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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.02.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120227018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912022701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912022701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-02
- Tag1912-02-27
- Monat1912-02
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Bezog-.Preis Morgen-Ausgabe Anzeigen Preis M Leivtw un» »,'» ««!«« lria»r und EoedU»»r» ^mol I»,ltch in» vau» gidrami AI Vt. monotU. LM Vtt. oirnrUihkt V«i u«>nn NU«a!«i> u. Nn» natzm«(leu«i> aducdolt K V). «onatL, LS«i. »leUeliadtl. »u«d »>« V-U: nnrrhalb D,ui>chlond» an» der drutlchen Kolonien ».«1 VN„ monaU. ! Ai NN au»>L^ PoftdrltrUueld g-rnrr >n Brlairn, panrmalt vrn ponouNaairn. Ztalirn. riuirmduiu. !X>«d»i>and« Itor» D«ae» e-«)>rii«>Ä Unuok» Studlund, Schweden r?<t>u>«U u trpuoirn. !<n aUrn udnurn kiualin nui vurkl dui-d dt« (brlchattrtieUe or» Vlailr» «rhatilich. Da, Lrioaarr Taardlatt «pchrin» 2mat lägtlch. Sonn» » ^rierlou» nui maf»rn». LdonnrmrnIr.Nnnadmr A,»«,,i»«os>r tt, b«l uairirn Irrarrn. ^>I>aI»n.Sp«dll«uleR und Annahmen,Urn. i,w»« PoNümiern und !vtl«tl,ag«ru. lv Pk- W ipMcr TagtblaU ^andeiszettung. rki..r°s»i.si-M Amtsblatt des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadl Leipzig. M, SMiral« au, U«ip<ia und Um,,dun« dl« Ilpaltii« Prltturll, SPt,dl« Si,N<nn«- t«U« I!Ntt. »on au.ioSN.ZU Pt, 8ieNom«i L20 ML. 2u>"oi« oan ««doibrn >m amt- ltch«, T«ll 01« Prtitjril, «> Ps »,IchSf««u>t«taen mtt Pla,»orlchrtft«i tm Pi,N, «idSdl Xabatt »ach.Ta,ti B«Un,„«diIdr v«Iamt« auflaa, S ML p Taulrnd ritt. Poftgrbiihr. r,itd«,la,« »öder. Frftrrtettt« «utnaa« können ntkdt turück» a««og«n wrrdra »ür da. <jelch«inen an vefttmmlen Ia,»n und Plake» wird kein, «daiankt« üdrknammen. «n,eigen. «»nah»,: 2,tza»»>^»d« ». bei iainiiichen iNliakrn ». allen «nnancen. Elvedtttonra d«, 2n» und Uu»land„. Druck ,,» v«ri„ »«» glich«» L Nkrftat 2udad«r: Pa»k Nlrftr». «edatti,, ,n» »,lch«!i,ft«0a: 2»dannt»,all« U Haupi-gutale D»«»d«»: Seeitta»« < 1 (T«t«ph»n «Liz Nr. tos. los. Zshrgsng Dienstag, üen L7. /evrusr 1912. Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seiten, die vorliegende Morgennummer 20 Seiten, zusammen 30 Seiten. Das Wichtigste. * Die sächsische Zweite Kammer nahm am Montag den Antrag betr. Einführung des allgemeinen Körzwanges in Sachsen an. (S. Landtagsbericht S. 9 u. 10.) * Die Universität Leipzig veranstalte: am 18. und 19. Oktober 1913 in Verbindung mit der Weihe des Dölkerschlachtdenkmals ein Deutsch- Akademisches Olympia. (Siehe bes. Art. Seite 11.) * Der Streik der Speditionsarbeiter Leipzigs ist beendet, die Ausständigen nehmen heute früh die Arbeit wieder auf. (S. Letzte Lokal nachrichten S. 3.) * Der neugewählte bayrische Landtag wird heut« durch den Prinzregenten er- öffnet. * Die Bergarbeiter im Distrikt von Chesterfield (Derbyshire) haben am Montag mittag die Arbeit niedergelegt. (S. Les. Art. S. 1.) * Theateranzeigen siehe Seite 16. Gedanken zum Salnnislelat. (Von unserem kolonialpolitischen Mitarbeiter.) Große lleberraschungen bringt der Kolonialetat für 1912, der neulich dem Reichstage zugegangen