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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.01.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120129011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912012901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-01
- Tag1912-01-29
- Monat1912-01
- Jahr1912
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Bezug»-Preis für L«>vita «»» Por»N» l>»rch »«ier» Tröger und Eo«»tte»r« 2««l I-glich in» Pau» gedrachl «iPi. monatt..r.7-Mr. vienetjöhri. Br« uniern illlialrn ». An nahmestellen adacdalt t» Pi. »onatl, rL Ütt. otetteliahrl. »nrch die Poltr innerhalb Deuttchland, und der dentichen Kolonien vierirliädrl. >.i» Mk.. monatl. 1L0 Slk. au»ühc. PoitdelleUaeld Kerner in Belgien, Dänemark »en Donauftoaten, Italien, tiuremdura. Niederlande. Nor wegen. Or)t»rr»>«. ltnaaen. Nuhland, Schweden, t-tdw«U a t-oonien. In ollen übrigen Kroaten nur direkt durch di« <b«>ch-N»ft«Ue de» Blatte» «rhältttch. Da» U«ip,tg«r Tageblatt «rtchetnl 2 mal täglich, tsonn- a. Keiettag» nur morgen». >donn«menl»-<innadm« S»da,n«»aal>» ch b»ian>»,«n Tragern. ti»lial»n.töp»dtt»««en «tb UnnahmelteUea. iowl« Boitämtern and Brteltragent. Ut»t«lo,,la»i»p,,t» »0 Vt. Morgen-Ausgabe. KiMer T ageblalt s 14 8S2 l«.cht«»lchl»n 2 . l 14 892 «Rachianlchlu» Trl.-Änschl ^I4vgz Tel..A«fchl Amtsökatt -es Aales und -es Nolrzeiamtcs -er Stadt Leipzig. Auzeigeu-Prei» für Inlerat» au, i.'«tor>r und Umgebung die tlpaitig» Pettttetl« S Pi, die Neklame- ,«tl« I Ml. »on au»wart» »> Pi. Reklamen T20 Mk. Inierat« »on Bedorden ,m amt lich», Teil »i« Petitteile S0 PI <i«Ichäst»ant»igen mit Plagvorichttste» >m Preil« «rdobt Rabatt nach Tarif. Beilage,«düd, »elaml- auflag« ü Ml. o Tauiend «rkl. Poklgedühr. Teildetlag» böher. Fekertetlt» ttuitrao» können nt-bt »urück- gerogen werden. Kür da» «Iricheinen an oe'timmlen Tagen und Plagen wird kein« lbaranli« übernommen. «n,eigen - Onnabm« 2»y«,m»«,ii» S; bet »amtlichen Filialen u. ollen lännoncen- Erpedltionen de» In- und Lutlande». Lr,a uu» Verla, »on gilch», ck KürfteP Inhaber. Paul ttürfteu. Nedattio, »u» i».I»IN»ii,«e: 2ovannl»gai1« L Nr. 51. Montag, aen LS. llanusr ISIS. ISS. Jahrgang. Die vorlieqende Ansqabe umfaßt 10 Leuen. Das Wichtigste. - KönigFriedrichAugust trifft heute vor mittag zu einem dreitägigen Aufenthalt in Leipzig ein. * Die Entäußerung portugiesischer Kolonien an Deutschland wird in englischen und New Yorker Blättern lebhaft erörtert. (S. den bes. Art.) * Die Pforte hat der französischen Regierung ihren Dank dafür ausgesprochen, daß Frankreich so energisch für die Freilassung der auf der „Ma- nuba" festgenommenen Türken eingetreten sei. (S. den bes. Art.) * Chinesische kaiserliche Generale fordern die Errichtung einer chinesischen Republik. (S. den bes. Art.) * Der Sächsische Lehrerverein nahm in einer Vertreterversammlung am Sonnabend und Sonntag in Dresden Stellung zu dem Schul gesetzentwurf der Regierung. (S. den bes. Ärt.) * De?L e ipzigerSportklub gewann gestern die Mei st erschaft von Oe st erreich im Eis hockey. (S. Sportnachr.) * Der französische Schwankdichter Bissau ist im Alter von 64 Jahren gestorben. (S. Kunst u. Wissensch.) Vertteternerlammlung ües SächliMen Lehrervereins. r. Dresden, 28. Jan. sVon unserem nach Dresden entsandten Spezialberichter st atter.) Wie wir bereits in der Sonntagsausgabe kurz berichteten, fand am Sonnabend und Sonntag in Dresden im Städtischen