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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070610024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907061002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907061002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-10
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Anzeiqen-PreiS Abend-Ausgabe v Bezuqs-Preis KipMer Tageblatt Handelszeitung Amtsblatt -es Nates und -es Nolizeiamtes -er Lta-L Leipzig Nr. 138 Montag 10. Juni 1907. ihrer h er K8 Feuilleton. Nt «t« er. >et »er äN. NN. M Jahrgang s er ß ihe. nte. Das Leben ist ein grundloses und ein ufer loses Meer: ja cs hat wohl auch ein User und geschulte Häfen, aber lebend gelangt inan dahin nicht. Leben ist nur auf dem bewegten Meere, und wo das Meer aufhört, hört auch das Leben auf. Wie wenn eine Koralle aus dem Meere tritt, so erstirbt sic. Und wenn man die schönen, glasbuntcn Quallen aus dem Wasser nimmt, so hat man eine scheussliche Gallerte in der Hand. Ricardo Huch. für Leipzig uud Vororte durch unsere Träger und Spediteure ins Haus gebracht: Aus gabe L (nur morgens) vierteljährlich 3 M., monatlich 1 M.: Ausgabe U (morgens und abends) vierteliährlich 4 50 M., monatlich I 50 M. Durch die Post bezogen (1 mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljährlich 3 M., monatlich 1 M. ausschl. Posibestellgeld, für Oesterreich-Ungarn vierteljährlich 5 L 45 b. Abonnement-Annahme: Augustusplatz 8, bei unseren Trägern. Filialen, Spediteuren und Annahmesiellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 1v Pfg. Redaktion und Erbedittoa: Johannisgasse 8. Deleph. Nr. 14692. Nr. 14693. Nr.44694. Berliner Ncdattions-Bnrean: Berlin >'5V. 7, Prinz Louis Ferdinand« Strafe ll. Telephon I, Nr. 9275. Hanbt-Filialc Berlin: LarlDuncker.Herzgl.Bayr.Hosbuchhandlg., Lützowstraße 10 (Tel. VI. 4603'. Für die Wehrsteucr. In Deidesheim hielten gestern die pfälzischen Krieger vereine einen Knegertag ab. bei dem sie sich einstimmig für Hauptsächlich wurde dies durch den nativnalliberalen ReichS- tagsabgeorvneten Schellhorn unterstützt. Beschlagnahme eines englischen FischöampferS. Wie uns aus Hamburg telegraphisch gemeldet wird, wurde der Grimsbyer Fischdampfer „Fiamonia" gestern nachmittag als er in der Nabe von Sylt auf deutschem Ge biet fischte, vou einem Torpedoboot beschlagnahmt und nach Cuxhaven eingebracht. X sich erst dann, mit ganzer Macht die Alle zu überschreiten und am andern llfcr die Walstatt zu wählen — unsinnige Maßregel, wenn nun Napoleon selber dort angrisf und die Nüssen den Fluß im Rücken hatten. Allerdings heischte der moskvwitischc Größenwahn von ihm Offensive, nach Heils berg war dem albernen Hochmutsteufel vom Schlage des mit der Garde anwesenden Großfürsten Konstantin erst recht der Kamm geschwollen, und Bennigsens eigene Lügenbullc- tins nach Eylau waren nicht danach angetan, diele Geistes krankheit zu kurieren. Also drauf für Gott und den Zaren, und zwar im ungünstigsten Augcnhlick! Bis Mittag plänkelte und scharmützelte nämlich nur die Kavallerie der russischen Rechten jenseits des Flusses und holte sich hier durch Grouchns Umsicht wiederholte Nieder- läge. Erst spät ging das Fußvolk der Rechten über und zum Stoß auf Heinrichsdorf vor, indes erst nachmittags die Linke die Friedländer Stcinbrückc überschritt und sich zwischen dem Fluß und