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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-06
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070606010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907060601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907060601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-06
- Monat1907-06
- Jahr1907
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geglichen) erheblich beeinflußt; Matrikularbeilräge, Neb.r- wei'ungen und andere Posten kommen hier m Betracht. Uni diese gegenseitigen Zahlungen muffen die Gesamtausgaben und die Gesamteinnahmen des Reiches und der Bundcc- staaten gelürzr werden, wenn man zu den tastäcklick erbobeneu Einnahmen und geleilteten Ausgaben gelangen w ll. In der Rcichsstatistik wird davon abgesehen, weil die betrcffenteu Posten vollständig nickt erfaßt werden lönn-n. Der Bestimmung nach gliedern sich die Ausgaben in solche rnr Erlangung von Erwerbseinlünflen, in Ausgaben lür dic Staatsschuld, für die sonstige Staatsverwaltung, für Reichs zwecke und für Ueberweilungen an die Bundesstaaten. Der ordentliche Bedarf der Ausgaben für die Erwerbseinlünfte bezifferte sich im Reiche (in runden Summen) auf 577 Mill. Mark, in den Bundesstaaten aus 2205 Mill. Mark. Der ordentliche Bedarf sür die Staatsschuld betrug im Reiche 127 Mill. Mark, in den Bundesstaaten 5ll Mill. Mark. Der ordentl che sonstige Bedarf für die Staatsverwaltung machte im Reick 1570 Mill. Mark aus, in den Bundes staaten 1520 Mill. Mark. Die Leistungen der Bundesstaa ten an das Reich beliefen sich auf 246 Mill. Mark. Als außerordentlicher Bedarf kommen an Ausgaben für Erwerbseinkünite im Reich 57 Mill. Mark, in den Bundes staaten 60 Mill. Mark, an Bedarf für die Staatsschuld nur in den Bundesstaaten 962 Mill. Mark, an Ausgaben für die sonstige Staatsverwaltung im Reich 229 Mill. Mark, in .den Bundesstaaten 58 Mill. Mark und zur Deckung früherer Fehlbeträge nur ru den Bundesstaaten 700 Mill. Mark hinzu. Ter Bedarf für die ErwerbSeiukünsle steht allo (bei den größeren Bundesstaaten) voran; sie bringen aber auch die Haupteiunahme, nämlich */, der bundes staatlichen Einnahmen. Es handelt sich dabei um die Ei'enbahncu, Domänen, Forsten, Bergwerke rc., im Reicke um Post, Telegraphie rc. Im einzelnen bezieht bas Reich aus den ErwerbSeiukünsteu rund 30 »,o seiner ordentlichen Einnahmen, aus Steuern und Zöllen 52 Proz., aus Gebühren uiw. 0,59 Proz., aus sonstigen Einnahmen 15 Proz. Die Bundesstaaten decken rund 68 Proz. ihrer ordentlichen Einnahmen aus den Elwelbsemkünsstn, 15 Proz. aus Steuern und Zollen, 4 Proz. aus Gebühren ufw., 1,46 Proz. aus Bergülungen der Reichskaffe, 4,54 Proz. aus lonstigen Einnahmen, 0,71 Proz. ansUeberschüffeu, 4,69 Proz. aus Ueberweifungen der Reichskaffe. Nach^ Abzug der Eifenbahnschuldea beträgt die fun dierte Staatsschuld in runden Zahlen auf den Lopf: im Reia-e 52 m Preußen 117 in Bayern 39 in Sachsen 37 in Württemberg 15 -L, in Baden (hierunter Einrechnung der Eiienbahnschulv) 278 «k,- in Hessen 47 -L, m Mecklenburg-Schwerin 61 in Sach'en-Weimar 4,44 in Mecklenburg-Strelitz 15 in Oldenburg 22 in Braunschweig 108 iu Mei ningen 24 iu Altenburg 4,27 in Koburg-Gotha 22 iu Anhalt (hier wird nur der Anteil an der ReichS- lchuld verzeichnet) 56 ->/, in Sondershausen 7,95 ^/, m Rudolstadt 45 in Waldeck 29 i« Neuß älterer Linie (hier wiederum nur Anteil au der Reichsschuld) 56 iu Reuß jüngerer Linie 7 ,n Schaumburg-Lippe 9 in Lippe 5 --e, in Lübeck 452 in Bremen 837 in Ham burg 561 in Eliaß-Lothriugen 19 Die Zahlen find wegen der verschiedenen Berwcncung nur mit Vorbehalt