Ausstellungspalast eine außerordentliche Vertreterversammlung des Säch sischen Lehrervereins statt, um Stellung zu nehmen zu dem Regierungsentwurf des Schulgesetzes. Zu den gleichfalls mitgeteilten Themen der einzelnen Refe renten, die über den von der Regierung heraus gegebenen Volksschulgesetzentwurf in Beziehung zu der Denkschrift des Sächsischen Lehrervereins orien tieren sollten, teilen wir in Ergänzung unserer gestrigen Meldung folgendes mit: Der erste Redner, Herr E. Beyer- Leipzig, betonte, daß zwischen dem Ncgierungsentwurfe und der genannten Denkschrift eine große Kluft bestehe. Er wies das nach, indem er die Abschnitte „Ausgabe der Volksschule, innere Gestaltung derselben, allgemeine Volksschule und Konfessionalität" in beiden Werken verglich und nochmals kurz die Berechtigung der Forderungen des Sachs. Lehrervereins begründete. Herr Winkler- Chemnitz sprach über die „Fort- bildungsschule. Er erkannte an, daß eine Anzahl der in der Denkschrift der Lehrerschaft ge äußerten Wünsche erfüllt sind, vor allem, daß die Madchenfortbildungsschule im Entwürfe verlangt ist. Zu bedauern sei es, daß dieser auf halbem Wege stehen bleibt und keinerlei Rücksicht auf die Fort bildung der Jugend nach der Fortbildungsschule nimmt. Herr H ä n tz s ch e l - Dresden vertrat die Wünsche der Lehrerschaft bezüglich der hygieni schen Forderungen der Schule. Dem Vorhaben der Regierung entgegen, die einzelnen hygienischen Vor schriften der Regelung im Verordnungswege zu über lassen, sprach er als eindringlichen Wunsch der Lehrer schaft aus, der gesundheitlichen Fürsorge in der Volks- schule einen besonderen Abschnitt im Gesetz zu widmen. Dann referierte nochmals Herr Winkler- Chemnitz, und zwar über die Rechtsverhältnisse der Volksschullchrer nach dem Gesetzentwurf. Da der Hauptgrundsatz, so führte er aus, daß die Ständig, keit nicht mit der Stelle, sondern mit der Person ver- Hunden sein müßte, unberücksichtigt geblieben ist, be stehen alle Härten fort, die aus dem in Sachsen gültigen Stellensystem folgen, so z. B. in den Groß städten das Provisorium. Herb enttäuschte die Auf rechterhaltung der alten Pflichtstundcnzahl, da ihre Herabsetzung der Schule zugute käme und auch die Kräfte frei mache zu sozialer Tätigkeit. Eine Gefahr für die Schule erblickt die Lehrerschaft in der Erweiterung des allgemeinen Amtsgelübdes. Die Eltern, nicht weniger aber die gesamte Öffentlichkeit, müssen Wert darauf legen, daß der Lehrer das Recht habe, zu ihnen öffentlich über Schulfragen zu sprechen und Kritik an den Einrichtungen der Schule zu üben. Herr Stenzel-Plauen hob bei Besprechung der Di sziplinarbe stimm ungen hervor: Die Einrichtung von Dienststrafgerichten für Lehrer ist zu begrüßen. Aber die Dicnststrafbestimmungen des Staatsdienergesetzes, die nach dem Regierungsenr- wurfe auf die Volksschullehrer einfach übertragen werden sollen, ist durch die heutige Rechtsanschauung und Rechtspraxis selbst bereits überholt. Er stellte dem nochmals die Forderungen der Lehrerschaft ent gegen. Ueber die Wünsche der Lehrerschaft betreffs der Schulverwaltung berichtete Herr Häntz- sch e l-Dresden und betonte, der Entwurf entspreche auf dem Gebiete der Verwaltung dem Programme einer modernen Schulgesetzgebung in keiner Weise. Der Entwurf bringt nicht die flewünsSite Durckssüb rung der Selbstverwaltung in allen Instanzen, stellt also das Erziehungs- und llnterrichtswesen nicht auf die breite