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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193207168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-07
- Tag1932-07-16
- Monat1932-07
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1932
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Sr««d!M-WoAec sgramw Rundkunkprogramm für Sonn ag, 17. Juli L « ipzt g-D r « » ven 6,00 Funkgymnastik; 6,20 Hamburger Hafenkonzert; 8 00 Landwirtschaftsfunk: Frühzeitig« Träcytigkeitsfeststellung bei Stuten; 8,30 Orgelkonzert aus de, Matthäikirche zu Leipzig; 9,00 Morgenfeier; 11,00 Dresdner Landschaft; 11,80 Sächsische Städte; 12,00 Mittagskonzert; 14,00 Wettervoraussage: 14,05 Das Pro gramm der Woche; 14,20 Winke für die Landwirtschaft: 14,30 Fernprobe der Eesamtchöre des 1, Hauptkonzerte» anläßlich de» 11. Deutschen Sängerbundessestes in Frankfurt a. M.; 15,15 Zwei Einakter von Roderich Benedir: 1. „Eigensinn", 2. „Wei berfeind"; 16,30 Johannes Brahms-Stunde; 17.15 Plattdeutscher - ' - Bellig, " " Blick in . .... , Deutschen Bundeskegelmei sterschaften in Leipzig; Grober Preis von Deutschland 1032 aus dem Nürburgring; 2015 Orchesterkonzert; 22,15 : ' Zwei Ei berfeind"; 16,30 Ioha Vortrag aus Fritz Reuter ^De Reis na, Emde-Orchester spielt zum Tanz: 19,15 ! Sportberichte: Ausschnitte aus den D „ sterschaften in Leipzig; Grober Preis von Deutschland 1932 auf dem Nürburgring; 2015 Orchesterkonzert; 22,15 Nachrichtendienst, anschließend Tanzmusik. >en"; 17,45 Das die Zeit; 19,30 Gleichblrtbende Tagesfolge: 7,15 Schallplattenkonzert mir Werbenachrichten: 9,30 Wirt- fchastsnachrichten, anschließend Wetterdienst. Verkehrsfunk und Tagesprogramm sowie: Was die Zeitung bringt; 11,00 Werbe nachrichten außerhalb des Programms; 13,00 Presse- und Bär- jenbericht, Wetterdienst, Wasserstandsmeldungen und Zeitangabe- 15,35 Wirtschastsnachrichten; 17,30 Wettervoraussage. 17.50 Wirtschastsnachrichten. Rundsunkprogramm für Montag, 18. Juli L e t p, t g-D r « » d e n Funkgymnastik; 6,20 Frübkonzert; 8,15 Ferienfahrten; AOO Schallplattenkonzert; 14,00 Erwerbslosenberatung, 14,15 Die Geschichte vom Zilzmännlein und Erlebnis aus dem Lande; 15,00 Mitteilungen des Deutschen Landwirtschastsrates; 15,10 Frauenfunk: Eine Reiseerinnerung: 16,00 Kurkonzert aus Ru dolstadt; 18,00 Stunde der Neuerscheinungen: „Neue Lyrik"; 18,30 Weltliteratur in Lebensläusen Giooanni Boccaccio; 19,00 Schulmedizin und Sezessionen; 19,10 Schallplattenkonzert; 20,30 Antike Geister- und Gespenstergeschichten, 21,15 Franz Schubert als Gitarrist; 22,05 Nachrichtendienst; anschließend Unterhal tungsmusik. Rundkunkprogramm für Dienstag, IS. Jul' L «ipz > g-D r« » den 6,00 Funkgymnastik; 620 grühkonzert; 12 00 Marschmusik; ker und Dichter der Utopie, 19,00 Hans Ensch spielt rnavler, 20 00 Chorkonzert aus Werdau t. Sa.; 20,30 Tagessrak^n ver Wirtschaft; 20,40 „Hundeleben" eine Horsolge 21,40 Vrolin Sonaten 22,10 Nachrichtendienst; anschließend Abendmustk. Rundsunkprogramm für Mittwoch, 20. Juli L «tpzt g-D re » d«n 6,00 Funkgymnastik; 6,20 Frühkonzert; 8,15 Dienst der Haus frau: Beeren und Steinobst; 12,00 Mtttagskonzert; 14 00 Er- werbslosenfunt: Wir bauen ein Rundsuntgeriu; 15,00 Funkbe richt von Frankenhausen und den, Kysshäuser; 16,00 Für di« Jugend: „Die Drei in grünen Jacken", eine abenteuerliche