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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.09.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-19
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180919012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918091901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918091901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1918
- Monat1918-09
- Tag1918-09-19
- Monat1918-09
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Morgen-Ausgabe Bepigsprei»:!.'! M K.A-L..W^"W »leriellLdrllch M. -LV: s«r 4ldd»I«r m»aatllch M. L00; d»rch u»t«r« „«wdrllaen Flllal«» 1»« Ha»« ««»rächt monatlich M. 2LS, »I«rt«I- !«»rllch M.7^v durch »I« P-st inu«rhal» Deutschland« S«I,mt.Au«aad, «unoNlch M. ^.75, ui«rt«ll»hrUch M. SLL; Moraen-A,«,-»« M. 1,7^ ^»»nd-Au««-», M. >,w, Sonntaa«-Ä»«,ad« M. »,S0 inanatttch <au«schll«tzllch Postd«fteUg«»l>dr). Sauvtschriftleiter: Dr. Erich Everth, Leipzig. HlM-els-IeUuug /Amtsblatt des Rates urrd des pollreiarates -re Stadt Leipzig UL. Jahrgang Anjelaenprels: LLS'L LW A»«ta«n lm amtl. I«Il dl« K»l»u«lj«ll« M Pf. ». a»«» »lat»« 4ln^l,«n »I« Nuluirtljtll« ZU ps.< -u,m«rt« SL ps^ D«schest*anz«la«n m» platzvorschristen Im Preis« erhöht. Latlazen: Velamtauslag« M. 7.— »al Lausend aulschl. Postr«»ebr. SI»,,lu»»»»«r I« P,. — S»«n- uud Feftlag« tö Pf. S«r»s»'«ch Ä»Ichi»h«r. I««»2. >««« und 14«»«. —Pastsche»k-nku 7»L Schrts>I«t!»«g und D,schSsl«st«lI»: Zahannllgass« Rr. S. Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig. Nr 478 Donnerstag, den IS. September 1918 Neue feindliche Wnfine nördlich der Snmnle Der dentsche Abendbericht vtd. Berlin, 18. September, abends. (Amtlich.) Lnglisch- fßAUzösischc Angriffe auf breiter Front vom Walde von Havrin- eovrtbis zur Somme. Gegen den auf der Mitte des Schlacht- fgldeS zwischen Hargicoort und dem Omignon - Bach ein- gedrungeuen Feind sind Gegenangriffe im Gange. An der übrigen Front sind die Angriffe des Feindes gescheitert. Wir Kämpfen überall westlich unserer alten Siegfriedfiellung. * * »vtk. Berlin, 18. September. (Drahtbericht.) Die fortgesetzten englischen Mißerfolge an der Lambrai-Front von MoevvrcS bis Lpehy haben nur zur vorläufigen Einstellung der englischen Angriffe zeMrl. Nach einer Pause von zwei Tagen setzte am 18. September ein neuer großer Angriff von Haorincourt bis Holnon ein. Die Hartnäckigkeit, mit der die Engländer hier immer wieder angreifen, er klärt sich ganz abgesehen von FochS strategischen Plänen, die noch immer auf einen Durchbruch zwischen Lambrai und St. Quentin abzu- ,'ielea scheinen, aus der Tatsache, daß die Deutschen vor der Sieg fried steift lung üderall «och die ehemaligen englischen Stellungen «.allen, so daß die Engländer genötigt sind, sich im Feuer der Deutschen in dem verwüsteten, von allen Hilfsmitteln entblößten Gelände neue Ausgangsstellungen zu schaffen, falls eS ihnen nicht gelingt, sich in den Besitz ihrer alten Stellungen zu setzen. Die gleichen Erwägungen mögen zur neuen Aufnahme der Angriffe im Abschnitt St. Quentin geführt habe«. Am 17. September setzt« um S Uhr 30 Minuten vormittags Mischen Omignon-Bach und der Somme starkes Feuer «in, dem heftige Angriffe beiderseits von Holnon folgte«, die im Gegenstoß zuriickgeworfen wurden. Ge fangen« wurden eingebracht. Desgleichen