Grundlage, die im Interesse einer gedeih lichen Weiterentwicklung der Schule dringend geboten ist. Ein kleiner Schritt in der Emanzipation sei durch Aushebung der geistlichen Ortsschulaufsicht vorwärts getan worden. Doch sei die Beaufsichtigung des Reli gionsunterrichtes durch die Geistlichen geblieben und die Verbindung des Kultus- mit dem Unterrichts ministerium beibehalten worden. Unbedingt not wendig ist die Durchführung der Selbstverwaltung auf dem gesamten Gebiete der Schulverwaltung unter Heranziehung von Laien und amtierender Volksschul lehrer und -Lehrerinnen als Sachverständige für alle Instanzen. Es widerspricht der Auffassung von einem Gesetze, wenn wichtige Punkte, die unbedingt gesetz licher Regelung bedürfen, dem Bestimmungsrechte der Gemeinde überlassen bleiben. Am S o n n ta g vormittag wurden die Verhand lungen fortgesetzt, die nachmittags gegen drei Uhr ihr Ende fanden. Auf Grund der Referate kam die Vertreterversammlung zur einstimmigen An nahme folgender Erklärung des Sächsischen Lehrervereins zum Regie- rungoentwurs für ein neues Schulgesetz. Ein Schulgesetz, das einen wirklichen Fortschritt im Volksfchlllwesen herbeiführen und einen kräftigen Anstoß zur Hebung der Volksbildung geben soll, muß dem Geiste und den Bedürfnissen unserer Zeit und den Forderungen einer neuzeitlichen Pädagogik ent sprechen. Wir haben in jahrelanger, hingebender Arbeit die Grundzüge zu einer Neugestaltung unseres Volksschulwcsens beraten und in einer Denkschrift eingehend begründet. Der Regierungscntwurf er füllt jedoch kein« einzige unserer grundlegenden, für ein« wirksame Hebung des Voschsschulwcsens und da mit der Volksbildung entscheidenden Forderungen. Allgemeine Volksschule. Die Lehrerschaft fordert im Interest« einer ein heitlichen nationalen Erziehung und der Versöhnung der sozialen und konfessionellen Gegensätze die allge meine Volksschule und erblickt in ihr den Grund pfeiler im Aufbau des gesamten Schulwesens. In jedem Orte soll nur eine Gattung von Volksschulen mit einem dem Stande der gegenwärtigen mittleren Volksschule entsprech nden Mindestmaß von Stunden bestehen. Innerhalb der Volksschule ist eine Gliede rung nach Konfession und Vermögen der Eltern un zulässig. Der Unterricht ist unentgeltlich. Der Ent wurf dagegen läßt die bisherige höchst nachteilige Zersplitterung unseres Volksschulwesens in einfache, mittlere und höhere Volksschulen bestehen. Der Staat erlaubt nach wie vor den Gemeinden, das kümmerliche Institut der einfachen Volksschule mit seinem völlig ungenügenden Maß von Unterrichts stunden beizubehalten. Die Entwicklung des säch sischen Volksschulwesens seit 1873 hat aber gezeigt, daß auf diese Weise die allgemeine Volksschule nicht zur Durchführung gelangt: nicht Einheitlichkeit, son dern die denkbar größte Zersplitterung unseres Volksschulwesens ist settdcm eingetreten. Das Selbst bestimmungsrecht der Gemeinde muß in den Inter essen des gesamten Volkes und des Staates seine Grenzen finden. Konfessionalität der Volksschule und Religions unterricht. Der Entwurf hält fest an der konfessionellen Volks schule und drängt in einzelnen seiner Bestimmungen und bei seinem ganzen Charakter zu der Befürchtung, daß mehr als bisher die Konfessionalisierung sämt licher Unterrichtsgegenstände betrieben werden soll. Nach wie vor soll das Unterrichtswesen Sachsens nicht von einem selbständigen Unterrichtsmini sterium, sondern vom Kultusministerium