Ge schichte in 5 Hörszenen; 16,45 Schallplattenkonzert; 18,30 Zu Ma; Liebermanns 85. Geburtstag, 19,05 Privateigentum und moderne Wirtschaftsgestaltung; 19,35 An der Saale Hellein Strande, heimatliche Hörfolge mit Musik; 20,35 Militärlon-ert: 22,05 Nachrichtendienst; anschließend Tanzmusik. Rundsunkprogramm für Donnerstag, 21. J«ll L «ipz > g-L r « » d, n 8.00 Funkgqmnaßik; 6.20 Frühkonzert; 8,15 Ferienfahrten; 12,00 Bannerübergabe auf dem Römerberg anläßlich des 11. Deutschen Sängerbundessestes in Frankfurt a. M.; 13,15 Znstru- mentalkonzert; 14,00 Der Mittelstand rst erwerbslos; 16,80 Nachmittagskonzert; 18,00 Hygienische Frauenkleidung: 18,15 Steuerrundfunk; 18,30 Der Fremdenführer der Welt: Besuch bei Baedeker; 18,45 Unterhaltungskonzert: 19,45 Arbeitsbeschaffung: Karl Arndt, M. d. L.. Vorsitzender de» ADGB, Freistaat Sach sen, Karl Simon, Mitglied der nationalsozialistischen Fraktion im Thüringischen Landtag, und Generaldirektor Wittke, Vorsit zender des Verbandes Sächsischer Industrieller; 20,45 Heiteres Abendkonzert: 21,45 ,,Der Fremde", Schelmenspiel in einem Auf zug von Friedrich Lienhard; 22,15 Nachrichtendienst; Funkstille. Rundfunkprogramm für Freitag, 22. Suli Leipz > g-D re » den 6,00 Funkgymnastik; 6,20 Frühkonzert; 12,00 Siegfried Wag ner dirigiert; 13,15 Buntes Konzert; 15,15 Dienst der Landsrau; 16,00 Volksdeutsche Weihestunde anläßlich des 11. Deutschen Sän- gerbunvessestes; 18,00 Wissenschaftliche Umschau: „Kunstwerk und Kunstwertung"; 19,00 Unterhaltungsmusik; 20.00 Worüber man in Amerika spricht, Uebertragung aus Washington; 20,15 Helllehertricks: 20,30 Begrüßungskonzert des Sängerbundes Nas sau anläßlich des 11. Deutschen Sängerbundessestes; 21,30 Kon zert; 22.20 Nachrichtendienst; anschließend Orchesterkonzert. Randfunkprogramm für Sonnabend 23. Ju'i L «tpzi g-D r« » d « a 6,00 Funkgymnastik; 6,20 Frühkonzert; 9,30 Volksdeutsche Kundgebung in der Paulskirche anläßlich des 11. Deutschen Sängerbundessestes, Uebertragung aus Frankfurt a. M.; 11,00 1. Haupt-Konzert anläßlich des 11. Deutschen Sängerbundessestes in Frankfurt a. M.; 12,00 Luftige Jnstrumentalsoli; 13,15 Un terhaltungskonzert; 14,30 Kinderstunde: Mit Riesenschritten durch Mitteldeutschland; 15,15 Blick in Zeitschriften: Eeschichtsschrei- bung: 16,00 Funkberatung; 16,30 Nachmittagskonzert- 18,00 Funkbericht vom Sportfest der Teilnehmer an den Erwerbslosen- Turn- und Sportkursen an der Universität Leipzig; 18,30 Ar beitsmarktbericht des Landesarbeitsamtes Sachsen; 18,50 Gegen« wartslexikon; 19,00 In der Arbeitsgerichtssache Hegewald gegen Müller L Co.; 19,40 Hans Kyser plaudert; 20,00 Bunter Abend, Uebertragung aus Wien; 22,05 Nachrichtendienst; anschließend Nachtmusik. Uebertragung aus Stuttgart. * Sonntag, 17. Juki. Berlin — Stettin — Magdeburg. 6.00: Funkgymnastik. — 6.20: Aus Hamburg: Norag-Früh- konzert aus dem Motorschiff „Monte Sarmiento". — 8.00: Mittei lungen und praktische Winke für den Landwirt. — Anschließend- Wochenrückblick auf die Marktlage. — 8.20: Tagessragen der Schweinehaltung. — 8.55: Morgenfeier. Uebertragung de» Stun- denglockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche. — Anschließend: Uebertragung des Glockengeläut» des Berliner Dom». — 10.05: Wettervorhersage. — 11.00: Drei große Dirigenten (Schallplatten). — 11.30: Dom Nürburgring: Großer Prei» von Deutschland 1932. StasfelhSrdericht. — 12.00: Aus Hamburg: Mittagskonzert. Norag-Orchester. — 14.00: Für die Kinder: Ellen Buel erzählt Märchen. — 14.30: Au» Frankfurt a. M.: Fernprobe de» DsBF zu den Gesamtchören de» ersten Hauptkonzert«» de» elften Deut schen Sänderbundsfeste» in Frankfurt a. M. — 15.13: Dom Nür burgring: Großer Prei, von Deutschland 1932. Etaffelhörbericht. — 15.35: Der Werkstudent als internationaler Reiseführer. — 16,00: Au» dem Krollgarten: Unterhaltung»- und Tanzmusik. Mu- sikkorp» der Kommandantur Berlin. Kapelle Leo Bermann. — 16.35: Don der Rennbahn Grünewald: Großer Preis non B-eli-i — 16.50: Au» dem Krollaarten: Fortsetzung der Unterhaltung», und Tanzmusik. — 17.30: Aus der Berliner Sommerschau: Erstes Nationale» Rhönradturnier. — 17.45: Au» dem Krollgarten: Fort setzung der Unterhaltung»- und Tanzmusik. — 18.30: Theater im Grünen. — 18.55: Ehopin: Sonate h-moll. op. 68. Els« Gohr (Flügel). — 19.20: Mar Kretzer liest eigene Prosa. — 19.50: Sportnachrichten. — 20.00: Orchesterkonzert. Da» Deutsch« Kon zertorchester. — Während der Pause: Tage»- und Sportnachrich ten. — 22.00: Zeitansage usw. — Danach bi» 0.30: Tanzmusik. Han» Schindler und sein Orchester. Könlg»wust«rhausen. 3.00—10.05: Berliner Programm. — 11.00: Musiker-Studien: Groß« Pianisten der Gegenwart. — 11.80: Au» Leipzig: Inter essante sächsische Städte. — 12.00: Berliner Programm. — 14.00: Der Dichter an die Freundin tvon Goethe bis zu Rilke). — 14.30 bl» 15.15: Berliner Programm. — 15.35: Stunde des Landes: Der deutsche Landmensch. — 16.00—17.45: Berliner Programm. — 18.30: Dichterstunde: Ernst Keienburg liest ein« Novelle. — 19 00: „Feria Sevillana." Ein andalusisches Dolkssest. — 19.20: Edwin Krutina: Da» Tal von Menzenschwand. — 19.30: Ausschnitte aus den Deutschen Bundeskegelmeisterschasten in Leipzig. — 19.50: Berliner Programm. — 20.00: Au» München: Funkoariationcn in drei Teilen über das Thema „Mann und Weib — und Weib und Mann." — 22.20: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — Anschließend: Berliner Programm. Montag, IS. Tüll. Berlin — Stettin — Magdeburg. 8.00: Funkgymnastik. — 6.20—8.15: Au» Breslau: Frühkon- zert. Orchester erwerbsloser Berussmusiker. — 13.00: Au» Han nover: Schloßkonzert. Sinfonie-Orchester de» Deutschen Musiker- Verbände». — Als Einlage gegen 12.30: Wettermeldungen. — 14.00: Aus zwei selten gehörten Verdi-Opern (Schallplatten). — 15.20: Südslawische Frauen. — 15.40: Der Entstellte im Erwerbs leben. Aerztltch« Ratschläge. — 16.05: Gedanken über da» Nach- Wochenende. — 16.30: Eugen dÄlbert: Streichquartett E»-dur. — 17.05: Hans Hermann: Drei Gesänge. Heinz Nissen (Bariton). Am Flügel: Heinrich Steiner. — 17.15: Anton Dvorak: Zigeuner melodien, op. 55. Elsa Jülich Sopran). Am Flügel: Heinrich Steiner. —( 17.30: Jugendstunde: Mit Dichtern aus Reisen. — 17.55: Neues Bauen am Rande der Großstadt. — 18.25: Psycho logie de» Haftbefehls. — 18.50: Mitteilungen des Arbeitsamts. — 18.55: „Die Funk-Stunde teilt mit..." — 19 00: Stimme zum Tag. — 19.10: Programm der Aktuellen Abteilung. — 19.35: Militärkonzert. 1. Batl. Inf.-Regt. 9 und Nachrichten-Abt. 3, Pots- dam. — 21.00: Tages- und Sportnachrichten. — 21.10: „Die Rol len de» Schauspielers Seamt." Hörspiel von Elisabeth Hauptmann. — 22.20: Zeitansage usw. — Danach Serenaden-Musik. Neue» Bach-Orchester. König,Wusterhausen. 