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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-22
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071022016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907102201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907102201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-22
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Morgen-Ausgabe 8. Bezug--Preis sür Leipzig und Vorort« durch unser« Dräzer und Spediteure in« Hau» gebracht: Ausgabe L (nur morgen«) vterteljthrlich 3 M., mvnarlich 1 M., Au«g,be I« (morgen« und abend«) viertel, lihrlich 4.S0 M.. monatlich 1.S0 M. Dur» dt« Poft bezogen (2 mal täglich) innerhalb Deutschland« und der deutschen Kolonien »terteliLdrlich S,2S M„ monatlich 1,73 vt. au»schl. Post- bestellgeld sür Oesterreich V L SS d. Ungarn 8 L vierteljährlich. Abonnemrnt-Annabme: Uugust«»platz 8, bet unseren Drägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Di« einzelne Nummer kostet Kt Pfg. stlrdetklto» und Lxprbtttdu: Johannitgassc 8. Delevhon Nr. 14692. Nr. 14SU». Nr. 14694. Lerliner Nedaktion» Bureau: Berlin 8W. 7 Prinz Louit Ferdinand- Stratze 1. Delephon I. Nr. 927S. tipMerTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Rotizeiamtes der Ltadt Leipzig. 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R.) * Die neue Flottenvorlage enthält bloß eine Herab setzung der Altersgrenze. (S. Dtschs. R.) * Der ehemalige hannöversche Staatsminister Frei herr v. Hodenberg ist im Alter von 81 Jahren gestorben. sS. Dtschs. R.) * Die Zentral st eile für Volkswohlfahrt hielt gestern eine Sitzung ab. lS. Dtschs. R.) * Der Bund der Industriellen hielt gestern in Berlin seine Generalversammlung ab. (S. Artikel.) * Im Zentraltheater sprach gestern abend Dr. Karl Peters über „Wirtschaftliche Kolonialpolitik". lS. Bericht 3. Seite.) * Heute treten die französischen Kammern wieder zu sammen. lS. Ausl.) * Die Deutsch-baltische Partei schloß ein Wahlbünd nis mit der lettischen Reformpartei. lS. Ausl.) Sozialpolitik iin Bunde der Andustriellen. Der Bund der Industriellen, der gestern in Berlin seine Generalver sammlung abgehaltcn hat, beschäftigte sich nach Erledigung interner An gelegenheiten in öffentlicher Versammlung mit den sozialpolitischen Ge setzesvorlagen, insbesondere der Novelle zur Gewerbeordnung (Referent: Generalsekretär Dr. Wendlandt) und dem neuen Scheckgesetz (Referent: Prof. Dr. Baer). Tas zweite Thema wird noch an anderer Stelle er örtert werden müssen. Hier soll nur daS wesentlichste aus dem sozial politischen Referat und den Beschlüssen dazu besprochen werden. Zunächst die Bestätigung einer alten Erfahrung: das sozialpolitisch treibende Moment industrieller Vereinigungen ist der Vorstand und in ihm ein wesentlicher Faktor: der Sekretär. Das ist naturgemäß, und anstatt den einzelnen Industriellen ihre sozialpolitische Vorsicht zu ver übeln, sollte man sich freuen, daß sie sich mit dem sozialpolitischen Eifer der Geschäftsführer schließlich doch absinden. Durch die Zusammen wirkung dieser beiden Tendenzen kommen dann Beschlüsse zu Tage, die im einzelnen vielleicht nicht immer befriedigen, auch uns nicht, die aber doch im wesentlichen gesund sind und auch ein sozialpolitisches Vor wärtsschreiten erkennen lassen. Dabei ist immer zu bedenken, daß die Organisationen der Industriellen auch