Delete Search...
Dresdner Journal : 20.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186004201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-04
- Tag1860-04-20
- Monat1860-04
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 20.04.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
' 1g? 81. Freitag, -en 20. April. Ftzmnm«»t,»reise: äUkestcb: KTble. tüktEr. in > km Le»t<mä» 'Üf-krI.r 1 „ 10 „ „ „ f tritt dloaWttivb t» v»««4i»: 15 k^gr. ? Stempel»»-. Lloeeln» Uno»M»rn: 1 dk^r. i nckl»^ iiinru. rnserntenpretse: kiir äen L»um siner ee»p«It<»n<»» 2eiie! l t>x^r. Itntve ,, Lio^«»»llat ' äte 2eil«: 2 K^r. «rfttzriaeu: Verantwortlicher Redäcteur: 3. G. Hartmann. 1860. >>seratt»auluth»u au,wärt«: l «tsiigl K» V»»nv»r»r^»», O»mmi»»>oo»r ä»i l)r<»üu«e ^ouru»I»; »b»i»äch»«Il,,t: N. UV»»»»; iUlan«: UtLlüNirun L Vaut.»»; O»u»Ni«^»«k» Kuebd., 1te rr»ir«»'» 8ne«»n; MH»«»: L. S«.ni,vvr»; Vr»nktiirt ». N.: Ü»ol«l>»i><tt>m^; L-w: lt^»««K»; »«rl»: v. <25, ru« «l«, bou» ullk»us); kr»L: k». Lu»l.icu » Lnel»k»u>llunx. Herausgeber: ltönlxl. Lrpeäitlon cke» Vre»<Iu«r ckonrn»l«, Vreiävo, )1»ri»n»tr^!>»« dir. 7. Nichtamtlicher Tlieil. Nebersich t. Ttzle-raprische Nachrichten. geituustüsch«» (Frankfurter Postzeitung. — Triester Leitung.) TügrSgkschichte. Wien: Der Unterschleif-proceß. Zur ungarischen Protestantrnsache. Eisenbahnangelegenhei- len. — Trient: Militärische-. — Agram: Ungari sche Spenden für die Nothlridrnden. — Berlin: Die sächsischen Majestäten. Kammerverhandlungcn. Stie- brr der Haft entlasten. Der CommisfionSbericht be züglich der kurhessischen Berfassungsangelrgenheit. — Paris: Die Vorgänge in Neapel und die neapolita nische Emigration in Turin. Französische Rote über den Protest der Schweiz. OfficiöseDementi«. —Bern: Reklamation gegen eine französische Behauptung. Chan cen für die Cvnferenz. — Turin: Adresse auf die Thronrede. Der Grund der Kammervertagung. Zur Reise de» Königs. — Genua: Haltung zur ficiliani- schen Bewegung. — Florenz: Victor Emanuel'-An kunft. — London: Geschenk an Cobden. Vorberei tungen zum chinesischen Krieg. Napier's Flottenver- stärkungswunsch. — Kopenhagen: Neuer Curator von Kiel. Beamtcnwechsel in Schleswig. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 18. April, Rachm. Heute dlrect aut Neapel vom 11. d. M. eingeaangene zUvrrttsfige Nachrichten melden, daß der Aufstand in Palermo bewältigt sei und daß die Insurgenten vor de» Truppen fliehend iut Innere der Insel flch zurückgezogen haben. Die beutiae ,,Vesterreichifche Zeitung" enthält folgende Meldung: Heute eingrtroffene Depeschen aut Neapel vom 17. d. M. melden Nichts von weiter» Ruhestörungen. Bopllu, Donnerstag IS. April, Nachmittags. Te. Majestät der Könra von Sachsen, Allerhöchst- welcher de» »estrigen Abend bei Sr. köuigl. Ho heit de» Prinz-Regenten verbracht hatten, wohnte» diese» Morgen de« Gottesdienste in der HedwigS- kirche bei, bepchtigtea hieranf daS neue Museum «Strafe» Hahlbst Ihre königliche Hoheit dir Krau Prinzessin von Preußen, Hvchstwelche Ge. Majestät »ach dem Hotel der sächsischen Ge sandtschaft geleitete. Um 10 Uhr fand die Ab fahrt Sr. Majestät nach Potsdam statt. Um 'SS Uhr werden beide sächsische Majestäten Ber lin auf der Rückreise nach Dresden pasfiren. Frankfurt, Donnerstag IS. April, Nachmit tags. In der heutigen Bundestagsitzung gab Kur- Hessen folgende Erklärung ab: „Die kurfürstliche