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Dresdner Journal : 18.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186002189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-02
- Tag1860-02-18
- Monat1860-02
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1860
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41. Sonnabend, den 18. Februar. . — . ' > - " . . ... 1860. älbrllcb: ö l'I»!,. 10 l?»r.-^-7»,— 1 ko »«Nm»« V^jUbri.: 1 „ 10 „ „ „ le^tt ^»«e n»ö Hoaoliib w li kkE» j 8r«mp«len- : 1 1^. ) ,el»I»E bloru. »userutruPrttft: I?be a«Q kitiim «in,r »<»p«ItvL«a L«u«: 1 dkFr. Ikvtoe ,,i:ioß^»»»u«^ <U« k»il«: 2 dt^r. «rsthekuru: '1'a^lied, mit Xa»Q»l>m« ä«e Sonn- u-ä prir^tix,, Xb«»ä, 5ll- ä«o s<,I^,u<t«o 1'«ss. Dres-nerAommal. Verantwortlicher Redactem: I. G. Hartmann. Snseralenaaoahme auswärts: LsiPiiF: k». kxn-viv,^,«, Lommi»»iooLi so» Or«,üa«r -tourasl»; «bonä»»«It>»t: 1k. UV»»»»; »Itoos: linon^or,,» t Vool.»ii; Nsrlla: 0»n^m,',cde ttucbb., IInreLll; Nr«»»»: t). stcni.oi^L; ^r»uttuer ». M.: .1»L0>!»'»c>i« UuekiiLilälunx; LVIa: Xvul.R ÜLo««,»; kiri,: v. Qüvii»»»l., (2Ü, ru« <i«, boo» -nk»»,); kr»U: t». Luiii-ieu» kiucliiiLmlIuu^. fierausgeber: Nvui^I. krpeäition üe» Dresdner ^ouru«i». Vr«»ü«l>, >t»rieo»te»»»s Ar. 7 Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da t» der Verordnung de» Miaisterium» d«S I»' nein vom 14. dieses Monats, welche i» Nr. LS de» „Dresdner Journal»" veröffentlicht worden, «ine zu Miß verfiänduiffen Anlaß gebend« Wortvrrstellung vorgekom nl«l ist, so findet Sich da» Ministerium de» Innern ver anlaßt, die gedachte Verordnung nachstehend anderweit zum Abdruck bringen zu lassen. Dresden, am 16. Februar 1860. Ministerium des Innern. Für de« Minister: Kvhlschtttrr. Verordnung des Ministerium» de» Innern, die Einfuhr innenerwähnter Gegenstände aus Böhmen betreffend. Da» Ministerium de» Innern findet Sich veranlaßt, außer denjenigen Gegenständen, deren Einbringung au» B-Hmen über die diesseitige Grenze mit Rücksicht auf die in eiulgen Gegenden von Böhmen herrschende Rinder pest durch die Verordnungen vom 27. Decembrr vorigen Jahres, 3. und 25. vorigen Monat- untersagt worden ist, bi» auf Weitere» für den ganzen Grenztrakt zwischen dem Königreiche Böhmen und dem Regierung-dezirke Bu- disfi», demnach für de» ganzen Bereich de» Bezirk» der Amtshauptmannschaft zu Löbau und von dem Bezirke der Amtshauptmannschast zu Budissin für den Bereich der Amtsbezirke Neusalza und Schirgiswalde dir Ein bringung von Tchasfvieh, Ziege«, Schweine«, insoweit dies« Letzter» nicht auf der Zittau-Neichenberger Eisenbahn in Etagenwagen eingebracht werde«, ferner von He«, Stroh, Fleisch uud sonstigen Theile« der vorgenann te» Thier«, sowie von «llrrarttße» Abfälle« von selbige» -n untersagen. Zuwiderhandlungen -egen Liese» verbot find mit der in der Verordnung vom 27. Doremder vorige» Iah«» »»gedroht«» Stmchr vo« r» bi» 106 Thalern oder noch' Befi»de» rntsprrchender Gefäuanißstraft zu ahnden und ist außerdem der Bestimmung im Punkt 6 der Verord nung vom 3. vorigen Monat» »achzugehen. Dresden, am 14. Februar 1860. Ministerium beS Innern. Frhr. von Beust. Dresden, 13. Februar. Se. König!. Majestät haben de« Cantor und zweiten Knabenlehrer zu Dahle», Johann Gottfried Vieh weg, au» Anlaß seine» fünfzigjährigen AmtSjubiläum», die zum Verdienstorden gehörige Me daille in Gold zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. N-bersicht. Telegraphisch« Nachricht««. Aeltkmatschau. (Darmstädter Kirchen-Ztg. — Morning- Heralv. — Time». — Daily-New«) Tagksgeschicht«. Dresden: Hofballansage. — Wien: Verordnung bezüglich politischer Proceffe. Die angeb liche kaiserliche Erbschaft au» Italien. Noch keine Ant wort »ach Pari» abgegangen. Prinz Alexander von Hessen. — Berlin: Die Abstimmung de» Herrenhaus«» über da- Ehegesetz. Die Mißverständnisse im Gewerbk- tnstitut erledigt. — Sonder-Hausen: Abänderung de» Staat-dienergesetze». —So bürg: Landtag-verhaud» lunar». — Frankfurt: Von drrBunde»versammlu»g. — Hamburg: vr. Schinaltz j. AurDrrfaflungSfiage.