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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.01.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-29
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070129014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907012901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-29
- Monat1907-01
- Jahr1907
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Beznqs-Preis str Leivtt» »nd Borort«: Ja d« Hanpt- Expedition oder deren NuSgabestellea ab- geholt monatlich: L»«gabe X (1 mol täglich) 70 Pf., Ausgabe S (L mal täglich) 80 PC bei Zustellung tu« Hau» Ausgabe L 80 PC Au-gabe 8 t Mart. Durch onier» aus wärtigen Ausgabestellen und durch die Post bezogen (1 mal täglich)tnnerdalb Deuilchland» monatlich 1 Mark, für Oesterreich-Ungarn 5 L 45 b vierteljädrlich. di» übrige» Länder laut ZeUungSvreiSlistr. Ties« Nummer tostet au» 4 S» * allen BadnhStea and bet III oen ZeitungS-BerkSuieru Aedattton un» Erpedtttonr JohanaiSgassr 8, Telephon Nr. 153, Str. 222, Nr. 1173. Berliner RedatttonS-vurea«: Berlin I4W. 7. Priu, LouiS Ferdinaad- Etratze 1. Telepdoa t. Nr. 9275 Morgen-Ausgabe 8. WiM TaMalt Handelszeitung. ÄmtsAlllt -es Rates NN- -es Rolizeiamtes -er Sta-t Leipzig. An^eiaen-Preis die Sgespaltrue PetNzeUr sür GeschüstS- iuseratr aus Leipzig and Umgebung 25 PC Familien^ Wohnung»» u. Stellen-Anzetaen, sowie Ao- and Verkäufe 20 Pf, finanzielle Anzeige» 30 Pf, für Inserate von auSwärt» 30 Pf. Reklamen 75 Ps, auswärts t Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. Geschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Kür Inserate vom AuSlande besonderer Tarif. Anreigea-Äauadme: AuguituSplaq 8, bei sämtlichen Filialen ». allenAnnoncen- Erprditionrn n«>' Ja- und Auslandes. ür daS Lrichetuen aa bestimmten Tagen u. llätzea wird keine Garantie übernommen. Haupt-Filiale Berlin: EarlDllncker,tzerzgl.Bayr^ofbuchhandlg., Lützowuraße 10 «Telephon VI, Nr. 4603): Skilial-8rNedition:TreSden.Marienstr.A4. Nr. 29. Dienstag 29. Januar 1907. 101. Jahrgang. Vas Mutigste vom rage. * König Friedrich August von Sachsen hat gestern vormittag Berlin wieder verlassen. (S. Dischs. R.) * DaS Schulschiff des deutschen Schulschiffsvereins, »Großherzogin Elisabeth", ist wohlbehalten in Ha vanna angekommen und wird am 14. Februar die Heim reise »»treten. * Bei dem furchtbaren Grubenunglück, das sich gestern vormittag in Reden (Saargebiet) ereignet hat, konnten bisher von 250 Bergleuten nur 50 gerettet werden. 150 gelten als verloren. (S. d. bes. Art. u. Letzte Tep.) * Die französische Regierung und der Munizi- Palrat von Paris drückten ihre schmerzliche Teil- nähme an der Katastrophe von Reden aus. (S. Letzte Dep.) , * In der Grube 2 der Zeche von Li evin fand, wie aus Leu» mitgeleilt wird, eine Explosion schlagender Wetter statt. Mehrere Bergleute sollen getötet sein. (S. Letzt« Dep.) Vie Stichwahlen in Sachsen. Der erste Waffengang ist getan. Und das Königreich Sachsen kann stolz sein auf den Erfolg, der in diesem Wahl gang errungen wurde. Eroberte die Sozialdemokratie im Jahre 1903 bei der Hauptwahl folgende Kreise: Annaberg, Auerbach, Chemnitz, Döbeln, Dresden-Land, Dresden r. d. Elbe, Dresden I. d. Elbe, Glauchau, Leipzig-Land, Löbau, Marienberg, Meißen, Mittweida, Pirna, Plauen, Stoll- berg, Zittau und Zwickau — und nahm dann in der Stich wahl noch Besitz von Borna, Freiberg, Oschatz-Grimma und Leipzig-Stadt, so hat sich