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Dresdner Journal : 12.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185910122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-10
- Tag1859-10-12
- Monat1859-10
- Jahr1859
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- Dresdner Journal : 12.10.1859
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«23«. Ld««um»1-Prr1sr: : b rur. 1« i« > lw '/^jtirrl.! 1 „ tt« „ „ „ stritt ?»«- miä Köu»«n<-d i» vr—ü«0! Id lkssr. I 8t«mp«l»n- sim»m«ro: 1 ttssr. ) ,ebl»x tilocu. »»ftratrmiretsr: kilr ä«n tr»uw «iu«r xe»p»It«u«n 1 ts^r. K»««r ,,Lin^»»«uär" ät« X«it«: 2 Xxr. Srschelnrn- 'silxü^si, mit Xn»n»Iii»e <ter 8onn- «lä ^elert»^», Xt>«i><t» Nir «t«n t»Iis«ii<i«o Mittwoch, den 12 Oktobers Dres-nerIMmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18SS. InserattaannalMe «mswärt«: k». k»t>iv»r»rr««, Oommrisiooltr äe» vr«»äner ^onrn»I»; et>enä»,eN>N: N. Nvi,»»»: Alt»»»: » Voai r« , L«rli>: O»o?lt»'»cii«r önckti., l»ur«»u; »r«««»! L. 8«»l.<,w»; krLLilkart ». ».: »ctie Lu«t>t>»ll<tlnne! Kit»- Xool-M LrivL»»»; k»rl»: V. t, (28, rue <te« t-ou» ens»u»), kr»x: k«. ki«»r.ic»'« öu> kk»nälunx. Ljeraurgebrr: ir<>uk^k. LxpsNition äk» vre,ckn«r ^ouro»I», vrosntou, sl»rie»str»»s« ^r. V. Ämtlicher Theil. Verordnung die Rücksichtnahme auf Entwässerung bei Grund- stückenzusammenlcgungen betreffend, vom 28. September 1859. Um die gehörige Berücksichtigung der Entwässerung bei Grundstückenzusammenlegungen sicher zu stellen, findet das Ministerium des Innern Folgende- zu verordnen: I. Bei den örtlichen Borarbeiten zu Grundstückrazusam- mrnlegungen Haden dir dazu bestellten Eprcialcommis- sionen rechtzeitig in Erörterung und Verhandlung zu ziehen, ob und wie dabei zugleich für zweckmäßige Ent wässerung zu sorgen sein werde. , 2. Es ist dabri festzustellrn: ». ob und in wiefern nach der Bodendeschassenheit und Lage der zusammenzulegenden Grundstücke besondere Entwässerungsanlagen überhaupt nöthig seien und land- wirthschaftlichen Ruhen versprechen; d. durch welche Art von Anlagen, ob durch bloße offene Grabenzüge oder durch damit zu verbindende Drainanlagen der Zweck zn erreichen sein werde, und lehtern Falles o. welche Richtung und Beschaffenheit man den Gra benzüge» zu geben haben werde, um dadurch zugleich künftigen Drainanlagen die erforderliche Vorfiuth zn verschaffen. 3. Ob und in wieweit die Erörterung und Begutach tung dieser Fragen lediglich dem ökonomischen Special- commissar überlassen oder deshalb rin besonderer Sach verständiger zugezogen werden soll, hängt, insofern es auf die hierüber an di» betheiligten Grundstücksbesitzer zu stellende Frage nicht deshalb zu einer Bereinigung sämml- licher Betheiligten kommt, von den Anträgen Einzelner unter denselben ab. Diesen ist jederzeit stattzugebrn, aber den Antragstellern dabei bemerklich zu machen, daß der dadurch entstehende Mehraufwand nach der zu seiner Zeit darüber zu ertheilenden Entscheidung sie nach Befinden ausschließlich treffen könne. 4. .Dz« für.. ausgestellten digen haben die Kostensätze für ihre Verrichtungen, in sofern es darüber nicht in GemäSheit der Bestimmung Z. 288 des AblösungsgeseheS vom 17. März 1832 zu einer Bereinigung mit den Interessenten im Voraus kommt, nach den für die landwirthschaftlichen Zusammen legungs-Specialcommissare bestehenden Vorschriften zu be messen, welch« anliegend unter D zusammengestellt sind. 5. Den Ausammenlegungs-Specialcommissionen werden durch die Genrralcommission die Namen der den laud- wirthschaftlichen Kreisvereinen beigegebenen landwirth schaftlichen Kommissare mitgetheilt werden, welche vor zugsweise auch zu den oben unter 2 gedachten Erörte rungen für befähigt zu erachten und daher den Bethei ligten dazu als Sachverständige von den Specialcom missionen vorzuschlagen sind. Dresden, den 28. September 1859. Ministerium de- Innern. Frhr. von Beust. Demuth. O 1. Die Diäten für die landwirthschaft-kundigen Special- Commissarien zu Ablösungen und GemeinhritStheilungen sind auf 2 Thlr. 1 Ngr. 7 Pf. täglich festgesetzt. 