scheiterten weitere Angriffe »m 9 Uhr 30 Miauten südlich Holnon sowie am Nachmittage nördlich des Hoinon-Waldes, bei denen «in vorgehendes feindliches Bataillon durch zufammengefahteS Feuer in seine Ausgangsstellungen zurück- getrieben wurde. Ebenso scheitert» «la Vorstoß gegen Essigny- le-Grand. Di« französischen Angriffe zwischen Atlette und Alsne dauern an. Nachdem am Vormittag d«S 17. September alle Versuche der Franzose« gescheitert wäre», die zwei Tag« vorder unter schwerst»» Opfer« «rrteü« Einbuchtung der deutschen Front bei Allemant M verbreitern, ging« di« Franzos« am NachaSffage mit frischen Kräften unter Einsatz von Tanks aus der gauzea Front zum An griff vor. Anfänglich gewannen di« Franzose« in Richtung ass Pinon Raum, worben aber im Gegenstoß wieder zurück geworfen. Deutsche Feldbatterien führe« offen auf, setzten zahlreich« Tanks außer Gefecht und zwangen im Verein mit den Maschinen gewehren der Infanterie die französischen Sturmwellen zur Umkehr. Zwischen Maas und Mosel fühlen die Amerikaner trotz aller groß sprecherischen Behauptungen über Fortsetzung ihres Vormarsch« und noch zu erwartender großer Ereignisse nur vorsichtig an die neuen deutschen Stellungen heran. Die verhältnismäßige Ruhe hier wie an den übrigen Fronte» darf jedoch nicht darüber hinwegtLuschen, Dor der amtlichen Antwort Englands Zürich, 18. September. (Gig. Drahtbertchb) «Daily Expreß' meldet: Das englische Kabinett tritt am Donnerstag mittags 12 Uhr zusammen zur Beschlußfassung über die Friedeas- noke Oesterreich-Ungarn s. Lloyd Georg« ist immer noch bettlägerig. Die .Gazette d« Lausanne' glaubt versichern zu können, daß die Entente die Wiener Rote zwar adgelehnt habe, aber mit Be dauern. Ihre Ablehnung werde begründet werden. Lansings Antwort Washington, 17. September. (Realer.) Di« Erklärungen «.'anflngS wurden taueehalb einer halbe« Stande nach dem Empfang des österreichische« Vorschlages abgegeben. Die Schnellig keit, mit der die Rückäußerung erfolgte, zeigt, daß nicht der leiseste Zweifel darüber bestehen Kana, was man für eine Antwort zu erwarten hat. Amtliche Kreise beschäftigen sich mit der Frag«, welches der nächste Schritt in dem, was man allgemein als deutsche Friedensoffensive anffaßt, sein wird. Allgemein glaubt man, daß die deutschen und österreichische« Mivtär- dchörden die amrrikatnische Antwort als Beweis dafür erklären werden, daß alles Menschenmögliche zur Herbeiführung des Friedens geschehen sei, und daß sie aus diese Weise das Volk für einen neuen Wiuterfeldzug moralisch kräftigen wollen. Andere sprechen von der Möglichkeit eines Verfalles des Blerbundes. Indem Oesterreich so weit ge gangen sei, einen Friedensvorschlag zu machen, hab« es den Weg für den nächste» Schritt, nämlich die vorbehaltlos« Ilnterwer- fungnnter Wilsons Bedingungen, geebnet. Haag, 18. September. (Drahtberichk unseres Sonder. berichterstatterS.) «Daily Expreß' schreibt, daß dir unvermutet .chnell gekommene Ablehnung der österreichischen Vorschläge seitens Amerikas zwar dl« Aussicht auf ei »en faulen Friede» beseitige, jedoch die diplomatischen Möglichkeiten im Augenblick «nauS- geimtzt gelassen hab«, was vielleicht die britische Regierung noch gut mache« könne. Da Oesterreich angedSch selbständig gehandelt, jedenfalls Deutschland jeden Anteil an Oesterreichs