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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120515029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912051502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912051502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-05
- Tag1912-05-15
- Monat1912-05
- Jahr1912
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Seit» 2. M. 247. ISS. lairrgan,. Dte Lage l« Marokko. Die Lose i» Gharbgebiet. Aus Tanger »oird gemeldet: Die Stimmung unter den Eingeborenen des Ocharbgebictes ist fortgesetzt sehr erregt. Die Europäer werde» von den Behörden geivarnt, sich in die bc- drohte Siegend zu beyeben. zst Die Spanier in Marokko. Aus Larrasch wird gemeldet: Hier erhält sich das Gerücht, daß die Spanier den Stämmen der Beinuriaghel und der Beni Zerual große Summen Geldes versprochen Ha ven, ivenn sie die spaniscl^en Truppen sich ungelfindert im Urgatale fcstsetzen lassen. Wcütere «ummcn sollen den Führern der beiden Stämme geboten worden sein, wenn es ihnen gelingen würde, die übrigen feindliclnm Stämme in gleicl>em Sinne zu beeinflussen. Verlustreiche Kämpfe im Rifs. Sckwn seit geraumer Zeit, besoirders seit den Vorgängen in Fez, hieb es, daß die Rifsleute sich wieder regten. In den letzten Tagen war aus Melilla gedrahtet worden, die feindliche Harka am liulen Kertuser sei bedeutend «»gewachsen, und ein Angriff ans die spanisclnm Stellungen sei zu ge wärtigen. Der Oberbefehlshaber habe umfassende Maßnahmen getroffen. Wie dem „Jmparcial" cze- dravtet wird, rrfotgte am Montag dieser Angriff. ES kam zu einem .stampf, wobei die spanische Ar- tillerie und Kavallerie vielfach ins Treffen kamen. Die Riffleute wurden zurückgeschlagen, ließen 70 Tote ans dein Schlachtfelds und trugen viele Tote und Verwundete mit sich fort. 28 Riffleute wurden ge fangen genommen. Auch die spanischen Verluste sollen bedeutend sein, doch steht die ziffermäßigc Angabe noch aus. Wie aus Udjda gemeldet wird, scheinen sich die Rifflcute den Beni Uarain und anderen auf ständischen Stämmen zwischen Taza und dem Mulujah - Fluß anschließen zu wollen. Bei Tasoralt wurden zwei unter dem Befehl eines fran zösischen Offiziers stehende Goumicr-Patrouillen, als sie den Mulujah-Fluß überschritten, von Rifflcuten angegriffen. Ein Goumier wurde getötet, zwei ver wundet. * Die lp.lnisch-franröstschrn Verhandlungen. Die in London vorgcschlagene Lösung der strit tigen Frage über da- Ilrga^ebiet hat in Madrid feine günstige Ausnalnne gesunden Infolgedessen i i>d zwischen der französischen und der englischen Regierung neue Verhandlungen in die Wege geleitet worden, um eine Spanien zufriedenstellende Lösung zu finden. Doch dürfte es nunmehr noch geraume Zeit dauern, bevor die spaniscl>-französiskl>en Verhandlungen endgültig beendet sind. Vor allen Dingen hat die technische Kommission, die ihre Arbeiten bis zur Lösung der llrgafrage eingestellt batte, noch verschiedene andere Punkte zu erledigen. DLL italienMäürkilchr Sri»?»- italienische Darstellung der Sage in der»«. ^lyrenaika. Der römische „Corriere d'Jtalia" veröffentlicht einen Brief seines Korrespondenten aus dem tür kischen Lager in der Cyrenaika. Der Brief ent hält eine Beschreibung der schweren Lebenslage der Bevölkerung. Gebiete, die in den verflossenen Jahren kultiviertes Land waren, sind vollständig ver lassen. Im ganzen Lande herrscht tiefe Nieder geschlagenheit. Die Eingeborenen sind von den Türken aus Heim und Familie herausgerissen und gezwungen worden, zu kämpfen. Sie sehnen nur den Frieden herbei und fragen immer wieder, wann der Friede abgeschlossen werden