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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193207168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-07
- Tag1932-07-16
- Monat1932-07
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1932
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und sah mehr auf Krkegslorveeren als auf Ausbau und Erneuerung der Bauwerke seines Landes — das Schloß verfiel mehr und mehr. Nur einmal noch hatte es hohen Besuch: Ende Juli 1694 auf einer Reise des Kurfürsten August des Starken von Colditz über Nossen nach Dresden dürfte er in der Nacht vom 27. zum 28. Juli in Waldheim gewohnt haben. Dann kam kein Landesherr mehr nach dort zum Aufenthalt. Dafür erhielt am 1. Dezember 1704 das Schloß eine Kompagnie Benstscher Kürassiere, 72 Mann mit Pferden, als Einquartierung. Die Pferde waren im Schloß, die Mannschaft in der Stadt untergebracht, die Kürassiere scheinen aber dem Schloß, dessen Fenster sie mit Steinen zum Gaudium einwarfen, übel mit gespielt zu haben und die Verwalter und der Vogt be klagten sich leidenschaftlich über die Disziplinlosigkeit der Reitersleute. Der Verwalter Friedrich als letzter verließ 1707 Waldheim; 1713 wurde Vorwerk Massaney ans Ritter gut Ehrenberg wieder käuflich, 1777 für immer über lassen. Nach dem Weggang Friedrichs wurde der Hegereiter Zschimmer mit der Beaufsichtigung des Schlosses betraut. Der Verfall desselben machte weitere Fortschritte. 1712 traf in Waldheim folgende kurfürst liche Verordnung ein: „Nachdem wir Johann Jacob Piltzen eine gewisse Juchtenmanufaktur an zulegen erlaubt und ihm hierzu unser Schloß zu Wald heim, weil solches wegen des Wassers, Holzes und an derer Requisiten hierzu am bequemsten angewiesen, Als ist hiermit unser Befehl, Du, der Amtmann, wolle ihm dasselbe kraft Dieses zu solchem Ende einräu men". Die Sache verzögerte sich aber, da innerhalb der Ringmauer des Schlosses Gärten, Wiesen und Felder vom Rittergut Ehrenberg an den oben genannten Zschimmer verpachtet waren. Ob die Juchtenmanufaktur jemals nach Waldheim gekommen ist, erscheint doch fraglich, wenn auch dem Amt zu Roch litz am 1. Juni 1713 eröffnet wurde: „daß dem Tapetenmacher Johann Friedrich Kühnen zu Waldheim zur Verfertigung seiner Arbeit ein Zim mer, so licht und hoch es vorhanden, nebst einer Kam mer auf dem Schlosse zu Waldheim, insoweit solche nicht zur Juchten-Manufaktur von nöthen, bis auf weitere Verordnung eingeräumt werde." Wir haben also auch bei diesem Schloß Waldheim, wie wir solcher Erscheinung auch schon andcriveit be gegnet sind, erlebt, daß die Industrie im Schloß Ein zug hielt; neben der Juchtenleder- die Tapetenfabrika- tion, welch letztere sich einer gedeihlichen Entwicklung erfreute, worüber auch 1714 an den Kurfürsten berich tet wurde. Kühns Tapetenfabrik scheint sich sehr gut entwickelt zu haben, denn am 21. November 1714 wur den ihm 17 Zimmer im Erd- und Mittelgeschoß einge räumt. Ein früher Tod Kühns übergab das Geschäft dessen Schwiegersohn Thiele, der die Räume im Schloß übernahm. Die Fabrik bestand 1723 noch, denn es beschwerte sich in diesem Jahre der kursürstl. Land- und Grenzkommissar Mag. Zürncr, er habe für seine vielen Gefälligkeiten seitens des Stadtrats zu Wald heim nichts erhalten, „ohnerachtet er doch weitläufig zu verstehen gegeben, wie große Lust er an ein Paar Tapeten hätte, wie sie in Waldheim sabricirt würden". Also auch damals schon ließen sich Beamte gern etwas schenken; wenn es schließlich auch keine Pelzmäntel waren, so nahmen sie schon mit Tapeten vorlieb. Zu jener Zeit diente aber das Schloß Waldheim bereits anderen