ist, nicht. Kosten für di« Organisation des Gebiets zuwachses in Kamerun sind in ihm noch nicht ent halten, da es mit der lledernahme dieses Gebiets zunächst noch gute Weile hat. Der Etat für 1912 hält sich im wesentlichen im Rahmen seines Vor- gängers, d. h. er balanciert in Einnahmen und Aus gaben mit insgesamt 126 288 575 gegen 122 513 310 Mark im Vorjahre. Natürlich lassen sich :m einzelnen am vorliegenden, wie an jedem Etat mancherlei Be anstandungen machen. Wir möchten aber nicht in Erzbergersche Etatsklauberei verfallen, sondern nur ein paar Gedanken aussprechen, die sich uns gerade bei diesem Etat als Leitsätze für die Zukunft aufdrängen. Zunächst ein paar Vorbemerkungen, die allerdings mit dem Etat nur teilweise in unmittelbarem Zu sammenhang stehen, wohl aber vielleicht mit der staatlichen und finanz-politischen Entwicklung der Kolonien im allgemeinen. In mehreren Kolonien wechseln die Gouverneure. Und zwar ist für Togo ein fürstlicher Gouverneur, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, jn Aussicht genommen. Nun halten wir grundsätzlich den Gedanken, an die Spitze der Kolo nien später fürstliche Vertreter des Kaisers zu stellen, für sehr gut, weil unter ihrem Einflug draußen, wo demokratische Anschauungen unwillkürlich leicht Platz greifen, das monarchische Gefühl beim Nach wuchs stärker wach gehalten wird. Es will uns aber scheinen, als ob dieses Vorgehen verfrüht wäre, na mentlich in den noch im Anfang ihrer Entwicklung stehenden tropischen Kolonien. Wenn bei einer Kolo nie der Anfang gemacht wird, so wäre es bei Südwest afrika angebracht, das bereits ein gut entwickeltes Staatsleben aufweist. Aber vielleicht soll die Tätig keit in der kleinen Togo-Kolonie für den Herzog die praktische Lehrzeit bilden, die ihn für Südwestasrika vorbereitet. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Gedanke fürstlicher Gouverneure auch eine unmittel bar« Bedeutung für den Etat hat: es ist wohl selbst verständlich, daß dann an das Gouverneursgehalt etwas höhere Anforderungen gestellt werden dürsten, die allerdings für ein« größere, wohlgeordnete Ko lonie kaum eine Rolle spielen. Die ganze Frag« ist immerhin der Erörterung bis in die letzten Konse quenzen wert. Nun zum Etat selbst. Wir haben neulich die Lax heit beanstandet, mit der das Gouvernement inSLib ro e st a f r i k a den Betriebseinstellungen auf den Dia mantenfeldern gegenübersteht, und haben prophezeit, daß dies auf die wirtschaftliche Entwicklung der Ko lonie einen hemmenden Einfluß ausüben wird. Deut liche Spuren davon finden wir schon im Etat für 1912. Man ist zwar bemüht, die Sache noch zu ver schleiern, indem man ganz harmlos unter Zugrunde legung des alten Zollgesetzes als Einnahme aus den Diamantenzöllen annähernd dieselbe Summe ver anschlagt wie im Vorjahr, als ob stilliegend« Dia mantenfelder einen Ertrag brächten und der alte Zoll satz von 33^ Proz. aufrecht zu erhallen wäre. Der Betrag von 7 267 500 für Diamantenzoll auf der Einnahmeseit« hängt u. E. völlig in der Luft! Weiter ist von uns darauf hingewiesen worden, daß bei einer starken Verminderung der Einnahmen die Schaffung der MM Fortkommen der Kolonie so notwendigen Kreditorganisation außerordentlich erschwert würde. Luch