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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120515029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912051502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912051502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-05
- Tag1912-05-15
- Monat1912-05
- Jahr1912
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Albend Ausgabe »2. B^uqS-Preis NMgerTMblaü riisll Handelszeitung PeftlcheiNeat» «8. los. Zrchrgsny Nr. 247 Mittwoch, üen IS. Mai 1912 ttselr«» Die vorUeqeude Ansqabe umfaßt 10 Seilen. dem 16461 rr Aktie« iammer« 1, 29367 34697, )o»S e«t- WN»s m»4« i 2415. rlflr.6,2.r - l8. Mar der r. k. itrn am eudaha- L«»p,l, «8. ckanar. i welche« gestellte« »llos »I.V7S6. >atvtt»1 /. vtatraek w«tr.a.v. «l. «e»ri ver- ge- wegen. Von den anderen Kindern sind noch zwei Prinzessinnen vermählt, Prinzessin Louise mit dem Prinzen Friedrich zu Schaumburg-Lippe und Prin zessin Jngeborg mit dem Prinzen Karl von Schweden. Der neue König Christian Carl Friedrich Albert steht im 42. Lebensjahr und ist seit 1898 mit der Herzogin Alexandrine zu Mecklenburg vermählt. Der nunmehrige präsumtive Thronfolger Kron- prinzFriedrich steht im Alter von 13 Jahren. War schon wenige Jahre vor dem Tode Christians IX. ein erfreulicher Wandel in den dänisch-deutschen Beziehungen eingetreten durch die gegenseitigen Besuche an den Höfen, vor allem aber durch den mehrtägigen Aufenthalt Kaiser Wil helms H. in Kopenhagen im April des Jahres 1903, so ist die Pflege freundlicher deutsch-dänischer Be ziehungen unter der Regierung König Friedrichs noch deutlicher in Erscheinung getreten. Der gute Wille der dänischen Regierung hierzu war längst be kannt, unter dem Zepter des nunmehr verstorbenen dänischen Herrschers ist aber auch im Parlament die als eigentliche Trägerin des Revanchegedankens anzusehende Landcspartei aus dem Regiment ver drängt worden, und die maßgebenden Kräfte der jetzt herrschenden bäuerlich-demokratischen Partei fordern immer lauter die vollständige Aussöhnung mit Deutschland. So wird denn auch die Nachricht von dem Tode Friedrichs VIII., die an allen größeren europäischen Fürstenhöfen eine Familientrauer hervorruft, in Deutschland mit Gefühlen aufrichtiger Teilnahme aus genommen werden. Und an seiner Bahre wird der Wunsch laut werden, der bisherige Kronprinz Christian möge als König die von seinem Vater ge pflogenen deutsch-freundlichen Beziehungen fortsetzen und damit die Erinnerung ganz und gar auslöschcn, die das Jahr 1864 noch in verbitterten Gemütern an der deutsch-dänischen Grenze zurückgelassen hat. tins kutztÄt le wasser- iMsstgkeit. e«, ohne und Leidenschaft, die Frau Inge für empfunden hatte, lag so weit hinter in sanften, zuerst schmerzlichen, dann und versöhnlichsten Erinnerungs- leakrantft. k. werden h. Leipzig. I Allgemein« Deuyche Teedit. Nanirkvnka- j «»Natt Brühl 75/77 VHNKKVHIV.i Deutlch« «ank, FUi-l« «elpvg l Dep.