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Dresdner Journal : 20.08.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-08-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185908208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 771 als Seite 779 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-08
- Tag1859-08-20
- Monat1859-08
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 20.08.1859
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Sonnabend, den Ab August. 18S« .V I!N Ld««««ti,rrtst: ^Ldrlicb: S pdtr. 1t) la »—»»«* l km a»Ut»s» 1 ,. IV .. ,, „ (tritt ko,» uns )lolt»tltcl> iu vrooson: Id Kgr s Lt«wp«k»u- k>iir«>ne Xummorn: 1 Xxr. ) iebt»g kiiuu. Snftrattnprrcsr: kur Scn ltiucm einir «p ilteo^n Loli«: 1 Xxr. kutvr ,,l:i»x«--«»üt" Sie ?!»il«: 2 bixr. Erscheinen- l'Hzii'.li, mit ,Ior 8ouu- »uü Irivitox«, »>x>n <n liir <I«u Iuljxei»lon kitx. Drcs-nerÄournal. Verailtwortlicher Redacteur: I. G Hartmann. Inscratrnaunahmr auowürto: t-oip-ix: k». linx-corri-rrt-i,, dvmmiosioakr <Ie» Drenckner ^ourn»I»; <chenck>«rIl»U: ll. HiLlton»: HniLüirnin L Vuoi.rx^ Lorlül: O»vxil-trolle Nnclili-, N»rr>«icrr»'» IIltr<!ltU; LrculOL: k. 8ciil.orrr; knutLIort ». N.: Uuclikilulll»»^; Ldio: ^ooi.r x^ri,: v. I.Hvvrxrrr.» (28, >nc> bau» kr»x: >'». kiiiii.il'a'» tlue I>ti»0(>lun^. Herausgeber: Nouixl. Nr^eeNtiou <1e» vresäuer ckouranl», Dre^llou, ^lorienstrosn« knr. 7. Amtlicher Thril. Dretde«, 11. August. Sk. König!. Majestät haben dem Kirchschullehrer Johann Gottlob Schmidt in Kott- mar-dorf, bei Gelegenheit seiner Emcritirung, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. »«»erficht. Telegraphisch« Nachrichte» » ZeitNvstSscha». (Berliner Volks-Zeitung. — Zeitung für Norddrutschland. — Gazette de Lyon.) Taaetgeschichte. Wien: Abdication des Großherzog» Leopold von Toscana. Fürst Esterhazy zurück. Patrio tische Gaben. Politische Umtriebe in Italien. — " Berlin: Das Befinden des Königs. Demobilisirnng. Grhaltsverbesserungen für Unteroffiziere. — Danzig: Entlassungen in der Marine. — München: Drei herr v. d. Pfordten. Feuer. — Weimar: Die bevor stehende Parieiversammlung in Frankfurt. — Gotha: Zur Bundesreformagitation. — Frankfurt: Frier deS Geburtsfestes des Kaisers von Oesterreich. Mili- tärercrsse. — Paris: Das Begnadigungsdecret. Die Moniteurnote über Niel und Canrobert. Das Napo- leonsfest. Die Occupationsarmee in Italien. Heim kehr der Truppen. Vermischte Nachrichten. — Zürich: Eröffnung-der Nordostbahn. — Brüssel: Eiscnbahnunsall. Die Befestigungsdebattc. —Turin: Defensivdündniß der Herzogthümer. — Florenz: Die Botschaft Ricasoli's an die Nationalversammlung. Gt nori's Antrag angenommen. — Livorno: Englische Kriegsschiffe. — Rom: Entlassung Antonclli's. — Modena: Nationalversammlung eröffnet. — Nea pel: Meuterern englischer Matrosen. Schweizcrtrup- pen in die Armee eingereiht. Freischaarrn nach Li vorno. Erbitterung gegen die Franzosen. Conscrip- üon in Mailand. — London: Die Arbeiter-Strikes. Armeeverwaltung. Prügelstrafe. Eindruck der Nach richten aus Italien. — St. Petersburg: Die Sa- ratoff-Moskauer Eisenbahn. — Von der polnischen Grenze: Die Stellung zu Oesterreich. Entlassung der Reserven. Manöver. Ernennungen, Versetzungen