Sortlakcr Wald ausbreitctc. Bei rascher Bewegung wäre Lannes umfaßt worden, ehe Mortier anlangte. So aber hielt er sich brav. Nach heftiger Rüge Groüchps tat auch Nansouty seine Pflicht, dessen Karabinicrbrigade sich besonders opferte. Von Mortier kamen nur seine franzö sische Division und seine Reiterei thailändische Kürassiere und polnische Ulanenj, seine polnische Division Dombrowski betrat nur mit ihrer Spitze abends das Schlachtfeld, die Rhcinbündlcrdivision gar nicht. Ob die Garde überhaupt cintraf, ist unsicher, jedenfalls focht sie nicht. Ihre reiten- den Gardcchasscurs, bei Austerlitz und Eplau so ichmer heim gesucht und beide Male ihren Kommandeur als Leiche auf dem Schlachtfeld lassend, feierten heut völlig. Welche leich ten Brigaden der bei Heilsberg verwundete Espague führte, ist unbestimmt: ihm verlieb Napoleon die Leitung der Re,- terci im Zentrum, während recht? der später in Spanien, Rußland und Deutschland so namhaft werdende Latour- Maubourg zwei Dragoncrdivisionen zur Unterstützung Neys befehligte. Letzterem übertrug Napoleon den nunmehr gegen die ruffischc Linke angesctztcn Vorstoß in einer Disposition, die zu seinen Meisterstücken gehört. „Es wird immer von rechts vorgegangen, die Initiative des Angriffs liegt bei Marschall Nev." Lannes' Grcnadierdivision Ondinot ward angewiesen, „sich links zu schieben, um die Aufmerksamkeit des Feindes zu erregen". Eine Mafsenbatteric bei Postbenen in etwas überhöhender Stellung gab das Signal zur Offen- sive. Darüber scheint cs jedoch 5 Uhr geworden zu scln. lieber den Gang des Kampfes bis dabin wird man nicht klar. Die Rusten rührten sich nicht vom Platze, gingen weder vor noch zurück, beides freilich jetzt untunlich, doch das regungslose Stcbcnblciben jenseits des Flustes war sicher verderblich. Blieb energischer Vorstoß nicht mehr möglich, so hätte man sich wenigstens mit einigem Verlust durch eiligen Rückmarsch über den Fluß allgemeiner Niederlage entziehen können. Das oerbot jedoch der russische Dünkel, zumal die Stärkeverhältnisse nicht ungünstig lagen. Denn Napoleon bat höchstens «>OOM Streiter zum Kamps gebracht, selbst der sonst gloircsüchtige Marbot irrt völlig, dies sei die einzige Schlacht gewesen, in der Napoleon Uebermacht besaß. Man rechnet eben fälschlich Mortiers ganzes Korps und die Garde mit, berechnet falsch die Ziffern der Korpsstärke. Die Rusten waren noch vernünftigen Angaben 64 000 Mann stark Wenn Napoleon sie aus 80 000 bezifferte, war dieS nicht falscher, als die lügueriichc "ngabc 46 000, die einem Druckfehler ähnlich siebt. Jedenfalls behielten sie in erster Hälfte der Schlackt riesige Uebermacht gegen Lannes und diese Truppen, auch Aas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingegangenen Typischen stehen auf der 3. Seite des Hauptblattes.) kann er nicht weniger als 10 000 Mann cingebüßt haben, also prozentual weit mehr als an zwei Tagen bei Eylau, da er bei Hcilsberg schwerlich mehr als 35 000 Mann zum Schlagen brachte. Unter solchen Umständen war cs schon ein Gewinn, daß Bennigsen nunmehr weiter abwärts hinter die Alle zurückging und bei Friedland lagerte. Napoleon zog jetzt seine Armee eilig zusammen, blieb aber die nächsten Tage in Ungewißheit über des Feindes Absich ten und beging erneut den Fehler, der ihm schon in der Operation PuUusk-Golynin (Dezember 1806s den Erfolg raubte, nach