-Aast« Sttmin. Etetnweg L Lar «dauernd les Haar . Sehr be« krfola za- fl.S.6O>» . H^Unü. , bet Lack, ke Seitzer n, »Hak- ainftr.» lomauis- e. 17. wistV Einbuße an Durchs chnittsbrand zu erleiden haben. In einer berichtigenden Drucksache ist an Stelle des Datums 3l. März 1912 das Datum 30. April 1912 gesetzt worden. Auf eine Anfrage von sozialdemokratischer Seite erklärte ein Vertreter der Regierung, daß dies auf Betreiben einiger Inter» cssentcngruppcn geschehen sei. Diese Erklärung rief eine erhebliche Sensation hervor. Dann wurde die Beratung auf heute vertagt. Die Reichstagsko-mmission für die Wohnungs frage trat gestern nach längerer Pause wieder zu sammen. Die Subkommission lM in einer Reihe von Sitzungen ihre Arbeit beendet und neben reich haltigem Material mit Richtlinien zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse im allgemeinen und der minderbemittelten Kreise im besonderen Anträge an die Hauptkommission gestellt, wonach die verbün deten Regierungen zur alsbaldigen Vorlegung von Gesetzentwürfen über die Regelung des Wohnungs wesens aufgefordert werden sollen. Die Vorschläge, die in den nunmehrigen Anträ gen der Wohnungskommission für die geforderten Ge setzentwürfe gemacht werden, enthalten folgende Grundzüge: 1) Minüestoorschriften über Beschaffenheit und Benutzung der Wohnungen (Lage, Luftraum, Zufuhr von Licht und Luft in die Wohn-, Schlaf- und Ar- bciteräume, Zahl und Anlage der Aborte, Schlaf- stellenwcsen usw.) unter Anpassung an die besonderen Verhältnisse in Stadt und Land. 2) Vorschriften über eine amtliche Wohnungs aufsicht durch Orts- bzw. Bezirks- und Landeswoh nungsämter mit einem Reichs-Wohnungsamt als Zentralstelle für das gesamte Wohnungswesen. 3) Errichtung von Pfandbriefanstalten im An schluß an die Landesversicherungsanstalt zu dem Zweck, um unter Reichsgarantie nach festen Norma- tivbestimmungen möglichst hohe Pfandbriefsdarlehn auf Hausgrundstückc mit Kleinwohnungen sowohl an Baugenossenschaften, als auch an Privatpersonen zu gewähren. 4s Regelung des Wohnunqsnachweiswesens. 5) Ausbau des Erbbaurechts zum ausgiebigeren Gebrauch im Interesse des Kleinwohnungsbaus. Weiter will die Wohnungskommission die ver bündeten Regierungen ersuchen, die Ergebnisse der WobnungÄkontrolle, de» Standes des Wohnungr und Bodenmarktes, der Wohnungsmieten und der Bautätigkeit jährlich zu veröffentlichen. Schließlich soll der Reichskanzler ersucht werden, in geeigneter Weise darauf hinzuwirken, daß im Wege der Landes gesetzgebung der Bau von Kleinwohnungen gefördert werde 1) Unter Anpassung der Verhältnisse von Stadt und Land durch Festsetzung von Normativbestimmun- gen über Bodenaufteilung, Bebauungspläne und Bauordnungen behufs Verbilligung und Erleichte rung des Kleinwohnungsbaues sowie zwecks weit räumiger Bebauung und Dezentralisation der De- sicdelung, 2s durch Gewährung der Steuererleichterungen und Abgaben an die Besitzer von Häusern mit Klein wohnungen sowohl seitens des Staates als auch der Kommunen. 31 durch Gewährung des Enteignungsrechts an die Kommunen zur Beseitigung von schweren Miß- ständen im Erbauungs- und Wohnungswesen, die die Bebauung hemmen, und von veralteten zur Bewoh nung ungeeigneten Gebäuden. heil des Essens, das im Palais des Staatssekretärs Zorn v. Bulach stattfand, den Bürgermeister Dr. Schwander in ein Gespräch über die politische Lage in Elsaß-Lothringen gezogen. In sehr ernster Weise und in nachdrücklichem Tone sagte dabei der Kaiser: „Hören Sie einmal, Sie haben uns bis jetzt hier nur von der guten Seite kennen gelernt. Ich kann Ihnen aber sagen, daß Sie uns auch von der anderen Seite kennen lernen können. Das kann so nicht weitergehen hier. Wenn die Dinge aber so weitergchcn, dann heben wir einfach die Verfassung auf und verleiben Sie Preußen ein." Der Kaiser sagte diese Worte so laut und nachdrücklich, daß sic auch in