wird. Eine bedeutungsvolle Bekanntmachung ist in Tripolis veröffentlicht worden, die von lNö Araberhäuptlingcn aus Tripolis unter Lrlpzkger Tageblatt flben-auogabe zeichnet ist- Die Bekanntmachung preist da» Werk oer italienischen Zivilisation, rät den Arabern, ihre Lugen dein neuen Lichte zu öffnen und ihre Illusio nen aufzugeben, und fordert sie auf, von ihrer ver geblichen Feindseligkeit gegen di« Italiener abzu stehen, durch die sie ihrem eigenen Glück und dem des Landes schadeten. Dir Italiener im Negäischen Meer. Wie au» gut unterrichteten römischen Kreisen verlautet, hat die italienische Regierung darauf ver zichtet, die eroberten Inseln im Aegäischen Meere, mit Ausnahme von Nhodus, militärisch zu besetzen. Di« Italiener werden sich damit begnügen, die regu lären türkischen Truppen, deren sie habhaft werden, gefangen zu nehmen und nach Italien zu bringen. Auf diese Weise hofft Italien, die Inseln nach und nach ganz von regulären Soldaten zu entblößen, um so anarchische Zustände herbeizuführen, die die Türkei späterhin viele Opfer an Geld und Menschen leben kosten würden. Die Ocfsnung der Dardanellen. Die Hafenbehörde von Konstantinopel erklärte den Schiffsagenten, die Durchfahrt durch die Dardanellen dürfte am 19. oder 20. Mai wieder frei sein. Deutsches Reich. Leipzig, 15. Mai. * Der preußisch-süddeutsche Lotterievertrag in der bayerischen Kammer. Aus München wird gemeldet: Die Kammer der Abgeordneten hat den Lotterie vertrag mit Preußen entsprechend einem Antrag des Abg. Held (Ztr.) zur nochmaligen Beratung an den Finanzausschuß zurückverwiesen. Es soll dabei auch die Frage erwogen werden, ob nicht die Errichtung einer rein bayrischen Klassen lotterie zweckdienlicher sei. Im Laufe der De batte über den Beitrag sprachen sich die Sozial demokraten und ein Teil der Liberalen gegen die Annahme des Vertrages aus,' das Zentrum nahm nicht definitiv Stellung. * Jesuit«« in Metz? Die „Frkf. Ztg." läßt sich aus Straßburg telegraphieren: Die amtliche „Straßburger Korrespondenz" meldet: „Anfragen aus parlamentarischen Kreisen haben der Negierung Veranlassung gegeben, Ermittelungen darüber an- zusiellen, ob in letzter Zeit in Metz von Angehörigen des Ordens der Gesellschaft Jesu Missionen abgehalten worden sind. Die Erhebungen haben ergeben, daß in einigen Kirchen der Stadt Metz und der Vororte während der Osterzeit mehrere in ländische und ausländische Jesuitenpatres bei der Abhaltung von Missionen mitgewirkt haben. Da nach den vom Bundesrat zur Ausführung des Reichs gesetzes betreffend den Orden der Gesellschaft Iesu vom 4. Juli 1872 erlassenen Bestimmungen den An gehörigen des Jesuitenordens die Abhaltung von Missionen ausdrücklich untersagt ist, hat die Regie rung das Geeignete veranlaßt, damit An- , sl^ummwxn zuwider nrehx hergngezoyen werden." * Dre weschäftsordnungsloinmissio« des preußi schen Abgeordnetenhauses beriet in ihrer gestrigen Sitzung 8 64, der die Aufrechterhaltung der Ordnung und die Ausschließung von Mitgliedern für den Fall grober, die Würde des Hauses verletzender Verstöße vorsieht. Eine Besprechung dieses Para graphen wurde von konservativer Seite angeregt. Man dürfe nicht stillschweigend an diesem Para graphen vorübergehen, sondern habe zu prüfen, ob die darin vorgesehene Befugnis des Präsidenten ge nüge. Ein nationalliberaler Abgeordneter widersprach dieser Anregung mit dem Hinweis darauf, daß man dem Plenum nicht vorgreifen dürfe. Ebenso wollte das Zentrum sich zunächstabwartend verhalten, bis der fortschrittliche Antrag auf Wieder- berstellung des 8 64 in seiner alten Fassung vom Plenum beraten sein werde oder bis eine