Dresdner neueste Nachrichten : 18.09.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-09-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193709189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-09
- Tag1937-09-18
- Monat1937-09
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- Dresdner neueste Nachrichten : 18.09.1937
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4S. Jahrgang Sonnabend/Gonntag, 1S./19. September 1937 DresiNr Nemste Nachnchteu LLLLLüLLL mit Handels« und Industrie.Zeitung » chierzu ISllipf. Zusi,llung<-eb.) Kreuzbands«»-.; Jür bl« Woche l^oRM. Üinrelnummer i„vr.»d.°u°b-°«wsr.« rvRpf. i bk IspaMg« ww-Z«ll» lm An» zetgenieil 14 Rpf.,Si«Nengesuche und privat« JamIIIenanzelgen »Rpf^dkrs ww breit« aua-Zell« lm Texttelll,1oNM. Echriflieitung, Verlas und KauptaeschMstelle. Dre-den'A^ Zerdlnaodstraße 4 2?«nÄrÄ2sch!.p^ u^Anz.igmpreiE«'Mig. poflanschrtst: Vreedea«A.i. Postfach * Ferunrs: orttvertthr Sammrlvmumer 2«wi, Fenwerke-r 27VS1-27VSZ « retegr.: Leveste Dresden * Verttner Schrtftleitung: Berlin W. 35, Vittoriastr.in; Fernruf: 2i»ZSi-2iSZüS Postscheck: vresden 2l>«> - Nlchtverlangk Einsendungen oho« Rückporto w«rb«a «oeder zurückgesanbi noch austewahrt. - 2m Fall« höherer Gewalt ob«r Letriebssiönmg haben unsre Äezleher feinen Anspruch auf Nachlieferung ober Erstattung des entsprechend«» Entgelt« Ar. 219 Letzte Vorbereitungen zur Mtelmeer-Pairouille Admiralsbesprechungen in Oran — Zusahproiolott zu den Nyorrer Beschlüssen unterzeichnet Englisch-französisches Abkommen Flottenstützpunkte werden gegenseitig zur Verfügung gestellt Non Sonntag zu Sonntag Was im Ausland geschah — Ein Querschnitt durch die Weltpolitik der Woche * PartS, 18. September Wie ans Bliitterstimmen ersichtlich ist, haben Frankreich «nd England gemäß de« Abmachnnge« von Nyon «nd Gens «in Uebereiukommeu -etrosse», wonach zur Erleichterung der Zusammenarbeit beider Flotten bei Ausübung der Nontrolle i« Mittel«»«» die englische« Flottenstützpunkte im Mittelmeer de« franziischeu Kriegsschiffen und »«gekehrt de« eng lische« Kriegsschiffe» die französischen Flottenstütz punkte znr Bersügung gestellt »erde«. Der frau« zösische Admiralsstabschef, Admiral Ssteva, begab sich gestern an Bord b»S in de« Hafen von Oran etn- gelansene« britische» Kreuzers „Barham", um mit dem «nglischen Admiral Pound z« beraten. Die französische K o n t r o l l s l o t t e für das Mittelmeer wirb sich über das Wochenende in Oran und Toulon versammeln, um sich äm Montag an ihre in dem Abkommen von Nyon sestgelegten Positionen ,u begeben. Wie verlautet, wird sich die Soutroll- slotte aus 38 Kriegsschiffen, einem Geschwader Marine tagdflugzeuge und einem Geschwader Bombenflug zeuge zusammensehen. Die neu« Uuterzeichuermächte deS Ryo««r Ab, kommens unterzetchnetr« gofter» abend et» Zusatz protokoll zu »em Abkomme», das »«« t» der ueueu Mitt«lmeerko»tr»lle «ingesetzt,» Kriegsschiffen er, lanbt, das Feuer a«ch aus Flugzeuge und Ueber» v Rom, 18. September In Rom sieht man die Entwicklung der Ntchtetn- mischungs- und Kontrollfrage sehr pessimistisch an, denn die faschistische Regierung betrachiet die italteussche Gleichberechtigung im Mtttelmeer als so selbstverständlich, daß sie von England und Frankreich praktische Vorschläge für diese Verwirk lichung erwartet. Statt besten scheinen nach den aus London und Paris hier vorliegenden Meldungen aber die britische und die französische Regierung eine neue Initiative von Italien zu erwarten. Daß davon nicht die Rebe sein kann, sondern daß Italien mit der Note des Grafen