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Dresdner neueste Nachrichten : 21.02.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-194202210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19420221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19420221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1942
- Monat1942-02
- Tag1942-02-21
- Monat1942-02
- Jahr1942
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 21.02.1942
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Rr.44 Gonnabenb/Gonntag, 21./22. Februar 1942 SV. Jahrgang Dres-ner Neueste Nachrichten > Del fnitk Zufklkuni dis Haut «lnschl. Tri-erloh» monatt.r.—2M. «» ,» «nzelgenpretse: Swndprel«: dl« ivelspaltig« nun.Zelle 24 Npf. SteNengesuch« P«K»«P»« 2.- DM. l-laschNe»«.«.» N»s. p»st,«döhe«i), hle«,u 4» Nps. »ege«,eld. tzHHtz» U^cktztzHlHcktzl«« tztztztzck^ LtzH-^tztztzUtz»ßätz . und privat« Jamllienanzrigen zweispaltig 22 2ipf., dl« zwtispaüig« mm-Zeil« a's Hakdm»«ia«.1.-DM. Nr«uzdaict>s«ndun,:3nlaad7Z7kps.,«ueland1.-INN.«ichri>tl. GGGGA ^/tztztztz V vtz V TtztztzV ^vGtzVtztzftztz tzv '^Iv-tztz-tztztztz M«rb«an,eigk l.wrtM. Nachlaß nach Malgaffrl > oder Mtngtnstalf«! ». rMesg-bahr aio,«l»e»t« d«, «»nnta,sauset« I» »n>».Vresd«a und au»«rhald »0 kl»». für Zissrranzeigen ZVNpf. ausschl. Paria. Zur Zell Ist «nztl,knprei«liste Ar. 10 M>». Verla- «td Schrlfttettan-: Dresden «, Zerdinandstra-e 1 * Postanschrift: Dresden «1. Postfach * Fernruf: Drisvettehr Sammrlnummer 21601, Fernverkehr 27S81 * relegramme: Aeoefle Dresden - Postscheck: Dresden 2060 Rlchtvviangt« Einsendungen an ble Schrlftleltung ohne Rückporto werden weder zuräckgesandt noch aufbewahrt. - 2m Fall« hdherer Gewalt oder Setrlebsstdrung haben unsere Sezieher leinen Anspruch auf Nachlieferung ober drslaltung des entsprechenden dntgelts Mer 532000 M.vor den WA. versenkt Churchill blufft mit seiner neuen Regierung — Australiens ernste Besorgnisse um Japans Offensive Mer Erfolg: 17 Schiffe mit 102 000 VM. Zwei Schiffe auf der Reede von Port of Spain, westlich Trinidad, von einem ll-Voot vernichtet X «US dem Aührerhauptquartier, 21.Februar. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Deutsche Unterseeboote versenkten im Atlantik weitere 17 Schifte mit 102 0Ü0 BAT. Dadmch erhöht sich der bisherige Erfolg unserer Unterseeboote vor der amerikanischen Küste auf 80 Schifte mit insgesamt 532000 BAT. Ja Fortsetzung der Operationen i» karibischen Meer drang «ineö unserer Unterseeboote in den Gols »o« Paria, westlich Trinidad, ein «nd versenkte aus der Reede d«S britische« Hafens Port os Spain zwei Schisse, darunter «inen Tanker. 40 Tanker Bericht unserer Berliner Schriktkeitung Lr. Berlin, 21. Februar Nach amerikanischen Angaben sind seit dem ersten Auftreten deutscher U-Boote vor der nordamerikani schen Ostküste »0 Tanker verlorengegangen. Der Newyorkrr Mitarbeiter der „Daily Mail' berichtete seinem Blatt, daß di« deutschen U-Boote bis aus eine Meile an die Küste herangrkommen seien, ohne von den BeivachungSorganrn bemerkt zu werden. Bisher haben auch die mit der Sicherung -er Küste gegen U- BootSgefahr betrauten Ser- und Lufistrrttkräste keine Erfolge Lu melden vermocht. Nach den neue st en Meldungen aus Ma- racaibo sind in den Gewässern um Aruba und Curayay salso im Karibischen Meer) schon zehn Tankschisse durch deutsche U- Boote versenkt worden. Bor der amerikani schen Ostküste wurde nach amerikanischen Meldungen als letzter der 11 MS BRT. große Tanker „H. E. Blum" versenkt. Die amerikanische Oessrntlichkeit wurde durch diese Nachrichten über die Ohnmacht gegen chie deutschen U-Boot« in eine unbeschreibliche Erregung hlueingesteigert. Brasiliens Handelsschiffe