Dresdner neueste Nachrichten : 20.11.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-11-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193511207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19351120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19351120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-11
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- Dresdner neueste Nachrichten : 20.11.1935
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Mittwoch, 20.Notzemb« 1SZ5 Nr. 271, Sette 12 Dre<d«er Neueste Nachrlchterk Mittwoch, 20^ » VomWKISSM 0(7IIv!»m.m 1. Ziehung 1.1 Stadt Mexiko von heut«: Mexiko Sity 7s»n»p. a»,,a,n in i«a< «o«m «bun. s /^UlOM3 '1 o/F ivo/.?^/L §//5 ooc?/ zii/c// / In ck«m g«,teev V«,ökk«ntli0bt»n »otzilcksiN« Lolin Noü kil« „»«Itoom« Ulookung von vemotzestl« unct 1'xi'snni,, von tzijob»t«e Veek-inveung uns eskkinieel«!' Qr»u»»mtc«it" «Io» ölten -triekeni-elclie, uns rlsnn «tio keobocung cie« t-gncle» ctu,ck Lonter, rlen „Lieg «le» vcqMon Lotte» iibee cten roten »cliensltei' aber wirct rot; kiel' Xrtotzengott v.Ieä«»' »einen Vkron. Lolin Noa clsrüber, >vs» Loder' geworcten I»t. 10 Umou«. Ulttj X ron 4—» ?S. teil» »te« prele-ver^ «-»oer, ^»«II Lott". Seit einem dien- INexilco lsngism vvieSer ttuitrllopoelitll beiteigt Iteute nun deelektet su» Mexiko »eit kiel' reit Vie Setzriktleitung. Lederjack «ach Matz, «u var., blll. Fried Landhautstratz« W.WMs. »mit. halb. f. 880 DI. , Dr.«Ä. Tel. »3414. Wunderkraft der europäischen Zivilisation eine un mittelbare Sünde wider den Heiligen Geist. Heute dcpkt man über primitive Kulturen und ihren Wert wesentlich anders, ja, man fällt in das entgegengesetzte Extrem. Amerikanische Schriftsteller, die fassungslos sind, wenn sie einmal in einem Hotelzimmer ohne Privatbad schlafen sollen, und für die ein Leben ohne Auto überhaupt nicht vorstellbar ist, geraten in wilde Begeisterung über die „Maiskultur" der mexikanischen Indios und deren primitives, aber ausgeglichenes und von hoher Kunst erfülltes Leben. Natürlich ist das eine wie das andre unrichtig. Der mehr oder weniger primitive Mensch wie der mexikanische Indianer in seinen unteren Schichten ist weder das unmündige Kind, das die weihe Zivilisation erst erziehen und heranbildcn muh, noch besitzt er eine uns im Grunde überlegene künstlerische Kultnr. Er ist einfach anders. Und eS war die Weisheit der spani schen Kolonisation, dah sie weder in das eine noch in das andre Extrem siel, dah sie zwar die Indianer für die Zwecke des Mutterlandes zu aktivieren muhte, vor allem im Bergbau, dah sie sie im übrigen in Ruhe und sich selbst überlieh. Tas gilt in religiöser, politischer wie wirtschaftlicher Hinsicht. Die Spanier tauften zwar die Indianer, liehen he aber sonst ruhig ihre alten Götter unter den Namen der nenen Heiligen anbeten. Sie regierten sic, aber nur soweit eS unbedingt nötig war. Soviel eS ging, übcrliehen sic die Dors- und StammeSgemeinschaften sich selbst unter der Führung ihrer Kaziken. Sie tasteten auch deren wirtschaftliche Selbständigkeit, die Grundlage des mexikanischen Lebens, nur soweit an, wie es für ihre eigenen öko nomischen Zwecke unvermeidlich war. So wurden zwar einzelnen Konquistadoren und Granden ganze Landstriche und Königreiche zur Ausbeutung über lassen. Allein unter dem System der Encomicndas und RepartimientoS blieben die „Ejidos", der Kom- munalbesih der Dorfgemeinschast, wesenilich unange tastet. Die adligen und kirchlichen Großgrundbesitzer waren weder in der Lage, noch willens, ihre ungeheu ren Ländereien intensiv