Zwecken, auf die ich noch kurz verweisen will. Die Kriminalität hatte in jenen Jahren, es sind jetzt 200 her, erheblich zugenommen, der Bettel war in die Halme geschossen, und unter dem Vorwand des Bettelns blühte der Diebstahl, Mord, Raub und Brandstiftung. Wie heute wurden die Besitzenden ge radezu überlaufen von Bettlern und niemand war mehr in seiner Wohnung sicher. Um dieser Unsicher heit in Sachsen zu wehren, hatten „Ihre kgl. Majestät nach geschehener Communication mit dero Herren Vettern und auf der getreuen Landschaft sowohl in vorigen Land- und Ausschußtagen als auch bei dem letztabgehaltenen Convent-Tage erstattetes Gutachten endlich beschlossen, gewisse Zucht- und Armen häuser dem ganzen Lande zum besten erbauen zu lassen, darin die Notdürftigen und Unvermögenden versorgt, die Boshaftigen aber zu gewisser Arbeit könnten angchalten werden". Und so wurde 1716 in Waldheim im Schloß ein „Z u ch t -, A r m e n - u n d Waisenhaus" eröffnet. Und so ist unter allen den vielen Staatsanstalten, die heute noch berufen sind, die leiblich, geistig und sittlich Elenden aufzunehmcn, die jenige in Schloß Waldheim die erste und älteste. Seit dieser Zeit wurde auch die Schloßkirche nach teilweiser Erneuerung wieder ihrer Bestimmung als Parochialkirche übergeben — die Parochie bildeten die Insassen des Schlosses Waldheim. Eine Schloßkirche bestand schon im 14. Jahr hundert, wenn auch nur als Kapelle erst, die dem hei ligen Otto geweiht war. Erst bei Errichtung des Klo sters wurde sie zur Kirche vergrößert. Nach der Re formation und Aufhebung des Klosters verfiel sie etwas, auch die Carlowitzens kümmerten sich nicht um sie; erst unter der Kurfürstin Sophie kam sie wieder zu Ehren. Es dürfte ein Kirchenneuban wohl sogar erfolgt sein, darauf läßt die Ncueinweihuug in den Augusttagen des Jahres 1592 schließen. Die Fest predigt hielt Pfarrer Dr. Mich. K ü h n e l. Die Kirche bestand aus dem Schiff, einer Empore, dem Kirch stübchen des Kurfürsten und der Sakristei. Die innere Einrichtung war sehr primitiv. Von 1593—1596 hatte Johann Maria Nvsscni sein berühmtes Altarwerk ausgestellt, einen Altar, „daran die Herrschaft ab konterfeit mit einem marmclsteinerncn Tisch". Au der Empore hing eine Tafel, auf der einen Seite Christian mit seinen 4 Söhnen, ans der andern seine Gattin Sophie mit ihren 3 Töchtern dargestellt waren. Im kursürstl. Bctstübchcn hing eine Zinntasel, durch ein großes Kruzifix in 2 Felder geteilt, deren eins Kurfürst August, das andere Christian i., beide mit Gattinnen und Kindern, zeigte. Beide Tafeln befinden sich heute noch in der Schlosskirche zn Waldheim. Be sondere Geistliche hatte die Schlostlirche früher nicht: Zur Klostcrzeit versah der Geistliche der Schlosskirche den Dienst in der Ltadtkirche mit, nach der Reforma tion war eö umgekehrt. Mit der Einrichtung des Schlosses zn einer Besserungs- und Strafanstalt kam auch die Schlosskirche wieder zu Ehren. Ich schliesse meine Betrachtungen über Stadt und Schloss Waldheim mit dem Wunsche, dass über das deutsche Volk wieder einmal Zeitläufte hiuweggehen möchten, die Schloss Waldheim seiner heutigen Be- stimmnng wieder entziehen könnten. Druck und Verlag von Langer u Nlela. — FNr die Redaktion vrranlivorlllch: Heinrich lkblrmann. Riesa. Matter zur Fstege der «Leimatlieöe, der Keimatsorschung und des KeimaLschuhes. Erscheint tu zwangloser Folg» al« vellao« zum Riesaer Tageblatt unter Mitwirkung de« vereint Heimatmuseum in Riesa. Rr. 31 Riesa, 16. Juli 1S3S 5. Jahrgang Cln alter Grabmal auk clem krterlbok ru kobersen. Bor einiger Zeit teilte mir Herr Rittergutsbesitzer K. Harz-Bobersen