rc. i« öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzinlnachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wie», Freitag, IS. August. Die brütige „Wiener Zeitung" meldet zahlreiche Autzeichnun- arn von Militär- infolge der Schlacht bei Sol- ferino. Der bisherige Minister deS Innern, Frei herr v. Lach, soll zum Gesandten in Rom defig- nirt sein. Eine Modifikation deS CabinetS wird erst erwartet. Berlin, Freitag, IS. August, Mittags '412Uhr. Se. Majestät der König haben in vergangener Nacht mit kurzer Unterbrechung fest geschlafen. Leim Erwacken zeigte sich wiederum eine, wenn auch nur genüge Zunahme der Kräfte, während in dm übrigen KrankheitSerscheinuugru seit gestern sich nichts geändert hat. Turin, 17. August. (Tel. d. Jndep ) Der König ist diesen Abend von Mailand wieder hier ein- artroffen und a» Bahnhöfe von der Menge mit Beifallsrufen empfangen worden. Die Stadt »ar beleuchtet. Die Rationalgarde und die piemon- tefischen Truppen bildeten Haie längs deS WegeS deS Königs. Die Demission deS Generali Ulloa ist angenom men. ES geht daS Gerücht, General Fanti »erde WM Obercommando der mittelitalirnischen Armee annrhmev. Auf der Eisenbahn nach Genua find zwei Züge zusammengestosten. Sechs Personen kämm dabei umS Leben. Loudon, Donnerstag, 18. August. Die heute erschienenen Journale sprechen sich über dir vom Kaiser Napoleon ertheilte Amnestie günstig auS. AuS Konstantinopel sind in Marseille (wi der „Jndöp." unterm 17. August von dort telegraphier wird) folgende Nachrichten ringetrosfev: Der Sul tan ist am 1v. August von seiner Reise in den Archipel wieder hierher zurückgekrhrt. (Ein Brand in Thrssalonich, der als böses Anzeichen betrachtet wurde, soll seine Umkehr beschleunigt haben.) Am folgenden Ta^e empfing er den französischen Gesandten, Hrv. v. Thouveuel, der sich eine- ausgezeichneten Empfan ges zu erfreuen hatte. (Derselbe war am 3. August angekommen und hatte sogleich seinen Wohnsitz in Thc- rapia bezogen.) Herr v. Prokesch, der österreichische JnternuntiuS, hat sich beeilt, Herrn v. Thonvenel einen Besuch abzustatteu. Das „Journal de Con- stantinople" sagt, daß in den diplomatischen Sphä ren die herzlichsten Beziehungen wieder hergrstellt find. Dasselbe Blatt sagt, der englische Gesandte, Dir H. Bulwrr, hat über die Anwesenheit deS eng lischen Geschwader- in Alexandrien Aufschlüsse ge geben. Die sei einzig motivirt gewesm durch die Annahme, der Sultan werde «ach Aegypten kom men. Privatbriefe sehen hinzu, sie solle die Mis sion Colqhoun'S unterstützen, der mit Eröffnungen wegen der Tuezemgelegenheit (di- d-m „Nord" zu- folgc Herr v. Thouveuel unter seinen besonder» Schuh genommen haben soll) dort ««gekommen ist. Der Viceköuia von Aegypten wäre durch einen Unfall auf der Eisenbahn beinahe umS Leben ge kommen. In Kandia sind neue Mordsceuen vor gekommen. Die Gmdarmm wurden gemartert und »«gebracht. In Tscherkessien soll eine Bewegung gegm die Türken auSgebrochev sein. Der Kaiser von Rußland hat dem Sultan zum Dank für die dem Großfürsten Konstantin gewordene Aufnahme den St. AndreaSorden in Diamanten, eine Million Piaster an Werth, übersandt. Dresden, 18. August. , . Blättern von der Tendenz der „Bolt»'Ze»tuug" m Berlin halten wir es für gewöhnlich nicht nöthig, hier unsre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Diese Tendenz allein dispensirt uns von