2. Die Commissarien sind für Arbeiten, welche sie in ihrer Behausung verrichten, nach dem unter 1 angege benen Maaßstabe zu liquidsten berechtigt, und es gelten hierbei acht Arbeitsstunden für einen Tag. 3. Die Interessenten können für das Reisefortkommen der Commissarien durch Gestellung von Zugpferden selbst sorgen. Die Commissarien haben daher die deshalb nö- thige Aufforderung an die Parteien in Zeiten gelange» zu lassen. Es wird angenommen, daß die Gestellung von Pferden von Seiten der Interessenten nicht beab sichtigt werde, wenn auf die erlassene Aufforderung eine Erklärung bi- zum vierten Tage vor dem Termine nicht erfolgt ist. 4. Werden Zugpferde gestellt, so sind die Commissarien nur berechtiget, Wagenmiethe zu liquidiren, im entgegen gesetzten Falle aber ertrapostmäßige Ansätze für zwei Pferd« nebst Wagen. 5. Können bei de» vorkommenden Reisen Posten benutzt werden, so können nur die tarifmäßigen Fahrgelder liqui- dirt werden. In gleicher Maaße, wie die Posten, müssen auch die Eisenbahnzüge benutzt werden, und es steht den Com missarien zu, sich hierbei der zweiten Wagenclasse zu ihren« Fortkommen zu bedienen. ti. An Copialien sind 2 Ngr. 6 Pf. für den Bogen ge wöhnlicher Schrift und 4 Ngr. für den Bogen Tabellen arbeit anzusrtzen. 7. Den Commissarien ist Wohnung, Erpeditionslocal, Heitzung und Geleuchte von den Interessenten unentgelt lich zu gewähren. Nehmen sie außerdem noch Bekösti gung an, so sind die betheiligten Interessenten berech tiget, rin Drittel der Diäten inne zu behalten. 8. Alle den Interessenten abzufordernden Kosten und Verläge müssen zuvor von der Genrralcommission festge- stellt sein. Nichtamtlicher Theil. »«hör sicht. Tele-r-phische Nüchrichte«. Zestungtschau. (Ostdeutsche Post. — Daily New-. — UniverS. — Neue Preußische Zeitung.) Ta-esGrschsthte. Wien'. Der Kaiser «ach Ischl. Neues Erercirrrr-lement. Reformen. — W«»edi-: Ersatz petistv«. — Berlin: Das Befinden des König-. Kaiser Akrander erwartet. Vermehrung der Notariate. Die neue Herresorganisation. — Hannover: Ent lassung der KriegSreserve. — Kassel: Zeitungsverbote. — Weimar: Besprechung der kurhessischen Verfaß sungsangelegenheit. — Gotha: Wortlaut der herzog lichen Antwort aus die Rechberg'sche Note. — Frank furt: Versammlung von Aerzten. Bevorstehende Wahlen. Weinlese. — Paris: Tagesbericht. -—Tu rin: Urlaubsreise des preußischen Gesandten. Eine fran zösische Note. — Madrid: Differenz mit Marokko. — London: Der Ausfall der neuesten Schießproben. Vom Hofe. Lord Palmerston und Lord Ruffell. — Kopenhagen: Aus dem Reichsrathe. — St. Pe tersburg: Reise des Kaisers. Barjatinski nach Tiflis zurück. > Ernennung««, Bersetzungen rc. im öfftntt. Dienst«. Dresdner Nachrichten. Proviazialnachrichtrv. (Leipzig. Chemnitz. Meerane. Schwarzenberg.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Wissenschaft, Kunst und Literatur Statistik uud Lolktvirthschaft. BSrseuuachrichteu. Inserate. Lagetkaleuder. Telegraphische Nachrichten. Bordeaux, Montag, 10.Oktober. Der Kaiser uud die Kaiserin haben unter großem Enthusias mus heute hier ihren Einzug gehalten. Marseille, Montag, 10. Oktober. Au» Rom wird gemeldet, daß der Papst am vergangenen Sonnabend sich nach Castel Gandolfo begeben und rage» zugrzogenen besonderen Gachverftän- daselbst den französischen Gesandten, Herzog von Grammont, empfangen hat. — Die Abreise des sardinischen Geschäftsträgers, Grafen della Mi nerva, wurde fstr den nächsten Lag erwartet. Dresden, 