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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120509013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-05
- Tag1912-05-09
- Monat1912-05
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Bezug-.Prei» st» L«l»»te »nv L!»e»rr« »,rch »I«, Träge, und Soebtirui« r»»l ti»l>ch in, van» ««dracht » Ps. m.natL, t.7t ML vteneltädkl. B«t »nl»rn^slt«l«n ». U» nohmelteüen adaehott 7S Vs. monalL, L» ML vterleyädrl. D»rch »t, V«t: Innerhalb Deutschland, an» der deutschen Kolonien »ierteljährl. S.« ML. «»»all. l.r» ML auelchl. Postdrstellaeld. Kerne» in Belgien, DanemarL den Donouftoaten, Italien. Lurembura. Niederlande, Nor wegen. OeNerreich« Ungarn Nukland. Schweden und Schwelt. In allen übrigen Staaten nui oirett durch d»e «beschütt» Kelle de» Blatte» «rdältlich. Da» Lelpttger Tageblatt «rlchemt Zmal täglich. Sonn» ». Aetrnag» nur morgen». Bdonn«ment»»Ilnnahm«. I»da»»«»g«II» 8. bet unseren Trägern. Filialen. Spediteuren »ad ltnnahmesiellen. sowie Boftümlern und Briefträgern. atnt«lve»k«,t,»»,»» lv Vs. Morgen-Ausgabe. A'cip.iigerTagtblatt "«Handelszeituug. «a»kk-nl«:s >14894 »D s De».-Kass» «Lrtmm. Etetnweg W» Amtsklatt -es Rates und -es Rolizeiamtes -er LtaSt Leipzig. Ln^eiqeu Prei- ft» Inserat» au» i!,rv«t° und llmgebnn, die Ispalrtg, T<«tlt,»ile LPs. Li« Reklame. ,etl« l ML von uu»wan» !iU Ps. Reklamen ML Inserat« oon Bedürden tm amt. ltchen Teil dl« Petlliette S> Pt- <b«I<dast»ant»>aen mli Planvorschrtst«» im Prell« erhöht Rabatt nach Tarif. Betloaegeblldr Setamt auslaa« S ML p Tausend «rkl. Poftaebühr. . Tetldellage dober FeftertetU» Buslrüa» können nicht turllä- ue,oa«n werden. Jllr da» Lrschetnen an besttininten Tagen und Blühen «rrd kein« Sarantt» übernommen. üln,«tg«n-annabme. 2»ba»,r»,«Ne 8. bet sämtlichen Atllalen u allen Annoncen» tkrpedttionen de« In» und Ausland«». Druck und Verla, non Fis««» äi Riirste, Inhaber: Bo» Rürlt«,. Redaktton »nd V,schilst»lt«ll»i Iobannlsaasse L Banpt» Alltal, De«»d«u: Seeitrah« < I ilelephon «8211 Nr. 235. los. Jahrgang Vonnerstsy, üen 9. Msi l9l2. IM" Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1V Seiten, die vorliegende Morgennummer 18 Seiten, zusammen 26 Seiten. Das Wichtigste. * Der Reichstag hat am Mittwoch u. a. die zurückgestellten Abstimmungen betr. Misch ehen und Geschäftsordnungsan träge vorgenommen. (S. Bericht S. 9.) * Die Sächsische Erste Kam in e r hat sich am Mittwoch mit Etatskapiteln und Petitionen beschäftigt. (S. Bericht S. 2.) * Die Sächsische Zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung die Etatkapitel Forsten und direkte Steuern erledigt. (S. Bericht S. 2.) »Das preußische Abgeordneten haus hat am Mittwoch die Beratung des Gesetz entwurfes zur Stärkung des Deutschtums (Besitz- festigungsgesetz) begonnen. (S. Bericht S. 10.) * Nach einer türkischen Meldung haben die Türken auf Rhodus über die Italiener einen großen Erfolg errungen. (S. bes. Art. S. 1.) * Theateranzeigen siehe Seite 16. perlanenmetzlel. —v. Nicht ganz ohne Sorge kann man dem bevorstehenden Personenwechsel im deutschen auswärtigen Dienst entgegensehen. Man denkt an die Erzählung vom Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dache. Und die deutsche Posi tion in der Türkei ist kein „Spatz". Soll man um der deutsch-englischen Freundschaft willen, die vielleicht ewig eine Illusion bleibt, reale Werte in der Türkei aufs Spiel setzen? Die deutsche Bevölkerung ist bei dem geplanten Diplomatenwechsel nicht teilnahmlos. Meist