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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.01.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120117029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912011702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912011702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-01
- Tag1912-01-17
- Monat1912-01
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Bezugs-Preis lür L«ipzia mid Poron« durch «nler« Träger und Spediteur« ümal täglich in» Hau» gebracht: AI Pt. monatl-, L.7Ü Mk. vi«rt«Uäkrl. Bei unlern Filialen u. An nahmestellen abaeholt^ 7s PI. monatl., 2^S«I«. vierieltährl. »n«h »i« Beit: innerhalb Drutlchland» und der deutschen Kolonien vterteljährl. S.SU Mk., monatl. I^V Sit. au»icht. Postdestrllgeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauftaatrn, Italien, Lurembura. Niederlande. Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Nuhland, Schweden, Schwei» u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Seschäst.slellr de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Lbonnem«nt»-Bnnahin« I»hauui»gas>« 8, bei unteren Trägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Pogämtern und Briefträgern. vs»t«lo«rkauf»pret» 10 Ps. Abend-Ausgabe. Wp.ttgcr.TmMatt rel.-r>iW. ü m Handelszeitung. j stL Ämlsvlatt -cs Rates «n- -es Notizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeig en-Preis für Inserat» au» Letpjtg und Umgebmrg di» lIpaltig«Pettt»»il,SPs-dtiNrNa»»- »etl« l Ml. »an au»wärt» .10 Pt. Neklame« llv Mk. Inserate von Behärden im anü- lichen Teil di« P«tit<»il« SN P» <b«Ichä>t»on»«tgen mit Plagporschrist«« im Preis« «rtz-ht. Nabatt noch Taris, B«ilaa«a»dlbr Gesamt, auslag« 5 Mk. o Tausend «rkl. P«ft,»büdL Teildeilag« höher. FefterteUt, «ufträg, können nicht «grält» a«»»,«n werden Für da» itrlchet»«» a, bestimmten Taaen und Plätzen wird tri»« Garantie übernommen. üln»«t,«».Annahme S»tz»»«t»g,II« üh d«i sämtlichen Fltial«n n. alle» «anonre» Elpeditionen de» In» and Autland«» Drnö und veeln, »»» Fisch«r ch kUrstor Inhaber Pani kkürstin. NedaNto» und Geschält.steli: 2»hannt»gall« 8» Haupt-Filiale rr«.d«n: Eeestraße < l (T«l«ph»n öSSV. Nr. 30. Mittwoch, ärn 17. Januar ISI2. los. Zshrgsng. Die vorliegende Ausgabe musaßt 8 Leuen. Oss Wichtigste. * Wegen Verrats militärischer Ge heimnisse findet heute vor dem Vereinigten Zweiten und Dritten Strafsenat des Reichs- gerichts Verhandlung gegen den Frhrn. von Winogradoff und den Ingenieur v. C'e r n o statt, (s. d. des. Art.) * In Leipzig wurde ein Verein „Leipziger Jahr es aus stell un g" begründet. Ende März bis Ende Juni findet die erste Aus stellung im Handelshofc statt. (Vcrgl. Feuill.) * Die Beendigung des englischen Baumwollarbeiter st reiks steht bevor. (S. Pol. Nachr.) Die preutzi che Steuernlmelle. Beim Beginn der Landtagssession hat die preußische Regierung einen (Gesetzentwurf ein gebracht, der die ihr in der Steuergesetznovelle vom 26. Mai 1009 auferlegte Verpflichtung erfüllt, innerhalb dreier Jahre ein Gesetz über die or ganische Neuordnung der direkten Staatsstcuern vorzulegen. Die Regierung hatte zur Bestreitung der Mittel für die Gehaltserhöhungen damals die Genehmigung zur Erhebung eines Stcuerzu- schlaacs zu den Einkommensteuern erhalten. Die sen Zuschlag dauernd zu erheben, wie die Rc- gierung es wollte, hatte der Landtag abgelchnt, sondern eine bestimmte Dauer, nämlich drei Jahre, festgesetzt und der Regierung die eingangs erwähnte Verpflichtung auserlegt. An maßgeben der Stelle ließ man nie einen Zweifel darüber, daß ohne diesen Zuschlag die Finanzen auch nach Ablauf der drei Jahre nicht balanciert werden könnten, und gegen jeden Versuch, den Zuschlag zu beseitigen, machte der