Moltkcscher Methode sich zu teilen. Murats schwere Reiterei nebst den Korps Soult und Davout sollte seitwärts im Bogen Bennigsen umgehen und ihm den Rück- zug nach Königsberg verlegen, das schwache preußische Hilfs korps vor sich berjagcnd. So fiel aber die Hälfte seines Heeres für die Entscheidung aus und sein Befehl an Murat, nach Friedland herumzuschwcnken, als am 13. abends der vorausgeschicktc Lannes die Anwesenheit des ganzen Russen heeres dort feslstclltc, kam zu spa. Napoleon beschloß den Kampf, falls Bennigsen einen Ofsensivstoß geradeaus wage, sofort anzunchmcn. Mit Korps Ney und Victor (an Stelle des verwundeten Bernadottes eilte er rechts in Richtung auf Sortlaker Wald herbei, während links das schwache Korps Mortier zu Lannes heranhastctc. Dieser sollte bei Hein richsdorf den Feind am 14. vormittags Hinhalten, bis der Kaiser anlangc, und entledigte sich dieser Aufgabe mit großem Geschick. Er hatte außer seinem schwachen Korps (nach Verdiers berbcm Verlust höchstens 12 000 Manns Dragvncrdivision Grouchy und die von Murat zurückge- lassenc Kürassierdivision Nansouty. welch letztere bisher noch an keiner Schlacht tcilnahm. Der hochmütige Nansouty^ seit Hautpouls Tod bei Eylau der bewährteste Kürassierches der Armee, mußte sich widerwillig unter Grouchys Ober befehl fügen. Dieser tat sich bei Prenzlau und Eylau so hervor, daß Napoleon ihn bevorzugte. Später l8l5 so un vorteilhaft bekannt geworden, hatte er heut bei Friedlanv seinen Ehrentag. Lannes selber fügte seinem Lorbeer ein neues Blatt binzu. Erdrückende Uebermacht vor sich, wich er nicht vom Platze und hielt dauernd den Kaiser auf dem Laufenden, besten Kolonnen im Gewaltmarsch nahten. Nur Napoleons allbclebendc Gegenwart brachte cs fertig, die Truppen bei schwüler Sommerhitze in rascher tUewcgung zu halten, vbfckon hier die Kcrnmänncr der besten Korps Soult nnd Davont fehlten. So kam cs, daß um 3 Ubr nachmittags das kaiserliche Heer atemlos bei Posthcnen im Schlachtfeld versammelt stand. Dazu hatte Bennigsen ihm volle Zeit gc- lasten. Dieser Hannoveraner, von den Stockrussen scheel ange sehen, doch der befähigtste aller russischen Führer lvergl. Tolstois infame Bemerkungen in „Krieg und Frieden"), ver- siel hier in das alte Dilemma, das talentvolle Durchschnitts- generale vom Genialen trennt. Blitzschnelle Entschlußkraft, Erkenntnis des Entweder-Oder, war ihm nicht gegeben. Da Lannes ja nur Napoleons Vortrab bedeutete und außerdem Murats Marsch seine Rückzugslinie bedrohte, mußte er ent weder sofort den Rückzug zur Deckung von Königsberg seitwärts antreten und sich eventuell aus Murat werfen, oder aber sofort den isolierten Lannes überwältigen. Durch sol chen Teilerfolg hielt er sich den Frontfeind vom Leibe und konnte dann im Notfall doch wieder in seine feste Stellung hinter die Alle zurückgeken. Statt dessen vertrödelte er den ganzen Vormittag, hielt förmlich Siesta bis nach Mittag, wie Prinz Eugen von Württemberg spöttisch tadel», und entschloß Heer, als Bennigsen erneut vorstieß, nur 80—90 000 Mann gezählt haben. Von Preußen standen nur noch 14 000 Streit bare im Felde. Entsatz von Danzig hatte man nicht durch führen können, die Festung fiel nach nicht sonderlich energi scher Verteidigung, deren legendäre Lobpreisung sich nur durch den relativ erfreulicheren Gegensatz zu den schmach vollen Kapitulationen von