jedem Versuche, die Aeußer- ungen derselben unter irgend einer Form unsern Lesern schmackhaft zu machen. Selbst eine berichtigende Be achtung kann ein Blatt nur selten verdienen, in dem jede Zeile, welche sächsische Verhältnisse betrifft, Widerspruch Hervorrufen muß. Wenn wir heute nichtsdestoweniger von dieser Gewohnheit des Jgnorirens abweichen, so geschieht es, um unsern Lesern in einem hervorragenden Falle den Beweis zu geben, bis zu welchem Grade des Unsinns sich jene Partriwuth verirren kann, Welche die Unterdrückung der übrigen deutschen Staaten durch Preußen verfolgt. In der „Volks-Zeitung" wird näm lich berichtet: in einer Demokratenversammlung in Sachsen habe ein sächsischer Demokrat jüngst einen Toast „dem jetzigen Preußen" ausgebracht, und dieser Toast wird nun wörtlich mttgetheilt. Es heißt darin zu An fang: das sächsische Volk fühle sich von Preußen mora lisch erobert. Dann fährt der Toastausbringer fort: „Und dies ist nicht zu verwundern bei einem Lande wie „Sachsen; es ist das in politischer Freiheit ärmste und „niedergedrückteste, welches es in ganz Deutschland bis „an die finstern Grenzen der österreichischen Concordats- „herrschaft giebt. Ruhig, schweigend, aber ernst bewußt „fühlt es dies. Witz, Spott und Hohn wirft sich über „Hessen; ein ernstes Mitleidcn bewachtet Hannover, und „das Erstaunen erfaßt uns, wenn wir hören, welches „Wagniß sich in einem, Belgien so nahen Lande, wie „Luremburg, bis vor kurzem versucht hat; allein wer „wollte Gachsen mit ihnen vergleichen? Alle diese Län „der sind immer noch unendlich glücklicher und freier „als Sachse», welches in dieser Hinsicht weit hinter „ihnen trotz aller vorauSftrahlendcn, früher gegebenen „hohen Zusagen zurückstcht. Tas Maß an Freiheit, „welches jene Länder genießen, ihre Vertretung ist bei „allem Ucbermuthe der Reaction immer noch größer und „besser geblieben, als das den Sacbscn gelassene. Die „Eroberung Sachsens ist daher nickt gerade ein Kunst „stück; sie war sehr leicht, aber sie ist darum nickt des „Geringsten weniger werth." Der Toast malt neben diesem Bilde der tiefsten politischen Finsterniß nun daS lackende preußische politische Bild: „Tic Aufrichtigkeit „und Ernstlichkeit der Liebe" — sagt er — „zu dem „ausreichend gegebenen Maße an Freiheit aber ist es, „welche einem Volke Frieden und Glück gewährt; sic vcr „mag cs weit mehr, als ein größeres Maß selbst. In „einem so regierten Lande, wie Preußen cs jetzt ist, un „ter einem Fürsten, wie der Prinz-Regent sich gezeigt „und bewährt hat, kann jeder Demokrat sich wohl und „zufrieden fühlen; wir wenigstens würden jeden über „das in der Verfassung Preußens gewährte Freiheits- „maß hinausgehcndcn politischen Wunsch gern zu den „Andenken an vergangene Zeiten legen. Solchen mora „lischcn Eroberungen Preußens, denen kein deutscher „Stamm froher und bereiter sich unterwarf, als Sachsen, „kann aus die Dauer zum Glück nickt allein mit einem „selbstgefälligen Läckeln halb erschrockener, halb erbitter ter kleiner Staatslenker widerstanden werden." Ties der Toast, welchen angeblich ein sächsischer Demokrat gc halten haben soll. Daß wir ihn weiter verbreiten und dem sächsischen Volke zur allgemeinen Kcnntniß bringen, mag beweisen, daß wir die Ueberzeugung haben, solcke Aeußerungen der Partciwuth in Preußen