Delete Search...
Dresdner neueste Nachrichten : 06.05.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-05-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193905060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19390506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19390506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1939
- Monat1939-05
- Tag1939-05-06
- Monat1939-05
- Jahr1939
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 06.05.1939
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
47. Iahrgang Nr. 10S Gonnabend/Gonntag, 6 /7. Mai 4939 An-lLiaenvrriit' Grundpreis: di« Ispaltigemm-Zelle Im An« ° - — ,eigen«.ll 14 Rpf.,Stell«ngesucheundpri»ate Familienanzetge« ü Rpf., die rs mm breit« wm-Zeil« imTexttetl 1,10 RNi. Nachlaß nach Malstaffel l »der Mengenstaffel v. Sriefgeböhr für Ziffer« «irrigen ro Rpf. ausschl. Porto. Zur Zelt ist Anzeigenpreisliste Nr.» gültig. Dresdner Neueste Nachrichten -rr--'»«"«- NVr'rs mit Landels« und Industrie-4eituna Halbmonakl.1,<X)RM.Postb«zugmonaN.2XX)NM.«inschl.4SNpf.postgebühr«n THGGV ,^GGVTAstzG Tv vtztztztztztz^D chinzu SSRpf. ZusteNung«geb.) Kreuzbandsend.: Für die Woche 1,00 RM. Sinzelnummer in Dresden und au«w2rt« 20 Vpf. Schrlfilettung, Verlag und Sauptgeschüst-flelle: Dresden A, Zerdlnandfiraße 4 postanschrlst: Dresden «1, Postfach * Fernruf: Ortsverkehr Sammelnommer 24601, Aernverfehr rrosi-rrosr « Telegramme: neueste Dresden * Postscheck: Dresden 2060 * Berliner Schrlstleltung: Verlln W ZS, ViNoriastraße 4» Nichtverlangt« dinsendungen an dir Schriflleilung ohne Rückporto werden weder zurückgesandt noch aufbewahrt. - 2m Aaste HSHerer Gewalt ober Letriebsstirung haben unsre Lezieher keinen Anspruch auf Nachlieferung ober Erstattung de« entsprechenden Entgelt« Scharse Worte gegen Amerikas Kriegshysterie König Georg von England iritt seine Kanadareise an - Vollsdeutsche müssen vor polnischen Drangsalierungen ins Reich fliehen USA.-Senator gegen Roosevelt Kriegsagitation hoher Beamter seht sich dauernd fort X Washington,«. Mai An einer im ganze« Lande verbreitete« Rnnbsnnk« Übertrag««« wandte sich der demokratische Senator Clark hente scharf gegen eine weitere Schiirnng des SriegSsieberS in de« Bereinigte« Staaten. Clark er« klärte, die Bereinigten Staate« seien aus dem Wege zu einem europäischen Krieg heute bereits viel weiter Vorgeschritten, als drei Monate vor dem Eintritt Amerikas in den Weltkrieg. Wenn auch in den kehlen Wochen «ine isolatto - »tsttsche Gegenströmung eingesetzt habe, diirfe dies nicht über die wahre Entwicklung der Ding« htn- wegtäuschen. Man dürfe nicht vergessen, bah auch im Jahre IBS eine Gegenströmung einsehte und Amerika 1V17 doch in den Krieg etntrat. Clark erinnerte daran, bas; der Kongreß vor einem Jahr eindringlich vor der systematischen, glänzend finanzierten und sehr geschickt geleiteten KriegSagitatton hoher Regie run gsbeamter und hoher Offiziere des Heeres und der Marine gewarnt habe, die daraus aus- gehe, Amerika in KrtegSfieber zu versetzen. TaS amert- kantsche Volk werbe immer tiefer in eine Kriegs hysterie htncingeveitscht, aber eS geschehe immer noch nichts dagegen. Mailand empfängtRibbentrop * Mailand, «. Ma« j MaUand ist gerüstet zum Empfang von Reichs« Außenminister v. Ribbentrop, der heute vormittag tu Mailand amkommt. Außenminister Gras Ciano hat gestern abend Rom verlassen, nm sich nach Mailand zu begeben, wo er de» Retchsanßenminister begrüben wird. Die Mailänder werden de» beiden Ministern einen überaus herzlichen Willkommengruß entbieten »nd dicht« Menschenmengen säumen schon die Ströhen, durch die die Minister ihre Fahrt nach der Billa d'Est« am Comer Le« antreten werden. Di« italienischen Zeitungen stehen ganz unter dem Eindruck des Zusammentreffens der Außenminister Grobdeutschlands