Entschei dung des Reichsgerichts herbeigeführt sei. Daraufhin lehnte die Kommission in ihrer Mehrheit eine eigentliche Besprechung dieses Paragraphen ab, der einstweilen in seinem jetzigen Wortlaut bestehen bleibt. Der 8 65, der für den Fall einer störenden Unruhe die Aussetzung oder Aufhebung der Sitzung vorsteyt, wurde in seiner bisherigen Fassung an genommen. * Schwierigkeiten in, Zentralschied»»ericht für das Baugewerbe. Der Deutsche Arbeitgeberbund für das Baugewerbe schreibt uns: Bekannt lich ist beim Abschluß der großen Kämpfe im Bau gewerbe im Sommer 1910 ein Hauptvertrag zwischen dem Deutschen Arbeitgeberbund für das Baugewerbe und den Zentraloevbänden der Bauarbeiter abge schlossen, durch den ein Zentralschiedsgericht einge setzt ist, das Berufungen gegen Urteile der unteren Tarifvertragsinstanzcn und grundsätzliche Tarifver tragsaugelegenheiten entscheiden soll. Es besteht ans 5 Unparteiischen, 4 Arbeitgebenr und 4 Arbeitneh mern. Dem geschäftsführenden Unparteiischen liegt es nach der Geschäftsordnung des Zentralschieds gerichts ob, di« Termine der Sitzungen anzuderau- men. Der letzten Einladung zu einer Sitzung, die am 15. Mai d. I. in Berlin stattfindcn sollte, haben nun die beiden sozialdemokratischen Gewerkschaften, der Deutsche Bauarbeiterver- band und der Zentralverband der Zimmerer Deutsch- laitds, nicht Folge geleistet. Außer den Un parteiischen (Gewcrbegekichtsdivektor Dr. Premrer- Miinchen. Beigeordneter Rath-Essen, Gewerbe gerichtsdirektor v. Schulz-Berlin, Magistvatsrat Wölbling-Berlin) hatten sich nrrr di« Vertreter des Arbeitgeberbundes und des Zentraloerbandes christlicher Bauarbeiter eingesunden, so daß in di« Verhandlungen nicht eiugetreten werden konnte. Das Verhalten der sozialdemokratischen Bauarbeiterver bände ruft in den Kreisen der Dauarbeitergöber große Empörung hervor. Ruslanü. Oesterreich-Ungarn. * Dr. Karl Freiherr von Chiari f. Das Herren hausmitglied Dr. Karl Freiherr von Ehiari ist in seinem Jagdschlösse im Hohen Tauern am Dienstag vormittag plötzlich einem Schlaganfalle erlegen. Freiherr von Chiari war lange Zeit hindurch der Führer -er Deutschen im österreichischen Ab geordnetenhaus«. England. * Ein Protest gegen Lloyd George. In einer von den liberalen Mitgliedern des Parlaments abge haltenen Versammlung wurde eine Tagesordnung angenommen, die einen Tadel gegen den Schatz kanzler Lloyd George enthält, weil er Millionen Pfund Sterling aus dem Ueberschuß des letzten Jahres für Marineausgaben zurückgestellt hat. Die Regierung hat beschloßen, beim Premierminister Asquith vorstellig zu werden, die Ueberschüsse aus dem Jahresbudget zur Tilgung der National schulden zu verwenden. Rußland. * Der Streik in Petersburg. In dem Betriebe der Fabriken ist «in fast völliger Stillstand eingetreten, di« Zahl der Streikenden beträgt rund 100 000. Trotz Regenwetters wurden mehrere Stra- ßendemr-nstrationen veranstaltet, di« Arbeiter durch- zogen.verschiedene StfidtiMe. rni^.soten Flqggsn und saiigen revolutionär« Lieder. Die Polizei zerstreute die Menge Mhch^ll Hchhaftlpraen vor. . Zu ernsten Zwischenfällen fst es nicht gekommen. Sport. vom Iuverlslstskeitsstuy sm Vverrstrin. * Die Aufklärungsübung am Dienstag ist, wie aus Saarbrücken gemeldet wird, ausgezeichnet aus gefallen. Die Flieger haben in der Zeit von durch schnittlich 1'/, Stunden auf einer Strecke von etwa 80 Kilometern erkundet. Zur Aufklärungsübung waren, wie schon telegraphisch gemeldet, Vogel von Falkenst ein, Barends. Hirth und Mahnte gestartet. Leutnant Fisch war tags zuvor von Saales abgeflogen und zunächst auf dem Donon ge landet, weil er infolge