Ctano alles gesagt hat, was cs in -er Angelegenheit mitzutetlen hatte, versichern mit äußerster Entschiedenheit Mussolinis „Popolo d'Jtalia" und das halbamtliche „Gtornale d'Jtalia". Das „Gtornale d'Jtalia" schreibt wörtlich: „In den internationalen Beziehungen erfordert natürlich jede Note, wenn sie positive Richtlinien enthält, eine Ant wort. Wo bleibt der Geist der Zusammenarbeit in der mehr oder weniger ofstzlösen französisch-englischen Presse, wenn sie sich darauf versteift, einzig und allein von Italien eine Belebung der Konferenz von Nyon zu erwarten? Aus demselben Grunde, nämlich der Selbstverständlichkeit der italienischen Gleichberechti gung, lehnt die faschistische Regierung es auch ab, über haupt die Konferenz von Nyon noch mit der Nicht einmischungs- und Kontrollfrage zu befassen, und hält sich weiterhin an den bekannten deutsch-ttalient- jchen Vorschlag, den ganzen Fragenkreis dem Londoner NtchtetnmtschungSauSschußzu überweisen. Die „Tribuna" nennt die anglo-fran- zöstsche Absicht, weiterhin die Konferenz von Nyon als alleinige Instanz für dir Behandlung der mit dem spanischen Bürgerkrieg zusammenhängenden Fragen anzusrhen, den „formalen Borwand", um die Verständigung und Zusammenarbeit der Mtttelmeer- mächte zu verhindern". Wenn die „Gtampa" erklärt: „Wir stehen hauptsächlich durch di« Gchuld der britische« Politik «» einem tote« Punkt", so zeigen diese Worte, wem man in den politischen Kreisen Rom» die Schuld an dteser Entwicklung zu spricht; «nd die „Gtampa" schreibt: „Solange Eden tn der Leitung de» Forrtg» Ofsic« ist, muß man wach- sam sein." Die Hossnungen, die man in Rom vielfach auf eine Intervention de« Premierminister» Shckm- berlain zugunsten der italienischet» Auffassung ver treten hatte, hat sich in de» letzte» 24 Stunden auch »erschlagen. Schließlich habe» die Verhandlungen jm Völkerbund, de» di« „Lribuna" „die Kou- wasterschisse z« «rössue« — nicht u»r aus U-Boot« — die neutrale HaudelSschiss« angreise«, ohne vorher diese Schiss« vor de« Augriss zu «ar»«» u«d für die Rettung der Besatz»«- gelorgt zu habe» und somit die Bestimmung«» des Londoner Flotte«abko«me»S von 1»I0 nicht «iuhalte». Die „Times" erklären in ein«m Genfer Bericht zum LrweiterungSbrschluß des Nyoner Abkommens, rS fänden nunmehr alle Schiffe mit Aus nahme der spanischen Schutz gegen jede Art von Angriffen im Mittrlmeer. „Daily Telegraph" berichtet, baß das neue Erweiterungsabkommen erst am Sonnabend veröffentlicht werbe, da man Jta- lien vorher den genauen Wortlaut vorlegrn wolle. Der französische und der britische Geschäftsträger tn Rom würden den italienischen Außenminister auf- suchen, ihn über da« neue Abkommen genauesten» unterrichten und ihm den Wunsch übermitteln, Italien möge an diesem Abkommen teilnehme». Auch Pariser Blätter sind der Ansicht, daß bet der Ueber- reichung des Zusatzabkommen» in Rom sich die Ge legenheit zu einer allgemeinen Aussprache über bas Abkommen von Nyon ergeben werde, wodurch vtelletcht «ine Annäherung der Ansichten zwischen England, Frankreich und Italien über die Beteiligung Roms an der Polijetausstcht im Mittel meer erleichtert werden würde. seren» der marxistischen Internationalen" nennt, nach italienischer Auffassung noch einmal die von Moskau inspirierte Interessengemeinschaft »wischen England, Frankreich und Rotspanten erwiesen. Zu der Zurück- ztehung der englischen und der französischen Kontrolle schisse aus den spanischen HohettSgewästern und der künftigen Beschränkung der au-lo-srauzvfischeu Kontroll« a«s das Mittelmeerproblem liegt in Rom noch