über unser sächsisches Vaterland werden in Sacksen allgemein, auck in der „demokratischen" Partei belächelt werden. Wir wollen auck mit keinem nähern Hinweise ans die bei uns be stehenden freien Verfassungszustände, auf die kirchliche wie politische Toleranz der Verwaltung und Pen Zustand aller öffentlichen Freiheiten im Gemeindewescn, in der Presse rc. dem Selbsturthcile jedes säcksischen Lesers die ses Blattes über solche Auslassungen zu Hilfe kommen. Nur das möchten wir noch bemerken, daß es weder der preußischen Regierung noch dem erlaucktcn höchsten In haber derselben angenehm sein kann, wenn ihnen Lob sprüche auS einem Munde crtheilt werden, wclcker der blindesten Lästerung gegen Andere voll ist. - »Anter dem Titel: .,i)m» «ibaMoir«- l.unbarä,- oonwmi'orame" hat ein Italiener, der die jüngste Ge schichte seines Landes mitmachte, ein Dokument in der „Gazette de Lyon" veröffentlicht, worin die ränke volle Politik des Grafen Eavour eben so ausführ lich als meisterhaft geschildert wird. Man schreibt darüber der „N.Pr.Z." aus Paris: „Der Verfasser ist weit entfernt davon, die österreichische Verwaltung in der Lombardei vertheidigen oder besckönigcn zu wollen; aber er zeigt, wie alle beabsichtigten Reformen an den Jntriguen des sardinischen Ministers gescheitert sind und die Vermei dung des Krieges unmöglich wurde. Ich hebe hier eine Stelle hervor: „Vor allen Dingen mußten die Italiener mit Haß gegen ihre Fürsten erfüllt werden. Dieser Haß gipfelte sich in dem Ha'se Oesterreichs. So oft eine ita lienische Regierung sich ihren Unterthemen zu nähern, eine Verbesserung einzuführen suchte, machte sich Herr v. Cavour an die Arbeit, um die Unternehmung schei tern zu machen. Was hat man nicht gesagt und ge schrieben, als Oesterreich eine italienische Conföderation, ähnlich der, welche Pius IX. im Jahre 1847 vorge schlagen hatte, in Anregung brachte? Oesterreich wollte zum Mindesten einen Zollverein zu Stande bringen; aber die ganze Schule der sardinischen Ökonomisten wurde gegen das Project losgelassen... So mit allem Uebrigen. Während des ganzen Aufenthalt- des öster reichischen Kaisers in Mailand schuf man allen seinen Refonnprojecten alle denkbaren Schwierigkeiten. Nicht ein Wort, nicht ein Act, der nicht von den Blättern in Gin Handstreich. (Historisch.) Bon Fr. Friedrich. (Fortsetzung au« Nr. ISO.) Der Hauptmann Sander eilte fort und hätte laut ausjubrln mögen, daß er der Erfüllung seine- Wunsches so nahe stand. Kaum hat er den Seinen das kühne Wagniß mitgetheilt, so meldet sich freiwillig eine große Anzahl, welche es mit ihm zu bestehen verlangt. Ja, er hat eS nicht anders erwartet, er kennt seine Leute. ES thut ihm leid, daß er nicht Allen die Freude machen kann, denn eine Freude ist cs für ihn, einem solchen verwegenen Unternehmen entgegen zu gehen. Vier nur wählt er von ihnen aus, die Oberjäger Stengel, Sauer und Richter und den Freiwilligen Häusler, aber er weiß, daß er sich auf diese Bier in allen Fällen verlassen kann. Eie find rasch entschlossen, von verwegenem Muthe und doch zugleich besonnen wie er selbst, wenn dir Gefahr Ruhe und Ueberlegung verlangt. Schon eine Stunde darauf verlassen fie jubelnd, als ginge es zu einem lustigen Tanze, mit Ertrapost Oschatz. Biele blicken ihnen mit Neid nach; e- gilt ja einen