— Paris: Thouvenel'» Circular gegen hie päpstlich« Encyclic«. Tagesbericht. — Rom: Diplomatische». — Turin: Vermischte». — Florenz: Truppendurch- märsche. — London: Sir William Napier j. Par lament-Verhandlungen.— Kalkutta u. New-Pork: Au- de» neuesten Posten. Dresdner Nachrichten. Vrovt«,ial«achrtchten. (Elster. Wilsdruff.) Terichtsverhaudlunaen. (Bautzen.) Statistik und Bolkswirthschaft. Feuilleton. Tageskulrvdrr. Inserat«. Börseu- «achrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 16. Februar. Nach hier eingetroffruen Nachrichten au» Madrid hat der Marschall ODonnell Mulep Abbas als Parlamen tär empfangen, der sich nach den Bedingungen, un ter denen Spanien Frieden zu schließe» geneigt sei, erkundigt hat. O Donnell antwortete, daß die Königin allein darüber zn bestimmen habe, «ad sandte eine desfallfige Depesche nach Madrid. Bis jetzt ist noch Nichts entschiede«. Varis, Freitag, 17. Februar. Bon dem Mini ster des Auswärtigen, Herrn v. Thouvenel, ist ein neue» Nundschreibrn in der römischen Frage ergangen. Den Inhalt desselben bildet eine vo« 12. Februar datirte Depesche au den französischen Gesandten in Rom, Herzog v. Grammont. ES werden darin die neuerlichen Thatsachen erörtert, welche die ge- geuwärtiae Situation der Legationen herbeiführten, und die ursqchen de» Urbels dargelegt, welche die Schuld daran trugen. ES werden dir Ereignisse vor, während uud nach dem jüngsten Kriege i» Er innerung gebracht uud bemerklich gemacht, daß vo» dem Tage ab, wo dir vesterreicher die Romagna rädmten, die eiugetreteueu Ereignisse unvermeidlich geworden seien. veiiu Begin« der Feindseligkeiten -- heißt es in de* Depesche — hatte der heilige Stuhl seine Neutralität pr»clamirt; die Vesterreicher konnten ln, pölliaer Sicherheit über dir Äufrechterbaltnn» der Ordnung in Len s-atimieu chäLnTwie wir in No«. ES kommt «ns nicht ru, die Beweggründe zu beurthrilen, welche Oesterreich damals bestimm ten, seine Nolle nicht länger fortzuführen; Frank» reich blieb der seiuigen treu. LlS die Oesterreicher sich entfernt hatten, sah sich die Bevölkerung noch eher unabhängig, al» sie sich selbst dazu gemacht hat. Man kann daher Frankreich die Erhebung nicht Schuld geben. Weiter wird an die Rathschläae erinnert, die der Kaiser dem Papste am 14. Juli y. I. gege ben und die auf die Gewährung von Reformen hinausliefen, aber nicht angenommen wurden. Rom habe sich alle Gelegenheiten entgehen lassen, die Legationen wieder an sich zu ziehen. Da habe der Kaiser am 31. Decembrr v. I. den bekannten Bries an den Papst gerichtet. Herr v. Thouvenel geht nun die Beweise der Ergebenheit durch, die der Kaiser dem Papste in innern wie in äußern Angelegenheiten seit 184S gegeben habe, und fährt dann fort: Man kann au» dieser Darlegung ent nehmen, wie glücklich die kaiserliche Regierung ge wesen wäre und noch sein würde, wenn sich Com- binationen finden ließen, welche die Lerlegenheiten des heiligen Stuhle» zu vermindern vermöchten. Aber hier läuft der gute Wille Frankreichs Ge fahr, an unübersteiglichen Schwierigkeiten zu schei tern. ES handelt sich nicht nur darum, die Le gationen dem Papste zurückzugeben, man muß sie auch in seine« Händen erhalten, ohne auf eine neue Intervention eine neue Occupatio» folgen zu lassen. Die