Finanzminister entschieden Front und kündigte an, daß der Zu schlag als solcher zwar aufgehoben, aber in die Steuersätze cingegliedert werden sollte. Darauf beschränkt sich im wesentlichen der vorliegende Gesetzentwurf, der, wie amtlicherseits ausdrück lich betont wird, dem Staate keine Mehrein nahmen bringt, vielmehr noch einen Einnahme ausfall von ein paar Mi.lionen verursachen wird. Wer im Prinzip dem Vorschläge zustimmt, daß die Zuschläge einen untrennbaren Teil der Einkommensteuer werden sollen, wird gegen den Entwurf wenig einwcnden können, zumal dieser die schwachen Schultern schont und die mittleren Einwmmen sogar noch etwas entlastet. Auch sonst bringt der Entwurf einzelne Erleichte rungen der schwächeren Schultern, von denen wir diejenige, daß im Falle einer Erwerbslätigkeit der Ehefrau die hierdurch be dingten Mehraufwendungen im Haushalt zu einer Steuerermäßigung berechtigen, wenn Mann und Frau nicht mehr als zusammen 3000 Mark verdienen, besonders hervorheben wollen. Schmerzlich empfunden wird es freilich werden, daß nunmehr, wo die Zuschläge den Steuersätzen eingciügt werden, die Kommunal- usw. Abgaben nach der vollen Summe der Staatseinkommen- stcuer berechnet werden müssen, während bisher der Zuschlag außer Betracht blieb bei dieser Berechnung. Einer schärferen Kritik als die Steuernovelle selbst werden die neuen Strafbestimmun gen begegnen, die für absichtliche Steuer hinterziehungen festgesetzt sind. Die kürzlich in der Presse aufgetauchte Meldung, daß eventuell auf solche Vergehen Gefängnisstrafe anstatt der jetzt im Falle der uneintreibbarcn Geldstrafe üblichen Haftstrafe gelegt werden soll, findet in dem Entwürfe Bestätigung. Bei Steuerhinter ziehung im Rückfall soll sogar neben der Geld strafe auf Gefängnis bis zu einem Jahre erkannt werden können. Das ist sehr hart, wenn man auch anerkennen muß, daß durch Steuxr- hinterziehungcn die Allgemeinheit getroffen wird und deshalb jenen entgegengetreten werden muh. Zur größeren Gewähr der richtigen Veranla gung werden noch einzelne Bestimmungen ge trosten, von denen diejenige, wonach die Ver pflichtung der Arbeitgeber zur Angabe des Lohns der bei ihnen beschäftigten Personen aus Ar beiter und Angestellte mit Einkommen von über 3000 Mark ausgedehnt werden soll, besonders interessieren wird. Stichwahl unü RLjchsüeuilcher Mittel» lmnüsverkanü in Sachsen. Der Reichsdeutsche Mittclstanüsverdand ersucht uns. nochmals zur Kenntnis der hiesigen Wählerschaft zu bringen, daß sich der nationalliberale Reichstags kandidat Herr Justiziar Dr. Iunck in durchaus be friedigender Weise zu dem wirtschaftlichen Programm des geeinigten deutschen Eesamtmittelstandcs ge äußert hat. Der Verband fordert deshalb die Wähler des Mittelstandes dringend auf. am Stichwahltage ihre Pflicht zu erfüllen und Maim für Mann für Herrn Justizrat Dr. Iunck einzutreten. Nicht ein« Mittelstanösstimmc darf für die vaterlandslose Sozialdemokratie abgegeben werden! Einen ähnlichen Aufruf hat der Reichsdeutsche Mittelstanüsverband für di« übrigen ordnungspartei lichen Stichwahlkantioaten in Sachsen ergehen lassen, so für den Reformer Gräfe in Bautzen, für die konservativen bzw. freikonseroatioen Kandidaten Oberjustizrat Dr. Giese in Oschatz - Wurzen- Grimma. Generalleutnant z. D. v. Liebert in Borna-Pegau und Landgerichtsdirektor Dr. Wagner in Freiberg-Hainichen, für den nationalliberalen Kandidaten Dr. Heinze in Dresden-Altstadt sowie endlich für den frei sinnigen Kandidaten Oskar Günther in Plauen im Dogtl. Bei Günther geht der Verband von der Ucberzrugung aus, daß die Fortschrittliche Volks partei in Sachsen ebenfalls ihre Pflicht gegenüber dem nationalen Bürgertum erfüllt und ihre Front gegen die Sozialdemokratie richtet. Die Deutsche Ketormpartei. Der