das Bild diesesmal wesentlich ver ändert. Bon den damals durch die Sozialdemokratie gewon nenen Wahlkreisen sind ihr in diesem Jahr schon bei der Hauptwahl verloren gegangen: Auerbach, Löbau, Marien berg, Pirna, Freiberg und Leipzig-Stadt und nur Chemnitz, Dresden-Land, Dresden-Neustadt, Glauchau, Leipzig-Land, Mittweida, Stollberg, Zwickau konnten von der roten Partei behauptet werden. Bautzen blieb wie schon 1903 ln bürgerlichem Besitz. Unentschieden ist aber noch das partei politische Schicksal der Wahlkreise Annaberg, Döbeln, Dresden - Altstadt, Meißen, Plauen, Borna, Oschatz-Grimma und Zittau. In diesen 8 Wahl kreisen fällt die Entscheidung am 5. Februar. Ueberall steht dabei die Sozialdemokratie mit Kandidaten bürgerlicher Parteien in Stichwahl. Und zwar liegt es so, daß hieran beteiligt sind die Konservativen in 2 Wahlkreisen, in Borna-Pegau und Oschatz-Grimma: die Antisemiten in Meißen: die Nationalliberalen in 3 Wahlkreisen, nämlich Dresden-Altstadt, Döbeln und Annaberg, und die Frei sinnige Volkspartei in Zittau und in Plauen. Vergegen wärtigt man sich die Lage dieser Wahlkreise im einzelnen, so ergibt sich folgendes: In Zittau hat die höchste Stimmenzahl erhalten der freisinnige Kandidat Kaufmann Buddeberg mit 11136. Der bisherige Vertreter des Wahlkreises, der sozialdemo kratische Redakteur F i s ch e r - Priesnitz erhielt 411 Stim men weniger. Buddeberg konnte aber im ersten Wahlgange nicht siegen, weil auf einen Kandidaten des Bundes der Landwirte, Rittergutsbesitzer Frohberg- Oberullersdorf, 2262 Stimmen abgegeben wurden, außerdem die Zäklkandi- datur Erzberger 837 Stimmen aufwies. Hieraus ergibt sich, daß der Ausgang der Stichwahl in Zittau wesentlich von der Haltung des Bundes der Landwirte abhängt. Aber auch die anderen bürgerlichen Parteien werden ihre Kräfte aufs äußerste anspannen müssen, um den Sieg gegen die Sozial demokratie zu sichern, der es im Jahre 1903 gelang, 11296 Stimmen auszubringen. Einen harten Kampf wird eS in Dresden-Alt st adt geben. Tort erhielt im ersten Wahlgange der Sozialdemo krat Dr. Gradnauer die höchste Stimmenzahl mit 19 388 Stimmen. Hinter ihm kam der nationalliberale Kandidat Landgerichtsdirektor Dr. H e i n z e - Dresden, auf dessen Namen 18 603 Stimmen abgegeben wurden. Außerdem be kamen der Mittelstandskandidat Buchdinderobermeister Unrasch - Dresden 5215 und Erzderger 579 Stimmen. Ist auch nicht daran zu zweifeln, daß die Freunde der Kandidatur Unrasch sich ihrer nationalen Pflicht bewußt sein werden und ihre Stimmen nun auf Dr. Heinzes Person vereinigen, so darf doch nicht übersehen werden, daß die Sozialdemo kratie auch in diesem Wahlkreise 1903 über 2000 Stimmen (21 569> mehr aufbrachte, und daß die Genossen aus den anderen Dresdner Wahlkreisen eine große agitatorische Kraft entwickeln werden, um auch diesen Wahlkreis in der sächsischen Residenz sich zu erhalten. Auch der Wahlkreis Meißen-Großenhain kann sür die dort stärkste antisemitische Partei nur erobert wer den, wenn Konservative und Freisinnige, die im ersten Wahl gange eigene Kandidaten hatten, den bisherigen Zwist »er- gessen und einmütig gegen den Sozialdemokraten zusammen- stehen. Dieser, der bisherige Mandatsinhaber Gastwirt Nitzschke in Großenhain, erhielt 14119 Stimmen. Ihm gegenüber stehen die Antisemiten (Reformer Gutsbesitzer Gäbel-Klessigs mit 6943 Stimmen, die Konservativen (Pros. Dr. Dinger-Jenas mit 6590 Stimmen, die Frei sinnigen (VerbandSsekretär