raschen, kühnen Streich, bei dem rS Ruhm und Ehre zu erwerben giekst. Sander'- Herz schlägt ungeduldig. Ein doppeltes Ziel schwebt vor ihm. Er soll eine ehrenvolle Thal voll bringen und sein geliebte» Mädchen Wiedersehen. Er malt sich in Gedanken die Ueberraschung der Letzter» au-, wenn er plötzlich unerwartet vor sie hintritt. An die Gefahren, denen er vielleicht rntgegrnging, dachte er nicht, weil er sie nicht fürchtete. Rasch gelangten sie nach dem Städtchen Schlieben. Ohne Ahnung, daß fie hier einen Feind zu erwarten hatten, fuhren sie zum Thorr hinein. Da erblicken sie plötzlich eine Anzahl unberittener feindlicher Dragoner, welche soeben im Begriff sind, auf requirirten Wagen weiter zu ziehen. Der kleine Hausen stutzt. Die Zahl der Feinde, welche in dem Städtchen sind, läßt sich nicht ermessen; die, welche sie sehen, sind ihnen Wohl viermal an Zahl überlegen. Sie haben nicht Zeit, nach der Zahl der Feinde zu forschen; dies würde auch ihre eigne Schwäcke verrathcn. An ein Zurückweichen und schleuniges Verlassen der Stadt denkt Keiner von ihnen. Ihnen bleibt Nichts übrig, als eine verwegene That zu wagen. Sander ist sofort dazu entschlossen; die Scinigen errathen sie, nock ehe er ihnen seine Absicht mittheilt. Das ist nach ihrem Sinne. Der Feind muß durch ihre Verwegenheit über rascht, getäuscht und geblendet werden. Sander läßt den Wagen anhalten; sie springen hinab, schnell in Reihe und Glied angetreten und nun im raschesten Sturmschritt, der Hauptmann mit gezogenem und muthig geschwungenem Säbel voran, auf die Dra goner. Diese sind überrascht, erschreckt — sie kennen „die Schwarzen des Braunschweigers". - Ehe sie noch die ge ringe Zahl ihrer Feinde zählen und auf de- Haupt manns lauten Ruf: „Ergebt Euch oder ich haue Alle nieder!" antworten können, sind ihnen die Säbel und Carabiner bereit» entrissen. Sie sind zu Gefangenen gemacht, eh« fie sich klar bewußt werden, wa» mit ihnen vorgegangen ist. E» sind im Ganzen zwei Offiziere und neunzehn Dragoner. Mehr Feinde liegen zum Glück in dem Städtchen nicht. Dieser verwegene Streich ist geglückt, aber die Ge fahr ist noch keine»weg» vorüber. Auch ohne Waffen können die an Zahl viermal überlegenen Gefangenen ihre Sieger leicht überwinden und sich wieder frei machen. Der Hauptmann verhehlt sich die» nicht. Keinen Augenblick darf er seine Besonnenheit und Ruhe ver lieren. Er giebt sich den Anschein, als ob er nur die Vorhut des ihm auf dem Fuße nachfolgenden Herzogs sei. Den beiden gefangenen Offizieren nimmt er das Ehrenwort ab, keinen Versuch zur Flucht zu machen und auch für die Dragoner einzustehen. Er macht sie dafür verantwortlich und verspricht ihnen, sie der Gnade des Herzogs bestens zu empfehlen. Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht von dem Einrücken der gefürchteten „Schwarzen" durch das ganze Städtchen verbreitet; erschreckt eilen die Bürger und der Magistrat aus dem Markte zusammen. Kühn, fast üder- müthig, als ob er mit einem fünftausend Mann starken Heere in die Stadt eingerückt wäre, tritt Sander dem Magistrate entgegen und befiehlt ihm, für den Herzog, der binnen kurzer Zeit mit dreitausend Mann einrücken werde, Quartier bereit zu halten und Alles aufzubieten, um des Herzogs Unwillen nicht zu erregen. Der Magistrat ist erschreckt, verspricht