Regierung hat außer denjenigen ständischen An trägen, welche dieselbe nach Maßgabe der infolge des Bundesbeschlusses vom 84. v. M in derselben Sitzung abgegebenen Erklärung zu berücksichtigen hat, auch diejenigen sämmtlich nicht alS bundeS- widrig erkannten Anträge der Stände, welche sich nicht auf die Verfassung von 1831 gründen, genehmigt und wird die hiernach zu erlassende Ver fassung nach deren Publikation behnfS Ertheilnng der zugeficherten Garantie hohrr Bundesversamm lung thunlichst bald überreichen." Paris, Donnerstag, IS. April. Der brütige „Moniteur" bemerkt, die unter dem Titel: „Die Eoalitiou" erschienene (in uuserm vorigen Blatte be reits kurz erwähnte) Broschüre habe Gelegenheit zu Börsenmanövern gegeben, welche ein Einschreiten der Justiz nötbig gemacht hätten. Die gerichtliche Untersuchung sei bereits eingrleitet. Madrid, Mittwoch, 18. April. Der Urheber de» Prouunciameuto von Tortosa, General Ortega, jst erschoßen worden. Dresden, 19. April. Scit einigen Tagen war ia preuhifchen Blättern von der erfreulichen Aussicht zu lesen, daß mittelst einer Ver ständigung zwischen Preußen und Oesterreich die Ausgleichung der in Deutschland bestehenden unheilvol len Zerwürfnisse werd« angrbahnt werden. Die „Frank furter Postzeitung" sagt darüber ein patriotisches Wort, indem sie schreibt: „Daß die liberale Partei bei ihrer doktrinären Voreingenommenheit diese Verständigung nicht begünstigt, wie sehr sie auch immer handgreiflicher als eine Lebensfrage Gesammtdeutschlands sich aufdränge, unterliegt keinem Zweifel. Aber auch sonst ganz ver ständige, von Parteitendenzrn nicht verblendete Männer geben ein« ängstlichen Bedenken entspringende Abneigung kund, wenn von einer Annäherung Preußens an Oester reich die Rede ist. Man erblickt sofort im Geist die Wie derkehr der sogenannten RrstaurationSperiode mit ihrem damaligen Gefolge, ohne den realen Brrhältnifsen einer gewandten Zeit das Recht einer unbefangenen Würdigung zu Theil werden zu lassen. Ganz unläugbar sind solche Anschauungen auch hier weit verbreitet, und um der wich tigen Sache willen, die dabei in Frage steht, erscheint ein offenes Wort zur Beseitigung von Mißverständnissen drin gend geboten. Kein einsichtiger Vaterlandssreund wird in Abrede stellen wollen, daß bei dcm jetzigen Verhalten Frankreichs die schwer bedrohten Interessen Deutschland tine kräftige Wahrung fordern, und daß bei der Unzu verlässigkeit der fremdländischen Eondrrpolitik Deutsch land den nöthigen Halt zur wirksamen Vertretung seiner Sache vor Allem in sich selbst, in der möglichsten Samm lung und Stärkung seiner Kräfte zu suchen hat. Zu diesem Zweck aber lähmenden innern Zwistigkeiten ein Ende zu machen und mit Oesterreich und den übrigen Bundesglie- dern in eine festere Verbindung zu treten, wird an sich wohl Niemand für eine unrichtige Politik Preußens er klären. Die Einwendungen beginnen erst bei den fal schen willkürlichen Zusätzen, durch die man die Einigung mit Oesterreich zu einem Schreckbilde zu gestalten sucht. WeShalb aber diese Zusätze, und aus welchem Grunde? Berechtigt denn da« beiderseitige Bedürfniß der Verstän digung vernünftigerweise irgend zu der Annahme, daß Oesterreich grundsätzlich jedes Zusammengehen in erster Reihe von bedenklichen und unerreichbaren Forderungen werde abhängig machen ? Es girbt hier näher- und sep» nrrliegende Interessen, zwingende und schroffe