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Dresdner Journal : 05.05.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-05-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185905059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-05
- Tag1859-05-05
- Monat1859-05
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 05.05.1859
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M101 Donnerstag, den 5. Mai. . ... ... ... - . .— .... .... 18S9. « LpmnmmentVpvrtft: : Sl^le »0«^ t» >a»»aa> r tt«»»«-»: 1 Kgr. ) l» «»»la»«» rett» ?—»- «»a Stewpeleu- »rdl»g dlurn. »nftrulruprrftle: s»n ti«um ,i»«r ^»perlte»» 1 ttgr. tzsnwräw L«U«r 2 tt^r. erschrkr» 1-«MUcd, mit Tn»»,I»»« 6«r Svwn- uu« Xd«n6, Nir <l»» ko>g«o<1«» ^»U- Dres-nerÄonrnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Iistcateaauauhmr «unmört»; l^tprissE > , L»L«o»r»rr»> , (.'olluoi^ivirL, 4», vr«,6n«r 4oun»«l»i II. kl,)»!»,; tttt»»»: t Vooi.r»; L«rU»: 0»v-iv»'»rke Luvkd., linnunrn» , Lur-»u; ve,m«n^ t^. vri-,; »> «'»> ko ttiict>k»»<ll.; klonuovoe: , 8» rr«»i Lüia: ^v,».r ttoi,«»»»; korw: v. (28, ruv <tr. d„u» ooi»o-); kr»G! k». L»»r.rv»'o Luckkoustnug. «seransgeder: Kvoigl. Lesiositivn clo» Oroockoor ckoueuul», Nroxäoo, >I»rirn»tr»„« dlr. 7. NS»««««»WWM«»WW»WWWWWMMWWW»SM<t Ü-SWS-MÜ«-SS-WM--Ü-Ö- -SS-S-S-W-^SÖ----WW«^^«SSS»S^WSWW» Morgen früh 8 Uhr ist ein das französische Kriegsmanifest enthaltend, abznholen. Amtlicher Theil. Dr«»d«>, 3. Mal. «e. Königliche Majestät haben de» Münzdruckmeister Johann Christian Ferdinand Rich te, «Stzter in Auerkrunung seiner mehr als fünfzigjährigen trene« u»h ttützUchea Dienstleistung bei der Königlichen Münzanstalt dis »um verbienftarde» gehörig» Medaille ln Gstber zu v«,leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Lrlegraphisch« Nachrichten. Zeitvngsschau. (Deutsche Allg. Ztg. — Ost-Deutsche Post. — Reue Preuß. Ztg.) ragestgefchichte. Dresden: Ertrag der Staatseisen- bahnen. — Wien: Kaiserliche« Handschreiben an den Erzherzog Ferdinand Max. Frriwilligrncorp« Pro klamation Gvulai's. Zerschnittene Banknoten. Die Herzogin von Parma. — Innsbruck: Denkmal der Erzherzogin Margaretha. — Berlin: Bom Landtage. Dir Majestäten erwartet. Ilex. v. Humboldt. — Danzig: Rundreise der DonauschifffahrtScommisflon. — Barmen: Der Kirchentag. — München: Dir neuen Minister. Diskonterhöhung. — Nürnberg: Eisenbahneiöffnung. — Stuttgart: Die Kammer sitzung. — Hamburg: Die Senat-vorlage. — Pari«: Aus dem gesetzgebenden Körper. Vermisch tes. — St. Gallen.^GroßrathSwahltn. — Rom: Proklamation de« General« Goyon. — Madrid: Vermehrung der Armee. — London: Werbung von Seeleuten. — St. Petersburg: Fürst von Hohen lohe-Kirchberg -s. Truppenbewegungen. — Amerika: Neueste Post. Bo« Kriegsschauplätze. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 4. Mai. Die heutige „Wien. Leitung" veröffentlicht eine Note des Gasen Wa- lrwSki an den hiesiLkN Geschäftsträger, Marquis tze Bannepille, vom iS. April, und eine Note -e» Letzter» an den Grafen Buol, vom 2. Mai, wo durch der diplomatische Verkehr zwischen Frank reich und Oesterreich abgebrochen wird. Der diesseitige Botschafter in Paris, Freiherr v. Hübner, ist deshalb vorgestern telegraphisch an gewiesen worden, Paris zu verlassen. Paris, Dienstag, 3. Mai. In der heute vom Grafen Walewski dem gesetzgebenden Körper ge machten Mittheilung heißt es: Infolge deS von Oesterreich an Sardinien gesandten Ultimatums hat der französische Geschäftsträger in Wien am 26. April die Erklärung abgegeben, daß das Ein- rücken der Oesterreicher in Piemont einer Kriegs erklärung gegen Frankreich gleich geachtet werden würde. Die österreichische Armee habe am 29. April die piemontesischc Grenze überschritten, und daher sei jetzt Oesterreich mit Frankreich im Kriegs zustände. Paris, Mittwoch, 4. Mai. Nach einer heute im „Moniteur" erschienenen Bekanntmachung des FmanzministerS wird die 500 - Millionen - Anleihe tbeilS alS äprocentiae zum CourS von 66,5« mit Zinsengenuß vom December 1858 an, theilS als 4'^prorentige zum Cours von SV mit Zinsengcnuß vom Mürz 1859 an emittirt. Der Minister er klärt, er könne bereits über 36V Millionen, zu Kriegszwecke« verwendbar, verfügen. Turin, 2. Mai. (T. d. A. Z.) Die Turiner officielle Zeitnng veröffentlicht eine Note über die Ereignisse in Toscana, welche die Einigkeit des Gefühls der Bevölkerung für die Dache der na tionalen Unabhängigkeit darthun. Der König nimmt die Militärdrctatur in Toscana an, nur N« dir Mkitwirknng Toscana's an dem Unabhän ßjMkrittkrkge Italiens zu erleichtern und die öffent Nche Ordnung zu tzeschützen. Die in Venedig lebenden sardinischen Unterthanen find unter den Schutz deS russischen Confulats gestellt. Telegramme des „Nord" und der „Jndöp." mel den außerdem, daß König Victor Emanuel seinen bisherigen Gesandten in Florenz, Ritter Boncom- paani, zum außerordentlichen Commissar (bürger limen Diktator) für Toscana und den General Ulloa zum Obercommandanten der toscaniscken Armee »n des Königs Namen ernannt hat. AuS Parma meldet ein officiclles (sardini sches) Bulletin, daß auch dort eine provisorische Regierung im Namen des Königs Victor Emanuel niedergesetzt worden sei. Pontremoli sei der auf ständischen Bewegung in der Hauptstadt in dem selben Sinne gefolgt. St. PterSburg, Dienstag, 3. Mai. Die hiesigen Zeitungen enthalten folgende Erklärung: Wir find ermächtigt, in der positivsten Weise zu erklären, daß kein Offensiv und Defenfivallianz- vertraa zwischen Rußland und irgend welcher an dern Macht besteht. In einem Augenblicke, wo ganz Europa Land und Seerüstungen in großem Maßstabe unternimmt, hat der Kaiser auf Vor sichtsmaßregeln Bedacht nehmen müssen. Die Po litik Sr. Majestät bewahrt sich unter den gegen wärtigen Verhältnissen ihre vollständige Hand lnngsfreiheit, und wir haben kaum nöthig hinzu- zufügen, daß sie von keinen andern Gefühlen er füllt ist, als denen für die Wurde ihrer Krone und die Interessen ihres Landes. - D«sVea, 4 Mai. - t , Der in den letzten Tagen vielfach venkilirlen Nach richt von dem Abschlüsse eines Schutz- und Trutzdünd- nisses zwischen Frankreich und Rußland wird heute auch von St. Petersburg her widersprochen Wir geben dieses Dementi, wie es uns der Telegraph übermittelt hat (s. oben), wollen jedoch nicht unterlassen, dabei zu be merken, daß andere in dieser Beziehung uns aus sonst gewöhnlich gut unterrichteter Quelle zugegangene Mil- theilungen dahin lauten, daß, wenn auch kein eigentliches