zu bewirtschaften, noch sich um Einzelheiten zu bekümmern. Sie waren zufrieden, wenn sie alljährlich eine Rente daraus zogen, die ihnen ein standeSgemäheS Leben ermöglichte. So blieb der kommunale Grundbesitz und die dörfliche Gemeinschaft im wesentlichen erhalten, selbst dort, wo die Indios einen Teil ihrer Zeit auf den grohen Haziendas arbei ten muhten. Dieses System bedingte natürlich bis zu einem gewissen Grade Fronarbeit und Tributleistung. Aber an die mar die Masse des Volkes ja auch unter der Aztekenherrschast gemöhnt, nur dah sie unter dieser wesentlich härter war. Wer baute denn all die vielen ungeheuren Tempel und Paläste, die riesigen Pyra miden? Und das Baumaterial dafür muhte doch, Stein für Stein, auf dem Rücken hcrbeigeschleppt oder mit tels Seilen und Rollen herangezogen werden. Die mittelamerikanische Kultur kannte ja weder Zug- noch Tragtier. So bedeutete die Einführung des Pferdes und vor allem des Esels eine ungeheure Entlastung sitr die Urbevölkerung. Und wären die Tribute, die Kirche, Krone und Grundherren forderten, selbst noch höher gewesen, so waren es doch immerhin nur solche an Gut. Die Aztekenherrscher aber hatten einen dauernd wachsenden Blutzoll gefordert. Und dah eS auch in ihrem Reich Armut gab, erweist die Tatsache, dah die Priester armen Leuten massenhaft ihre Kinder abkauften, um sie auf dem Altar Huitzilopochtlis zu schlachten. Diese zarten, unterernährten Kinder führte man zwar blumengeschmückt die Treppe der Tempel pyramiden hinauf oder trug sie in Körben unter, einer wahren Blittenlast dorthin, aber deswegen schrien sie doch nicht weniger kläglich. Alles in allem, so hart auch das Los der indianischen Bevölkerung unter der spant- Von VOIRIN R088 «etcht der > öl» nach Eurvp mächtig? «in ss nicht führen las »ruck, wenn mai Maßnahmen ger Menschen einen dah er daran aes allzu Phantassev die Tatsache, -ak an die Machens« allein schon von aetrieven wirb. Da» »st bi« vor «in paar Ta gestorben ist: vierzehn I, für englisch« v, Universität in L de» bolfchewistist einem Land, Leu dem Lande brr Kultur und Kl hatte sein Bild , und WirNichkeit zeichnet sapantsä heiratet sogar «t> aristokratischen L Wir wissen < seiner Liebe ,u Haßliebe. Er hat beit, in das wirk Aber alle», waS dem Lächeln sieh nur die Fratze. < findet, ist — so Nicht» hat vor se die Kultur, nicht Nur «in« einzig« Frauen. In O'Eonrot eine schonungblo seinen englischen ungeheuren Gegt Uv»«« ««»ihu ra «87 »«« «i» « «> wo 8l« N00> «os »39 421 188 IN 884 St US 800 »38 088 71« 0 «01 l»l I8l 91» 871 ll »«» 188 l«7 <1001 »«9 429 43« 9S0 <10v> »9« 419 1100) 44« 299 849 ,11 080 98« 977 «98 4' 87« 081 877 494 718 01 108 850 024 877 IU «I 790 «19 918 «18 <1001 > «8893 717 090 civ« «89 >«888 881 «I» 01 484 1400) »98 419 »«9 »43 <230) «9« 71» «81 »30 <KX» «77» 744 »78 <1<X» 494 948 034 98998 790 «8» 190 98 »84 »9» l!00> 789 94« »99 <I00> 880 78« »30 100 «84 0S3 778 »IS 381 499 899 «8« 8S0 »»14« 8«9 «17 793 19» OSS 808 494 081 8t 004 970 989 983 <300> I 909 93« 747 »19 »40 »4» 01» «79 «I00) 171 7S3 »SS 703 «17 ,1001 i «38 VS0 789 «08 884 I 787 »8643 839 908 81 37S «84 039 4«2 «sä 4: 902 40824 «20 484 4119« 433 482 841 044 «13 7S3 887 393 41» 9t II« II00> 7S8 I100> »II «01 098 <I00) 877 OS» ! 48187 964 928 VS- 979 88« «93 883 91« 01 109 «97 798 48330 t 387 971 011 «11 893 8k «0989 708 «9» ,100) 79 »«44 0 078 »80 889 49« «8S07 <1001 949 93? 98 973 I«8 »39 7«3 11001 1 48« «30) 470 180 974 «08 983 »7098 »SSt »8847 891 814 II00> 09 419 <1001 »7» »79 »»7 »4« <1001 »«9 391 »»149 934 889 N« 107 48? 