11. October. Die „Ost-Deutsche Post" sagt unter der Urber- schrift „Was wir wollen" unter Anderm Folgendes über eine Bundes re form: „Wir wollen keine Hegemonie in Deutschland, weder eine preußische, noch eine öster reichische. Wir wollen ein lebenskräftig fest consöderir les Deutschand auf den Grundlagen, welche der rin- geborne Charakter de- deutschen Volkes, die geschichtliche Entwickelung desselben und die natürliche Lage, Einthci- lung und Abgrenzung des deutschen Gebietes selber ge geben haben. Wir wollen für die deutsche Eonföderation eine Verfassung, welche für die gleichberechtigten und gleichvcrpftichtrten Mitglieder ein organisches Lebensband und nicht eine ertödtende Zwangsmaschinc ist, eine Ver fassung, welche den reichen Kräften der Nation freien Spielraum öffnet und die individuelle Vielheit zu einer gewaltigen, von eincin Gefühle belebten, von einem Geiste gelenkten Einheit verbindet. Wir protestiren laut gegen die verdächtigende Voraussetzung, daß wir gegen die preu ßische Suprematie seien, weil wir die österreichische wün schen. Wir wollen keine von beiden. WaS steckt denn hinter den fremden Wörtern „Hegemonie" und „Supre matie"? Im günstigsten Falle steckt darin der deutsche Begriff: Bevormundung! Uns däucht nun, Deutschland sei im Ganze» sowohl, als in jedem seiner Theile mün dig genug, um jede Vormundschaft entbehren und seine Angelegenheiten in der durch die Natur und Geschichte gegebenen Familicngliederung freithätig besorgen zu kön nen. Und sollte deun Deutschland, dessen Geist alle Wissenschaft und Kunst durchdrungen, nicht im Stande sein, für sein politisches Nationalleben das entsprechende Gesetz zu finden? Wonach die größten Kaiser des deutschen Weltreichs fruchtlos gerungen, nämlich Deutschland nach dem Beispiele Frankreichs zu centralisiren, das will jetzt eine Coterie kleindeutscher Schul- und Stcgreifpolitiker realisiren. Wahrlich, cs steht uns schlecht an, daß wir jetzt, wo nach tausendjährigen Entwickelungskämpscn end lich di« Umrisse sür die echtdeutsche Form der National einigung hervorgekreten sind, da- germanische Princip mit Füße» treten sollt«, »m das asiatisch« nachzuäffen. Die Staat-form Frankreichs und Rußlands ist asiatisch. Sie hat große äußere Vortheile, aber sie sind zu theuer erkauft mit den überwiegenden innern Nachtheilen, welche die asiatische Einförmigkeit und Personalhrrrfchaft mit sich bringt. Wenn man nur den Begriff des Bundes richtig ausfaßt und ehrlich anerkennt, so wird da- rechte BundeSgesetz sich von selbst ergeben. Dann aber wer de» die Monarchien sich nicht von den Republiken be schämen lassen, sie werde«« dein Gesetz gehorchen, sie wer den sich nicht gcgei« das Majorisiren sträuben und nicht daran denken, die andern Bundesgenossen zu minorisiren. Wir wolle«« weder eine österreichische oder preußische Se parat-, noch eine bayrisch-schwäbisch-sächsischc Triaspolitik. Wir wollen eine echte und rechte, hochsinnige und groß herzige Nationalpolitik." Die entsetzliche Mordthat in Parma beengt jene Blätter, welche bisher voll Lobes der ruhigen, gesetzlichen Haltung des mittelitalienischen Volkes waren, etwas in ihren Lobesergießungen. Sie fühlen, mit dieser schnöden That sei der Beweis dafür geliefert, daß die Leidenschaf ten des Volkes aufs Höchste aufgeregt gehalten werden, und daß deshalb von einer Mäßigung und echten Frei heit im Gebrauche politischer Rechte dort nicht die Rede sei,« kann. Nichtsdestoweniger finden wir in französischen und englischen Blättern Versuche, jene nothwendigen Consequeuzen, welche man aus jener Schandthat entneh men kann, zurückzuweisen. So sagt die Pariser „Patrie", nachdem sie allerdings ihren Abscheu gegen den Mord auSgedrückt, doch weiter: „Auch selbst wenn es feststände, daß der