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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-15
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070515021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-15
- Monat1907-05
- Jahr1907
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<>ezuqs,Preis Anzei^en-PreiS für Leipzig und Bororte durch unsere Träger und Spediteure ins Haus gebracht: Aus gabe (nur morgens) vierteljährlich 3 M., monatlich l M.; Ausgabe U (morgens unv abends) vierteljährlich 4,50 M., monatlich l,50 M. Durch die Post bezogen (1 mal täglich) innerhalb Deutjchlands und der deutschen Kolonien vierteljährlich 3 M., monatlich l M. ausschl. Poslbcstellgeld, sur Oesierrcich-Ungarn vierteljährlich 5 L 45 k. Abonnement-Annahme: Augustusplatz 8, bei unseren Trägern. Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Tie einzelne Nummer kostet 1V Psg. Redaktion und Expedition: Iohanuisgasse 8. Telephon Nr. 153, Nr. 222. Nr. 1173. berliner Ncöattions-Bnreau: Berlin 7, Prinz Louis Ferdinand« Ltras e l, Telephon 1. Nr. 9275. Abend-Ausgabe 8. WpMcr TaMalt Handelszeitung. für Inserat« aus Leipzig u. Umgebung die 6 gespaltene Petitzeile 25 Ps^ finanzielle Au- zeigea 30 Pst. Reklamen 75Ps.; von auswärts 30 Pst, Reklamen 1 M.z vom Ausland 50 Pf., finanz Anzeigen 75 Pf, Reklamen 1.50 M. Inserate v.Behörden im amtlichen Teil 40Ps Beilagegebühr 5 M. p. Tausend exkl. Post- gebühr. Geschäftsanzeigen au bevorzugter Stelle im Preis« erhöht. Rabatt nach Tori' Festerteilte Aufträge können nicht zurück- gezogen werden. Für das Erscheinen an bejtnmuteu Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Augustusplatz 8. bei sämtlichen Filialen u. allen Amionceu- Expeditioaeu des In- und Auslandes. Amtsblatt des Nates und des Notizeiamtes der Stadt Leipzig. Haupt-Filiale Berlin: CarlDnncker.Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg^ Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603. Nr M. Mittwoch 15. Mai 1907. 101. Jahrgang. Vas keuesle vom Lage. (Die nach Schloß der Redaktion eingegangeneu Depeschen stehen ans der 3. Sette des Hanytblattes.) Teutschland unv die polnische Autonomie. Die „Süvd. Reichs-Corresp.« schreibt: Mit gutem Grund ist aus Wien die Meldung des Lemberger „Slowo Polskje" über eine Tätigkeit der Notschalter Deutschlands und Oester reich-Ungarns am russischen Kaiserhose in der Frage der Autonomie Russisch-Polens als erfunden bezeichnet worden. Auch von russischen Blättern waren diese falschen Angaben aufgegriffen worden, und zwar mit der Absicht, hohe russische Beamie ui den Verdachfausländischer Beeinflussung zu bringen. Em Dementi der russischen Regierung machte dem Spiel ein Ende. Vom deutschen Standpunkte aus kann man sich der Abfertigung, die der .Slowo Polskje" in Wien und Petersburg gesunden hat, nur «»schließen. Im ganzen Be reich der Polenpolttik ist nichts vorgefallen, was zwischen den beteiligten Großmächten zu diplomatischen Schritten, zu Verhandlungen oder auch nur zu einem Gedanken austausch hätte Anlaß geben können. Die drei Kaiser reiche erkennen sich wechselseitig das Recht und die Frei heit zu, ihre polnischen Angehörigen nach den Rück sichten der