keine amtliche Meinungsäußerung vor. Aber eS kann doch jetzt schon gesagt werben, daß die sofortige Ausführung der tn Nyon ohne bi« An wesenheit Italiens gesüßten und später von Italien verworfenen Beschlüße den Italienern die wettere diplomatische Behandlung der Nichteinmischung»- und Kontrollfrage außerordentlich erschwert und somit die Gesamtlage verschärft hat. Die Turiner „Stampa" endlich schreibt gan» offen, „der anttttalte- nische Sharakter der englisch-französisch- sowjetrusstschen Verschwörung, die nach Nyon geführt habe, enthülle sich immer mehr". lStehe auch die Meldung auf Seite 2) 123 Marxisten in Budapest verhaftet X B « dapest, 18. Sept. (Durch Jnnkspruchs Di« vnbapester polnische Polizei Hat am Freitag abend i« Zusammenhang mit dem Uebersall marxisti scher Element« «ns Pfeilkreuzler, bei de«, «ie gefter« bereits kurz berichtet, 5» Pfeilkreuzler verletzt wurde«, 1» junge Sozialdemokraten »erhaltet. Ei» Uebersall- lommaudo drang überraschend in das Lokal einer sozialdemokratische» Gemerkschast «in, m» di« Rädel», süHrer gerade dabei waren, über de» Verlaus de» Au griss» aus die Pfeilkreuzler zu berichte». AI« Auweseudeu wurden sestgeuommen. Au» ihrem «erhör ergab sich» daß e» sich um «tue« s,st«matisch vorbereitete« Uebersall haudelt. ES wurde sestgestellt, daß di« von sozialdemokratischer Sette verbreitet« Be- hauptuug, der Augriss fei von de» Pfeilkreuzler« «u» «egaugeu» tu keiuet «eise he« Tatsache« entspricht. Ju »em tüarMtlchey GewerkschastSlokal wurde auch «tue grvßa Wseugß Flugschrtstau beschlagnahm»» Der Rus aus Nürnberg Ein Ruf aus Nürnberg ist ergangen. Ein Rufan Europa. Aus dem Munde des Führers des Volkes, baS im Herzen Europas lebt, der Herznatton des Abendlandes, Deutschlands. Deutschland und Europa — das ist stets im vielfältigen und wcchselvollen Verlauf der deutschen Geschichte ein Zwetklang und kein Miß klang gewesen. Das Wort von der abendländischen Gemeinschaft hat in deutschen Herzen immer Widerhall gefunden und das Gefühl solcher Gemeinschaft ist im deutschen Menschen durch alle Jahrhunderte seiner Vergangenheit hindurch tief verwurzelt geblieben. Deutsche Kulturschöpfung, deutsche Arbeit, deutsches Wirken — stets waren sie europa-offen, abendländischer Atmosphäre verhaftet, und Erkenntnis und Erlebnis eine» Jahrtausends haben tn dem Worte Adolf Hitlers in Nürnberg ihren tiefen Ausdruck ge funden. Irgendwie und irgendwo gehören wir doch indergroßeneuropäischenBölkerfamilie zusammen. Wir verdanken uns nicht nur mancherlei Aerger und Neid, sondern doch auch eine ungeheuer« gegenseitige Befruchtung." Jede Seite im Buch der abendländischen Geschichte ist ein Beweis für diesen Satz des Führers, der alle angeht, -ie tn Europa wohnen und sich das Gefühl für Europa noch bewahrt haben. Die Deutsche Kultur woche in Paris, wo deutsche Kunst französische Herzen in Bann schlug, ward so gewichtiges Zeugnis für dieses historische Wort Adolf Hitlers wie die Widmungsgabe Mussolinis für das Quedlinburger Klopstockhaus, das Erinnerungshaus für den deutschen Dichter, über dessen Dichtung der Doktorant Mussolini geforscht hat. Kleine Bekundungen sind dies nur der europäischen Kulturgemetnschaft, die deutschem Denken und Fühlen tief bewußt geblieben ist. Es hat Zeiten gegeben, wo Las Wort „Europa" zu einer Art Aushängeschild für ein« International der Salons mißbraucht morden oder LaS Wort „Europa" eine Art Aushängeschild für eine Jnternattonel der Salons mißbraucht worden oder wo eS zur schillernden Phrase im Munde moderner Talleyranbs entartet war, die mit dem Begriff