Initiative abg«>.'ehnt hab«, müsse der Versuch gemacht werden, entweder Oesterreichzneinem Sonderfrieden zu veranlasse«, oder wenigstens di« Verschieden heit der Auffassungen zwischen Derk» und Wien gründlich zu erweitern. Di« Verbündete« mühten sich ausschließlich an Oesterreich mit der Frage richten, ob es mtt dem Friedensprogeamm Payers solidarisch ist solange »och Frankreich «nd Belgien beseht sind, ob Essaß- Lothriugen deutsch bleibe», ob Polen wiederhevgestellt «nd ob der Brest- Litowsker Friede« tatsächVch politische Wirklichkeit werden solle. Falls Oesterreich vermein«, müsse Oesterreich Deutschland »erlast««, und dann könne verhandelt werden. FranzSfifche Vlittter zur 9rledensuote Berh 18. September. (Drahtbericht.) DaS österreichisch« Angebot wird von der Mehrzahl der französtscken Blätter heut« schon «iageheud kommentiert und größtenteils non d« evchtan Prass« und der Bo«l«va>-»rassa glatt adgelehnt. Von sozialistischen Dlst^t«M^K«an bisher nur di« Sknumeiitm e der .Frone« «''dr:', drZ OchstWA W^UW^chtZsozlalisten, und der .Popckaire" vor. Wie zu er- ne«?fen war, äußerl sich dl« «France Libre' ebenso chauvinistisch wie di« daß die gesamte Westfront nach wie vor unter Hoch spannung steht. Oesteeeeichisch-ungar. Heeresbericht Wien, 18. September. Amtlich wird gemeldet: Italienischer Kriegsschauplatz Der Italiener setzte seine Anstrengungen zur Besitznahme un. serer Stellungen im Gebiet des Monte Pertica fort. Das Ziel seiner gestrigen, von heftigem Artillerie- »nd Minenfeuer begleiteten Angriffe bildete der Tasson-Rncken, gegen -en er fünfmal Sturm lief. Der Feind wurde jedesmal in er- bitterten Nahkümpfen zurückgeschlagen. Am Manie Tomba un- Monte Sorarslo wurden feindliche Annäherungsversuche vereitelt. Aus der Hochfläche östlich Asiago zeitweise schwere Artillerie kämpfe. Zahlreiche feindliche Flieger haben auf mehrere Orte hinter der Piavefront und im Etschka! Bomben abgeworfen, ohne nennens werten Schaden anzurichten. Albanien Ein Teilangriff der Italiener entlang der Küste wurde ab gewiesen. Auf dem Höhenrücken südwestlich von Berat, wo wir unsere Linien südwärts vorgeschoben haben, wurden feindliche Gegen angriffe zurückgeschlagen. WeMiiver Krieasschauplatz Bei den k. und k. Truppen nichts von Belang. Der Chef des Generalstahes. (W. T. B.) > Italienischer Bericht vom 17. September. Nördlich -er Grappa ver suchte der Feind gestern durch fünf Gegenangriffe -ic uns überlassenen Gewinne zurückzuverlangen. Im oberen Serental wurde er glatt ab- gewlesen. Die Zahl -er in verschiedenen kleinen Gefechten in dieser Gegend zwischen Ceflllatal und dem Lol Ors» gemachten Gefangenen be- länft sich auf 442: außerdem wnrden etwa 20 Maschinengewehr« »nd ein Grabengeschütz erbeutst. Unser« LrkvudvngSabteilnuaen »«wickelten sich in «in lebhaftes Gefecht mtt vorgeschobenen setndvchen Poste« an den Hängen d«S Nozzolo (Iudikarien) und südöstlich Mori (Lagarinatai). Wir machten einige Gefangene und nahmen vier feindliche Bomben werfer. Im Brentatal bei Grotella überraschten sie einen kleinen gegne rischen Posten und hoben ihn aus. Die feindliche Artillerie zeigte durch Störungsfeuer längs der Piave, in der Montellogegend und zwischen Fagare und Fossalta bemerkenswerte Tätigkeit. Unser« Flieger »nd die unserer Verbündeten belegten mit Erfolg die