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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.04.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120426021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912042602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912042602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-04
- Tag1912-04-26
- Monat1912-04
- Jahr1912
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LllL W«k4e». 8uk-noNr 128^6. loo'-S. 101,25 0. DezuqS Preis »ich »t, V»*r lnnerhald Doychland» und der d«ttlch«n Kolonien oietteljährl. SM Mt., «onutl. 1L> Ml. au»schU Poftdeftellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donanstaaten, Italien, Uuremburg, »iirderlaad«. 8l«r» wegen, Oefteneich» Ungarn, Aukland, Schweden und Schwei». In alle» übriaen Staaten nur direlt durch di» Teichäst». stell« de» Blatte» erhältlich. Abend Ausgabe. öpMer TagMaü Da» Leipziger lagrdlatt erlchelnt 2 mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Abonn«ment»»1tlnnatzm« Iohann»»g»ä« 8, dei unleren Trägern. Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, iowl« Postämtern und Briefträgern. Sinzelverkaulipret» 10 Bk. -.i^°ich',! Handelszeitung. ! ILSL' 1 14694 s Dep.-KaN« «rimm, Eteinwe, ä. ANS- Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. WML- Anzeigen Preis fär Jul »rat, «,» Leipzig und Umg«d»,g di» Ilpaltig» PetttgeU« 28 Pf., di» Atllame- z»u« 1 Ät oon auimiri» älj Vs. Aeklamen l^V Ml Infrrat» »»« Behörden im amt lich«,, Teil di» Petitjell« SV Ps. S,1chäft»an»etg«n mit Pla»»»rfchrift«n lm Prell« erhöht. Aadatt nach Taris. Beilagegedätzr S»1amt> auflag» S Ml. p. Taulend ertl. Postgebühr. Teildetlag, höher. Festertetlt» tufträa» können nicht «»rü<k» aezogen w«rd»n. Für da» Lrscheinen an bestimmten Tagen und Plauen wird keine Garantie lldernommen. Anjeigen-Annadm«: 2,l>a»»l»ga11« 8, bet fämtllch»n Filialen u. ollen Annoncen- Lrpeditionen de» In. and ülu»lande» »ru« und OZeria, »,» Fifchee 4i Kürst», Inhaber i Paul Kirsten Nedivlon «e» »eschäst,stell«: 2»h»nnt»gaff« 8. Heuit-Alllal« Dr«»»e«: Eeeftrau« 4. l llelephon 4821). Nr. 212. Freitag, Leu LS. April lSIL. 106. ZshrgSllg. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 1V Setten. Dss Wichtigste. * Eine teilweise Inkraftsetzung des Schiffahrtsabgabengesetzes ist zum 1. Mai beabsichtigt. (S. Dtschs. R.) * DaS englische Unterhaus nahm das Gesetz betreffend die Trennung von Staat und Kirche in Wales mit 331 gegen 253 Stimmen in erster Lesung an. * Aus dem französischen Lager von Ar- bana (Marokko) ist eine Abteilung jcherifi- scher Kavallerie desertiert. (S. des. Art.) Dss Ergebnis üer chlnellllhrn Keoolmimi. Bon Dr. Albrecht Wirth-München. Die Hauptstadt des Reiches ist nicht nach Nanking verlegt worden, sondern in Peking g:- blieben — das ist das eine Ergebnis. Die zwei hervorragendsten Führer der nationalen Bewegung, Puanschikai und Sunjatsen, haben einen offenen Konflikt vermieden — das ist dasandere Ergebnis. Und das dritte ist die Bildung Les ersten verfassungsmäßigen Mini steriums. Bei dem Ministerium fällt vor allem auf, daß jene beiden Führer nicht hineingelangten. Eine Begründung dieses doch recht seltsamen Ver zichtes ist nicht bekanntgeworden. Ich möchte den Vorgang so deuten, daß er das äußere Kennzeichen für die Aussöhnung, oder sagen wir besser den Ausgleich zwischen Puanschikai und Sunjatsen dargestellt, zwischen dem Cavour und dem Garibaldi der chinesischen Revolution. Tatsächlich aber dürfte die Sache sich so verhalten, daß einstweilen der Ein fluß von Sunjatsen ausgeschaltet ist, während sein Nebenbuhler hinter den Kulissen die maßgebende Kraft ist. Immerhin scheint insofern Len Stürmern und