bewaffnet Privattelegramm der DNN. — Buenos Aires, 21. Februar Brasilien wird, mir aus Rio de Janeiro gemeldet wird, seine Haudelslchisse bemassnen. Tie brasilianische Regierung hat, selbstverständlich unter dem gewohnten Druck der USA., ein entsprechendes Dekret bereits er lassen. Süü-Ivml vorder Haustür Australiens Canberra und bi« Besetzung Tlmors — „Der Anfang der Prüfung Australiens" Telegramm unsere» Korrespondenten A Stockholm, 21. Februar Die australischen Zeitungen beschäftigen sich natnr- gemän sehr eingehend mit den Heiden Lustangrissin auf Port Darwin und betonen -atzet die Einsicht, baß cs sich nicht nm vereinzelte Operationen handle, sondern nur um den „Ansang der Prüfung Australiens'. Unter dieses Kapitel fällt auch die Timor-Aktion Japans. Dazu meint die australische Presse, es handle sich um eine Aktion 600 Kilometer vor der HauStür Australiens, vor Port Darwin. Man unter- streicht Labet die sapanische Arußerung, baß diese MX) Kilometer für die japanische Wehrmacht kein großes Hindernis mehr sei. Natürlich versichert die australische Presse, daß man den kommenden Angriffen mit kühlem Kopf entgegen- sehen müsse, wa» allein freilich noch keineswegs eine wirksame Verteidigung verbürgt. Ter Korrespondent der „Times" in Melbourne erklärt, daß den Umständen nach zu urteilen, unter denen dir Angrisse erfolgten, kein Teil Australiens, der für die Japaner von Inter esse sei, sich außer der Reichweite der japanischen Lnst- wasse besinde, die dort überall Angrisse in großem Stil durchführen könne. Da japanische Flugzeugträger schon jetzt ungestraft in australischen Gewässern operieren können, so glaube man in Australien, daß die Japaner sich „schwimmende Basen" für Angrisse auf jedes be liebige Ziel an der australischen Küste schassen könnten. Offenbar mache man sich nicht überall im vollen Um sange da» Ausmaß der Isolierung Port Darwins klar. Wie der Korrespondent weitrr mitteilt, seien in der vergangenen Woche bereit» 200 Frauen und Kinder au» Port Darwin evakuiert worben, so daß sich noch höchstens 7Ü bis 8Ü Frauen dort befinden, wobei es sich in der Hauptsache um Krankenpflegerinnen handle. Nach Ansicht australischer Militärkreise rechnet man mit einem baldigen umfassenden Angriff aus Port Darwin und bringt damit die Invasion aus Timor in Zusam menhang, die nur den Auftakt dafür bilde. Allein deshalb sind auch alle australischen Minister nach der Hauptstadt Eanberra gereist. Auch Minister- Präsident Curtin, der bis jetzt „krank" lag, hat sich nun zu einer Reise nach der Hauptstadt entschlossen. Man nimmt an, baß dort eine Geheimsitzung deö austra lischen Kabinetts statlsinden wird, die sich mit der plötz lich Io bedrohlich gewordenen Lage diese» Erdteil» besassen soll. In diesem Zusammenhang meldet Reuter, daß der australische KriegSmintstcr Forde bekanntgab, 18 231 Mann der australischen Emptrestreitkräst«, dir in Malata und Singapur eingesetzt waren, seien als ver loren zu betrachten. Die Rede des niederländisch-indischen General gouverneurs van Moock während seine» Aufent halte» in Sydney, in der er eine „energische Offensiv taktik" in Ostasien verlangt, wird in unterrichteten «reisen als ein Symptom der immer mehr wachsenden Spannungen zwischen den holländischen und britischen Stellen in Ostasien bezeichnet. In Batavia übt man scharfe Kritik an dem Versagen der EmpirestrateLie, dir aus mangelhafte Initiative der verantwortlichen Män ner zurückzusühren sei. Jetzt, da Batavia unmittelbar bedroht ist, verlangt Niederländisch-Jnbien kategorischer denn je ein genügendes MitbcstimmungSrccht bei allen wichtigen militärischen Entscheidungen. Anscheinend um die Wucht dieser kritischen Stimmen zu dämpfen, gibt