der Umgebung von einigen Herren ver standen wurden." Die Aeußerungen des Kaisers sind, wie aus Straßburg weiter gemeldet wirb, durch eine Indis kretion des Präsidenten der Zweiten Kammer Dr. Ricklin verbreitet worden. Weiter l-eitzt es, daß der Kaiser Anlas; genommen hat, im Gespräch zu betonen, daß er volles Vertrauen zum Statthalter, zum Staatssekretär und zum Ministerium habe. Die Aeußcrungen des Kaisers zum Bürgermeister Dr. Schwander bilden in Straßburg in allen Schicks ten der Bevölkerung das Tagesgespräch. Au der Richtigkeit ihrer Wiedergabe zweifelt niemand. Die Ansichten darüber, ob die Unzufriedenheit des Kaisers mit der politisck)en .Haltung der Bevölkerung und der Landesvcrlretung berechtigt sei oder nicht, gehen natürlich ziemlich auseinander. Indessen wird in ruhig denkende» Kreisen nicht verkannt, daß der Kaiser alle Ursache hat, über den Gebrauch, den der Landtag bis jetzt von seinen neuen versassungs- mäßigen Befugnissen gemacht hat, verstimmt zu sein. Das; der Landtag besonders bei seiner. Abstimmung in dem Grafenstadener Fall übel beraten war, wird, nackchem der erste nationalistische Rausch vorüber ist, mehr und mehr zugegeben. Der Rückfall in die Tonart des seligen Landesausschufses war eine Un besonnenheit, die alle Freunde der Verfassungs reform im höchsten Grade bedauern mußten. Daß sie auch den Unwillen des Kaisers erregten, dafür wird man bei ruhiger Ueberlegung schließlich auch in Elsaß-Lothringen Ve'ZtändniS haben. Das schlimmste ist nur, daß die nationalistische« Kreise die Bevölkerung zu ruhiger Ueberlegung noch nicht kommen lassen. ptkasav att. euntviS, undenes ngende« , 10155, , 20846, Nus Len AauuMlonen. Die Branntwein st euer-Kommifsio« setzte gestern die zweite Lesung aus Grund der An träge der Kompromißparteien (Konservative, Zen trum, Polen und Nationalliberale) fort. Von Be deutung war ein Antrag der Sozialdemokraten, die eine Begrenzung des Kontingents nach öden wollten und «ine Mehrheit der Kommission dafür zu gewin nen wußten, daß ein Höch st kontingent von 3000 Hektoliter ins Gesetz ausgenommen wird. Ein zweiter wichtiger Vorgang war der, daß im Gesetz entwurf der Kompromißparteien ein Paragraph enthalten ist, wonach die beim Uebergang von einem Verfahren der Hefoerzeugung zu einem anderen Ver fahren oder von einer Art des zu bearbeitenden Rohmaterials zu einer anderen nach dem 31. März 1912 ihren Betrieb wechselnden Brennereien eine ge- Das Wichtigste. * KönigFriedrich VUI. von Dänemark ist in der vergangenen Nacht in Hamburg an einem Herzschlag gestorben. (S. des. Art.) Ein ernstes Ksilermvrt. -f- Daß die Elsässer und Lothringer von dem ihnen zuacfallcnen Geschenk einer Verfassung bisher einen recht sonderbaren Gebrauch gemacht haben, darüber herrscht in Len weitesten Kreisen Altoeutsch- lanös nur eine Meinung. Man hat es in dem neu geschaffenen Parlament meisterhaft verstanden, sich durch kleine und größere Unfreundlichkeiten gegen das Reich zu überbieten. Die Nichtbcwilligung des Kai serlichen Gnadenfonds — dem man dann schließlich in dritter Lesung noch einmal zustimmte — zeigte schon eine recht unerfreuliche Art der Ausübung par lamentarischer Rechte des jungen Landtages. Der Grafenstadener Fall dagegen, in dem der Direktor eines Unternehmens, das von der Regierung reich liche Aufträge erhält, sich an Len Umtrieben franzö sischer Hetzer beteiligt und dafür von der Kammer in Schutz