Fragen. Wenn die übrigen Mächte Verletzungen des gemeinsame» europäischen BertragSrrchtS, Schädigungen der legitimen Rechtsordnung ruhig hinnehmen —sollen Preußen, Oester reich und da- übrige Deutschland an die Spitze ihres Programm« principiell und ganz allgemein die Wahrung alles Dessen stellen, was di« Andern in ihrer Pstichtver- säumniß ungewahrt lassen? Oder ergiebt sich nicht von selbst für dir unmittelbar vorliegenden gemeinsamen Zwecke dir ganz natürlich« praktisch« EinigungSsormel: feste« Au- sammenstehen für diejenigen Legitimität-rechte und für diejenigen Beziehungen des europäischen VertragSrrchtS, welche mit den Rechten und Interessen Gesammtdeutsch lands verwachsen sind, während die Lösung der für jetzt doch unlösbaren Fragen, principiell unpräjudicirt, aber auch ohne vorgängige bindende Verpflichtung dem Gange der Ereignisse überlassen bleibt? Weitgreisende Zukunftsplänr mögen daneben in voller Freiheit für sich bestehen; jetzt gilt eS die Forderungen und Bedürfnisse der Gegenwart, und da sichert Euch vor Allem, was Euch an dem Nechtsbrstande der europäischen Verträge gehört! DaS ist ein Princip, dem auch der schroffste Partcimann nicht wird entgeqentreten können, wenn er anders über haupt noch ein deutscher Patriot ist, und in diesem Sinne hätte man schon vor Jahresfrist die Lage der Dinge auf fassen sollen!" Die „Triester Zeitung" schreibt über die erste Sitzung der Turiner Kammer: „Wenn cs wahr ist, daß Staaten auf dieselbe Weise wachsen, wie sie ent stehen, so kann daS zukünftige italienische Reich nur auf einem Gcivebe von Unehrlichkeit, Lüge und Gewalt be ruhen. BiS vor kurzem hatte Piemont geläugnet, daß «S sich di« Unterstützung drr Franzosen durch Abtretung irgend eines Lande-theils erkauft hab«. Orffentlichr Er klärungen wurden erlassen, nach w«lchen drr König von Sardinien nicht daran denke, Savoyen und Nizza, die Schlüssel seines Landes, aüS der Hand zu geben, die Gouverneure der beiden Provinzen wurden angewiesen, vor aller Welt auszusprechen, daß keine Aenderung im Besitzstand eintrrten werde. Die starken Zweifel wurden etwas beschwichtigt; aber da wird, al- wäre es ganz selbstverständlich, der Vertrag vom 24. März abgeschlos sen und die Deputation in den Tuilrrien empfangen. Der Kaiser von Frankreich erhält den Preis, den er vor dem Kriege für sein« Hilfe verlangt hat. AUerding« hat die imperialistische Weltanschauung noch nicht alle Ita liener verblendet ; man hat noch nicht verlernt, die Wahr heit von ihrem Gegenthril zu unterscheiden, und die sar dinischen Minister haben in der Sitzung drr Turiner Drputirtenkammer am 12. d. bittere Worte über den Handel mit Nizza und Savoyen hören müssen. Gewon nen war aber damit nichts mehr. Garibaldi und Lau- renti Robaudi erhoben sich für die Rechte der von ihnen vertretenen Stadt. Der General sprach unter dcm Bei fall der Kammer, und Cavour konnte ihm nicht ent schlüpfen, ohne den Kern seiner und der französischen Politik bloSzulegen. „„Wir waren überzeugt", sagte er, daß dir Abtretung eine wesentliche Bedingung war, um auf jenem Wege weiter zu gehen, welcher unS nach Mai land, Florenz und Bologna geführt hat. Wenn wir den Vertrag vom 24. März zurückmeisen, fallen wir in einen unzweifelhaft verderblichen Fehler; eS ist unmög lich, den Traktat zu vernichten und in unsrer Politik zu beharren, ohne unS den größten Gefahren, selbst in Bezug