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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 22.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-22
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190610228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19061022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19061022
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
- Jahr1906
- Monat1906-10
- Tag1906-10-22
- Monat1906-10
- Jahr1906
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Montag, 22. Oktober LW6. 2888 Nr. 44. Erster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge BeiavIwsilUchi i Bebakiciir: Fritz ArnbsIb: Für dir Znscratc eerantworNich: Xlberl Fiiwscl. beide in Aue. nnt der lvöcl?elltlicheil Uslterl)altuilgs.beilage: Illustriertes Sountagsblutt. ^prechsiuade -er Bedaktiou mit 2lnsmchme der vmvilaae aachmiltagr von 4—5 llbr. — Lelegramm-Adecsse: Tageblatt dlnr. — Fcinh'ieU'cr 2<>2. Für miverlangl eiugesaiidte Manuskripte kau» Gewökr nicht geleistet werden. ?rurk >»id Verlag Gebrüder B e u I l> u e r >Zub.: r>a»t Beutknert in Anc. Bezugspreis. Durch unsere Boten frei ins Baus tuauatlich °>n s»se.. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 4« Hfg. >>»i> wdchentlich ,n pfg. — Bei der Host bestellt und selbst abgcholt vierteljährlich >..->o Mk. — Durch den Briefträger frei ins Baus vierteljährlich i.nr Mk. - Einzelne Bummer io Hfg — Dcntschcr Postzeitungs katalog — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausuahmc von Sonn und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens <»>jz Nhr vormittags. Für Ausnahme von grSsteren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher'bei uns entgehen. Znseit ionsp reis: Die stcbengcspaltcnc Korpuszeile oder deren Raum io Prg., Reklamen 25, pfg Bei gidsjereu Aufträgen entsprechender Rabatt. Vicsc rr»t«»incL »tiittfakt l» Seiten Das Wichtige vom Tage. Der G r o s> b e r z v st vr'ii Sachsen - Weimar Eisenach hat genrru vormittag Dresden wieder verlassen. Die staatsrechtliche Kommission in Braunschweig beanirastt, den, Herzog von E n ni d e r l a n d nochmals eine Frist vo n drei Monaten zn geben; sollte er bis dabin nicht sür sein Hans ans Hannover verzichtet baden, so soll ein n e n e r R e g e n l gen'äblt iverden. Ein IlkaS des Z a r e n hebt verschiedene gesetzliche Be- iiinnnnngen sür den B a n e r n st and, vor allein die gegenseitige Haktnng >nr die S t e n e r z a h l n n g ans. Beim II n l e r g a n g eines r n s s i s ch en Da in pscr s sind 2 0 0 P erso n e n n in s L e b e n gelonnnen * Präiidenl Fallit r e s bat El e in e n e e a n dis Bil - d n n g de s Zi abinetIs li berlra g e n ; dieser bat den Auf trag ange n o in »i e n. An das l. :)i e g i ni eni d e r F i e in denl e g i o n ist e s e l> l ergangen, sitlt zum "Abmarsch nackl dem S ü d e n bereit zn ballen. Ans Marokko kommt Meldung von Gewalttaten. A n > st an di g e sollen die Stadt A rzilla in ist re Gewalt gekracht haben. Der v olni s ch e S ch n l k r i eg ist nnnmebr anch ans west vrentzische Gemeinden übergegangen."' * Näheres siehe unten. Politischer Wocheu-Mckblick. Die Aufregung über die Hohenlohe- M e ni o i r e n hat sich ziemlich rasch wieder gelegt, vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil der freche Gaunerstrcich in Köpenick uns eine kaum minder große Sensation bereitete. Und Sensationen sind es, die das neurasthenische Zeitalter heißhungrig verlangt. Die gewöhn lichen Tagesereignisse bieten uns die Blätter als geistige Haus mannskost, Sensationen — das sind die würzigen Leckerbissen. Darum blieb auch die Heimkehr des Reichskanzlers ganz unbe achtet, darum ist es uns jetzt auch schnuppe, ob P o d bleibt oder geht, und auch der bevorstehenden Eröffnung der Herbstsession des Reichstages sehen wir vorläufig wenigstens