919 888 088 2« «»3 3W «30 830 «34 7« 997 927 877 «4284 921 «SIS« 888 44» 23« 979 788 040 780 <1001 788 < 049 <230) 79S <2301 837 «33 <1001 «99 78« ««9 1 703 487 418 480 888 2« »11 823 ci00) «8 491 < 471 881 798 879 808 23 4«4 <I«Y »S4 17» 97» 1 «01 784 908 OS» <8001 1 »071» 49« 488 987 «8« »92 798 111 »23 9» 7»3S9 484 290 «91 «9» schen Herrschaft gewesen sein mochte» es war Immerhin noch besser alb unter der blutigen Tyrannis der Azteken. Die Negierung der Vizeköntge mag auch noch so korrupt gewesen sein, für sie spricht, dah es während der dreihundert Jahre der kolonialen Epoche keinen einzigen ernsthaften und gefährlichen Jndianerausstand gab. Die Masse der Bevölkerung sand in dem heid nischen Katholizismus, den man sich selber ausbaute, ihre geistige Besriedignng. Ihr Lebensstandard war sehr tief, aber man hatte ihr die gewohnten Lebens formen und tm wesentlichen auch ihre Aecker gelassen. Die eigentliche Landenteignung und Proletarisierung des IndioS setzte erst nach der Gewinnung der Unab hängigkeit von Spanien ein unter einem politischen System, das den Indianern theoretisch alle Rechte gab, um ihnen praktisch noch die wenigen zu nehmen, die sic bisher besahen. Tie Aufteilung der Ejidos und die Landzuteilung an den einzelnen Indianer führte nur dazu, ihn völlig besitzlos zu machen; denn dem geschäft lich völlig Ungewandten war sein Stück Land von ge rissenen Spekulanten nur allzu rasch abgeschivindclt. Erst in der republikanischen Periode kam cs zu der Bifdung der riesigen Privat-Latifundien und einer völlig versklavten Peonenbevölkerung, die zu der 1010 begonnenen und heute noch währenden Revolution führte, die der erste große und die weihe Vorherrschaft ernstlich bedrohende Jndianerausstand ist, den cs in Mexiko überhaupt je gegeben hat. IV. Drei.lilliiliiiililllllo neikei IlmkMlt Es gab im Aztekenrcich ein Gesetz, das Historiker» die nickt die Wahrheit schrieben, mit dem Tode be strafte. Ein wunderbares Gesetz! Aber waS ist Wahr heit? Dieser Pilatussrage sicht sich ein jeder gegen- übergestcllt, der sich mit Geschichte besaht. Gerade unsre Zeit hat eine derartige Umwertung scheinbar unumstößlicher historischer Werte erlebt, dah eS schwer- jällt, auch nur an die Möglichkeit objektiver Geschichts schreibung zu glauben. Wie könnte eS auch anders sein! Geschichte ist auf Flaschen abgezogenes Leben, und Leben ist feiner Natur nach zwiespältig und gegen- sätzlich. Die objektivste Geschichtsschreibung ist immer noch eine, die sich bewußt bleibt, dah sie ihrer Natur nach einseitig sein muh, aus einem bestimmten Zeit geist geschrieben, diesen widerspiegelnd und nur für ihn gültig. Nur wenn man sich das klarmacht, wird man die drei Jahrhunderte spanischer Kolonisation in Mexiko richtig verstehen und beurteilen. Es ist beinahe ein europäisches Dogma geworden, dah die spanische Kolo- uisation grausamste Unterdrückung, finsterstes Mittel alter, kurz Reaktion auf allen Gebieten bedeutete, während die angelsächsische eine Periode der Freiheit und des Fortschrittes für die Neue Welt einlcttete. Erst durch die französische Revolution und die in ihrem Gefolge einsctzendc Befreiung der spanischen Kolonien vom Mutterland« ist dann etwas von dem Licht, das bereits seit den Tagen der „Mayslower" über der nördlichen Hälfte des Kontinents leuchtete, uuch auf seinen lateinischen Teil gefallen. Die MN Jahre spanischer Herrschaft in Mexiko sind eine Periode, in der sich nicht viel ereignete, wenigstens verglichen mit dem blutigen Drama der Conquista, das ihnen voranging, und dem nicht weniger blutigen Tumult der