Liß ke»Leipzigs mit 3443 Stimmen. Fast am schwierigsten wird sich für die bürgerliche Kan didatur der Kampf in Döbeln gestalten. Dort bat Pinkau-Leipzig (Soz.s 12 762 Stimmen erhalten. Der nationalliberale Kandidat Liz. E v e r l i n g - Halle bekam 6934 Stimmen, der konservative Bürgermeister Roßwein 4476, der freisinnig, Lehrer Beck-Dresden 2737 und Erz- derger IS Stunmvl. Ist auch di« sozialdemokratische Stimmenzahl seit dem 22. Oktober 1906, dem Tage der Nachwahl für diesen Kreis, nur um wenige Stimmen ge stiegen (von 12 716 auf 12 762s, so waren doch 1903 nicht weniger als 13 162 Sozialdemokraten an der Wahlurne, und mancher ist vielleicht dieses Mal nur säumig gewesen, weil er den Wahlkreis für seine Partei als sicheren Besitz ansah. Somit erfordert ein Sieg Evcrlings hier die Anspannung aller Kräfte. Sehr günstig erscheinen, rein zahlenmäßig betrachtet, sür den bürgerlichen Kandidaten die Verhältnisse im Wahlkreise Oschatz-Grimma. Hier hat der konservative Vertreter Oberjustizrat Giese-Oschatz die meisten Stimmen mit 9714 erhalten, der Sozialdemokrat Lipinski- Leipzig, der cs 1903 bei der Stichwahl aus ll 697 Stimmen brachte, er hielt dieses Mal bei der Hauptwahl 9585. Außerdem sielen auf den nationalliberalen Landtagsabgeordneten Lang- h a m m e r - Chemnitz 5523 Stimmen. Aber es wäre töricht, von vornherein anzunehmen, daß man von konservativer oder gar von nationalliberaler Seite aus bei der Stichwahl nachlässig sein dürfte. Kein Wähler des ersten Wahlganges darf hier fehlen, wenn man nicht eine höchst unliebsame Neberralchung erleben soll. In Borna-Pegau hängt die Entscheidung von der kräftigen Teilnahme an der Wahl des Generalleutnants v. L i e b er t - Berlin ab. Zu den 10 812 Stimmen, die er im ersten Wahlgange erhielt, müssen jetzt die 4777 Stim men des Kaufmanns F r i tz s ch e - Leipzig hinzutreten, um den Redakteur Schöpflin-Leipzig auch dann aus dem Felde zu schlagen, wenn er, der 1903 12 698 Stimmen erhielt — jetzt nur 9783 — ganz sicher geschlagen werden soll. Zu guten Hoffnungen berechtigt der Wahlkreis Anna- berg-Schwarzenberg. Hier hat der National liberale Dr. Stresemann die stattliche Zahl von 8622 Stimmen erhalten, während die Stimmenzahl, die der So zialdemokrat Grenz 1903 (13 2731 auf sich vereinigte, aus 11852 gefallen ist, und der freisinnige Landtaasobgeordnete Roch 6567 Stimmen auf sich vereinigte. Es bedarf hier nur der ehrlichen gemeinsamen Anstrengung der beiden libe ralen Parteien, um diesen Wahlkreis der Sozialdemokratie abzunehmen. Die gleiche Hoffnung setzen wir auf den Wahlkreis Plauen. Dort hat die freisinnige Volkspartei unter den drei bürgerlichen Parteien, die sich bei der ersten Wahl be kämpften, den Erfolg davongetvagen. Der sreisi"nige Land- togsabgeordnete Güntber erhielt die stattliche Anzahl von 13 080 Stimmen gegen 6992, die im Jahre 1903 für den Freisinn abgegeben wurden. Der konservative Bürgermeister Dr. Schanz-Oschatz brachte es auf 7733 und der national liberale Fabrikant Korengel-Plauen auf 3811 Stimmen. Diesen 24 624 Stimmen aus dem bürgerlichen Lager stehen 15 218 sozialdemokratische (1903: 16 406) Stimmen gegenüber. Möge der Sieg in Plauen mit eben dieser großen Mehrheit dann auch am 5. Februar erfochten werden. Das Bild, dos eine solche Betrachtung der Wahlkreise bietet, zeigt gewiß viele hoffnungsfreudige Züge. Aber gilt schon von den Hauptwahlen einer Reichstagswahl, daß sie unberechenbar sind, so