steht sie den Ernennungen neuer Gesandter oder dem Wohnungswechsel von Botschaftern ziemlich gleichgültig gegenüber; aber dafür hat sie doch ein Gefühl bekommen, was der ehemalige badische Staatsanwalt am Bosporus für Deutsch land geleistet; es scheint doch noch etwas wie Dankbarkeit zu geben. „Der badische Staats anwalt" sagten wir; man könnte auch vom ehe maligen Staatssekretär des Auswärtigen Amts sprechen; aber dessen Dasein mit der Gegner schaft der Agrarier, mit dem Tausch-Lützow- Prozeß ist fast mythisch geworden. Marschall ist nicht bürgerlich und er ist nicht aus einem sogenannten praktischen Berufe, sondern aus der Beamtenlaufbahn hervor gegangen. Er entspricht also nicht ganz den Anforderungen, die gelegentlich von Reformern für den diplomatischen Dienst aufgestellt werden. Lookout, der Verfasser der glänzend geschriebenen Broschüre: „Englands Weltherrschaft und die deutsche Luxusflotte" hält jene Reformideen für eine Viertelswahrheit und spricht etwas spöttisch von der Möglichkeit, daß wir lauter Aelteste der Berliner Kaufmannschaft für den diplomatischen Dienst gewännen. Ein Körnchen Wahrheit erkennt immerhin auch Lookout an. Die Reformer sind sich wohl selbst noch nicht ganz klar über ihre Wünsche. Eine regellose Auswahl der Diplomaten aus Kaufmannschaft, Professorentum und Presse würde wahrscheinlich vor dem deutschen Ordnungssinn doch keine Gnade finden und auch mit der Hochachtung nicht in Einklang zu bringen sein, die man mit Recht bei uns vor den Fachleuten empfindet. Freiherr Marschall v. Bieberstein ist eben zum Fachmann geworden, wie der Eerichtsreferendar und Landwehrleutnant v. Bismarck es zu „einiger" diplomatischer Fachkenntnis ge bracht hat. Die englische und die französische Presse ergehen sich in Lobsprüchen auf die Bedeutung Mar schalls. Nachdem heimische Kritiker die deutschen Diplomaten so schlecht gemacht haben, daß man sich nicht wundern dürfte, wenn kein Hund mehr ein Stück Brot von ihnen nähme, ist die fremde Anerkennung wohltuend. Aber auch verdächtig. Man kann überzeugt sein, daß sich an den Weg gang Marschalls aus Konstantinopel starke eng lische und französische Hoffnungen knüpfen. Die Diplomatie beider Länder wird ihre An strengungen verdoppeln, um Boden zu gewinnen. Als Herrn v. Marschall einst zum Vor wurf gemacht wurde, daß er während kri tischer Zeit nicht in Konstantinopel weilte, soll er erwidert haben: „Was wollen Sie, Kiderlen war ja da". Der jetzige Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter, damals Gesandter in Bu karest, galt eben als vorzüglicher Spieler auf dem Schachbretts des näheren Orients. Er wird aber nach allgemeiner Ansicht nicht Marschalls Nachfolger; Freiherr v. Wangenheim in Athen, über dessen Fähigkeit wir kein Urteil haben, soll bekanntlich dazu ausersehen sein. Von nicht unerheblicher Bedeutung für das Wirken dieses neuen Mannes am Bosporus und zugleich für die neue Aufgabe Marschalls ist, daß die Gründe seines Scheidens nicht entstellt werden. All den Ausstreuungen: Mar schall selbst habe dringend seine Abberufung ge wünscht, die deutsche Position sei erschüttert usw., muß auf das entschiedenste entgegengetreten werden. Marschalls Kraft soll der schwierigen und ehrenvollen Aufgabe des Londoner Postens zugeführt werden, das ist der einzige Grund des bevorstehenden Wechsels. Man braucht diese Zweckbestimmung nicht mit einer Unfreundlichkeit gegen den bisherigen Inhaber des Londoner Postens zu verbinden. Der Name des Grafen Wolff-Metternich hat in deutschen