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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 31.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-31
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189708312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970831
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-31
- Monat1897-08
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welche die Arbeiter in den Jndustriewerkställen unzufrieden mit ihrem Loose macht, und in dieser Unzufriedenheit liegt ein gewisser, idealer Zug. Dem Arbeiter, den die zur Arbeit rufende Fabrikpseife täglich und stündlich daran erinnert, daß er nicht« weiter ist, al« eine Kraft, die der Fabrikherr oft mit dem größten Raffinement au«nutzt, ihm drängt sich mit zwingender Nolhwendigkeit die Frage aus: .Wie kann eine Gesellschaftsordnung gut sein, bei der c« dem Einen möglich ist, ost in kurzer Zeit ungeheure Reichthümer anzusammeln, während Du Dich Jahr au«, Jahr ein schindest und plagst und kaum da» Brod für Frau und Kinder verdienst, und e» steht doch in der Bibel: .Arbeit bringt Segen!" Ja, wenn Du noch am Abend Deine« Leben« sagen könntest: Schl, Kinder, diese« kleine Hau« und der Garten, da» ist der Se gen meiner Arbeit, dann wollte ich mich zufrieden geben. Ja, meine Herren, da« sind so die Gedanken und Wünsche manche« Fabrikarbeiter«, ich habe sie ost wiederholen hören. Besäßen wir da« Mittel, alle Arbeiter seßhaft zu machen, ihn an eine, wenn auch noch so kleine ihm gehörende Scholle zu fesseln, dann würden die heutigen traurigen Erscheinungen bald verschwinden. Ein Mann, der ein eigene« Heim, in dem Frau und Kinder schalten und walten, besitzt, hat etwa« zu verlieren, er wird sich hüten, sich einer Partei anzuschließen, die auf Theilung alle« Besitze« dräng«. Wer dagegen nicht» zu verlieren hat, wie die übergroße Mehrzahl unserer Arbei ter in den Jndustrieorten, für den hat die Theilung entschie den etwa« Verlockende«. Wie sich die Industrie — ich rede nur von der Großindustrie in den größeren Städten — in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, ist Wohl kaum daran zu denken, jedem Arbeiter ein eigene« Heim zu schaffen. Aber etwa« geschehen muß trotzdem, soll die Bewegung dem Staate nicht über den Kopf wachsen. Und hier ist e« vor allem Sache der Industrie und de« Großbetriebe«, Hand anzulegen, denn sie haben un« die Sozialdemokraten aus den Hal- ge schafft, ihnen verdanken wir den Niedergang de« Handwerk» und da» große Heer de« Arbeiterproletariat«, da ist e« auch ihre Pflicht, daß sie da« schwerste Ende dieser ungeheuren Last tragen. Da, wo e« die räumlichen Verhältnisse gestatten, wäre vor Allem zum Bauen von kleinen Häusern mit eini gem Grund und Boden für die verheiratheten Arbeiter über- zügehen. Daß da« möglich ist, da« kann Ihnen eine Schilder ung beweisen, welche in einem Briefe enthalten ist, den mir einer meiner Reisegenoffen zugesandt hat. Mein Reisegefährte, ein Weber, schreibt mir da heute Morgen au« einem Orte bei Bremen: »Lieber Freund! Ich habe in der Fabrik Dei ne« früheren Schulkameraden, an den Du mich verwiesest, Arbeit erhalten und hoffe diese Stelle nie wieder aufgeben zu müssen. Wir arbeiten nur elf Stunden den Tag, um 6 Uhr ist Feierabend. Die verheiratheten Arbeiter wohnen sämmtlich in eigenen kleinen Häusern. Sobald nämlich ein Arbeiter heirathet, der fünf Jahre in der Fabrik gearbeitet hat, wird ihm ein