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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-10-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193810186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19381018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19381018
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-10
- Tag1938-10-18
- Monat1938-10
- Jahr1938
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1938
- Autor
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Brandenburgs Fußballelf für den Ausschetdungskampf Für da- Ausscheidungsspiel »um RetchSbunö-Pokal »mischen den Gaumannschaften von Sachsen und Branden, bürg, daS am kommenden Sonntag in Planitz auSgetragen wird, stellt Brandenburg folgend« Mannschaft: Schwarz lHertha VST.) Dilek Krause (beide Hertha BSE.) Goede Appel Raddatz denn, vor.) (VLB. 92) (Union Ob.) Warcecha SegberS Dertz Haller Wilde (Blau-Weiß) (vrbbg. 05) (Bewag) (T. vor) Ersatz: Burnttzki-Wacker und Sobanski.VSB. 92. Fußball lm Sportverein Röderau Di« 1. Elf mutzte am Sonntag gegen den Tabellen- führer Od Meißen eine ungewöhnlich hohe und unverdiente Niederlage von 1:8 emstecken. Da» Resultat entspricht keinesfalls dem Spielverlauf, wenn auch nicht zu ver kennen war, datz Meißen in der S. Halbzeit besser war «nd den Sreg verdient hatte. Die ganze 1. Halbzeit verteiltes Spiel, ia Röderau lag mehr in de» Gegner- Hälft«, mangelnder Einsatz brachte aber kernen Erfolg. Meißen ging bereit» kurz nach Beginn durch unhaltbaren Schuß in Führung. Aut der Gegeniette vergab Paar Zweimal den Ausgleich, ein weitere» Mal war die Latte der Retter. Bei dresem Drängen fiel plötzlich durch zu weite» Aufrücken der Verteidigung ein zweiter Treffer für Meißen. Nach der Halbzeit brach da» Verhängnis herein. In «rner Minute schob Ob zwei Tore, die zu verhindern waren. Doch Röderau gab sich nicht geschla gen und griff immer wieder an. Bei dresem Stande er zielt« Panscher nach Rückgabe von Jank «in prächtige» Lor. Leider tollte «» nur der Ehrentreffer bleiben. Bi» zmn Schluß schoß Meißen noch vier weitere Tore, die allerdings durch da» lustlos« Spiel von Funke, der in der ersten Halbzeit ganz groß war, und durch da» unnötige weite Herauslaufen de» Torhüter» begünstigt wurden. Hin zu kamen zwei grosse Fehlentscheidungen de» im übrigen aut leitenden LchredSrichter» Lisch, ver einmal trotz Win- venS de» Linienrichter» einen AuSball nicht gab und ausgerechnet, fiel dadurch «in Tor und dann stellte er Drodlsch ganz ohne Grund vom Platz«. Im übrigen «in schöne» flotte» Spiel vor ca. 400 Zuschauern. Die 2. Elf war ihrem Gegner Meißen 2. nicht ge wachsen und verlor ebenfalls mit 1:8. Gan» unsport lich benahm sich die Jugend. Trotz Zusage und ge nügend Leute trat sie einfach in Merschwitz nicht an. Fußball im VfL. RelkbSbahn Riesa Fn Gröditz verlor die 1. Mannschaft am Sonntag recht unglücklich mit 0:1. Daher hatte die Mannschaft den Sreg verdient, denn ihre Svielweise war etwa» besser. Lkuch lag die Mannschaft mehr im Angriff, wre ihr Geg ner. Leider konnte der Sturm nicht eine ernzig« der zahlreichen Torgelegenheiten au»nutzen. Allerdings wehr ten die Gröbitzer mit aller Energie die Angriffe ab, dabei bediente sich ihr Mittelläufer insbesondere einer Härte, die bestimmt nicht notwendig war. Zweimal waren Elfmeter fällig, al» Riesaer Spieler in aussicht», reicher Stellung zu Fall gebracht wurden. Der dieser Gelegenheit muß mal ein Wort zu dem Kapitel Schieds richter gesagt werben. E» ist leider so, daß