Offensiv- und Defcnsivbündniß zwischen den gedachten beiden Staaten abgeschlossen sei, so doch ein Arran gement zwischen denselben getroffenl sein dürfte, wel che« zum Zweck habe, Oesterreich in dem gegenwärtigen Kampfe nicht siegreich werden zu lassen. Eine andere uns gestern bereits gewordene Nachricht, daß der kais. österreichische Botschafter in Paris, Frech, v. Hübner, von seiner Regierung am 2. Mai dir Weisung erhalten habe, seine Pässe zu fordern, wird heute bereit« durch daS obige Telegramm auS Wien bestätigt. Auch die „Deutsche Allgemeine Zeitung" be spricht heute das russisch-französische Bündniß Obwohl dessen thatsächliches Bestehen noch nicht authentisch festgestellt sei, so glaube doch Jedermann daran; die öffentliche Meinung werde durch diesen Gedanken in Er regung verseht; Politiker und Börsenmanner nähmen denselben als einen mitzählenden Factor in ihre Berechnung auf. Dies beweist dir innere Wahrscheinlichkeit eine« »rartigen Bündnisses. „WaS daher an die/ee- so plötz lichen Nachricht von dem Abschluß eines Bündnisse« zwischen Frankreich und Rußland überraschen mag," schreibt die „D. A. Z", ,,ist nicht die Tharsache selbst, die, wie gesagt, früher oder später kommen mußte und unter den gegebenen Verhältnissen kaum au-bleiben konnte, sondern höchsten« der Umstand, daß man ein derartige« Bündniß nicht sorgfältiger geheim und vor den Augen der Welt verborgen gehalten haben sollte. Denn da« vor zeitige Bekanntwerden desselben kann, ja wird hoffentlich die felngtsponnenen Netze zerreißen, die es dem bethörten Europa über den Kopf werfen wollte, wird diese« zu rechtzeitigem, energischem Widerstande dagegen aufwecken. Mil der Eonstatirung eine« Einvernehmen« zwischen Ruß land und Frankreich zur Verfolgung gemeinsamer Zwecke auf Kosten de« Gleichgewicht« von Europa und der be stehenden Verträge — und diese Eonstatirung ist nahezu schon da, wird wenigstens nicht auf sich warten lassen — tritt die schwebende europäische Krisis in eine ganz neue Phase; namentlich für Deutschland, nicht minder für England, werden ganz andere, wirksamere und dring lichere Motive deS Handeln« und des Zusammenhaltens für alle nicht zu jenem Bündniß gehörige Staaten in Bewegung gesetzt, al« vorher, wo e« sich nur um eine specielle Frage zwischen Frankreich und Oesterreich zu handeln schien. Für uns insbesondere gilt e« angesichts eine« solchen Bündnisses unsrer beiden mächtigen Nach darn rechts und links nicht mehr ein Abwägen von Grün den, ob wir Oesterreich zu Hilfe kommen sollen oder nicht, sondern einfach einen Act der Selbstvertheidiqung und Nothwehr, und nur darüber kann noch ein Zweifel be stehen, ob und wie lange diese Selbstvertheidigung sich abwartend verhalten solle, oder ob die beste und sicherste Form derselben, um mit der Stimme aus Ostpreußen in dec „National-Zeitung" zu sprechen, in einem „recht zeitigen Angriffe" auf den uns auflauernden Gegner bestehe." Die „Ost-Deutsche Post" spricht sich über das (gestrrn initgetheilte) Circular de« Grafen Walewski unter Anderm in folgender Weise au«: „Am interessantesten sind dir neuen Apostrophen, welche die französische Re gierung an Deutschland richtet. Dieses Deutschland mit seiner lebhaften Erinnerung an 1813 