und Italiens. „Corrtere della Sera" spricht von einem politischen Ereignis von höchster Tragweite für die ganze Welt. Jeder könne erraten, datz der direkte Gedankenaus tausch zwischen den beiden Ministern im gegenwärtigen ernsten Augenblick eine lebenswichtige, vielleicht ent scheidende Bedeutung habe. Die Presse gibt überein stimmend der Ansicht Ausdruck, bah die beiden Austen- Minister die Ergebnisse der Besuche der sttdosteuro- piitschen Staatsmänner in Rom und Berlin und die europäische Gesamtlage prüfen werben. Dabei wird nach hiesiger Auffassung selbstverständlich auch die Haltung Polens besprochen werden. Die Rede Becks hat, wie die Kommentare der italienischen Blätter beweisen, keineswegs de« Er wartungen Italiens entsprochen, da sie de« rrnste« italienischen Mahnungen nicht Rechnung getragen hat. „Giornale d'Jtalia" zweisclt sehr daran, dast die Erklärungen Becks im eigenen Interesse Polens und in dem der Erhaltung des europäischen Friedens gelegen seien. Polen solle nicht übertreiben, indem eS den berechtigten, wohlsundierten «nd mit so vielen wertvollen Zusicherungen begleiteten deutschen Forde rungen eine Haltung entgcgenstclle, die ein Uebereiu« kommen und einen Ausgleich mit dem groben westliche« Nachbarn entweder unmöglich mache oder hinausschicbe. In seiner letzten Rede habe Hitler eine Brücke zu Polen geschlagen, erklärt der „Popolo d'Jtalia". ES liege nicht im Interesse Polens, dieses Angebot fallen zu lassen. „Corriere della Sera" stellt fest, die Rebe BeckS sei im Inhalt unversöhnlich. Während der von London mit unerhörter Leichtfertigkeit er sonnene EinkreisungSplan in die Brüche gehe, setze aus- gerechnet Polen seine eigene Existenz ausS Spiel und störe den Weltfrieden. Hetzecho Becks in Paris Kriegstreiber weiter am Werk — Warschau ist Liebkind geworden Telegramm unsres Korrespondenten H. Paris, «. Mat ' Die Kriegshetzer in Paris haben die Rede Necks mit grvbter Freude ausgenommen. Der pol nische Aubenminister, der vordem, als er der Tra dition Ptlsudskt» folgte, hier eine sehr schlechte Presse hatte, ist nach seinem Etnschwenken in die Etn- kretsungssront ein Liebling der sranzösischcn Presse geworden. Man spart nicht mit den höchsten Lob sprüchen für ihn, nennt ihn einen „Patrioten" und „Staatsmann" und unterstreicht geflissentlich alle Tat sachenverdrehungen seiner Rebe. Der „Petit Parisicn", der ost die Meinung des Quai d'Orsay wicdcrgtbt, versichert, bab Danztg baS AtmnngSorgau Polens znm Meere bleiben müsse — wobei das bisher vielgepriesene Gdingen völlig übersehen wird —, und die Blätter wiederholen die polnische Lüge, bah die deutschen An- prtiche auf Danztg Polen vom Meere abschnetden ollten. Während man Polens Friedenswillen ver- ichcrt und Warschau als verständigungSberett Hin tellen will —mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung n Frankreich —, hetzt man gegen Deutschland. Mau phantasiert nach altem Rezept wieder einmal von „deutschen Truppenzusammenzlehungen" an der deutschen Ostgrenze, dichtet, wie es sogar der„Temps" tut, -er deutschen Politik wieder die stnstersten Ab sichten an und treibt munter Brunnenvergtf- tnng, wobei sichtlich, nach Aeusterungen der Blätter selbst, die „polnische Diplomatie" bereitwillig Stich- worte zu neuen Lügen gegeben hat. Dabei ist die Absicht unverkennbar, einen Druck aus Sowsetrubland ausznüben, dab eS doch den Bund mit den West mächten schließe, den man nach wie vor hier durch Finkelsteins Sturz gefährdet sieht. Man mibbtlligt ganz offen hier die zögernde englische Haltung gegen über den Moskauer Vorschlägen vor Finkelsteins Verabschiedung und erklärt, das; die französische Regierung mit diesen Vorschlägen einverstanden ge wesen lei. Dab die Meinung der Regierung in diesem Punkte allerdings nicht die aller Franzosen ist, geht