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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193206020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-06
- Tag1932-06-02
- Monat1932-06
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1932
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127. Beilage znrtt Riesaer Tageblatt. Donnerstag, 2. Juni 1932, abends. 85. Jahrg. Wird die Konferenz von Lausanne ftattsinden? Die Konferenz von Lausanne, die Mitte Juni im Schloß Ouchy bei Lausanne stattsinden sollte, ist jetzt durch den Rücktritt des Reichskanzlers Dr. Brüning in Frage gestellt. Besonders die englische Regierung versucht eine Verschiebung der Zusammenkunft auf einen späteren Termin herbeizuführen. bringen. Aus dem Fluge stieß jedoch das Flugzeug im dichten Nebel gegen einen Felsengipsel und zerschellte. Unser Bild zeigt die Trümmer der Maichine, aus denen die Leichen der Paüagiere nnd des Piloten geborgen wurden. Dem Tod auf der „Georges Philipvar" entronnen — nun im Flugzeug abgestürzt. Golf von Aden verbrannten Georges Philip- Zwei Ueberlebende des im französischen Vergnügungsdampscrs .. .. . . . par" mieteten nach ihrer Rettung in Marseille ein Flugzeug, um interessante Photos von der Dampfer katastrophe auf dem schnellsten Wege nach Paris zu Die Reichswehr lernt kochen. Unser Bild aus dem Betrieb der Reichswehr zeigt, daß die Neichswehrsoldatcn während ihrer zwölfjährigen Dienstzeit sogar in die Geheimnisse der Kochkunst ein- geweiht werden. Je zwei Kompagnien haben eine „Mutter der Kompagnie", die den Soldaten das Kochen beibringt. Reichsbankpräsident Dr. Hans Luther, der — einem Gerücht zufolge — von der Leitung -er Reichsbank zurücktreten wird. lBild oben.) Gerüchte um Dr. Schacht. Dr. Hjalmar Schacht soll für den Fall des Rücktritts Dr. Luthers die Leitung der Reichsbank wieder über nehmen. Außerdem wird er als Delegationssührer der Deutschen für die Lausanner Konferenz, die Mitte Juni stattfindet, genannt. lBild unten.> Fahrgeld nicht mehr «ach Alter, sondern nach Größe. Um die ewige Streitfrage über das Alter des tariffreien Kindes zwischen Eltern und Straßenbahnschafsnern aus der Welt zu schaffen, hat man in Detroit -Amerika) eine ebenso einfache wie interessante Lösung gesunden: die Kinder zahlen einfach nach Größe. Wer kleiner als 1,10 Meter ist, zahlt den halben Preis, wer größer ist, muß den ganzen Tarif zahlen. Gemogelt kann nicht werden, denn am Wagen ist ein Zeichen angebracht. Und wer sich krummstellt — wie auch hier das nicht mehr kleine Mädchen — wird vom Schaffner gerüffelt! Vertrieb: Romanverlag K. Se H. Greifer. V. m. b. H„ Rastatt 4. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Von der ganzen Einfahrt hatte Ada selbstverständlich nichts gesehen, denn erst geraume Zeit, nachdem die Anker gesunken waren, wurde ihre Gefängniskabine geöffnet, und abermals stand der junge Leutnant mit seinen beiden Soldaten bereit. Als Ada totenbleich und benommen an Deck stieg, hatte sie keinen Blick für die Palmen, für die ganze südländische Pracht der Strandanlagen. Sie sah nur die wogende Masse der Menschen am Ufer, hörte ihr Geschrei und sah ein starkes Polizeiaufgebot auf beiden Seiten des Landungssteges. Selbstverständlich hatte das Radio schon in frühester Morgenstunde die Nachricht von dem seltsamen Fang über die ganze Stadt und in alle Häuser gerufen. Die Morgen» zeitungen brachten spaltenlange Artikel mit der lieber» schrist- „Die junge deutsche Alkoholschmugglerin." „Ada, das Mädchen mit den viertausend Schnaps flaschen." Sogar Bilder hatten phantasievolle Zeichner in aller Eile entworfen, auf denen — der Sensationslust ent» sprechend — ein schönes blondes Gretchen vor unendlichen Stapeln von Likörflaschen und Säckchen voller Rauschgifte saß. Das alles wußte Ada natürlich nicht, aber nun sollte sie dem Leutnant folgen und, ohne den Kommandanten überhaupt nochmals gesehen zu haben, das Fallreep hin untersteigen, um darauf mitten durch die Menge zu gehen. Sie fühlte sich schwach werden und ergriff unwillkürlich den Arm des jungen Leutnants, der dies auch duldete. Plötzlich johlte die ganze zusammengekeilte Menschsv- masse auf, und zu ihrem Entsetzen sah Ada Steine und anderes durch die Luft fliegen. Sie bemerkte erst jetzt, daß wenige Schritte vor ihr Mijnheer van Printen, ge kesselt zwischen, zwei anderen Soldaten.aeWnt wuvde.