StaatSraison des eigenen Landes zu behandeln. Sie enthalten sich wechselseitig der Einmischung rn ihre inneren Verhältnisse und fahren dabei am besten. Am 14. No vember 1906 bat Fürst Bülow im Reichstage folgendes ausgesührt: „Die Behauptung, als ob Deutschland an einem Abkommen beteiligt wäre, durch welches die bei der Entwicklung in Rußland angeblich zu erwartende Entstehung eines autonomen Polens verhindert werden soll, ist total falsch. Ein solches Abkommen zwi schen uns einerseits und Rußland anderseits, oder zwischen uns und Oesterreich-llngarn einerseits und Rußland anderseits existiert nicht. Alle Angaben über irgend welche deutschen Einmischungen im eigentlichen Rußland oder in Russisch-Polen ober auch iu den baltischen Provinzen auf Grund von Abmachungen mit fremden Regierungen oder mit fremden Höfen, von Minister zu Minister, oder von Monarch zu Monarch sind ohne Ausnahme unwahre oder tendenziöse Erfindungen.* Daran hat sich seit dem 14. November nichts geändert. DernburgS Afrikareise verschoben. Der Äolonialdirektor Dernburg hat seinen geplanten Besuch der afrikanischen Kolonien zwar nicht ganz ausgegeben, doch dal das Reiseprogramm einige Abänderungen erfahren. Die „B. N. N." wissen darüber zu berichten: Die Reise des Kolonialdirektors Dernburg nach den Kolonien Hal eine wesent liche Aenverung erfahren. Die Organisation des neuen Kolonialamtes macht eine Hinausschiebung der Reste unum gänglich. Nicht nur neue Ernennungen wie die des UnterstaatS- sekretärs sind nötig, sondern die einzelnen Teile müssen auch in praktische Tätigkeit treten. Alle diese Umstände haben es dahin gebracht, daß die Reise nach Südwestafrika für jetzt aufgehoben und aus eine spätere Zeit verschoben wurde. Nur Ostafrika wird in diesem Jahre besucht, und die Besichtiaung dieses Gebietes nimmt die ganze verfügbare Zeit des Chefs des Kolonialamteü in Anspruch, denn sofort nach seiner Rück kehr steht ihm eine große Aufgabe bevor; man braucht nur i an die Eisenbahnpläne zu denken, von denen fa die Denkschrift I über die Eisenbahnen in Afrika einen Begriff gibt. Den i Chef werden auf der Reise nur die beiden Mitglieder des Kolonialamtes Baurat Baltzer und Oberleutnant Graf Henckel v. Donnersmarck begleiten. Eine kleine Zahl von Industriellen wird sich anschließen. Da der Geheime Negativus- rat Seitz schon Anfang Juni auf seinen Posten als Gouverneur von Kamerun abreist, so ist die Anwesenheit des Herrn Dernburg für die Einführung des neuen Unterstaatssekretärs in die Geschäfte des Amtes noch auf einige Zeit nötig. Die sämtlichen Ernennungen sind noch im Lause dieser Woche zu erwarten. Dann ist das viel umstrittene Kolonialamt endlich fertig. Erzbischof unv Pfarrer. Aus Münster wird uns gemeldet: Die bereits an gekündigte Erwiderung des Erzbischofs von Bamberg auf die Antwort des Pfarrers Grandinger ist jetzt ergangen und fällt durch ihre Kürze und kühle Tonart aus. Der Bries lautet dahin, daß der Erzbischof gegen über der von Grandinger vertretenen Auffassung daraus bestehen müsse, daß das Aergernis für die katholischen Kreise dasselbe bleibe, ob von Grandinger als Hospitant oder als Mitglied einer liberalen Fraktion oder als fraktionsloser