militärischen Einrich tungen bei Lewlko (Suganatal) mtt Bomben, ferner feindliche Lagyr im Etschtal und in der venetianifchen Ebene. — Drei Flugzeuge and et« feindlicher Fesselballon wurden adgeschossen. übrige Hetzpresse: .Populaire' dagegen meint, daß dl« Entente anbv- dingt antworten müsse. Die österreichische Not« sei geschickt, weil sie an Gefühl« appelliere, mit denen man nicht Scherz treiben dürfe. Wenngleich der österreichische Vorschlag auf Geheim unterband langen hinauSlaufe, dürfe man doch nicht übersehen, daß die Mittelmächte den Wunsch äußern, aus dem Konflikt herauSzukommen. Möglich sei es, daß sie Frieden zu schließen wünschen, ebenso, daß sie jede Berank- roortUchkewt von sich vo-r ihren Völkern abwälzen möchten. Die Ant wort der Alliierten müsse die Eventualität eines baldigen Frie dens und seine wesentlichen Klauseln ins Auge fassen und sich von den Gefühlen der Volksmasse, nicht aber von der Begehrlichkeit der besitzen den Klassen inspirieren lassen, und sich vor allem an die Völker -er Mittelmächte wenden. Der Rest des Artikels ist zensuriert. — .Popu- latre' schreibt an anderer Stelle, jeder vernünftig« Franzose hab« Freud« empfunden, als er das österreichisch« Angebot erfahr, wird aber entmutigt und betrübt gewesen sein, sobald er aus seiner Zei tung feststellen konnte, daß das Angebot von den Alliierten glatt adge- lehnt werden würde. Di« Presse hat sich dem Kriegsregime angepaßt mich spekuliert auf die unendliche Gutgläubigkeit der leidenden Klassen. Hinter ihr zeichnet sich dos grausame, unerbittliche Profil der Krieg«- gewinner ad, in deren Namen die Presse am Hellen Tage arbeitet. Italienische Sorgen Lugano, 18. September. (Drahtberichk.) Auf Grund besonderer In formationen kann mitgekeilt werden, daß die leitenden italienischen Krelse über die bereits ausgelösten großen Hoffnungen auf eine Wirkung der österreichischen Note aufs äußerste bedrückt seien. Angeblich befürchtet man in Italien eine starke innere Bewegung für den Frieden. Man ist außerdem sehr beunruhigt, welche Wirkung die Note bei d«n Alliierten Hervorrufen werde. Nicht ohne Grund hält man eS für durch aus nicht unmöglich, daß die Alliierten mit den Zentralmächten eine Verständigung finden würden, bei der di« italienischen Aspira- ttonen außer acht gelassen werden. Es sei nicht zu leugnen, daß die Alliierten schon heute ihr Unbehagen darüber nicht verschweigen, daß Italien di« ihm zugewiesene Aufgabe nicht erfüllt hab«, sa, daß Italien zu einer unerwarteten Last und schleppenden Kugel für die Entente ge worden sei. Sine rumänische Stimme zur Bnriannote Bukarest, 18. September. (Eig. Drahtberichk.) Das Regie rungsblatt .Steagul' sagt: Burians Angebot entspricht einer auf dem ganzen Kontinent verbreitern Gemütsverfassung, welcher auch die ver antwortlichen Leiter de« Volkes der verschiedenen Stellungen Rechnung tragen müßten. Die Veröffentlichung der Note in einem solchen psycho logischen Augenblick stelle gleichzeitig «inen geschickten diplo matischen Zug dar, der die Gegner verpflichtet, sich klar aaS- zusprechen. DDie moralische Wirkung der Roke kann auck durch da« insbesondere in England steigend« Bewußtsein verstärkt werden, daß die Verlängerung des Gemetzels die Vereinigten Staaten zum end gültigen Herrn über Europa machen würde. Mosknn, 