Landen einen recht guten Klang, seitdem die energischen Warte bekannt geworden sind, die er im Juli des vorigen Jahres an den englischen Minister des Aeußeren Grey richtete. „Er könne dem Minister nicht verhehlen, daß er mit zwei Maßen messe, einem Maß für Frank reich, einem anderen Maß für Deutschland", sagte er am 21. Juli 1911. Der Botschafter hat dann in den folgenden Tagen demselben eng lischen Minister erklärt: die deutsche Absicht, über englische Interessen oder Rechte zu verfügen, bestehe nur in der englischen Ein bildung; drohende Warnungen würden Deutsch land nur zum Festhalten an seinem Recht ermuntern. Wolff-Metternich hat im Auf trage der deutschen Regierung bekanntlich Be schwerde über die Ausnutzung der Rede Lloyd Georges durch die Presse geführt und Sir Edward Grey hat in öffentlicher Unterhaus sitzung der Meinung Ausdruck gegeben, daß jene Mitteilung „außerordentlich steif im Tone" war. Es ist behauptet worden, daß es in diesen Unter redungen zu erregten Auftritten gekommen ist. Wir hätten keinen Anlaß, dem Grafen Wolff- Metternich einen Vorwurf daraus zu machen, wenn er im Gespräche die persönliche Empörung über die damalige englische Politik hätte merken lassen; das deutsche Volk und der Reichs tag verlangten eine entschiedene Abwehr des Auftretens englischer Minister; mehrere Poli tiker, die vordem die deutsche Regierung der Schwäche geziehen hatten, waren bereit, ihre Vorwürfe zurückzunehmen, als über das Ver halten Wolff-Metternichs Mitteilungen in die Oeffentlichkeit drangen. Doch ist damals aus drücklich festgestellt worden, daß jener scharfe, persönliche Zusammenstoß nicht erfolgt ist. Heute haben Deutschland und England mit einander ein Geschäft des Friedens zu voll ziehen, aber dies Geschäft wird um so eher zu stande kommen, je mehr Energie und Macht Deutschland dabei einzusetzen hat. Wenn Deutsch land einen seiner besten, vielleicht den besten Diplomaten, den es hat, an diese Aufgabe wendet, so sieht das englische Volk, welche hohe Bedeutung von unserer Seite der Verstän digung beigelegt wird. Wenn der deutsche Unterhändler, außer seinem Geschick und der be kannten deutschen Friedensliebe, auch noch die verbesserte deutsche Wehr in die Wagschale legen kann — wofür die nüchtern denkenden Eng länder ein besonderes Verständnis haben wer den —, so dürfte von deutscher Seite alles getan sein, um der durch den englischen Minister Hal- dane eingeleiteten, dann ins Stocken geratenen Verständigungsaktion einen günstigen Verlauf zu sichern. Oie Dshlen kür -le Organe -er Angestellten-Versicherung. Man schreibt uns: Aus den Kreisen der Angestellten und Arbeit» geber gehen an der mit der Organisation der neuen Reichsversichcrungsanstalt beschäftigten Stelle man cherlei Anträge ein, die sich auf das Wahl- verfahren zu den Organen, insbesondere auf die Wahlen der Vertrauensmänner, be- ziehen. Dabei wird auch der Wunsch ausgesprochen, die Wahlen möchten auf einen Sonntag verlegt werden, um allen Angestellten die Teilnahme zu ermöglichen. Tas Versick^erungsgesetz für Angestellte hat aber Vorkehrungen getroffen, die jeden zu den Wahlen Berechtigten auch die Teilnahme sichern. Denn die Wahlen der Vertrauensmänner ge» schehen schriftlich. Dieses Wahlvcrfahren ist bei den Beratungen des Gesetzes im Reichstag ein gehend erörtert worden. Es wurde geheime und zu- glcicb schriftliche Wahl gewünscht. Beide Grundsätze sind aber naturgemäß nur in beschränktem Mähe miteinander vereinbar. Tenn die schriftliche Wahl setzt voraus, daß