gilt das erst recht von den Stich wahlen. Sie bergen erfahrungsgemäß die größten Ueber- raschungen in sich, weil zu festes Siegesbewußtsein leicht die Agitation erschlaffen und die Wahlbeteiligung abnehmen läßt, weil hier und da auch der Streit von der Hauptwahl her die Einmütigkeit des gemeinsamen Kampfes erschwert und endlich auch bei einzelnen Wählerkreisen mit der Gefahr der Wankelmütigkeit gerechnet werden muß. Deshalb gilt es, sich immer vor Augen zu halten, daß ein Wahlkreis erst gewonnen ist, wenn das Resultat der Stichwahl dies zahlenmäßig bestätigt hat, und daß er bis dahin, auch bei den günstigsten Aussichten, noch zu den unerreichten Erfolgen gehört! Gerade der so überraschend reiche Erfolg, den in Sachsen die Hauptwahl für die nationalen und bürgerlichen Parteien gebracht hat, die jubelnde Begeisterung, die durch das Land hinbrauste, als das Resultat vom 25. Januar bekannt wurde, dürfen uns nicht einen Augenblick darin irre- machen, daß noch ein großes, ein schweres Stück Arbeit zu leisten ist. Denn das Ziel darf auch nicht zu kurz gesteckt werden. Als genüge es, jetzt nur in einem oder dem andern Wahlkreise auch noch in der Stichwahl die Sozialdemokratie zu schlagen, nein — es darf nur ein Ziel geben: Nieder mit der Sozialdemo kratie in allen 8 Wahlkreisen, in denen sie noch verzweifelt um ihren alten Erfolg ringt. Der 5. Fe bruar muß das Werk glorreich vollenden, das der 25. Januar verheißungsvoll be- gönnen hat. Außer den Wahlkreisen, die jetzt schon in sozialdemokratischem Besitz geol'eben sind, darf am Abend des 5. Februar über keinem sächsischen Wahlkreise eine andere, als die schwarz-weiß-rote Siegesfahne wehen! Der Ausfall «Irr Uladlen in Sachsen. * Bei allen bürgerlichen Parteien de» Lande» herrscht großer Jubel über den Ausfall der Wahlen vom 25. Januar. E» ist begreiflich. Rach der schweren Niederlage, die daS Bürgertum anicheineud bei den Wahlen im Jahre 1903 er litten batte, wagte man auf ein solches Ergebnis nicht mehr zu rechnen. Damal» errang die Sozialdemokratie 18 Man date im ersten Anla»f, vier in den Stichwahlen »nd nur ein» — Bautzen — konnte bei den Stichwablen behauptet werden. Und jetzt! Nur acht Sozial- vemokraten kamen im erste» Wahlgange durch, und acht stehen zur Stichwahl, aber unter Verhältnissen die ihnen nirgends günstig sind. Dagegen wurden 7 Ver treter der bürgerlichen Parteien gewählt, und wie schon bemerkt: >bre Zahl dürfte bei den Stichwahlen noch erheblich steigen. Es ist alio berechtigter Grund ,u großem Jubel vorhanden. Mit dem »roten Königreiche" ist e» vorbei. Allein trotz alledem wäre es ganz verkehrt, die Tonal- demokratie als völlig zu Boden gern« en betrachten ni wollen. DaS verbietet sich schon, wenn man daS Gesamt-Stimmen- ergebnis betrachtet. Wir führen eS unseren Lesern nach stehend vor Augen: Ja den einzelnen Wahlkreisen erhielten Stimmen« Konsero., Reichs., Bund d. L. Reformer Naiional- ltberaie ü LZ So,la!, dernokralen I Zentrum 1. Zittau 2262 — — N136 10725 837 2. Löbau — — 1490« —— 107G> 467 3. Bautzen — 20387 — 97 8 43 t!89 4 Dresden-N. . . 0717 12361 —— 6524 2645» 399 5. Dresden-A.. . . 5215 — 186OZ — 19'88 579 6. Dresden-L.. . . —- —— 253U — 33219 339 7. Meißen 6590 6943 —— 3443 l4I19 116 8. Pirna — 16291 — 64 143'9 104 9. Freiberg .... 14607 — —- — 9465 78 >0. Döbeln 4476 —— 6931 2737 12762 16 1l. Oickas 9714 — 5521 — 9 >85 — 12. Leiozig-St.. . . — —— 24044 — 14 66 215 >3. Leipzig-L. . . . — —— 39791 789 56^84 357 14. Borna 16812 4777 —— 9783 —- 15. Rochlitz 694' — 85"5 —- 18162 — 16. Cbemnitz .... 