dafür haben wir schon in diesem Etat An zeichen. Der Posten für die Wassererschließung, die iür di: Entwicklung der Farmwirtschast auf demselben Blatt steht wie die Kreditbeschaffung, ist auf 900 000 Mark verringert worden, entgegen der einstimmigen Entschließung des Landesrats, der ein« Erhöhung der Mittel für die Wassererschließung auf 1800 000 -.tt gefordert hatte. Erschwerend fällt noch ins Gewicht, daß die Bohrungen in Zukunft nicht mehr nach festen Sätzen berechnet werden, sondern, daß die Farmer die Kosten des ganzen Betriebes der Bohrkolonnen tragen müssen, die sich im voraus gar nicht übersehen lasten. Das ist gerade jetzt, wo die Farmwirtschast unter Gcldntangel leidet, eine harte Ileberraschung. Beim Etat der andern Kolonien^ fällt auf, daß die Entwicklung der eigenen Einnahmen des Fiskus so langsam vor sich geht. Da beim neuen Reichstag für koloniale Ausgaben wenig Nei gung sein dürfte, so muß in den nächsten Jahren dieser Seite der Kolonialfinanzen erhöhte Aufmerk samkeit geschenkt werden. Nun ist die Zahl der Europäer in den Kolonien noch zu gering, als daß sie als Stcuerqucllc groß in Betracht kämen, abgesehen davon, daß es im Interesse der Entwicklung des Wirt schaftslebens nicht ratsam ist, die Betriebsmittel der Kaufleute, Pflanzer und Ansiedler mehr als absolut notwendig zu beschneiden. Nicht di« Werte schaffen den Europäer sind heranzuzichen, sondern die faulen zenden Schwarzen, um io mehr, da die Steuerbelastung einen erzieherischen Einfluß auf die Arbeitswilligkeit der Eingeborenen ausübt. Die Besteuerung bildet deshalb in den Kolonien geradezu einen wirtschaft lichen Faktor. Wenn wir von diesem Gesichtspunkte aus uns den Etat betrachten, so finden wir, daß die wichtigste Einnahmequelle noch wenig benützt worden ist. In Ostafrika bringt die Eingeborenenbesteuerung — die Hüttensteuer — eine im Verhältnis zur Zahl der Bevölkerung recht bescheidene Summe. Fürs Jahr 1912 sind 3 700 000 Ui veranschlagt (3110 000 im Vorj.). Allerdings hat der neue Staatssekretär neuerdings eine sehr zweckmäßige Reform verfügt. An Stelle der Hüttensteuer, die nur die Besitzer von eigenen Hütten, also in der Hauptsache Familien väter, trifft, wird die auch von uns feit Jahren emp fohlen« Kopfsteuer eingeführt, der alle arbeitsfähigen Eingeborenen unterworfen sind. Auch bei vorsich tiger, allmählicher Einführung wird infolgedessen die Eingcborenenbesteuerung in Ostafrika in den nächsten Jahren erheblich höhere Summen bringen als bisher. Viel mehr im argen liegen die Verhältnisse in Kamerun und Togo. Dort bringen die Einge borenen nur 1215000 -K (900 000 im Vorj.), hier 530 000 (400 000 -4t im Vorj.) für den Etat auf. Da es in beiden Kolonien genug recht leistungsfähige Elemente gibt, so ist die Zaghaftigkeit nicht recht zu verstehen, mit der man sie zu den Kosten der Verwal tung heranzieht. Wenn die Entwicklung von Kamerun auch noch nicht so weit vorgeschritten ist, wie die von Ostafrika, so sind die Eingeborenen an der Küste dort doch im ganzen begüterter als hier; außerdem ließen sich die Tausende von Trägern, di« an die Küste kom men und schönes Geld verdienen, wohl noch etwas schröpfen. Dasselbe gilt für di« Bevölkerung von Süd- und Mittel-Togo. In