der den Kamm entlang streichenden Westwinde nicht über die Höhe gelangen konnte. Er machte dann einen prächtigen Erkun dungsflug an der französischen Grenze entlang bis nach Dieuze, wo er wegen hereinbrechenden Nebels Mittwoch, lS. Mal 1912. und einer kleinen Motorpanne neben der Kaserne landete. Dte Flieger hatten die Ausgabe erhalten, eine feuernde Artilleriestellung zu erkunden, die zirka IS Km vom Flugplätze entfernt war. Graf Wolfskeel, Oberleutnant Barends und Herr Hirth warfen ihre Meldungen herab. Leutnant Mahnte landete auf dem Platz Vogel von Falkenslein hatte wieder zurnckkehren müssen wegen m starker Kühlung des Motors. Sämtliche Flieger flogen alsdann weiter, um die bei Saarbrücken ausgestellten, bezw. durch Flaggen markierte Truppen zu erkunden. Alle Flieger brachten gute Meldungen zurück, am besten waren die Meldungen von Oberleutnant Barends und Leutnant Mahnke. Bei der Landung in Saarbrücken beschädigte Vogel von Falkenstein seinen Apparat. Ueber die Fahrt der „Viktoria Luise" zur Aufklärungsübung berichtet der Fahrtteilnehmer N. Chelius, der die Fahrt mit einer Dame und sieben Generalstabsoffizieren mitmachte, folgendes: Das Luftschiff verließ um 2 Uhr 7 Min. seinen Landeplatz bei der Halle cn Baden Oos. Man hatte schon nach 8 Minuten den Rhein überflogen. Die Hellen Lichter des Bahnhofes von Hagenau und später die Lichter von Straßburg dienten zur Orien tierung. Es war eine sternklare, aber sonst stock finstere Nacht. Der Führer ließ alsbald Höhensteuer geben, um die Vogesen lei Zabern zu überfliegen. Mit staunenswerter Genauigkeit überflog das Schiff die Vogesen in der Richtung auf Pfalzburg. Man machte genau dieselben Erfahrungen wie die Flieger am ersten Tage ihres Fluges. Sobald der Kamm der Vogesen erreicht war, machten sich lebhafte Luftströ mungen geltend, die jedoch nur ern leises Vibrieren der Paffagierkabine verursachten. Der Kurs grng 150 m über die Berge, Pfalzdurg wurde schon um 3 Uhr, Dieuze um 3,27 erreicht. Herrlich haben sich in der eintretenden Dämmerung Felder, Wälder und Wiesen ab. Ein Güterzug wurde überholt und an der Bahnstrecke die Geschwindigkeit von 90 km in der Stunde festgesteltt. Bei Lagueneri wurde eine riesige Feuersbrunst bemerkt. Um 4.10 Uh: er reichte man Metz, um 4.40 landete das Schiff, welches erst eine Schleife gefahren harte, zur Aufklärungs übung bei Frescaty. Um 5.21 stieg das Luftschiff zur ersten Aufklärungsübung wieder auf, schon nacy 30 Minuten kehrte es zurück und warf seine Mel dungen. Alsdann fuhr es nach Saargemünd und stellte aus 1200 m Höhe alle Truppen auf der Straße fest. Um 10 Uhr war es bereits wieder in Baden. Die durchschnittliche Geschwindigkeit bei einem Wind von 7:8m in der Sekunde betrug 50 Km in der Stunde. Der fortgesetzte Flug hatte nach den bis jetzt vor liegenden Drahtnachrichten weiter folgende Resultate: * Mainz, 15. Mai. Auf dem hiesigen Flugplätze, der heute das Ziel bildet, landete um o Uhc WMin.. von Saarbrücken kommend, Oberingenieur Hirth als Erster. Zweiter war Graf Wolfskeel um 5 Uhr 45 Min., dessen Flugzeug etwas unsanft landete. Die Passagiere wurden herausgeschleudert, blieben aber unverletzt. Der Apparat ist nicht be schädigt. Dritter war Leutnant Barends, der um 6 Uhr 32 Min. landete. Leutnant Mahnke hat sich anscheinend im Nahetal verflogen. Mainz, 15. Mai. Der Flieger Mahnke, der sich verflogen hatte, ist hier um 7 Uhr 10 Min. gelandet. Frankfurt a. M., 15. Mai. Das Luftschiff „Schwaben" ist um 8 Uhr 10 Min. zur Fahrt nach Baden-Oos aufgestiegen. Das Luftschiff „Viktoria Luise" ist um 5 Uhr 5 Min. von Baden-Oos zur Fahrt nach Frankfurt