recht interesselos entgegen. Der Etat soll uns ja keine Ueberraschungen bringen, und wenn auch der Kriegsministcr für Spezialzwecke ein paar Millionen mehr verlangen sollte, was liegt daran! Das; das Militärbudget von Jahr zu Jahr, selbst wenn koine außer ordentlichen Kredite in Anspruch genommen werden, stetig an schwillt, daran sind wir gewöhnt. Selbst in den sauren Apfel einer kleinen Flotten Vorlage würden wir beißen, ohne eine Miene zu verziehen. Das sind alles noch keine „Sensa tionen". Unsere liebenswürdigen Landleute polnischer Zunge sind seit einiger Zeit wieder fürchterlich aufgeregt, und die bekannten alten Leute, die im ö stlichenOstelbien Hausen, behaupten, sie hätten bei den edlen Polacken seit dem letzten Jnserrektionskricg keine solche Revoltttionsstimmung mehr beobachtet, wie gegenwärtig. In der Tat muß man sich auch fragen, was die Polen mit dem Kampfe gegen das deutsche Baterunser eigentlich bezwecken. Sie haben heute ebenso wenig Aussicht wie früher, uns nationale Konzessionen abzupressen, und wenn die Bewegung gegen den Re ligionsunterricht in deutscher Sprache fortdaucrt, so ist höchstens eine Verschärfung der Polengcsetze zu erwarten. Man hat also allen Grund zu der Annahme, daß die unruhige Stimmung unter unseren Polen aus Einflüsse aus Kongreßpolen und Gali zien zurückzusühren ist. Denn auch dort macht sich seit ungefähr einem halben Jahre ein stärkeres Ausslammen des Nationalge- fühls bemerkbar. Die R-e volution in Rußland hat natürlich die Hossnungen der Polen aus Wiedererrichtung ihres selbststän digen Königreiches neu gestärkt, und wie man weiß, plant ja auch die Petersburger Regierung, den Polen eine weitgehende A u t o- nomie zu gewähren, gleichsam als Belohnung für ihre loyale Haltung. Denn bekanntlich hat sich das russische Polentum, ab gesehen von dem Arbeiterproletariat, in den Industriestädten an der Revolution nicht beteiligt. Nachdem also Kongreßpolen die sichere Aussicht auf eine selbständige nationale Staatsver waltung hat, ist es kein Wunder, daß nunmehr auch unseren Polen der Kamm anzuschwellcn beginnt. Neuerdings zirkulieren wieder Gerüchte, daß Rußland einen neuen Nicscnpump beabsichtigt, und zwar sollen außer den Franzosen auch die Engländer den Geldbeutel weit aufmachen. Die Anwesenheit des Herrn von Iswolski in Paris wird mit den Geldbedürfnissen seines Vaterlandes in Zusammenhang ge bracht, und auch Gras Witte soll zu dem gleichen Zwecke seine Beziehungen zu der internationalen Finanzwelt, den moralischen Kredit, den er dort genießt, ins Treffliche führen. Ausgeschlossen ist es keineswegs, daß Rußland noch einige hundert Milliönchen gepumpt kriegt, umsomehr, als sich das Riesenreich in den letzten Wochen ausfallend beruhigt hat. Die M i n i st e r k r i s i s, die in Frankreich schon lange in der Luft hing, ist nunmehr zum offenen Ausbruch gelangt, und der gegenwärtige Minister des Innern Clemenccau wird der Ches des neuen Kabinetts. Aus dem alten Ministerium scheiden insgesamt süns Mitglieder aus, nämlich außer dem Pre mier die Minister der Finanzen, der Marine, des Krieges und des Aeußeren. Es sind dies lauter gemäßigtePolitiker, aber auch ihre Nachfolger werden aus dem moderierten Lager genommen werden, vielleicht mit Ausnahme eines Sozialisten. Denn Clcmenceau, dem die Sozialdemokratie gegenüber steht, hat die Absicht, dem roten Deputierten Vivani das Justiz- porteseuil anzutragen, um sich die sozialistische Partei versöhn licher zu stimmen. Ziemlich sicher ist es, daß unter einem Ka binette Clemcnceau der K i r ch e n k o n s l i k t einer fried lichen Lösung entgcgengesührt wird. Auch in dem mit uns verbündeten Nachbarstaate Oester - r e i cst-U ngarn gibt es wieder einmal eine M i n i st c r k r i s i s und zwar betrifft diese den Grafen Goluchomski, gegen den bei dem größten