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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-04-29
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193804299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19380429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19380429
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-04
- Tag1938-04-29
- Monat1938-04
- Jahr1938
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1938
- Autor
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zurück. „Wenn ich dir sage, du wirst dir Stellung, dl« ich meine, kriegen, dann ist da» auch sol Go wahr du «in Angsthase bist!- Ti« saßen ,« drill an «ine« Marmorttfchchen in dem nettesten Tanzkabarett d«r Stadt r Werner Heine, Hilde und Eberhard. Hilde in ihrem karierten Tastblüschen sah frisch und reizend jungmädchenhast aus wie stets, und Werner- Augen trennten sich nur schwer von ihrem rosigen Gesichtchen. Eberhard war in besonders strahlender Stimmung, er hatte heute morgen das Honorar für einen Aufsatz in der juristischen Wochenschrift erhalten. „Dreißig Mark*, sagte er vergnügt zu den beiden, „das ist doch direkt üppig! Man müßte bloß jeden Tag so ein« Einnahme haben!" - Dieser vermessene Wunsch schien Hilde so komisch, daß sie schleunigst mit Werner zur Tanzfläche ging, damit er so ganz allein seine Vernunft wiederfinden sollte! „Hoffentlich wird's euch schwummrig bei der kitschigen Beleuchtung!" gab Eberhard ihnen noch als frommen Wunsch mit. Er stützte den Kopf in di« Hand und sah zu, wie st« tanzten. Hilde war ein bissel zu klein für den großen Blonden, aber sie hatte sehr nette, anmutige Bewegungen. Der gute Werner dagegen war reichlich steif. Hilde war entschieden die niedlichste von sämtlichen Tänzerinnen. Manche waren so geschmacklos angezogen, daß «S sogar ihm, der als Mann nicht viel Sinn für weibliche Toiletten geheimnisse besaß, auffiel. Na ja, schließlich hatten st« nicht alle «in Vermögen wie Anita Aniewsky. Da dachte er doch schon wieder an diese Frau! Rein verhext hatte sie ihn mit ihrem Lächeln, das sie doch wahr scheinlich erst vor dem Spiegel ausprobiert hatte. Er hatte doch früher für diese Modepuppen nicht daS ge ringste Interesse gehabt! Im Gegenteil, elegante Frauen waren ihm direkt unheimlich! Er war so in Gedanken versunken, daß er ganz über hört hatte, daß die Musik nicht mehr spielte, und er schrak erst auf, als Hildes Stimme ihn lachend fragte, ob er mit offenen Augen schlafe! Als nächste Nummer in der Programmfolge trat ein« bekannte Vortragskünstlerin auf, eine große schlanke Frau mit temperamentvollen Bewegungen. Sie war di« Zug kraft des Programms, und ihre Beliebtheit war auch wirklich zu begreifen. Die Chansons, die sie witzig und gut pointiert brachte, schlugen jedesmal wie eine Bomb« ein. Tas begeisterte Publikum erzwang sich Zugabe auf Zugabe. Endlich wollte sie nicht mehr, aber als der Bei fall gar kein Ende nehmen wollte, verstand sie sich doch noch zu einem kleinen Liedchen. „Dem wirklich letzten — aller — allerletzten!" Sie drehte sich halb zur Seit«, verschränkte die Arm« und fragte mit drohend tiefer Stimmer „Was soll's denn sein?" Es war gut, daß die Leute darauf gleich wieder wir wild klatschten, denn