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01-Extrablatt Dresdner Journal : 07.02.1859
- Titel
- 01-Extrablatt
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-18590207017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-1859020701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-1859020701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-07
- Monat1859-02
- Jahr1859
- Titel
- 01-Extrablatt Dresdner Journal : 07.02.1859
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Extra Blatt des Dresdner Journals. AuSgegeben: Montag, 7. Februar 1859, Nachts 11 Uhr. Dresden, Montag, 7. Februar. Soeben, in später Abendstunde, erhalten wir aus ofsiciellein Wege durch den Telegraphen aus Paris nachstehenden Wortlaut des Haupttheiles der kaiserlichen Thronrede: Paris, Montag, 7. Februar, Nachmittags. Die Thronrede, mit Melcher Se. Majestät der Kaiser heut« Mittag 1 Uhr die legislative Ses sion des Jahres I8SN eröffnet hat, lautet: Meine Herren Senatoren! Meine Herren Depulirten! Frankreich hat, wie Sie wissen, seit sechs Jahren seinen Wohlstand wachsen, seine Aeichthümer sich vermehren, seine innrrn Zwistigkeiten erlöschen, seinen Ruhm (predige) sich erhöhen sehen. Und gleichwohl taucht von Zeit zu Zeit mitten in Ruhe und allgemeinem Wohlbefinden eine vage Unruhe, eine dumpfe Erregtheit (sgitulian) auf, die ohne bestimmte Ursache sich gewisser Gcmüther bemäch tigt und das öffrnllichr Vertrauen stört. Ich beklage di.se periodische Entmuthigung, ohne mich darüber zu verwundern. In einer Ge sellschaft, die, wie die unsrige, durch ,o viele Revo lutionen von Grund auS umgestürzt worden ist, kann allein die Zeit die Uebrrzeugungen befestigen, dir Eharaktrre stählen und einen Glauben an die politischen Zustände wieder erschaffen. Tic Bewe gung, welche sich ohne den Anschein drohender Ge fahren jüngst eingestellt bat, muß mit Recht über raschen, denn sie beweist zu gleicher Zeit zu viel Mißtrauen und zu viel Schrecken (,-tlrol). Mau scheint auf der einen Seite an der Mäßigung, wo- ven ich so viele Beweise gegeben habe, auf der andern Seite an der wirklichen Macht Frankreichs gezweifelt zu haben. Glücklicherweise ist die Masse des Volk weit davon entfernt, sich solchen Eindrücken hin- zugrbrn. ES ist heute meine Pflicht, Ihnen von Neuem auseinander zu setzen, was man vergessrn zu haben scheint. Welche« war beständig meine Politik? Europa zu beruhigen, Frankreich seinen wahren Rang wikderzugrben, unsre Allianz mit England fest zu kitten und mit den kontinentalen Mächten Europas den Grad meiner Intimität nach der lieber- einstimmung unsrer Ansichten und der Natur ihres Verfahrens gegenüber Frankreich zu bestimmen. So konnte ich an dem Tage vor meiner dritten Wahl in Bordeaux die Erklärung abgeben: „I/empiro e'evl I» indem ich dadurch beweisen wollte, daß, wenn der Erbe dcS Kaiser« Napoleon wieder auf den Thron stiege, er nicht wieder «ine A.ra von Eroberungen beginnen, sondern ein System des Friedens einleiten würde, wrlche« nur durch die Lerthcidigung der großen nationalen Interessen ge stört werden könnte. Was die Allianz Frankreichs und Englands be trifft, so habe ich an ihre Befestigung meine ganze Ausdauer gesetzt und habe jenseits des Canals eine glückliche Gegenseitigkeit der Gefühle, auf Seiten der Königin Großbritanniens, wie auf Leiten der Staats- männer aller Richtungen gefunden. Ferner habe ich, um dieses, dem Weltfrieden so nützliche Ziel zu erreichen, bei jeder Gelegenheit die aufreizenden Erinnerungen der Vergangenheit, die Angriffe der Verleumdung, selbst die nationalen Vor- nrtheile meines Landes hintangesetzt <mk me« pie«Ir>). Diele Allianz hat ihre Früchte getragen. Wir baben nicht nur im Orient zusammen eine» dauernden Ruhm . erworben, sondern wir Haden auch erst ncch kürzlich am entgegengesetzten Ende der alten Welt den