ver gleichbar. In den Hansestädten z. B. dient der größte Teil der Schulden zum Bau vou VerlehrSanlagcn, welche wieder Einnahmen adwerfeu. Deutsches Keich. Leipzig, 6. Iuui. * Uebcr die geplante Neuregelung der Beamtcnkcfol. düngen verlautet das Folgende: Tic Grundsätze, nach denen im Reiche die Neuregelung der Beamtende!oldungen er folgen soll, sind noch nicht seftgestellt, und es wird noch einiger Zeit bedürfen, bis in Vieler schwierigen Materie Vorschläge gemacht werden können, die in den Einzclstaaten den lommistarischen Verhandlungen entsprechen. Sicher ist aber, daß das Bestreben der Rcichsverwaltung darauf gerichtet ist, eine Vereinfachung herbeizuführen und die große Zahl der vorhandenen Besoldungsklvsten in möglichst wenige Gruppen zu vereinigen. Dadurch würde nicht nur die so dringend notwendige Uebersicht erreicht, sondern auch den fortwährenden Vergleichen der einen Klasse mir einer anderen und dem Drängen nach einer Verbesserung ledig- lich mit Rücksicht auf die Bezüge der anderen Klasse, der Boden entzogen. Naturgemäß erfordert eine derartige organische Umgestaltung nicht nur mehr Mühe und Zeit, als ein bloßer prozentualer Zuschlag zu den zurzeit zu ständigen Gehältern, sondern auch erheblich größere Auf wendungen. Die endgültige Regelung wird deshalb erster folgen können, sobald sich übersehen läßt, welche Mittel da für zur Verfügung stehen. Auch die Ausbesserung des Wohnungsgeldzuschusses wird hierbei mit zur Erwägung kommen. * Dic englischen Journalisten in Rüdesheim. Die eng lischen Journalisten trafen gestern turz nach 11 Uhr auf dem Rüdesheimer Bahnbosc ein, wo sic von den Vertretern der Stadt Rüdesheim und Mitgliedern des Kölner Emp- fangskomitccs begrüßt wurden. Der eigentliche Empfang sand sodann in der Rheinhalle gegenüber dem Bahnhöfe statt unter Darreichung eines EhrenlrunkeS, bei dem der älteste Rüdesheimer kredenzt wurde. Bürgermeister Alberti hielt eine Ansprache, in der er die englischen Gäste bewillkommnete. Er betonte die rreundschaitlichen Beziehungen Deutschlands zu England. Rüdesheim Ixrbe das beste geboten, nämlich reinen Dein. Derselbe wachse am Hange des Niederwaldes, dessen Abbang das Friedens- denkmal trage. Wilson erwiderte mit Worten des LankeS für die vortreffliche Gastfreundschaft der Deutschen unter Bewunderung des köstlichen Weines und des herrlichen Flusses. Sein Hoch galt den Bewohnern Rüdeshcims Den englischen Gästen wurde ein künstlerisch ausgcstatretes Erinncrungsblatt mit einem Gedickt von Emil Rittersbaus überreicht. Gegen 12 Uhr erfolgte die Weiter fahrt auf einem Sondcr-Rheindampser nach Köln. * Tie Pole» in Masuren. Die polnische Propaganda unter den Masuren scheint von den Polen als aussichtslos auf.zegebeu zu werden. Am 1. Juni bat der „Mazur" in Ottelsburg, der mit so großen Hoffnungen von den Polen begründet war, fein Erscheinen eingestellt. * RcichslagS-kanSivatiir. Im dritten Olcenburgischen Reichstagswahllreis, in dem infolge der Ernennung femeS Bezuas.PreiS für Leivzin und Vororte durch untere Träger und Spediteur» mS hau» gebracht: Aus gabe A. aur tnorgenS) airrteliährlich 1M- monatlich t M. lu-gabe L morgens und abends) oiertestabrlich 450 Och monatlich 1.50 M. Lurch die Poft erzogen kl mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vielteljäkrlick 3 M., monatlich I Ak. ausschl. Poslbestellgeld, für Leüerreich-Ungarn vierteljährlich 5 k 45 b. Abonnement-Annahme: AugustuSplay 8, bet unseren Trögern. Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträger». Die einzeln» Nummer tostet LV Pf». Redattton und Gxpedtttou: IohanniSgass« 8. Teleph. Nr. 14692, Nr. 14693. Nr. 14694. Berliner Nedaktions-Vureau: Berlin dkVV. 7, Prinz Louis Ferdinand- Straste 1. Telephon I. Skr. »275. Morgen-Ausaabe L. Handelszeitung. Ärrrtsvlatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 155. Donnerstag 6. Juni 1907. Var Aichtigrtr vom rage. * Am gestrigen Tage erfolgte der festliche Ein zug des neuen Regenten, Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg und seiner Gemahlin, in Braun schweig. Die „Braunschweigischen Anzeigen" veröffentlichen aus Anlaß des Regierungsantrittes des Herzogs Johann Albrecht einen A m n e sti e e r l a ß. (S. d. bes. Art., 2. Beil.) * Im Poeplau-Prozeß wurde der Ange klagte wegen Vergehens gegen § 353 b des Strafgesetz buches (widerrechtliche Mitteilung amt licher Schriftstücke) zu drei Monaten Ge fängnis verurteilt. (S. Gerichtssaal.) * König Oskar vou Schweden, dessen Gesund heitszustand gebessert ist, hat die Regierung wieder übernommen. * Der französische Marineminister hat mit der Vermittlung im Seemannscmsstand begonnen. (S. Ausl.) . * Die Dumaauflösuugs gerächte treten in ver - stärktemMaße auf. (S. Letzte Dep.) * Die Stadtverordneten wählten gestern Herrn Justizrat Schnarrst zum zweiten Vi.z «Vorsteher. (S. Sitzungsbericht 2. Beil.) * Während der gestrigen Herkomerfahrt ereignete sich eine ganze Reihe mehr oder weniger schwc er Un fälle. (S. Art., 3. Seite Hptbl.) * Im englischen Derb» (130000 M, das gestern zu Epsom gelaufen wurde, siegte Mr. R- Crokers F.-H. „O r b y" unter I. Reiff irr einem Felde von acht Pferden. (S. Sports -Mionale kollenpsIM is Oer ürtmaril. Von einer der König!. Ansiedelungskommission nahe stehenden Seite wird uns geschrieben: Unter dieser Aufschrift erschien vor kurzem in einem Leipziger Organ ein Aufsatz des Herrn Justizrates Schnallst, in welchem der preußisck-cn Regierung anheim gegeben wird, zur Hebung der Schwierigkeiten, die dem Ankauf polnischer Güter durch die König!. Ansiedelungskommission zurzeit ent gegenstehen, ein gesetzliches Verbot des Zerschlagens großer Güter in der Ostmark, außer von Staats wegen oder bei Erbauseinandersetzungen, vorzubereitcn. Ter Verfasser hebt sehr richtig hervor, daß zwar die so genannte Novelle zum Ansiedclungsgesetz vom Jahre 1904 die Errichtung von Ansiedlerstellen in den östlichen Provinzen von der Genehmigung der Verwaltungsbehörde, d. h. des betreffenden Oberpräsidenten, abhängig macht, daß aber diese gesetzliche Festlegung nicht weitgehend genug sei, weil die polnischen Parzellierungsbanken und Güterschlächter die an gekauften großen Güter zwar nicht an Ansiedler, wohl aber mit Umgehung der gesetzlichen Bestimmung, an benachbarte polnische Bauern und Großgrundbesitzer aufteilen. Diese Auffassung entspricht nicht den tatsächlichen Verhältnissen. Eine derartige Austeilung der von den polnischen Banken an- gekauften Güter bat bisher nur in ganz verschwindendem Maße stattgefunden. Es kann auch nicht anders sein, da sich große Güter in der Weise im allgemeinen nicht zerlegen lassen. Die Fluren liegen größtenteils weit auseinander, der Acker .jl ungleich, Verbindungswege fehlen und müßten mit großen Kosten erst neu geschaffen werden, außerdem ist eine kauf kräftige Nachbarschaft nicht immer vorhanden. In letzter Reihe endlich ist der polnische Bauer infolge des Land arbeitermangels, der sich in der Ostmark ebenso geltend macht, wie in anderen Provinzen, darauf angewiesen, seinen Landhunger unbefriedigt zu lassen. Die Zerschlagung der großen Güter durch die Polen geht desbalb nicht in der vom Verfasser angegebenen Weise vor sich, der angekaufte Besitz bleibt meistenteils in einer Hand. Eine Erweiterung der Novelle zum