den küstennahen Gegen den wäre die Kopffteuer mindestens ebensogut durch zuführen wie in der Südsee, wo die Verhältnisse doch viel primitiver liegen. Wenn hier für die Kopfsteuer für 1912 rund 217 000 veranschlagt sind, so ist dies verhältnismäßig viel mehr, als die afrikanischen Kolonien aufbringen. Jn Afrika wäre die Aufmerk samkeit des Steuerpolitikers außerdem auf gewisse V'e rbrauchs-und Luxusartikel der Ein geborenen zu lenken, z. B. auf das Sal z, einen der wichtigsten Handelsartikel Les schwarzen Erdteils, der in unsereren Kolonien als Steuerobjekt bisher sehr geschont worden ist. Auf Samoa ist eine Aenderung der Finanzpolitik gegenüber Len Eingeborenen ebenfalls sehr am Platze. Aufgebracht werden von ihnen 210 000 <K, herzlich wenig in einem so gesegneten Land«. Mer das ginge noch, wenn der Fiskus etwas davon hätte. Denn nach einem nachgerade überlebten Brauch fließt die Haupt summe, 1912 rund 150 000 der Selbstverwaltung der Samoaner, einer Spielerei, zu, und nur 59 000 -4t werden zur Besoldung der mit Len Angelegenheiten der Eingeborenen befaßten Beamten verwendet. Auch die Ueberschüsse bleiben der Eingeborenen-Selbst- verwaltung. Nun, vielleicht räumt Staatssekretär Solf, nachdem er jetzt die Macht in Händen hat, auch mit diesem Zopf am: er hat uns ja schon mit verschie denen segensreichen Neuerungen überrascht. NachL«m Mataafa, der Oberhäuptling der Samoaner, zu seinen Vätern versammelt, und Tamasese, der Prätendent, ein nach Aussage Dr. Solfs sehr gefährlicher Bursche, von di«!«m in so geschickter Weise von Samoa entfernt und auf Kunstreisen nach Europa geschickt ist. wird es kaum Schwierigkeiten machen. Einmal muß doch schließlich damit begonnen wer den, die Eingeborenen unserer Kolonien, Lenen wir bisher vorwiegend Rechte und Segnungen gebracht haben, auch Pflichten fühlen zu lassen. Es soll ihnen gewiß nicht weh getan werden; sie brauchen nur ein wenig mehr zu arbeiten, dann können sie spielend Millionen zu den Kosten der Verwaltung beitragen. Wenn die Kolonialverwaltung ernsthaft nach diesen Gesichtspunkten oorgeht, so wird si« ohne Beschwerden über di« mageren Jahre des gegenwärtigen Reichs tags hinwcgkommen. Oer SonMkt zwischen Rutz',anü uns Sem Heiligen Stuhl, der vor einiger Zeil wegen angeblicher Beschränkung der Religionsfreiheit der russischen Polen von seiten der russischen Regierung ausgebrochen war, so schreibt uns unser römischer ^-Mitarbeiter, hat in Liesen Tagen Formen angenommen, Laß man in den klerikalen Kreisen Noms mit dem Abbruch der diplomatischen Be ziehungen zwischen Rußland und Lein Vatikan rechnet. Die Spannung datiert aus der Zeit der letzten russischen Revolution, in der der stark natio nalistisch gesinnte Teil des polnischen Klerus sich in allerlei Umtriebe einließ, die der Petersburger Regie nicht unbekannt bleiben konnten. Die letztere hatte die Uoberzeugung gewonnen, daß die genannten pol nischen Kleriker auf eine Staatsumwälzung hin arbeiteten und bei den russischen Revolutionären ebenso wie auch im Vatikan selbst Unterstützung für ihre Ideen fanden. Mehrfach hatte die Peters burger Regierung dieserhalb Vorstellungen durch ihren Gesandten beim Heiligen Stuhl erhoben. Dann kamen die Motuproprios Pius' X. über