Vorstand des Landesvere.in? der Deutschen Reformpartei im Königreich Sachsen fordert alle seine Gesinnungsgenossen auf, bei den Stichwahlen Mann für Mann die nationalen Kandidaten zu wählen, also in Bautzen — Gräfe, Freiberg — Dr. Wagner, Oschatz — Dr. Giese, Borna — von Liebert, Dresden — Dr. Heinze, Leipzig — Dr. I u n ck, Löbau — Wehrmann, . Plauen — Günther. Der neue Spianugeproreh vor üem AeithLgerlcht. Der erste Splouagcprozeß im neuen Jahr! Ucbermorgcu solgl der zweite, und da aller guten Dinge drei sind, wird uns der Januar au seinem letzten Tage noch einen auftiichen. Ein netter Anfang, der die besten Aussichten aus ein ar- bcarsreiches „Gcschästsjahr" des „Spionagesenats" ain Rcützsgerichl in jich birgt. Wieder sind cs heule zwei Gentlemanspione, zur Abwechselung ein Russe und ein Ungar: Frhr. Victor von Winogradoff, russischer Staats angehöriger, und der ungarische Ingenieur Wil helm v. Cerno. Auch eine neue „Spionageprozeßordnung" hat das Jahr 1912 gebracht. Der große Prunk saal, in dem die Herren Trench und Brandon, Mons. Lux und — last not least — die zierliche Mlle. Thirion den Lohn für ihre Emsigkeit emp fingen, der große Saal mit seiner schlechten Akustik, er ist über eine Vorsaaltempcratur nicht hinauszubriugen. Ich denke, cs ist von Vorteil für den Russen und den Magyaren, daß man für die Verhandlung den kleinen gemütlichen Saal 6 gewählt hat: die Flucht des sauberen Mons. Lux, die leicht zu durchschauende Sclbst- mordkomödie des intelligenten Mr. Trench, vor her die unbegrenzte — sagen wir — Offenheit des Mr. Schultz und viele andere Umstände — wenn ich dabei noch bei einer Zimmertemperatur von 13 Grad „Wärme" ein Urteil fällen sollte, es würde tvohl etwas kühl ausfallcn. Von Fpy.stiukejt ist in dem kleinen Saal mit seiner traütctt Beleuchtung nichts zu spüren. Die gemütlich mutet cs an, wcnn dcr gMse Vor- -kll§ Mter kbe. Roman von H. ConrthS-Mahler. V3) (Nachdruck verhole«) ,,Ev', liebe Ev', was ist dir nur geschehen? Dich drückt noch etwas anderes als deine Krank heit und dein gebrochenes Bein?" fragte sie eines Tages. Da wurde aber Eva sofort wieder unruhig und in die Augen trat ein so angstvoller Aus druck, daß Jutta erschrak und nicht mehr zu fragen wagte. Sie sprach später jedoch mit Götz darüber. „Ich kann mir nicht helfen, Götz, aber mit Eva ist eine Umwandlung vor sich gegangen, an der nicht nur ihr körperliches Leiden schuld ist. Habt ihr euch etwa gezankt?" Götz schüttelte sorgenvoll den Kopf. „Nein, Jutta, ganz gewiß nicht. Ich habe mir auch schon den Kopf zerbrochen über ihr verändertes Wesen. Auch mit dem Arzt sprach ich darüber. Er behauptete, das würde alles wieder gut. Nur Ruhe sollen wir ihr lassen, sie nicht mit Fragen aufregen. Sicher sei sie in ihrem hilflosen Zustande da draußen im Ge wittersturm von ängstlichen Bildern gequält wor den und müsse das erst überwinden." Sie mußten sich damit zufrieden geben und sprachen nicht mehr davon. Aber Juttas schar fen Augen entging nicht, daß Eva unruhig wurde, wenn Götz ins Zimmer trat, und daß sie die Augen geschlossen hielt, bis er wieder hin ausgegangen war. Das sonst so wilde, unruhige Mädchen schien sich im Krankenzimmer vollst indig geändert zu haben. Sie umgab Eva mit so zarter, liebe voller Fürsorge, daß Götz ihr wiederholt in herzlicher Dankbarkeit die Hand küßte. Sie suchte auch ihm Trost und Mut einzusprechen. Es mußte ja alles wieder gut werden. Von Wollersheim kam täglich jemand her über, um sich nach Evas Befinden zu erkundigen. Ihr Vater sorgte sich sehr um sie und war bedrückt und traurig. Götz hatte Mrs. Fokham nur schonend mit geteilt, daß Eva bei einem Sturz den Unter schenkel gebrochen habe, sich aber bereits auf dem Wege der Besserung befinde. Sie fragte