Ansiedclungsgesetz mit Bezug auf ein all gemeines Verbot des Zerschlagens großer Güter, würde aus diesem Grunde nicht den Erfolg haben, den Herr Justizrat Schnaust davon erwartet. Die Verhältnisse würden so bleiben, wie sie sind, ganz abgesehen davon, daß es sich bei einer solchen gesetzlichen Bestimmung nur um eine negative Maßregel bandeln würde, während die preußische Regierung zur Fortführung des großen Ansiedelungswerkes positive ge setzliche Bestimmungen notwendig hat, die es ihr ermöglichen, volnische Güter, da, wo sie solche zur Arrondierung des deut schen Besitzes braucht, anzukaufen. Solche Ankäufe sind um >o notwendiger, als die bisher gegründeten deutschen Dörfer und Ansiedelungskomplexe noch in keiner Weise als aus reichend erachtet werden können. Sie bilden vor der Hand noch JiEeln im großen polnischen Meer, dessen Wellen dar über binweggeben und sie mit der Zeit, wie es mit den Bam berger Kolonien bei Posen war, verschlingen würden, wenn es nicht gelingt, zusammenhängende große Ansiedelungs bezirke zu bilden, die ein deutsches Bollwerk gegen die pol- nische Flut hcrzustellen vermögen. Es muß deshalb der Ansiedelungs-Kommission durch ge eignete gesetzliche Maßnahmen möglich gemacht werden, in den Gegenden polnischen Besitz erwerben und parzellieren zu können, in denen es sich darum handelt, den schon vorhan denen deutschen Besitz, die schon gebildeten deutschen Ansiede lungsdörfer, durch neue Ansiedelungen zu arrondieren und zusammenhängende deutsche Bezirke zu schaffen, in die Pol nücke Bevölkerung nicht nebr einzudringen vermag. Die preußische Regierung beabsichtigt d.shalb, soweit bekannt wurde, der Ansiedelungs-Kommission durch die Verleihung keS EsteiguvLgSrechteS zu Hilfe zu kommen. Wie eine der artige Gesetzvorlage ausschen wird, welche gesetzliche Be stimmungen hierzu notwendig sind, steht noch nicht fest. Wie dem aber auch sei, der Verfasser des genannten Artikels ver spricht sich durch die Verleihung des Enteignungsreckstes an die Ansiedelungs-Kommission keinen besonderen Erfolg, weil dadurch dic überaus hoben Grundstnckspreise nickst zurück gehen würden; sic würden im Gegenteil weiter steigen, es bliebe ja der Wettbewerb der Parzcllicrungsbanken und der Güterschlächter auf dem Grundstücksmarkte bestehen. Dic Grundstückspreise sind allerdings in den letzten Jahren er heblich bestiegen. Die Ankaufstätigkcit der Ansiedelunas- Kommisswn und der dadurch hervorgeruscne Wettbewerb der Polen auf dem ostmärkischen Grundstücksmarkte sind aber nicht allein die Ursachen der Preissteigerung des Grund und Bodens, in weit höherem Maße ist diese Preissteigerung durch die Entwickelung der kulturellen Verhältnisse in der Ostmark bervorgerufcn worden. Es sind durch Eisenbahn- und Chausseebauten neue gute Verkehrswege geschaffen wor den, der Absatz der landwirtschaftlichen Produkte bat dadurch eine wesentliche Steigerung erfahren, die guten Ländereien sind aufgeschlossen, der deutschen Kultur zugänglich gemacht worden. Die Provinzen Vosen und Weftvrenßen bilden beute mit die Kornkammer für ganz Deutschland. Kein Wunder, daß durch eine derartige überaus schnelle Entwicke lung in den östlichen Provinzen, die sich der besonderen Fürsorge der preußischen Staatsregierung erfreuen, die Vodenpreise emporgeschncllt sind. Immerhin sind sie noch lange nicht so hoch, als in den westlichen Teilen des Reiches, wo der Acker durchaus nicht fruchtbar ist. Die Ansiedelungs- Kommission bat allerdings 1903 nur 1007 durchschnittlich für das Hektar gezahlt und im Jahre 1906 dagegen 1419 Im Jahre 1906 sind aber die großen Güter Schönberrn- bausen und Piontkowo