der nordamerikanische Nachrichten dienst eine Meldung, wonach dir Ankunst aus ländischer Truppen aufJava erfolgt sei. Be- zcichnendrrweise heißt es in dieser Meldung, daß sich darunter auch „eine verhältnismäßig kleine Zahl Nordamerikaner" befinde. Japaner an allen Fronten offensiv Zwei Kriegsschiffe in den Gewässern Sumatras gekapert - Mafsenangrift aus Surabaya Prlvattelegramm der DNN. O Totto, 21. Februar Wenige Tage nach der Eroberung Schonanko» lStngapur») sind die Japaner mit neuem Elan an allen übrigen Fronten in Burma, Niederländisch- Indien, auf den Philippinen und aus See offensiv tätig. Bon der Burmafront verlautet, daß die japani schen Truppen nach Urberqueritng de» BtlinslusseS be- reit» den Sittang erreichten und somit im Begriff sind, da» letzt« natürliche Hindernis zu überwinden, das einem Angriff auf die Stabt P«guim Wege steht. Mit dem Fall Pegu» wirb bmni auch da» Schicksal Ran gun» besiegelt sein. „Nicht Nichi" meldet, daß die Briten ble gesamte Nordzone Burma» bereits ausge- geben haben und die Verteidigung diese» Gebiete» TschungktGgtruppen überließen. Die La« auf dem niederltzndtsch-indtschen Kriegs- schquplatz ist gekennzeichnet durch di« vollkommen« Luft- Herrschaft der Japaner. Bei dem letzten Angriff der japanischen Lustwass« gegen , vakfak auf Neu- autnea wurde «ine große Zahl militärischer Anlagen, Hafenanlagen und Flughäfen beschädigt oder zerstört. Gleichzeitig wtrben von der nen gewonnenen Flugbasis Palembang sGumatra) Lustangrisfe gegen dm süd- ttchen Teil Ntedrrläudtsch-Jndien» geVchte«. 27 Feind- klug,rüge wurden bet einem Luftangrtss auf den Flugplatz Halt» Jattc§ 1« Kilometer ostwärts von Batavia, vernichtet. Die bei Palembang - -ekaubeten l Fallschirmjäger haben die großen Oel- selber westktch dieser Städt, besetzt und dt« «erbtn- Dung «tt Sm Flugplatz Palembang gelandeten Fall- schirmverbänben hergestellt. Bei einem Luftangriff auf die Stadt Banboeng auf Java wurden insgesamt 18 Feiudslugzeuge aoaeschossen oder am Boden zerstört. Ein Massenangrtfs ans Surabaya sJava) führte zum Abschuß von 13 USA.-Malchinen. Im Hasen wurden fünf Zerstörer schwerstens beschädigt. Andere Einheiten der Marineluftwasse zerstörten am 17. Februar bet einem Angrtfs aus Kupang, der Hauptstadt Nieber- ländisch-TImor», 28 militärische Gebäude. Ein Handels schiff von 8lXX) BRT. wurde versenkt. Bei Operationen in den Gewässern Sumatra» kaperten Marinrein- heiten einen englischen U-Bootjäger sowie ein Minenräumboot. Je ein englische» und ein hol ländisches Handelsschiff wurden ausgebracht. Sin feind licher Marineslugzeugtenbrr wurde versenkt. Auch aus der Bataanhalbinsel auf Luzon sPhilippk- nen) nähert sich der Kamps der Entscheidung. Die Lage der USA.-Trüppen unter Mac Arthur wird auch in den feindlichen Kommuniques al» lehr kritisch bezeichnet. Siner Uebersicht des Hauptquartiers der japanischen ExpeditionSarmee in China zufolge »eigt der SLu- berungSseldzug gegen die kommunistischen Hauptstreit, kräste in brr Pro in» Scha n s t immer bessere Ergeb- nisse, während in der Provinz Schantungdie Opera- ttonen schnell« Fortschritte machen. Die japanischen Truppen im Norden der Provinz kianasu und Honan häiten die tschunktng-chinesilchen Verteidigungsanlagen durch dir Einnahme der Stadt Kwoyang am Ober- lauf de» Kwoslusie» zerstört. Der erste japanische Georralgouverneur von Hongkong, General Jsoget, wurde am Freitag feterllch in sein Amt eingesetzt. Oie Ablösung -er alten Wett Gebrochene Schleusen Dieser Krieg Kat alle jene Kräste in Bewegung kom men lassen, die bisher diese Welt zusammcnhieltcu und formten. Für den, der diele Zeil nicht von einer höheren Warle auö versteht, der in den alltäglichen