Eberhard starrte sie plötzlich an, als sähe er eine Erscheinung. Dieser leicht überlegen« Zug um den Mund, dieses übermütige Funkeln in den Augen, das war das gewesen, was ihn bei Anita Aniewsky so eigentümlich berührt hatte. Es war auch daS, was »r in selbstvergessenen Minuten immer vor sich sah. Er hörte kein Wort von ihrem Chanson. Er starrt« nur immer auf den ausdrucksvollen Mund der Kunst- lerin, ob sie noch einmal so ähnlich lächeln würde, wie Anita eS tat! Aber er wartete umsonst. Als die Tanzkapelle wieder einsetzte, schrak ,r zu sammen: „Hilde, wollen wir tanzen?" O ja, sie wollte! Tanzen tat st« für ihr Leben gern, und noch dazu mit Eberhard, der mit seiner geschmeidigen Figur der geborene Tänzer war! Eberhard hatte eigentlich gar kerne Lust, aber er wollt« weg vom Tisch! Es war ihm vorgekommen, als ob Wern«« bemerkt hatte, daß «r Li« Vortragskünstlerin minutenlang angestarrt hatte. Der Freund konnte zwar unmöglich wiffen, was ihn an der Frau so gefesselt hatte, aber — Eberhard gestand sich offen ein, daß er ein schlechtes G«- wissen hatte. „Du, Eberhard I" sagte Hilde eben strahlend, „ich tanze am liebsten nur mit dir!" Er sah sie an. Sie gab sich gar keine Mühe, zu ver- bergen, wie^lieb sie ihn hatte. Ihre warmen grauen Augen sagteM^ ihm ganz deutlich. Ein klein bißchen fester zog er s!^>n sich, so daß nur sie es merken konnte, und tanzte den sentimentalen Tango zu Ende. Als sie wieder am Tisch waren, fuhr sich die Hilde mit ihrem Taschentuch energisch über das Gesicht: „Uff! Warm ist mir geworden!" Er lachte über die urwüchsige Bewegung, und als Werner sie neckte, daß sich nicht alle Frauen das leisten konnten, ohne Farbslecke aus ihre Spitzcnsetzen — irr tümlich Taschentücher genannt — zu kriegen, sagte er energisch zu sich selbst: „Zum Donnerwetter! Jetzt mal endlich Schluß mit diesen dummen Gedanken! Was geht mich schließlich die schöne Frau Anita an!" Und da gerade in dem Moment ein Mädel Blume» zum Verkauf anbot, griff er in den Korb und holte ein paar der schönsten dunkelroten Rosen heraus. Hilde machte ein entsetztes Gesicht, als sie sah, was er dafür bezahlen mußte, aber sie sagte nichts, bis vie Verkäuferin weiterging. Dann aber, als er die purpurne» Blüten vor sie hinlegte, platzte sie heraus: „Du bist ja verrückt!" Hatte es der Freund gemerkt, wie er zusammen- gezuckt war? Gewaltsam zwang er sich zur Vernunft. Und als Hilde vorwurfsvoll sagte: „Wie kannst du nur soviel Geld für so etwas Un nützes ausgeben!" da konnte er schon wieder lächeln: „Sei nicht böse, Kind, ich bin eben heute durch mein Sxtrahonorar mal ein bissel verschwenderisch." Dann rief er den Kellner, um zu zahlen. tKortfetzung folgt.) Kreuzworträtsel Waagerecht: I. leichter Seewind, 7. Seil einer Malchinenan'age. x. lateinisch: drei, II Oper von C M. von Weber, >2. Hirtengvtt, It Pate, 1«. sportlicher Wink, ft gilt als ft, 11. ,Faultier, G. Figur aus den „Nibelungen", 2«. Haltesignal, 2l. Baumteil «Mehrzabft. 2:« Art des Wintersports. 2«. Warnungarus. 2ta. Niederlabung. An siedlnng. Senkrecht: 1. kleine Ortschaft am Nbein. 