bei Vosen, vor den Toren dieser Groß stadt angekauft worden. Der Ankaufspreis war um dieser Lage willen ein ziemlich hoher, worauf hauptsächlich die Stei gerung des durchschnittlichen Ankaufspreises für die Güter in der ganzen Provinz Posen beruht. Bei einem Preise von etwa 1400 .E für das Hektar kommen auf den Morgen guten Ackerlandes, der sich zum Anbau aller Fruchtarten eignet und reiche Ernten hervorbringt, 350 .X, während man in den westlichen Provinzen für den Morgen gnten Ackerlandes heute das doppelte und dreifache bezahlt. Von unerschwing lichen Bodenpreisen in der Ostmark kann deshalb nicht ge sprochen werden. ,Die Befürchtung des Verfassers, daß durch die Verleih >ng des Enteignungsrechtes an die König!. Ansiedelungs-Kom mission dem Nebel in der Ostmark nicht abgeholfen werden könnte, erscheint demnach grundlos. In der Hauptsache han delt es sich doch darum, polnischen Großgrundbesitz, selbst unter staatlichen Opfern, anzukaufen, zu parzellieren und durch die Vermehrung der deutschen kleinbäuerlichen Bevöl kerung, zu germanisieren. Es ist aber zurzeit kein polnischer Besitz mehr zu erwerben, da die Polen nicht verkaufen. Wenn also die Ansiedelungstätigkeit im großen Maßstabe fortgesetzt werden soll, dann ist es unbedingt notwendig, der Ansicde- lungs-Kommission weitergehende Befugnisse einzuräumen, die es ihr ermöglichen, polnischen Besitz unter annehmbaren Bedingungen zu erwerben. Das große Ansiedclungswcrk sollte noch ein Menschen alter hindurch fortgesetzt werden, nicht allein im Hinblick auf die Germanisicrung der östlichen Provinzen, sondern auch im Hinblick darauf, daß dic Vermehrung der kleinbäuerlichen Bevölkerung in allen Provinzen des Reiches von tiefgehender nationaler Bedeutung ist. Durch dic Ansiedelungs-Kommis sion verschafft sich der preußische Staat die notwendigen Er fahrungen und die geschulten Beamten, um späterhin auf diesem Wege auch in anderen Provinzen, so in Pommern, vorgehen zu können. Der verderblichen Landflucht kann am ehesten durch die Schaffung ertragfähiger, kleinbäuerlicher Wirtschaften vorgcbeugt werden. Italiens, tvimckaltlicker Kuttck«ung. (Von unserem römischen ^.-Korrespondenten.) Die Deputiertenkammer ist im Begriff, die Bilanz des Finanzjahres 1006/07 zu verabschieden. Die Höhe der Staatseinnahmen hat sich im Lause des letzten Jahrzehnts um 311"/» Millionen, die Höhe der Staatsausgaben um 143sH Millionen Lire vermehrt. An der Vermehrung der Einnahmen sind vornehmlich beteiligt die Eingänge aus der Geschäftssteuer, aus den Konsumsteuern, den Monopolen nno denVerkehrscinrichtungen; an der Vermehrung der Ausgaben die Kosten für die finanzwirtschaftlichen Einrichtungen selbst, für Post und Telegraph, öffentliche Arbeiten, Unter richt, Heer und Marine, sowie die Kosten der Aufbesserung der Beamtengchälter im allgemeinen. Auch das Rechnungs jahr 1906/07 wirb mit einem ansehnlichen Neberschuß figu rieren, nämlich mit 60 Millionen Lire; allerdings ist hierbei in Rechnung zu stellen, daß der Neberschuß von 63 Millionen, den das Jahr 1905/06 ergeben hat, normwidrigerweise als Einnabme von 1906/07 gebucht worden ist, so daß das Jahr 1906/07, für sich allein betrachtet, in Wirklichkeit keinen Neberschuß aufznwejsen hat, sondern Einnahmen und Aul gaben gerade bilanziert und somit erheblich ungünstiger ab schließt als die Vorjahre. Die Einnahmen von 1906/07 wer- den beziffert ans rumd 2136, die Ausgaben auf rund 2076 Millionen Lire. Der Referent der Budgetkommission der Deputiertenkammer schätzt auf Grund der bisher vorliegenden und beantragten Bewilligungen das Wachstum der Ausgaben im Jahre 1907/08 auf 50, 