kleine« Hau« mit Garten von Seiten de« Fabrikbesitzer« gebaut. Der Arbeiter wird Eigenthümer de« Hauser, er muß dafür fünfeinhalb Prozent Zinsen zahlen, und die Berechnung ist so ausgestellt, daß er nach zwanzig Jahren sein Hau« schuldenfrei besitzt. Meist haben sie aber schon da« Hau« nach zehn oder fünfzehn Jahren frei von Schulden, denn durch da« Vermiethen von Zimmern an unvcrheiralhete Arbeiter, durch den Anbau von etwa« Gemüse, da» die Frauen nach Bremen verkaufen, und Halten von Vieh und Hühnern verdienen sie soviel Geld nebenbei, daß sie jeden Monat ein hübsches Sümmchen zurücklcgcn können. Alle Lebensmittel und Kleidungsstücke werden von einem eigen« damit beauf tragten Angestellten in der Fabrik direkt von den Producenten gekauft und nur mit einem geringen PreiSausschlag zur Deck ung der Unkosten an die Arbeiter und Angestellten abgegeben. Manche Sachen erhält man aus diese Weise für den halben Preis. Sehr angenehm empfindet man da» Vorhandensein einer Badeeinrichtung in der Fabrik; auch für die Unterhal tung nach Schluß der Arbeitszeit oder an den Sonntagen ist ein ziemlich große« Lese- und Spielzimmer eingerichtet, in dem nützliche Bücher und verschiedene Zeitungen aufliegen, sowie allerhand Spiele zu haben sind. Der Besitzer der Fa brik kommt oft in diese« Zimmer und unterhält sich mit un». Bisweilen hält er oder sonst Jemand von seinen Bekannten, z. B. ein alter würdiger Geistlicher, interessante Vorträge, die alle gern hören. Zweimal im Jahre, im Sommer und im Winter, kommen Alle die zur Fabrik gehören, Männer, Frauen und Kinder zu einer Festlichkeit zusammen, auf der e« so an ständig und gemüthlich hergehen soll, daß selbst feine Leute au« Bremen dazu herüherkommen. Ganz besonder» gut sprechen die Arbeiter von der Frau unsere« Herrn. Wo ein Kind getauft wird, ist sie mit unter den Kindtausrgästcn, wo Je mand erkrankt, ist sie gleich da und sieht nach dem Rechten. E« ist, al« wenn Jeder, der in ihre« Manne« Fabrik arbeitet, ein Glied ihrer eigenen Familie wäre, so behandelt sie die Leute. Sie hat für Jeden ein freundliche« Wort und ganz besonder« nimmt sie sich der Kinder an, die sie olle um sich hat, wenn sie sich nur sehen läßt. Ich habe diese seltene Frau aber auch mal zornig gesehen, und da» war, al« meine Wirlhin ihrem kranken Mann statt einer Krankensuppe einen Tops mit Kartoffeln und Gemüse in die Kammer setzte, al« sie ge rade dazukam. Na, sie hat'« der nachlässigen und bequemen Frau aher gegeben! Ich hätte nicht geglaubt, daß die sonst so freundliche Dame so schelten könnte. Aber geholfen Hal'«. Schon der Gedanke, daß die Dame plötzlich in'« Hau« treten könnte, um nach etwa« zu fragen, wie sic da« immer thut, treibt die Frauen dazu an, ihr Hau-wesen immer in Ordnung zu halten, denn ihrem scharfen Blick entgeht nicht«. Und wenn sie einmal sagt: »Liebe Frau so und so, da« steht nicht schön aus, ich würde in Ihrer Stelle da» so machen," dann wissen die Frauen gleich, wa» die Glocke geschlagen hat. Die Folge davon ist, daß man überall in den Häusern unserer verheiratheten Arbeiter eine geradezu musterhafte Ordnung findet, und daß sich die Frauen, wa« Accurateffe im Hause anlangt, einander überbieten. Wenn die Dame mal in ein Hau« tritt, wo ihr Alle« blank und sauber entgegenblitzt, dann kargt sie aber auch nicht mit dem Lobe. Na, und die Weiber sind dann nicht schlecht stolz wegen solchen Lobe«. Nun habe ich Dir so Einige« von Deinem Schulkameraden