mit, daß sich auf einer alten, gruft ähnlichen Grabstätte des Friedhofs zu Boberscn eine verwitterte Landsteingrabplatte hatte aufsinden lassen, die mit viel Aufschrift versehen war. Die Grabplatte hatte man neuerdings abgekrayt und von der Erdkruste befreit, so dass also von einer sachkundigen Person die Aufschrift der Platte noch entziffert werden konnte. Gleichen Tags, als ich diese Nachricht erhielt f28. Mai 19-121 setzte ich mich nach Boberscn zu in Marsch und konnte zur Sache folgendes feststellcn: Auf der Lüdwest-Seite des Boberscuer Friedhofs befindet sich dicht neben der Familienrnhestätte der Familie Harz eine sehr alte Grabstätte, deren Ver mauerung den Eindruck erweckt, als ob ein prächtiger Steinsarkoplmg zu Zweidrittcl seiner Grösse in die Erde versenkt sei, während das übrige Drittel über den Fricdhvssrasen heraus ragt. Diese sichtbare Grabver- manerung ist oben abgeschlossen durch eine mächtige Eandsteingrabplatte. Auf dieser nun befindet sich eine Inschrift in der Form jener Zeit vor über 100 Fahren, wo man den Abgeschiedenen ans deren Grabmälern nicht nur einen Nachruf widmete, sondern eine Art ge kürzte Lebensgeschichte der Toten mit in die Grab platten einmeisselu liess. Die Bobersener Grabplatte ist nun leider bei den Bemühungen, sie aus der Verbor genheit unter den Rasenwncheruugen ans Tageslicht z» bringen, zerschlagen worden. Ein grosser Riss gebt quer über die obere Hälfte der Platte und spaltet sich dabei nochmals zn einem kleineren 'Bruchstück in der rechten oberen Seite des Grabmals. 'Beide 'Bruchstellen sind nur notdürftig mit Mörtel über.sgeu worden, so dass die Platte wenigstens wieder den Eindruck eines ganzen Stücks erweckt. Natürlich haben durch diese Behandlung mehrere Stellen der an sich schon genug verwitterten Inschrift der Grabplatte gelitten. Es bürste an dieser Stelle der Hinweis besonders für länd liche FriedhosSpslcgcr angebracht sein, bei Funden solcher Art sehr vorsichtig zu Werke zu geben, und lieber eine sachkundige Person noch vor den letzten Hebnngsarbeiten zu Nate zu ziehen. Die Ehrfurch* vor den Grabmalüberlieferungen unserer Vorfahren müßte diese Maßnahme allein schon bedingen; ganz abgesehen davon, daß der Tenkmalspfleger und der Forscher heimatgeschichtlicher Altertümer großen Wert darauf legt, solche familien- wie zeitgeschichtlich hie und da äusserst wertvolle Fundstücke möglichst unser- sehrt erhoben zu sehen. Die Gründe hierfür sind so greifbar, daß ich mir eine weitere Erläuterung dazu gänzlich ersparen kann. Vor allem hat die Verwitterung an der Boberse» ner Grabplatte die mühelose Entzifferung der auf dieser angebrachten Inschrift erschwert; trotzdem hat nach eifriger Betrachtung der größte Teil des Textes von mir festgestellt werden können; er ist nachstehend von mir ausgezeichnet worden, und zwar genau in der Zeilenweise der Grabplatteninschrift und lautet fol gendermassen: Dieses Dcnckmal bezeichnet die friedliche Gruft einer guten Tochter, . . .1) Stern Frau Henriette Sophia Lehmann Das Land der Sterblichen begrüsste sie am ISten Oktober 1783 zn Lommatzsch. Ihr Vater ist Herr Johann Gottfried Fichtner, Königl. Lächsss. Kammer Commissair und Gerichtsherr auf Bobersen, und die Mutter Frau Sophia Elisabeth, geb. Fischer aus . . .2) Den 17ten Juny 1806 schloss sic durch . . .3> Copulation in der Kirche zu Gröba mit Herrn Johann Heinrich Lehmann, CKrichts Herrn auf Oberstem 4) das Baud der heil. Ehe und folgte ihrem Gatten nach Oberstem 5f nnd lebte da selbst mit ihm beynahe ein Jahr. In dem nun aber die Zeit ihrer Ent
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