Teile der ungarischen Abgeordneten eine außer ordentlich gereizte Stimmung herrscht. Schon in der letzten De legationssession gelang cs dem ungarischen Kabinettsches Dr. Wekerle nur mit Mühe, ein Mißtrauensvotum seitens der ungarischen Delegierten von dem Haupte des Ministers des Aeußern abzuwendcn, und seither tritt gegen ihn der Antago nismus Ungarns noch bedeutend schärser zu Tage. Da Graf Go- luchowski bei deu Kämpfen der Ungarn um ihren selbstständigen Nationalstaat sich streng neutral verhielt, ist das Bemühen der Magyaren, ihn zu stürzen, nur aus dem Wunsche zu erklären, den hochwichtigsten Posten eines Ministers des Aeußeren von einer Persönlichkeit besetzt zu sehen, die sich zum willigen Werkzeug der gegen den Dreibund gerichteten Politik der ungarischen Uuabhängigkeitspartei hergeben würde. Die Nachgiebigkeit, die der greise Kaiser Franz Joseph den magyarischen Aspirationen gegenüber leider stets gezeigt hat, läßt befürchten, daß er des lie ben faulen Friedens halber auch seinen treuen Goluchowski, un seren wackeren Sekundanten von Algeciras, ziehen lassen wird. Die acht Sccminen, die bei einer englischen Marineübung kürzlich durchgcgangen sind, bilden trotz aller englischen Beschwich tigungsversuche eine sosurchtbareGesahrfürdieSchis- fahrt in den britischen Gewässern, daß nicht energisch genug die völkerrechtliche Regelung des Secmincnwescns gefordert werden kann. Rian stelle sich doch nur einmal die furchtbare Katastrophe vor. die entstehen müßte, wenn einer unserer mit Tausenden von Menschen befrachteter Amerikadampser aus so eine schwimmende Höllenmaschine stoßen würde. Der Gedanke ist zu entsetzlich, um ausgedacht zu werden! Das Merkwürdigste aber dabei ist, daß dieses Pech mit den Eceminen gerade die Engländer haben muß ten. Oder ist dieser Leichtsinn bei Minenübungen auch dir Folge der brutalen Rücksichtslosigkeit, die der Engländer als Seemann zu zeigen pslegt. Zur Brannschmeiftischen Thronfolgefrage. Der Bericht der staatsrechtlichen Kommission führt aus, die Kommission habe beiEinbringung der Resolution vom 25». September die Tatsachen, aus die der Vundesratsbeschluß vom 2. Juli 1885 sich stützt, als sortbestehend erachtet. Sic sei der Ansicht gewesen, daß der Uebernahmc der Regierung durch den Herzog von Cumberland oder einen seiner Söhne der Verzicht auf Ansprüche aus Hannover vorhergehen müsse, und daß der Reichskanzler als Vorsitzender des Bundesrats das geeignete Organ sei, das zweite Hindernis, die gegensätzliche Stellung des Herzogs zu Preußen, zu beseitigen. Die Ansicht, sei irrig gewesen. Der Reichskanzler habe die Vermittlung.abgelehnt, weil er die Rcgierungsübernahme des Herzogs als unmöglich er achtete, da sic durch den Vundesratsbeschluß vom 2. Juli 1885 ausgeschlossen sei; gerade deshalb aber und weil das Land außer Stande sei, die Regierungsverhältnisse endgültig zu regeln, sei der Reichskanzler um Vermittelung gebeten worden. Daß der Bundcsratsboschiuß unschwer zu beseitigen gewesen wäre, bedürfe keiner näheren Begründung. Die Ablehnung habe besonders auch ihren kühlen Ton verstimmend wirken müssen und leider tatsäch lich auch gewirkt. Die Kommission könne sich der Ausfassung nicht verschließen, daß der Reichskanzler wesentlich durch seine Stellung als preußischer Minister des Auswärtigen beeinflußt worden sei. Die Kommission weist ferner daraus hin, daß das Reich nichts anderes sei, als ein aus Grund von Bündnisverträgen ausge bautes und aus der Gesamtheit der Einzelstaaten bestehendes Staatcngebilde, daß somit das Wohl des Reiches bedingt werde durch das Wohl der einzelnen Bundesstaaten, daß also der Reichsgedanke leiden müsse, wenn der Einzel st aat beimReiche nicht EntgegenkommenundFörderung find e. Dieses Entgegenkommen vermisse die Kommission. Die Kommission habe auch erwogen, ob nicht eine