genommen wird, hat allgemein im übrigen Deutschland ernste Bedenken und schärfste Zurückwei sung erfahren. Der berechtigten Empörung, die über diese Ungeheuerlichkeit alle nationalgesinnten deut schen Krerse erregte, hat jetzt der Kaiser in Straßburg unverhohlen Ausdruck verliehen. Der „Berliner Lo kalanzeiger" berichtet darüber folgendes: „Wie wir aus bester Quelle hören, hat der Kaiser im Verlauf des gestrigen Nachmittags bei Gelegen- Sönitz Meürich M. von Dsnemsrk -f-. Hamburg, 18. Mai. (Tel.) Der König von Dänemark, der auf der Durchreise seit vorgestern hier weilte, ist in der gangenen Nacht an einem Herzschlag st o r b e n. Gänzlich unerwartet kommt die Kunde von Ableben des dänischen Königs. Auf deutschem Boden, in der Hansestadt Hamburg, von wo aus er nach einem längeren Aufenthalt in Deutschland in sein Land zurückkehren wollte, hat ein Herzschlag seinem Leben ein Ende bereitet. Besonders tragisch sind die Umstände, unter denen er aus dem Leben schied. Er hatte sich am Dienstag noch besonders wohl gefühlt und seine Freude geäußert, daß er frisch und gesund nach Kopenhagen zurückkehren werde. Abends gegen 10 Uhr unternahm er, wie jeden Abend, ohne Begleitung einen kurzen Spaziergang. Nicht sehr weit vom Hotel „Hamburger Hos", wo der König mit der Königin wohnte, wurde er von einem Unwohlsein befallen und bewußtlos in ein Automobil gebracht, das ihn, da man den inzwischen entschlafenen König nicht kannte, in ein Krankenhaus brachte. Als der König in das Hotel nicht zurückkehrte, unternahmen sofort das Gefolge des Königs und der Besitzer des Hotels alle erforder lichen Schritte. Noch im Laufe der Nacht wurde die Leiche des Königs nach dem Hotel gebracht. König Christian Friedrich VIII. stand schon in vorgerücktem Alter, als er den dänischen Thron bestieg. Er wurde am 3. Juni 1843 in Kopenhagen geboren und studierte an der Universität Oxford, die ihn nach Beendigung seiner Studien zum Dr. jur. promovierte. Als Leutnant nahm er 1864 an dem dänischen Feld zuge in Nordjütland teil. Seine Gattin, die ihm am 28. Juli 1869 angetraut wurde, ist eine Prin zessin von Schweden, eine Tochter Karls XV. von Schweden. Aus dieser Ehe entsprossen acht Kinder. Der älteste Sohn, der nunmehrige König Christian, wurde am 26. September 1870 geboren. Der zweite Sohn Prinz Karl, 1872 geboren, ist vermählt mit der englischen Prinzessin Maud, der jüngsten Tochter des verstorbenen Königs Eduard von England, und ist seit dem Jahre 1905 König Hakon von Nor- * Bei IguaIa (Mexiko) ist eine Abtei lung Regierungstruppen von den Auf- ständrschen aufgerieben worden. (S. Letzte Depeschen.) * Die beiden gesuchten Automobilban diten wurden von der Pariser Polizei belagert und erschossen. (S. bcs. Art.) „Tante Inge, da sind wir!" Mit diesen Worten stürmte Olly, ohne vorher anzupochcn, in Frau Inge Meistens Zimmer. Frau Inge saß wieder am Schreibtisch — noch im Morgenkleid, und schrieb ihr AuHtellungsfeuilleton ins reine. Bei Ollys Hereinstürmen legte sic lächelnd und erfreut die Feder aus der Hand und dukocte die unge stüme Umarmung des jungen Mädchens. Sie kam auch bei solchen Ueberraschungen nie aus ihrer lä chelnoen Ruhe und Zurückhaltung „Sachte, Kleines", sprach sie herzlich, „wie nett, daß wir einander hier treffen." ..Vom Zimmermädchen erfuhr ich, daß du bereits deinen Kaffee genommen hättest — da rannte ich voller Ung:oulL r«ie Treppen zu dir hinauf. Wir