18. September. (Dräbiberickk.) Die gesamte Regierung« preftz, »sb««t -«» öft«reichijch-unga rischen Frl<-enSo»rfchkw» Lckt- arkikel. L» »st M «kämen, daß ta Regt«r»ngskr«üs»n einst weilen nock Kein befftMmses UrkeN über ßsn« lUsiSWttne »iS auch spczicile Bedeulu.rg für Rußland sich gcbkdet hat: auch Loer den Erfolg von FriedenSvrrhandlungen herrschen diametral entgegengesetzte Anschauungen. ... «. Vorzugszölle Bon Dr. Zöphel, Mitglied der Zweiten Kamine^. Bon Salzburg dringt die Nachricht herüber (siche Abend nummer des .Leipziger Tageblattes' vom 8. September), in dem Austausch der Ansichten über ein mögliches Wirtfchastsbündnis zwischen -em Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn habe der Vorschlag gesiegt, Vorzugszölle einzufnhren. Was an dieser Nach richt zukrifst, läßt sich wohl im Augenblicke nicht genau er kennen. Gleichwohl erscheint es angezeigt, sie zu besprechen. Wäre es richtig, was aus Salzburg gemeldet wird, so hätten wir einen neuen Beleg dafür, daß wir in der Diplomatie trotz der schweren Schlüge dieses Krieges noch nichts gebessert haben. lieber eine Frage waren sich alle sachkundigen Vertreter der Industrie und des Handels im Deutschen Reiche einig: Keinesfalls Vorzugszölle! Warum nicht? Wir müssen etwas weiter auS- holen. Man sagt, man erklärt, man versickert, man ruft es in alle Welt hinaus: Wir führen den Krieg für die Freiheit -er Meere. Das ist, wie alles, was so lebhaft versichert wird, mit einiger Vorsicht zu nehmen. Immerhin trifft zu, daß wir eine schwere Niederlage erlitten hätten, möchten wir auch militärisch noch so erfolgreich gewesen sein, wenn es England gelänge, un seren Handel von der westlichen Welt abzusperren. Bis zum Kriege hatten wir den Genuß schrankenloser Handelsfreiheit nach dem Westen zu, und darauf ruhte zuletzt unser beträchtlicher Wohlstand. England, das ja die Meere beherrschte, stand zu dem alten Grundsätze der Handelsfreiheit, der offenen Türe, den es in der Mitte des letzten Jahrhunderts auf sein Panier geschrieben hatte, mochte auch in der englischen Welt sich angesichts des deut schen Wettbewerbes, besonders in den eigenen Herrschaftsgebieten, der Schuhzollgedanke ins Mittel legen. Es empfiehlt sich, einmal klar zu werden, waä es für ein Land, wie das Deutsche Reich, das selbst Schutzzölle von beträchtlicher Höhe eingeführt hatte, was es für dieses Reich bedeutet, in ein gewaltiges Ländergebtet Waren frei «lnführen zu können. Das britische Herrfchafts- Leretch »ar es aber nicht allein, das dem deutschen Handel offen stand. Wenn auch gegen Zölle, konnte er in jedes Land, mtt dem nicht gerade ein Zollkrieg bestand, oder, wie in Frankreich, recht lästige Zollfchikanen angewandt wurden, ungehindert vorfioßen. Hierunter machte der Krieg einen Strich. Wir stehen vor einer verhängten Zukunft. Wie meistern wir die? Wer die Westmächle so fraglos besiegt, wie dessen einige unter uns gewiß sind, für den scheidet jeder Zweifel aus, der be herrscht künftig ^die Welt und schließt Handelsverträge ab, wie sie ihm genehm sind. Vielleicht empfiehlt es sich aber doch, auch an einen anderen Ausgang des Krieges zu denken. Für einen solchen braucht man den guten Willen der Wcststaatcn, wenn man auf das freie Meer hinaus will. Denn wohl werden -le West staaken uns den Seeweg nicht sperren können: schließen sie