a»S einer erneuten Warnung des ehemaligen Kriegs- Ministers Fabry im „Mattn" vor der Ueber- schütznng der „sowjetrussischen Karte" tm diplomati- scheu Spiel hervor. Fabry bezweifelt sehr den Wert der Roten Armee und weist besonders aus die austen- politischen Richtlinien hin, die Stalin vor dem 18. Kongrcb der Kommunistischen Partei verlesen habe. Stalin empfehle hier grösste Vorsicht, um nicht durch Krieasprovokatcure in Konflikte andrer Länder hineingcrissen zu werden. Stalin verwahre sich gegen verdächtige Gerüchte der französischen, englischen und amerikanischen Presse, die Moskau gegen Deutschland Hetzen und die Atmosphäre vergiften wollten, obwohl dafür kein ersichtlicher Grund bestehe. Ukrainer klatschten nicht Beifall X Warschau» 6. Mai Di« polnische Presse sucht heute Becks Rede zu unterstreichen, wobei Ne es mit der Wahrheit nicht sehr genau nimmt. „CsaS" z. B. stellt wieder die Lüge auf, Deutschland strecke seine Hand nach fremdem Eigentum aus — womit daS deutsche Danzig gemeint ist —, und ein rechtsopposttlonelleS Blatt straft sogar Beck selbst Lügen. Denn entgegen den Versicherungen des Außen- ministerS, ihm liege viel an einer guten Nachbarschaft mit -em Reich, erklärt diese- Blatt, bab „der Bankrott der deutsch-polnischen Verständigungspolitik" von» der polnischen Oessentlichkett mit Erleichterung begrübt werde, denn er mache eS Polen möglich, den eigent lichen Weg einer „realen Außenpolitik^ zu betreten. In Polen habe man nicht vergessen, bab sich „hinter der deutschen Grenze uraltes polnisches Land und polnische Bevölkerung" befinde. „Kurser Polska" macht in seinem Rahmenbericht über di« Rede darauf ausmerksam, -ah sich an den Kundgebungen im Sejm für Oberst Beck die ukrai nischen Abgeordneten «nd Senatoren nicht beteiligt haben. Sie hätten nicht ein einziges Mal geklatscht. Diese Demonstration deö Schweigens kennzeichne die aktuelle« polntsch-nkraintsch«» Beziehungen. Da» Militärblatt „Polska Zbrojna" hält die Zeit für gekommen, auf Litauen einen Druck au-zuüben, sich möglichst fest mit Polen znsammenzuschlteben. E» empfiehlt ausgerechnet Polen» da» «inst den Litauern jäh ihr« Hauptstadt entriß, al» Schützer der litauischen Unabhängigkeit. Bon Sonntag zu Sonntag Was im Ausland geschah — Sin Querschnitt durch die Wettpolitik der Woche Ein Außenminister irrt Ein Aubenminister ist gestern unter die Historiker gegangen. Es wurde ein Fehlstart. ES wurde die Rede des polnischen Austenministers vor dem Sejm. Als die Antwort auf die Worte des Führers war diese Rede angckiindigt worden. Ein Au-weichen, Ausweichen vor den Tatsachen und den Notwendigkeiten, ein Versuch der Verdrehung dieser Tatsachen, der historischen und der politischen, ist sie geworden. Historiker sind der Wahrheit verpflichtet. DieS gilt auch sür Anstenministcr, wenn sie historische Analysen geben; aber diesem Grundsatz hat Herr Beck nicht gerade gehuldigt. Vielleicht mag eS noch angclien, wenn er sich in den weiter zurückliegenden Jahr hunderten nicht so genau auSkeunt uud den Korridor, in dem zuerst die Germanen gesiedelt haben und in den dann erst Polen eingcwandert sind, uraltes polnisches Land heistt, wenn er die Stadt Danzig, die im groben Ostzug der Deutschen und im Bunde der Hanse ihre historische Blüte erlebt hat, „eine posi tive Kreuzung deutscher uud polnischer Interessen" nennen will. Aber in der sehr nahen Geschichte, in der Geschichte der letzten Jahre uud Monate nämlich hätte sich der Historiker Beck doch auskennen solle«, als er versuchte, die Geschichte bcS deutsch-polnischen Abkommens und der polnischen Politik der jüngsten Vergangenheit darzustcllen. Leider aber war dem nicht so. Der Historiker Beck hat sich hierbei so sehr geirrt, wie sich der Politiker Beck geirrt hat. Herr Beck hat nämlich der Ansicht Ausdruck