Ereignisse haben gezeigt, wie unzu reichend da» Uebel zu heilen, eine solche Maßregel sein würde. Die Meinung Europa» steht fest: die Occupatio« ist gerichtet durch die Lehren der Vergangenheit. Eine solche Politik ist heutzutage »«möglich. Es war daher der Augenblick gekommen, sich »it den verschiedene» Combinationen zu beschäfti gen, al» der Kaiser die Nothweudigkeit davon dem Papste kund gegeben bat. Interessen und dring liche Erwägungen fordern den Papst dazu auf. Der unumstößliche Entschluß, sich der Anerkennung de» wahren Charakter» der gegenwärtigen Sachlage zu entziehen, würde dieselbe nur mehr und mryr verschlimmern uud schließlich der Ausgleichung un- nberfteigliche Unmöglichkeiten in den Weg stellen. Wenn dagegen der heilige Stuhl sich entschlösse, da» religiöse Gebiet zu verlassen, in welchem die Frage eigentlich nicht am Orte ist, und auf das Gebiet der weltlichen Interessen zurückzükehren, die allein in dem gegenwärtigen Streite in strage sind, so würde er vielleicht, obwohl es schon ziemlich spät ist, rin seiner Sache günstiges Arrangement*) her- beiführrv und auf alle Falle der Regierung des Kaisers e» möglich machen einer versöhnlichen und vernünftigen Politik ihre Unterstützung zu leihen. Der Herzog v. Grammont ist ermächtigt, dem Cardinal-Staatssekretär Antonelli Abschrift von dieser Depesche zukommen zu lassen. London, Donnerstag, 16. Februar, Nachts. In der heutigen Sitzung des Oberhauses forderte Lord Airlie die Mittheilung der auf den Handels vertrag mit Frankreich bezüglichen Correspondenz und griff den die KohlenauSsuhr betreffenden Ar tikel de» letzter« an. Auch die Lords Grey und Hardwicke griffen den Vertrag an. Ein von Lord Airlie in diesem Sinne gestellter Antrag wurde jedoch verworfen. London, Freitag, 17. Februar. Die heutige „Morning-Post' schreibt: Die Frage wegen der A«nrrio« Savoyen» bild« keinen Grund einer europäische» Verwickelung. E» sei diese Frage durch Umstände entstände«, die außer dem Gin- Luff« Frankreich» gestanden hätten. Kaiser Ra- potevn wOlr das Znstundekomme« des italienischen Bunde». Die Ereignisse drnteteu auf die Bil dung eine» italienischen Königreich» hin. E» sei eiuleuchtend, welche Uebelstände hrrauSkämen, wenn der nach Frankreich gerichtete Abhang der Alpen einen Theil diese» Königreichs bildete, daher schrei be sich die Zumuthung der Abtretung Savoyen». Die französische Regierung habe auf» Reue ihre Be reitwilligkeit erklärt, die Entscheidung der Frage den Großmächten zu überlassen. Die Befürchtung eines neuen Zusammenstöße» sei daher al» definitiv beseitigt zu betrachten. *) Im Telegramm steht das jedenfalls falsche Wort „m»n- geinont", was möglicherweise auch clmo^ement heisen soll. Dresden, 17. Februar. Er machen sich fortwährend noch einige deutsche Blät ter, welche sich zu protestantischen Gesinnungen bekennen, die Aufgabe daraus, die ungarische Opposition gegen da» kaiserliche Patent über eine so freie Ordnung der evan gelischen Kirche in Ungarn zu unterstützen. Feindschaft gegen Oesterreich mag eine solche Uebereinstimmung mit dem von politischen Gründen zunächst getragenen un garischen Widerstande gegen die Annahme dcS kaiserlichen Patents erklären. Eine Berufung aus evangelische Sym pathien vermag hingegen der Haltung jener Blätter nur sehr sckwer zur Erklärung dienen. Wenigstens haben die kirchlichen Journale des protestantischen Deutschlands fast ohne Ausnahme den hohen Werth de- kaiserliche» Patents unumwunden aneikannt. So hat neuerdings über die ungarische Kirchen frage Superintendent vr. Lechler in Leipzig in der Darmstädter „Kirchen-Zei tung" einen ausführlichen Aetikel veröffentlicht, worin