nach Erhalt deS Briefes sofort telegraphisch an, ob die Besserung anhalte und ob Evas Zustand besorgniserregend sei. Götz kabelte zurück, es gehe langsam, aber sicher besser. Was sollte er auch die ferne Mutter beun ruhigen. Sie konnte nicht helfen und sah in der Ferne natürlich alles noch schlimmer, al- eS in Wirklichkeit war. Körperlich ging es auch tatsächlich immer besser mit Eva. Nur der apathische Scelenzu- stand wollte nicht weichen. Sie schien so fremd und verwandelt. Kein Lächeln erhellte ihre Züge; und wenn Götz zu ihr trat und um ein liebes Wort bettelte, wurde sie so unruhig und erregt, daß er sich immer wieder mit schmerzlicher Sorge zurückzog. Da Eva auch Jutta gegenüber still und verändert war, scheuchte er den Gedanken, sie könne etwas gegen ihn haben, immer wieder zurück und hoffte, daß ihre völlige Genesung auch ihr Wesen wieder verändern würde. Je mehr Eoa sich körperlich erholte, je quä lender wurden ihre Gedanken. Trotz unablässi gen Grübelns hatte sie noch keinen Ausweg gefunden, um ihr Verhältnis zu Götz klar zu stellen, ohne ihm die Wahrheit zu sagen. Tau send Pläne ersann und verwarf sie wieder. End lich, in einer schlaflosen Nacht, kam ihr ein Gedanke, dcr ihr ausführbar erschien. Sie be leuchtete ihn von allen Seiten und sagte sich, daß er gut sei. Sie lebte sich nun völlig in diesen Gedanken ein, und von dieser Zeit an wurde sie innerlich ruhiger und freier. Mit ihrem Glück hatte sie abgerechnet. Sie wußte, es gab kein Glück mehr für sie nach der Gewißheit, daß Götz sie nicht liebte. Aber sie wollte wenigstens mit Würde ihr Schicksal tragen. Nur mußte sie erst aus der qualvollen Situation erlöst sein, mußte die Angst los sein, seine Zärtlichkeiten über sich ergehen lassen zu müssen, diese Zärtlichkeiten, die sie vor sich selbst erniedrigten, da sie wußte, daß sein Herz keinen Anteil daran hatte. Ihr Bein war nun geheilt. Der Arzt hatte den Verband entfernt, und nun sollte sie wieder aufstchen und sich langsam bewegen. Jutta sollte am nächsten Tage, nachdem Eva das Bett verlassen hatte, nach Wollersheim zu rückkehren. Sie hatte ihren siebzehnten Geburts tag im Krankenzimmer verlebt; und die Eltern wollten ihr nun erst, bei ihrer Heimkehr, ihre Geschenke aufbauen. O O O Fritz von Wollersheim hatte Juttas Rück- kehr sehnsüchtig erwartet. Dem Versprechen ge treu, das er sich selbst gegeben, hatte er Jutta kein Wort über seine Liebe verraten. Nun waren aber schon einige Wochen über ihren siebzehnten Geburtstag vergangen, und er konnte nicht mit ihr sprechen. Daher freute er sich am meisten, baß Jutta ihre Heimkehr anmeldete. Er ließ es sich nicht nehmen, sie selbst abzuholen in Herrenfelde. Sonderbarerweise ließ er den ge schlossenen Landauer anspannen, statt des sonst von Jutta bevorzugten JagdwagenS. Fritz sah, als er in Herrenfeld« eintraf, Eva zum ersten Male wieder seit ihrer Erkrankung. Ihr Anblick schnitt ihr ins Herz. Nicht, daß sie noch besonders elend und leidend ausgesehen hätte, aber in ihren Augen lag ein Ausdruck, der ihm wehe tat, ohne daß er ihn erklären konnte. Er war eine Weile mit ihr allein. Herzlich sprach er mit ihr, wie mit einer Schwester, deren Zustand ihm Sorge machte. Eva brachte das Gespräch auf Jutta. „Fritz — sie ist in diesen Wochen gereift — du wirst deine Freude an ihr haben. Sie war mir ein großer Trost, eine treue Stütze. Ich habe in meiner Krankheit ihren Geburtstag ganz vergessen. Nun will ich ihr nichts darüber sagen. Aber ich weiß, ihr baut ihren Gabentisch erst heute auf. Bitte, nimm dieses Armband mit und lege es ihr in meinem Namen auf den Tisch. Ich bekam es von meiner Mutter, und Jutta hat es immer so sehr bewundert. Sie wird sich darüber freuen." » Fritz steckte das Etui zu sich, das ihm Eva