und seiner Frau erzählt, ich könnte Dir noch mehr Wunder dinge von hier schreiben, aber ich will'« aussparen hi« nächste« Mal. Wer nun aber meinen sollte, daß diese seltene Fürsorge für da« Wohl seiner Arbeiter dem Besitzer ein schweres Stück Geld kosten müsse, der ist auf dem Holzwege. Mir hat einer vom Comptoir erzählt, daß der Besitzer jährlich nur einige hundert Mark Unkosten hätte, für kleinere Anschaffungen zur Bequemlichkeit der Arbeiter. Die Gelder für den Bau der Häuser liehen sie zu einem ganz niedrigen Zinsfüße an. Bei un« giebt« denn auch gar keine Sozialdemokraten. Wenn sich mal so Einer in unsere Fabrik verirrt, dann werden ihm die Mucken schnell auSgetricbrn, oder er verschwindet bald wieder. In unserer Fabrik trachtet Jeder danach, daß er seine Stelle nicht verliert; trotz dem wir nur elf Stunden (statt zwölf oder dreizehn, wie e» in unserem Gewerbe leider noch immer üblich ist) arbeiten, wird doch mehr geschafft, al« in anderen Fabriken, denn Je der arbeitet gern, weiß er doch wofür." — Da«, meine Herren, schreibt mir ein Mann, der noch vor reichlich vier Wochen ein wüthender Sozialdemokrat war," schloß Wolter«, den Bries wieder in die Tasche steckend. Stach einer kleinen Pause fuhr er fort: »Wa« dort im Bremischen möglich, sollte da« nicht überall auch da einzurichten sein, wo der Grund und Boden nicht übermäßig theuer ist? Ich meine, bei einigem guten Willen müsse e« gehen. Mit vornehmem Ablehnen schafft man die soziale Frage nicht au« der Welt. Prüfe man doch einmal die Wünsche der Arbeiter und mache man den Versuch, die dringensten derselben zu erfüllen. Zur Rückkehr zum alten System ist e« immer noch früh genug, wenn sich herau«slellt, daß die Wünsche der Arbeiter unerfüllbar sind. Die Art und Weise, wie beispielsweise von einem hiesigen Fabrikherrn die bescheidensten Wünsche seiner in der Mehrzahl friedlich gesinn ten Arbeiter schroff zurückgewiescn werden, ist weder christlich noch klug. Wenn die Bewohner dieser Stadt jetzt schon über die Zunahme der Sozialdemokraten im Orte klagen, so mögen sie sich bei dem betreffenden Herrn bedanken, in dessen Fabrik jene gezüchtet werden. . . ." »Ich mache Sie daraus aufmerksam, daß die fünfzehn Minuten verstrichen sind, ich entziehe Ihnen hiermit da» Wort," fiel hier der Vorsitzende de» Wahlverein« ein, der sich mit einem wllthenden Blick auf Wolter« bei dessen letzten Worten erhoben hatte. Aber kaum hatte sich Wolter« nach demselben umgedreht, da erscholl erst vereinzelt und dann von der Mehrzahl der Anwesenden immer stärker der Ruf: »Weiter reden lassen!" Schilling versuchte zu sprechen, er schwang die Glocke, aber wie ein Gewitlersturm brausten die Rufe durch den Saal: »Weiterreden!" — »Wer die Wahrheit nicht hören kann, scheere sich hinaus!" — »Hinunter mit dem Protzen von der Bühne. Er ist einer der Vielen, die sich au« unserm Schweiß mästen." Alle Anwesenden standen aufrecht und schon nahm der Tumult einen gefährlichen Charakter an, al« Hr. Brauer schnell auf Schilling zutrat und ihm zurief: »Um GolteSwillen, lassen Sic den Wolter« reden, oder c« geschieht ein Unglück. Sehen Sie e« nun ein, wie Ihre Arbeiter Ihre stete Ablehnung ausfaffen? Sic hätten längst aus meine Worte hören sollen, dann jauchzten Ihnen heute vielleicht Ihre Leute zu. E» scheint, als wenn auch alle übrigen Anwesenden für Ihre Arbeiter Partei nehmen." Persönlicher Muth war gerade keine hervorragende Eigen schaft