ist vem Napo leonischen Fatalismus offenbar höchst fatal, daher da rastlos« Bemühe», es durch Schmeicheleien zu narkotisiren und vorerst diplomatisch zu zerreißen. Da wird zuerst Oesterreich al« gar nicht zu Deutschland gehörend hinge stellt. Dann wird Preußen ebenfalls als für sich allein bestehend aufgefaßl und mit großer Zudringlichkeit geschmei chelt. Diesmal wird zuerst die Unparteilichkeit Preußens gerühmt. Graf Walew-ki irrt sich offenbar entschieden. Preußen hat sich feierlich für die Heiligkeit der Verträge erklärt, dieselben sind aber nicht nur durch die französisch sardinischen Prätensionen überhaupt bedroht, sondern durch die Revolutionirung Toscana«, Massa« und Carraras bereit« aufs Frevelhafteste verletzt. Da kann von Un parteilichkeit nicht mehr die Rede sein. In ihrem Urthcil muß die gerechte preußische Regierung längst Partei ge nommen haben, und eS kommt nun nur noch darauf an, wie weit dieses Urtheil sich durch Thaten bewähren wird. Auch wir theilen die Zuversicht, daß Preußen nichts vernachlässigen wird, „um die Krise zu umschreiben". E« kommt in der That in hohem Grade eben auf Preu ßen an, die Krise so scharf zu umschreiben, daß sie auf ihren eigentlichen, einzigen Urheber begrenzt wird. — Nach Preußen spricht Graf Walewski noch von „an dern deutschen Mächten" und ersucht dieselben, „sich durch die Erinnerung an verschiedene Epochen nicht be irren zu lassen". Ohne Zweifel kennt man in den Tuilerien die Stimmung, die sich in der Bevölkerung gerade „dieser andern deutschen Mächte" kundgiebt. Sonst läge es gewiß weit mehr im Charakter de« Napoleonis- mu«, jene Erinnerungen wach zu rufen, den deutschen Mittel - und Kleinstaaten die Herrlichkeit vorzuhalten, die sie al« Mitglieder de- Rheinbundes, al« tribut- und dienstpflichtige Vasallen Frankreich- genossen! — Nachdem Walewski Deutschland in Oesterreich, Preußen und andere Mächte zerlheilt hat, spricht ec zuletzt doch von dem großen deutschen Lande, und begreift nicht, „daß ein so große« Land sich in seiner Sicherheit bedroht glau ben könne". DaS soll ein Complimenk sein; wir zwei feln jedoch, daß e« irgendwo in Deutschland eine große Wirkung machen wird. WaS auch einzelne philisterhafte Pfahlbürger und dünkelvolle Separatisten da und dort denken und schreiben mögen, das deutsche Volk im All gemeinen weiß, daß e« ohne Oesterreich nicht in seiner vollen und gesicherten Größe dasteht. Oesterreich ist für sich allein so groß und mächtig, wie da« ganze übrige Deutschland; eS ist ein centralisirter Einheitstaat, dessen gesammle Kraft von einem Willen gelenkt wird, e« ist eine vorzugsweise militärisch organisirte Großmacht. Und was die Abwehr cines äußern Feinde- betrifft, gehört seit Jahrhunderten diese« ganze Oesterreich zu Deutsch land. ES Hal in allen ReichSkriegen auch die Kraft seiner nicht direkt zum Reiche gehörigen Länder aufgebo ten, und unser« Wissen« hat niemals Jemand im deut schen Reiche gegen diese Mitwirkung GcsammtösterreichS protestirt. Deshalb hat Frankreich immer zuerst Oester- reich angegriffen. Diese« muß früher gebrochen werden, wenn Frankreich in Deutschland, wenn e« überhaupt vorwärts will. Frankreich weiß, daß Oesterreich sofort seine ganze Macht aufbietcn würde, wenn