den Anti- moder niste neid und das Privilegium fori der Geistlichkeit und verschärften die bestehende Spannung. Der Vatikan kam, als er ähnliche Ausflüchte mit der Auslegung der beiden Motu wie in Deutschland machte, in Rußlandanüiefalsche Adresse, Petersburg ließ sich auf vage und zweideutig« Er klärungen von seiten des Heiligen Stuhles nicht lange ein, sondern forderte brüsk Zurücknahme der päpst lichen Dekrete für das russische Reich. Dem Verlangen trua man auch Rechnung. Jetzt ist aber neuer Konfliktstoff angehäuft worden durch eine Affäre des Mons. Ruskiewitz, des Suffragairbischofs des Erzbischofs von Warschau. Das dortige Gericht hatte den R. zu mehrmonatiger Festungshaft verurteilt, weil er die Ehe von zwei Katholiken für null und nichtig erklärt hatte, die. aus dem elterlichen Hause geflohen, bei einer Sekte als Brautpaar Aufnahme fanden, die vom Papst« ver dammt word«n war. Weiter hatte eine Gruppe pol nischer Katholiken den russischen Ritus angenommen, um Schikanierungen von seiten der russischen Regie rung zu entgehen. Der Papst hatte dieser Gruppe zu der Annahme des russisch«» Ritus Len Segen erteilt, die russische Polizei aber behandelte diese Grupp« genau so. wie wenn sie den römischen Ritus einhtelte und ließ sich durch die Vorspiegelung falscher Tat sachen nicht täuschen. Der Vatikan erhob, gedrängt von dem polnischen Klerus, feierlichen Protest und forderte Zurücknahme der russischen Regierungsoer- sügungen resp. des Urteils in Sackten des Mons. Ruskiewitz. Der russische Gesandte beim Heiligen Stuhl aber packt seelenvergnügt seine Koffer. Seine Regierung gibt nicht nach. Was wird nun der Vatikan anfanqen? Wird er die vom polnischen Klerus gewünschte Energie weiter betätigen? Kenner der Verhältnisse versichern mir, der Vatikan wird auch diesmal wieder vor Rußland den kürzeren ziehen. Rußlands Minister des Aus wärtigen, Herr Ssasonow, war gleich Herrn v. Zs. wolski ehedem Gesandter beim Heiligen Stuhl. Beide Herren waren beim Vatikan persona« ingratissirnae. Sie waren ihm zu energisch. Besonders gefürchtet ist Herr Ssasonow teils Lieser- Hald, teils außerdem .... Die englische SergsrdeiterkrMs Die englische Negierung hofft bei der heute statt findenden offiziellen Einigungskonferenz zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeiter organisationen, die unter dem Vorsitz des Premier ministers stattfinden wird, ein günstiges Resultat zu erzielen. Ob sich die Differenzen in dieser Sitzung vollständig beseitigen lassen werden, erscheint immer hin fraglich. Jedenfalls rechnet man aber in amtlichen Kreisen mit einem vorläufigen Auf schub des Streiks. Bei der geheimen Verhandlung am Sonntag zwischen den Arbeitgebern mit den Ver tretern der Regierung wurde von den letzteren der offiziell« Wunsch, wenigstens eine Verschiebung des Ausstandes herbeigeführt zu sehen, nachdrücklich be tont. Die Minenbesitzer erklärten, daß es unnrög- lich sei, den Forderungen der Arbeiter zu entsprechen; zu Konzessionen seien sie zwar bereit, immerhin läge es für sie im Gebiet des Unzugänglichen, eine derartige Lohnerhöhung, wie sie jetzt von den Gruben arbeitern verlangt wird, zu bewilligen. In den Arbeiterzeitungen sind am Montagmorgen Erklä rungen namhafter