gegeben, dab da» deutsch, pol nische Abkommen von ISS 4 von Deutschland zur Beschränkung der Frei heit der polnischen Aubenpolittk uud zum Versuch der Isolierung Polens und der Verhinderung der Zu sammenarbeit Warschaus mit den Westmächten mtst- braucht worden sei. Er hat bei dieser rührenden Klage völlig vergessen, dast schon lange vor diesem Ab kommen der französisch-polnische Pakt be stand, der von Deutschland tn keiner Weise beeinträch tigt worben ist. Herr Beck hat ferner die deutschen Vorschläge als einen Angriff auf die Ehre Polens mlt umrauschtem Pathos zurückgewtesen; aber er hat vergessen, dast er dieses Empfinden früher, als ihm diese Vorschläge bekannt wurden, keineswegs gehabt hat. Er hat überhaupt vergessen, dast ihm diese deut- schrn Vorschläge sehr wohl und sehr genau seit lan gem schon bekannt waren und keineswegs jetzt erst, wie er dem Sejm mltteilte, bekannt geworden sind. Ein Gedächtnisschwund, der nicht zu den Tugenden eines Historikers und auch nicht eine» Diplomaten gehört. Der Historiker und der Politiker Beck hat eS ferner nicht für nötig gehalten, die Lüge aus dem Westen, dab Deutschland mobilisiert habe, nachzuprüseu. Er hat alsbald polnische militärische Masinahmen ver- anlabt — ans Grund von falschen Prcsseinformallonen, nach denen sich die polnische Politik gerichtet hat, nicht die deutsche, wie Beck eS den Leitern der deutschen Politik hinsichtlich ihrer Beurteilung des englisch-polnischen Abkommens vorgeworsen hat. Deutschland hat wahrlich keiner Prcssetnsormationen bedurft, um die Ziele der englischen Einkrei- sungspoltttk zu erkennen, zu der Herr Beck tn seinem Abkommen das polnische Ja gesprochen hat. Menn Herr Beck versichert, bab die Gemeinsamkeit der Einstellung der englischen und polnischen Staats- männer zu den europäischen Fragen eine Grundlage de» Abkommen» sei, so hat er die deutsche Erkenntnis nur eindeutig bestätigt. Dab aber eine Politik im Sinne der englischen Einkreisung mit der Atmosphäre unvereinbar ist, auS der daS deutsch-polnische Abkom men erwuchs, werden alle Historiker dieser Dinge ein stimmig feststellen, und vor diesem Dementi der Ge schichte wird baS Alibi der Politik in nicht» zergehen, baS sich gestern Herr Beck vergeblich hat verschaffen wollen. Chor der Chauvinisten ES sollte wahrscheinlich auch ein Alibi sein vor den Chauvinisten tm eigenen Lager. Denn bet alledem vollends ist eines zu beachten: Vor dem Hauptakteur, der gestern im Sejm die offizielle Antwort Warschaus gab, ist schon ein vielstimmiger Chor tn Polen erklungen, der eine inoffizielle, aber dennoch nicht weniger ausschlubreiche Antwort au» polnischen Munde auf da» deutsche Angebot zu geben bemüht war. ES waren die polnischen Diplo maten im Westen, di« der Presse an der Seine und an der Themse da» Stichwort von einem „pol nischen Protektorat" über Danzig ge- geben haben. ES waren dir polnischen Parlamen- tarier, die von der-„polnischen Ostsee" sprachen, die polnischen Journalisten, die ihren Lesern „Ost. »rentzen» historische Zugehörigkeit zu Polen" ver kündeten, die Demonstranten, die bei der Warschauer Parade schrien „Nach Ostpreußen", in Kaitowitz riesen „Unsre Grenze liegt bei Oppeln an der Oder", und in Polen die „polnische Lausitz" hochleben lieben. TaS Glanzstück aber dieses Kaleidoskops eines entfesselten Chauvinismus bildete die zu Tausenden vertriebene Karte, auf der — wenn auch allerdings nur aus dem geduldigen Papier — Schlesien bis zur Oder und der Süden Ostpreußens dem polnischen Staatsgebiet einvcrlcibt sind und auf der mit kühnem und hemmungslosem Grissclschwung eine Linie des historischen Polenraumes eingetragen ist, die b>S vor die Tore Berlins reicht und ganz Sachsen ver schluckt. Hier allerdings hat nicht mehr der Historiker, son dern nur noch der Psychiater das