Liberaler kandidiert. — Eine Antwort Grandingers steht noch aus. Daß er nur als Ho'pitant oder fraktionsloser Liberaler kandidiert, beruht übrigens lediglich auf Vermutung. Ter Offenbacher Bombenwurf. Der Inhalt der vor der Polizeiwache geplatzten Bombe bestand aus Eisen- und Glassplittern, die wahrscheinlich durch chlorsaures Kali oder Pikrinsäure zur Explosion ge bracht wurden. Pulver ober Dynamit waren in der Füllung nicht nachweisbar. Tic östelicilhischen Watstcu. Obwohl das Wahlresultat noch nicht vollständig zu über sehen ist, zumal Galizien erst heute wählen soll, so sind doch schon genug Einzelrcsultate bekannt geworden, um seslstellen zu können, daß die Voraussetzungen dieses Mal voll auf bestätigt sind. Ganz im Gegensatz zu unseren jüngsten Reichstagswahlen sind in Oesterreich Kleri kale und Sozialdemokraten in siegreichem Fortschritten begriffen. — Die Nachrichten von heute morgen er geben, daß 143 definitive Wahlen und 97 Stichwahlen gesichert ''ad. Nn'er ersteren sind 13 So:ialdemokra'en, barunterAdler, Ellenbogen, 39 Christlichsozrale, darunter Lueger, zweimal gewählt; 6 Deulschsortjchrittliche, darunter Lecher und Groß; 4 Deutsche Volksparlei, darunter Minister Prade; 20 kaiholische Zentrum, 2 Jung tschechen, 2 Aluschechen, der böhmische Natwnalstl Fresl, ein böhmischer Agrarier, 5 deutsche Agrarier, 2 Frei-Alldeutsche, 2 Ruthenen, 5 Italiener, 5 klerikale Slowenen, 1 Kroate, 1 klerikaler Tscheche, 1 Parteiloser, l Deulsck-Freisinniger, l polnischer Radikaler. Bemerkenswert find folgende Einzelresultate: Unterrichtsminister Marchet ist in Baden unterlegen. Die Sozialdemokraten kommen 60 mal in Siichwahl gegen verschiedene Parteien in fast sämtlichen Kronlänbern. Die Deutschen kommen 32 mal in Stichwahl. Unter den Stichwahlen ist hervorzuheben: der Deutschsort- schrittlicheEppinger mit dem Freialldeutschen Wolf, Funke (deutschsortschrittlich) gegen Barnreither (deutscher Agrarier), Minister Forscht gegen Klofac, Minister Derschatta gegen einen Christlichsozialen, der Sozial demokrat Pernerslorfer gegen einen Christlichsozialen, der Jungtscheche Kramarc gegen einen Sozialdemokraten. In Böhmen sind 20 — 23 Sozialdemokraten gewählt. Die Führer der Alldeutschen, Schönerer und Stein, sind in Eger und Asch den Sozialisten unterlegen. In Wien, innere Stadt, wurde Ministerialrat Kamile Kuranva (deutsch-fortschrittlich) gewählt, in der Leopoldstadt kommt der Sozialpolitiler Dr. Julius Ofner in Stichwahl mit dem Christlichsozialen Kammer«! Lesewitz. In dem Parkviertel siegte der Christlichsoziale Bielolawek mit 40 Stimmen gegen den Deutschfortschrittlicheu Dr. v. Tayen- thal. Von der Schönerer-Partei ist kein einziger Kandidat gewählt. Auch die Deutsche Volkspartei erlitt starke Schläge. Die Freisinnige Partei in Wien, welche Kuranva durchbrachte, kann auf zwei weitere Sitze hoffen. Die Stellung der christ lichsozialen Pariei ist erschüttert. Die Wahlpflicht in Nieder österreich bewahrte sie vor mancher Niederlage. In Triest mußte Militär einschreiten. Schluß der Kolonial-Konfereu; Die Kolonial-Konferenz ist gestern geschlossen worden, nachdem die Mitglieder der Resolution zugestimmt hatten, in der eine