der Angriff ge gen irgend eine andere Seite Deutschlands gerichtet wäre; umgekehrt aber hegt man in Pari« immer wieder die Hoffnung, daß Deutschland ruhig zusehen könnte, wäh rend Oesterreich verblutet. Danach strebt auch jetzt Na poleon III mit wahrhaft ängstlicher Dringlichkeit. Aber wehe Denen, die sich durch glatte schmeichelnde Worte täuschen, durch die trügerische Anerkennung der deutschen Größe in Sicherheit einlullen lassen. Wenn Oesterreich, wa« Gott verhüten möge, auf seine Kraft allein beschränkt, in dem Kampfe erliegen sollte, wie würde da der Napo- leonismu« sofort mit andern Noten spielen! Dann würde sich dieselbe Anmaßung, welche jetzt Oesterreich mit dem Schwerte zurückweist, gegen Preußen wenden, und die Staaten, welche man jetzt schmeichlerisch „dir andern deutschen Mächte" nennt, würden durch neue Reunivnt- kaminern, durch Napoleonische Senatu-consult« und Plebi-cite al« Pertinenzien de« Lmpir« mit Beschlag belegt werden." Die „Neue Preußische Zeitung" begleitet da« Circular des Grafen Walewski mit folgender Bemerkung: „„Wir wollen un« um keinen Preis einer vollbrachten Thatsache gegenüber befinden"" — so heißt eS in diesem französischen Rundschreiben an der Stelle, wo von dem Vorgehen Oesterreichs gegen Piemont die Rede ist. E« liegt auf der Hand, daß die« in der That von der höch sten Wichtigkeit für Frankreich, und daß folglich da« G egentheil von eben so großer Wichtigkeit für Oester reich war. Leicht ermessen läßt sich danach die Trag weite des Opfers, welches das Wiener Cabinet brachte, als e« die letzte englische Vermittelung annahm und dadurch eine Zeit verlor, die vielleicht genügt haben würde, Frankreich die vom Grafen Walewski angedeutete „voll brachte Thatsache" entgegen halten zu können. Au« Brie fen und Depeschen au« London geht übrigen« hervor, daß man dort einen Bruch zwischen Frankreich uud Eng land sehr ernstlich besorgt." Tagesgeschichte. / s Dresden, 4. Mai. Morgen, am Sterbetage Sr. Majestät des König« Friedrich August 1. von Sachsen, finden Vormittag« 11 Uhr in der hiesigen katholischen DaS neue Museum in Leipzig. Von E. Maust. (Fortsetzung aut Nr. 91.) Durch Oeser erhielt Goethe Zutritt zu den im Privat besitz reicher Leipziger befindlichen Kunstsammlungen. Um ihn sammelte sich ein Krei« von Kunstfreunden, unter denen sich Kreuchauff au-zeichnete, welcher früher Kaufmann war, später nur der Kunst lebte und auch auf diesem Gebiete al« Schriftsteller ausgetreten ist. Dieser Krei« pflegte sich in Oeser'« Wohnung in der Pleißenburg oder im Sommer auf seinem Landhause in Dölitz zu versammeln. Frohsinn und Heiterkeit herrscht» hier. Ein Zeugniß di»ser fröhlichen Stunden ist eine Predigt im Frankfurter Jud»nd«utsch, mit der Goethe die Gesellschaft mehrmals belustigt». Zur Belebung dieser Gesellschaft trug viel Oeser'« älteste Tochter Friederike bei, die in dem zwanzigsten Jahr- stand ; zu ihr fühlte sich Goethe lebhaft hingezozen. Lr rühmt ihre Einsicht, ihren Witz, ihre Munterkeit und vor Allem ihr« schöne Stimme. Oft verscheuchte sie ihm die finstere Laune; oft setzte sie ihm muthwillig, wie «r meinte, hart und un- barmherzig zu, wenn er sich unglücklich erschien und ihr sein Leid klagte. Er schätzt» ihr Urtheil