2. Preis- Nachlaß, » (Gedankenblitz, s. Strick. Schlinge, S. Liebesgott, ». Lchissssuhrer, g Reich in Asten, >«». Stadt tu Dalmatien, ll. Bedrängnis. IS. wasserfester Anstrich für »äbne. 17. Heilmittel lmeist äußerlich), ll. Lpeisesiich, N. Ablitrzung für ein Gewicht. Druck und «erlaa vou Lanaer L Winterlich Riela. — Hauplsckristleiter Heinrich Ubleman» Riel«. LrMn an der Elbe. Belletr. «ratisbeila-e z«, „Mesner T«ge»l«tP'. «r. 17 Rief«, LS. April 1SS8 61. J«hrz Oop^riLkt 19Z7 b? ^ukMLrt»«VerlL^ kerlio 68 2. Fortsetzung. Nachdruck herboten. Schließlich, was war eS denn für rin Opfer, das «r von ihr verlangte? Einen netten, gescheiten Kerl heiraten, der noch dazu vielleicht ein bißchen Kapital mitbrachte? Sic konnte ja ruhig weiter Herumreisen, wenn sie daS unbedingt wollte. Das heißt, hier schmunzelte der Justtz- rai »rotz seines Aergers. wenn es sich der Mann gefallest ließ! Wenn er der Ehemann in 8pe gewesen wäre, würde «r einer so entzückenden Frau, wie Anita es nun einmal — trotz ihres Dickkopss — war, das Wegfahren hübsch abgewöhnt haben. Es brauchte ja nicht mal mit Gewalt zu geschehen! Vielleicht fand Anita mit der Zeit doch Ge fallen an ihrem angeirauten Prokuristen. Er jedenfall- würde eS sich vor zwanzig Jahren glatt zugetraut haben, eine junge Frau ganz ohne Zwangsmittel bei sich be halten zu haben! Aber die Probe daraus hatte er nie gemacht, alter Junggeselle, der er war. Vielleicht hatte er doch viel damit versäumt! Er hätte jetzt zu gern einen jugendfrischen Nachfolger aus seinem eigenen Fleisch und Blut gehabt, dem er seine Praxis, mit der er durch Jahr zehnte verwachsen war. einmal übergeben konnte. Allen Ernstes, er h„tte schon so ost in letzter Zeit daran gedacht, sich einen jungen Teilhaber zu nehmen, der ihm die letzten paar Jahre, ehe er sich zur Ruhe setzte, die Hälfte seiner Arbeit abnehmen und später die Praxis erben sollte. Er hatte sich daraufhin schon die Referendare angesehen, die bei ihm ihr praktisches halbes Jahr abarbeiteten. Aber da war keiner darunter, der ihm als Mitarbeiter so recht angenehm gewesen wäre. Der Landgcrichtsdirektor hatte ihm neulich mal einen seiner Assessoren sehr warm emp fohlen. Hilliger oder so ähnlich hieß er Wohl, den konnte er sich vielleicht mal näher besehen! Gerade als er bis zu diesem Punkte gekommen war, meldete ihm die Sekretärin, daß seine Nickte ihn zu sprechen wünsche. Und da kam sie auch schon herein, in Irgend etwas Weißem, mit kunterbunten Stickereien, so wie eben nur sie auSsehen konnte. Der alte Herr sah sie direkt verliebt an, aber schon, als sie ihm erklärte: „Ich war in der Fabrik, Onkel — es ist da nichts, wie es sein sollte", siel ibm wieder ein, daß er ja eigentlich aus sie böse war. „Setze dich!" jagte er zuerst mal als Einleitung. „Du darfst auch rauchen, aber dann hör mir bitte ernsthaft zu." Attila war nicht weiter erstaunt: der Onkel lieble es nun einmal, ganz harmlose Dinge in ungeheure Wichtig keit zu hüllen Sie wars ihren weißen Lcinenmantel ab und setzte sich in einen der tiefen Klubsessel, die um den Rauchtisch standen. Der alte Herr räusperte sich diplomatisch: „Liebes Kind, du hast vollkommen recht, in deinen ,e» gehl wirklich alles drunler und drüber. Der alte H. i nller schasst s nicht mehr, wir müssen an einen Ersatz denken." ..Ulla nickte zustimmend, noch war sie ganz arglos. Tt« «nup«»« zzO et« Zig»»««« an. lohnt« sich