4964 —— 18779 — 34909 156 17. Glauchau . . . — —- 13452 —— 16682 47 18. Zwickau .... — —— 19181 —— 23744 173 19. Stollberg.... — 14604 —— 1SV66 29 20. Maiienberg . . — 14733 — —— 1I28>> —— 21. Annaberg . . . — — 8622 6567 11852 — 22. Auerbach .... — —— 17S64 — 17255 21 23 Plauen 7733 — 38^ l 13N8O 152,8 94 Ins zeiami: 80033 7,49. 240124 44437 418466 4716 Dagegen 1903: 8532! 73656 110857 33781! 441764 1847 Sieht man von dem Zentrum ab, das für Sachsen nicht in Frage lommt und dessen Stimmenzabl bei beiden Wahlen säst gleich war, so ergibt sich, daß die nationalen Kandidaten im Jabre 1903 nur 303 505 Stimmen er zielten, während sie am 25. Januar 1907 440 076 Stimmen aus sich vereinigten. Das bedeutet einen Zuwachs von 136 571 Stmrmen oder 45 Prozent! Dagegen gingen die sozialdemokratiicken Stimmen von 441 764 im Jahre 1903 aut 418 466 im Jahre >907 zurück. Die Einbuße beträgt alio 23 298 Stimmen, das sind nur 5,3 Prozent der Stimmenzabl von 1903. Mau wird zugeben muffen, daß das im gioßen ganzen herzlich wenig ist. Hierin liegt aber ,»gleich die Mahnung, die Waffen nun nicht aus der Hand zu legen, sondern die Begeisterung zu benutzen, um nach Möglichkeit überall feste Organisationen zu schaffen Das ist die erste Aufgabe, die nach Beendigung ees Wahiseldzuges zu bewältigen sein wird. kraunrchmig «na arr stunaerrat. In der nächsten Zeit wird sich der Bundesrat über die Thronfolgeresolution des braunschweigischen Landtages schlüssig machen müssen. Deshalb mag es angezeigt sein, sich noch einmal zu vergegenwärtigen, worum es sich handelt, zu mal unter den Anforderungen der Wahlkämpfe die übrigen politischen Angelegenheiten ein wenig in den Hintergrund gedrängt worden sind. Es ist nicht zu bestreiten und auch, wahrscheinlich auf Ver anlassung einer interessierten preußischen Stelle, schon in der Presse hervorgehoben worden, daß die braunschweigische Landesverwesung sich zu einer Aenderung ihrer Haltung hat bestimmen lassen. Und es ist ebenso unzweifelhaft, daß diese Aenderung einen weiteren Schritt des Entgegenkommens gegenüber dem Herzog von Cumberland, dem nächsten Thron folgeberechtigten, bedeutet. Nach unserem Ermessen ist mit diesem neuen Schritt die zulässige Grenze, deren Marken nach den schuldigen Rücksichten auf das Reich und den Forde rungen des Erbrechts gesteckt werden müssen, bereits possierr worden. Um so mehr, als darin zugleich ein auffälliges Desavou der früheren eigenen Ansichten und Erklärungen der maßgebenden braunschweigischen Faktoren liegt. Auf die erste Anregung von Braunschweig hin hatte Fürst Bülow in zwei Schreiben, als Kanzler und als preußischer Minister präsident, es abgelehnt, einen zweiten Beschluß des Bundes rates herbeizuführen, -be>w auch an da.i Herzog von Cumberland hccanzutreten. Gleichzeitig batte er dabei durchblicken lassen, daß erst ein rückhaltloser Verzicht des ganzen herzoglichen Hauses auf Hannover eine A.nderanz der Lage bedeute umd eine neue Entschließung des Bundes rates begründen könne. Diesen Standpunkt hatten Regie rung und Landtag in Braunschweig akzeptiert in einer Er klärung vom 23. Oktober 1906, worin es heißt: „Die Landesversammlung spricht ihre Ueberzeuguug dahin aus, daß ohne einen endgültigen vorbehalt losen Verzicht der sämtlichen Agnaten des herzoglichen Hauses auf Hannover die im Interesse des Landes