Erscheinun gen haften bleibt und sic aneinanbcrrciht, scheinen da- her diese Jahre wie ein geradezu schrcckcncrrcgendcS ChaoS; denn jedes neue Ereignis gleicht dem Ausbruch eine» neuen Vulkans, dessen Lavamassen dazu auS- ersehcn sind, sich mit unerbittlicher Konsequenz vor- wärtSzuwälzcn und Alles, Gewohntes zu zerstören, zu begraben. Winston Churchill hat diese Natur erschütterungen im politischen Wcltgcsiige in jener Rundfunkrede zugegeben, in der er zu dem Fall Siuga- purs Stellung nahm. „Die lange angcsammcllcn, an gestauten Waller strömten in das friedliche Tal hin unter und brachten weit und breit Ruin und Zerstörung mit sichl" Mit diesem Eingeständnis verbindet Winston Churchill jedoch keineswegs die letzte» logischen Kon sequenzen, die darin bestehen würden, klipp und klar zu sagen, daß eü sich hier um das Gesetz einer welt revolutionären Erscheinung größten Stils handelt, in der die alte Welt, wie wir sie bisher kannten, abgclöst wird; daß neue politische Gesetze und Erscheinungen diesen Erdball zu beherrschen und zu forme» beginnen. Das alles will Churchill nicht sehen, will er nicht wahr haben. Deshalb erkennt er in den ganzen Vorgängen nur das Chaos, deshalb prägte er in der gleichen Rede den Satz, -aß „der zeitweilige Sturz der britischen und amerikanischen Seemacht wie bas Durchbrechen eines mächtigen DammeS war". Also gerade so, al» ob «» sich hier nur um «ine zeitweilige Eruption bandle, UM «ine« zeitweiligen vnlkanansbruch, nach dellen Be- tndigong alles wir»«»'beim alte« sein werde. ) Gewiß, die» entspricht einer alten britischen Tradi tion, die darauf auSging, die politische Fortentwick lung mit allen Mitteln zu bremsen. In der Hochblüte des Empires, unter der alten Queen, hat diese Ent- Wicklung begonnen. Die englische Diplomatie kannte nichts anderes, als durch geschicktes Lavieren das Be stehen der bisherigen Ordnung aufrechtzuerhaltcn. Um des Empires willen, um der englischen Wcltkcrr- schast willen sollten alle Kräste und Bewegungen dieser Erde, sollte sogar die Weltgeschichte selbst stillstehen. Allein aus diesem Grunde wurde ja der erste Welt- krieg vom Zaune gebrochen, denn die Engländer hatten erkannt, baß die Entwicklung ihren Wünschen nicht nachgekommen war. So mußte die britische Macht durch Krieg wieder jenen Zustand Herstellen, der den englischen Politikern im höchsten Maße ge- sährbct erschien. Der AuSgang dieses Unternehmens hat nun zwar den Briten einigen territorialen Machl- zuwachS, aber keineswegs die Erfüllung ihrer Wünsche gebracht, wenn eS auch rin paar Jahre so scheinen mochte. Der kluge Engländer mußte sich schon um die Jahreswende 1921/22 sagen, daß das englische Zeit- alter, bas die Weltgeschichte der letzten 300 Jahre be herrschte, am Ende ist. Veräußerung des britischen Führungsanspruchts Denn schon 1821 hatte sich eine Entwicklung angc- bahnt, die etwa mit der des DreierbundeS um die Jahr hundertwende zu vergleichen war. BiSmarckS Dreier bund basierte aus der dominierenden Stellung Deutsch lands innerhalb des BündniSgesügcs. In dem Augen blick aber, in dem Bülow die Annexion Bosniens durch die Doppelmonarchie geschehen ließ, hatte Deutschland das Bismarcksche Erbe und damit die Führung in seinem Bündnissystem vertan. ES wurde der Gedrängte und Geschobene seiner Bundesgenossen. Ja man könnte den Berglrich noch größer stecken, wenn man den Marokkokonsltkt zwischen Frankreich und Deutschland nimmt. Hatte bis dahin Deutschland zweifellos die politische Führung des Kontinents, so hatte es sich dieser starken Position in dem Augenblick begeben, in dem Deutschland sich bereit erklärte, den Konflikt einem europäischen Forum zur Entscheidung vorzulrgen. Arhnlich 1921 in