wieder mit den sozialpolitischen Stürmern rechnen,wohl auch rechnen müssen, und daher ihren Be schlüssen ein gewisses retardierendes Moment zu geben sich für ver pflichtet halten. Von diesen Gesichtspunkten aus gesehen, erscheinen die sozialpoliti schen Beschlüsse des Bundes der Industriellen nicht ungünstig. Die erste Forderung, Sozialpolitik nicht aus wahltaktischen Erwägungen zu treiben, ist durchaus vernünftig. Sozialpolitik ist um ihrer selbst willen zu treiben. Und es ist nicht zu verlangen, daß die Industrie die Kosten des Stimmenfanges tragen soll. Wenn aber weiter verlangt wird, der Schwerpunkt der sozialpolitischen Gesetzgebung sei gegenwärtig auf die Hebung des Mittelstandes, der Handwerker und der kleineren Industriel len zu legen, so finden wir das nicht glücklich, lieber der Hebung des Mittelstandes darf die Arbeiterfürsorge nie vernachlässigt werden. Rang, streitigkeiten sollte es in diesem Zweige überhaupt nicht geben. Die Sozialpolitik ist ein großes Gebiet, das nicht geteilt werden kann. Er freulich ist natürlich der Beschluß, der die staatliche Versicherung der Privatangestellten billigt und in ihr ein zweckmäßiges Mittel der Für sorge erblickt. Auch den Tarifverträgen von Koalition zu Koalition steht der Bund grundsätzlich nicht ablehnend gegenüber, wenn er An- nähme oder Ablehnung auch von Fall zu Fall entscheiden will. Es ist ferner von Bedeutung, daß der Bund sich schließlich dazu verstanden hat, das Anwachsen der nationalen Arbeiterorganisationen zu „begrüßen", obwohl das am Ende manchem, der vielleicht eben erst eine harte Fehde mit einer christlichen Gewerkschaft hinter sich hat, nicht leicht ange kommen ist. Diesen Beschlüssen stehen freilich auch bedenkliche gegenüber. Der Bund lehnt -um Beispiel die Herabsetzung der Arbeitszeit für weib liche Arbeiter von 11 auf 10 Stunden ab, will nichts von ArbeitS- kammern wissen, hält sogar die Errichtung eines Reichsarbeitsamts, also die Teilung des Reichsamts des Innern, „nicht für erforderlich". Aus welchen Gründen das Reichsarbeitsamt dem Bunde nicht genehm ist, können wir nur ahnen. Vielleicht fürchtet man von dem Staats- sekretär eines sozialen Reichsamtes, er werde zu viel ckiliMMiam prästieren wollen. Große Beachtung verdienen jedoch wieder die Forderungen deS Bundes ans berufspolizeilichem Gebiet: Reform der Gewerbeinspek tion und ferner der Wunsch nach Vereinheitlichung, Vereinfachung und Verbilligung der Arbeiterversicherungsinstitutionen. Alle- in allem: Es wäre verfehlt, von einer Jndustriellenorgani- sation zu verlangen, in sozialpolitischer Beziehung nicht überaus vor- sichtig zu sein und Experimentalpolitik zu treiben. Das unbedingt Notwendig« aber muß sie erkennen, und hat auch der Bund der In dustriellen erkannt. In manchen Einzelheiten wäre freilich noch größere Entschlußfreudigkeit zu wünschen. Vielleicht bringen die Zeit und die — Geschäftsleitung das noch zuwege. Ronada in weltpolitischer Beziehung. Mit Riesenschritten erobert sich Kanada einen Platz im Vorder gründe der Weltpolitik. Der „Kanadier, der Europens übertünchte Höf lichkeit nicht kannte", ist nicht mehr. „Hummer, Lachs und frischer Bärenschinken" sind nicht mehr die typischen Erzeugnisse des Lande-, sondern Weizen, Gerste, Holz, Vieh, Fleischkonserven, Eisen- und Kupfer erze. Die Wildnisse im fernen Westen, die noch vor zwanzig Jahren dem Büffel