de« Fabrikherrn. Al« er in die gerölheten und erhitzten Gesichter seiner Arbeiter blickte, welche sich wie auf ein ver abredete» Zeichen in dem Gange zur Bühne zu einem toben den Haufen zusammendrängtcn, da erkannte er, daß dieser tobende Menschenknäucl zu Allem fähig war. In kaum einer Minute erreichte der Lärm im Saale eine beängstigende Höhe, und e« schien, al« wenn die Arbeiter sich mit Gewalt einen Weg zur Bühne bahnen wollten, denn die schnell sich ihnen entgegcnwcrfenden SichcrheitSbeamtcn (ein Polizist und ein Gendarm) hatten Mühe, die empörten Menschen zurückzuhaltcn. Wa« war nur vorgesallen, daß sich die Köpfe dieser sonst so ruhigen Leute in solch hohem Grade erhitzen konnten? Die Unterbrechung de» Redner« allein konnte die Ursache nicht sein, sie war doch ein Recht, da« dem Vorsitzenden zu stand. Und sic war e« auch nicht, sondern e« war da» Be nehmen Schilling-, welcher er bei Verlesung de« Briefe« an den Tag legte. Im Vordergrund der Bühne sitzend, hatte er sich wiederholt nach dem Candidaten der Partei mit höh nischem Grinsen umgesehen, oder mit beleidigendem Lachen sich über den Inhalt de« Briese» lustig gemacht, wenn von unten au» der Versammlung laute Ruse der Anerkennung für die von edler Menschenliebe zeugenden Einrichtungen, wie sic der Brief schilderte, dem Redner zugerufen wurden. Da hatte nicht allein die Schilling'schen Arbeiter, sondern auch fast alle übrigen Anwesenden gegen den rücksichtslosen Mann aufgebracht. Jetzt konnte sich Schilling davon überzeugen, daß sein erster Angestellter, Herr Brauer, Recht hatte, al« er ihn von einer liefen Gährung unter seinen Arbeitern in Kennl- niß setzte. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Eine unerhörte Bierpantscherei gelangte in Hannover vor dem Schöffengericht zur Aburtheilung. Angc- klagl waren der Buffetier Roloff, die Ehefrau Johanne Fischer und deren Sohn, der Restaurateur Heinrich Fischer, Inhaber de« Nordslädter Gesellschaft-Hause«, wegen Vergehen« gegen das NahrungSmittelgcsetz. R. war bei F. in Stellung. Die Anklage besagte, daß alle Angeschuldigten in der Zeil vom Dezember 189b bi« August 1896 frische« Bier mit abgestan denem, von Gästen zurückgelassenem oder Tröpfelbier vermengt und für gute« Bier verkauft haben sollen. Die sehr umfang reiche Beweisaufnahme ergab die Richtigkeit der Anklage in allen Punkten. Der AmtSanwalt beantragte gegen jeden Angeklagten 200 M. Geldstrafe. Da« Gericht erkannte in- deß mit Rücksicht auf "die geradezu ekelerregende Handlungs weise der Angeklagten je nach der erwiesenen Schuld: gegen Roloff aus 200 M. Geldstrafe event. 20 Tage GefLngniß, gegen Fischer auf 500 M. Geldstrafe event. bO Tage Gesäng- niß und gegen die Ehefrau Fischer aus 1 Monat Gefängniß und bOO M. Geldstrafe event. bO Tage Gefängniß. Außer dem wurde aus Publikation de« Urtheil« erkannt. — Die Elektrizität al» Straßenreinigcrin. Einen elektrisch betriebenen Straßenreinizung-w-gen haben die Hanke» erfunden, welcher den Verwaltungen der Groß städte eine schwere Last, die der Reinigung der Straßen, zu erleichtern geeignet erscheint, wenn er wirklich sich bewährt. Dieser Wagen, welcher den Schmutz automatisch aufnimmt und ihn zu den für diesen Zweck vorgesehenen Behältern liefert, kann in der Stunde 10—II Kilometer zurücklegen. Der 22 Fuß lange Wagen enthält unten von elektrischen Motoren bewegte Bürsten, welche den Schmutz aus den Samm ler kehren; er selbst wird natürlich auch durch