Oberst Anviti nicht conspirirte — unv cs ist schwer, bis jetzt seine Reise anders als durch ein Com- plot zu erklären — so war es doch eine große Unklug heit von seiner Seite, nach einer Stadt, wo er seit fünf Jahren nicht gewesen war, zu kommen und so die Volks rache herauszufordern. Er wußte, daß seine Gegenwart alle die traurigen Erinnerungen auS der Zeit de- ermor deten Herzogs, an dessen Handlungen er durchweg sich betheiligt hatte, wachrufen würde. Er mußte wissen, mit welchem Hasse ihn so viele Familien verfolgten, die von der gewaltsamen Ausübung seiner Macht zu leiden hat ten. Die parmesanischc Regierung, die sich in der Un möglichkeit befand, dem Verbrechen zuvorzukommen, hat den Beruf, es zu unterdrücken, und wird es auch gewiß nicht unterlassen. Wie man unS meldet, hat man be reits Maßregeln zu einer gerichtlichen Untersuchung er griffen: Gerechtigkeit wird walten. Die Ordnung ist wieder hergestellt und die bewaffnete Macht wacht. Bis jetzt sahen sich die Feinde Italiens darauf angewiesen, die Attentate zu erlügen, um diese gute Sache zu brand marken; jetzt Haden wir das wirkliche entsetzliche Attentat von Parma. Glücklicherweise werden die aufgeklärten und unparteiischen Leute die Verantwortlichkeit für ein Verbrechen, das sie verabscheuen, nicht eine,» ganzen Volke zur Last legen, dessen Ruhe und Würde mit Recht die Sympathien Europas erworben haben." Also immer noch „Ruhe" und „Würde", wenn das Volk in der Hauptstadt einen Mann massacrirt, den weiter kein Vor Wurf trifft, als daß er der Freund seines gleichfalls schändlich gemordete«« Fürsten war! — Ein englisches Blatt, „Dail«) News", cntblödet sich nicht, dem Ermordeten und den Mächten, die die mittclitalienische Revolution noch nicht sanctionirt haben, die Schuld an dem Morde aufzubürden. Es komme» folgende schamlose Bemer kungen in dem Artikel vor: „Doch wollen wir deshalb gegen die Parmesaner nicht ungerecht werden. Wenn sie Grund zn glauben hatten, daß er sich heimlich einge schlichen hatte, um ihre Freiheit über den Haufen zu stürzen, so ist es wahrscheinlich, daß sie, in lebhafter Er innerung an die Tage seiner Herrschaft, im Gefühl ihrer Gefahr und getrieben von« Jnstinct der Selbsterhaltung handelten. Oberst Anviti war einer der verhaßtesten Männer im Herzogthum und ist schon einmal unter der vorigen Regierung mit genauer Noth der Volkswuth ent gangen. Die politische Lage Mittclitaliens ist nur zu sehr geeignet, jene Leidenschaften zu entzünden, die jede Panique begleiten. Da- Volk, gezwungen, sich von Fürsten zn befreien, dir fortwährend sich mit seinein Feinde ver bündeten, hat die weiseste Vorkehrung sür seine künftige Regierung getroffen. Warum dieses Arrangement nicht zur Ausführung gelangt, ist aller Welt bekannt. Es ist im Interesse einer europäischen Großmacht, vielleicht zweier Großmächte, die allein mögliche Organisation Italiens zu hintertreiben, das Volk in Verwirrung zu stürzen und durch häufige Alarmirung mürbe zu machen. Wie lange wird Europa diesen sündhaften Mißbrauch der Gewalt dulden?" Von englischen Blättern kennen wir noch keine andere Stimme über diese- entsetzliche Ereigniß. Man muß neu gierig sein, wie alle jene Blätter, „Times", „Morning- Post", „Globe" rc., welche täglich die „Ordnung" und „Ruhe" in Mittel-Italien preisen, diesen Vorfall auf fassen werden. In mehrer» französische«« Blättern — „Jour nal de l'Einpire", „Const." und „Journal des Döbats" — finden wir hingegen bereits unumwundene Worte über die Mordthat, und „l'Univers" sagt mit einschneidender Ruhe: In Parma ist eine jener Uebelthaten begangen worden, wie sie unzertrennlich sind von Zuständen gleich denen in Mittel-Italien herrschenden.