a. M. aufgestiegen. O H 2400 Kilometer im Rummowl. t. Am Dienstag sprach im Auftrage des K. K. österreichischen Automobilklubs und des Arbeits ministeriums in Wien Herr Oskar Cahn im Klub heim des Leipziger Automobilklubs über die im kommenden Monate stattfindende Oesterreichische Alpenfahrt. Die Konkurrenz, die vom 16. bis zum 23. Iunr ausgetragen wird, ist international und führt in sieben Tagesstrccken über einen Weg von 2400 km. Der am niedrigsten gelegene Punkt, der Semmering, befindet sich noch 980 in, der am höchsten gelegene, das Pordoijoch, 2280 m über dem Meeresspiegel. Zugelassen sind nur Tourenautomobile. Das Pro tektorat über die Alpenfahrt hat Erzherzog Leopold Salvator übernommen» der auch einen wertvollen Ehrenpreis stiftete. Der Hauptpreis ist der große „Alpen-Wanderpreis" im Werte von 10600 Kronen, der dem Fahrer zufällt, der bei den Fahrten 1912, 1913 und 1914 die geringste Zahl von Strafpunkten Wirbelstürme. Pünktlich haben die drei gestrengen Herren ihre Visitenkarte abgegeben. Zwar ist der klassische Kalte- rücksall ausgeblicden, aber dafür habe» uns die Eis heiligen ungewöhnlich heftige Wirbelstürme beschert, die mit einem jähe» Witterungsumschlage verbunden waren und in ganz Mitteldeutschland sowie in Belgien und Ungarn ungeheuren Schaden angerichtet haben. Solche Wirbelstürme sind bei uns sehr selten. Im Gegensatz zu den geradlinigen Stürmen, die, wenn es ganz heftige Orkane sind, Geschwindigkeiten von etwa 100 im stündlich erreichen, kommen bei den Wirbelstürmen drehende und gleichzeitig aufwärts gerichtete Geschwindigkeiten vor, die 200 km stündlich oder gar noch mehr betragen können, und aus dieser großen Geschwindigkeit erklärt sich die außerordent liche Gewalt des Wirbelsturmes, durch die ganze Häuser, ja ganze Ortschaften vernichtet werden können. Die heftigsten Wirbelstürme dieser Art kommen wohl in Nordamerika vor. In der Regel brechen solche Wirbelstürme ziemlich plötzlich los; häufig folgen sie auf trockene, regenlose Zeiten, und eines schönen Tages, im wahren Sinne des Wortes, tauchen mit überraschender Geschwindigkeit Wolken als erste Vorboten des Wirbelsturmes auf. Dann folgt ge wöhnlich Regen, hierauf heftiger Hagelschlag und dann kommt der eigentliche Wirbelsturm. Der Meteorologe Abercromby schildert einen außerordent lich heftigen Wirbelsturm nach dem Berichte eines Augenzeugen aufs anschaulichste: Nachdem heftige Niederschläge, bei denen Hagel stücke von 8 mn Durchmesser gefallen waren, eine halbe Stunde lang angehalten hatten, sah man eine Wolke in Form einer Wasserhose entstehen. Die Wolke, von der der Trichter herabhing, schien, aus einer Ent fernung von 13 km gesehen, in fürchterlichem Aufruhr zu sein. In den Wolken konnte man während de» Hagelsalls eine Art Stürzen bemerken. Wo die Wolken aufeinander zu treffen schienen, sah man den Trichter herabsinken. Dle trichterförmige Wolke bewegte sich vorwärts, nahm an Kraft und Größe immer mehr zu, wirbelte rasend schnell von rechts nach link», hob und senkte sich und wippte bin und her. Ihr fürchterliche» Brausen wurde auf eine Entfernung von 5 bi» S km bin vernehmbar. Als der Luftwirbel näher an dle Beobachter herankam, wurden Schlamm, Waffermaffen und Trümmer sichtbar, die darin hcrumgewirbelt wurden Die Beobachter waren in einem Hause, dessen Fenster sie noch rechtzeitig mit Brettern vernageln konnten. Der Wirbel ging in einer ge- ringen Entfernung vom Haufe vorüber. Hätte der Wirbel das Hau» selbst getroffen, so wäre es sicher vernichtet worden, denn er hatte eine Pflug maschine von 3 Zentnern Gewicht 40 m weit weg getragen, eine Frau war 400 m weit