der Wählende seine Wahlbercch- tigung durcb eine Legitimation nachweist. Als solche dient die V e rs i ch e r u n g s k a r t e, die allen Angestellten, auf welche sich die Versicherungs pflicht bezieht, ausgchändigt wird. Diese Versiche rungskarte muß also zusammen mit dem Stimm- zettel innerhalb der festgesetzten Zeit an die mit der Wahl beauftragte Behörde eingesandt werden. Da dies die untere Verwaltungsbehörde — Land ratsaint oder Magistrat — ist, die zur Geheimhaltung der Stimmabgabe des einzelnen verpflichtet ist, so wird da» Prinzip der geheimen Wahl trotz deS persönlichen Ausweises deS Wählenden tatsächlich nicht gefährdet. Ein anderer Ausweg als die schrist- liche Wahl Ivar nicht möglich, weil bei der be schränkten Zahl der Wählenden die Einrichtung von WahlbureauS — wie bei den politischen Wahlen — für jeden Ort innerhalb eines Kreises naturgemäß nicht durchführbar ist. Die nicht am Sipe der unteren Verwaltungsbehörde wohnenden Angestellten werden ihren Wahlzettel mit Rücksicht auf die bei liegende Versichernngskarte durch ein- geschriebenen Brief einsenden müssen. Die hierdurch entstehenden Portoausgaben von 30 Pfg. sind nicht zu vermeiden, wenn jedem Angestellten die Möglichkeit der Wahlbeteiligung sichergestellt wer- den soll. Die Ausstellung der Versicherungskarten an die Angestellten dürfte nach Anmeldung der Betriebe während der Sommermonate erfolgen, die Wahlen der Vertrauensmänner werden im Herbst stattfinden. Rach ihrer Erledigung haben die ge wählten Vertrauensmänner die Register für die Rentenausschüsse, für die Schiedsgerichte, für das Oberschiedsgericht und für den Verwaltungsrat zu wählen. Deutsche Bestehungen stl pülMtzül. Bon Konsul Singelmaun. „Der deutsche Geschäftsträger hatte eine länger« Besprechung nut dem Minister des Auswärtigen", diese Bemerkung findet man jetzt recht häufig in den portugiesischen Zeitungen. Was geht vor? hört man fragen. Die Beweggründe können verschiedene sein, und läßt sich davon ein ganzes Bukett zusammenstcl- len. Da fehlt noch die Ernennung eines defi nitiven portugiesischen Gesandten in Berlin; denn wenn auch seit dem mit dem Sturze der Monarchie zusammenhängenden Fortgang des langjährigen tüchtigen Gesandten Biscoirde de Pin- della in der Person des interimistischen Geschäfts trägers Antonio da Costa Ccrbral und des General konsuls Alberto d Oliveira Portugal seine Zitteressen in Berlin sehr vorteilhaft gewahrt sieht, so muß an die Stelle des nun anderthalb Jahr bestehenden Pro visoriums doch endlich ein definitives Verhältnis treten, wie es in London und Paris schon seit gerau mer Zeit ist. — Weiter steht zur Erwägung, wie Deutschland sich zur Einführung der beab- sichtigten Zollzahlung in Gold in Por tugal stellt, insbesondere ob tatsächlich Deutschland anderweitige Vergünstigungen erwartet, falls es von dem ihm durch eine Klausel des deutsch-portugiesischen Handelsvertrags von 1908 zustehenden Rechte, bei Einführung der portugiesischen Zollgoldzahlung den Vertrag kündigen zu dürfen, keinen Gebrauch macht. — Ferner kommt in Betracht, wie Deutschland sich den in Portugal beabsichtigten beiden Anleihen gegenüber verhält, einer kleineren für Eisenbahn bauten, einer größeren von angeblich über 200 Mil lionen Mark, die dem Vernehmen nach in Eng land und Frankreich allein, wie es die größte Lissabonner Bank meinr, untergebracht werden können, und wofür, wie es heißt, Garantien auf kolonialem Gebiet gegeben werden sollen, wo bei die Zinsen und Amortisationen auf lange Jahre