in-besonder- in der 2. KrciSklasje SchledSrichterlesstungen gezeigt wer den, di- teilweise an da» Unmöglich« grenzen. Sollten Wirklich keine besseren Kräfte vorhanden sein? Der Spielverlauf zeigte anfang« beide Mannschaf ten gleichstark, dann setzte sich allerdings dre bessere Arbeit der Rrefaer durch. Insbesondere war e» Hasse al» Mittelläufer, der (ederzeit eine gute Leistung zeigte und die Stürmerreihe immer wieder ankurbelte. Allerdings waren hier einige Spieler nicht ganz au» dem Posten, so datz einige aussichtsreich« Sachen verpaßt wurden. Auf dar Gegenseite war e» Eitel al- Rechtsaußen, der immer »weder die Riesaer Hintermannschaft beunruhigte Au Torerfolgen kam aber keine Mannschaft. Auch nach dem Wechsel lagen die ReichSbahner immer etwa» mehr im Ungriff. Aber e» sollte einfach nicht sein. Die besten An- griffe verpufften wirkungslos oder konnte die gegnerische Hintermannschaft im letzten Augenblick immer wieder klaren. Alle» glaubte schon an ein Unentschieden, da war «S doch noch geschehen. Ein harmloser Angriff der Grö ditzer führte durch «inen Deckung-fehler der Hintermann schaft zum einzigen Tore. Wenn auch die Riesaer nun noch alle» auf «ine Karte setzten und mit aNer Macht noch einmal stürmten, e» gelang nicht. Selbst ein wun derbarer KopfbaU de» mit nach vorn gegangenen linken Mr Maobrrplatzenr -«whw.l-A/R Verteidiger» endete an der Latte. Gröditz konnte so al- glücklicher Sieger den Platz verlassen. Eine feine Leistung brachten die „Alten Herren" sertig. In Hartha gewann die Mannschaft gegen die „Alten Herren" de» Sachsenmeister» mit 3:2. Luglaub» Elf gege« be» Koutiueut wurde in London ausgestellt. Mit dret Ausnahmen wird dieselbe Mannschaft am 28. Oktober in London gegen die Vesten de» Festlandes antreten, die Deutschland 8:8 und Irland 8:2 geschlagen Hot. Die Football Association bat für da» Jubiläumbspiel au» Anlaß ihre» 75jährigen vesteben» folgenden Spielern ihr Vertrauen geschenkt: Woodley (Thelseal: Sproston (Tot tenham Hotspur»), Haygood lSrsenal): Billingham, Young (deibe Huddersfield Town), Looping (Arsenal); Matthew» (Stoke City), Robinson (Tbeffetlb WebnoSbay), Lawton (Lverton), Goulden (Westbam United), voyeS (Everton). Ersatzspieler sind vroome (Aston Villa) al» Stürmer und Welsh (Charlton Athletik) al» Läufer. Budpe wird Profi Au, » Januar erste» verusSspiel gege» viue» Der Welt bester Tennisspieler wird, wie setzt endgültig seftfteht, ab 9. Januar 1989 nicht mehr den Gesetzen de» Amateuri-mu» unterstehen. Donald Vudg« tritt an diesem Tage im Neuporker Madison Square Garben, einer der be rühmtesten Sporthallen der Welt, gegen seinen LandSmann Ell»worth Bine» an. Lr wirb zunächst 29 Spiele gegen Vine» auStragrn, und e» folgen dann weitere 29 Treffen mit dem Engländer Fred Perry. Bedeutet für vudg» der Uebertritt zum verusSspielertum den Gewinn von 75999 oder 190999 Dollar, so kann sein Fehlen sich für Amerika» Davi-pokalmannschaft zum Verlust dieser so beißbegehrten Trophäe audwirken — genau so, wie England seinerzeit den Pokal verlor, al» Fred Perry den entscheidenden Schritt wagte. Nunmehr wird Australien Favorit. Und nur eine ganz stark spielende europäische Nation wird verhindern können, daß sich der Davispokal im nächsten Jahr noch wei- ter vom alten Erdteil entfernt, al» e» bi»her der Fall war USA. sucht Sonjas Nachfolgerin Amerika will letzt die Nachfolgerin Sonja Henie» ent- deckt haben. ES bandelt sich hierbei um die 18jährige Eng- länderin Hazel Franklin, die in Hollywood soeben Proben