist ein langer Weg vom Pfad des Pendels bis zu den Rädern. Und es ist da so manches dazwischen, das uns die Räder und ihr Ineinandergrrifen und ihre ruhige Arbeit verbirgt, zudeckt^ nicht gleich vor Augen stehen läßt. Erst nachdenken müssen wir und lesen, was uns die Zeiger sagen. Da ist der kleine Sekundenzeiger. Der hat's eilig, so, als wüßte er darum, daß nur viel stetige Kleinarbeit und Geduld die großen Zahlen, die gut sichtbaren Ab schnitte schasst, di« uns dazu verhelsen, daß wir uns im Leben zurrchtfinden und uns nicht alles nur als ständiges Hinab und Hinauf oder als kleiner, immer sich wieder gleichbleibender Kreis erscheint. Die großen Zeiger sind es, denen seine Arbeit gilt. Ohne diesen kleinen Sekunden kreis, ohne die geduldige und rastlose Kleinarbeit, könnten die uns nicht die rechte Stunde weisen, könnten die uns nicht das sagen, was wir brauchen um uns zurechtzunndrn in dem Dunkel, das nun da draußen steht und uns irre machen will am Tag und seinen Forderungen; an dem, was wir wollen und das wir sollen. Wenn wir auf die Uhr schauen, gut und nachdenkend auf den Weg der Zeiger, dann werden wir nicht mehr sein, wie Menschen, die die Richtung verloren baden, und nun um sich blicken und nicht recht wissen, was werden soll. Dann werden wir wissen, ob die Stunde geschlagen hat zum Ruhen . . . oder zum Werken und Schassen . . . oder zum Dunkel, das Ausblicken fordert nach neuem Morgen. Tenn die Zeiger gehen weiter, stehen nimmer still, weisen von Nacht zum Morgen und durch den Tag, der Arbeit und Schaffen will und aus den dunklen Stunden und Tagen wieder zu anderen, helleren . . . Hellen! Wenn wir auf die Uhr schauen, denken wohl einige: ach, ein mechanisches Werk, eine Maschine! Eine Maschine nur?? Oder ein Stück Leben, gegliedert in Hinab und Hinauf, in Kreise, deren jeder seine Forderung hat; in Wege, die uns in dunklen Stunden und Augenblicken hin durch- und hinausführen zu Helle und Licht, das doch immer wieder kommt?!! Es kommt darauf an, wie gut wir zuschauen, wieviel wir nachdenken. Wir sollten es gut! Dann wird es mit den dunklen Stunden überhaupt so sein, wie mit den dunklen Stunden in diesen Tagen: wir finden uns in ihnen — und mit ihnen — erst zurecht, wir lassen uns durch diese dunklen Stunden nicht verwirren und von dem ablenken, was wir tun sollen, wenn wir auf — di« Uhr schauen. Wie reich wir find — — Ich sah vor hohen Ladenscheiben Ein armes, bleiches, frierend' Kind Mi« klammen Hänven zag sich reiben Die Augen, mlid' und tränenblind. Umvränat es hielt nur aus Sekunden Da» Nörchen platt an» Glas gedrückt Und schneller noch da» Glück entschwunden, Als schnell «in Herz e» tief beglückt. Ach seh' im Geist ihn noch, den Kleinen. Wie schuldbewußt den Kopf gesenkt. Ich seh von Millionen einen. Den keine liebe Hand beschenkt. Wie reich wir sind, die noch für morgen Gewiß wir unser nenn'n ein Brot. So schwer uns quälen harte Sorgen, Mr kenne« nicht d>e ^rt'üe Not
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