Erfurt, Magdeburg, Küslrin, Stettin erklärt. Nach einigen Tastversuchen gegen Napoleons weitaedchnte Vorpostenlinic zog sich Bennigsen an der Alle zusammen und verschanzte die Stellung bei Hcilsberg. Dort sah er sich am 10. Juni aom Korps Soult heftig angesallcn, doch folgte anfänglichen Fortschritten bald derber Rückschlag, auch Murats Attacken drangen nicht durch. Er und sein Ehef leichter Reiterei, Graf Lasalle, hieben sich gegenseitig im Handgemenge heraus, er selbst mußte in ein Viereck des 105. Regiments flüchten, wie SoultS Adjutant St. Ehamans be richtet. Nach Sarrazin geriet auch Soult in Gefahr. Den Kürassiergcneral Espagnc verwundete Leutnant Gebhart der wcstpreußischcn Ulanen. General Noussel der neugcbildeten Gardefüsilierbrigadc fiel, als diese untcrm Befehl des Gcnc- raladjutanten Savary (des späteren Polizciministcrss gegen Abend angrisf. Mit dem Kaiser langte endlich auch Korps Lannes an, wenigstens erwähnten Pasquins Memoiren aus- drncklich die Anwesenheit der Division Oudinol. Nach Ver lustliste focht aber nur Division Verdier. Auch dieser letzte Angriff hatte keinen wahren Erfolg, bewog aber Bennigsen zum Abzug. Ta nur ein Teil von Murats Reiterei zur Stelle, besaßen die Russen auch an Kavallerie große Ueber - macht. Das barte Trcsfen, wieder als russischer Sieg trotz des Rückzuges ausgcgcben, war also keineswegs sehr rühm lich für den verschanzten Verteidiger. Vielleicht scheint Soults vereinzelter Angrisf ein Fehler, entsprang icdoch dem allgemeinen Prinzip, rücksichtslos den Feind zur Schlacht zu stellen. Das taktische Ueberlegenheitsadsühl der Franzosen war durch ihre angebliche Erschütterung bei Eylau kcinestvcgs hcrabgestimint, wie denn Soult dort Stadt und Kirchhof mit der Hälfte seines Korps bis zuletzt siegreich verteidigte, wäh rend seine Division St. Hilairc im Zentrum durchaus nicht, wie die Legende sagt, Augercaus Niederlage teilte, sondern Davouts siegreiches Vordringen ermöglichte. Was Marbot und St. Ehamans über Eylau berichten, ist meist kralle Uebcrtreibung: wie Marbots Angabe, Augercaus Korps sei zuletzt von einem Oberstleutnant geführt worden, weil alle Generale nnd Obersten tot und verwundet. Es ist kein wahres Wort daran, auch nicht an Vernichtung ganzer Re gimenter. Ebenso toll übertreibt St. Ehamans den Verlust St. Hilaircs. Auch die Mythe, daß Reiterdivision Grouchy drei Viertel verlor, ist ganz lächerlich. Im Gegenteil war Murats Verlust ziemlich gering, sogar die Gardcgrcnadicrc zu Pferd, die zuvorderst die letzte russische Linie durch brachen, litten überraschend wenig. Es ist auch Mythe, daß die Alte Garde 400 Mann verlor „ohne einen Schuß zu tun" dnrch bloße Kanonade, vielmehr warf eins ihrer Bataillone in furchtbarem Bajonettkamps eine russische Kolonne zurück. Wir erwähnen dies alles, wobei auch die Mythe, zwei fran- zi>sii-6e Adler stien erobert worden, jeder Wahrheit entbehrt nnd der kurze preußische Erfolg (1. Ostpreußisches Regiment hervorragend! gar nichts an Davouts allgemeinem Ueberge- wicht änderte, weil umgekehrt das schwere Tressen von Heils berg bisher nie so ungünstig geschildert wurde, wie es offen bar für Napoleon aussiel. Er opferte mehr als er gewann. Denn nach dem Maßstab des ungeheuren OfsiziersverlnsteS Äcilsbera rind Friedland ^0. u. Juni §807). Von Karl Bleib treu. „Siegten wir nicht bei Eylau und Friedland?" prahlt