Schnelldampfer- und Eisenbahnverbindung zwischen England unv Australien über Kanada befürwortet wurde. Unfälle beim Militär. Auf dem Exerzierplätze des Lüneburger Dragoner- Regimentes bei Wendisch-Evern ereigneten sich infolge ungeheurer Staubentwickelung zahlreiche Unfälle. Mehrere Dragoner der 3. Schwadron stürzten, einer wurde durch einen Lanzenstich schwer verletzt, zwei wurden durch Hus- iritte lebensgefährlich und mehrere leicht verletzt. — In Schweidnitz flüchteten bei einem Unwetter sieben Soldaten des Grenadier-Regiments Nr. 10 in die Schießstände. Der Blitz schlug ein, ein Soldat wurde getötet. — Wäh rend der Brigadebesichkigung auf dem Lockstedter-Lager stürzte der Hauptmann Frhr. v. Schleinitz vom Schwe riner Grenadier-Regiment Nr. 89 mit seinem Pferde und wurde schwer verletzt mittels Krankenwagens in das Barackeulazarett gebracht. pottliscdes. -ÜcrbuuL reisender Kaufleute. 8. u. U. Am Sonnabend und Sonntag hielt im „Nosen- galten" in Mannheim der Verband reisender Kaufleute Deutschlands seine 22. Generalversammlung ab. Von den 92 Sektionen des Verbaudes waren 84 durch 251 stimm berechtigte Mitglieder vertreten. Die Verhandlungen wurden vom Vorsitzenden Haase (Leipzig) geleitet. Er erstattete den Tätigkeitsbericht. Der Verband hat protestiert gegen die Verlehrssleuer und gegen die Personen- und Gepäcktarif- resolm. Gegen die Mißbräuche im Hoielwesen ist eine Agitation eingeleitet worden. Dec Verband sei dafür ein- getrelen, daß in strafgerichllichen Urteilen ein Unterschied zwischen gelegentlichen und kaufmännischen Agenten gemacht werde. Das Gesamtvermögen des Verbandes beläuft sich auf 3 237 649 -L (Zunahme: 279 889 -<S). Das Vermögen des Witwen- unv Waisenfonds vermehrte sich um 150 375 auf 1 954 985 -^' An 761 Personen wurden 18 632 Unterstützung ausbezahlt. Am Zahresjchluß belief sich die Zahl der unterstützten Witwen aus 703, der Waisen aus 25. Seit Bestehen des Verbandes sind Unterstützungen iu Höhe von 379 717 geleistet worden. Die Zahl der Mitglieder belief sich am Ende des Geschäftsjahres auf 11 27k, davon waren 145 stiftende, 1565 außerordentliche und 9566 ordent liche Mitglieder. Von dem Ueberschnß von 22 455 sollen 5000 dem Witwen- und Waisenfouds, 2000 dem All gemeinen UnterstützungSsonds, 3000 dem Reservefonds und 2455 -/-l dem Rückstellungssonds überwiesen werden. Im Verlaufe der Verhandlungen wurde folgende Resolu tion angenommen. Der Verband reisender Kaufleute nimmt zu der Personen- tnlifreform abwartende Stellung etu. In einer Eingabe, welche an den Minister wegen des neuen Gepäcktarifs zu richten ist, wird dies am Schluß ausdrücklich betont, es werden jedoch zugleich einzelne schon jetzt hervorgetretene Wünsche, wie Wegfall dec Schnellzugszuschläge oder derselben auf V-Zügr, mehr Eilzüge statt zujchlagbelasteter Schnellzüge, frühere Löjung der Fahrkarten (2 Tage vorher) usw. geltend gemacht. Der Verband macht hinsichtlich der Gepäcktarifreform folgenden Vorschlag: 1) Vor stufe 1—25 kg bis 100 Lm zu 20 Nahezone und Zone 1 Verbilligung, um die wesentliche Verteuerung des Rabeverkehr zu milderu. 2) Zulassung der Ausgabe von Mustertaichen ohne Vorweisung der Fahrkarte. 