sind soeben vom Bahnhof gekommen. Tante Inge, die an deren belegen unten Quartier. Wir sind nämlich ein« große Gesellschaft, mußt du wissen, außer «ns vieren von der ...Herta" noch die anderen von der „Schwarzen Suse" — lauter „Jachtmenschen", wie Onkel Egge sagt«: Herr und Frau von Henning und Doktor Bruno Reutern aus Berlin " (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) Park von Eustavsholm so einrichten, wie es euch behagt." Ja, es war klug und gut von Gustav Jversen, daß er nicht stürmisch warb, das hätte sie peinlich be rührt. Ein solches Werben hätte auch gar nicht zu seiner ruhigen, aristokratischen Erscheinung gepaßt. Er war nur fünf Jahre älter als sie, ein stattlicher Vierziger. Frau Inge summte ein schwedisches Liedchen, das die Mägoe auf Eustavsholm abends gesungen hatten, vor sich hin. Es war doch schön, so absolute Herrin seines eigenen Schicksals zu sein, so sein Leben in die Hände zu nehmen, es nach Gefallen zu formen. Die Liebe ihren Gatten ihr, die war wehmütigen akkorden verhallt. Und Frau Inge hatte ihr Herz ängstlich vor einer erneuten Leidenschaft behütet. Ein Weib, das mit allen Sinnen liebt, wird so leicht zur Sklavin eines fremden Willens. Frau Inge schwebte ein Verhältnis zwischen Mann und Weib vor, in dem das Geistige vorherrschte, als höchstes Ideal einer Vereinigung beider Geschlechter — als eine Art von geistiger Ehe. Wie schade, daß die Männer, die sie bisher kennen gelernt, so gar keine Gegenliebe für diese ihre Auffassung zeigten. Frau Inge schrieb Essays für eine Frauenzeit schrift, die nur das Ethische im Leben überhaupt und im Leben der Frau ganz besonders betonte. Es war ein Blatt, in besten Spalten ein praktischer, hauswirtschaftlicher Rat, ein gelungenes Kochrezept etwa wie ein wohltätiger, erfrischender Regenguß in all der unnatürlich hoch emporgeschraubten geistigen Dürre gewirkt hätte. Auch Frau Inges geistreiche Einfälle, die wie Blitze, von einer graziösen Frauenhand geschleudert, auffunkclten. ließen sich so gar yichts ins Praktische umsetzen. Frau Inge ge nügte es allerdings zunächst, daß sie sich selber in harmloser Koketterie im Spiegel ihres eigenen Geistes erblicken konnte, wenn sie das, was sie geschrieben hatte, gedruckt las. Es waren aber alles doch nur schöne Worte ohne richtigen ethischen Wert. Man hatte sie in Eustavsholm nicht fortlasten wollen heute — aber sie mußte sich doch nun allen Ernstes auf der Ausstellung umschauen, sie hatte jenem Blatte, für das sie schrieb, und das auch die internationale Frauenfrage lebhaft besprach, einen Aufsatz über „Die schwedische Frau in Verbindung mit der Hausindustrie des Landes" versprochen. So — nun waren die Briefschaften gleich erledigt, I dann würde sie im Metropolrestaurant speisen und dann hinaus in die Ausstellung fahren. Plötzlich machte Frau Inge ein überraschtes Gesicht: was war denn das? Zwei Ansichtspostkarten, die eine mit den Bildnisten dreier allerliebster Mönchguterinnen, Poststempel Binz — und die zweite, die den ihr wohlbekannten Damensalon im Jagdschloß auf der Granitz mit den köstlichen Wand stickereien von der Hand der verstorbenen Fürstin zu Puttbus aufwies, kam von ebenda, aus oer Granitz. Und beide Karten hatten gleichen Inhalt und trugen die gleichen Unterschriften. Doch halt — die Binzer Karte trug außerdem noch deutliche Spuren, daß sie in einer Regenpfütze gelegen haben mußte, und noch eine Nachschrift mit Bleistift, die folgendermaßen lautete: Binz, den 21. 