aber ihre Märkte, — nur um spazierenzufahren, rauchen die Schlote der Frachtdampfer nicht! Vom Wesren her klingen nun schon unerfreuliche Klänge auf der Pariser Wirtschaftskonferenz. Dort wurde ein groß angelegter Plan in feinen Grundzügen ent worfen, durch den die Entente-Mächte mindestens für die Ueber- gangSzeit einander bevorzugen, die Mittelmächte aber matt setzen wollen. Von Vorzugszöllen war allerdings dort nicht die Rede, dazu waren die guten Freunde einander nicht grün genug. Aber die Wirkschaftskonferenz stieß auf heftigen Widerstand im eigenen Lager der Entente. Besonders Rußland und Italien erkannten die Zweischneidigkeit der Waffe. In England erhob sich der ent schiedene Widerdruck) der Handelswelt. Man durfte zunächst den großen Aufwand ruhig ins Archiv legen. Da hatte nun bei uns ein Gegenbetrieb eingesetzt. Schon vor dem Kriege hatte man erstrebt Mitteleuropa wirtschaftlich auszu gleichen. Naumann trat nach Kriegsbeginn mit feiner blendenden Werbeschrift .Mitteleuropa' hervor. Schließlich drängte sich das militärische Bedürfnis in den Vordergrund. Man arbeitete auf eine Art Gegenbündnis im Osten hin. Wer nun unser Wirt schaftsleben kannte und einigermaßen die Aussichten noch dem Osten zu überblickt, kann in einem Kontinentalbunde, der selbst Großrußland und die Randvölker mit umfaßt, nur ein dürftiges GegensÄck zum westlichen Markte erblicken, etwa einen Not behelf für den Fall einer Sperre des Westens, aber nicht einmal einen Ersah. Beschränkt man sich aber gar auf Oesterreich-Un garn, so drohen ganz beträchtliche Gefahren. Das Natürliche wäre gegenüber Oesterreich-Ungarn der Handelsvertrag. Der hat sich bewährt, wenn er auch damals von der deutschen Industrie mit übertriebener Sorge bemängelt wurde. Schließt das Deutsche Reich mtt Oesterreich-Ungarn den Handelsvertrag, so behält es freie Hand, und, was über alles schwer wiegt, es kann nach der anderen Seite die Meistbegünstigung gewähren und nehmen. Line glücklich« Zukunft sichert nur die Meistbegünstigung. Will man die Chance -er Meistbegünstigung nicht verlieren und gleichwohl mtt Oesterreich-Ungarn wirtschaftlich intimer werden, so bleibt nur die Zollunion. Das heißt: Oesterreich-Ungarn und das Deutsche Reich verschmelzen zu einem einzigen Gesamtwesen, das eine gemeinsame Auhengrenze besitzt und mit anderen Staaten nur geschlossen verhandelt. Wie sich dann im Innern die Zölle gestalten, ob sie mit einem Schlage zu fallen hätten oder nach und nach, wäre eine Frage, die noch offenbleiben könnte. Die Zoll- union seht ein Zollparlament voraus, das auS den drei Staaten Deutschland, Oesterreich und Ungarn zu berufen wäre, und ebenso eine gemeinsame Spitze. Wie es heißt, wäre Ungarn für die Zoll union begeistert. Auch im Deutschen Reiche waren die Sachver ständigen darüber einig, daß die Zollunion noch erträglich wäre Mas spricht non aber gegen sie? Wir hören in Oesterreich von Absichten, aus de» Kaiferstaate einen Bundesstaat -u machen, wir «rkehen in» Stavnen, man bars vielleicht sagen, mit Entsetzen, wat die zersHenban Kräfte Tschechen und Süd stowe» dort ver- mssssen. mtr vnn b«m überragenden Einfluß des Polens«- und sehen uns vor den sogenannten onüttopotoffchw» Ltzstwegat« stellt. Dos ist andeulweise di« Geschlossenheit
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