Wort. Tas hat nichts mehr mit historischem Hochgefühl, berechtigter Empfindung jeder Nation, zu tun, sondern nur noch mit Hysterie, einem sehr unberechtigten Gefühl auch in der Politik, und ein Säbclrasseln, wie eS diese Ausbrüche des Warschauer Chauvinismus begleitet hat, wirkt nicht weniger hysterish, wenn man auch mit dem Säbel von andern zu rasseln versucht. Wenn man nicht nur erklärt, dab „Polen bereit sei", sondern noch hinznsügt, daß ein Block von Staaten jeden „deutschen Angriff" mit Geschützen begrüßen werde. Wobei man denn wohl an die Kanonen Londons ge dacht hat und wobei sich die Wirkung der eng lischen Garantie für Polen geossenbart hat, nicht etwa, wie so schön verkündet, dem euroväischcn Frieden, sondern sehr im Gegenteil der Entfesselung von Gefühlen gedient zu haben, die dem Frieden nicht sehr förderlich sind. Vorposten der Hehfroni Einige In England haben sich über die „etwas wilden" Stimmen ans Polen sanft verwundert ge zeigt. Sehr zu Unrecht. Man erstaunte über die Frucht der eigenen Tat, über die von seinen Urhebern allerdings zweifellos voranSgeschene und voraus- bedachtc Wirkung bcS englisch-polnischen Paktes. Es Kat manche nicht Eiugenwihte in London gegeben, die eS für eine große Seltsamkeit hielten, daß man zwar Polen Beistand versprochen, aber ihm völlig über lassen habe, den Vcistandksall zu bestimmen, dast also Warschau den Marschbefehl für die eng- lisch en Divisionen geben könne. Diese nicht mit dem Spiel hinter den Kulissen Vertrauten waren -er Meinung, dast hier vielleicht englischer Edelmut bis an die Grenze der Torheit gegangen sei, oder diese Grenze vielleicht auch schon überschritten habe. Aber eS geht hier nicht um englischen Edelmut, sondern nm englische EinkrcisungSpoluik, und London ist nicht die Nachhut von Warschau, sondern Warschau der Vorposten London». Der Vorgeschickte. Die Aufhetzung der polnischen Meinung durch die Sprecher des Chnrchill-KreiscS, der „Elite" der EinkrcisungS- hetzcr, hat daS Spiel deutlich kundgetan in dem un vorsichtigen aber offenherzigen Eingeständnis, daß eine „feste polnische Haltung" von vitaler Bedeutung für die Einkreisnngsliga sei. Man will für seine AngrisfSpolitik den Start mit dem „bedrohten" und nm Hilfe rufenden Polen. Man braucht eine Kulisse, hinter der man sich bergen kann, und man hat die Kulissenschieber in Warschau gesunden. Darum hat daS Churchill-Blatt Danzig für znm polnischen LebenSranm gehörig erklärt, deshalb haben die Journalisten deS Foretgn Office den Korridor „eine äußerst gerechte Lösung" genannt. ES geht um die EinkretsungSfront, und die „Garantie" ist nichts andres als da» Htlscversprechen als Gegengabe sür den Anschluß an die Hctzfront. DaS ist eindeutig. Zweideutig bleibt nur der Wert der Gabe. Mit großem Pathos zwar hat Paris die Garantien des Westens sür Realitäten erklärt und tn beifällig aus genommener Rhetorik hat der französische Minister de Monzie, auf Besuch in Warschau, seinen Gastgebern versichert: „Wir sind an Ihrer Seite." Aber zwischen diesen DioSkuren Polen und Frankreich liegt immerhin Großbeutschland, und wenn der Minister ver kündete, daß sich nichts seit 1V21 geändert habe, dem Jahre, an dem Pari» und Warschau Freund wurden, dann hat er zumindest den Westwall vergessen, der zwischen Seine und Weichsel sich erhebt, und den feu rige Reden nicht air- der Landkarte ausradieren. Schacher in London Ist also der engltsche Blankoscheck, der viel« Polen so beredt entflammt hat, ein Wechsel, der nicht zu Protest gehen wird? Zwar hat man tn London schweren Herzen» von der Tradition abgehen müssen, mit Pfunden nur zu kämpfen und andre für sich strei- ten zu lassen. Wenn aber Herr Chamberlain nicht müde wirb, zu versichern, baß die Sinfithrung der
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page