Drängern Rechnung getragen, als das neue Kabinett eine beträchtliche Zahl revolutionärer Theo retiker, ja man kann sagen, Doktrinäre vereinigt. Von dem einen Minister wird rühmend erwähnt, daß er sowohl auf amerikanischen als auch deutschen Hoch schulen, und dazu noch in Paris studiert habe. Ich weiß nicht, ob das ohne weiteres eine Emp fehlung ist. Auch bei uns tauchen ab und zu Leute auf, die in drei oder sogar vier Fakultäten den Doktor gemacht haben, die aber in keiner Fakultät es zu einer wirklich epochemachenden Leistung bringen. Vielseitigkeit wird bei uns nicht mehr geschätzt, ge schweige denn bewundert, ganz im Gegenteil! Vestigia lerrorrt! Auch in Ostasien hat man die gleiche Erfahrung schon öfters gemacht, daß Viel seitigkeit keine Empfehlung für einen Real politiker sei. Ich erinnere an den Japaner Nitobr, einen Schwärmer und Draufgänger, der englische und deutsche Bücher geschrieben und der es doch in seiner Heimat niemals, trotz eifrigen Bemühens, zu einer irgend maßgebenden Stellung gebracht hat. Der Orient hat mit seinen Revolutionen bisher nicht viel Glück. Die Einführung einer Verfassung hat in Persien lediglich das Ende der Ordnung, hat die Auflösung im Gefolge gehabt. Di« Türkei bröckelt ab und fällt von einer Gefahr in die andere. Das halb orientalische Rußland ist keines wegs besser daran, als es vor der Revolution war. In Japan hat die Volkserhebung nur deshalb durchschlagenden Erfolg und dauernden Erfolg er zielt, weil sie sich mit einem Imperator, mit dem wieder erstarkenden Mikado verband. Auch für das Reich der Mit-te, das seit Jahrtausenden des potisch regiert wurde, bedeutet die Verfassung ein ungemein bedenkliches Experiment. Und nicht nur Verfassung, sondern gleich Re publik! Darin ist China radikaler gewesen als alle anderen orientalischen Staaten. Bisher war denn auch das Resultat dieses gewagten Schrittes nicht sehr ermutigend. Die Mongolei hat sich unabhängig erklärt. Die Mandschurei scheint Len Japanern zuzufallen, die Tibeta ner suchen jeden Chinesen, dessen sie habhaft wer den, zu töten, und auch im Innern Chinas herrscht nichts weniger als Ruhe. Noch in der jüngsten Zeit kam es zu einer erneuten Plün derung und Brandschatzung Nankings. Die Frage ist nun, ob die Unruhen bloß Ueber gan gse r s ch e i n u n g e n sind, oder aber ob sie dauernd sein werden. Es ist ungemein schwer, ein entschiedenes Urteil hier abzugeben. Analogien fehlen für beide Möglichkeiten nicht. Auch Frank reich sah sich einer Koalition der Mächte gegenüber und hat trotzdem, sobald Napoleon ans Ruder ge kommen, nicht nur seine Grenzen behauptet, sondern sie nach allen Seiten hin erweitert. Anderseits ist es selbst einem so starken Manne wie Mahmud Schefket Pascha nicht gelungen, die Macht des verderblichen Revolutionskomitees zu bekämpfen. An und für sich wären die Chinesen ja nicht ungeeignet für einen republikanischen Betrieb. Sie haben vieles mit den Pankees gemeinsam. Einmal gleicht ihr Tätigkeits trieb und ihr Geschäftssinn, sodann ihre von Natur ans demokratische Veranlagung den Eigenschaften der Amerikaner. Nicht minder berührt sich die staatliche Eesamteinrichtung eng mit der amerikanischen, in sofern von jeher die chinesischen Provinzen eine weit gehende Selbständigkeit besaßen, genau wie die Ein- zelstaaten der Union oder Brasiliens. Der Unter schied zwischen den Anschauungen der Lebensführung, und nicht zum mindesten der Rasse Ulbamas, und der von Marne oder Massachusetts ist nicht geringer als der Unterschied zwischen Kansu und Kwantung. Kein schlechtes Zeichen ist es für di« Aussicht tcn der Chinesen, daß ihnen soviel Geld von den einzelnen Mächten, und sogar oon Privatfirmen, zur Verfügung