indeß Alles, um die gefürchteten „Schwarzen" in keiner Weise zur Unzufriedenheit zu reizen. Sander weiß, daß die Furcht die Bürger hinreichend im Zaume halten wird; sie werden seine List nicht durch schauen. Leichter hat er dies von seinen Gefangenen zu befürchten. Sie dürfen nickt in der Stadt bleiben, mit sich führen kann er sic nicht; ihn stachelt auch der Ge danke an, dem Herzoge die Gefangenen zuzusenden. Er bespricht sich mit dem Oberjäger Stengel; dieser ist be reit, die Gefangenen auf Nebenwegen bi- zum H«ere de» Herzog» zu führen und Alles aufzubieten, sie bi» dahin hinzuhalten und zu täuschen. Da» Ehrenwort der Offiziere kommt ihm zu statten. Die zur Weiterbeförderung der Dragoner requirirten Wagen werden sofort benutzt, um dir Gefangenen fort zuschaffen. Ohne Verzug müfsrn fie, natürlich ohne Turin entstellt und verhöhnt wurde. Correspondenzen, deren Ursprung Jedermann kennt, denuncirten Jeden, der in irgend einer Beziehung zum kaiserl. Hofe stand. Wenn Ihr einen Feind hattet — und wer hat keinen in Italien? —, so gab es ein unfehlbares Mittel, Euch zu verderben: das war, an die „Opionine" in Turin zu schreiben, daß Ihr in einer Soiree bei einem Mi nister erschienen wäret. Nahm eine Dame eine Ein ladung an, am Tage darauf las man in den Journalen ihre geheimste Gesckichte, ihre häuslichen Verhältnisse, die ihrer Mutter, ihrer Töchter, ihrer Schwester.^ Man be greift die Lage der Lombarden unter einem solchen Schreckensregiment. Die Unglücklichen hatten nichts Anderes zu thun, als sich zu verbergen, auf dem Lande zu bleiben, zu reisen oder sich krank zu stellen. Und auch das war zumeist vergeblich; denn wenn cs keine Thatsache gegen einen Feind gab, so erfand man deren. Konnte ein Lombarde ohne Gefahr läugnen, daß er eine Einladung erhalten oder einen Minister gegrüßt hatte? Das aber waren eben so viele Verbrechen. Wir bitten, daß man die Schrecknisse dieser Situation in Ueberlegung ziehe, sie ist vielleicht ohne Beispiel in der Geschichte, und sie ist dennock die der Lombardei während zehn Jahren gewesen. Ein verruchtes Spionirsystem, zehn mal schlimmer als das österreichische, verrieth die intim stcn Beziehungen. Natürlicherweise erreichten die Droh ungen, die Denunciationen und die Verleumdungen vor züglich Diejenigen, welche durch Gebiet, Reichthum oder Talent ausgezeichnet waren. Es genügte nicht, Italiener und Liberaler zu sein, man mußte Piemontese sein. Es ist bekannt, daß der Kaiser Franz Joseph mit dem Plane umging, die Verwaltung der Lombardei von der des Reiches zu trennen, und zwar unter dem Vicekönig Erz herzog Maximilian. Tas paßte natürlich nicht in die Berechnung des Herrn v. Cavour: „Der Krieg der Pam phlcte und der Journale wurde widerlicher als je. Der Hof von Turin schickte Niemanden, um den Kaiser Franz Joseph, der sich an den sardinischen Grenzen befand, zu begrüßen. Tie Injurien gegen dresen Souverän wurden so skandalös, daß Herr v. Buol sich beschwerte. Er er hielt zur Antwort, die Presse sei frei. Der österreichische Gesandte in Turin wurde abbcrufen. Das war eben, was Herr v. Cavour wollte." Ueber den Ausbruch des Krieges sagt der Verfasser: „Weder Frankreich noch Piemont hatten ihn so bald erwartet. Während die Vorbereitungen getroffen wurden, sollte Herr v. Cavour die Revolution im