und dem Grislybären gehörten, sind jetzt von Eisenbahnen durchzog«». In verblüffender Menge strömen Einwanderer herein, nicht aber vorwiegend Engländer und Iren, sondern Pankers, die es kennen, wie man die weite Prärie unter den Pflug bringt, die es er lebt haben, was aus weiten Flächen fruchtbaren Landes werden kann, die heut« noch für ein paar Dollars zu haben sind. Das Klima Kanadas wird fast immer nach den Ostprovinzen be urteilt, wo allerdings eine grausliche Winterkälte herrscht. Quebec liegt am dem 47. Breitengrad, mit Lyon gleich, aber es hat eine Winter isotherme von —12 Grad wie die Südspitze von Spitzbergen. Seine Sommerisotherme ist dagegen -s- 20 Grad, wie Lissabon. Ganz ungleich milder ist der Westen, dessen Südprovinzen dasselbe Klima haben wie Norddeutschland. Die Südgrenze des kanadischen Westens wird durch den 49. Breitengrad gebildet, denselben, auf dem Karlsruhe liegt. Da bei ist jedoch der Sommer wärmer (wenn auch der Winter kälter -st), wa? das Reifen des Sommergetreides sehr begünstigt. Die Eisen bahnen bringen den Weizen und die Gerste des Westens nach Dubith am Oberen See, und von dort geht cs mit Dampfern nach Buffalo, oberhalb des Niagarafalles. Hier geht der Eriekanal nach New Jork ab, der eine erstaunlich billige Binnenschiffahrtsfracht darbietet. Dre Erze aus den reichen Eisen- und Kupferlagern nordwärts des Oberen Sees nehmen denselben Weg. Es ist hier ein blühender Handel in Gang gekommen. Präsident Roosevelt bemerkte in seiner Rede zu St. Louis, daß der Schiffsverkehr auf dem Lookanal (zwischen dem Oberen und dem Huronsee), dem des Suezkanals gleichkomme. Die Dominion of Canada (zu der Neufundland mit Labrador nicht, Wohl aber alles übrige britische Nordamerika gehört) hatte nach der Zählung von 1901 5 753 000 Einwohner, d. h. reichlich so viel wie das ganze britische Australien. Seine Bevölkerung war aber in viel schnellerem Anwachsen. Sie mag heute nicht mehr weit von 7 Millionen sein. Gegen Indien mit seinen 300 Millionen verschlägt das nicht viel. Aber die indische Bevölkerung ist fremden Stammes. Dort wohnen noch nicht 300 000 Europäer. Kanada hingeqen ist, abgesehen von den verhältnis mäßig wenigen Indianern, nur von Europäern bewohnt. Es war ur- sprünglich eine französische Kolonie, und noch immer nimmt das fran zösische Element dort eine hervorragende Stellung ein. Es ist dort viel fruchtbarer als in der Heimat. Man zählte 1901 1650000 Franzosen, 3 066 000 Briten, 310 000 Deutsche, 145 000 andere Europäer und 200000 Indianer, Neger, Japaner, Chinesen und Eskimos. Kanada kann ein Neu-England werden. Die mit gutem Klima und gutem Boden ge- segneten Westprovinzen allein (also ohne den hohen Norden) sind mehr mals so groß wie das europäische Mutterland. Kanada ist sehr selb st bewußt. Sein Premierminister Sir Wil» frid Laurier trat auf der Reichs-Konferenz im letzten Frühjahr der britischen Negierung wie ein Gleicher gegenüber. Die jetzige Regierung in London will von einem engeren Zusammenschluß der Kolonien mit dem Mutterlands nichts wissen. Kanada ist dagegen der Hauvtvertreter dieses Gedankens. Es hat der englischen Einfuhr einen Vorzugszoll be- willigt, obgleich es keine Gegenliebe finden konnte. Laurier schied grol lend aus London, und ein Teil der öffentlichen Meinung Englands fand es durchaus in der Ordnung, daß er seine Mißstimmung drastisch kund