ewigen Revolutionen, Bürgerkriege, Ausstände und Metzeleien, die mit dem Abzug des letzten VizekönigS ihren Einzug in das un glückliche Land hielten. Es gibt ein Sprichwort, das jene Frauen die besten nennt, von denen man am wenigsten spricht. Vielleicht gilt dies auch von Ge schichtsepochen. Zum mindesten sind jene, von denen man nichts in der Schutz! lernt, solche des Friedens und der Ruhe Ja, einer Ruhe des Kirchhofes, sagen die Fananker des Fortschrittes, und wollte man den Wandgemälden Diego Riveras glauben, Mexikos berühmtesten Maler, so war die Zeit der spanischen Herrschaft eine ununterbrochene Kelte von Folter, Versklavung, Auspeitschung und Fronarbeit des ge samten mexikanischen Volkes unter der Knute der spanischen Granden und Priester. Reist man aber mit offenen Augen durch Mexiko, Lurch das heutige Mexiko, das antikirchlich ist, ja anti religiös, autiseudal, „anti" gegen alles, was nicht sozialistisch, kommunistisch und indianisch ist, so gelangt man zu einem ganz andern Urteil. Dieses heutige Mexiko tut gewiß alles, die Zeit der spanischen Herr schaft hcrabzuietzcu und. in möglichst ungünstiges Licht zu rücken. Und doch gelingt das nicht ganz. Die Uebcrrestc dieser Epoche sprechen eine zu eindringliche Sprache. Ta sind die allen, wunderbaren Kolonial städte, die Kirchen, die Paläste, die Haziendas. Man mag einwendcn, das alles entsprang der Fronarbeit Les unterdrückten und - Versklavten Jndianerprole- tariats. Aber all diese Bauten sind nicht in einem Stil errichtet, der dasiir spricht. Es schien die Zwing burgen. All die 15 OM Kirchen Mexikos haben In dianer gebaut in einem wunderbaren, lustigen, ja früh- lichcn Barock, einem Kirchenstil, wie er nur Mexiko eigen ist. Man darf nicht vergessen, daß ja nicht mehr als höchstens bNüststv Spanier während des ganzen Ver laufes der spanischen Herrschaft überhaupt nach Mexiko heriibcrkamen. Diese Zahl ist viel zu gering, um auf die Tauer eine zum Teil äußerst kriegerische Einge borenenbevölkerung im Zaum zu halten, die nach vielen Millionen zählte. Sicher war die spanische Herrschaft hart, vor allem im Anfang, unter der Militärdiktatur, die aus die Konquista folgte. Aber sic war auch weise und mcnscheusreundlich. Neben dem Soldaten stand von Anfang an der Priester. Und der war nicht nur der eifernde, das Feuerfcheit der In- quisition schwingende Zelot, sondern auch der große Menschenfreund, der den Indianer nicht mir vor den sUebergrisfcn der Soldateska schützte, wo er eS ver mochte, sondern auch vor den verderblichen Folgen einer dem Roten Manne unverständlichen und fremden Zivilisation und Kultur. Diese Haltung der katholi- schen Priestcrschast war in der jetzt zu Ende gehenden Epoche des unbegrenzten Fortschrittsgedankens und des maßlosen Glaubens an die Wundcrwelt und KuktM verliert eilten iientinvnt Etliche Meilen nördlich der Hauptstadt liegt eine Kirche aus einem Hügel. DaS ist nichts Besonderes in dem kirchenübersäten Mexiko. Rings um Cholula gibt es keine Erhebung, die nicht ein Gotteshaus trägt. Aber die Kirche von Guadalupe ist einzigartig unter den 15 MN des Landes, sie birgt die Heilige Jungfrau von Guadalupe, kurz die „Guadalupe" genannt, die Jndianermadonna. Das Bildnis der Madonna von Guadalupe, das in goldenem Rahmen über dem Hochaltar hängt, ist der Legende nach nicht von menschlicher Hand gemalt, son dern himmlischen Ursprungs. Die Heilige Jungfrau selbst prägte es auf den Mantel eines armen Indi aners, dem sie im Jahre 1531, also kur- «ach dem Fall von Tenochtitlan, erschien und dem sie ihren Wunsch nach einer