mitverwaltet werden, also dein Einfluß der Kirch« unterworfen, der Pfarrer bleibt als solcher Mitglied der örtlichen Schulverwaltung. Nach wie vor soll die Volksschule unter und nicht wie die höheren Lehranstalten als selbständige Erziehungsmacht neben der Kirche stehen: die von dem Entwurf zugestandene Aufhebung der geistlichen Ortsschulaufsicht ändert an diesem Verhält nisse nur wenig. Nach wie vor soll die Kirche den Religionsunterricht der Lehrer trotz der auch für dieses Lehrfach geordneten staatlichen Aufsicht über wachen: -er Religionsunterricht soll also auch weiter hin nach dogmatisch-theologischen, nicht aber aus schließlich nach pädagogischen Gesichtspunkten erteilt werden. Ein Religionsunterricht im Sinne des Ent I von Raincy östlich unserer dortigen Belagerung» batterien. llnfer 3. Bataillon war in Raincy-Dill I momble auf Vorposten. Wir hatten mehrere Stunce Rast, denn die Uebergabe der Forts war noch nicht beendet. Sie mußte aber unter äußerster Vorsicht bewirkt werden; hatte man doch böse Erfahrungen in Laon gemacht. Schon seit früher Morgenstunde waren deutsche und französische Pionier- nno Ar tillerie-Offiziere tätig, die Uebergabe vorzubereiten. Dazu gehörte die Uebergabe Männlicher Bestände an Waffen und Munition, die Bloßlegung sünnlicher Mrnen und Kabel, und das Zerschneiden elettlisckpr Zündvorrichtungen usw. Endlich gegen Uhr tonnten wir unsern Marsch mit tlingei-.dem Spiel und abgetoppteir Fahnen antreten. Unserm 2. Ba taillon blies die Kapelle des 13. Jäger-Bataillons im Vorbeimarsch den prächtigen sh,»erdigen Jager marsch. Wie froh und leichr marjchierr es sich in dieser Siegesstimmung! Unser Mrr»a> ging ütnr Villemomble, Dorf Rosny zum Fort hinauf. In Villemomble durchschritten wir unsere Vorposten. Vom Dorf Rosny bis zum Fort führt die Straße durch einen tiefen Hohlweg. Auf dessen Rändern standen viele Pariser und Pariserinnen, auch viele Kinder waren dabei, und sahen mit neugierigen Blicken dem militärischen Schauspiele unseres Ein zuges zu. Man schien durch unser Kommen nicht un angenehm berührt zu sein und gern nahmen die Männer Zigarren von unseren Leuten entgegen; auch Brot wurde nicht verschmäht. Mir schien es, daß diese Leute einen nicht sehr ausgehungerten Eindruck machten. Die Kinder z. B. waren kreuzfidel und zwei Hosentrompcter von ca. 6 Jahren rauchten mit strammen Pausbacken deutsche Liebeszigarrcn. Während nun unser 1. Bataillon und 7. und 8. Kompanie mit klingendem Spiel in das Fort ein rückten, setzte die 5. Kompanie den Marsch nach der Redout« de la Boissicre fort, ich schloß mich dieser Kompanie mit 1^ Zug der 6. Kompanie an, während die andere Hälfte unserer Kompanie unter meinem Hauptmann ein Haus am Wege Rosny-Montreuil besetzte. Wir hatten die Vorposten zu geben. Mon- treuil ist durch Pfirsichbau weltbekannt. Die hier zu dieser Zucht angelegten Mauern bilden ein rich tiges Labyrinth nach Romainville zu. Man konnte sich dort schwer zurechtfinden und es war schon däm merig geworden, als ich endlich mein« Posten aus gesetzt und rechts den Anschluß an unser« 23. In fanterie-Division, und links an meine Kompanie ge funden hatte. — Mein« Feldwache legte ich in zwei große runde französische Zelte, die unmittelbar neben der Redoute nüch standen. Jedes Zelt konnte etwa 50 Mann fassen, si« waren gut erhalten, konnten geheizt wer die Feldwache in Villemomble im „roten Hause". Es war merkwürdig ruhig geworden, die