gab. Kanada ist so selbstherrlich, daß es kürzlich mit Frankreich einen Handelsvertrag geschlossen hat, ohne das Mutterland zu fragen. In früheren Zeiten hat es in Kanada eine starke Partei gegeben, die den Anschluß an die Vereinigten Staaten wollte. Sie hatte einst im kanadischen Parlament die Mehrheit. Jetzt ist ein lebhafter britischer Patriotismus aufgekommen. Man will die Pankees mit ihren Trusts nicht; man will die kanadische Industrie nicht durch die nordamerika- nrsche ruinieren lassen. Auch scheinen die Kanadier großes Gewicht darauf zu legen, daß sie einem noch weit größeren staatlichen Gebilde angehören, als cs die Vereinigten Staaten sind. Als englische Staats bürger finden die Kanadier Bürgerrecht im Mutterland«, in Südafrika, in Indien, in Australien, in allen englischen Besitzungen. Es ist gewiß begreiflich, daß England großen Wert darauf legt, sich die Stimmung dieser Kolonie, der wichtigsten nächst Indien, zu erhalten. Aber Kanada ist in einer ganz eigenen Lage. Es teilt die Ab neigung der Bürger der Vereinigten Staaten gegen alle farbigen Völker. Ganz besonders empfinden die westlichen Gegenden Kanadas ebenso gegen die japanische und hindostanische Einwanderung wie Kalifornien und Oregon. Wenn es gilt, japanische Arroganzen abzuwehren, wird Kanada auf Kaliforniens Seite stehen. Die an sich unbedeutenden Ge walttaten in Vancouver geben davon einen ausreichenden Vorgeschmack. Auch Australien teilt den Haß gegen Japan; es ist sogar in seiner Ab neigung gegen farbige Völker noch weiter gegangen als Kalifornien: es erlaubt nicht einmal einem einzigen Farbigen, überhaupt nur zu landen, selbst wenn er britischer Untertan ist (z. B. Indier), also auch keinem Javaner. Dazu empfindet es noch eine starke Besorgnis, daß die japa nische Flotte einst in Sydney und Melbourne einen Besuch abstatten könnte, ehe England ihn zu hindern vermöchte. Nun ist aber England mit Japan im Bündnis. Die Vereinigten Staaten dagegen ziehen einen Konflikt mit Japan in den Bereich ihrer Praktischen Politik. Die Rede des Präsidenten Roosevelt in St. LouiS über die Möglichkeit, die Flotte durch den Panamakanal von einem Meer ins andere zu senden, über die Notwendigkeit, mittels einer starken Flotte die Monroc-Doktrin aufrecht erhalten, ist das ausge - sprachen st e Mißtrauensvotum an Japans Adresse, das man sich denken kann. Was wird England tun, wenn die Vereinigten Staaten in einen Krieg mit Japan kommen? Es ist verpflichtet, den Japanern Bundes- Hilfe zu leisten. Die japanische Flotte beherrscht den Stillen Ozean; um ihr: Westküsten zu decken, senden di« Vereinigten Staaten ihre Flotte nach Kalifornien. Damit entblößen sie ihre Ostküste. Wenn England, um den Japanern beizustehen, New Fork, Boston, Baltimore angreifen will, so ist die amerikanische Flotte, selbst wenn sie im Atlantischen Ozcan an wesend ist, kaum imstande, einen nennenswerten Schutz zu gewähren. Vollends ist die Ostküste wehrlos, wenn die Flotte im Pazifik weilt. Aber dann haben die Vereinigten Staaten ein Angrisfsobjekt, an dem sie sich schadlos halten können: Kanada. Dieses in einer langen Landgrenze mit den Vereinigten Staaten verbundene Land kann Eng- land gar nicht verteidigen. Wenn eine amerikanische Armee hereinbricht, ist Kanada wehrlos. Jeder Angriff auf New Pork kostet England Kanada. Deshalb — wie auch aus anderen Gründen — wird England