Mittlern Italien Hervorrufen. Oester reich, von dieser Seite angegriffen, lief Gefahr, sein Fcstungsviereck umgangen zu sehen und Venedig früher als Mailand zu verlieren. Der Marsch des Generals Gyulai nach vorwärts machte diesen Plan scheitern. Aber diese Bewegung geschah zwei Monate zu spät." Die Einigkeit Deutschlands, welcke man jetzt mit Par teiversammlungen, Adressen, Erklärungen, Vereinen und Zeitungsartikeln Herstellen will, nimmt einen vielver sprechenden Anfang. Bereits liegen die Parteien, welche sick zur Herbeiführung sothaner Einigkeit verbünden wol len, sich in den Haaren. Unlängst hatte schon ein bayrisckcr Demokrat, Titus in Bamberg — er ist als solcher aus der Frankfurter Nationalversammlung her Wohl noch be kannt — eine Protestation gegen die Behauptung Gotha' scker Parteiblätter veröffentlicht, daß der Sinn der Eise nacher Erklärung ein kleindeutscher sei. Jetzt wahren auch die „Zeitung für Norddeutschland" und die be deutendsten demokratischen deutschen Blätter ihren demo- kratiscken Standpunkt und die Selbstständigkeit ihrer politischen Principicn gegen das Gothaerthum. Ein Gothaisches Blatt, die „D. R.-Z." in Braunschweig, batte die hannoversche» „Patrioten" gelobt, daß sie gute Gothaer geworden seien. Darauf antwortet das Organ der hannoverschen Demokratie: „Wir müssen doch davor ernstlich warnen, die deutsche Bewegung mit dem gothai- schen Gebühren an endlichem Zweck und Charakter zu verwechseln. DaS könnte nur der angcstrebten Einigung der Gothaischen und demokratischen Partei hinderlich und nachthcilig werden. jDenn fordern die Gothaer etwa, daß die Demokratie zu ihnen überlaufe: so müßten wir wenigstens entschieden dagegen protestiren. Wenn wir Waffen, die Stadt verlassen. Das schußfertige Gewehr im Arm schreitet Stengel neben den Wagen her. Sander sieht ihn nicht ohne Besorgniß scheiden. Doch er hat nicht Zeit darüber nachzudenken. Er weiß, daß er sich auf Stengel verlassen kann — ihn selbst drängt es weiter. Noch einmal empfiehlt er dem Magistrat die größte Sorgfalt in Betreff des Quartiers und seht dann auf einem Wagen mit seinen drei Mann in größter Eile seinen Marsch fort. Sie sind durch dies unerwartet leichte Gelingen die ses Handstreiches in eine begeisterte, tollkühne Stimmung verseht. Ohne Bangen würden sie jetzt einen zehnfach stärker» Feind angreifen, überzeugt, daß.sie auch ihn durch ihre Verwegenheit täuschen und überwinden würden. Schnell und ungefährdet gelangen sie nach Torgau. Die Oberjäger haben Lust, auch hier das in Schlieben ausgrführte Manöver zu wiederholen. Sander ist da gegen. ES wäre Thorheit, sich ohne Nutzen solcher Ge fahr au-zusetzrn — ihn treibt es weiter nach Luckau. Durch eine Furt passiren sie, ohne die Stadt zu berühren, die Elbe und setzen mit größter Erle ihren Marsch fort. Die Bauern müfsrn ihnen in jedem Dorfe, welches sie berühren, frischen Vorspann geben, und schon ihre sckwarze Uniform und der gefürchtete Todtenkopf am Czako flößen Jenen hinreiciwnd Furcht ein, um es ohne Widerstand zu thun. Während der Nacht gönnen sie sich kaum wenige Stunden Ruhe. Auch die» würden sie nicht gethan haben, hätte e» nicht in Sander'» Wunsch gelegen, nicht wLhrend der Nacht in Luckau einzutreffen. (Fortsetzung folgt.)
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