— Es möge bei dieser Gelegenheit zugleich hier bemerkt sein, daß neuerdings in Frankreich eine mächtige Bewegung der Geister in Bezug auf den Papst entstanden ist. ES scheint ein hohes Ge fühl der Gemeinsamkeit durch de«« ganzen Episkopat zu gehen; Hirtenbriefe von Bischöfell römischer und galli- kanischer Richtung, Predigten und öffentliche AuSschrei- ben bezeugen, daß die ganze französische Kirche sich ge meinsam für den bedrohten Papst erhebt. — In der deutschen Presse herrscht ein ziemliches Schweigen über den Mord Anviti's. Die der italienischen „Freiheit" geneigten Blätter sind ganz still. Die „Neue Preu ßische Zeitung" dagegen fordert in ungestümen Worten die Fürsten auf, solcher Wirthschaft ii« Mittel-Italien ein Ende zu machen. Sie sagt unter Anderm: „Man sieht aus dieser einen That — ähnliche sollen vorausgegangen sein — hinlänglich, was für ein Geist eS ist, der jetzt herrscht in Parma, von dessen „hochherzigem Volke" und „edeln Bestrebungen" die liberale Presse nicht genug rüh men konnte. Mag sie nun zusehen, wie sie sich mit die sem Mordgesindel auseinandersetzt, denn vertuschen wir- Verschiedenheit der Nahrungsmittel in den verschiedenen Thrilen der Erde.*) (Schluß au« Rr.LZü.) Amerika ist der große Schweinemarkt de- Weltalls, nicht einmal Irland ausgenommen, obgleich auch dort da- Schweine-Element stark entwickelt ist. In Amerika zählt man die Tonnen gepökelten Schweinefleische- nach Ackern und in Ohio allein verbraucht man jährlich etwa U Millionen Schweine. In Spanien ist da- Schweine fleisch wie Wildpret, mager und von würzigem Geschmack, entbehrt aber des Fettes und alle» Oeligen, so daß man keinen Speck daraus gewinnen kann. Man gefällt sich in dem Gedanken, daß die Wurst von diesem Glied« der Familie der Dickhäuter komme, Würste (z. B. in England) aber find eine gar trügerische Waare und enthalten mit unter eben so viel Pferde- und Eselsfleisch, als von dem erwarteten legitimen Grundstoff. Herr Richardson auS Manchester gab vor dem Comitö des Herrn Scholfield sein Aeugniß dahin ab, daß Pferdefleisch außer in andern Fleischgerichten auch einen beträchtlichen Theil der Mischun gen für gewickelte- Pökelfleisch, Wülste und PolonieS bilde, und daß es in der That hierbei von wesentlichem Vortheil wäre, indem es, härter und fibröser als Schweine fleisch, die sonst zu weichliche Masse bester vereinige und zusammenhalle. Die Vögel liefern einen äußerst wichtigen Beittag zur menschlichen Nahrung, und nicht nur die Vögä selbst, sondern au<b deren Nester — wenigsten- bei den *> Lu« den „Uou,«!bol«i tVorS," nach den Petermann'schen „Mtth«itm>ge>, au« I. Perthe« gro-raphtscher Anstatt". Chinesen, die immer ganz besondere Leckerbissen haben. Diese Nester werden aus Japan und Sumatra importirt, das Einsammeln derselben findet dreimal im Jahre statt und wird in feierlicher Weise eröffnet. Die Nester sehen auS wie faserige, schlecht bereitete Hausenblase, sind röth- lich von Farbe, etwa so groß wie ein Gänse-Ei und so dick wie ein silberner Eßlöffel. Wenn sie an den Felsen hängen, sehen sie aus wie kleine Uhrtaschen; getrocknet sind sic zerbrechljch, faltig zusammengeschrumpft und werden für ihr doppeltes Gewicht in Silber verkauft. Die Weißesten und reinsten sind die besten, doch auch diese erfordern noch ungeheuer viel Arbeit, um sie für den chinesischen Markt herzurichten. Der letzte Zweck dieses ganzen Handels ist schließlich eine Suppe, auf welcher die Nester als kleine Klumpen weicher, schleimiger Gallerte schwimmen. Das hierzu benutzte Nest ist das einzige eßbare, welches man kennt, und gehört der See schwalbe, ttirunän e^culonl». Aber auch manchen andern guten Bissen verdanken wir den Vögeln. Hierher gehört der Feigenfresser zur Zeit, wenn die Feigen reif sind; die australische Taube mit bronzefarbenen Flügeln, wenn die Samen der Acacie zur