7. 09. Im Schmutz sah'n wir diese Karte liegen. Die gnäd'ge Frau soll sie doch kriegen. Drum hob sie einer lächelnd auf. Nahm auch ein bißchen Naß in Kauf: Wir alle setzten froh und munter Dann unsre stolzen Namen drunter. Und warfen sie, uns zu entlasten, Rasch in den nächsten Postbriefkasten. Frau Inge gänzlich unbekannte vier Namen standen unter den launigen Zeilen. Die schöne Frau lacht« hell auf. Dann las sie auch die andere Karte, auf der als Eingang stand: Di« erste Karte ging verloren, Drum ward die zweite schnell geboren! An den Rand hatte Olly Wendhagen gekritzelt: „Der Dichter ist Harry von Klemens, liebe Tante Inge, auf Wiedersehen! Wir kommen in den nächsten Tagen nach Stockholm." Zu drollig, dieser Spaß mit der verlorenen und von Wildfremden gefundenen und abgesandten Karte. Wer aber kam nun nach Stockholm? Olly mit ihren Eltern, Frau Inge hotte weder für ihren Detter, Ollys Vater, noch für Frau Lore, deren freiwilliges Märtyrertum sie nicht begriff, und das sie verurteilte, etwas übrig. Ach. natürlich kamen Egges, die netten Kurlängcr. Und Harry von Klemens war auch dabei . . . Das war ia ganz reizend! Das konnten nur doppelt genußreiche Tage werden im nordischen Venedig, das Frau Inge gut kannte und liebte. Sie legte beide Karten abseits von ihren anderen Postsachen unter einen Briefbeschwerer auf den zier lichen Mahagonischrerbtisch, ergriff das Tischtelephon und rief dem Portier zu, eine Droschke herbeiz«, beordern. Sie setzte ihren großen, grauen Chiffonhut mit den gleichfarbigen Straußfedern auf, nahm Hand täschchen und Schirm und rauschte die Treppe in das Vestibül hinab. Heute abend wollte sie dann sogleich ihre auf der Ausstellung gewonnenen Eindrücke zu Papier bringen, es kitzelte ihre Eitelkeit jedesmal, wenn sie ihr Pseudonym „Lazertc", unter dem sie schrieb, gedruckt erblickte. Waren erst Egges hier, der prächtige, alte Baron, von dem sic sich gern ein wenig den Hof machen ließ, dann würde sic sick-erlich nicht zum Arbeiten kommen. Als sic dann in der Tat abends bei offener Balkontür und beim Schein der elektrischen Lampe bis gegen Mitternacht über ihrem Manuskripte saß. da schob sie die Blätter plötzlich beiseite und griff nack, der Binzer Postkarte. Der Name, der zu untern stand, war von einer sie anziehenden, charakteristi schen Handschrift hingcworfcn. Diese Bleistiftstriche interessierten st«/ Wie so manche elegante Frau aus der Gesellschaft, beschäftigte sie sich dazwischen gern mit graphologischen Studien — diese ihr fremde Männerhandschrift hier hatte beinahe etwas ihrer eigenen Verwandtes . . . An^eigen-PreiS t>r Ialeeate au» '-'««pjlg und UmgebunD dl, UpalttaePettteeUeSPt-dteXerlame» teil, i Mr. von aa»wätt» 30 Pt. Reklamen t^ai Ml. Inlerate von Behärden tn> amt- ltchen Teil dl« Pettlz-il, Stt Pt- L«>chäst»an,eigen in» Platzvorlchrtite» im Preii» erhobt Rabatt nach Tarts. «eilagegedüdr ibeiamr- auslage S Ml. p Taulend «rii. Postgebühr. TrUdetiog« dös«». Felirrtetit« Aufträge können nicht turück» gezogen werden. Für da» Lrlchetnen an bestimmten Ta,en and Platzen wird kein« Laranti« übernommen. Anzeigen »Annahme. I»da»m»a»st» 3. bet fämUtchen Filialen n. ollen Annoncen» Ezoedttionen de» In- and Ausland«». »nut nnd Verla, »«» Zische» A Ritrste» Inhaber: Paul Atzrlten. Aedattion and Geschäft.»«!!«: Iohannisgafl« 8. -aup« < Filiale Dr,»»«»: Seestrane 4. l tlelrodon ttüll. 