Accumulatoren bewegt, und zu seiner Bedienung sind nur zwei Leute noth- wendig, der eine, um ihn zu lenken, der andere, um die Bür sten einzustellen und da« regelmäßige Arbeiten de« Ganzen zu überwachen. Auf solche Weise kann in 10 Minuten eine Strecke von I Kilometer gereinigt werden; die Kosten stellen sich dafür in Amerika aus 1 Dollar, würden aber bei un« bei weitem nicht so hoch sich belaufen, weil hier die Arbeitslöhne viel niedriger sind. Durch da» Aufsammeln de« Straßcn- schmutze» aus die geschilderte Weise werden weder die Anwoh ner der Straßen, noch die Vorübergehenden in irgend einer Weise belästigt. Auch zur Reinigung der Straßen von Schnee kann dieser Wagen benutzt werden; seine Spur kann man verengern oder erweitern, je nach der Breite der zu säubern den Straße, welche er nur je ein mal durchsährt. Ist der Wagen mit Schmutz ungefüllt, so erfolgt seine Entleerung innerhalb einer halben Minute durch nur einen Arbeiter, der bloß einen Hebel in Bewegung zu letzen braucht. — In einem Orte, wo viele brave aber auch leider bitter arme Leute wohnen, machte die sonderbare Geschichte einer jungen Braut unter den Bekannten de» Mädchen jüngst große» Aufsehen. Anna B. ist da» angenommene Kind eine» früher im Erzgebirge selbständig gewesenen jetzigen Tischlergehilfen, der sich und die Seinigen recht kümmerlich durch seiner Hände Arbeit durchbringt. Ja früher! Damal» ist'» ihm besser gegangen in dem abgelegenen Landstädtchen, wo er al» Meister über Gesellen und Lehrjungcn komman- dirtc. Vor 18 Jahren war e» gewesen, al» die Tischlermei sterin an einem eisig kalten Wintermorgen — ganz finster war» noch — beinahe auf ein Wickelkind getreten wäre, da» vor ihrer Thüre lag. Ein Zettelchen besagte, daß die Muttcr de» armen Würmchen» eine Unglückliche sei und man da» Kind Anna B. nennen möge, damit sie dieselbe, wenn e» ihr im Leben einmal besser Zergehen würde, wieder finden könne. Der Zuname mochte wohl ein fingirter sein, denn die Mutter de« kleinen Mädchen« konnte durch die Behörde nicht ermittelt werden. Der Tischlermeister hatte damals schon zwei Buben, aber trotzdem nahm er sich um da» »KuckuckSei," wie da» Kind genannt wurde, an und behielt e» in seinem Hause. Anna wuchs bei den schlichten Leuten auf und wurde wie da» leibliche Kind liebreich behandelt. Sie hing mit inniger Dankbarkeit an ihren Zieheltern und sie weinte am meisten, al« der jüngere ihrer beiden Ziehbrüdcr starb. Um so wärmer schloß sie sich an den ihr um 10 Jahre an Alter überlegenen Sohn Heinrich de« Tischlermeister« an und au« den Jugendgespielen wurde ein liebende« Paar. Aber zwischen Liebe und Heirath dehnt sich oft eine weite, kaum überbrückbare Kluft au». Dem Meister ging e« schleckt, seitdem er nach Leipzig übersiedelt war. Auch Heinrich Cz. mußte schwerer arbeiten, und die Mutter und Anna rieben sich die Finger wund. Tiefste Armuth herrschte in der ehren- werthen Familie, und da» Liebespaar konnte an « Heirathen nicht denken. Da drang wie ein Sonnenstrahl durch düstere Wolken plötzlich eine Nachricht zu Anna. Ein Amerikaner fand sich in der armseligen Behausung ein und stellte sich dem vor Erregung zitternden Mädchen, al« der — Gatte ihrer Mutier vor. Die Frau selbst wagte e« nicht, nach Sachsen zurückzukommen, um der Strafe für die KindeSau«- setzung entrückt zu bleiben; sie hat jenseits de« Ozeans ihr Glück gemacht uud will ihre Tochter bei sich haben. Anna- Stiefvater will die ganze