sich derselbe nachdrücklich für die Annahme des kaiserlichen Patent» au-spricht und u. A. folgende Ansprache an die protestantischen Ungarn richtet: „Theure Brüder! Seht wohl zu, wa- ihr thut! I» Deutschland blicken viele evangelische Mitchristcn theilnehmend auf euch, viele Her zen schlagen für euch in brüderlicher Liebe! Und daß wir euch nicht blo» mit Worten und mit der Zunge lie ben, sondern mit der Thal und mit der Wahrh.it, davon habt ihr die Thatbeweise, seitdem der Gustav - Adolph- Verein besteht, in Händen. Je aufrichtiger aber unsre Theilnahme und brüderliche Liebe für euch ist, um so schmerzlicher bekümmern uns so manche Vorgänge in eurer Mitte. Fern sei von un», zu begehren, daß evangelische Männer knechtisch sich ducken, wenn es den Glauben, die Gewissensfreiheit, die Ehre der evangelischen Kirche gilt! Aber wenn nach langwierigem Nothstand und andauern der innerer Verwirrung endlich um die elfte Stunde die Regierung sich aufmacht und etwas unstreitig Gutes dar bietet, nun die gebotene Hand einzig nur darum zurück- zustoßcn, weil der Weg, auf dem die Sache eingeleitct wird, angeblich ein anderer hätte sein sollen, das könn ten wir nun und nimmermehr gutheißen. Diejenigen, welche so verfahren, werden jedenfalls etwas erreichen. Aber sie werden Da- erreichen, daß das evangelische Deutschland befremdet, mißtrauisch, entfremdet wird. Wenn rin loyales Entgegenkommen deS österreichischen Kaiserhauses, wie Ungarn dasselbe noch nie in dem Maße erfahren hat, mit Undank, Argwohn und Widersetzlichkeit belohnt wird, so werden sie eS dahin bringen, daß die ewigen Gegner de» Protestantismus sich vergnügt die Hände reiben, weil sie auf Thatsachen Hinweisen und sagen können: „Seht, so find die Evangelischen! Es ist nichts mit ihnen zu machen; der Protestantismus ist eben der Geist, der stet» verneint; und hinter der religiöse« Opposition ist immer der böse Geist der Revolution ver steckt!" Wa- in Ungarn jetzt gefehlt wird, da» müssen unsre evangelische» Brüder in den österreichischen Erb- landen und anderswo büßen. Wenn es irgendwo wahr ist, so ist es hier wahr: „das Beste ist der Feind de» Guten." Aber zur Steuer der Wahrheit müssen wir laut erklären, wir vermögen in der Ablehnung deS Patents die echte evangelische Gesinnung nicht zu erkennen." Der liberale und ministerielle Theil der englischen TageSblättrr ist fortwährend für da» Gladstone'sche Bud» get sehr günstig gestimmt. Da» Lob der „Times" ist etwa- vorsichtiger. Auch die mehr unabhängigen Wo» chenblätter sind zurückhaltender im Lobe. Die oppo sitionellen toryistischen Blätter „ Advertiser" und „Her» ald" laufen dagegen Hand in Hand Sturm gegen da» Budget und den Handelsvertrag. Der „Herald" wie derholt, daß Gladstone'- Budget den Lurus de» Reichen auf Kosten des armen Mannes begünstige, daß am Ende französische Handschuhe uud Seidenstoffe doch nicht wohl» feiler sein würden u. dergl. mehr, aber das Hauptge wicht legt er auf die politische Bedeutung des Budgets. Wer den Charakter Napoleon s lll. studirt habe, sagt er, werde über die Vorstellung der Manchester-Männer, daß ein Handelsvertrag den französischen Kaiser von der Aus führung irgend einer „Idee" abhalten könne, herzlich lachen müssen. Sei doch die ganze politische Geschichte Europas eine Geschichte gebrochener Ucbereinkünfte und zerrissener Verträge. — Wichtiger als alle Leitartikel sämmtlicher Blätter über da- Budget sind die betreffenden Aeußerungen der „Times" in ihrem Cityberichte, der nichts mit der Parteipolitik zu schaffen hat und die Stim» mungen der Geschäftswelt treu abzuspiegeln beflissen ist. ES heißt darin: „Im Allgemeinen herrscht die