gestellt wird. Jüngst hat das kleine Belgien dem großen Reiche der Mitte eine staatliche Anleihe bewilligt, und oie Leute sind doch sehr gute Rechner, die sich oon keinen überflüssigen Gefühls erregungen leiten lassen. Zur Ertüchtigung üer Zugenülichen. Auf Einladung des Abgeordneten Dr. von Schenckendorff versammelten sich am Don nerstag im preußischen Abgeordnetenhause Män ner verschiedenster Kreise, die sich auf dem Ge biete der Ertüchtigung der Jugendlichen beson ders verdient gemacht haben. Anwesend waren u. a. außer mehreren Landtagsabgeordneten der Begründer des Jungdeutschlandbundes, Erzel lenz Feldmarscliall von der Goltz, Profc,,or Dr. Albrecht von der Zentralstelle sür Volks- wohlsahrt, die Vorsitzenden des deutschen und preußischen Fortbildungsschulvereins H acie und Haumann, Geheimrat Keller von der Eomcnius-Gesellschaft, die Professoren Dr. Reinhardt und Dr. Weyl von der Deutschen Turnerschaft und der Geschäftsführer des Zen tralausschusses für Volks- und Jugendspieie, Geh. Hofrat Professor Naydt u. a. Der Vorsitzende Abgeordneter Dr. von Lchenekenoorff, charakteri sierte in allgemeinen großzügigen Darlegungen die Grundgedanten des Zemralausschusics sür die weitere körperliche und sittliche Ertüchtigung der Jugendlichen. Die Versammlung ist als eine Fortsetzung und Ergänzung der Konferenz vom Hahre 1908 anzusehen, oie damals von ihm ein berufen und von Vertretern des Zentralausschus ses für Volks- und Jugeirdspieie, der Deutschen Turnerschaft, des Deutschen Turnlehrervercins und der großen Zentrale sportlicher Verbünde besucht war. Sodann hielt Herr Professor der technischen Hochschule Dr. K a u p-Charlottcn- burg einen außerordentlich interessanten Vortrag über die gesundheitlichen Mißstände bei unfern Jugendlichen und legte praktische Vorschläge in Verbindung mit der Fortbildungsschule vor. Die ystematische Ertüchtigung der fortbildungs chulpflichtigen Jugend hat eine große Bedeutung ür die nationale Kraft und das Nationalver mögen unseres Vaterlandes. Ein Referat des Herrn Oberbürgermeisters Domi nicus, Berlin-Schöneberg, über die Er tüchtigung der volksschulentlassenen Jugend, gab eine sehr wertvolle Darlegung über die augen blicklichen Verhältnisse im ganzen Deutschen Reiche. Er beleuchtete dabei besonders die großen Mißstände, die der körperlichen Ertüchtigung des weiblichen Geschlechtes entgegenstehen. Er schlägt eine statistische Anfrage an alle deutschen Städte über 10 000 Einwohner über die Fortschritte vor, die auf diesem Gebiete seit 1908 gemacht sind. An die Vorträge schloß sich eine außerordentlich angeregte Aussprache, an welcher sich besonders der Vertreter der Fortbildungsschulen und andere Herren beteiligten. Der Abgeordnete Pfarrer Ramdohr behandelte die Frage in sehr dan kenswerter Weise in bezug auf die ländlichen Verhältnisse. Herr Oberst Jung vom Jung deutschlandbund berichtete über das freundliche Entgegenkommen, welches das Eisenbahnmini sterium den Wanderbestrebungen gegenüber durch Ermäßigung der Fahrpreise und die Unterbrin gung und Verpflegung jugendlicher Wanderer. Nach längerer Aussprache wurde die nachfolgende, vom Vorsitzenden eingebrachte Entschließung ein stimmig angenommen: Die Entwicklungszeit vom 14. bis 18., ja bis zum 20. Lebensjahre ist bei dem einzelnen Menschen entscheidend für den Bestand der Ge sundheit und der Widerstandskraft in seiner ganzen ferneren Lebenszeit. Immer mehr wird daher auch erkannt, daß in den Jahren zwischen Schule und Waffendienst bzw. der Verehelichung hinsichtlich der Fürsorge sür eine gesundheitliche, körperliche Entwickelung eine verhängnisvolle Lücke klafft, die zweckentsprechend auszufüllen eine wichtige vaterländische Aufgabe