durch die Luit entführt worden, eine Katze, die unmittelbar vor dem Herannahen des Wirbels dicht bei dem Hause gesehen worden war^ wurde mit völlig zerbrochenen Knochen 800 m entfernt aufgefunden, den meisten Hühnern in der Nähe des Hauses waren die Federn ausgerissen, und ein Stück des Geflügels war 5000 m weit durch den Wirbelsturm geworfen worden! Glücklicherweise ist bei solchen Wirbelstürmen das Gebiet der ärgsten Verwüstung nicht sehr ausgedehnt. Die Hauptbahn des Wirbels, die viele Kilometer lang sein kann, ist meistens nur wenige IW m breit, und auf ganz kleinen Flecken, die wenige Quadrat meter groß sind, ist die Verwüstung am größten. In dieser Bahn werden Bäume entwurzelt, Brücken zerstört und Gebäude zertrümmert. Meistens ist es die aufwärts gerichtete, wirbelnde Lustbewegung, die Gebäude und Bäume vernichtet, denn der Luft druck des Wirbelsturmes kann 500 kr- auf den Quadratmeter, auf kleinere Flächen sogar noch mehr, erreichen. Wanners „Ring" an sechs Rbenüen. <Z Ein englischer Wagneroerehrer ist auf «inen etwas merkwürdigen Einfall gekommen: die Opern Wagners, so behauptet er, sind so lang, daß ihre Vor führung, die den Abend reichlich ausfüllt, ermüdet. Daher schlägt er vor, sic auf verschiedene Abende zu verteilen, und zunächst führt er diesen Vorschlag für den „Ring des Nibelungen" durch. Die Tetralogie läßt, sich, wie er auseinandersetzt, auf sechs Abende verteilen, ohne daß der organisch« Zusammenhang der einzelnen Teile dadurch zerrissen wird. Nur das „Nheingold" (2^ Stundens bleibt unzerstüctclt. Am zweiten Abend sollen die ersten beiden Akte der „Walküre" mit einer Pause von 25 Minuten gegeben werden, so daß die Vorstellung drei Stunden dauert. Den dritten Abend füllt der dritte Akt der „Walküre" und der erste Akt vom „Siegfried", zusammen drei Stunden einschließlich einer halbstündigen Pause. Das Programm des vierten Abends bildet der Rest- de» „Siegfried", wieder eine Vorstellung von drei Stunden mit einer Pause no» 25 Minuten: der Prolog und der erste Akt der „Götterdämmerung", zusammen nur zwei Stunden, sind für den fünften Züagnerabend vor gesehen. und am letzten Abend der Wagnerwochc kommen die noch fehlenden Teile, Akt 2 und 3 der „Götterdämmerung", zur Vorführung. Et« dauert im ganzen 2Z4 Stunden, wenn eine Pause von 20 Minuten eingeschoben wird. Ole neue Religion ln Japan. 16 Schon vor einiger Zeit kam die Kunde ans Japan, man beschäftige sich dort mit dein Gedanken an eine religiöse Reformation. Der Inhalt dieser Nachricht war insofern ganz eigenartig, als danach gewissermaßen die Stiftung einer neuen Religion auf friedlichem Wege unter Einverständnis und Mitwirkung der staatlichen Behörden geschehen sollte. Ein derartiger Vorgang wäre ein unerhörter Fall in der Weltgeschichte. Neue Religionen sind sonst immer nur von einzelnen führenden Geistern ausgegcmgcn, hatten aber die Stimmung großer Pollskreise zur VorarrZsetzung. Niemals ist es dabei ohne große Käcnpfe abgegangen. Und nun will eiu Staat wie Japan, das der übrigen Welt schon manche groshe Ueberraschung bereitet hat, sich einfach ein neues Glaubensbekenntnis dadurch verschaffen, daß es eine möglichst vollkommene Littenlehre durch eine Kenn Mission ausarbeiten läßt, als wenn es sich um einen Gesetzentwurf handelte. Nack der Zeitung „Japan Advcrtiscr" scheint aber der Vorgang durchaus nicht eine vorüber gehende Laune gewesen zu sein, sondern der Ver- cvirklichung immer näher zu rücken. Er soll auch bereits die kaiserliche Gunst besitzen und ferner durch eine große Zahl der Prinzen von Geblüt, Geist- liclhen, Pädagogen und Staatsmännern unterstützt werden. Der