3) Bei Lagergeld soll für jede an- gefangenen 50 ohne Rücksicht auf die Stückzahl 10 pro Tag erhoben werben, wobei der Tag der Auslieferung und der Abnahme für einen Tag gilt. 4) Gepäckträgertaxe: Auch hier soll der Satz für jede angefangenen 50 üg 20 ohne Ansehen der Stückzahl sein. 5) Der Verband wird ersucht, die Agitation der Vertretung des Verbandes im Eisenbahnrat fortzuieyen und trotz des neuen ablehnenden Bescheides der preußischen Ministerien iu einer erneuten Petition bezw. Denkschrift an geeigneter Stelle das Verlangen zu erneuern. Iu den Auffichtsrat wurden gewählt: Haase (Leipzig), Mutz« (Nürnberg), Rauter (Cannstadt) und Franke (Leipzig). Für die nächste Tagung wurde Bremen gewählt. Zum Schluß der diesjährigen Generalversammlung fand ein Festkommers statt, an dem Vertreter der Regierung uud der Stadt teilnahmeu. * * Puttkamer-Afsäre. Zu der amtlichen Mitteilung, daß derGouverneurv. Pultkamer in den „einstweiligen Ruhestand versetzt" worden sei, bemerkt die „Neue Politstche Korrespondenz": Es ist dies die vorgeschrisbene Form der Zur^Dispofitivn-Stellung, zu welcher in Preußen bei ein zelnen Kategorien der Beamten und ebenso im Reich die Staatsr-giernnq jederzeit bereckttat ist. In derselben Form wurden seinerzeit die Landräle. we>chc gegen den Kanal ge stimmt hatten, gemaßregelt. Im vorliegenden Falle ist die Zur-Disposilion-Stelluiig insofern allerdings etwas Unge wöhnliches. als sie in einem Augenblick cintrilt, wo g^gen den betreffenden Beamten das gerichtliche Verfahren nock nicht beendet und es außerdem bekannt ist, daß er gewtlir war, wie dasselbe anck ausläust, seinen Ab'ckied^zu erbitten. Wenn trotzdem inzwischen die Zur-Disposiiion-Stellung er folgte, so geschah dicS, um da? Amt frei zu machen, dessen Neu besetzung sich aus die Dauer nick' mehr hinaussckieben ließ, und eS sollte damit wohl auch klargeitellt werden, daß eine Rückkehr de? Gouverneurs von Pultkamer von seiner vorge setzten Behörde nickt beabsichtigt war, auck wenn er voll'g sreiqesprocken wenden sollte. Gleichzeitig mit der Zu'-T'S- ponlion-Stellung ist denn auck die Ernennung dcS Geheimen LegationSrates Leitz -zum Gouverneur crsoigl und die Aus reise desselben auf den 9. Juni festgesetzt. Eine Strafe schließt die Zur-Disposition-Stclluug nock keiner Richtung hin in sich: und ebenso wenig wird dem betrenenden Beamte" in irgend einer Beziehung ein Makel dadurck auSaedruck:. Feuilleton. Otto Erich Hart leben. Goethe. Wilhelm Raabe. Wohl, doch merke das eine: se mehr du die Weiber durchschautest. Desto weniger, Freund, wirst du verstehen — das Weib. Einen Gesamtstolz auf sein Geschlecht kennt dos Weib nicht. Wenn ein Weib einmal vom rechten Wege ab ist. dann geht es auch blindlings und rück sichtslos auf dem bösen fort; ... bei ihr wirkt dann die bloße (Natur. Das Weib verbirgt seine Liebe vierzig Jahre, aber Haß und Widerwillen verbirgt cs nicht einen Tag. Arabisches Sprichwort. Die Stadt der Zukunft. Dr. Leon Zeitlin sLeipzrgf. Zwar die Idee ist kühn, aber sie wird doch von einem starken und redlichen Willen getragen, und der Weg ist — vielleicht gangbar. . . . Wir werden sehen, wir werden sehen. Einstweilen freilich reist man auf etwas seltsame und