auf unsre bisherigen Eroberungen auszusetzcn."" Diesen Worten folgte allgemeine Sensation; hatte der Minister doch unverhüllt gesagt, daß die Bedingungen der französischen Hilfe daS Aufgcben vielhundertjährigen Besitzes waren, und ,dah der gezahlte Preis zum Theil für ältere, zum Theil für noch zu erwartende Dienste bewilligt war." Tagesgeschichte. Wie«, 16. April. (N. Pr. A.) In den Händen des Wiener Landrsgerichts liegt bekanntlich di« Unter suchung in dem Eynatten'schrn Unterschleissprocrß ip alle« seinen Verzweigungen. Wenn noch ein Zwei- SA obwalte» könnt«, ob die letzten Verhaftungen in Trlest mit diesem Proceß in Verbindung ständen, so ist derselbe jetzt gehoben, denn die drei Verhafteten (Revoltella, Mondolfo und Brambilla) sind bereits hier eingetroffen und sofort dem Landesgcricht überliefert worden. Alle Eautionsanerbirten sind abgelehnt. In kaufmännischen Kreisen behauptet man, daß sich die Schuldlosigkeit der Verhafteten Herausstellen werde. (Nach der „Tr. Ztg." ist Herr Perugia nach Wien gebracht worden.) — (W. Bl.) Im Sinne des kaiserlichen Patentes vom 1. September 1859 haben sich in der Preß Kur tz er Superintendenz AugSb. Conf. wieder 39 Kirchen- gemeinden coordinirt. — Wie man der „Pr." aus Venedig schreibt, wird gegenwärtig, „höhern Befehlen gemäß", der Bau der Bahnstrecke zwischen Casar sa und Nabresina mit allem Eifer betrieben, so daß man hofft, derselbe werde noch im Lause dieses Monat- beendigt sein und mit 1. Mai bereits die erste Probefahrt unternommen wer den. Durch die Vollendung derselben wird neuerdings eine Provinz Venetiens in das Eisenbahnnetz verflochten, so daß nun bloS noch Rovigo und Bclluno außerhalb desselben sich befinden weiden. — Die beabsichtigte Theil- ung des AdministrationSzwciges der lombardisch vcnctia- nischen Eisenbahn wird vor der Hand unterbleiben, da die von der Gesellschaft wegen der Uebernahmc der Bahn strecke von Peschiera bis Mailand mit der picmontesi- schen Regierung cingelcitcten Unterhandlungen zu keinem günstigen Resultate geführt haben, und ohne dieselbe die Theilung und die Verwaltung der Bahnstrecke nicht im Interesse der Gesellschaft liegt. Trie»t, 11. April. (N.M.Z.) In Peschiera wer den sechs Kanonenboote nach englischem Muster er baut und je mit einem Geschütze armirt. Auf der Etsch ererciren fortwährend die Pontonier-, weshalb auch der Eapitän Hohenwart die Schifffahrt vor 10 Uhr Morgen verbot. Bis jetzt fanden auf österreichischem Gebiete noch keine Truppenbewegungen statt. Von Bolzano bis Innsbruck sind 40,000 Mann für etwaige Ereignisse angebracht. — Die „Gazzetta di Trento" veröffentlicht in ihrem officiellrn Theile folgende Anzeige: DaS k. k. Ar- meecommando zu Verona verordnet bis auf Weiteres die Einstellung der regelmäßigen Fahrten der beiden k. k- Dampfer auf dem Gardasee zwischcir Riva und Pes chiera und umgekehrt, da dieselben für militärische Zwecke benutzt werden. Agram, 15. April. (W. Bl.) Die Grafen Bela Festetic-, Alerander Karolyi und Baron Podmaniczky Haden die für dir Nothleid enden in Kroatien bestimm ten 5714 Fl. nach Agram überbracht und werden hier sehr gefriert. Gestern wurden die drei ungarischen Ca valiere, als sie in einer Loge des Theaters erschienen waren, mit Zivios und Eljens begrüßt, und als sie das Theater verließen, damit begleitet. u Berlin, 18. April. Ex. Maj. der König von Sachsen sind diesen Nachmittag 4 