andere Stelle wegen Vermittelung anzugehen sei, halte aber den Versuch sür zweck los, weil leider die mehrgedachten Gegensätze durch das Schreiben des Herzogs an das Staatsministerium vom 1!l. Oktober noch verschärft worden seien. Die Kommission könne auch der Auf fassung, der Herzog habe durch das Schreiben vom 2. Oktober an den Kaiser das weitestgehende Entgegenkommen bewiesen, nicht beipslichten, da auch die preußische Regierung zurzeit nicht in der Lage zu sein erklärte, den Ausgleich ihrerseits anzubahnen, so gelange die Kommission zu dem Schlüsse, daß der vom Landtage in bester Absicht unternommene Versuch, dieThronfolgc zu regeln, gescheitert s e i.^ Zu demselben Ergebnis sei auch die Regierungsvorlage gelangt. Ein längeres Abwarten sei nun nicht unbedenklich, da schon jetzt die Thronfolge höchst unliebsame Gegensätze innerhalb des Landes hervorgerufen hat. Die Kommission halte es aber doch sür zulässig, daß noch einmal der Versuch, die Gegensätze zu beseitigen, unternommen werde dadurch, daß der Landtag ausdrücklich Stellung nehme zu dem Anspruch des Herzogs aus Hannover. Der Verzicht aus Hannover sei die Grundlage, aus der allein im Interesse des Landes die dringend erwünschte Verständigung erhofft werden könne. Würde er ausgesprochen, und zwar derart, daß ein endgültiger, vorbe haltloser Friede geschlossen werden würde, von allen Agnaten des herzoglichen Hauses, so müßte sich ein Ausgleich der sonstigen zwischen der Krone Preußens und dem Herzoge von Cumberland bestehenden Gegensätze bei beiderseitigem Entgegenkommen un schwer erzielen lassen, wenigstens könne der Bundesrat dann nicht umhin, von neuem zu der braunschweigischen Thronfolge frage Stellung zu nehmen. Die Frage, ob der Verzicht aus Hannover angängig sei, sei schon seit langer Zeit erörtert worden, zweifellos auch vom Herzoge so ernst und eingehend erwogen worden, daß man einen endgültigen Entschluß in kurzer Zeit werde erwarten können. Es scheine daher unbedenklich, bis zum Abläufe einer solchen Frist von der Vorbereitung zur Wahl eines Regenten Abstand zu nehmen. Würde auch dieser Versuch ohne Ersolg bleiben, so könne der Landesversammlung die Anerkennung nicht versagt werden, daß sie einen Ausgleich unter rückhaltloser Anerkennung der Rechte des herzoglichen Hauses, aber auch unter Wahrung der Interessen des Reiches friedlich angcstrebt habe. Die Kommission stelle der Landesversammlung den sbercits gemeldeten) Beschluß anheim. Politische Tagesschau. Vc,risches Reich Aue, 22. Oktober llllm. Herr von Tschierskq in Rom. vv „Eorriere delia Scra" vräseulicrl Herrn v. Tschirschky ziem lich unverblümt Italiens Wünsche auf dein Gebiete der auswärtigen Politik und stellt folgende, wie er sagt, fun damentale Sätze sür Italiens politisches Verhalten aus, indem er voranschilkt, die Verhältnisse in Europa lägen so, daß das Ende des Dreibundes sicher das V o rspiel zu einem Kriege wäre. „Unser stän diges Bestreben innß daraus gerichtet sein, unsere Allianz mit Deutschland n. Oester reich in ständigem Ein klang zn erhalten »nt unserer Freundschaft n. unserem volkonnnencn Einverständnis mit Eng land. AlsVerbindungS- ring zwischen Deutsch land und England stellen wir ini System des Dreibundes einen essentiellen Faktor seiner Krast n. seines Prestige jn der Welt vor. Es liegt in unserem In teresse, im Dreibund zu bleiben, und es liegt im Interesse des Dreibundes, unser Bleiben zn pflegen. In den Balkansragen müssen wir mit Oesterreich gemeinsam Vorgcben. Unser Uebereinkonnnen mit Oesterreich hat, von dieser Seile betrachtet, keinen geringen Wert und könnte noch größeren und solideren Wert haben, wenn der Dreibund in anderer Weise funktionierte, als er in den letzten Jahren sunklioniert bat. Wir sind mit Oesterreich einig darüber,
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