dringend wünschenswerte Verständigung zwischen der Krone Preußen und Sr. königlichen Hoheit dem Herzoge von Cumberland nicht zu erhoffen ist." Nicht zu erhoffen! Damit ist noch nicht ausdrücklich ge- sagt, daß auch die Landesversammlung den Verzicht deS ganzen Hauses für erforderlich hält. Aber sie findet sich doch mit den tatsächlichen Verhältnissen und den preußischen Stimmungen ab. Darauf erfolgte der Verzicht des Herzogs von Cumberland für sich und seinen ältesten Sohn auf den braunschweigischen Thron und di« Präsentation seines zweiten Sohnes Ernst August für Braunschweig. Zugleich legte sich der Herzog so unzweideutig a,s die hannoversche Prätendentenrolle fest, daß er ohne Minderung seines per sönlichen Ansehens sich nicht mehr anders entschließen kann. Denn er sprach von einem „Verrat an Treue", der ihm mit dem Verzicht auf Hannover zuyemutet werde. Obwohl also nicht die von Preußen unausaesvrochen gestellte Bedingung des umfassenden Verzichts aufHannover erfüllt worden war, ohne die auch der Landtag noch am 23. Oktober auf ein« Ver- ständigung deS Herzogs mit Preußen nicht „Holsen" mochte, erklärte doch der Landtag nunmehr am 19. Januar, mit dem Entschluß des Herzogs sei eine derartige Aenderung der Lage herbeigesuhrt, daß der Bundesrat sich von neuem mu der Frage beschäftigen könne. Und gleichzeitig inter pretierte die Lanbesocrsammlung ihren Oktoberbcschluß dahin, sie habe mit der „Hoffnung" dem Herzog keine Be dingungen stelle» wollen. Auch lagt« sie: „Die Landesversammlung gibt dabei zugleich ihrer Neberzeugung dahin Ausdruck, daß durch den Regierungs antritt Sr. König!. Hoheit des Prinzen Ernst August die bundesfreundlichen Beziehungen des reichstreuen Herzog tums zum Nachbarstaat Preußen nicht werden beeinträch tigt werden." Und die Negierung fand sich schließlich bereit, die Reso lution zwar nicht direkt dem Bundesrat vorzulegen, weil sie sich dann mit ihr identifiziere, aber doch sie durch den Bundesbevollmächtigten dem Referenten des Bundesrats in braunschweigischen Angelegenheiten mitteilen zu lassen. Eine Formsache, die sich nicht gerade imposant ausnimmt. Nun hat also der Bundesrat das Wort, und zweifellos wird er den preußischen Stimmen beipflichten, die den Teilverzichk für ungenügend erklären werden. Das muß dann natürlich als eine Rektifizierung d-r neuerlichen braunschweigischen Ansichten gedeutet werden. Trotzdem ist dabei eine Einschränkung geboten. Denn die braunschweigischen Instanzen haben damit doch wenigstens die Möglichkeit einer endgültigen Regelung der Thronfolgefrage noch offen gehalten. Ihre Verantwortung vor dem Lande wird entlastet, wem» der Bundesrat ihnen den Ausschluß des herzoglichen Hauses abnimmt. Und unter diesem Gesichtspunkte verliert der uns sonst nicht sym pathische Beschluß einiges von seiner partrkularistischea ReichsrücksichtslosigVeit. Daß di« braunschweigisch-welfischen Erbrechtler keine Neichsfeind« sind, steht ja fest. Aber der Landtag wird doch gut tum, nach der vorauszusshenden Ab lehnung der herzoglichen Ansprüche durch den Bundesrat auch die Konsequenzen zu ziehen und sich auch von dem leise» partikularistischen Geist loszusagen, der seine jüngsten Schritte beeinflußt hat. Defimitive Regelung der Thron folgefrage ohne weitere Rücksicht auf Ansprüche, die mit der Reichswohlfahrt in Widerspruch stehen: damit aller« könne» Landtag und Negierung Verärgerungen aus der Welt schaffen, die dem Lande nur nachträglich