ihre» Können» abgelegt bat und den Beifall aller Fachkreise gefunden haben soll. Leider wird nicht gesagt, ob da» Kind filmisch oder «iSsportltch ein« Begabung — um mehr kann e» sich vorläufig nicht handeln — ist. Auf dem Eise hat Hazel Franklin, die von dem bekannten Londoner Eislaufs lehrer Nicholson trainiert wirb, ihr Können erst einmal iv Europa zu beweisen. Sport in Kürze Mit einer Ueberraschuug endete die erste vadketball. Europameisterschaft der Frauen in Ron». Die überlegen führenden Litauerinnen wurden von Polen 21:24 geschla- gen, im zweiten Kampf besiegte Italien Frankreich um 84:18. Bei Puukt«gleichheit von Italien, Litauen und Bo len gab da» bessere Torverhältnis den AuSschlag, sodaß Italien Europameister wurde. vier neue Weltrekorde mit 25O.cem.Autborb.Motorboot stellte der Italiener Pagliano auk dem Mailänder Wasser stughafen mit folgenden Leistungen auf: 1 Dtd. 80,071 lcm. 2 Std. 120,085 (80,048 Icm/stb), 4 Gib. 234,085 (58,5 Inn std.) und 8 Std. 815,045 lmi (52,5 lcm/std.) Um 1V Meter wurde Olympiasieger und Europameister Matti Järvinen von seinem Schüler Yrjö Nikkanenen ge- schlagen, al» dieser am Sonntag in Kotka mit 78,70 cm einen neuen Weltrekord im Speerwerfen aufstellte. Jär- vinen kam nur auf 89,82 m. Bei der gleichen Veranstal tung gewann Pekuri den 5000-m-Lauf in 14:46,9 vor KurkI mit 14:51,2 und -em Europameister und Weltrekordmann Taisto Mäki mit 15:07,8. Dresdner Spriogerschule wurde i« di« HI. übernommen Mit Wirkung vom 1. Oktober ist die Dresdner Sprin- gerschule, di« von Pg. Jahn, der da» Amt eine» Gebiet», lehrwarte» für Wasserspringen bekleidete, in die Abteilung für Leibeserziehung der Gebietsführung Sachse» Übernom. men worden. Rundfunk-Programm Deutschs« «dseuder Mittwoch, IS. Oktober. 8.80: Au» Köln: Frühkonzert. Da» Rheinische Landes- orchefter. — 9.40: Klein« Turnstunde. — 10.90: Au» BreSlau: Franz Schubert, den Bauernblut un» schenkt«. — 10.80: Fröh licher Kindergarten. — 11.00: Sendepause. — 12.00: Au» Dan zig: Musik zum Mittag. Da» Mustkkorp» der Schutzpolizei der Freien Stadt Danzig. — 15.15: Für jeden etwa» (Ausnahmen«. — Ai^chl.: Programmhinweisr. — 16.00: Musik am Nachmittag. Da» Orchester Dobrindt. — In der Pause 17.00: Au» dem Zeit geschehen. — 18.00: Athen. Ein Städtebild von Lutz Koch. — 18.15: Fr«d«ric Chopin. Helmut Hidegdett (Klavier), Maria Heller (Cembalo). — 18.45: Walzer au» Wien (Jndustrieschall- platten). — 19.00: Sudetendeutsch« Dichter sprechen. — 19.10: Drutschlandecho, — 19.15: Willi Siech spielt. Beethoven: Sonate L-Moll (Ausnahme). — 19.80: Krrnspruch, Kurznachrichten und Wetterbericht. — 19.45: Au» Wien: Festkonzert. Zum jähri gen Bestehen de» Wiener Konzerthause«. Die Wiener Sing- akademie-, die Wiener Svmpboniker; der Wiener Schüben- Bund und Solisten. — 21.20: Der Hochwald. Bilder au» der befreiten Heimat Adalbert Stifter» im Böhmer Wald. — 28.00: bi« 24.00: Au» Wien: Musik au» Wien. Mr Schall» (Sopran), Da» Kleine Orchester de» ReichSsender» Wien (Ausnahme). NeichSseuder Leipzig Mittwoch, 19. Oktober. 