Fortschritten der Civiiisation und der christlichen Religion rin uner meßliches Gebiet eröffnet. Seitdem Abschlüsse des Friedens haben meine,Be ziehungen zu dem Kaiser von Rußland den Charakter der offensten Cordialität gewonnen, weil wir über alle strei tigen Punkte einverstanden gewesen sind. In gleicher Weise habe ich mir Glück zu wünschen zu dem Stande meiner Beziehungen zu Preußen, welche unablässig von einem gegenseitigen Wohlwollen be- seelt gewesen sind. Das Wiener Cabinet und das meinige haben sich dagegen, ich sage dies mit Bedauern, oftmals über die prineipiellen Fragen*in Zwiespalt befunden und es hat eines großen Geistes der Versöhnlichkeit bedurft, um zur Lösung derselben zu gelangen. To konnte z. B. die Recvnstituirung der Donaufürstenthümer nur nach zahlreichen Schwierigkeiten beendigt werden, die der vollen Befriedigung der höchst legitimen Wünsche derselben geschadet haben , und wenn man mich fragte, welches Interesse Frankreich in jenen fernen Gegenden hätte, welche die Donau bespült, so würde ich entgegne», daß das Interesse Frankreichs überall da vorhanden ist, wo es eine gerechte und der Civilisation förder liche Sache zur Geltung zu bringen giebt. Bei diesem Stande der Dinge war es nichts Außer ordentliches, daß Frankreich sich mehr an Piemont an näherte, welches unsrer Politik so ergeben während des Krieges, so treu während des Friedens gewesen war. Die glückliche Verbindung meines vielgeliebten Vetters, des Prinzen Napoleon, mit der Tochter des Königs Victor Emanuel, ist daher nicht eine von jenen außrrgewöhn lichcn Tbatsachen, wozu man einen verborgenen Grund suchen muß, sondern natürliche Folge der Gemeinschaft der Interessen beider Länder und der Freundschaft ihrer Souveräne. Seit einiger Zeit flößen der Zustand Italiens und seine abnorme Situation, wobei die Ordnung nur durch fremde Truppen aufrecht erhalten werden kann, der Di plomatie gerechte Besorgnisse ei». Ties ist jedoch nichts destoweniger kein ausreichender Grund, um an den Krieg zu glauben. Mögen diesen die Einen ohne rechtlichen Grund aus allen Kräften herbeiwünschcn, mögen die Andern in ihrer übertriebenen Besorgniß sich darin ge fallen, Frankreich die Gefahren einer neuen Coalition aufzuzeigen: ich werde unerschütterlich auf dem Wege des Rechts, der Gerechtigkeit, der na- tionalen Ehre verharren und meine Regierung wird sich weder binreißen noch einschüchtern lassen, weil meine Politik jederzeit weder eine provocirende, noch eine furchtsame sein wird. Fern sei daher von uns jene falsche Aufregung, jenes ungerechte Mißtrauen, jene interessirte Sonder stellung Ich hoffe, der Friede wird nicht gestört werden. Nehmen Sie daher mit Ruhe den gewöhnlichen Gang Ihrer Arbeiten wieder auf. Ich habe Ihnen freimüthig den Stand unsrer auswärtigen Beziehungen auseinandergesetzt, und diese Auseinandersetzung, übereinstimmerd mit all' Dem, was ich seit zwei Monaten im Inlande, wie im Auslande bekannt zu machen bemüht gewesen bin, wird Ihnen, wie ich annehmen zu dürfen glaube, beweisen, daß meine Politik nicht einen Augenblick aufgchört hat, dieselbe zu sein: fest, aber versöhnlich. Ich rechne auch jederzeit mit Vertrauen auf Ihre Mitwirkung, sowie auf die Unterstützung der Nation, welche mir ihre Geschicke anvertraut bat. Sie weiß, daß niemals ein persönliches Interesse, oder ein klein licher Ehrgeiz meine Handlungen leiten wird. Wenn man, getragen durch den Wunsch und die Stimmung des Volks die Stufen eines Thrones besteigt, so er- hebt man sich durch die schwerste der Verantwortlich keiten über die niedrige Region, wo sich die gemeinen Interessen streiten, und hat zu ersten Beweggründen wie zu letzten Richtern Gott, sein Gewissen und die Nachwelt. Verantwortlicher Redakteur: I. V. Hartmann. — Druck von B- G. Teubner in Dresden.
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