ein Russe in Tolstois Ehauvinistcnpamphlet gegen die west- siche Kultur „Krieg und Frieden". Wie bezeichnend für rus- iiiche Kriegsgeschichte! In den unpublizierten Memoiren des Admirals Tschitschapos (uns durch Liebenswürdigkeit seines Enkels zugänglich geworden! wird ausdrücklich be zeugt, daß Lügen zum militärischen System Rußlands ge bäre. Bei Eylau siegte Napoleon freilich nicht anders als Friedrich bei Zorndorf oder er selbst später bei Borodino; gleichwohl kann nur naive Unkenntnis von unentschiedener Schlacht reden. Wenn auch nicht in dem Grade wie bei Zorndorf und Borodino, überstieg doch auch hier der russische Verlust bedeutend den französischen. Wenn man ferner er wägt, daß die landläufig angeführten Ziffern der gegenseiti gen Stärkeverhältnisse der Wahrheit widersprechen, die Rus sen nämlich große Uebermacht besaßen — sic zählen ihre Irregulären grundsätzlich nicht mit, wodurch sich viel an der falschen Stärkcangabe erklär^ —, so bleibt unchrcnvoll genug, daß sic ^um Rückzug bliesen und das Schlachtfeld Napoleon überließen. Vollends wird sein Erfolg zur Tat sache in den strategischen Folgen. Das russische Heer erwies fick derart zerrüttet, wie ein Mithandelnder, Prinz Eugen von Württemberg, in seinen Memoiren bekennt, daß an Wiederaufnahme der Operationen nicht gedacht werden konnte. So durfte Napoleon, während er ungestört eine Sesensivlinie hinter dem Passargcslüßchen innchiclt, Danzig belagern und zu Falle bringen, dessen er dringend als Stütz punkt nnd Magazindepot benötigte. Lefevrc beranntc die Festung mit einem zahlreichen Korps, meist deutsche Rhein länder enthaltend. Zur Deckung der Belagerung erhielt Lannes ein neugebildetes Reservekorps, während sein 'rüderes, das so tapfer bei Jena und Pultusk focht, in Polen 6lieb. Die lange Zwischenpause von säst 4 Monaten erlaubte dem Kaiser, massenhaft Verstärkungen an sich zu ziehen. Ein neues Korps Mortier wurde gebildet, das aufgelöste Korps Augereon aus andere Korps verteilt. Murats Rei terei beträchtlich vermehrt. Dem gegenüber soll das Rusten- für Inserate au» Leipzig u. Umgebung die 6gespaltene Petitzeile 25 Pf„ finanzielle An zeigen 30 Pf^ Reklamen 75Ps.; von au-würtS 30 Pf., Reklamen 1 M.', vom Ausland 50 Pf., finanz Anzeigen 75 Psi Reklamen 1.50 M. Inserate v.Behörden im amtlichen Teil 40Pf. Brilagegebühr 5 M. p. Tausend exkl. Poft, gebühr. GrschäftSanzcigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarn. Fefierteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AugmtuLstlatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expedittonen des In- und Auslandes. Die Winzer-Bewegung iu Frankreich droht in eine förmliche Revolution über zugehen. In den heute vorliegenden Depeschen heißt es: Die Zahl der Teilnehmer an der Kundgebung der Winzer in Montpellier wird auf nicht weniger ^lS 600 000 geschätzt. Ueber 200 Eisenbahnzüge langten feit Sonnabend in Mont pellier an. Die Mehrheit der Manifestanten traf jedoch zu Fuß und zu Wageu dort ein. Die Winzer marschierten, nach Gemeinden geordnet, in geschlossenem Zuge, an dessen Spitze Tafeln mit Inschriften, wie z. B. „Nieder mit den Politikern", getragen wurden. Der Bischof von Montpellier ge stattete, daß die Kirchen nachts geöffnet bleiben, damit die Winzer dort Unterkunft fänden. Ueberall sind die beiden Plakate zu lesen, in denen die beiden Sitzungen der