Europa ihren politischen Egoismus tönend tarnten. Aber der Ruf au» Nürnberg hat diesem Worte wieder seinen wahren und ewigen Sinn gegeben der Gemeinschaft der Kulturnationen des Abendlandes. Das völkische Erwachen, das sich im neuen Deutschland vollzieht un vollendet, ist die natürliche Wurzel eines auf die Er kenntnis abendländischer Kulturwerte gegründeten europäischen BerbundenheitSgcfllhls. „Bor allem, wenn wir alle ganz in unser Innerstes blicken", er leben wir diese Verbundenheit, hat der Führer in Nürnberg gesagt und damit immergültig ausgesprochen, wie im innerlichsten verbunden sich Deutschland der europäischen Gemeinschaft fühlt. Das „Land der Mitte", das Land im Herzen Europas, ist sich der euro päischen Verpflichtung einer abendländischen Kultur nation bewußt. Einer Verpflichtung, aus der auch ein« Verant wortung erwächst: die Verantwortung, Europa zu schützen vor -er Katastrophe, die der BolschewiS- muS über das Abendland bringen will. Al» der Generalangriff gegen die heutige Gesell- schaft-or-nung, gegen unsre Geistes- und Kulturwelt ist der Bolschewismus aller Welt tn Nürnberg enthüllt worden, und wenn immer noch Ewiggestrige die Augen vor dieser Tatsache verschließen, so heißt eine Gefahr nicht erkennen keineswegs, daß diese Gefahr nicht be stehe. Die Gefahr für Europa besteht. Sie ist riesengroß, und der Kampf gegen diese Gefahr, Len das Deutschland Adolf Hitlers und das Italien-Mussolinis ausgenommen und bet sich siegreich durchgeführt haben, ist «tn Kampf für Europa. Europäische Ent- scheibung, europäische Existenz steht auf dem Spiel. Mit den welthistorischen Epochen, in denen alte Welt versank und neue Welt erstand, hat der Führer unsre Zett tn groben Vergleich gestellt. Wiederum ist eine weltgeschichtliche Stunde für Europa angebrochen und der Ruf au» Nürnberg ist ergangen an Europa, aufzustehen gegen die Vernichtung, die Bolschewismus helßt. Gegen das ShaoS, dessen Sendboten die Wühler der Komintern sind. Gegen -le Sturmflut de» Hasses, die gegrn alle europäische Kultur geifer». Liegt Italien lm Mittelmeer? Zwischen Nürnberg und Nyon ist die Ent fernung nicht allzu groß; aber ein« Welt liegt »wischen dem Nürnberg, au» dem di« Warnung an Europa er- ging, «nd dem Nyon, an dem Moskau am Konferenz tisch mit Lond-n und Pari» saß, Partner der neuesten MUtelmeerkonferenz. SS hat schön vordem einmal solche Diplomatenrendezvous über Mittelmeersragen gegeben, und auch bet diesen waren englische und fran zösische Diplomaten vereint; aber damals berieten sie, wie man dem damaligen Rußland den Weg ins Mittel meer sperren könne, und im nachfolgenden Krimkriege legten sich englische und französische Schiffe als eiserner Gürtel vor das Mittelmeer. Heute haben Paris und London Sowjetrußland zur Mittelmeermacht prokla miert. Weder Geographie noch Geschichte hat Pate ge standen bei dieser Politik von Nyon, und daß man Sowjetrußland von -er zu Nyon beschlossenen Mittel meerkontrolle ausgenommen und auf Sowjetkreuzer als „Wächter gegen die Piraten" verzichtet hat, ist viel weniger erstaunlich, als daß man es überhaupt ein geladen hat. Denn Moskau liegt ja wohl nicht am Mittelmeer, während hingegen Rom ... Oder sollte Rom nicht im Mittelmeerraum liegen? Diese Frage drängt sich gebieterisch auf angesichts der Taten und Thesen der Konferenz von Nyon, der anscheinend manche Handbücher und Atlanten bet ihren Beratungen gemangelt haben. Handbücher, in denen zu lesen steht, daß die stärkste Kriegsflotte im Mittel- meer in den italienischen Häfen liegt, Atlanten, in denen zu sehen ist, -aß