6.80: Au» Köln: Frühkonzert. Da- Rheinisch« Lande»- orchester. — 8.30: Au» BreSlau: Für die Arbeit-kameraden in den Betrieben Unterhaltungsmusik. Das Kleine Unterhaltungs orchester. — 10.00: AuS Berlin: Sieb grade denn im Schicksal. Gcdenksendung zum 75. Geburtstag Gustav FrenssenS. — 11.15: Erzeugung und Verbrauch. — 11.35: Heute vor ...Jahren. — 11.40: Hasermotor ohne Hafer. — 12.00: AuS Grimma: Musik für die Arbeitspause. Da- MusikkorpS einer Fliegerhorstkom- mandanrur. — 13.15: AuS Stuttgart: Mittag-konzert. Da» Kleine Rundfunkorchester und Solisten. — 14.00: Zeit, Nach richten, Börse. — Anschl.: Musik nach Lisch (Jndustrieschall- vlatten und Aufnahmen der deutschen Rundfunk-). — 15.Q: Bon fiebernden Radfahrern, Bakteriensressrrn und anderen srii. samrn Heilmethoden. — 15.35: Immer aus den Beinen, wir vergeßen keinenI Au- der Arbeit eine- movernen Frauen- beruf-. — 16.00: Au- Saarbrücken: Unterhaltungskonzert. ES spiel« da- Große Orchester de- Reich-sender- Saarbrücken. — 18.00: Die Stellung de» Künstler» im Mittelalter. — 18.20: Prof. Walter Riemann spielt eigene Werke (Uraussührungen). 18.45: Umschau am Abend. — 19.00: Unterhaltungskonzert. Paul Losie (Bariton), der Chor de- Reich-sender- Leipzig, Friedberi Sammler (Klavierbegleitung), da- Rundfunkorchester. — 1S.45-. Au- Glasgow: Dudelsackmusik. — 20.10: Unterhal- tungökonzrrt i Fortsetzung). — 21 00: Kleine Poftfinsonie. Alte Geschichten für die neue Poplutsche. Hörfolge von A. Artur Kuhnert. — 22.20: Ter Schulungsbrief. — 22.30—24.09: Musik au« Wien. Ille Schall» (Sopran), da» Kleine Orchester da» Reich-sender- Wien. MnAer Fran »7 Xak^ttz-a-TmUch V«V» 8V4» Inge Irak heran, sah den Mann freundlich an und sagte: .Guten Tag? Schön wohne» Sie hier.' .Freilich', sagte der Alte bedächtig, .lassen S« stech des vauerSzeig dortdrüm — «S will kaa Mensch «rbn; nocher hamse» aa su schöer wie mir..." Der Mund verzog sich zu einem Grinsen, tausend Falten sielten im ledernen Ge sicht, er schlurfte, vor sich hinlachend, weiter. „Er hat kein Interesse an hübschen Skihafen', lachte Ang«. Jobst Franke aber bitz sich auf die Lippen, eine Flamme schätz über seine Stirn. Er wandte sich schweigend ab und spurte davon. Inge zuckte die Achseln und ariff zu ihren Stöcken, Else folgte, gegen ganz unbegründet« Tränen kämpfend. Der Weg zu Jobst Frank« schien ihr Plötz- kich gar nicht mehr so leicht und selbstverständlich. Dunkle» vuchS drohend au» der Vergangenheit. Ein Heller Ruf de» Führer». Die Schlvbfahrt besann, e» hieß scharf aufpassen. Al» sie im Tale ankam, sah Jobst ihr mit aufgehelltem Gesicht entgegen, warmer Glanz war in feinen Lugen. Da wurde sie schnell wieder froh und zu versichtlich. Stark und männlich ist er; er wird schon alle» in di« Reihe bringen! Inge war weit über seinen Halte platz hinauSgeschoflen und winkte ungeduldig. .Kaffee!' rief sie durch die hohlen Hände. .Else, können wir einmal allein fahren? Bitte, machen Sie e» möglich!' Sie mutzte die Lider senken vor seinem Blick. Seine Stimme war weich und zärtlich. u «Ja Jobst sagte sie und glitt schnell davon. A>Da setzte auch er sich mit kräftigem .Juhu' in Be legung. „Quatsch: suhu! Kaffee will ich trinken', rief Inge und MM« dv BrtzierA, Zweite» Kapitel Franz Adler, der Gemeindevorsteher de» Dorfe» Feld hausen, ging einig« Wochen danach bedächtig durch den launischen VorfrühlingStag der Mustkstadt zu. Jagende Wolken schütteten plötzlich schrägen Strichregen hernieder, der ihn zwang, den Kragen der Joppe hochzuschlagen und den Kopf einzuziehen. Minuten später lachte wieder die Sonn« und die Landschaft gebärdete sich frühlingshaft. Aber es war Trug, denn die Bäume reckten kahle Aeste zum unzuverlässigen Himmel, die Gra-narbe der Wiesen und Hänge lag gelb und grämlich, trübe- Schmelzwasser füllte den Teich am Wege, die Stare flatterten mißmutig, und schmutziger Schneerest hielt sich hartnäckig in sonnenarmen Winkeln und Gräben. Der Gemeindevorsteher stopfte sich im Gehen «ine neue Pfeife, setzte sie in