1237 I 2653 s 3117 4089 5181 6692 8184 9658 >0208 1685 >2600 (3910 >5376 >6090 >7257 >8651 >9889 11502 13351 24362 15698 tvk Leipzig und Vor»«» durch unser, Iraner und Svediteur» 2m al täglich in. Hau» gebracht: SV Pt. monatl., r.7V ML. »ieNrliahrl. «et untern ßtltalen n. An nahmestellen adaehoit: 7S Vt. monatl., L» All. vtettelfährL Dnrch w, Peitr tnuerhald Deutschland» und der deutschen Kolonien vterteliährl. 3.60 Alk., monatl. lltl Ml. au»Ichl. Postbestellgeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauftaaten, Italien. Luremdurg, Niederlande, Ror- wegen. Oesterreich. Ungarn, Ruhlanv, Schweden und Schwei». In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Seichast»» stell« dr» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt ertchemt 2mal täglich, Sonn- n. Feiertag» nur morgen». ALonn«m«nt»-Annahm» I«dan»t»,alt» d, bei unseren Trägern. Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Bttefträgern. «t»r«lo«rk»t»»ret» w Pt. 17386 18400 1976u 10382 31565 12923 34469 35386 36168 37622 Der Nurs ins Sinne. 15) Eine Sommer- und Segelgeschichte. Von Hedda v. Schmidt. Jeder Gegenstand, der in Inge Meistens Gebrauch war. duftet« schwach nach Maiglöckchen. Ihr schmaler Rastekopf war von dunklem, leicht gewelltem Haar umrahmt — ihre graublauen Augen schienen zuweilen grün — dann wieder fast schwarz — ihre Eesichtszüge waren unregelmäßig, ihr« Ober lippe ein klein wenig zu kurz, aber man fand sie schön in ihrem Kreise, man feierte sie, denn sie besaß jenen undefinierbaren Charme, der die Männer und auch die Mehrzahl der Frauen zu bezaubern pflegt. Sie «ab sich nicht einmal Mühe, allen zu gefallen, es genügte ihr, davon überzeugt zu sein, daß man sie niemals und nirgends übersehen konnte. Sie selber verschanzte sich dann gern auf ihre „Vogelschau", wie sie cs nannte. Es war ja doch so leicht, immer und unter allen Verhältnissen auf der Höhe der jeweiligen Situation zu stehen. Viel leicht hätte sie das auch dann gekonnt, wenn sie nicht reich, unabhängig und in jeder Beziehung vom Schicksal verwöhnt gewesen wräe. Ihr verstorbener Gatte — die junge Ehe hatte knapp drei Jahre gewährt — hatte ihr die Lebens kunst beigebracht. Daraus hatte sich alsdann natur gemäß der mit dieser Weltanschauung verknüpfte naive Egoismus der schönen, liebenswürdigen, von alt und junq umworbenen Frau entwickelt. Inge Mellien hätte schon oft Gelegenheit zu einer zweiten Ehe haben können, aber sie hatte es immer klug zu umgehen gewußt — es niemals bis zur entscheidenden Frage kommen lasten. Aus dem Verliebten war dann allmählich ein warmer Bewunderer ihrer Klugheit geworden — Inge Mellien hatte keinen Feind — vielleicht nur einige Neider. Bei all ihrer Lebensklugheit war ihr Herz nicht zu Wort gekommen. Sie selber ahnte es, daß sie Gustav Jversen heiraten würde. Es gefiel ihr, daß er so ruhig und ritterlich wartete. Er drängte sie mit keiner Silbe zu einem bindenden Entschluß — er schien aber doch auch seinerseits seiner Sache ganz sicher zu sein. Frau Inge mußte lächeln, wenn sie daran dachte, wie die gute Tilda sich gestern »erschnappt hatte: gelegentlich hatte sie bemerkt: „Wenn ich nach Stock holm übergekiedelt bin, dann könnt ihr das ja im t 14 892 lA»ch«»»Ichl»tz) Tel.-Anschl.! 14 8SS ll46S4 Amtsblatt -es Nates und des Nolizeiamtes Ser Ltadt Leipzig
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