5.45: Wetterbericht. — 6.00: Funkgymnastik. — 6.15: Wieder holung des Wetterberichts. — Anschließend bis 8.00: Frllhkonzert. — 9.30: Mensch und Organisation. — 10.00: Neueste Nachrichten. — 12.00: Wetterbericht. — Anschließend: Schallplatten-Konzert. — Anschließend: Wiederholung de» Wetterberichts. — 13.35: Neueste Nachrichten. — 14.00: Konzert. — 15.00: Bilderzeitschristen vor 100 Jahren. — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 15.40: Stunde für di« reifere Jugend: Photographisch« Streifzüge durch die Tier- und Pflanzenwelt. — 16.00: Pädagogischer Funk: Die rechtlichen Grundlagen der religiösen Erziehung. — 16.30: Ueber tragung de» Nachmittagskonzerts au» Berlin. — 17.30: Hochschul funk.: Die großen Philosophen als Erzieher. — 18.00: Das heim liche England. — 18.30: Handwerk und Volkskunst. — 18.55: Wet terbericht. — 19.00: Aktuelle Stunde. — 19.20: Stunde de» Land wirts: Zweckmäßiger Bau von Diehställen. — 19.35: Schwierig keiten der englischen Aussprache mit praktischen Lautdemonstra tionen. — Anschließend: Wiederholung des Wetterberichts. — 20.00: Au» Hamburg: Operetten-StuNde. Das Norag-Orchester. — 21.00: Tages- und Sportnachrichten. — 21.10: Aus Hamburg: „Sachsenwald". Ein deutsches Bild. — Anschließend: Berliner Programm. M New Kal, Knckek Äe üllfck 'r Zke/ma/st/att - ckllfck e/ire -Zeine Anreise im Kieran 7a-eb/aii. rmtiel Ms. Rückblick auf die Vogelwiese. Holla — he! Wer nennt sich Dresdner und gebt nicht auf die Vogelwiese? Wer macht nicht mit in der verdrehten Woche? Dresdens tolle Woche, sie war nicht weniger toll im dösen Jahre 1M2 als in der einer guten alten Zeit. Denn wer Geld hat, kann sich amüsieren, und wer keins hat, — nun, der geht einfach hinunter, strolcht durch die Straßen der lustigen Zeltstadt und erlebt allerlei. Ja, man kann behaupten, daß diese Art die Vogelwiese zu genießen, die eigenartigere ist. Aufgeregt ist das Leben in der Stadt. Alle Zufahrts straßen wimmeln Tag und Nacht von Lastautos, Auto bussen, Privatautos und Handwagen. Lärm und Erschütte rung machen die Häuser beben, und die Hypochonder schimpfen. Wer aber den vielen Fußgängern, die kommen und gehen, in die Gesichter schaut, der muß sich mit all den Unannehmlichkeiten aussöhnen. Am Vormittag sind es die Lieferanten, die nach der Zeltstadt eilen. Bier bringen, Eßwaren, Zigaretten und die fürchterlichen Wollhunde, die mit ihren unmöglichen Ge sichtern und Farben das Entzücken der Großen und Kleinen an den Losbuden bilden. Dazwischen zieht der Kleinhändler den Handwagen mit seinem Gurkensaß, oder Mutter bringt noch ein Heringslöunchen für die leckeren Fischsemmeln an- geschlevvt. Ist aber dann der Nachmittag da, dann ist die Zeit der Mütter angebrochen, die ihren Kleinen und Kleinsten das Fest bereiten wollen. Und merkwürdig, selbst der einjährige Bub und das gehfaule Mädel, hier kennen sie kein Zögern, sie strampeln tapfer drauf los; denn — rs geht fa auf die Vogelwiese! Der Abend aber gehört der Jugend, der tollen Laune, dem Abenteuer. Zu dreien und vieren wandern die Mädels in ihren bunten, flatternden Kleidern nach der großen Wiese an der Elbe, Burschen voller Einfälle, ältere Herren, die sich einmal vergnügen wollen, und Frauen in allen Lebens lagen und Altersstufen: ja, selbst