beiderseitigen Artillerien waren verstummt. Bei llcbernahme der Feldwache erfuhr ich von meinem Vorgänger, daß unsere Batterien den Befehl erhalten hätten, zu schweigen und das Feuer nur dann wieder aufzu nehmen, wenn die Franzosen hiermit den Anfang machten. Wegen der Kapitulation seien Verhand lungen im Gange. Dann kam noch ein zu äußerster Vorsicht mahnender Befehl. Den Posten wurde die größte Aufmerksamkeit eingeschärft und ein fort währender Patrouillengang auf dem Avron und in dem westlich gegen Bondy vorgelagerten Wäldchen unterhalten. Die Stunden vergingen ruhig, es ereignete sich nichts Besonderes. Kurz vor Mitternacht aber er dröhnte vom Fort Rosny noch einmal Kanonen donner. Es soll sich um widerspenstige betrunkene Artilleristen gehandelt haben, die sich dem Befehle, das Feuer einzustellen, nicht hatten fügen wollen. Da die französische Artillerie nach diesem Vorfälle schwieg, so wurde unserseits nicht geantwortet. Am 28. Januar schon zeitig zeigten sich vor unsern Vor posten zahlreiche Ueberläufer, von denen eine ganze Anzahl zu Gefangenen gemacht wurde, bis mir unter sagt wurde, sie ferner gefangen zu nehmen. Diese Leute sahen keineswegs sehr heruntergekommen aus. Ein Infanterist überbrachte mir vom Kommandanten in Station Bondy eine auf Visitenkarte geschriebene Einladung zum Kaffee. Ich lehnte natürlich dan kend ab und schickte den Mann mit diesem Bescheid zurück. — Viele Jahre habe ich diese Visitenkarte auf bewahrt gehabt, leider ist sie mir abhanden gekom men. — Die Ueberläufer hatten übrigens Kenntnis von der abgeschlossenen Kapitulation; wir noch nicht. Hoch interessant, aber sonst ruhig, verliefen die 24 Stunden dieser letzten Feldwache vor dem feind lichen Paris. Abends marschierten wir nach Conbroe ins Quartier zurück. Wir machten es uns bequem, dann tranken wir in gehobener Stimmung Glühwein und Sekt, rauchten eine Friedenszigarre und spielten einen Dauer-Fest-Skat. — Welch glückliche Gefühle beseelten uns, war es doch sicher, daß der nächste Tag uns frohe Botschaft bringen mußte! Am 29. Januar früh i/xlO Uhr wurden wir alarmirt. Auf die Forts! Auf die Forts! so riefen sich unsere Leute jubelnd zu. Bald waren die Kompanien versammelt, und unser 1. und 2. Bataillon marschierten auf die Hochebene Raincy-Dt^e- momble auf Vorposten. Wir hatten mehrere Stunden Besetzung üer Forts van Paris am 29. Januar 1871. ErinnerungenausernsterZeit1870/71. So war denn endlich der von uns so lange und heiß ersehnte Augenblick gekommen! Deutscher Mut, deutsche Kraft und Zähigkeit hatten die Riesen festung zu Fall gebracht; auf den Forts waren die französischen Trikoloren beruntergeholt worden und unter Hurra und endlosem Jubel die deutschen Flaggen gehißt, zum Zeichen, daß wir jetzt die Herren dort waren. — Wie manchesmal hatten wir nach der Trikolore des Forts Rosny ausgeschaut, immer hoffend, daß die weiße Fahne der Ergebung an ihrer Stelle erscheinen würde — vergebliches langes Hoffen. Doch jetzt war es Wahrheit geworden. Am 28. Januar war die Kapitulation, deren Bedingungen der Ge schichte angehören, abgeschlossen. Unsere 24. In fanterie-Division sollte Besitz von den Forts Nogent und Rosny und der Redout« de la Baissier« ergreifen. Unser Regiment besetzte das Fort Rosno und ge nannte Redoute. Die Vorposten wurden bis an die festgelegte Demarkationslinie vorgeschoben. Hier möchte ich noch einen Blick auf die Ereignisse werfen, die sich im letzten Drittel des Januar für uns abgespielt hatten. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Belagerung war stark ins Wanken gekom men; uns gegenüber schien die Widerstandskraft der Franzosen noch keineswegs gebrochen zu s«in. Sie hatten an mehreren Tagen ein« erstaunliche Anzahl von schwersten Granaten zu uns herüber gesandt. Unsere Verluste waren aber höchst gering, nur ein Mann unseres Bataillons erlitt eine Quetschung durch einen Granatsplitter. Als ich am 21./22. Januar in Villemomble im „roten Hause", ein ziemlich exponierter Posten, auf Feldwache gewesen war, da hatte in den Abendstunden eine gewaltige Kanonade emgesetzt. Gegen 30 Gra naten schwersten Kalibers schlugen in Villemomble ein, elf davon krepierten in unmittelbarer Nähe des „roten Hauses" im Garten, eine derselben hatte sogar eine Hausecke des „roten Hauses" mitgenommen. Da es offenbar unserer Feldwache aalt, so hatte ich die Mannschaft in die Keller gehen lassen. Kein wesent licher Schutz, aber zur Beruhigung der Nerven doch geeignet. Wenn wir nun derartige schlecht« Behand lung mit der Zeit auch gewohnt geworden waren, so waren die letzten Tage im Vorpostenbereich doch höchst ungemütlich gewesen. . Ich bezog am 27. Januar am Abend wiederum wurfes widerspricht dem Wesen der Kindcsseele und der modernen Weltanschauung. Er hat nicht die be- absichliqrc Wirkung, ja er verleidet sogar den Kindern die Religion. Die Lehrerschaft hält an der aus ein gehendsten Studien und tausendfältiger Erfahrung hcroorgegangenen Ueberzeugung fest, daß nur auf dem von ihr vorgeschlagenen Wege wahre Religiosität erzeugt werden kann. Indem so der Entwurf die gesamte Organisation der Volksschule und des Volks schulwesens mehr auf das gründet, was die Glieder unseres Volkes trennt, als auf das, was sie eint, wirkt er dem Interesse des Staates entgegen. Innere Gestaltung der Volksschule und Freiheit der Lehrerpersönlichkeit. Wie den Religionsunterricht, so sucht die Lehrer schaft den gesamten Untcrrichtsb«trieb wirkungs voller zu gestalten. Sie faßt alle ihre Bestrebungen auf diesem Gebiete zusammen in das Wort Arbeits schule. Diese Arbeitsschule soll ein Abbild sein üer Arbeitsgemeinschaft, in ter sich das Kind einst als Erwachsener betätigen soll. Sie muß daher so organi siert sein, daß darin alle Kräfte des Kindes zur leichten, freien und freudigen Betätigung gelangen. Sie muß den Grund legen zur höchsten staatsbürger lichen Erkenntnis, zu der Erkenntnis, daß nur durch die Arbeit mit anderen und für andere das eigen« Sein seine Vollendung und innere Befriedigung findet. Im Gegensatz zu diesen Bestrebungen enthält der Entwurf Bestimmungen, die die alte Gebundenheit des Lehrers in vollem Umfange aufrechtcrhalten. Es ist jedoch ohne weiteres klar, daß nur ein Lehrerstand, der, befreit von allen autokratischen und bureau- kratischen Hemmungen, sich schaffend und neu- qestaltend auswirken kann, dessen Tätigkeit im Pslicbtbewußtsein und Selbstvcrantwortlichkeitsgefühl ihre starken Wurzeln hat, die hier gezeichneten Auf gaben zu erfüllen vermag. Die Bestimmungen über den inneren Unterrichts betrieb weisen dem Lehrer als dem Träger der Schul arbeit nicht die Freiheit in der Gestaltung seiner Unterrichtstätigkeit und nicht den Einfluß auf die Ordnung des gesamten Lebens seiner Schule zu, die ihm gewährt werden müssen, wenn es auch in der inneren Gestaltung der Volksschule vorwärts gehen soll. Der Lehrer soll auch