an Bergmannsdarstellungen unserer Zeit beobachten. Sogar an erzgebir- gischen Leuchterfiguren der letzten Jahrzehnte finden sich Beile, die der oben beschriebenen Sonderform gleichen, z. B. Leuchterfigur „Glückauf“ 1930 von Konstantin Bach, Elterlein (Erzgeb) (Deutsche Fotothek Dresden, Nr. 121300). Sie lassen erkennen, wie rasch die Erinnerung an die Berg barte auch im Erzgebirge verblaßt ist. Bei der Bergbarte mag die immer hin ungewöhnliche Form die Entstehung falscher Abbildungen begünstigt haben, doch finden sie sich nicht nur bei dieser. Boeheim bemerkt z. B. über die Abbildungen von Krummschwertern: „Man findet in den Stichen Burgkmairs, Jost Ammans und anderer gleichzeitiger Meister ganz unge wöhnliche Formen, die nie existiert haben“ [18, 271]. Sogar auf den um 1830 in Freiberg entstandenen Bergmännischen Bilderbogen [12] sind Bergbarten fehlerhaft gezeichnet. Sie haben eine hülsenartige Verlänge rung des Blattes zum Bestecken mit dem Helm an Stelle des einfachen Öhrs. Nach dieser Abschweifung in das Gebiet der Sonderformen wenden wir uns wieder der echten Bergbarte zu. Sie hat eine von gewöhnlichen Beilen stark abweichende Form, und es ist zu untersuchen, ob diese bei ihrem Auftreten im 16. Jahrhundert neu geschaffen oder welchem Vor bild sie entlehnt wurde. Ausgangspunkt kann ein Gezäh oder eine Waffe gewesen sein. Die ältesten Darstellungen von Bergbarten zeigen zum Teil noch einige Abweichungen von der späteren Normalform, wie wir sie auf den Bildern 22 bis 24 sehen. Vor allem fehlt noch die lang ausgezogene Spitze (Bilder 13, 17, 18 und 21), der untere Rand ist bei einigen noch nicht abgestuft oder die Hülse zum Bestecken mit dem Helm länger als später (Bilder 13 und 21). Geht man von einem Gezäh aus, so müßte man annehmen, daß die Bergbarte aus Beilen, wie sie etwa die Bilder 6 und 11 zeigen, durch Weiterentwicklung einzelner Merkmale, vor allem der dort nur schwach angedeuteten Spitze, entstanden ist. Es gab Beile für andere Berufe, an denen diese Merkmale stärker hervortraten [8], Diese könnte man mit herangezogen haben. Die Bergbarte selbst kann nie bergmännisches Gezäh gewesen sein, dazu ist ihre Form ganz ungeeignet. Verschiedentlich ist versucht worden, die Bergbarte vom Schlichtbeil des Zimmermanns abzuleiten; schon Rost bezeichnet sie 1830 als eine Art Zimmerbeil [20, 65]. Riess hat in seinen Aufsätzen [100] [101] ausführlich auf die grundlegenden Unterschiede zwischen der Bergbarte und dem Schlichtbeil hingewiesen. Einzelheiten brauchen hier schon deshalb nicht wiederholt zu werden, weil es das Schlichtbeil beim Aufkommen der Berg barte noch nicht gab. Weder auf den Holzschnitten bei Agricola noch in Ammans Ständebuch oder auf anderen Bildern des 16. Jahrhunderts und bis hinein ins 18. Jahrhundert ist es zu finden, insbesondere auch nicht beim Behauen von Rundholz zu Kantholz, was ja sein eigentlicher Zweck war. Da werden immer Äxte oder Beile anderen Aussehens gezeigt. So