un- bequeme Art nach der „cstadt der Zukunft", denn zurzeit liegt sie noch im Lande Utopien. Ja, wenn Mr. H. G. Wells seine „Time-Machine" berleihen wollte, aber die ist gewiß mit dem von ihm ausgeschickten „Zeitreisenden" um das Jahr 8000000 unserer Zeitrechnung irgendwo ver- unglückt und auch er wird sie also wohl nie wiederieben. Jo muß man es denn aut andere Weise versuchen: ick bin stets ein gutes Stück vorwärts gekommen, wenn ich in stiller stunde, da der Lärm der Straße und die Unruhe des vairses schlafen g«wngcu waren, zu einem jener wunder vollen Bücher grtsf, tmc sic dec mutigen Pioniere der Zu kunft schreiben; Männer, die von schlafmützigen Philistern überspannte Phanlastcu gcjchollen werden und denen diese doch nachtrotten mühen, ob jic wollen oder nicht. Die lln- dcgrcislictikcilcn von heule sind die Sctbstvcrsländtichkeucn von morgen. So ein Buch, das uns an die Gestade der Zukunft bringt, las ich kürzlich „G a r l c n ji ä d l c in Sicht" lautete jein Titel und ein „nüchterner Engländer bat cs geschrieben.*) Gartenstädte! Das tlingt wie ein verwege ner Wunsch und bedeutet doch cin wohldurchdachtcs und bis ins einzelne ausgearbeitctes Programm, zu dcffen Ver wirklichung nur ein Wille gehört, den der Mangel an den notwendigsten, aber keineswegs außcrordenttlmen Mitteln allerdings nicht zur Ohnmacht verurteilen dürste. Denn wie ich ickou vor einiger Zeil in diesem Blatte jagte: Einen zwingenden Grund dajur, daß sich die Menichen in Rieicn- jtädtc zufammcndrängen müssen, auch wenn ihnen der Sinn des Leben? eine andere Sicdelungswciie zn gebieten scheint, gibt eS nicht. Tic Wohnungssragc hl wirklich nickt nur ein Problem der Nalionalötonomic, sondern sic ist ein Stück Weltanjchauungssragc. Und ihre Lösung kann ich mir nicht anders vorstellcn, als daß icnc, denen die Stem- und Eijenstädte unerträglich geworden sind, einem „Vea saerrun" gleich hinausziehen, um die Stadl der Zukunjt zu gründen. Diese aber wird sicher die Gartenstadt jein, weil nach ihr jeder verlangt, der sich zu einem sozialen Op timismus bekennt, mag er nun auf dem romantischen oder aus dem intellektuellen Flügel stehen, und weil auch die ver schiedensten Ideale materieller Kultur doch an Straßen liegen, die sich in ihr kreuzen. So ist die Gartenstadt frei- lich kein Endziel, sondern nur Etapvcnstation; weit, weit hinter ihr liegen nock) kulturelle Möglichkeiten, für die in unserer beschränkten Bors1ellungswi.lt kein Raum vvr- k-anden ist, und bis zu denen selbst eines Propheten Blicke nicht zu gelangen wissen. Allein schließlich kann man cs doch kein gar so tollkühnes Abenteuer nennen, aus Straßen zu wandern, die ins — Unbekannte führen: Ter Weg ist alles, das Ziel ist nichts. . . . . Der Grundgedanke: Für die menschliche Siedelungsweise cftbt es nicht, wie man gemeint hat und noch meint, nur zwei Alternativen — Stadtlebcn und Landleben — sondern noch eine dritte, die alle Vorteile des intensiv tätigen Stadtlebcns in harmonischem Verein mit den Schönheiten und Freuden des Landlebens zu bieten vermag. „Stadt und Land — so sogt Howard — müssen sich ver mählen und aus dieser erfreulichen Vereinigung werden neue Hoffnung, neues Leben und eine