alles aufbieten, um einen Konflikt zwischen Japan und den Bereinigten Staaten zu verhindern. Englands Mittel dazu sind nicht gering. Außer dem diplomatischen Druck hat es noch den andern zur Verfügung, daß cs Japan den Londoner Geldmarkt verschließt. Ohne Geld kann auch Japan keinen Krieg führen. Deutsches Reich. Leipzig, 22. Oktober. * Der Kaiser empfing gestern den neuernannten chinesischen Ge sandten Sunpaoki, ferner den türkischen Botschafter, welcher Geschenke des Sultans überreichte, und schließlich zum Vortrag über die Zions- kirche in Jerusalem den Prior Kniel, Geh. Rat Dr. Klein und Dom vikar Hütten. * Alottenvorlage. Die nunmehr mit Bestimmtheit zu erwartende neue Floltenvorlaae wird im wesentlichen nur die Herabsetzung der Lebensdauer der Linienschiffe von 25 auf 20 Jabre enthalten. Ferner dürsten im neuen Marineelat größere Forderungen für die Anschaffung von Unterseebooten erscheinen. * Ans -cm prrntzischen Kultusministerium. Nach einer Mitteilung der „Magveb. Ztg." soll der Gedanke einer Teilung des Kultusministe riums vorläufig aufgegeben sein. Die hochkonservativen Praktiker des Ministeriums leien der Ansicht, daS sich eine Trennung der kirchlichen und der Volks'chulangelegenheiten nicht empfehle, Kirchen- und Volks schulpolitik vielmehr einer einheitlichen Leitung bedürften. Dagegen habe die Erfahrung gelehrt, daß eine einheitliche Leitung des höheren und Les niederen Schulwesens nicht erforderlich sei, denn die Ver treter dieser beiden, verschiedenen Abteilungen des Kultusministeriums überwiesenen Verwaltungszweige batten kaum jemals Veranlassung zu amtlichem Zusammenwirken. Außerdem meine mau, daß eine Ueber- weisung der geistlichen Angelegenheiten etwa an das Ministerium des Innern der Staatsaufsicht über die Kirche einen überwiegend polizei lichen Charakter geben würde. — Ob diese Meldung richtig ist, bleibt abzuwarten. Auf die Dauer wird sich die Errichtung eines besonderen Unterrichtsministeriums, das natürlich daS gesamte Unterrichtswesen zu umfassen hätte, doch mcht abweisen lassen. * Lpirtluö-Monopol. DaS „Berl. Tagebl." erfährt angeblich aus bester Quelle, daß die Reichsregierung sich dahin entschieden hat, schon in der kommenden Session eine Branntweinmonopolvorlage dem Reichstage zu unterbreite». Die Verhandlungen mit dem Spiritus- lyndilat sind so gut wie abgeschlossen. Die Hauptpunkte sind kurz folgende: Die Reichsregierung verstaatlicht das Spiritussyndikat in seiner jetzigen Form und Gestalt. Die großen Spritfabriken werden vom Reich aufgekauft; die kleineren werden entsprechend abgesund-n. Die RctchSregierung bietet den SpirituSproduzenten die Gewähr, für den zu liefernden Nohspiritus derartig hohe Presse zu zahlen, daß sie den unter den jetzigen Verhältnissen erzielten Preisen zum mindesten gleickkommen, wenn nicht gar darüber hinausgehen. Die Branntweinpreise werden entsprechend erlöht; die Mehrkosten sind also vom Konsumenten zu tragen. Der Reinenrag des Branntweinmonopols wird für die nächsten Jahre auf zirka 70 Millionen bemessen. Spater soll die Einnahme aus dem Monopol gesteigert werden. DaS sind die Gruudzüge des geplanten Branntweinmonopols; die Einzelheiten der Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und der Interessenten vereinigung entziehen sich vorläufig noch der Oeffentlichkeit. Doch sei erwähnt, daß die preußische Regierung an diesen