Wissenschaft hege, bei aller Bewunderung, die ich ihrer trotz schier unüberwindlicher Hindernisse stets unermüdeten Aus dauer im Forschen zolle, ich dennoch in meiner Auffassung des eigenthümlichen Berufes des Gesanglehrers etwas mehr Pessimist bin, wie Hey, und viel mehr, wie Schmitt. Der Gesanglehrer kann den Kernpunkt der Sache, die Ton bildung selbst nämlich, nur instinctiv, gleichsam blindlings treffen, nie mit so sicherer Bestimmtheit, um sagen zu können: Der Schüler muss es lernen. Schmitt glaubte, jeder müsse es lernen, unter richtiger Leitung, und damit hat er der Möglichkeit, die dem Lehrer bleibt, zu viel zugetraut. Doch pflegte er dann hinwiederum, wenn ein Neuling sich meldete, in seiner unnachahmlich originellen Manier zu sagen: „ja, ich kann’s, aber ob Sie’s können, ist die Frage!" Er meinte, zum Singen-Lernen gehörten zwei, einer, der es richtig beibringt und einer, der es richtig auffasst und lernt. In diesem Betreff finde ich unter meinen Aphorismen folgendes Gleichniss aufgezeichnet: „Der Hund kann dem Jäger wohl die Fährte zeigen, das Wild erlegen muss dieser aber selbst. Dies ist eigentlich das Verhältniss zwischen Lehrer und Schüler, was die wahre Tonbildung betrifft. Keine höhere Würde giebt es für ersteren, als die des getreuen Hundes, welcher die Fährte aufspürt. Der Schüler muss seinen Ton selbst suchen und fin den, er ist der Jäger, der den Hasen erlegt.“ Der Lehrer kann manches, sogar aus kleinen Stimmen grosse (!) machen, was er aber nicht kann, ist, dem Schüler Talent beibringen für den Gesang, Feinsinn und natürliches Gefühl, mit dem dies alles ausgeführt werden soll. Die grossen Unterschiede nämlich zwischen Stimme und Stimme beruhen nicht sowohl auf der physischen Verschiedenheit des Organes, als vielmehr auf der geistigen Verschiedenheit der Sänger selbst: wie die Stimme behandelt wird, so erklingt sie, also ist eine sog. schöne Stimme in erster Linie doch eine Geistesgabe und Fähigkeit des Gemüthes und der Seele. Die physischen Unterschiede des Organes selbst sind zwar gross genug, aber doch geringer, wie die Unterschiede der Stimmen selbst und viel geringer, wie man gewöhnlich annimmt. Ich kann hier leider dieses interessante Themaj