ein« beträchtliche Rolle im Staatshaushalt Portugals spielen werden. Weiter wäre in Erwägung zu ziehen, daß die por tugiesische Deputiertenkammer sich in Kürze mit einem Gesetzentwurf befassen soll, der eine Eisen bahnverbindung in Kapspurweite oon dem Südangola-Hafen Mossamedes nach dem deutsch-por- tugiesischen Grenzfluß Kunene vorsieht, zu welchem Zweck die bisher oon Mossamedes aus auf 170 Kilo meter fertiggestellte Staatsbahn in 60 Zentimeter Spurweite (also ebenso wie die Swakopmund-Otavi- Bahn) nunmehr verbreitert werden soll, und so über das gesunde und fruchtbare Hochland von Mossamedes zum Kunene über Humbe wertergeleitet wird, wo durch eine Eisenbahnverbindung zur Entwick lung des Nordens Deutsch-Südwest afrikas (Ovamboland und Kaokofeld) nach einem durchaus brauchbaren Hafen ebenso geschaffen werden soll, wie das englische Hinterland von Portugiesisch- Ostafrika die portugiesischen Häsen oon Lourenzo Marques, Beira und die Zambeskmündung zur Ver fügung hat. Vielfach begegnet man in Portugal auch dem Gedanken, Mossamedes zum Freihafen für das deutsche Grenzgebiet zu machen. Es ist bei allen diesen Fragen natürlich wichtig, wer die Bahn baut, wie die Bahntarife sein werden, usw. Weiter steht auf der Tagesordnung die Anwerbung portugiesischer Ovamboarbeiter, besonders von dem Kuanjama-Stamme, für Deutsch-Südwestcrfrika; die von der portugiesischen Regierung bereits bekannt gewordene Einrichtung ,on Zoll st eilen an den beiden deutsch-portugiesischen Grenzflüssen Ku- nen« und Okavango: die Beseitigung der seit vielen Jahren vorhandenen Ungewißheit der Nordgrenze Deutsch-Südwefiafrikas zwischen Kunene und Oka vango; die beabsichtigt« große Massenansiedelung russisckjer und anderer Juden aus dem gesunden Hoch lande von Bihö, Cacoäda, Mossamedes im portugie sischen Grenzgebiet Deutsch-Südwestasrikas (zioni- stischc Propaganda im Stile der kleinen Ansiedlungen in Syrien); die von sehr bedeutenden englischen Kapi- talien in Aussicht genommenen großzügigen Unter nehmungen auf den herrlict^en Inseln St. Tomß und Prinzips (Ankauf oon Kakaoplantagen, die bisher die bedeutendsten Lieferanten für die 200 deutschen Schokoladenfabriken sind) und in Portugiesisch-Ost afrika (Bau oon Eisenbahnen im Zambesigebiet). Kurz, es liegen so viel Punkte vor, die zwischen Deutschland und Portugal zu erledigen sind, daß die Mutmaßungen, worauf sich wohl die häufiger als früher gemeldeten Besprechungen zwischen der deut schen Gesandtschaft und dem portugiesischen Mini sterium des Auswärtigen beziehen könnten, sich in den verschiedensten Richtungen bewegen. In allen kolonialen und kaufmännischen Kreisen begegnet man stets dem lebhaften Wunsch, gründ licher als es bisher möglich war, über die Vorgänge in Portugal und dessen großem, noch sehr entwick lungsfähigen Kolonialbesitz unterrichtet zu werden, damit nicht Engländer und Franzosen vorwiegend dort allein das Zett abschöpfen. Wie das schon so oft betont ist, sollte Regierung und Kapital hier noch mehr Hand in Hand arbeiten, und bietet vielleicht die Lesung des Budgets im Reichstage Veranlassung, das Versäumte nachzuholen, was dringend wünschenswert wäre. Der Reichstag hat schon in einer Sitzung der Budgetkommission in den letzten Tagen des Januar 1909 seine Bereit willigkeit hierzu bewiesen, indem sie sich wohlwollend zu einer Hamburger Petition an den Reichstag be treffs Förderung deutscher Interessen durch Entsen dung eines auch auf kolonialem Gebiet bewanderten „Handelssachoerständigen" äußerte. Die