1908/09 auf 67, 1909/10 auf 68N, 1910/11 auf 68(4 und 1911/12 auf 56(4 Millionen. Da indessen noch weitere ansehnliche Ausgaben in Aussicht stehen und Ermäßigungen von Steuern geplant sind, so ist die Hoffnung auf ein entsprechendes Wachsen der Ein nahmen eine sehr starke. Daß die Finanzverhältnisse Italiens deshalb und selbst iu Anbetracht der Schuldenlast zu Bedenken gegen ihre Solidität nicht nur keinen Anlaß geben, sondern im Gegenteil sehr gut sind und aller Wahrscheinlichkeit nach für absehbare Zeit sehr gut bleiben werden, erhellt überdies, um vom Bar bestände der Staatskasse und den Dccki».vzsmitteln der zir- kulicrenden Kassenscheine abzuschen, aus den jetzt endlich voll zählig vorliegenden Jahresberichten der großen italienischen Emissions- und Handelsbanken. Sie vermitteln samt und sonders dic Ueberzcuguug einer stetig sortschreiionden Pro sperität der italienischen Volkswirtschaft und der wachsenden Befähigung der italienischen Finanzinstitute, sich von dem ausländischen Kapital zu emanzipieren. Der italienische Geldmarkt Hal, wie namentlich ans dem Berichten der „Banca d'Jtalia" und der beiden anderen Emissionsdanken erhellt, von der internationalen Goldkalamität keinen Schaden empfunden, ja in den italienischen Banken hat sich der Goldvorrat noch beträchtlich gehäuft (allein die „Banca d'Jtalia" hatte Ende 1906 einen Goldvorrat im Betrage von 724(4 Millionen Lire gegen 622(4 im Jahre 1905 und 476(4 im Jahre 190-1), und der Diskontsatz erhielt sich hier mäßiger als in den weitaus meisten anderen Ländern (Deutschland und England eingeschlossen). An Krisen hat es namentlich in den letzten Monaten des Jahres auch hier nicht gefehlt, Krisen, die mitunter große Dimensionen angenommen und den Kurs der bestfundierten Bank- und Jndustriepapierc vielfach sehr schwer angegriffen haben, ohne freilich zugleich die Aufwärtsbewegung der Volkswirtschaft und Volkswohl- fahrt im allgemeinen ernstlich zu hemmen. In den Zahlen ocr Handelsbilanz, dic im ganzen eine ansehnliche Steige rung, aber eine größere Einfuhr- als Ausfuhrfteigerung au<- zuweisen hat, kommt das zu einem richtigen Ausdruck: die Handelsbilanz 1906 beträgt im ganzen 4(4 Milliarden oder 455 Millionen Lire mehr als im Vorjahre; di« Einfuhr 2116?4 Millionen oder 352(4 Millionen Lire mehr als 'm Vorjahre (die meiste Steigerung haben Fabrikate und Roh materialien für die Industrie erfahren); die Ausfuhr 1836 Millionen oder 105 Millionen Lire mehr als im Vorjahre (die meiste Steigerung haben unfertige Jndustrieprodukte und Nahrungsmittel erfahren). Im einzelnen hatte di« Land wirtschaft in fast allen Provinzen dank guter Ernten, die Textil-, Seiden-, Baumwollen- und Wollindustrie sowie die Eisen-, Stahl-, Bahn- und Schiffsbauindustri« dank günstiger und weitreichender ArbeitScrufträge sehr ansehn liches Plus. Der glänzende Verlauf d«r großen Renten konversion des Staates hat offenbart, daß Italien in der La/- ist, einen sehr großen Teil der noch im Ausland« befind- li/st-n italienischen Schuldtftel mit Leichtigkeit zu absorbieren, ja sogar, wenn Not an Mann wäre, den ganzen Rest aus dem Ausland« zurückzuziohcn. Man bedenke nur, daß nach der Konversion die italienische Rente mit durchschnittlich 103 an den Börsen notiert wird, und daß der Wechselkurs für italienisches Geld beständig, wenn nicht unter pari, so pari war. Während nun einerseits das ausländische Kapital sich aus Italien zurückzieht oder richtiger zurückziehen muß — im besonderen ist der Anteil des deutsch Kapitals nament lich an den größten Bankinstituten im Verhältnis zu dem Äulctt des italienischen Kapitals noch vor einem