Kirche auf dem Gipfel deS Hügels aus drückte. Die Kunde von der himmlischen Erscheinung löste unbeschreiblichen Enthusiasmus aus, die Guadalupe wurde die Heilige Mexikos, obgleich sich die kirchliche Behörde anfangs sehr zurückhaltend zeigte und der Papst die neue wundertätige Madonna erst zwei- hundertdreihtg Jahre nach ihrer Erscheinung aner kannte. Die Guadalupe Ist angeblich die einzige dunkel häutige Madonna. Ich kann das nicht zugebcn. Ich finde die russischen Ikonen unvergleichlich dunkler. Ich habe mir das Bildnis der Guadalupe lange betrachtet. Es ist ungewöhnlich eindrucksvoll, aber es gleicht meiner Ansicht nach in keiner Weise den mexikanischen Jndianermädchen. Die Hauttönung ist höchstens eine leichte Oltvfarbe. Aber bi« Behauptung erhält sich, dah Indianerinnen vornehmen Standes zur Zeit der Erbauung der Kirche so ausgrsehen haben. Jedenfalls beanspruchen die IndioS sie als die Ihre, und die Guadalupe wurde Anführerin und Feldgeschrei in ihrem ersten Ausstand gegen die spanische Herrschaft. Der landläufigen Ansicht nach wurde der Abfall Neuspaniens vom Mutterland durch die Aufklärung vnb demokratischen Ideen herbeigesührt, die als Folg« der grohen französischen Revolution auch aus das lateinische Amerika übergrissen. In Wirklichkeit war es ein Priester, der Dorspsarrer Hidalgo, der unter der Kirchensahne mit dem Bildnis der Heiligen Jung, srau von Guadalupe die ersten Aufständischen ansührte. Und Erfolg hatte die Auflehnung gegen Spanien erst, als die mexikanische Kirche die Unabhängigkeit aus religiösen Gründen anstrebte und sich mit ihrer Macht, ihrem Geld und ihrem Einfluß hinter die Bewegung stellte, die sic zuerst bekämpft hatte. Wir Europäer haben bisher dem Verlust eines ganzen großen Kontinents, der vor vier Jahrhun derten für die weiße Rasse erobert wurde, merkwürdig wenig Beachtung geschenkt. Ja, wir hielten nns auf den Abfall der nord- wie der südamerikanischen Kolo nien eher noch etwas zugute und sahen darin einen Fortschritt der Menschheit. Bis vor ein paar Jahren machte sich auch noch niemand klar, dah einmal, und erst recht nicht, dah so bald eine Zeit anbrechcn könnte, in der wir Europäer ungebetene Gäste in der von uns entdeckten und eroberten Neuen Welt sein und man uns samt unfern Waren wie lästigen Bettlern und Hausierern die Tür weisen würde. Selbst heut« wissen erst verhältnismäßig wenige, daß dies nicht nur der Hochmut der herangewachsenen und selbständig gewordenen Tochterstaaten Europas ist, sondern Las Erwachen und die Feindseligkeit der Roten Rasse, der amerikanischen Ureinwohner, von denen die meisten von uns wähnten, sie seien längst ansgcstorben. Mexiko ist «in Jndianerland, nicht anders wie Guatemala, Kolumbien', Peru oder Bolivien. Ter Grad, in dem die Rote Raffe bereits wieder an die Herrschaft ge langte, ist verschieden, die Gefährdung des weißen Mannes für die Zukunft überall gleich groß. ES ist zwar kein Trost, aber immerhin eine War nung für die Zukunft — wir haben schließlich noch Afrika zu verlieren —, dah keine der ehemaligen amerikanischen Kolonien sich die Freiheit aus eigener Kraft zu erkämpfen vermochte, sondern daß sie diese lediglich der Uneinigkeit der europäischen Völker und -en Wirren in der Alten Welt verdanken. Neuspanien ging dem Mutterlande verloren, als Napoleon die Pyrenäen überschritt. Die damit em, setzende Unruhe, die Vertreibung des angestammten Herrscherhauses, die Unsicherheit, wer nun eigentlich regiert und wem man Gehorsam schuldig, mußte naturgemäh auch aus die Kolonien überspringen. Ti« ersten, die gegen