die Alte, die kaum mehr humpeln kann, ihren Vogelwiesenspaß muß sie doch noch haben: am andern Tag erzählt sie dann der Nachbarin, wie „scheen" es gewesen ist. Der Weg an der Elbe wimmelt von Menschen. Unter den hohen Silberpappeln sitzt ein Blinder, dort ein altes Ehepaar mit dem Leierkasten, da ein Krüppel mit der Zither auf den Knien. Und jeder gibt gern, wenn eS auf die Vogelwiese geht. Und schon spürt man den eigentüm lichen Duft von Gebäck, Bier, Bratwürsten und dem Aus- puff der vielen Maschinen. Nun heißt es, sich hinetnstürzcn ins wogende Leben! Da drehen die Karussells im tollen Tempo, dort sausen auf der Achterbahn die Menschen dahin und haben nicht genug an der raschen Fahrt, nein, die Wagen miUsen sich noch um die eigene Achse drehen. Gewiß, damit auch das letzte Nestchen Bedächtigkeit schwinden soll! Hier fliegen die lose hängenden sitze im weiten Bogen zur quäkenden Musik eines abgeleierten Orchestrions, dort schweben die Gon deln im Nad hoch über die Wiese empor, und da gibt es gar ein Karussell, das sich in schiefer Lage so geschwind oreht, daß man die einzelnen Menschen darin nicht mehr unterscheiden kann. Und mitten in dem tollen Wirbel ein Elown, weiß bemalt, im grellbunten Kleid, der springt und lacht und mit Kapriolen die Leute unterhält. Heiler gewordene Stimmen laden in den Glücksbuden zum Kauf der Lose. Da kann man Würste gewinnen, dort Süßigkeiten, hier große bunte Hunde, dort echte Flens burger Aale. Viele versuchen ihr Glück, hoffen aus einen Geschenkkorb Und bringen im besten Fall eine Tasel ge ringster Schokolade heim. Dann kommt man in die Nethen der Schaubuden. O weh, wie schwer machen sich die Aus schreier bemerkbar! Ihre Stimmen sind kaum noch zu vernehmen. Da hypnotisiert ein Mann das Medium vor den Äugen der Leute. Merkwürdig schnell sinkt sie in Schlaf und streckt die Glieder. Der Mann ladet einen aus dem Publikum ein, hinaufzukommen, damit an ihm ein ähnliches Experiment vorgenommen werde. Und immer ist eS derselbe Bursche, der mit gut gespielter Naivität sich dazu hergibt. — Golden geschminkte Mädchen laden zu einem „zauberschönen" Bild. Bis an die Knöchel sind die armen Dinger vergoldet, sogar die ausgetretenen Pantoffeln schimmern goldgelb. — An einer anderen Bude blökt der Kopf eines Ochsen hervor, der fünf Beine haben soll, und daneben kann man gar Weiber sehen, die vom Mars herabgekommen sein sollen und just auf oer Vogelwiese ihr Domizil aufgeschlagen haben. — Dann ladet die Liliput stadt zum Besuch ein. Zwerglein als Kapellmeister, als Feuerwehrhauptmann, als schöne Dame und als lustiges Kasperle zeigen sich der staunenden Menge, und immer gibt es Leute, die zu der „gerade beginnenden" Vorstellung gehen. In den Bierzelten geht es nicht minder hoch her, denn durstig wird man in all dem Staub. „Ich gebe gar nichts aus auf der Vogelwiese," hat schon mancher gesagt und hinterdrein ein langes Gesicht gezogen. Und da braucht er nicht einmal ein süßes „Püppchen" am Arme zu führen. Wieviel mehr erst der Onkel aus Dingsda, der den Augen seiner Gestrengen entflohen ist. O ja, nach der Vogelwiese gibt es auch manchmal einen gewaltigen Katzeniammer! Aber der vergeht wieder und hält niemanden ab, auch das nächste Mal wieder die Vogel wiese zu besuchen. Berthold.
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