neue Kultur er stehen ' Geschehen soll dies durch einen praktischen Ver such, der eine Gartenstadt schassen will — in kleinen Ver hältnissen zwar — aber doch so vollendet ausgeführt, daß *> Ebene.er Howard: „Gartenstädte in Sicht", übersetzt non Maria Wallroth-Uderilp; mit Geleitwort von Fr. Op penheimer und Anhang von B. Kampttmeycr (Jena 1307, E. Diedcrichss. ihre ojscnbarcn Vorzüge uns zu einer allmählichen An- nähme des neuen Systems hindrängen. Doch da »ei gleich hier den Aeugstlichcn und Kleinmütigen zur Beruhigung gejagt, naß das Experiment vorgcnommen werden soll, ohne daß dabei in mehr oder weniger bedenklicher Weijc an den Pjcikcrn der bestehenden Ordnung gerüttelt wird. Ist denn aber der Verbuch auch durchführbar? Howard antwortet mit einem fröhlich-zuversichtlichen „Ja", und ich möchte ihm zusiimlncn, wenn auch bei der Verallgemeinerung seines Epsteins Schwierigkeiten zu bewältigen wären, die cin Verjuch umgehen kann und natürlich auch umgehen wird. Tic Vorbedingungen jur das Gelingen eine? solchen Experimenls sind ziemlich leicht zu erfüllen. Als öko- ii o m i j ch - t c ch n i j ch c s Problem bietet die „ivillkür- ttche" Gründung einer mittelgroßen Stadt — Howard denkt an 30000 Einwohner — heute kaum nennenswerte Schwierigkeiten, da man bei ihrer Anlage aus die Sicherheit des Ortes so gut wie gar keine, ans „natürliche" Verkehrswege jedoch im Zeitalter der Elektrizität und des Dampfe» nur jchr bescheidene Rücksichten zu nehmen braucht. Und ganz bestimmt ließe sich durch eine geschickte Zentralisicrung der städtischen Anstalten, die den Inter- essen der Allgemeinheit dienen, zugleich mit einem zweck mäßig organisierten Verkehrsjystcm, das eine Dezentrali sation des Wohnens ermöglicht, sehr gut erreichen, daß die relativ weiten Entfernungen in der eine große Fläche bc- deckenden Gartenstadt den Einwohnern kaum Störungen verursachen würden. Daß cs ferner bei dem heutigen Stande der Technik eigentlich nur eine Kleinigkeit ist, für Beleuchtung, Beheizung und Reinlichkeit einer Stadt so zu sorgen, daß man vom elektrischen Licht, der Zent »al Heizung und der Vadestubc auch des kleinen Mannes sprechen kann — das Telephon nicht zu vergessen! — ohne ungläubigem Kopfschütteln begegnen zu iniijfcn, wird ebenfalls kaum zu bestreiten sein. Und die Hauptsache: Die Erwerbung eines Grundstückes — groß genug, um daraus eine Gartenstadt zu erbauen, die diesen Namen auch wirklich verdient, dürste sich nicht gar so kostspielig stellen, wenn man sich cin Terrain oussucht, das bisher nur landwirtschaftlichen Zwecken gedient hat und noch außerhalb der Sphäre auch der weitsichtigsten Bodenspekulation liegt. Genaueres läßt sich bei den außerordentlichen Verschiedenheiten der Boden preise natürlich nicht sogen, daß aber Hoivard in keinem Voranschlag, in dem er für den Hektar 2M0 Mark aus wirst, richtig kalkuliert Kat, beweist der Terrainkaus der zur Durchführung der Howardschen Ideen gegründeten „First Garden Citi; Lim." *>, die etwa 50 Kilometer nordwärts Ich benutze gern die Gelegenheit, daraus binzuweisen, daß auch eine Deutsche Gartenstadt-Gesell schaft besteht, die eine rege und nützliche Propaganda für die Verwirklichung des GortenstadtgedankcnS betreibt. AuS- kunft erteilt der Generalsekretär Hans äampjsmeoer, Karls ruhe, Bierklinstr. 