Kammer miteinander verglichen werden, die vom 7. Juni in der über die Weinkrisis verhandelt wurde, iu der 25Depu»' tierte anwesend waren, uud die resnltatlos verlief, und die vom 22. November 1906, in der 530 Deputierte sich inner- halb einer Viertelstunde eine jährliche Zulage von 6000 Francs bewilligten. So etwas wirkt mit verblüffender Ueber- zeugungskraft. Staatssekretär Root. Staatssekretär Root beabsichtigt, eine Reise nach Mexiko zu machen, angeblich nm das Land kennen zu lernen. Der wahre Grund seiner Reise ist jedoch vermutlich eine Konferenz über Zentralamerika. Gerücht von einem Morde. Ein Telegramm aus Mexiko meldet, daß Cabrera, der Präsident von Guatemala, am Sonntag ermordet sei. Eine Bestätigung dieser Meldung war bisher nicht zu erhalten. — Bekanntlich harren noch mehr als ein Dutzend wegen des letzten Attentats Verurteilte ihres Henkers. politisches. Die Einigung des Liberalismus und der Nationalvereiu. Aus München wird uns geschrieben: All die Versuche, unfern so zersplitterten Liberalismus unter einen Hut zu bringen, sind keineswUs plaromsch ge dacht. sic geschehen nicht bloß um der Einigkeit willen, jondcrn das Bedürfnis und der starke Wille muß hinter ihnen sieden, durch eine stark: freiheitliche Mehrheit eine Oherilc Entwicklung der deutjcheu Politik zu erzwingen. Da muß noch mancher Stein des Anstoßes aus dem Wege. Aber ebenso bedauerlich, wie wahr fft es, daß starke Hem mungen, wenn nicht die stärksten, innerhalb des Liberalis mus selbst bestehen. Die Einigung der linksliberaten Parteien mußte jeder ehrlick Liberale begrüßen. Aber man hat doch das Ziel nock nickt erreicht. Es muß nicht bloß leeres.t'äercdc sein, wenn es heißt, gewisse Fraktionsiübrer selbst ständen der völligen Einigung im Wege. Der Selbst erhaltungstrieb der einzelnen Parteien ist natürlich. So bald er aber einer notwendigen Entwicklung im Wege stehl, frage von Grund auf geregelt werden. Das Anstellungs recht der Gutsherren bleibt allerdings bestehen, aber die Gehaltsfrage, ebenso die Aufsichtsfrage wird durch Ver- fassungsbestimmungen in modernem Geiste geregelt. Der Regierung steht allein die Festsetzung des Minimal gehaltes für die Volksschullehrer, ebenso allein Aussicht zu. Die Frage der Ablösung der niederen Nebenverdienste der Lehrer mit Ausnahme des Küsteramtes, ebenso die Pensions frage unterliegen noch den Erwägungen. Weiter bringt der Versassungsenlwurf eine Aenderung des veralteten Ver- waltungsoerfahreus und, was besonders hervorzuheben ist, Aufhebung der im Zivilrecht und im Verwaltuugsrecht be stehenden Vorrechte einiger Bevölkerungsklassen, besonders der mecklenburgischen Frauen- und Ritterstiste. Der Ver- fassungserUwurf, der bereits zu Osteru fertiggestellt werden sollte, hat seinen Abschluß hauptsächlich durch die andauernden Reisen des Großherzogs von Schwerin verzögert. Ein Ter min für die Fertigstellung ist auch regierungsseitig nicht vor gesehen, jedoch wird mit dem endgültigen Abschluß der Ver fassungsberatungen für den Herbst und mit der Einberufung des alten Landtages für Anfang des Winters gerechnet. — Diese Mitteilungen lassen erkennen, wie recht wir hatten, als wir unsere Erwartungen dieser Reform gegenüber in sehr bescheidenen Grenzen hielten. NationaUibcraler Wahlkreis-Ausschuß. Der „Neuen Vogtläud. Zeitung" zufolge traten, wie uns drahtlich gemeldet wird, am Sonntag nachmittag in Bad Elfter Vertrauensmänner der nativnalliberalen Partei im 23. sächsischen Reichstagsivahlkreise zur Gründung eines Wahlkreis-Ausschusses zusammen. Die Versammlung, die von dem Obmann dcS Wahlkreises, Herrn I. Graser- Plaue», geleitet wurde, beriet die vom Preßausschuß des Ortsverbandes Plauen vorbereiteten Satzungen und nahm sie einstimmig an. Der nationalliberale Verein im 23. säch sischen ReichStagswablkreise umfaßt zurzeit die Ortsverbände Adorf, Bad Elster, Klingenthal, Markneukirchen, Mühltroff, Oelsnitz i. V., Pausa, Plauen und Schöneck. An der Spitze der Organisation steht ein Wahlkreis-Ausschuß, der bei seinen Tagungen die Stellung der Partei im Wahlkreise zu beraten hat. ist er vom Uebel. Tos Ziel der Partei muß doch sein, iw Staotsleben ihre Grundgedanken zu verwirklichen. Tann ist ihre Hauptaufgabe erledigt. Selbstzweck darf die Partei aber niemals werden. Ter Gegensatz zwischen National liberalen und Freisinnigen ist eines der stärksten Hemm nisse. Aber man lasse doch nicht so sehr das Geiühl walten. Beide sind doch liberal, und es gibt erst noch tausend ge meinsame Ziele zu erreichen; wenn Deutschland sreihcitl'ck ausgestaltct ist, dann bleibt immer noch Zeit, Ziele, die ctzi weiter liegen, in den Vordergrund zu rücken. Es muß >och jedem Freisinnigen klar sein, daß ohne die National- iberalcn keine erfolgreiche Politik gemacht werden kann. So ist bei den alten Parteien gegenwärtig das liberale Einigungswcrk nicht am besten aufgehoben, und es ist zu verstehen, wenn eine neue Oryaniiation austritt, die sich allein die Ausgabe der Einigung und der Verjüngung des Liberalismus stellt und gern vom Platze verschwinden will, wenn alle ihre Ausgaben erfüllt sind. Ter neue National - verein ist sine süddeutsche Gründung. In Süddeutschland war das Bedürfnis nach einem einigen Liberalismus am stärksten. Aber die vielen Zustimmungen aus Norddeutsch land beweisen, daß der Nationalverein ruhig daS ganze Reich als sein Arbeitsgebiet betrachten darf. Und mit seiner Arbeit will er ja keineswegs den liberalen Fraktio nen Abbruch tun. Nur Helsen will er ihnen, die Wähler schaft ausweckcn, ihr die Notwendigkeit eines starken libe ralen Regiments begreiflich machen. Er will in unermüd licher Agitation für die liberalen Parteien etwa das be deuten, was der katholische Volksverein für das Zentrum ist. Die erste Tagung des Nationalvereins, die vom 22. bis 24. Jnni in Heidelberg stattfindet, wird gewiß in der Ge schichte der liberalen Einigung eine hervorragende Stellung einnehmen. Starker Besuch aus allen liberalen Parteien ist zu erwarten. Tic Heidelberger Tagung wird eriüllen. was man von der noch nicht zustandegekommenen öffent- lichen Versammlung der drei linksliberalen Fraktionen er wartete. Wenn der geeinte Liberalismus politisch geltend wird, braucht man nicht mehr an der politischen Entwick- lung Deutschlands zu verzweifeln. Jetzt sieht alles trübe aus, aber bald wird die Sonne anfgehen. * * Hosnachrichten. Der Kaiser trifft zu dem Auto- mobilrennen Mittwoch abend 8^ Uhr in Homburg v. d.H. ein nnd reist bereits Donnerstag abend 7 Uhr wieder nach Potsdam. — 'Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind heute früh in Oels eingetrofsen und haben sich nach Kleinellguth begeben. - Organisationsbcstrebuugen der deutschen Betriebs, krankcnkasscn. Der Vorstand des