Washington. Damals hat die amerikanische Diplomatie es zuwege gebracht, die mit den USA. verbündeten Briten zum Abbruch des engWch-japanischen Bündnisses auS dem Jahre 1882 zu zwingen — also jenes Vertrages, der Groß britannien» dominierende Pazifikstellung sicherte — und statt bellen den Viermächtcvcrtrag zwischen Amerika, England, Frankreich und Japan zu setzen, der zugleich die amerikanisch-englische Flottenparität, also da» Ende der englischen Vorherrschaft zur Ser, brachte. Ohne baß e» die beiden europäischen West mächte spürten, ohne baß sie die Bedeutung der Stunde erkannten, wurde ihnen von brr amerikanischen Diplo matie die Rolle des europäischen Polizisten über- tragen, während sich Amerika, ungestört und vertrag lich gedeckt, an die Sicherung und an den Ausbau seiner beherrschenden paztsischen Positionen begeben konnte. England hatte sich der Führung in der Welt politik begeben. Tie Entwicklung, die dann »um zweiten Weltkrieg führte, war nur die logische Folge dieses Beginns. Es ist heute nur wenig bekannt, daß gewisse britische Kreise nach dem deutsch-englischen Gentleman-Agree ment nach der Münchner Konferenz zur Entsendung einer Delegation nach Berlin in den Märztagen 1838 bereit waren, die die Beziehungen ausbauen und Han- bel»vertrag»verhandlung«n einleiten sollten. In dem Augenblick aber kam da» Ultimatum Roosevelt», da» di« damalige englische Regierutig zur Käpttulatton vor dem Weißen Sau«, zur Umkehr also auf dem «in- geschlagenen politischen Weg, und zur endgültigen Ein schwenkung Englands auf di« Kriegsstraße führte. Das entsprach also durchaus jener Drohung, die der amerika nisch« Botschafter tu Pari», Mr. Bulltt, dahin gehend formulierte, daß er Mittel in der Hand habe, die eine englische Friedenspolitik in jedem Fall unter binden würden. Ein ähnliches Verhältnis völliger Hörigkeit schließlich ergab sich dann in den Junitagcn 1910 nach dem letzten Friedensangebot deö Führers, für dessen Annahme mancherlei britische Kreise plä dierten, das aber wiederum durch die Drohungen des amerikanischen State Departement nud dessen Bünd nis mit der Hochfinanz und der mit ihr verschwägerten KricgShetzerclique in England selbst sabotiert wurden. Nur in diesem Zusammenhang schließlich kann auch die jüngste K a b i n c t t ö v e r ä n d e r u n g in London gesehen werden. Ihr kommt nämlich schon deshalb eine besondere Nolle zu, weil es das ersteinal ist, daß sich ein englischer Premier in der Zusammensetzung seines Kabinetts, also in einer rein innerpolitischen Frage, ausländischem —amerikanischem und bolschewistischem — Diktat beugen mußte. ES ist dies aber die logische Folge des vcrlorengegangcnen politischen Instinkts der Briten, die sich mit Mächten und Ideen verbündeten, deren Existenz allein schon ein Verhängnis, eine Ge fahr für das Empire bedeutete. Die verhängnisvolle Arbeitsteilung Von einer englischen Selbstbestimmung also konnie In diesen ganzen letzten Jahren im Grunde nicht mehr die Rede sein. Im Gegenteil: dem genauen Betrachter bot der Laus der englischen Politik ein geradezu kläg liches Schauspiel, das nichts mehr gemein hatte mit den Charakterziigen, die da» verstossene britische Zeit alter an sich trug. ES war im Grunde nur noch von dem Gedanken beherrscht, so viel als irgend möglich vom bisherigen Bestand zu retten und so wenig als möglich de» Amerikanern auSlitfern und in biil Hände spielen zu müllen. Daß die» natürlich gerade im Pazifik erheblichen Schwierigkeiten begegnen mußte, erhellte ja allein schon aus der Tatsache, -aß die Engländer aus Grund der Washingtoner Vereinbarungen von 1921 nicht mehr lene Flottenmacht hatten, die zur Beherrschung aller Weltmeere und zur Verteidigung aller