ist. Nachdem der Zentralausschuß zur Förderung der Volks- und Jugendspiele in Deutschland in einem Aufruf und einer Denkschrift in Vereinigung mit Ver tretern der Turn-, Zpiel- und Lportverbände schon im Iabre 1908 durch eine öffentliche Kund gebung nut sichtbarem Erfolge hingewiesen hatte, halten wir es für angezeigt, daß jetzt eine er neute Anregung, und zwar dieses Mal in Ge meinschaft mit den, den Fortbildungsschulen nahestehenden Kreisen gegeben wird. Wir sordern daher nicht nur die allgemeine Pflichtfortbildungsschule für alle aus der Volks schule entlassenen Knaben und Mädchen vom 14. bis 18. Lebensjahre nnd in Verbin dung mit ihr im Endziel eine mindestens zwei stündige psli ch t m ä ßigc wöchentliche Uebung nn Turnen, Lpiel und Wandern, sondern auch die Einführung einer regelmäßigen ärzt lichen Untersuchung der Fortbildungsschüler und -schülerinnen, also eine schulärztliche lieber wachung der schulentlassenen Jugend, so wie sie jetzt schon der Volksschuljugend zuteil wird. Weiter halten wir für sehr erwünscht, wenn für diese Jugendlichen tunlichst durch früheren Gejchäftsschlutz an den Sonnabendnachmittagen und Gewährung von Ferienurlaub nach dem Vorbild anderer Länder die freie Zeit für die notwendige körperliciie Ausbildung gewonnen wird. Die hierher gehörigen Aufgaben der Kom in u n a l v e r w a l t u n g e n , die seither im aU- gemeinen noch viel zu wenig in die Praxis über tragen sind, müssen erleichtert und ermöglicht werden durch Mithilfe nicht nur der Arbeitgeber verbände, Handwerkskammern und Handelskam mern, sondern auch durch Unterstützung aller hier interessierten privaten Organisationen. Sus üen ReichstsgsirommMionen. Die kleinen Garnisonen. Die Petttionskommifsion des Reichstages ver handelte gestern die Eingabe desStädte- tages der Städte mit unter 2' 000 Einwohnern am Belegung mit kleinen Garnisonen. Der Vertreter der Militärverwaltung goch hier zu eingehende Erklärungen ab. Er teilte mit, daß die Zahl der Gesuche zurzeit sich auf 273 belaufe, es bestehe also nicht entfernt di« Möglichkeit, auch beim besten Willen alle Gesuche zu erfüllen. Grund sätzlich stehe man Lei. Eingabe durchaus sympathisch gegenüber. Der Kriegsministersei bereit, den Wünschen nach Möglichkeit entgegenzu kommen, namentlich für die Städte, die schon ein- mal Garnisonen hatten. Allein in erster Linie müßen doch die militärischen Erwägungen stehen. Hier kommen in Frage die Rücksichten aus die Mobil machung des Truppenteils. Die Truppenteile müssen in der Nähe des Ortes sein, wo sie zu Beginn des Krieges einsetzen sollen. Zum mindesten sind zweck mäßige Eisenbahnverbindungen Voraussetzung. Zweitens handele es sich um die Besetzung wichtiger Punkte und Abschnitte zur Sicherung strategischer Bahnen, von Kunstbauten insbesondere, deren Zer störung den ganzen Aufmarsch hindern würde. Drittens kommt in Betracht die Lage des Truppen teils zum Standort der übrigen Teile desselben Ver bandes, damit der Uebergang zum Friedensstand sich so rasch als möglich vollziehen könne. Man suche In fanterie womöglich mit Feldartillerie zusammen- zulegen, Pioniere mit Artillerie oder mit Train. Die Fußartillerie sei für die Regel an größere Garni sonen, an Festungen gebunden. Es kommen weiter in Betracht die Ünterkunftsverhältnissc. Hier spiele 4s ÄÜS. Geschichte eines Frauenherzens. Von Emmy von Pannewitz. ^Nachdruck verboten.j Wilborg erfaß.