gab, und versprach, ihren Auftrag auszuführen. „Hoffentlich sehen wir auch dich nun bald wieder einmal in Wollersheim," sagte er, ihre Hand küssend. „Vielleicht, Fritz — vielleicht muß ich bald kommen — um mir deine Braut auzusehen," sagte sie mit ihrem lieben, alten Lächeln. Er sah sie mit brennenden Augen an. „Geht es nach mir, Eva, — dann kannst du uns bald, sehr bald gratulieren." Da nahm sie ihn beim Kops und küßte ihn herzlich auf den Mund. „Sollst mir ein lieber Bruder sein," flüsterte sie ergriffen. Auch Fritz war sehr bewegt. Sie hatten beide nicht gehört, daß Götz eingetreten war. Er sah, daß Eva Fritz küßte und ihm mit einem lieben — ach, so lieben Blick etwas zuflüsterte. Wie lange hatte sie ihn nicht so angesehen. Einen Augenblick stieg ein selt sames Gefühl in ihm auf. Er verwarf es sofort wieder. Aber es lastete doch wie ein heimlicher Druck auf ihm. Fritz verabschiedete sich bald darauf mit Jutta. Götz begleitete sie an den Wagen und verabschiedete sich mit warmen Dankesworten v m Jutta. Sie schüttelte den Kopf. „Mach' doch kein Aufheben davon, Götz; ich bin doch froh, daß ich auch einmal zu etwas nütze war. Nun geh' nur wieder hinein zu Ev'. Hoffentlich findet sie nun bald ihren Frohsinn wieder," sagte sie. Fritz stieg zu ihr in den Wagen. Einen Augenblick sah Götz in Fritz' hübsche-, gebräun te- Gesicht, und die Erinnerung an den Kuß, den Eva ihm gegeben, wurde wieder lebendig-, Aergerlich über sich selbst trat er mit einem Gruß zurück, und der Wagen rollte davon. Jutta atmete auf, als sic mit Fritz allein war. „Weißt du, Fritz, nun bin ich doch froh, daß ich wieder nach Hause komme," sagte sie lächelnd Fritz stieß einen Seufzer aus. „Ich auch, Jutz. Du hast mir ganz unglaub lich gefehlt." Sie sah ihn unsicher an. „Hattest wohl niemand, mit dem du dich > zanken konntest?" fragte sie sie im alten Neckton. „Vor allen Dingen fehltest du mir zu einem anderen Zweck, Jutz. Ich bin nämlich mit mir ins Reine gekommen, daß ich es doch auf die Dauer nicht aushalte, unverheiratet zu bleiben Ich möchte mich furchtbar gern verloben. Und da sollst du mir mein Versprechen zurückgeben — weißt — daß ich mich nie verheiraten will." Sie war sehr blaß geworden und rückte un willkürlich von ihm fort, so weit es der Wagen sitz gestattete. Ihre Augen umschatteten sich, und der Mund zuckte wie in verhaltenem Weinen. „Gelt, Jutz, — du gibst mir mein Wort zurück," bat er nochmals, da sie stumm blieb. Sie faßte sich mühsam. „Meinetwegen — ich — mir ist es ganz einerlei — meinetwegen kannst du gleich morgen Hochzeit halten, wenn du willst," würgte sie hervor. Aber sie konnte dann doch nicht hin dern, daß ihr die Hellen Tränen über die Wangen rollten. Da nahm er sie plötzlich fest in seine Arme, was er sich bei dem geschlossenen Wagen wohl gestatten konnte, und küßte die Tränen fort. „Süßer, kleiner, trotziger Jutz, — ist e- dir wirklich so gleichgültig? Weißt du denn nicht, daß ich dich liebe, schon lange, lange, daß ich nicht ohne dich leben kann? Unsere schöne Kameradschaft genügt mir längst nicht mehr. Meine liebe, kleine Frau sollst du werden, du dummer, dummer Jutz. Ich wollte ja nur warten, bis du siebzehn Jahre bist; und nun habe ich doch noch drei Wochen zugeben müssen. Sag, Jutz — willst du meine Frau werden?" Sie saß wie gelähmt, und die Tränen flössen reichlich. Endlich sagte sie stockend und zwei felnd : „Du, — wcnn du jetzt einen Ulk machtest, — das wäre gemein." - Er küßte sie mitten auf den blühenden, trotzigen Mund. Dann sah er ihr tief in die Augen. , „Aber, Jutz, — hast du denn gar nicht gemerkt? Manchmal habe ich's doch kaum ver bergen können, wie lieb ich dich habe." ^Kortsetzung in der Morgenausgabe.)
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