Verbandes rheinisch-west- sälischer Betriebskrankenkassen ladet die größeren Werke in den verschiedenen Teilen des Reiches zu einer am 29. Funi^ vormittags II Uhr, im Hotel Rautenkranz in Eisenach siast- sindenden Besprechung ein, in der über die Gründung eines Verbandes deutscher Betriebskrnnkenkassen beraten werden soll. Der Aufruf erklärt eS für dringend erforderlich, daß sich nach dem Vorgänge des Zentralverbandes der Orts- trankenkasscn und der großen VerbondSorganisatwnen der Aerztc und Apotheker auch die Bctriebskrankcnkassen zu- fammcnsckließcn. Es soll zu diesem Zwecke ein Verband Dem Krönungsjubiläum Fran; Josefs l. widmet die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in Wochen-Rundschau folgende Gedenkworte: Kaiser und König Franz Josef ist in Pest eingetrofsen, um den 40. Jahrestag seiner Krönung zum König von Ungarn in mitten der ungarischen Nation zu begehen. Eine Zeitspanne folgenreicher Ereignisse umfassen diese vier Jahrzehnte; neben freudigen Geschehnissen bat den ehrwürdigen Monarchen schweres Leid getroffen, dem der Erbe auf dem Thron in der Blüte der besten Jahre und darauf die edle Gemahlin ent rissen wurden; in mannigfacher Beziehung haben sich die Dinge diesseits und jenseits der Leitha gewandelt, und auch das Verhältnis der beiden Reichshälften zueinander ist nicht mehr das gleiche. Immerdar aber stand und steht der Kaiser und König als Vorbild treuer Pflichterfüllung vor den Augen der Völker Oesterreich-Ungarns uud der ganzen Welt da, von dem unablässigen Wunsche beseelt, die Wohlfahrt der von der Vorsehung seiner Führung aaver- trauten Völler zu fördern und die Machtstellung der Habs burgischen Gesamtmouarchie zu erhalten und zu festigen. Ungarn selbst, das den Tag der Anerkennung seiner staatlichen Selbständigkeit im Rahmen des österreichijch- uugariscken Reiches mit seinem Herrscher feiert, hat seit vierzig Jahren auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens eine Zeit großer Entwicklungen zurückgelegt uud die Grund lagen geschaffen, auf veueu eine weise Regierung des Landes zum Wohle des Staates und des Reiches fortzubauen ver mag. Mögen die Beweise der Verehrung, die dem Herrscher in diesen Tagen darzebrackt werden, neue Bürgschaften werden für eine gedeihliche Gestaltung der Zukunft Ungarns und der ganzen österreichisch-ungarischen Monarchie! Tie Mecklenburger Bersassungsändcrung. Ueber die mecklenburgische Verfassung wird uns von informierter authentischer Seite nachstehende Mitteilung ge macht: Die Ferienverhaudluugen der beiden mecklenburgischen Ministerien babni daS Resultat gezeitigt, daß die neue Verfassung fick tatsächlich auf eillenmodernen Ausbau der ausländischen Ein- richtungen beschränken wrrd. Sowohl die R'ttersckasl wie die f die Einführung einer 'gereckten Wehrsteuer aussprrcken. Landschaft werden bestehen bleiben. Verleihung des Wahl- —-L rechts an die Stadt- uud Landbevölkerung soll in der, Weise fortbestehen, daß zu den bisherigen zwei Ständen noch ein dritter Stand als allgemeiner Stand tritt. Wichtiger als die Wahlrechtsbestimmuugen und weiter den liberalen Wünschen entgegenkommend sind die übrigen Bestimmungen der Verfassung, besonders die Bestimmung, welche von dem öffentlichen Unterricht handelt. Danach wird die viel angegriffene mecklenburgische Schul-
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