fernerhin stofflich und methodisch an Lehrnormen gebunden sein, an deren Entstehung «r nur wenig beteiligt ist. Ueber die Be rechtigung des pädagogischen Versuchs trifft der Ent wurf keine Bestimmung. Konferenzrecht, Aufsicht und Schulverwaltung. Von einer Besserung Les Konferenzrechtes er wartet die Lehrerschaft eine Befruchtung des päda gogischen Lebens der Einzelschule. Das den Lehrern eingeräumte Konferenzrecht entspricht Len Forderun gen einer wirksamen Selbstverwaltung in keiner Weise. Für mehrklassige Schulen bleibt die als nach teilig erwiesene, dem wahren Wohle der Schule zu- widerlaufendc Beaufsichtigung durch mehrere Auf sichtspersonen bestehen. Es wird sogar — entgegen dem Prinzip der Fachaufsicht in Schulen ohne Di rektor, Laien ein Aufsichtsrccht gewährt, das dem Ansehen des Lehrers schaden muß. Außerdem fehlt in Schulgemeinden mit einer Schule neben dem Schulleiter die gesetzliche Vertretung der ständigen Lehrerschaft im Schulvorstande bzw. Schulausschusse. Die geforderte Reform der Schulaufsicht, nach der die Schularbeit nur einer Aufsichtsinstanz, dem staat- den und boten uns guten Schutz bei der kalten Nacht; ja cs war sogar mollig warm darin. Am 30. Januar früh sah ich mir die Redoute an. Dort standen zwei 19-Zentimeter-Eeschütze, die schwersten, die auf uns gefeuert hatten. Jetzt sind si« in Dresden im Arsenal. Weiter standen noch acht schwere Geschütze dort in Position, nur zwei von ihnen waren demontiert. Unsere Granaten hatten an den Batterien selbst wenig Schaden angerichtet, sie waren durchgehends nach außen mit Sandsäcken bekleidet. Die Befestigungsarbeiten der Franzosen waren sehr sauber und geschickt ausgeführt, namentlich im Barrikadenbau schienen sie Meister zu sein. — Am Mittag rückte auch meine Kompanie in das Fort Rosny ein. Da sah es furchtbar aus. Die nicht bombensicher «ingedeckten, zweistöckigen Kasernen Mttcn sehr gelitten. Um der Besatzung Schutz zu ver- chaffen, hatte man die 1- Etage V, mit Erde ange- üllt und die Decke mit riesigen Balken gestützt. Die Kasernen waren kaum bewohnbar, fast keine Tür war vorhanden, nirgends ganze Fenster. Mit großer Mühe hatte ich mit Hilf« unserer Burschen für meinen Hauptmann, einen Freund von mir und für mich eine Ossiziersstub« in der 2. Etage der südlichen Kaserne leidlich bewohnbar gemacht. Eine schwere Arbeit, aber sie lohnte sich, denn wir konnten den engen Aufenthalt in den Kasematten und die schreckliche Luft dort meiden. — Der Kasernenhof war von Traversen durchquert. Da es gefroren hatte, so war es leidlich sauber, aber später bei Regen entstand dort ein furchtbarer Schmutz. Auf den Glacis waren überall Minen blos- gelegt, davor überall umfangreiche Drahthindernisse; ein Sturm auf diese Befestigungen wäre daher nur unter den schwersten Opfern möglich gewesen. Uebrigens waren auf Fort Rosny sämtliche Geschütze noch brauchbar. Auffallend waren die noch sehr großen Proviant, bestände. Da gab es sehr viel Wein, Mehl, Sardinen, Fleischkonserven usw., und eigentümlicherweise einen großen Vorrat von reiner, sehr feiner Bettwäsche. Aehnlich wie bei uns wird sich die Besetzung aller Forts vor Paris durch deutsche Truppen vollzogen haben. Unser Aufenthalt im Fort Rosnq dauert- für diesmal nur eine Nacht und wir waren recht zu- frieden als der Befehl am 30. Januar für den nächsten Tag uns wiederum Quartier in Montfenneil anwie». L. O.
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