Uhr mittelst Ertra- zugeS in Begleitung deS hiesigen k. sächsischen Gesandt«» Grafen v. Hohenthal, welcher dem Könige bi- Lucken walde entgegengrreist war, auS Dresden hier eingetroffen. Sc. Majestät wurden im Bahnhof« von Sr. königl. Hoheit dem Prinz-Regenten erwartet und begaben sich nach herz lichster Begrüßung mit Höchstdemselden sodann in das Hotel deS sächsischen Gesandten, woselbst Allerhöchstdie« selben den Besuch sämmtlicher königlichen Prinzen, sowie den de» Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin und de) Fürsten vonHohcnzollern empfingen. HeuteAbend findet bei Ihren königl. Hoh. dem Prinz-Regenten und der Krau Prin zessin von Preußen zu Ehren Sr. Majestät eine Soiree statt, welcher Allerhöchstdiesclben beiwohnen werden. Esfind dazu die Minister, die Mitglieder deS diplomdtischen CvrpS und die hervorragendsten Militärs, sowie Notabilitäteu der Wissen schaft und Kunstwelt Berlin« eingrladen worden. Morgen früh werden Se. Majestät Allerhvchstsich nach Schloß Sans souci begeben und Nachmittag- mit Ihrer Majestät der Königin von Sachsen die Rückreise antrcten. (Rach einer Meldung der „Pr. Z." trafen Ihre Majestät die Königin »an Sachsen Abend- 7 Uhr mittelst Ertrazuges von Pots dam hier ein und begaben sich in das Palais Tr. königl. Hoheit da« Prinz-Regenten, wo die hohe Frau mit ihrem erlauchten Gemahl zusammentraf. Ihre Majestät ver abschiedeten sich von Ihren königl. Hoheiten dem Prinz- Rezenten, der Prinzessin von Preußen und den übrigen Mitgliedern der königlichen Familie und kehrten darauf wieder nach Schloß Sanssouci zurück.) Das HauS der Abgeordneten genehmigte heute bei nochmaliger Gcsammtabstimmung das gestern debatirte Gesetz über die Abänderung mehrer auf das Postwrsen bezüglicher Bestimmungen. — Der Nachtrag der Bud- getcommisfion über den Etat der Berg-, Hütten- u. Sa linenverwaltung wird durch Annahme des CommissionL- antrag« erledigt, welcher dahin geht: die Regierung möge veranlassen, daß die Verwaltung der ober- und nieder schlesischen SteinkohlenbergbauhilsSkasscn den Contribucn tcn dieser Kassen unter Aufsicht der Staatsbehörden über geben werde. — ES folgt die Berathung über den An trag des Abg. Kaiser auf Erlaß eines Forstculturgesctzes gegen die umsichgreifende Entwaldung des Landes. Die Commission empfiehlt wegen der Allgemeinheit des daS Bedürfniß nicht genügend fcststcllcnden Antrags und we gen bereits unternommener Schritte der Regierung im Sinne desselben die motivirtc Tagesordnung. Der Abg. Dohrn wünscht Ueberweisung deS Antrags als geeig netes Material an die Staatsrrgierung^ Der ginanz- ministcr bezeichnet eS als unzeitgemäß in dem Augen blick«, wo man eine Vormundschaft über die Bcrgverwal- tung ausgehoben, eine solche für die Forstverwaltung ein zuführen, überdies sei die Regierung mit dem Gegen stände beschäftigt, daher empfiehlt der Minister den Con - F e uilleto n. Zur Gedächtnißfeier Melanchthon't fand gestern den 18. d. M. Abends, von dem pädagogischen Vereine veranstaltet, in der erleuchteten Frauenkirche eine geist liche Musikaufführung statt. Zunächst kam Cheru- bini'S „Requiem", unter Leitung des Herrn I. G. Müller von den Mitgliedern des „Orpheus", de« KreuzchorS, den Zöglingen des freihl. v. Fletcher'schen Seminars und dem Orchester des Herrn Musikdirektor» Mannsfeldt auS- gcsührt, in fleißiger Einstudirung und wohlschattirtrm Vorträge zu