Reife gelangt sind; der äußer lich häßliche Diablotin oder Ziegenmelker, wenn er fett und jung, noch als zarter Nestling gefangen ist, oder derselbe Vogel in späterm Alter zur Zeit der Palmen frucht; die Reisammer vor« Süd-Carolina, wenn der Reis anfLngt reif zu werden, und endlich der Ortolan, eigent lich nur ein Klumpen idealistrtcn Fettes; alle rechnet man zu den berühmtesten der kleinern Leckerbißchen, nicht zu vergessen die Schnepfen und Rebhühner unsrer eignen Heimath. ES giebt auch Völker, die Insecten essen. Die Larve deS auf der Palme heimischen Rüsselkäfers, etwa von der Größe eines Daumens, hat in Ost- und Westindien viele Liebhaber, wie denn die Larven der meisten Käfer in dem einen oder andern Weltlheile ihre Verehrer und ihr Grab in dem Schlunde derselben finden. Heuschrecke«« vertreten bei den Arabern die Stelle des Getreides, werden gemahlen und zu einer Art Brod verbacken, außerdem aber auch gesalzen, geräuchert, einfach gekocht oder gebraten. Die Mauren ziehen eine hübsche fette Heuschrecke sogar einer Taube vor, und die Hottentotten bereiter« von den Eier«« eine Suppe, die wie Kaffee aus sieht. Grashüpfer und Heimchen werden ebenfalls ver speist, und man könnte in der That die Frage auf werfen, welches lebende Ding nicht durch die Küche wandern muß, um auf irgend Jemandes Speisezettel zu figuriren. Die weißen Ameisen, Termiten, sollen ganz gut schmecken, was überhaupt von den Aineisen gilt, die den Speisen, denen sie zugefetzt werden, eine angenehme Säure verleihen. In Schweden werden sie mit Roggen destillirt, um dem grringcrn Branntwein einen bessern Geschmack zu geben. Eine Termitcnlarve schmeckt wie dir feinste Cröme, Nichts aber soll an Leckerhaftigkrit mit der von den australischen Urbewohnern so sehr geschätzten großen, weißen, fetten Made zu vergleichen sein! Neber diese stupiden Eingebornen! Sie verschlingen die Larven der werthvollsten und seltensten Schmetterlinge, so daß gewisse Arten in ihrem beflügelten Zustande fast gar nicht mehr gesehen werden, weil der uncntomologische Schwarze mit seiner durstigen, vertrockneten Kehle Be schlag auf jenes Bischen lebende Mark, die Larve oder Puppe, legt, wo immer er es findet. Der haushälterische Chinese dagegen wickelt zuvor den Cocon ab und dann erst bringt er die Puppe der Seidenraupe auf den Tisch; sie bildet eine angenehme Zuspeise bei einem Mahle, wo die andern gute«« Bissen aus halb bebrüteten Eiern, - Mecrschnecken, Ratten, Fröschen und Hunden bestehen. Spinnen gelten bei den Buschmännern als Delicatessen von der Art, wie man sie zum Dessert genießt; Lalande und Anna Marie Schürmann aßen sie wie Nüsse, mit denen sie auch im Geschmack Ähnlichkeit haben sollen. Schnecken habe«« ebenfalls ihre Verehrer, und Murillo s Knabe von Sevilla verspeiste eine Schneckcntorte, wäh rend er gemalt wurde. Sogar in England wird eine große weiße Sorte gezüchtet und in Covent-Garten ver kauft, um Suppen und Gallerte für Schwindsüchtige daraus zu bereiten, welche für ein Specificum gegen diese Krankheit gehalten wird. Die Chinesen schwelgen in Meerschnecken oder böcbe <>e mer, und ein Gericht Srewürmer einer gewissen Art ist ein Lcbensereigniß für die Bewohner der Inseln in« südlichen stillen Ocean. Endlich sei noch erwähnt, daß die Hottentotten ganze Händevoll gerösteter Raupen verschlingen, die wie Zucker- Cr<-me und Mandelteig schmecken und bei ihnen die Stelle überzuckerter Pflaumen und Confituren vertreten. Welch' ein Segen wäre es, wenn man bei uns das Heranwachsende Geschlecht bewegen könnte, Naschwcrk und Bonbons gegen harmlose, in Asche geröstete, junge Räupchen zu vertauschen! Man bedenke nur, wcl chen Nutzen dir Landlcute aus diesem Tausche ziehe«« würden!
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