und legte ihr seine dich terischen Versuche vor; in ihren Händen ließ er die älteste handschriftlich« Sammlung seiner Lieder mit Melodien zurück, und drr Briefwechsel, den er nach der Entfernung von Leipzig mit ihr unterhielt, zeigt, wir nahe sie ihm stand. Auffallend ist »«, daß er in Wahrheit und Dichtung mit keinem Worte ihrer gedenkt. Sie starb unverheirathet im Jahre 1819, 81 Jahr alt. Oeser lebt» über 3V Jahre in Leipzig, »ach verschieden»!, Seit»» hin thärig. In dieser Zeit erwachte hier da« Interesse an d«r bildend»» Kunst Immer «ehr und «ehr. Samm- ftengen wurden angelegt, wie die von Gottfried Winkler, drr außer einer großen Anzahl Bilder auch Kupferstiche und Handzeichnungen sammelte. Thoma- Büchler besaß eine Sammlung werthvoller Gemälde auS der niederländischen und holländischen Schule. Auch die etwa- später entstandene Sammlung deS Kaufmann« Otto verdient genannt zu wer den. Eben so besaß Leipzig zu jener Zeit an Huber und Christ nach dem damaligen Stande der Kunstwissenschaft achtung-werihe Forscher. Durch den sich diesen anschließen den Rost wurde Leipzig vom Jahre 1782 an ein bedeutender Mittelpunkt für Auktionen von Kupferstichen, welche später durch I. A. G. Weigel und jetzt durch Lessen Sohn Rudolph Weigel mit ungemeinem Erfolg fortgesetzt wurde. Die übrigen Sammlungen, die Leipzig zum Theil noch besitzt, entstanden nach 18lü. Wie Oeser so war auch HanS Veit Schnorr v. CarolS- feld eine Reihe von Jahren hindurch für die Leipziger Kunst« zustäude von Bedeutung. Auch von ihm besitzt da« Museum ein Bild, welche« allerhand Erinnerungen wach ruft. HanS Veit Schnorr war 1764 zu Schneeberg geboren, wo sein Vater RaihSherr war. Die Schnorre oder Snore stammen an« Schweden oder Island, und ihr Adel wurde infolge der großen Verdienste, welche sich HanS Vcil'S Urgroßvater um da« Erzgebirge, namentlich um den Ort Earlrfelb er- warb, 1687 durch Kurfürst Johann Georg IN. nit Bestätigung Kaiser Leopold'« I. erneuert, wobei dir Familie da« Recht er hielt, ihrem Namen den Zusatz „von CarolSfeld" teizufügen. Han« Beit Schnorr wurde von seinem Vater zum Juristen bestimmt und bezog demnach die Universität Leipzig, mehr jedoch al« corpn» jori» und Pandekten zogen ihn hier Kunst und Künstler an ; aber erst nachdem er aukftudirt und seinen Examen bestanden, folgte er dem Zuge seine« Herzen«, dem Liebling-Wunsche seiner Knabenjahre, und wurde Maler. Im Jahre 1788 finden wir Ihn al« Maler in König«berg, «ehr Beschäftigung suchend al« beschäftigt, wie einer seiner Biographen sagt. In seine bedrängte Lage wirft die Freund« schäft großer Männer ihren Sonnenstrahl. Mit Hippel und Kant tritt er in regen, Verkehr. DaS einzige ähnliche uud gute Porträt deS Weisen von Königsberg verdanken wir der Hand Schnorr'«. Nicht glücklicher in Bezug auf seine äußere Stellung erscheint Schnorr später während eines etwa ein jährigen Aufenthalts in Magdeburg. Wieder nach Leipzig zurückzekehrt, suchte er Versäumte« uachzuholen und besuchte fleißig die Akademie, nebenbei durch Porträtireu und Arbeiten für Buchhändler sich und seiner Familie (er halte unterdessen geheiraihet) Unterhalt verschaffend. Auch wurde er bald Oeser'S Gehilfe bei dessen Arbeiten in der Nikolaikirche. Schnorr'« erste