^. Jyr Futz stockte. Ihr Herzschlag drohte auszusetzen; aber der Leutnant zwang sie, weiterzugehen. Ada stand nun auf dem Fallreep und war von allen Seiten deutlich zu sehen. Ihre schlanke Gestalt, ihr toten blasses schönes Gesicht mußten Wohl einen rührenden Ein druck machen. Seltsam ist jä der Volkscharakter und vor allem der des Amerikaners. Schließlich wird von ihm jede mutige Tat bewundert, oft ein kühnes Verbrechen ge wissermaßen als Sportleistung bewertet, ganz besonders wenn eine schöne Frau sie vollbracht hat. Zuerst ging ein Ausruf freudigen Erstaunens durch die Menge; dann schrie irgend ein Spaßvogel mit gellen- der Stimme: „Hip, hlp, Hurra, the German Alkohol-Lady!" Jubelnd nahm die tausendköpfige Menschenmenge den Ruf auf: „Hip, hip, Hurra, the German Alkohol-Lady!" Als Ada verwundert und betroffen umherblickte, sah sie in lauter lachende Gesichjer von Weißen, Negern, Kre olen, Spaniern, und dann wurde auch nach ihr geworfen, aber nicht Steine, sondern Blumen, große Tropenblüten; Orangen, Bananen und andre Früchte fielen zu ihren Füßen nieder. Der Kampf gegen den Alkoholschmuggel ist ja in Wirk lichkeit drüben durchaus nicht überall populär. Unter dieser Menge der Hafenstraßen war in Wirklichkeit Wohl niemand, der nicht herzlich gern eine der geschmuggelten Flaschen besessen und sie gern auf das Wohl der jungen Deutschen geleert hätte. Ada war über diese merkwürdige Ovation fast noch mehr erschreckt als über die Steinwürfe, mit denen man den Holländer begrüßt hatte, und sank erschöpft auf den Sitz des Polizeiautos, dessen Fenster zum Glück dicht ver hängt waren und das, von reitenden Polizisten begleitet, in schneller Fahrt die Common Avenue hinauffuhr, um vor einem großen, düsteren Gebäude haltzumachen. Die „Parish Prison und Criminal Courts", das Ge fängnis für kriminell Beschuldigte, öffnete die eiserne Tor einfahrt, und Ada verließ erst im Hof das Auto. »cf'-— — — — — ' Ada TWna'S verstand nicht, wie ihre Nerven alles das ! ertrugen, was sich in diesen wenigen Stunden mit ihr er eignet hatte. Man führte sie eine eiserne Wendeltreppe empor, dir in der Mitte des Gefangenenhauses in einem vom Erdge schoß bis zum Dach durchgehenden großen, runden Raum untergebracht war. In jedem Stockwerk zog sich rings ein« Galerie hin, auf die, in schauerlicher Reibe, die Zellen türen mündeten. Ihre obere Hälfte wurde von einem Git- ter gebildet, so daß es möglich war, schon von der Treppe aus in alle diese an Tierkäfige gemahnenden Zellen hin- einzuseben. Auf dem Hofe übernahmen zwei Gefängniswärterm- nen, allerdings jede ein Gewehr über die Schulter, die „Schmugglerin" und führten sie in eine der Zellen iw ersten Stock. Vollständig gebrochen hockte Ada auf der Pritsche, die ihr als Bett dienen sollte. Sie fühlte sich wie zerschlagen und suchte vergebens ihre Gedanken zu sammeln; die ganze Zukunft stand Var ihr wie ein riesengroßes, hoff nungsvolles Entsetzen. Sie war in einem fremden Lande, besten Gesetze sie nicht im geringsten kannte. Sie stand unter einem schwe ren Verdacht und müßte zugeben, daß nur zu viele Beweise gegen sie sprachen, mußte sich selbst sagen, da von allen Möglichkeiten, die es gab, das Vorhandensein der Flaschen in ihrem Gepäck zu erklären, die W a h r h e i t d i e u n - wahrscheinlichste war! Stunden vergingen, während deren nur die Schritte der Wärterin auf den eisernen Galerien, bisweilen auch das hysterische Geschrei oder das laute Weinen einer Ge fangenen zu ihr drang. Dann wurde die Tür geöffnet und die Wärterin trat ein. „Trinken Sie diesen Kaffee! Essen Sie etwas! Sic sollen in einer Stunde vor dem Schnellrichter erscheinen." Einer der wenigen Vorzüge des sonst durchaus nicht menschenfreundlichen amerikanischen Gerichtswesens ist, daß zum wenigsten der Gefangene in dcst meisten Fällen nicht Monate in Untersuchungshaft zu sitzen braucht, wenn auch selbstverständlich das Schnellgericht häufig Feblur- I teile erläßt
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