« die Hand seiner jungen Frau und legte sie auf ßuuen Arm, der Diener eilte voran, seiner hohen Herrin die Karten zu überbringen. Und dann standen sie vor ihr, der hohen könig lichen Gestalt, mit dem schwarzen Gewände, die Witwenhaube auf dem schneeweißen Haupt. Tief er griffen beugte sich Witborg über die gnädig zum Kusse hingestreckte Hand, während Adas Hände in tiefster Verwirrung das Fell des kleinen weißen Sei- denpinschers streichelten. Auch Prinzeß Mary trat, gefolgt von einer Hof dame, auf die Terrasse. Sie richtete das Wort an Ada, fragte nach ihrer Heimat und als Ada. deren Schüchternheit die Güte und Einfachheit der Prinzessin pasch überwunden, oon ihrer Jugend in oem beraumlchlojsencn Harz städtchen erzählte, da fand die Prinzeß des Fragens kein Ende, war doch der königliche Hof dort im An fang der 60er Jahre alljährlich gewesen, zur Kur bei dem wunderlichen Kräuterdoktor Lampe, ter, seines Zeichens ein Schuster, wenigstens insofern seinem Metier treu geblieben war, als er alle Leiden über einen Leisten behandelte und kuriert«. Don ihm batte Ada oftmals gehört, aber all die andern Familien, nach denen die Prinzeß sich teil nehmend erkundigte? Wo waren sie geblieben? Ge storben, fortgeweht von dem großen Sturm, denn 30 Jahre sind eine lange Zeit im Leben der Menschen. Ihr Gatt« wußte besser Antwort zu geben, er kannte sie alle, die längst Gestorbenen, Vergessenen, er ragte hinüber aus einer andern Zeit, seine Er innerungen, seine Jugend, sie lagen jenseits des gro ßen Krieges, diesem Wendepunkt in Deutschlands Geschichte. Wohl war er ausgesöhnt mit dem neuen Regi ment, in unverbrüchlicher Treu« stand er fest zu Kaiser und Reich, aber war ihm der große Hohenzoller auch fein geliebter und verehrter Kaiser, sein König blieb ihm doch der blinde Welfensproß, und tiefbewegten Herzens neigte er sich über die Hand seiner Königin, während eine Träne in seinem Auge schimmert«. Wohl hatte er sich von allen wölfischen Umtrieben ferngehalten in dem vollen Bewußtsein, daß eine Wiederherstellung des Thrones nur ein Unglück sein könne für sein Land, denn Deutschlands Einigung war aller Opfer wert! So war er mit dem Verstände Preuße, doch mit dem Herzen althannooerscher Patriot, der jetzt ganz der Hofmann war, der er vor langen Jahren gewesen und hier in der Gnade der angestammten Herrscherin sich sonnte, wie «inst im Park zu Herrenhaus«». — Die Audienz war beendet; mit gütigen Worten war ihnen noch die Einladung zu der morgigen Dampferpartie geworden und glaheno vor Erregung, mit stolz erhobenem Köpfchen verließ Ada am Arme des Gatten den Park der Villa Braunschweig. Mit heißem Gesicht saß die junae Frau am andern Tage bei dem frühen Mittagsmahl, sollten doch die Wagen der zur Dampferfahrt befohlenen Gäste be reits um 3 Uhr vorfahren. Am Morgen hatte Ada mit Modistin und Schneiderin konferiert, denn die vom Diener noch gestern abend überbrachte Ein ladungskarte schrieb als Toilette Halbtrauer vor, da irgendein Mitglied der englischen Königsfamilie ge rade gestorben und Hoftrauer war. Jetzt war sie in vorgejchriebener Toilette, schwarzes Seidenkleid mit weitem Paspel, kleinem Kapotthut von schwarzen Spitzen mit weißem Federtusf und perlgraue Hand schuhe mit schwarzen Raupen. Endlich war es Zeit. Der Baron, im schwarzen Promcnaoenanzug, hob seine Gemahlin in den Wa gen, die Pferde zogen an und nach einigen Minuten war die Anlegestelle erreicht. Ein roter Läufer führte über die Brück«, ein ebensolcher bedeckte die Schiffstvepp«, an welcher Gräfin Wedell. die Hofdame der Königin, die Gäste empfing und gegenseitig vorstellte. Dann rollten in rascher Folge zwei Wagen heran, denen die Herrschaften entstiegen. Der Herzog von Cumberland führte seine königliche Mutter, wäh rend seine Gemahlin, Herzogin Tyra, mit Prinzeß Mary folgte. Auch di« Kinder des Herzoglichei: Paares, aus deren blauen Augen das Helle Ver gnügen an der Wasserfahrt leuchtete, kamen mit ihrem Erzieher. Huldvoll grüßend nahten L:e hohen Herrschaften, für