größere Arbeit war die Ausführung eine« Vorhänge« für das Leipziger Stadttheater. Die Idee dazu faßte er bei nächtlicher Schlaflosigkeit während einer lang weiligen Reise in der berüchtigten gelben Kutsche, der famosen Fahrgelegenheit unsrer Vorältern zwischen Dresden und Leipzig. Später wendete er sich mehr der Miniatur malerei zu, illustrirte und radirte. Auch die Plastik war ihm kein fremde« Gebiet, wovon außer einigen wenigen bedeuten den Arbeiten die au» gebranntem Thon (um I8VZ—180L) verfertigten allegorischen Reliefs im Giebelfelde drr Fa^ade de« Paulinum«, weicherer UniverfliäiSstraße zugekehrt ist, Zeugniß geben. Zu dem von Schadow in Marmor auSge- führten Porträt an Müller'« Denkmal in den Promenaden soll Schnorr die Vorarbeiten gemacht haben, wie er denn auch in späterer Zeit zu dem von Funk gearbeiteten Hiller'schen Monumente die Zeichnung verfertigte. Eben so ist er zu ver schiedenen Zeilen al« Schriftsteller ausgetreten ; unter Anderm findet man in Seume'S Werken dritter und vierter Auflage von der Hand Schnorr'« Anmerkungen und Zusätze zum „Spaziergang nach EyrakuS". Schnorr hatte nämlich seinen Freund Seume auf diesem Spaziergänge begleiten wollen, »rennte sich aber in Wien von ihm, da die KriegSgerüchte ri« Weiterreise für Schnorr als Familienvater bedenklich mach ten und selbst Seume abmahnend auftrat. Schnorr blieb eine Zeitlang in Wien, wo damals ein rege- Kunstleben herrschte, ging daun nach Paris und kehrte von da mit dem Gewinn einer geförderten künstlerischen Ausbildung nach Leipzig zurück. Bald nach seiner Rückkunft wurde er al« Lehrer an der Akademie angestellt und späterhin wurde er Tischbein'« Nachfolger al« Direktor derselben ; eine Stellung, die er mit dem regsten Eifer und seltener Beruf-treue bi» zu seinem erst 1841 erfolgten Tode bekleidet«. Mit Seume war Schnorr durch ein Gedicht bekannt geworden, welche« Schil ler'« „Thalia" von Ersterm brachte. Schnorr la« dasselbe und begeisterte sich so dafür, daß er nicht eher ruhte, bi« er die Bekanntschaft de« Dichters gemacht hatte. Diese von den Musen geknüpfte Freundschaft wurde erst durch den Tod ge löst. Bei Schnorr, diesem echten Künstler, wenn Liebe zur Kunst den Künstler macht, — bei Schnorr, dem braven Haus vater, der eine zahlreiche Familie durch unermüdeten Fleiß uud Entsagung aller erkünstelten Bedürfnisse erhielt und trefflich erzog, aß der alte Stoiker gewöhnlich sein einfache« Abendbrod, trank Wasser, wiegte dir Kleinen ein« nach dem andern auf seinem Schooß und lebte und webte hier in Kunst und Natur. Der alle, bittere Spaziergänger, den da« Schick sal da« ganze Leben hindurch mit Füßen trat und der nirgend» recht heimisch werden sollte, gab den Glauben an di« Mensch, heil nicht auf, liebte Kinder und still trauliche Familienkreise. Allen Widerwärtigkeiten de« Leben«, allen Schmerzen der Zeit setzte er die Unerschrockenheit eine« männlichen Herzen« und einen unerschütterlichen Biedersinn entgegrn, und wollen un« auch nicht mehr seine Verse munden, tritt un« sein national«protestantische« Bewußtsein in etwa« steril trockener Art entgegen, so imponirt un« doch immer sein Manne«finn. (Fortsetzung folgt.-
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