da» Herz des Mittelmeer raums in Italien schlägt. Tatsachen der Geo- graphte sind stärker als Konferenzprotokolle und Reden, die zwar von holder Eintracht und Zusammen- arbeit'kitnden wollen, aber nur eine Einladung an Italien umrankt haben, im eigenen HauS gewisser maßen am Katzentisch Platz zu nehmen. Auf hoher See die englischen und französischen Zerstörer als Herren des Mittelmeeres, die italienische Flagge im Winkel des Tyrrhenischen Meeres wehend — dieses Bild, das manches Auge in London und Paris mit Wohlgefallen erfüllt, konnte wahrhaft Italien nicht verlocken, der Aufforderung aus Nyon zu folgen. Es war eine Aufforderung von der geringschätzigen Art, wie sie im privaten Verkehr unter Genttemen nicht üblich zu sein pflegt, und das „Gentleman-Agreement" zwischen England und Italien, das immerhin auch daS Datum des Jahres 1837 trägt, scheint nicht bei den Akten der Nyoner Konferenz gelegen zu haben. Da gegen war von Nyon nach Genf wirklich nur ein kurzer Weg, und diese Konferenz von Nyon ist so eine Art „M i tte lme e r-G e nf" geworden; die Mittel- meerpolittk von Genf aber ist in Italien seit den Tagen -eS SanktionSkriegeS zwar in guter, aber nicht in freundlicher Erinnerung. Der Widersinn von Nyon Der „Friedensbund von Nyon", wie in echter Genfer Phraseologie alsbald diese Konferenz genannt worden ist, hat für viele Augen tn Italien «ine un- »erkennbar« Ähnlichkeit mit der Sanktionsfront von gestern, und es gibt auch manche in Italien, die glauben, mit bloßem Auge die Flottenkonzentration im Mittelmeer, -ie jetzt bei der neuen Kontrolle erfolgt, von einer Flottendemonstration, wie sie damals ge- plant war, nicht unterscheiden zu können. Italien hat dennoch keineswegs ein negatives Nein nach Nyon ge- sprachen. ES hat die Einladung, di« weder seiner Würde noch seinem Rechte entsprach, abgelehnt; aber eS hat nicht eine Teilnahme au einer Zusammenarbeit im Mittelmeer abgelehnt. ES seht nur als deren Grund lage die völlige Gleichberechtigung mit den andern Großmächten voraus, «in Anspruch, dessen Er füllung für den gesunden Menschenverstand so selbst verständlich ist wie seine Anmeldung. Daß Italien, gewissermaßen doch der Hausherr im Mittelmeerraum, in dem es wahrhaft zu Hause ist, weniger Rechte in Len Gewässern haben soll, die seine Küsten bespülen und durch di« seine Schiff« furchen, al» das Jnselreich der Nordsee und baS halb atlantische Frankreich, da» kann nur solchen nicht denkbar scheinen, die noch im vergangenen Jahrhundert leben. Zu dem ehernen Be stand der Hohen Politik de« 18. Jahrhundert» aller- ding» — und tn diesem Kalle reichte da» 18. Jahr- hundert bis -um Marsch auf Rom — gehörte der Glaube, -aß Italien stet» im Schuhe zwar, aber auch im Schatten England» stehe. Aber auch in der Hohen Politik sind Glaubenssätze nicht unsterblich, und es gibt Fäll«, wo dl« Wahrung der Tradition zur Flucht vor den Tatsachen wird. Die Anerkennung der Tas- fachen aber und die Achtung vor ihnen ist noch immer ' Anfang aller diplomatischen WetShett gewesen. Eine solche Tatsache, di« von jeder Mtttelmeer- diplomatie zur Kenntnis genommen werben muß, ist da» Italien von heute, da» Großreich de» FaschtSmu». Zugegeben, Laß manchmal neu« Tat- fachen unbequem sind; aber noch viel unbequemer werben die Folgen der zunächst so bequemen Blindheit vor »ieft« Tatsache». Italien war i« Nyo« »itht zu. „Wo bleibt der Geist der Zusammenarbeit?" Italienische Stimmen über die englische Politik - Pessimismus in Rom Telegramm unsre» Korrespondenten
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