englischen Stützpunkte nötig war. Allein deshalb waren die Engländer zu einer Arbeitsteilung gezwungen, die anläßlich der Kündigung des japanisch-amerikanischen Handclovertragcs und der Eröffnung der amerika- nisch-britisch-niederländischcn Wirtschaftsblockade gegen Japan zu jener Arbeitsteilung führte, die den Ameri kanern die Kriegführung im Pazifik, den Briten die im Atlantik übertrug,- eine Arbeitsteilung, die heute bereits, also nach Jahresfrist, ihre Gültigkeit verloren hat. Man halte sich dabet aus die Formel „Wahrung der anglo amerikanischen Interessen" geeinigt, worunter jeder der beiden Alliierten natürlicherweise etwas anderes verstand. Die Briten begriffen in dieser Fvr- mulierung einen an die Amerikaner grgebcncu Ver- waltnngsaustrag zugunsten des britischen Empires. Die Amerikaner jedoch sahen in dieser Formulierung sehr realistisch die Ucberlragung politischer Positionen »nd Rechte von seilen des Empires an die USA., wie ja überhaupt die gesamte Politik des „Union Now", also die AussaugungS- und Zertrttmmerungspolitik der Amerikaner gegenüber dem Empire — die Propa ganda hierzu wird vom Bankhaus Morgan finan ziert — eine natürliche Folge der Politik von 1921 wurde. Singapur — dreifaches Symbol Sie fand in Singapur einen ihrer wesentlichsten Angelpunkte, denn mit dem Moment, ivo Amerika die Rolle eines anglo amerikanischen Wächters im Pazifik übertragen war, stellte begreiflicherweise die ameri kanische Politik auch die These aus, daß „Singapur ein amerikanisches Problem" sei. In die Praxis übertragen, hat damit die Politik Roosevelts zugleich den Anspruch der Vereinigten Staaten von Amerika auf da» gesamte östliche Empiregebict angcmcldct, für das Singapur ja nur da» Symbol ist. Mit dieser Hypothek belastet, steuerte die britisch-amerikanische Allianz in den zweiten Weltkrieg. Während nun die Amerikaner glaubten, daß ihnen das beanspruchte ost- asiatische Empircgcbiet als di« Frucht der unaus bleiblichen britischen Niederlage an sich kampflos in den Schoß fallen werbe, da ja mit diesen Gebieten die Leih- und Pachlkostcn bezahlt lyerden müßten, waren die Briten bestrebt, sich de» amerikanischen Druckes und der amerikanischen Forderungen dadurch zu ent ledigen, daß sie die Amerskaiirr ans möglichst schnellem Wege in den Wclkrieg hiueinsiihrten. In der er wähnten Rede hat Churchill die» selbst zugegeben. Da die nun an sich für England verfahrene und hossnungSlose Lage in Europa und im Atlantik für diese Absicht Churchill» nicht auSreichte, hat der britische Premier ganz bewußt senk beiden Thailandkrisen des Jahres 1911 entfesselt, deren zweite dann zum Kriegs- auSbruch führte. E» ist nun eine Ironie brr Geschickte, daß gerade in der zweiten Thailandkrise wiederum der Name Singapur eine besondere, ja entscheidende Rolle spielt. Tenn Roosevelt ließ sich in ihr geruhsam mit aus jenen kritischen Höhepunkt treiben, in dem er Singapur für die USA. zu kassieren hoffte — allerdings mit dem Willen, rechtzeitig zu bremsen, um die Krise selbst nicht mit kriegerischem Einsatz bezahlen zu müssen. Gerade diese Absicht Roosevelt» aber wurde von seinem ihm verbündeten Gegenspieler Churchill überspielt, dem es diesmal gelang, die USA. tatsächlich in den Krieg zu sühren. Auch da» hat Winston Churchill mit de» triumphierenden Worten etngestanden: „Das r habe ich gearbeitet, und da» habe ich erreicht!" Entscheidender aber ist da», wa» Churchill hierbei nicht erreichte: nämlich die von ihm ersehnte Befreiung des Empires vom amerikanischen Druck. Gerade durch den Eintritt der Amerikaner in den Weltkrieg, durch die verschärft« Produktion»- und Matrrialkrisr der Briten
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