Führer veröffentlicht worden, in denen es heißt, daß die Arbeiterschaft zu den letzten Mitteln greifen würde, um dieses Mal das Ziel zu erreichen. Man würde selbst vor einem Blut vergießen nicht zurückschcuen. Der Präsident der Vereinigung der Bergarbeiter von Durham führte neulich öffentlich aus, daß der Streik nicht mehr zu vermeiden sei. Die vollständige Solidarität aller Arbeiter Englands sei für das Resultat der jetzigen Bewegung ausschlaggebend. Der „Daily Telegraph" veröffentlicht zwei Stim mungsbilder seiner beiocn nach den Streikgcbieten von Sheffield und Nottingham entsandten Spczialberichterstatter. Fast di« gesamte Arbeiter schaft Nottinghams spricht sich sehr enschieden für den Streik aus. Die Stimmung der Bergleute ist im all gemeinen zuversichtlich. Die Bestände der Streik kassen sollen in der letzten Zeit durch Zuwendun gen ausländischer Arbeiterorganisationen derart ge stiegen sein, daß die letzten Befürchtungen wegen der finanziellen Unfähigkeit, den Streik auf ein« längere Zeit nicht durchzuhalten, fast restlos geschwunden scheinen. Ein Hauptleiter der Grubenarbeiterorgani sation erklärte dem Mitarbeiter des „Daily Tele graph", daß die Symvathien der gesamten Ar- beit er schäft Englands den Bergleuten zuge wandt sind. Die Meinung der Grubenarbeiter rich'et sich nicht in einem besonders starken Grade gegen di« Minenbesitzer, sondern in einem erhöhten Maße gegen die Kohlengruben o c r w a l te r. seren rück- sichtslwe Maßregeln speziell in der letzten Zeit wie derhol! der Anlaß zu Mißstimmungen in den Ar- beircrkreisen gewesen sind. Wegen der Lohnfragen herrscht bei allen Teilen der Grubenarbeiter voll ständige llebereinstimmung. In den Arbeiterorganen wird daraus h.ngewiesen, daß der Reingewinn der Grubenbesitzer mir Len er bärmlichen Löhnen der Minenarbeiter in einem schreienden Mißverhältnis stehen. Wenn überhaupt eine günstige Gelegenheit vorhanden sei, heißt es in üen Blättern, höhere Forderungen durchzudrücken, so sei es jetzt. Der Bericht aus Sheffield lautet folgender maßen: Das äußere Bild der Stadt ist unverändert. Im öffentlichen Leben deutet nichts Augenfälliges auf die schwere wirtschaftlich« Krise hin, in deren Anfangsstadium wir uns schon in Len allernächsten Tagen befinden werden, falls nichts Unerwartetes, man möchte fast sagen, falls kein Zufall eintritt. Die Kohlengrubenarbeiter sind in drei Klassen zu teilen. Die erste umfaßt die Arbeiterschaft, die mit den augenblicklichen Verhältnissen im großen und ganzen zufrieden ist, die aber mit Rücksicht auf die Kollegen gewillt ist. in einen Sympathiestreik «inzutreten. Zu der zweiten Klasse sind die Arbeiter zu zählen, die in der jetzigen Arbeitszeit und vor allen Dingen in dem Lohnmodus «ine vollständige Aeickerung ein treten laßen will. Die dritte Klaffe bilden die Geg ner d-s Streiks, die allerdings in der Minderzahl vorhanden sind. Der Streik ist in Rücksicht auf di« ungemein gereizte Stimmung des größten Teiles der Arbeiter unvermeidlich. Verschiedene Arbeit geber haben beschlossen, schon am heutigen Dienstag Len Betrieb etnzustellen und die Arbeiter zu ent lassen. O Die ersten Arbeitseinstellungen Aus London wird gemeldet: Die Bergarbeiter im Distrikt von Chesterfield (Derbyshire) haben am Montag mittag dr« Arbeit niedergelegt, du Vie Kündigungstermine abgelaufen sind. Unruhen haben sich nicht ereignet. Zur Haltung der drutlchen Bergarbeiter wird noch aus Essen gemeldet: , Der Verein der christlichen Bergarbeiter veranstaltete am Sonntag etwa vierzig geschlos sene Versammlungen, in Lenen u. a. betont wurde, es müsse erst er ne Lohnerhöhung Lurch die Grubenbesitzer abgewartet werden. Falls diese den Ansprüchen der Bergarbeiter nicht genüge, werde die Mitgliedschaft im Verein mit allen Bergarbeiterver bänden bereit lein, deren Forderungen durchzu- Ärück en. Sich vorher in einen Streik einzulaffen, lehne der Gewerkverein ab Die gute Konjunktur lasse erheblich« Lohnerhöhungen zu. O Die Lage i« Wurmrevier. Aachen, 26. Febr. (Tel.) Mehrere Versamm lungen des christlich-sozralen Bergarbei. ter-Verbandes im Wurmrevker (Revier in der Umgegend von Aachen) haben zur augenblicklichen Lage des deutschen Bergbaues eine Resolution ange- nommen, in der es heißt: Einen Sympathie streik zugunsten der Engländer lehnt die christliche Arbeiterschaft des Aachener Kohlenreviers ganz entschieden ab, weil sie nur dann in «inen Streik eintreten kann und will, wenn der Streik im Interesse der deutschen Bergarbeiter notwendig ist und Erfola verspricht. Die Resolution weist darauf hin, daß der englische Bergbau bei früheren Streiks der deutschen Bergarbeiter Deutschland mit Kohlen überschwemmt und dadurch dem deutschen Bergbau ganz erhebliche AbsaFaebiete wegge- nommen hat. Zum Schluß spricht die Resolution die Erwartung auS, daß die Unternehmer, entsprechend der Hebung der Konjunktur, eine Er- böhuna der Löhne gewähren werden, wie es bereits der Eschweiler Bcrgwerksverein dem Arbeiter ausschuß von der Grube „Anna" bestimmt in Aus sicht gestellt habe. Oie Lage suk Sem Sriegs- Msuplatz in TripaUs. —* Seitdem die Italiener die Araber und Türken aus der unmittelbaren Nähe von Tripolis vertrieben haben, und bis zu der Oase Ain Zara vorgedrungen sind, ist verhältnismäßige Ruhe eingetreten. Zwar finden fortgesetzt kleine Scharmützel statt, die von Len Türken gegen die vorgeschobenen Postierungen der Italiener gerichtet sind. Doch Lienen Liese lediglich dazu, den Gegner zu beunruhigen un- ihn nicht zur Ruhe kommen zu lassen, es sind Unternehmungen des kleinen Krieges. Don größeren Unternehmungen haben die Türken Abstand genommen, und zwar mit vollem Recht. Die Italiener haben inzwischen Zeit und Gelegenheit gehabt, ihre Stellungen zu befesti gen und avszubauen. Diese haben im Laufe der Zeit eine außerordentliche Stärke erhalten, so daß sie schon mehr den Charakter provisorischer Befesti gungen angenommen haben. Ein Sturm dagegen könnte nur nach ausreichender Artillerievorbereitung möglich sein. Aber gerad« die schwere Artillerie fehlt den Türken, sie sind also nicht imstande, di« Stellung der Italiener sturmreif zu machen. Ein An- griff dagegen würde nur unnötiges Blutvergießen bedeuten. Die Italiener haben sich außerdem in der Zwischenzeit so verstärkt, daß sie ausreichende Irup- pen für die Besetzung ihrer Linie zur Verfügung > > Beachten Sie die kleinen Inserate irn „Lokal - Anzeiger" -er Abend-Ausgabe,
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