Gehör. Fräulein Ida Danneinann auS Leipzig trug hierauf zwei Arien vor: die erste („Ich weiß, daß mein Erlöser lebt") auS dem „Messias" von Händel, die zweite <„Höre, Israel, des Herrn Stimme!") auS „Elia«" von Mendelssohn-Bartholdy, wobei die junge Dame, im Besitze einer jugrndfrischrn und wohl gebildeten Sopranstimme von leichter Ansprache, eben so sehr durch correctrn und angemessenen Vortrag, als durch deutliche TertauSfprache erfreute. Zwischen den beiden Arien gelangt« vom Chore aaS „Vom <nmole ^pinlioi" (von Reissiger) wohlgrlungen zur Ausführung. Nach einer vorzüglich gespielten Orgclpiece des Herrn Stephan machte der Choral „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen rc." den Beschluß des Coucert«, welches als eine würdige Frier de- Vorabend- des 300jährigen Todes tage« von Philipp Mrlanchthon bezeichnet werden darf. ü. Literatur. „Das Leben der Vögel. Dargestellt von 0r. E. L. Brehm. Verlag von C. Meidingrr Sohn u. Comp. Frankfurt a. M. 1860." — Der durch seine Reisen in Afrika und Spanien sowie durch seine schrift stellerischen Arbeite« bekannte Naturforscher Oe. E. A. Brehm in Leipzig, Sohn des «l- Ornithologr« berühm ¬ ten Pfarrer- L. Brehm in Renthendorf, übergiebt dem Publicum in diesem Werke ein „Familienbuch im wahren Sinne des Worte«", welche- die größte Aufmerksamkeit verdient. Dieses nach eignen Erfahrungen und mit Benutzung der besten Quellen ausgearbeitete Werk er scheint in 7 di- 9 Lieferungen von 4 Bogen, von denen die beiden ersten Lieferungen vorliegen. Wir begrüßen dieses „Familienbuch" mit großer Freude, weil es uns eine möglichst vollständige Darstellung in klarem, an schaulichem Ausdrucke von dem Leben und Haushalte der anmuthigsten aller Thiere, der Vögel, giebt und ihre so vielfachen Berührungspunkte mit der Menschenwelt in sinniger Betrachtung gründlich und anregend beschreibt. Alfred Brehm versteht nicht nur zu reisen und zu be schreiben, wie seine „Reiseskizzen aus Nord-Ost-Afrika" beweisen, die uns über seinen Aufenthalt in Aegypten, Nubien, Sennahr, Kordosan u. s. w. von 1847—1852 berichten, sondern er weiß auch pikant und populär zu schreiben, ohne drr Faßlichkeit die Wissenschaft zum Opfer zu bringen, wie seine zahlreichen Auffähe über da- Leben der Vögel in den ornithologischen Zeitschriften, in der „Gartenlaube", in tzer „Jllustrirten Zeitung" u. s. w. bezeugen. DaS vorliegende, an wissenschaftlichem Inhalte wre an anziehenden Äeffen reichhaltige und mit Illu strationen in Holzschnitt und JsiSdruck schön au-gestattete Werk zerfällt in sechs Abschnitte, in welchen das Leben de« Körper« sowie de« Geistes, Heimath und Beruf, häu-ltcheS und geselliges Leben der Vögel, der Mensch und die Vögel und zum Schluß Charakterbilder einzelner Vögel behandelt werden. Aus den reichhaltigen Inhalt der beide« unS vorliegenden Lieferungen näher einzu gehen, ist hier nicht der Ort; jedoch können wir uuS nicht versagen, einige kurze Angaben au- dem zweiten Capitel: „Die Bewegungen", mitzutheslen, die für unser „windschnellt-, dampfgrflü-rlte» Zeitalter" von Interesse sind, Eisenbahnen und Dampfschiffe in Ehren! Aber welche Langsamkeit gegen die Segler der Meere und der Lüfte! „Dir Grundbedingungen alle- Wesens und Sein- ist die Bewegung; sie ist der Beweis deS Leben« überhaupt. Das ganze Leben deS gesunden Vogels ist eine ununter brochene Bewegung; je mehr er sich bewegen kann, je