5. von London ein Grundstück von 6400 Morgen >ür die, Mi.- lionen Mark erworben hat. Trotzdem dicje? Areal nur ca. 1600 Hektar umsaßt, und nicht, wie Howard in seinem Bu - verlangt: 2400 — ivevden dort O 000 Menschen mehr als bequem nebo-winander wohnen können; ein Vergleich mir London und Berlin zeigt dies in wünschenswerter Teuttch- keit. Tas „g-routor ttoncimr" Mil seinen mehr als neben Millionen Eimrwkncrn (1905t muß sich mir einer Boecn- flächc von zirka 75 00 Acker (rund 0 40» Hektars begnüg.-u. und den 2 Millionen Berlinern stehen gar nur zirka 6-00 Hektar zur Verfügung. Wenn- also auch von jenen 1600 Hektar — dem ursprünglichen Plane gemäß — nur 400 Hektar für die eigentliche Stadt in Betracht kämen — das übrige Land soll fie als ein Gürtel von Feldern un- Wiesen, Gärten und Wäldern umschließen, — jo mußte -.n einer io lustigen Stadt mit ihren Parks und Schmuckplatzen, mit ihren breiten Avennen und dein vielen, vielen Haus gärten nur zu wohnen schon eine Lmt sein, selbst ohne die löstlichc Möglichkeit, aus ibr von jedem Punkte tn wenigen Augenblicken zur freien und heiteren Landschaft der Peri pherie gelangen zu können. . . . Dies etwa wären die wichtigeren Momente, die für die Gartenstadt als ökonomisch- technisches Problem zu betonen sind. Von der Höhe dieser großen Gesichtspunkte hinabzusleigen in das Wirrwarr der vislen Details, scheint unnötig, beim so zahlreich und kompU- ziert auch die technischen Einzelheiten bei der Errichtung einer Gartenstadt sein mögen, das eigentlich Neue der Auf gabe besteht schließlich dock nur darin, all daS. was hier und dort, heute und gestern, probiert ward und sich crprobk imt, zu einem Ganzen zuscimmenzufassen. Sind denn nickt in der Tat Villenkolonicn — wie sie von Terra inge'ell- schastcn oder gemeinnützigen Gesellschaften — und Arbeitcr- guartierc — wie sic von Großindustriellen angelegt werden — nach der technischen Seite kaum etwas anderes als neue Städte? Nicht daran aljo, daß wir Derartiges nickt sägten können, daran violmchr, daß wir nickt gcniigend Iuieresse hoben, Derartiges zu schassen, daß der Wille fehlt, liegt die Schwierigkeit: in der sozial- ethischen Seite des Problems. Denn es ist klar: Nickt darum kann es sich handeln, die „uppor ton" au? den Steinwüsten der Großstädte m das gelobte Land der Gartenstadt zu sichren. Um die brauchen wir uns nicht zu sorgen, wohl a>Rr darum, den vielen Millionen der mittleren und unteren Klassen Raune zu eröffnen, die ihnen ein bakaglich-ges,indes, und doch auch billiges Heim gewähren, lind auf die sonnige Land schaft unserer Gartenstadt fällt ein dunkler Sckatttn Gibt cs eiere Möglichkeit, das Steigen des Preises städtischen Grund und Bodens, der dank reines Monovolcharakters zu einem immer kostbareren Bestandteil des Privateigentums wird, zu ix-vkindern? Kann ohne die mehr oder minder radikale Gewaltkur einer Bodenreform großen Stils — deren Emsig obcadr-in nicht sicher ist — darauf gercchret werden, daß sich in der neuan Gartenstadt nicht jenes der-
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