Familie Cj., welche hier nicht- zu verlieren hat, mit nach Omaha nehmen und dort sollen Anna und Heinrich endlich getraut werden. — Der echte Hypochonder. »Herr Doktor, ich bin in der größten Aufregung! Bitte untersuchen Sie mich ge fälligst, aber recht genau! Seit einem Monat habe ich Schmer zen und Reißen im ganzen Körper — heute plötzlich spür' ich nicht» mehr und thut mir nicht« mehr weh — da muß etwa» dahinterstecken. — Da» Neueste. Dame: „Und diesen steilen Berg wollen Sie mit dem Rad hinaufgefahren sein?" — Herr: »Gewiß, oder zweifeln Sie an meinen Worten?" — Dame: »Durchaus nicht, ich dachte nur nach, ob Sie vielleicht ein Zahnradsahrer find." Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 22. bis 28. August 1897. Geboren. 240) Dem Eisenhüttenarbeiter Hermann Gustav Springer hier 1 S. 241) Dem Bürstei rabrikarbeiter Friedrich Emil Klötzer hier I S. 242) Dem Eisengießer Ernst Moritz Gropp in Schönheiderham» mer 1 T. 243) Dem Eisengießer Franz Robert Schädlich in Scüönhei» derhammer 1 <3. 244) Dem Papierfabrikarbeiter Franz Ludwig Hahn hier 1 T. 245) Dem Eisengießer Arno Schädlich in Schönheiderham- mer I S. 246) Dem Bürstenfabrikarbeiter Friedrich Ewald Gehrisch hier 1 S. 247) Dem Bürstenfabrikarbeiter Friedrich Emil Lorenz hier I T. Aufgeboten: 47) Der Heizer und Maschinist Otto Eduard Günther hier mit der Tambourirerin Lina Elise Gläser hier. Eheschließungen: 44) Der Waldarbeiter Karl Wilhelm Gläser hier mit der Bürstenfabrikarbeiterin Anna Marie Klötzer hier. Gestorben: 152) Des Bürstenfabrikarbeiters Karl Bruno Teumer hier S. Karl Bruno, 2 M. 153) Des Eisenbahnstreckenarbeiters Fried« rich Ernst Günnel hier S., Max Richard, 4 M. 154) Des Wollwaaren- druckers Karl Ennl Lippoldt hier S., lodtgeb. 155) Des Bürsten» fabrikarbeiters Hermann Normann hier T., Wally Eugenie, 4 M. 156) Der unverehel. Bürsteueinzieherin Auguste Louise Kunze hier S., Max, 4 M. 157) Die BürstenmacherSwittwe Christiane Karoline Leistner geb. Zwilling in Neuheide, 82 I. 1^8- Die Handelsmannswittwe Christiane Karoline Meinhold geb. Gehrisch hier/82 I. 159) Die unverehel. Knüpferin Auguste Clara Heinz hier, 20 I. 160) Der Hausbesitzerin Anna Marie verw. Reinhardt geb. Lenk hier S., Arthur, 7 M. 161) Der unverehel. Kaufmann Ernst Woldemar Wild hier, 70 I. 162) Des Gießermeisters Hermann Bernhard Hahn hier T., Alma Hertha, 1 I. 163) Des Eisenhüttenarbeitels Franz Alwin Schwarz in Schönheider» Hammer S., Paul, 6 M. 164) Des Eisenhüttenarbeilers August Fried« rich Stephan hier T., Rosa Minna, 9 M. Airchermachrichteu aus Schörz-ei-e. Mittwoch, den 1. September 1897, Vorm. 10 Uhr: Wochenkommunion. Herr DiakonuS Wolf. Ehemrritzer Marktpreise vom 28. August 1897. 5 2 8 s 7 6 7 7 7 Heu Stroh Kartoffeln Butter « fremder Braugerste, fremde ' sächsische Futtergerste Hafer, sächsischer, durch Regen beschädigt, « sächs. neuer « fremder Weizen, fremde Sorten 10 Mk. 35 Pf. bi- 10 Mk. 85 Pf. pro 50 Kilo , sächs., gelb, 9 « , « besch.,- Roggen, ndrl., sächs., « hiesiger, « preußischer, 7 6 7 7 9 » — , » 9 « 60 « « — M — L A » » , 7 « 50 , « » 55 , , 6 , 80 « . , 50 , « 7 , 80 » » « « » — , — M a , 35 , , 7 « 75 , , « 50 « » N - 50 « » M M , - W M M 75 « , 6 - 50 » » « — « « 7 - 50 « « . 75 , , 7 - 15 « « « 35 « , 7 - 75 - , - 25 , . 9 , — » » « — » « 7 , 50 , « « « « 4 , 20 , - - SO . . 3 . 20 - - « — « « 3 , 25 , - - rw « , 2 , 60 - « 1 -
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