glücklicher ist er. Der Vogel ist aber auch daS bewegungs fähigste aller Thiere. Er läuft, klettert, schwimmt, taucht und fliegt: hierin sind fast alle einem Thiere möglichen Arten der Bewegung zusammengefaßt. Aber nicht alle Vögel sind gleichbegabt hinsichtlich ihrer Bewegungs fähigkeit, sondern Hunderte von Abstufungen machen sich bemerklich. Kein Geschöpf weiter hat eine Bewegung wie der Vogel. Uebcr die eigentliche Schnelligkeit deS Fluges sind noch wenige Beobachtungen angrstellt wor den; doch weiß man, daß er die größte aller thicrischen Bewegungen ist. Man behauptet zwar, daß der Läch ln einer Stunde 86,000 Fuß zurücklegen und so, wenn er fortschwimmen wollte, in einigen Wochen den ganzen Erdkreis umkreisen könnte (vzl. Hartwig); allein diese Behauptung beruht doch nur auf einer Wahrscheinlich keitsberechnung, nicht auf bestimmten Beobachtungen, und kann leicht viel zu hoch gegriffen sein. Wäre die an gegebene Zahl aber auch richtig, so würde diese Schnellig keit noch immer weit hinter der deS Fluges zurückstehen. Der Dampfwagen durchrollt in einer Stunde (bei Eil zügen) 7 Meilen; seine Schnelligkeit kann Wohl auch bis auf 10 Meilen für dieselbe Zeit gesteigert werden; dies ist eine mittlere Fluggeschwindigkeit! Gewöhnliche Züge werden schon von einer fliegenden Krähe überholt, welche doch bekanntlich nicht zu den schnellflirgenden Vögeln ge hört; der mit aller zu erzielenden Geschwindigkeit dahin brausende Dampfwagen bleibt hinter unsrer Haustaube zurück. Brieftauben haben Entfernungen von 56 deut ¬ schen Meilen in 5 Stunden 44 Minuten durchflogen und Strecken von 35 Meilen in weniger als 3 Stunden zurückgelegt. Das gieKt für die Stunde eine Flug geschwindigkeit von 280,000 Fuß, welches die Schwimm schnelligkeit des Lachses also um 3'4 Mal übertrifft. Nun steht aber die Taube hinsichtlich ihre» Fluges schon weit hinter de» Edelfalken und noch weiter hinter den Seglern zurück. Die größer» Arten der erstgenannten fangen die behendeste Taube jedesmal, wenn diese sich nicht bergen kann, und legen beim Verfolgen große Strecken mit fabelhafter Geschwindigkeit zurück: Montagu schätzt sie (bei unscrm Wanderfalken, lmlen peee-xrinu*) auf 800,000 Fuß in der Stunde. Aber die eigentlichen Segler sind wirklich „Schnellsegler", welche nur für die Lüfte geschaffen sind. Sie fliegen in drei bis fünf Tagen von Deutschland in daS Innere von Afrika, wie ich an vielfachen Beobachtungen schließen darf, und machen von Afrika auS im Späthcrbste Spazicrfiüge nach Südeuropa. In ihrer Art sind sie nicht minder wunderbar, als der von vielen Dichtern und Naturforschern angestaunle Fregattvogel (l'aellypowi äqmla). Seine Bewegungs fähigkeit läßt ihn Entfernungen vergessen und Stürme verlachen; er würde, wenn er wollte, nicht in Wochcn, sondern in Tagen den Erdball umkreisen können." Derartige Beobachtungen und Betrachtungen, denen wir noch viele andere beifügen könnte», sprechen für den Werth de- vorliegenden Werke«, und Referent kann sei nen Bericht über dasselbe nicht schließen, ohne den Wunsch auSzusprrchen, daß da- Interesse, welches Alfred Brehm für seine gefiederten „reizenden Freunde" ge weckt und genährt hat, auch über den engern Kreis der Fachgelehrten hinaus wach erhalten bleiben möge. Da« „Leben drr Vögel" sei somit dem größer« Publicum aus da- Wärmste empfohlen. .4. 2.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview