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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-04-29
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193804299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19380429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19380429
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-04
- Tag1938-04-29
- Monat1938-04
- Jahr1938
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1938
- Autor
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Dresdner Aussteüungsgelände erhält ein neues Gesicht * Dresden. Nachdem die Pläne für die große Dresdner Leistungsschau .Sachsen am Werk" im wesentlichen zum Abschluß gelangt sind, kann in den nächsten Tagen mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die beträchtliche Zahl und der teils recht erhebliche Um sang der neu Ku errichtenden Bauwerke und Gebäude teile lassen schon seht die Großzügigkeit der werdenden Ausstellung erkennen. . Am Kopf der Herkul>e»Allee entsteht der neue Haupt eingang in einer Breite von 21 Metern. In der an schließenden Allee wird der jetzt dort befindliche Reit weg in eine feste Gangbahn umgewandelt, die von 26 hohen, gläsernen Leuchtsäulen wirkungsvoll flankiert wird. Diese Leuchtsäulen werden die Wappen verschiedener säch sischer Städte tragen, die damit dem Besucher gleichsam ihren Willkvmmeusgruß entbieten. Gin größeres Bauprojekt ist auch eine auf 32 Eisen- betonsäulcn ruhende überknppelte Halle,' die einen wir kungsvollen Zugang und architektonischen Auftakt zu den Hallen der Partei bilden wird. Im Parkteil der Aus stellung zwischen der Herkules- und Haupt-Allee werden das Grzgebirgs- und das Lausitz-Haus, eine stimmungs volle Kaffeewirtschaft und ein Zweifamilienhaus, in dem verschiedene Zlveigc des Handwerks ihre Leistungen vor führen, entstehen. Nimmt man dazu die Umgestaltung des flestplatzes, die Umivandlung von Gaststätten und verschie dene kleinere Bailprojekte, die zum Teil noch in der Planung sind, so läßt sich schon heute sagen, das; das Dresdner Ausstellungsgelände während der Iahresschau „Sachsen am Werk" ein ganz neues Gesicht erhält. Die Uönigshochzcit in Tirana Ter feierliche zivile Traualt im KönigSscbloß zu Tirana. — Tie --jährige Braut trägt sich iu das Standesamts-, registcr ein. Hinter der Königin sicht man König Zogu, den italienischen Außenminister Gras Giauo, der Trau zeuge war, sowie andere Hochzeitsgäste. lSchcrl-Wagcnborg — M.j MMMWWlUem ^Associated Probebeleuchtung aus der Einzugftraße des Führers i« Rom Uebergossen von dem Licht unzähliger Scheinwerfer wach sen ans dem Dunkel der Nacht in gewaltigen Umrissen die Monumentalbauten der Antike heraus. Die „Via dell' Impero" in Rom bietet einen überwältigenden Anblick Prcß-Wagenborg — M.j Dberregierungsrat Krebs zum Gauleiter eruauut Der Iiihrer und Reichskanzler verlieh dem Qberregie kungsrat im Rcichsiunenministerium, Hans Krebs, einem der ältesten Kämpfer der Bewegung, an seinem 5N. Ge burtslag den Rang eines Gauleiters. s Scherl Wagenborg — M l Ieldbischos Die Infanterie marschiert jetzt ohne Tornister Bom >. Mai ab wird der Tornister des zu Fuß marschie renden Schützen bei Märschen und beim Gcsechtsdicnst aus dem Ltahlwageu mitgesührt. — Das Bild zeigt Soldaten beim Verladen der Toruistcr^lScherl-Wagcnborg — Ml , l>. Erich Schlegel gestorben Im Alter von 72 Jahren ist am Donnerstag früh in sei nem Heim in Berlin Grünewald der ehemalige Icldbischol der Wehrmacht, U. Schlegel, gestorben. Mit ll. Schlegel ist e,n Prediger dahingcschiedcn, der sich nm die Seelsorge der deutschen Soldaten große Verdienste erworben hat. i Scherl Wagcnborg - M l ttIM IN kMIM »in«« jung«, Sitng«in / Ws. vt»«stn »n Promech-u-LeU«, o,. «choler. —«a»chi>< ». Fortsetzung »Ach versteh nicht murmelt« sie, hatte wieder den Wunsch, aufzustehen, da« unmögliche Lokal -» ver lassen und blieb doch sitzen, wie festgebannt. „Natürlich können Sie nicht verstehen", sagt« die gütige Stimme sanft. „Ich bin Ihnen gefolgt — — welch ein Wetter, liebes Fräulein, Sie könnten sich ja auf den Tod erkälten! Erst gingen sie durch die Pantheonsgasse, dann -um GeorgSkirchplatz, dann lange an unserem melancho- Üschen Stadtflüßchcn vorbei da war mir recht bange um Sie, Sie standen verdächtig lange am Geländer und schauten ins schwarze Wasser hinein..." Evelyn hob mit ungeheurer Anstreklgung den Kopf, sah den Mann an. „Sie sind mir gefolgt Erlauben Sie ich muß aber doch..." „Sehen Sie mich an, Kind!" sagte die müde Stimme ruhig. „Glauben Sie mir, ich will nicht» Böses, ich machte mir nur Sorge um Sie ich ging Ihnen nach..." Evelyn blickte auf, blickte in zwei müde gütige Sam metaugen, die sie mit leisem traurigen Lächeln betrachteten. Der kleine Herr war verwachsen, seine hohe schiefe Schulter ragte aus einer -arten schmächtigen Gestalt, da» Gesicht war das eines gütigen Weisen oder eine» müden Einsamen. Zu der fadenscheinigen Eleganz des Lokal» paßte die Klei dung des alten Herrn schlecht, trotzdem sic regendurchnäßt ivar, ließ sie zurückhaltende Vornehmheit und untadeligen Schnitt erkennen. Am Ringfinger der linken Hand blitzte ein schwerer Platinring mit Rubinen und Brillanten auf. Evelyn sah ihr seltsames Gegenüber mit mattem Er. staunen an. „Warum...?" begann Evelyn fragend und müde und mich dem traurigen Blick de» alten Herrn unruhig au». „Warum ich Ihnen gefolgt bin?" sagte die leise alte Stimme in ihre Frage hinein. „Sie waren sehr allein und sehr unglücklich, liebe» Fräulein! Ich dachte, es sei wichtig und richtig. Sie heim, zubringen!" „Danke, das ist ja sehr freundlich!" Evelyns Stimme kam lehr müde, aber ihre Mneiausa geqeu de« jeltjaoet» Tischgast schmolz völlig zusammen beim Blick der Wannen gütigen Augen. „Aber bitte, bemühen Sie sich nicht...!" „Das ist keine Mühe für mich!" sagt« der alte Mann lächelnd. „Gar nicht, das ist mein Beruf!" „Ja, ich bin ein alter Mann, der es für seinen Beruf hält, abends durch die Straßen zu gehen und Schicksale zu sammeln..." „Sie sind Schriftsteller?" „Auch das nicht, liebes Kind. Ich sammele nur, was ich an Not und Leid finde..." Ein leiser Zug von Abwehr trat in Evelyns Gesicht. „Jntrressictt Sie das Leid Ihrer Mitmenschen so, daß Sie es sammeln, wie andere Münzen oder Marken?" meinte sie bitter. „Natürlich mißverstehen Sie mich", kommt es ruhig zurück. „Sehen Sie, es ist keine Neugier, die mich treibt, es ist das einzige, >uas mir das Schicksal an Aufgaben gestellt hat..." Er lehnte sich ein wenig zurück und sprach wie zu sich selbst an Evelyn vorbei: „Ta lebe ich in einem großen Haus, allein, immer allein. Ich bin so reich, daß mein Geld mich nicht mehr freuen kann, daß ich es nur als Last empfinde - — ich konnte nie einen Beruf haben, lveil ich krank und schwächlich war.. Erst jetzt, im Alter, seltsam, halte ich mehr aus, als je in meinem Leben... da habe ich mir eine Aufgabe gestellt, einen Beruf: Ich gehe abends durch die Straßen und »uche schwere Menschenschicksale zu finden, die ich ein wenig entwirren, ein wenig lösen, bei denen ich ein wenig helfen kann... und immer wieder habe ich Freude..." «Und wahrscheinlich Enttäuschung", fiel Evelyn herbe ein. „Nicht lvahr, auch Enttäuschung...?" „Natürlich auch Enttäuschung, und Leid, sicherlich!" sagte der seltsame Gast mit fernen, Lächeln. „Mer das ist doch das wahre Leben... begreifen Sie das, verliehen Sie?- „Ich bin noch nicht so weit, daß ich ein schweres Leid al- lebensnotwendig empfinde", sagte das Mädchen und sah an dem Mann mit den guten Augen vorbei. Der lächelte nur: „Wie sollten Sie das auch? Sie sind ja noch so jung" - Er beugte sich vor. „Sagen Sie mir, wie ich Ihnen Hel- fen kann? Ist es um Geld?" Evelyn schüttelte den Kopf. Der Alte nickte. „Es ist selten um Geld", sagte er. „So wichtig die meiste» es auch nehmen... Ich versteh schon!" sagt« er behutsam und still. „Ich will nicht in Sie dringen ... aber meinen Sie nicht, daß der Regen draußen und da» Lokal hier drinnen glerch schlecht für Sie sind? Sagen Sie mir, wo Sie wohnen, ich möchte Sie Heimbringen. Heut scheint Ihnen alles dunkel - — wer weiß, viäleicht ist «o«e> alles wieder hell« Ja, Sind. Sie setzen «ick » « ES 1 sHr Evelyn senkt den Kops. und denken, das sind alte abgeleierte Sprüche eines alt« Mannes, nicht wahr? Und lassen Sie sich ruhig von einem alten Mann die wichtigste Lebensregel sagen: Es kommt meistens in unserem Leben nicht so schlimm, wie wir fürch teten, aber auch nie so schön, wie wir träumten...! Das ist die beste Lebensmedizin..." Die gute alte Stimme mit den schlichten Worten tut wohl. Evelyn blickt auf ihre schmalen, leicht bebenden Hände herab. Plötzlich bricht ihre Not, ihre Einsamkeit, ihre Qnal d, ein paar Worten aus: „Es gibt da einen Menschen, der meine Mutter in den Tod gequält hat, sie war schön und berühmt und nahm sich seinetwegen das Leben. Da ist noch eine Freundin von mir, sie geht an ihm zugrunde. Er schreitet eben über die Menschen weg, bringt sie in Glut und geht vorbei. Und ich " Sie bricht ab, sieht den alten Mann hilflos an. „Es ist alle» so schrecklich. Ich finde mich nicht mehr zurecht..." „Nicht schnell urteilen!" sagt der alt« Mann herzlich. „Ruhig bleioen, ganz ruhig bleiben. Glauben Sie mir, das meiste Leid in der Welt kommt daher, weil die Men schen z« rasch urteilen. Run kommen S,e. zeigen Sie mir, wo Sie wohnen...!" Der Zwang der sankt bittenden Stimme ist stark. Me chanisch steht Evelyn auf, der alte Herr zahlt, ein Taxi fährt vor. Evelyn fällt in die Polster, der Chauffeur gleitet langsam die regennassen Straßen dahin. Reklamebilder bre chen wild in den Wagen, zucken auf, verlöschen. „Wenn dieser Mensch nicht lebte, wäre es besser!" sagte Evelyn plötzlich hart und wie zu sich selbst. Der alte Mann, der neben ihr sitzt, lächelt ein klein wenig. Er umgreift mit starkem Druck letzt die schmale Mäd chenhand, die bebend in der seinen zuckt. „Heute abaü> scheinen keine Sterne", sagt er mild. Es ist eine merkwürdige überraschende, fern liegende Antwort. „Las ist schade..." Evelyn steht ihn erstaunt an. La, warum?" meint sie matt. „Ich würde sonst mit Ihnen auf den Hohen Berg fahren, ist sehr still dort. Man ist ganz allein und dem Hiinmel : nahe. Und man steht alle Sterne, nah wid deutlich..." lyn senkt den Kops. „Wenn Sie dort eme zeitlang gestanden hätten, würde» Sie Ihre bitteren Gedanken vergessen. Nicht Ihr Leid, natürlich nicht da» müssen Sie schon ganz ohne jede Hilfe selbst überwinden. Wer doch Ihre Bitterkeit und Härte, all das Enge und Unfreie..."
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