Ueber- zeugung, daß, mag das Budget heute noch so populär sein, cs in acht Tagen noch populärer sein und fort während in der allgemeinen Gunst steigen wird, da c» sich erst allmählich Herausstellen kann, welchen ungeheuer» F e uillet o «. Ueker zoologische Gürten, m. Mögen wir die Zooplastik al- die Brücke betrach ten, welche unS über da» Aquarium hiuüberführt in dir zoologischen Gärten. Die Darstellungen von Thirrformen hinterließen un» die al» die ältesten bekannte« Völker gewöhnlich in Ver bindung mit einer Darstellung ihrer Götter, Halbgötter und Menschen. Der Styl dieser Darstellungen entsprach der Stufe ihrer Anschauung von der Natur, «ad neben jene» bizarren Götter- und Menschengestalten der Indier und Mericaner, neben den steifen Formen der ägyptischen Bildwerke sehen wir auch dir bizarren und steifen Ge stalten der Thirre, welche beide Völker geschaffen. Erst bei den Griechen erblicken wir mit Bewunderung schöne Götter und Menschen und beide von edelgrstalteten Thieren umgeben. Uebrrall aber, wo da« Thier in den Bildwerken auf trat, war e» die tiefe Empfindung für seine Bedeutung, für seinen Charakter; r» war di« brmuthvvll dankbare Anerkennung für den Beruf, den die schaffenden Götter dem Thiere gegeben ; e» war die Urberzeugung vo« der Würde de» organischen Leben» in allen seinen Forme«, welche dem Mensche» da- Bestrebe», auch da» Bild der Thier« »eben seinen Götter» und neben den Heroen seiim» Volke» »iederzugeben, in selbstbewußter Weis« dictirte. Daher find r» auch nicht allein die ae- waltigen Stephanien bei den Indiern, nicht nur die prächtigen Jaguar-, die sonderbare» Tlaguatztn und Cayopollt» bei den Mericaner» oder di, plumpen Hippo- potamr», di« kräftige» Stiere uad die flüchtigen Anti- Hop« bet de« Tegyptern, sondern bei allen diesen Völ kern finden sich auch kleine Thiere, wie wir zu sagen pflegen — göttlich verehrt. Das heißt aber nichts Anderes, al« eben in ihrer Würde als organisch lebendige Wesen, als von Göttern erschaffen und neben und mit dem Menschen zu leben berufene Ge schöpft erkannt, eben so wie bei cultivirten Völkern der Gegenwart etwa Schwalben und Störche, die unter ihnen — mit Ausnahme von Italien, wo auch die Schwalben, an Stangen gereiht, auf den Stufen der Kirchen ver kauft und dann, wie alle- Lebendiggewesrne, von Gour mand» verspeist werden — Jedermann schont. Auch in so kleinen Wesen fanden die alten Völker Beziehungen, auf welche sich eine fromme Ahnung und eine tieft An schauung ihrer Bedeutung begründete, und al- ein schöner Mytho-, einer der schönste», die un« bekannt sind, ist jene vielfach« Deutung der Skarabäen auf unS gekommen, deren Bildwerke, Gemälde und Gemmen wohl die zahlreichsten in unser» ägyptischen Sammlungen sind u»d Zeuguiß geben von der wunderbaren Lieft de» Ge- müthr» im alt-ägyptischen Volke. Doch weit entfernt, hier rin, Geschichte der Zvoplastik schreiben zu wollen, bemerken wir nur, wie die Aegypter auch ihre guten Thiere einbalsamirt, al- Mumien, welche bis in unsre Sammlungen kamen, in ihren Tempeln be wahrten; wie später die Herrschaft brr Römer, immer im egoistischen Blutdurst« lebend, da» Thier, nur noch al» Object der Leckerei oder al- Spiel für die Stillung diese» Blutdurstes betrachtend, zu gegenseitigem Kamps spiele oder zum Kampfe mit Menschen bestimmt, auch in den Tempeln nur die Häute bekämpfter Drakonen oder Riesenschlangen bewahrte. In der ersten christlichen Zeit, in welcher dir eignen Worte der Liebe von Christus so gänzlich verhallten, wurde jeder Hinblick auf die Natur niedergedrückt u»d verfinstert, n»d spät erst fing man wieder an, die Thiere al« Geschöpfe zu achten; man er fand sogar die