Brand und brummelte vor sich hin. Er hatte einige sechzig Jahre auf dem Buckel. Da» Brummeln war nicht» anderes als lautes Denken. Er sprach im All tag wenig, sammelte schweigend seine Erfahrungen, münzte sie »n Lebensweisheit um und wartete aus besondere Gelegenheit, sie von sich zu geben. Das geschah ab und zu in den Gemeinderatssitzungen. Wenn daraufhin der Mei nungsstreit wogte, saß er unberührt, mit einem fast ver ächtlichen Schimmer in den wasierhellen Augen unter den buschigen Brauen. Alle .Für»' und .Wider-' hakte er nicht eilig mit dem Mundwerk hin» und hergezogen, son dern mit dem Verstand abgewogen und formuliert. Rein, der Adler war nicht dumm, da- wubte man nicht nur in Feldhausen. Er war auf dem Wege zu seinem alten Schulkameraden Andrea- Christian Franke. Bald stand er vor einem geräumigen, zweistöckigen Hau- mit großem Torbogen, der auf einen gepslasterten Hof führte. Ueber der Einfahrt war «in große- Firmen schild angebracht: A. CH. Franke. Adler schüttelt« verwundert mit dem Kopf. Das tat er immer, wenn er — selten allerdings — vor diesem Hause stand. Der Christian war — veroimmig! — ein großer Mann geworden. Unter dem Namen stand zu lesen: .Musikinstrumenten - Saitenfabrik', .Engros' .Export'. Die Fenster de- Erdgeschosses hatten Milchglasscheiben, in denen die Schutzmarke der Firma prangte. Es wollte dem Gemeindevorsteher nicht in den Kopf. Der Christian wollt« das brüderlich« Erb« nicht antreteri, den väterlichen Hof in Feldhaus»« nicht nehmen? Da wäre doch gelacht! Er gab sich «inen Ruck, ging über di« Straße und sah sich im Torbogen suchend um. Kisten standen an der einen Wand aufgestapelt, an der anderen wiesen Inschriften und Pfeil«: »Zur Ablieferung', „Zum Kontor', .Eintreten, ohne anzuklopsen!' .Al- ib iech oaklopfen tät...',brummt«Adler und ging durch die Tür. Er stand in einem großen Raum, der aber bi» in all« Ecken ousgenutzt war. Mädchen klapperten auf Schreib maschinen, ein Mann mittleren Alter- saß auf einem Drehstuhl vor längst unmodernem, hohem Pult und hatte unförmige Bücher vor sich. Er schielte mißmutig über die Brille hinweg zur Tür, wo der Bauer vor einem quer- ««stellten Ladentisch Hallmachen mußte. Ein Jüngling schlängelte sich aus der Ecke heran und tat sehr gewandt. „Womit kann ich Ihnen dienen?' „Wu iS'n der Chef — iech hält' mit ne zu reden?' „Schön, mit wem haben wir die Ehre?' „Sog: der Adler von Feldhausen wär do.' „Will mal sehen...', sagte der Jüngling beleidigt und verschwand im Nebenzimmer. A. CH. Frank« stellte kein« ortsansässigen Angestellten ein. Seine Rede war: die lernen nur, gucken die Adressen ab, machen sich später selb ständig, drücken die Preise, weil sie weniger Spesen haben al- ein großes Hau-, und wir kommen noch mehr auf den Hund als wir schon sind. Der Jüngling wand sich wieder au- der Tür; al- er sie leise und respektvoll schließen wpllte, wurde sie von innen temperamentvoll geöffnet. Der Kommt- geriet leicht ins Schwanken. Eine laute, herrische Stimme rief: .Komm 'rein, Franz!' Andrea- Christian, in einem lackbeschmierten Arbeits kittel, fuhr sich nervös durch die dichten grauen Haare. Die Gestalt war «in wenig massiv, das Gesicht hatte grobe, jedoch nicht unschöne Züge. Ein grauer Schnurrbart über vollen Lippen, lebendige, scharfe Augen und eine auf fallend hohe Stirn schufen einen Kopf, der halb der eine- Land-knechtS, halb der «ine- Künstlerkopfs war. Man sah ihm den Bauernsohn nicht mehr an. (Fortsetzung folgt)
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