den Vizekönig konspirierten und da. mit dessen Autorität erschütterten, waren die in Mexiko ansässigen Spanier, die für ihre Vorrechte fürchteten. Die Kreolen, die in der Kolonie geborenen Weißen spanischer Abstammung, folgten dem schlechten Beispiel und bildeten geheime revolutionäre Gesellschasten. Sie waren seit langem eifersüchtig auf die „Gachu. pincS", die in Spanien Geborenen, die ihnen regel, müßig die besten Posten in Verwaltung und Heer weg. schnappten. Aber das waren im Grunde nur Kleinig keiten, die Flamme deS Aufruhrs flammte erst wahr haftig auf, als der Priester Hidalgo das Bauncr del Guadalupe entfaltete. Ter Aufstand Hidalgos war ein religiöser Bauern» krieg, und er erlitt auch das Schicksal eines solchen» das heißt nach anfänglichen Erfolgen wurde der fana tische, aber disziplinlose indianische Baucrnhaufcn von den regulären Truppen geschlagen und ihr Ansuhrck hingerichtet. Seinem Unterführer und Nachfolger MoreloS, auch einem Geistlichen, erging es nicht besser. Der Aufruhr wurde erstickt, und das übliche Straf gericht setzte ein. De? Freihcitökampf war erfolglos, solange nur ciuzelue niedere Geistliche für die Unabhängigkeit der Kolonie kämpften. Er hatte erst Erfolg, als auch die hohen kirchlichen Behörden ihren Vorteil in der Sache der Freiheit zu sehen glaubten. Und das kam so: In Spanien hatten die wieder ans den Thron gelangten Bourbonen die von deS Cortes im Jahre 1812 erlassene neue Verfassung nach ursprünglicher Ablehnung schließlich anerkennen mül len. Diese schasste die Inquisition ab und beschränkte die Machtvollkommenheit der Kirche. Das paßte aber dem hohen Klerus in Neuspanien nicht, und unter Führung der Bischöfe von Puebla und Guadalaiara startete er den Abfall von dem seiner Ansicht nach zu freisinnig und demokratisch gewordenen Mutterland, Ihr Werkzeug war der königliche Oberst Jturbide, ein ziemlich übel beleumdetes Subjekt, das sich bei der Unterdrückung des Hidalgo-Aufstandes ausgezeichnet hatte. Jturbide hatte wegen Räubereien und Plün- derungen sein Kommando verloren und nahm daher das Angebot der kirchlichen Verschwörung an. ES gc- lang ihm, den Vizekönig zu überreden, ihm nochmals ein Kommando anzuvertrauen. Damit sollte er den Bandensührer Guerero erledigen. Anstatt dessen machte er mit diesem gemeinsame Sach«. Da die all- mächtige Kirche ihre schützende Hand über Jturbide hielt, gingen die gegen ihn gesandten vizeköniglicheu Truppen nacheinander zu ihm Uber. Innerhalb weniger Monate und so gut wie ohne jedes Blutver gießen war die mexikanische Unabhängigkeit erkämpft. Dies Ist die Gefchichte deS „Freiheitskampfes" Neu- spanicns. Im Grunde handelte es sich dabei kaum um Freiheit, wenigstens nicht für die Massen des Vol- kes. Die zählten nach Niederwerfung des Hidalgoschcn Bauernkrieges überhaupt nicht mit. Das Ganze war lediglich eine großangelegte Intrige der Kirche, die für ihre Herrschaft fürchtete, sowie ein Kampf um die politische Futterkrippe zwischen Kreolen und Gapu- chineS. Die gebürtigen Spanier, die mit intrigiert hatten, sahen sich freilich böse enttäuscht, als sie nach kurzer Zeit enteignet und des Landes verwiesen wur- den. Die Kreolen waren für den Augenblick im Voll- besitz der Macht, aber schon lauerten die Mestizen darauf, sie daraus zu verdrängen. lWelte,« «rtlkel solaeM ki-dttekä»»»-! O««lltill Lederjacken-Sei NW-Merl-Str. IWMSMZ neu (rceede: »eNv» I«r0ee, OreNtepelckenrll «e!.. keeupr. 2«28.—, k. n peivettumS ediuxed. ckemnitr. Xnxebot» «i , 2. 6 388- en XI», OK«N
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