Jahrzehnt weitaus überwiegend gewesen und heute auf etwa ein Fünftel zurückgegangen —, unternimmt anderseits das iia- lienische Kapital in steigendem Maße eine gewisse Eroberung des Auslandes. Dic „Banca Commereiale Jtaliana" und die „Banco Li Roma" sind es in erster Linie, die diese Expansion führen und tragen. Zunächst sind es oie südamerttänischen Staaten, die schon wegen des großen Kontingents italie nischer Auswanderer, das sie enthalten, dem ttalittnschen Kapital ein gutes Betätigungsfeld bieten. In Brasilien und be sonders in Sao Paulo hat die mit ausschließlich italienischem Kapital ausgestattete „Banca Commereiale Jtalo-Brasiliana" verm.ttels vieler Filialen eine fruchtbare Wirkfamkctt ent faltet. An der „Bangue Commereiale Tunisicnne" sind Italiener sehr stark beteiligt. Die kürzlich gegründete „SocietL Commereiale d'Oriente" in Konstantinopel, deren Grundkapital von 5 Millionen Lire demnächst erheblich ge steigert werden soll, und die sich nicht zum wenigsten die Emanzipation des italienischen Handels im Orient vou deutschen Banken zur Aufgabe gesetzt hat, verspr'chr nicht wenig. An der marokkanischen Staatsbank und an der Bank von Abessinien sind dic Italiener beteiligt worden und in ihrer Aktivität neuerdings nicht hinter anderen zurück geblieben. In Malta, Aegypten, Tripolis, Antivari uuo anderweit, selbst im äußersten Orient, findet man bereits italienische Bankstellen, dic trotz der Bescheidenheit ihrer vorläufigen Geltung doch alle Chancen haben, vorwärts zu kommen. In den letzten Wochen ist nun gar das nicht un politische Projekt herausgekommen, in Mesopotamien mög lichst im Zusammenhang« mit dem deutschen Bahnbau italienisches Kapital anzulegen. Lie Manren Ser stricke; uns Ser Lunaesriaatrn. DaS neueste Vierteljahröbest zur Statistik deS Deutschen Reiches (HerauSgegeben vom kaiserlichen staiistilchen Amt) enthalt eine überaus bedeutsame Veröffentlichung über die Finanzen des Reicks und der deutschen Bundesstaaten. Ibr liegen die Voranschläge sür 1906 und dic Rechnungen 'ür 1904 zugrunde. Unter Betchränkung auf die Voranschläge wird im nachstehenden ein Blick auf die wichtigsten Zahlen geworfen. Die Gesamtausgaben beliefen sich im Jahre 1906 in den Bundesstaaten auf 4618 Millionen Mark, im Reiche auf 2571 Millionen Mark, zusammen auf 7189 Millionen Mark. Tie Gesamteinnahmen betrugen in den BunveS- uaaten 4606 Millionen Mark, im Rücke 257 l, zusammen 7177 Millionen Mark. Die Geiamt'cbulocu siellien sich in den Bundesstaaten auf 12 495 Millionen Mark, im Reiche auf 3543 Millionen Mark, zusammen auf 16 038 Millionen Mark. Die Beträge sür die Gesamtausgaben und die Gefamlelnuahmeii werden durch gegenseitige Zahlungen zwischen Reich und Bundesstaaten oder zwischen einzelnen Bundesstaaten (meist aus dem Wege der Abrechnung aus 2ln;eiqen»^reis für Inserate ans Leivzig u. Umgebung di« 6gespaltene Petilzeite 25 Ps„ finanzielle Au- zeigen 30 Pf- Reklamen 7üPf.: von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pt.. finanz Anzeigen 75 Pf., Reklamen 1.50 M. Inserate ».Behörden im amtlichen Teil 4OPH. Veilagegebühr 5 M. ». Tauienv erst. Poü- gebükr. Geschästsan zeigen an bemrzri'i.r Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach T li Fesietteilte Aufträge tönneu nickt zur : k- gezogeu werden. Für das Erscheinen an benimmten Tagen und Plätzen wird leim Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: AuguituSPlast 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Hauyt-Filtale Berlin: EarkDuncker,Herzgl.Bayr.Hosbuchhand!g., Lützowstraße IO (Tel. Vl, 4M3H 101. Jahrgang.
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