Führer der Beivcgung ist Izawa, ein Mitglied des kaiserlichen Erziehungsbundes. Die neue Religion hat auch bereits ihren Namen er- halten, der allerdings etwas schwer zu behalten ist. Er lautet nämlick Dai Mppon Kokka Kyodan, was in der Uebcrsetzung so viel heißt wie „die religiöse Ltaatsaemeinscthaft von Japan". Ter Kaiser soll das Haupt der neuen Religion sein, als diretter Nachkomme von Amenominakanuchi-no-Kami, der von den Japanern als Schöpfer der Welt verehrt wird. Deshalb gilt ihnen auch die kaiserliche Fa milie als eine göttliche Rasse, die sich in ihrer Abkunft über alle anderen Japaner »seit erhebt. Der Umstand, daß die seit alten Zeiten im ja panischen Volksglauben crlhaltrne Anschauung von der güttlicken Abstammung der kaiserlichen Familie anck bei der Religion erhalten bleiben soll, be- weist, ivic wenig diese Bestrebungen auf eine Revolu tion in modernem Sinne ausgehen. Auch an der Auffassung des Weltenschöpfers soll nicht» Un wesentliches geändert iverden. Jene Gottheit mit dem langen Namen bleibt bestehen, und zwar al- ein ziger Schöpfer der Welt, der von Anbeginn gewesen ist und sie noch heute regiert. Allerdings wird besonders hervorgehoben, daß diese Gottheit die nämliche sei, die auch in „anderen Ländern" unter verschiedenen Namen verehrt wird. Ueber das Gottesgnadentum der Monarchen anderer Reiche schei nen aber die modernen Religionsstifter in Japan kritischer zu denken als über die göttliche Ab kunft ihrer eigenen Herrscher. Dieser Punkt ist nicht unbedenklich und erinnert an die alte Auffassung der Chinesen von ihrem Kaiser als Sohn des Himmels, wonach alle anderen Völker von vornherein als Vasallen oder Unter- gebens des Chinesischen Kaisers betrachtet wurden. Es wäre sonderbar, wenn die Japaner gerade jetzt eine solche Lehre aufstellen und in religiösen Vor schriften festlegen sollten. Dagegen wird den „ande- ren Ländern" nebst ihren Monarchen freigestellt, sich ihrerseits zu der neuen Religion zu bekennen, da sic ja auch unter dem gnädigen Schutz des Ameuomiilakannckst-no-Kami stünden, aber unter einer kleinen Bedingung, die wiederum in die gleiche be- denklicl)e Richtung weist, daß sie nämlich Untertanen des Kaisers von Japan würden. Man sollte meinen, daß die Staatsmänner, die sich in Japan am Otudcr befinden, zu klug sind, um eine derartige Anschauung, von der sich sogar die Chinesen bereits ziemlich gründlich bekehrt haben, in eine neue Staatsrcligion aufzunehmen. * * Ernst Mohn s. Der durch seine vortrefflichen Werke bekannte Leipziger Kupferstecher Prof. Ernst Mohn ist gestern mittag gestorben. Seit 1884 gehörte Mohn dem Lehrkörper oer Kgl. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Leipzig an. 1905 trat er in den Ruhestand. Paul Mohn war am 10. Ja nuar 1835 in Dresden-Pieschen als Sohn eines Lehrers geboren und erhielt seine Ausbildung auf der Kunstakademie in Dresden, ging dann auf mehrere Jahre nach England. Mohn liefert« zunächst beachtenswerte Porträtmalereien, speziell Miniaturen, und arbeitete in Dresden vor allem im Erunerschen Kuvferstecheratelier mit Erfolg. Bon seinen Werken sind bekannt das Porträt Ludwig Richters, Auf dem Monte Pincio, die Aus« erweckung von Iairi Töchterlein, die Ehe brecherin vor Christo nnd zahlreiche Genrebilder, wie Raucher, FUchmann, Frommer Wunsch. Besuch bei der Amme, Erschreckte Schafe, Fröhliche» Mahl. — Mit dem Leipziger Ernst Mohn nicht zu verwechseln ist der Berliner Maler Professor Paul Mohn, Direktor der Kgl. Kunstschule, der Biograph Ludwig Richter», ein hervorragender Ktrchenmaler unserer Zett.
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