Taxidermie, die Wiederherstellung der Thierform in der eignen Haut. Wie hier diese Ge staltung abermals von Neuem begonnen, das zeigen die Bilder von AldrovanduS, Gesner und Johnston, ja wir dürfen sagen, auch die von Pennant u. Latham sowie die von Brisson, Buffon und Schreber. Unser deutscher Ridinger arbeitete sich durch Beobachtung im Walde, in der Fülle seiner Arbeiten kräftig heraus auS der Cari- catur, au» dem Phantome der Form zum wirklichen Leben. So bezeichnet aber dieser Ridinger in seinen Bildwerken auch den Gang, den insbesondere die Zoo plastik vom verflossenen Jahrhundert aus erfolgreich ge gangen. Mit eisernem Scrpter herrschte noch lange der Pedantismus der Steifheit in einigen deutschen Musern, und einer der berühmtesten Naturforscher und Director eines der ersten Museen des Mittlern Europas mißbilligte noch ernstlich dir lebendig-beweglichen Gruppen, welche alle neu präparirten Thirre im naiurhistorischen Museum in Dresden erlangten, in der Ansicht, dies sei der Wissenschaft und dem Style entgegen. Aber bis Ueber- zeugung, daß eben durch dir Bewegung diagnostische Eharaktere sich der Anschauung boten, vereinte bald die Direktoren aller Museen, dem neuen Style zu folgen, und selbst in jenem Museum ist er bald nachher «»ge führt worden. Da» Ausgezeichnetste hat man auch hierin etwa seit dreißig Jahren in England geleistet. Jener reine Sinn für die Natur, welchen dort das Kind mit der Mutter milch rinsaugt, ließ auch die naiurhistorischen Musern für die Bildung aller Stufen des Volke» nicht nur be greifen, sondern al» unumgänglich nothwrndig er scheinen. Jede kleine Stadt der britischen Inseln hat ihr Museum für die Natur, und die Fabrikarbeiter in der Fabrikstadt Chiswick erfreuen sich eben so gut der mannichsaltigsten und lebendigsten Thiergrupprn darin deren Anblick sie gemüthlich und technisch vcrwcrthen, wie die Städte mit Universitäten und wie die Residenz ihrer Königin selbst. Rchb. (Fortsetzung felgt.) Literatur. „Aus dem Bregenzer Wald«. Von Andreas Oppermann. Breslau, Verlag von Eduard Trewendt. 1859." — Von den großen Touristenstraßen auf unbetretnrre Seitenwege übcrzugehen, ist seither immer stärker ein Bedürsniß solcher Reisenden geworden, welche noch Frische und Empfänglichkeit genug für un angetastete Eigenlhümlichkettcn eines Landes und Volke- besitzen. Je mehr sich diese Eigenthümlichkeitcn in kftirrere, scharf abgegrenzte, seither nie viel besuchte Landschaften geflüchtet haben, desto innigere und lebendigere Theil nahme erfordert eS, sie auszusuchen; und je seltener dies von Seiten deS literarischen Tourismus, der den großen Straßen folgt, zu geschehen pflegt, desto willkommener heißen wir ein Büchlein, wie dies „AuS dem Diegenzrr Walde". Der Verfasser hat jene Gebirgsthäler am Boden see, die noch so ungrkannt und kaum genannt sind, einige Zeit mit aller Wanderlust und Wanderfrische, aber auch mit dem scharfen, treffenden Blicke für Naturerscheinun gen und Mcnschenwelt, besten eS zu solcher Schilderung bedarf, durchstreift. Mit dem Auge eines LandichastS- malrrS weiß er die prächtigen Scenerien festzuhalten und darzustellen; mit gutem Humor gtebt er Miitheilungcn über Wesen und Sitten der Bregenzer „Waldler", die sich bi» zu novellistischen Anläufen auSbreitcn. Ein aus führlicher Abschnitt über Angelika Kaufmann, deren eigentliche Hcimath Schwarzenberg im Bregenzer Walde ist und auf deren Künstlerruhm die Landlcute deS „Wal de»" noch heute stolz sind, zeigt, daß der Verfasser auf dem Gebiete der bildenden Kunst sich specicller und ein» gehender Studien befleißigt hat. Der offene Blick für
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