Institution dieser Sachoerstündigen entspringt bekanntlich einer Initiative des Reichstags selbst, und noch nie hat er bisher dafür seine Unterstützung versagt, obwohl die meisten der bisher ernannten 21 Sachverständigen nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, aus der Praxis genommen waren, sondern Theoretiker, die nur eine sehr kurze kaufmännische oder landwirtschaftlich« Praxis aufweisen konnten, und bei deren Ernennung auch nicht immer genügend die Wünsche der Inter, essentcn betreffs der Persönlichkeit des Hinauszusen denden, worauf sehr viel ankommt, eingeholt waren; während es auf der anderen Seite auch wieder In» teresienten gibt, die eine solche Ernennung zu Hinter treiben suchen, da sie nicht die Aufmerksamkeit wei terer deutscher Kreise auf ein Gebiet gelenkt sehen mögen, das sie für sich allein zur Ausbeutung reser vieren möchten. Wie die Verhältnisse in Lissabon liegen, wo auch alle Fäden des kolonialen Lebens zu- sammenlaufen, kann nur auf das lebhafteste gewünscht werden, daß dieser Frage nähergetreten wird, zumal solche Sachverständige stets nur auf 2—3 Jahr« fest engagiert werden, nicht in den Staatsdienst treten und daher auch nicht pensionsbercchtigt sind. Seit dem Fortgang des langjährigen deutschen Gesandten v. Tattenbach aus Lissabon Ende 1908 konnten seine beiden Nachfolger, Prinz Ratibor und Freiherr v. Bodman, die sich mit großem Eifer der deutschen Interessen annahmen, einerseits aus leider unver meidbaren Ursachen nur kurze Zeit persönlich auf ihrem Posten am Tejo anwesend sein, so daß auch jetzt ein Legationssekretär die Geschäfte versehen muß, wie schon zur Zeit der Umwälzung im Oktober 1910. Anderseits kann das deutsche Eesandtschaftspersonal gar nicht in Beziehung zu gewissen wichtigen Persön lichkeiten treten, mit welchen, da ein deutscher Bs- rufslonsul in Lissabon nicht vorhanden ist. am besten ein „Sachverständiger" sich in Verbindung setzt, der auch gleichzeitig den spanischen Kolonialbesitz im Guineabusen mit bearbeiten könnte. Der itüllenilch-türkilche Krieg. Die Kriegslage. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Rhodos vom 7. Mai: Der Zerstörer „O st r o" hat im Hafen von Lin dos den Wali von Rhodos und seine beiden Sekretäre gefangen genommen, als sie sich anschickten, die Insel zu ver lassen. Der Wali und seine Sekretäre werden bei der ersten Gelegenheit nach Italien gebracht werden. 4 türkische Offiziere und 28 Soldaten haben sich den türkischen Vorposten ergeben. Die Haltung der Bevölkerung ist ruhig und achtungsvoll. Aus Tripolis wird gemeldet: Zur Vervollständigung der Befestigungen, die Tagiura mit Tripolis verbinden, haben am Dienstag zwei Züge und 30 Lastautomodile das erforderliche Material an Ort und Stelle transpor tiert. Die mit den Arbeiten beschäftigten Truppen wurden von einer Kavalleriebrigad« sowie zwei Bataillonen Infanterie und einem Bataillon As- karis gedeckt. Die Arbeiten wurden nicht gestört. Aus Benghasi wird vom 7. Mai gemeldet: Eine kürzlich gebildete Truppe von Einge borenen wurde am Dienstag früh zum ersten Male verwendet. In der Oase Garianes stieß sie auf versteckt liegende Truppen von Beduinen und zerstreute diese, wobei sie Beweise großen Mutes ablegte. S Ein türkischer Erfolg auf Khnkns. Aus Konstantinopel wich) gemeldet: Der Minister Ta last teilt« privatim eine De- pesch« des Walis oon Smyrna «it, in der gemeldet DM" Man beachte auch die Inserate in der Abend-Ausgab«. "WD
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