d«qne» znrück rind wartete interessiert, wäi der Onkel für Vor schläge machen würde. Sie wußte wohl nicht, wievtch ruhige Energie jetzt in ihrer ganzen Haltung lag. Un» Onkel Justizrats Mut war's schon wieder geschehen, er sah nicht mehr zu ihr hin. Herrgott, dachte er verzweifelt, ich bi» doch kei« Mauerbrecher! Und die Augen starr auf einen bronzene» Fußballspieler, der als Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch stand, gerichtet, als ob ihm von dem Kraft kommen könnte, fuhr er fort: „Ich habe gestern mit Kommerzienrat Berger ge sprochen. Sein ältester Sohn übernimmt mal seine Kohlen gruben. Der zweite al- Ingenieur wird dann der tech nische Letter, nur sei» Jüngster ist bisher in der Textil branche tätig gewesen. Jetzt möchte er sich gern irgendwo bet einer guten Firma einkaufen." „Schön", sagte Anita ganz ruhig, „mir ist es recht, w«nn «r Teilhaber wird." Da faßte der alte Herr einen wahren Löwenmut: „Anita, Kommerzienrat Berger schlug eine andere Lösung vor, die er für viel einfacher hielt. Ihr könnt« doch heiraten!" „Gott sei Dank, nun war s heraus! Anita aber stand nicht brüsk auf, wie er befürchtet hatte; sie drückte sorgsam ihre Zigarette mit dem kleine» Amor, der als Zigarettentöter diente, aus und sagte so beiläufig, als spräche sie über das Wetter: „Vielleicht bist du so freundlich und leitest in nächster Zeit die Liquidationssörmlichkeiten für die Firma ein." Und noch ehe der alte Herr sich von seinem Entsetze» erholt hatte, war sie schon an der Tür: „Ich habe mir heute schon den ganzen Tag überlegt, was ich eigentlich hier soll. Es ist besser, wenn ich wieder wegfahre. Irgend wohin. Meine Adresse schreibe ich dir von unterwegs." „Bombenmohrenelement!" fluchte der alte Herr und ließ seine Faust schwer auf die Schreibtischplatte fallen. Dadurch kam der briefbeschwerende Fußballspieler in- Wanken und fiel mit sonderbar Hellem Klang zu Boden. Der merkwürdige Ton ließ den Justizrat genauer Hin sehen. Anita hatte beim Aufstchen den kleinen Liebesgott mit ihrem weiten Mantel vom Rauchtisch gefegt, und der Fußballer war gerade auf ihn draufgefallen. Uebel zer beult und zerbogcn hatte er ihn dabei. Der alte Herr hob die beiden Stücke auf und wog sie gedankenvoll in seiner Hand. * In dem Ankleideraum des Viktoria-FutzballvereinS war ein Lärm, als ob dort hundert Männer in auf geregtester Unterhaltung begriffen wären. Und dabei waren es nur zwei vollzählige Mannschaften, die eben vou ihrem abendlichen Training kamen und.sich gemütlich aus der Kluft schälten. Nebenan lief ständig die Wasserleitung. Bis zu Dusch- räumen hatte es die „Viktoria" noch nicht gebracht. Der reiche Spörtmäccn, der das dazu gehörige, runde Sümm chen stiftete, war noch nicht entdeckt worden. Eben war der Heine, der lange Zahnarzt, „unter der Pumpe", wie sie eS drastisch nannten, und sein Fehle» fiel am wenigsten auf, weil er stets der Stillste war. „Ruhe!!" schmetterte da plötzlich der lange Mann- schaftsführer in die Garderobe, und dieses donnernde „Ruhe!" ließ daS Durcheinandergeschwatze auch wirklich für eine Sekund« zur Ruhe kommen. Dann aber erhob Nch ein Tumult, gegen den der Lärm von vorhin ei»
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