fein können. Und des Landes Wohlfahrt ist das höchste Gesetz. grubrnlralarttopbe im Saargebiet. Noch sind die Erinnerungen an den Schreckensmonat März deS Jahres 1906, in dem sich zwei Grubenkatastrophen ereigneten, nicht verblaßt. Da« eine Unglück, da- in seiner Furchtbarkeit an Zolas Jnfernobilder des »Germinal" er innert, ereignete sich damals auf französischem Bode«, iu CourriöreS, dem kleinen Flecken im Departement Pas- de-CalaiS. Fast 1400 Bergleute büßten ihr Leben bei ver Katastrophe ei», etwa 6000 Waisen bejammerten den tragiscben Tod ihrer Väter. Die ganze zivilisierte Welt geriet in Entsetzen über das Berbangnis jener Männer, die tief unter der Erdoberfläche verbluteten. Kaum zwei Wochen später ereignete sich das Grubenunglück zu Gleiwitz, daS zum Glück bei weitem nickt die Größe der Katastrophe vou CourriöreS erreickte. Der Unfall fand auf der 345 Meter- Sohle der Gleiwitzer „Felvgrube" statt, in der plötzlich eia Brand ausbrach. 40 Bergleute wurden durch giftige Gase betäubt, mehrere von ihnen starben an den Folge» der Vergiftung. Gestern ging uns, wie wir bereits durch Extrablatt mit teilten, die Hiobspost von einem neuen Grubenunglück zu, vaS sich im Saargebiet ereignet bat. Ein Privattelegramm vom 28. Januar, daS uns au- St. Johann zugina, berichtete: Im Wilkstockschacht der fiskalischen Grube »Reven" janv beute morgen r/,8 Uhr eine Schlagwetterexplosion statt, und zwar in der fünften Tiesbau'ohle. Durch die Gewalt der Explosion wurde der Stollen verschüttet. Es sinv jetzt 250 Bergleute eiagescklojsen, über deren Schicksal noch nichts bekannt ist. In der nichtverschüttelen Strecke wurde» etwa 10 gräßlich verstümmelte Leichen und viele schwer und leicht Verletzte ge funden. Nur 50 verwundete Bergleute konnten bisher gerettet werden, von denen 35 jedenfalls dem Tode verfalle» werde». Die noch in der Grube befindlichen Arbeiter gelten als verloren. Der durch die Explosion bervorgerufeue Brand bedroht die Rettungsmannschasten und zwingt sie zum Rückzüge. 22 Leichwerwunvete wurden i» daS Neunkirchener Hüttenlazarett gebracht. Das Schicksal einer ganzen Abteilung ist noch unbelanut. Telegraphisch wird weiter gemeldet: St. Johann, 28. Januar. (Privattelegramm.) Ans der Grube »Reeen" brachen nachmittags ein neues Feuer und weitere Explosion au«. Die RettuugSarbeilen mußte» eingestellt werden. 180 Leichen wurden bisher geborgen. Diese waren znm Teil verstümmelt und ver brannt. Nur 24 von diesen konnten erkannt werden. Die 5. Ticsbausvhle gilt als verloren. Tie oberen Gruben- beamten beratschlagen über weitere Maßnahmen zur Be kämpfung des Feuers. Die Rettungsmannschasten wurden heute entlassen mit der Weisung, sich morgen zum Wiederkommen bcreitzuhalten. * Die Grab«, in der sich Vie entsetzliche Katastrophe er eignet bat, istEigentnm deS preußischen Staates und achört zum Saarbrück euer Kohlenrevier. Ja dem der BcrghauptmaunschaftRedeuuuterstebeudenRevicrwird größten- teil» »»ch Schlammkodlen geschürft. Erft vor knrzer Zeit wurden auch Fettkoblengrnbeu angelegt. Diese Fettkohlen gruben sind der Schauplatz des heutige» Unglücks. Die Ge- tamtdelegichast des Redcner BcrggrbietS benagt etwas über 6000 Mann, von denen nur wenige Hundert auf die neuen Fettkohlengruben entfallen. Im Handelsministerium waren, wie aus «ine Anfrage mitgeteilt wurde, lnS gegen 2 llbr nachmittag» keine nähere« Detail» üb« da» Unglück
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