Verhandlungen zum Teil ausschlaggebend mitgewirkt hat. * Das prcutztschc Berggesetz und die Regierung. Wie die ^Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, wurde gestern der frühere Steiger Georg Werner, Vorsitzender des Steigerverbandes im Ruhrbezirk, vom Handelsminister empfangen und trug ihm die Wünsche des Verbandes vor. Der Minister erwiderte, daß bereits seit längerer Zeit die Absicht bestehe, bei der demnächstigeu Aenderung des allgemeinen Berggesetzes auch die 88 74 bis 76 zu ändern und dabei die berggesetzlichen Be stimmungen über das Dienstverhältnis der Grubenbeamten den entsprechen den Bestimmungen der Gewerbeordnung anzupassen. Im übrigen wäre er nicht in der Lage, in das Vertragsverhältnis zwischen den Bergwerks besitzern und den Grubenbeamten einzugreifen. In ernstester Weite wieö der Minister darauf bin, daß die gegenwärtige gespannte Situation zu einem erheblichen Teile durch die schroffe Art bervorgerufen sei, welche der Steigeroerband bei seinem Vorgehen eingeschkagen habe. Er könne den Steigern nur dringend ans Her; legen, der schwierigen Lage der Zechenbesitzer Rechnung zu tragen und in der Form alles zu vermeiden, waS zur Verschärfung der Gegen sätze beitragen könne. Was die Frage der Unsallziffern auf den Zechen und ihre Ursachen betreffe, so sei diele Gegenstand dauernder Aufmerk samkeit der Bergbehörden und es sollten die bezüglichen Behauptungen des Herrn Werners auf ihre Richtigkeit geprüft werden. Beschwerden in Emzelsällen seien, so weit sie die Sicherheit der Gruben betreffen, von den Beteiligten bei den Revierbeamten vorzubringen, die allgemein angewiesen sind, alle nach dieser Richtung zu ihrer Kenntnis gelangten Klagen über Mißverhältnisse zu untersuchen und daS zu ihrer Abstellung Erforderliche zu veranlassen. Die Anstellung der von den einzelnen Gruben entlassenen Steiger auf Staatswerken könnte der Minister nicht iu Aussicht stellen. * Zentralstelle für Volkswohlfahrt. Die erste Konferenz der Zentralstelle für Volkswohlfahrt wurde gestern von Ministerialdirektor Thiel in Anwesenheit von Vertretern des Staatsministeriums und des ReichsmariueamteS eröffnet. * Las Scherbengericht über -ie Hofgänger. Am Sonntag wurde von der sozialdemokratischen Parteikonferenz Badens über die Angelegen heit Kolb— Dr. Frank verhandelt. Mit allen gegen eine Stimme wurde eine Resolution gefaßt, in der die Erwartung ausgesprochen wird, daß die Vertreter der sozialdemokratischen Partei sich zukünstig von allen Veranstaltungen rein monarchische» Charakters fernhalten. Die Kon ferenz bekundet aber ausdrücklich, daß die Abgeordneten Dr. Frank und Kolb nach wie vor das Vertrauen der Parteigenossen des Landes genießen. — Man hat also die Missetäter freigesprochen, die dem Zug de» Herzens und den Gesetzen des Anstandes lieber folgten als demo kratischen Dogmen, und hat dann eine der unvermeidlichen Resolution-n gefaßt, die das Papier geduldiger als die Wirklichkeit erträgt. Immer- hin — die Sozialdemokratie beweist damit, daß sie goldene Mittel wege, die sie bei anderen Parteien al- Charakterlosigkeit schilt — zu finden weiß. * Arhr. b. Ho-enberg s. Der frühere hannoversche Staatsminister Freiherr v. Hodenberg ist auf dem Stammgut der Familie, Hudemühlc», im Alter von 81 Jabre» gestorben. Der Verstorbeue kandidiert« bei der
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