jeden auf dem Schiff hallen sie ein gütiges Wort und munter und ungezwungen floß die Unterhaltung dahin. In leuchtendem Blau lag das kristallklare Wasser des Sees. Der Dampfer zog siloerne Furchen und wie flüssiges Metall erschien das Kielwasser des Schiffes. Es war eine märchen haft schöne Fahrt! Immer wiäder zeigte der Traunstein sich in neuer Gestalt. Wunderbar hob der nackte graue Felsen sich ab von den grünen Matten, die die anderen Berge be deckten. Die Sennhütten schauten nieder auf den See und leise erklang das stimmungsvolle Geläut der Kuh herden von dort oben; dann setzte ein Glöckchen ein zum Ave-Läuten und, sich fortpjlanzend, ertönte die fromme Stimme, leise, mahnend, bald oben vom Berge, bald von dem Ufer des Sees. Ada saß in Schauen, in Andacht versunken. Leise stahl sich ihre kleine Hand in die des Gatten. „Ich danke dir" — weiter sand sie keine Worte. Wilbora sah ihr freundlich in das erregte Gesichtchen. Dann sorgte er für ihr leibliches Wohl, denn die Erfrischungen bietenden Diener hatten sie nicht be achtet in ihrer Versunkenheit. Aber wie der schönst« Tag einmal ein Ende er reicht, so ging es auch diesem, und Ada kam erst wieder zum Bewußtsein ihrer selbst, als sic im Zuge saßen, Ser sie wieder zurückführte in die nordische Heimat. Sie hatten des Großartigen und Schönen, des Interessanten und Belehrenden so viel gesehen in diesen fünf Wochen, daß der Wunsch nach dem eigenen Heim in ihnen immer lebhaftere Gestaltung gewonnen hatte. So flogen sie nun durch den Süden unseres Vaterlandes, Tag um Tag, sich nur die nötig« Nachtruhe gönnend. In Hildesheim ruhten sie sich noch einen Tag aus, sie wollten nicht reisemüde in Hannover ankommen. Dann ging's weiter. Dort oben auf dem Berge schimmerte di« Marienburg, jenes Schloß der Kö ¬ nigin, durch die Bäume; es hatte zum Vorbild ge dient bei dem Bau des neuen Schlosses in Gmunden, einsam, verlassen liegt es da. unbetreten von Men- schenfuß, denn es ist Privateigentum der Königin Marie, und ausgeschlossen von der allgemeinen Ver waltung. Die Fremden, besonders die Hildesheimer, pil gern oft im Frühling hinauf, dem Gesang der Nach tigallen zu lauschen, doch vor dem Schloßtor heißt es „Halt". Ein Hufeisen ist dort angcnagelt, di« Pferde sollen es verloren haben in jener Juninacht, als sie ihre flüchtende Herrin mit eiligen Füßen davontrugen in die Ferne, so erzählte der Freiherr seiner Gattin. Endlich rollten sie hinein in die weite Halle des Hannoverschen Bahnhofes, elektrische Lichter blitzten auf, da war die Post, der Ernst-August-Platz mit dem Rciterdenkmal des selbstherrlichen Königs, der die Verfassung brach zugunsten seines erblindeten Sohnes, und von dem es dennoch hieß: „Evern inch a king." Der Zug hielt, mit jugendlicher Gewandtheit hob Wilborg die junge Gattin ans dem Coup^ und klopfenden Herzens schritt Ada an seiner Seite di« breiten Treppen hinab, durch den langen dämme rigen Gang, durch die weite Halle zum Ausgangs portal, wo der eigene Wagen sie erwartete. Ada schloß die Augen. War das nun das Glück, dem sie entgegenfuhr? Würde es heimisch werden an ihrem Herd? Der Wagen hielt mit scharfem Ruck vor der prächtigen Villa am Schisiqraben Baumwipfel erhoben ein leises Rauschen, auch ein schüchternes Vögelchen ließ seine Stimme ertönen. Zvar es ein Gruß aus Haus und Garten? Mit be klommenem Herzen ging Ada die teppichbelegten Stufen hinauf, mit freundlichem Wort die Diener schaft begrüßend. Dann traten sie in ihr eigenstes Gemach und in einem Ausbruch leidenschaftlicher Zärtlichkeit schloß Baron Wilborg sein junges Weib in die Arme. e (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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