Extra Blatt des Dresdner Journals. Ausgegeben: Mittwoch, 25. Mai 1859, Mittags 1 Uhr. Landtagserofflmng. Dresden, 25. Mai. Die feierliche Eröffnung des außerordentlichen Landtags durch Se. Majestät den König hat heute Vormittag 1l Uhr im königlichen Schlosse in Anwesenheit der Herren Staatsminister, deS diplomatischen Corps, der Generalität, des Offiziercorps und zahlreicher hoher Hof- und Staats beamten stattgefunden. Se. Majestät wurden bei Allerhöchstihrem Erscheinen in dem zur Eröffnungsfeierlichkeit eingerichteten Eckparadesaale der zweiten Etage des königlichen Schlosses von der Versammlung mit einem vom Präsidenten der Ersten Kammer ausgebrachten dreimaligen Hoch empfangen, nahmen aus dem Throne Platz, während Se. königliche Hoheit der Kronprinz zur Rechten desselben stand, und richteten an die Mitglieder der Kammern folgende Rede: Meine Herren Stände! Berhängnißvolle Zeitumstände haben Mich bewogen, Sie nach kurzer Frist wieder um Mich zu versammeln. Nach einem mehr als vierzigjährigen Frieden ist der Krieg im Herzen Europa's entbrannt, und droht die Verträge in Frage zu stellen, auf welchen sein Rechtszustand wesent lich beruht. Der Deutsche Bund konnte hierbei kein gleichgültiger Zuschauer bleiben. Er beschloß zu rüsten, um seine Sicher heit und seine Ehre zu wahren, und Sachsen, als ein - treues Mitglied desselben, hat sein Heer unverweilt in die erforderte Bereitschaft gesetzt. So schwer es nun auch Meinem landrsväterlichen Herzen wird, Meinem Volke neue Lasten aufzulegen, so sehe ich mich dennoch ge- nöthiget, die Bewilligung der unter solchen Umständen er forderlichen Geldmittel von Ihnen zu begehren und bin fest überzeugt, daß Sie dieselben mit patriotischer Bereitwillig keit ungesäumt gewähren werden. Die hierauf bezüglichen Vorlagen werden Ihnen mit- grtheilt werden, sowie auch einige, durch die gegenwärtigen Verhältnisse gebotene dringende legislative Maaßregeln Ihnen zur nachträglichen Genehmigung vorgelegt werden sollen. So ernst auch die Zeiten sind, denen wir entgegengehen, so hält Mich doch das Bewußtsein aufrecht, Meine Stimme stets für Alles erhoben zu haben, was Mir die Ehre Deutschlands und die Wahrung des Rechtsprincips, auf dem der Bund seiner Staaten beruht, zu gebieten schienen; es hält Mich das Bewußtsein aufrecht, daß das ganze Volk der Sachsen hierin Meine Gesinnungen theilt. Mit Be reitwilligkeit ist die kriegspflichtige Mannschaft Meinem Rufe zu den Waffen gefolgt und hat sich mit Freuden unter Sachsens Fahnen geschaart. Und so wird denn diese schwere Prüfung nur dazu dienen, das Band zwischen Fürst und Volk noch fester zu knüpfen, dessen Innigkeit in Freud und Leid die letzten Zeiten so schön gezeigt haben. Sollte es aber zum Kampfe für die gerechte Sache kommen, so wird — dies hoffe Ich mit Zuversicht — Gott mit uns sein und dem gesammten Deutschen Vaterlande. Nach Beendigung der Thronrede, die in ihren letzten Sätzen von Seiten der Stände mit mehrfachen lauten Beifallsbezeigungen unterbrochen wurde, verließen Se. Majestät den Saal unter einem von dem Präsidenten der Zweiten Kammer ausgebrachten dreimaligen Hoch, in welches die Versammlung mit lebhafter Begeisterung einstimmte. Verantwortlicher Redakteur: I. S. Hartmauu. Druck von B. S. Leeeduer in Dresden. Herausgeber: KLnigl. Expedition del Dresdner Journal« (Marienstratr 7).