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Dresdner Journal : 18.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-08
- Tag1860-08-18
- Monat1860-08
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 18.08.1860
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V ISS Abs»«r»e»t«prrist: ILdrll-k: ü rblr. 10 rt»r. u» 1» -« >tM-l.-1 ,. 10 i trtt» ?oM - m»ck u> S-isM 1L s 8t»l»p«I»o- Lia,»l>» kiuwmvro: 1 di-e. - —U»- bl»»». r>str«tt»Prtlst: kitr ä» 8»>u>ll «»»er »«»z>»It»o«» 2!»ll«: 1 KU«. U»t»r ,,Ll»-«»»oat" äi« L«il«: 2 dt-r. Ersitzet«»: n-lleb, enlt x»»v»dwe s»r Svuo- a»ü k»l»rt»-«, Xbevä, Nir ä»o kolx«llä«> l'^L- Sonnabend, den 18. August. 1860. Nres-nerIourml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Luftratrnanmlhme auswärt«: I^ixriU: H L»L»o»r«rr«», Lowioissioitlir 6«» vr«»<ln«r ^oi»r»»l»; «beoä»-olk»tj H. UV»««»; Litoa»; li»L»i«»rei« Se Vool.sn; L»rlw: 6»o«rr»'»cbe Uudik., k»r»>«ir»»'» kurv»»; Sr»w«2: L. 8c»i.orr»; kr«L^tUrt ». N.; .lLrur» »cIls Uuckb»nälunx; Lot»: Xvol.» L»v»»»»; k»ri«: v. 1-öwic«»«!.» (28, rue äe» bon» «nkall»); l>. I'.o»l.ici«'» Lut:l>kkiiälunx. Herausgeber: N<>mx1. Krpeäitioo 6e» Dresäuer ck<nrrn»l», Ure»<!vn, >l»rieustr»»»v Kr. 7. Amtlicher Thril. Bekanntmachung die Aufhebung de- Gericht-amt- Hohnstein betreffend. Mit Allerhöchster Genehmigung ist vom Justizmini sterium i» Einverständnisse mit den Ministerien deS In nern, des EultuS und öffentlichen Unterricht- und der Finanzen die Aufhebung de- Gericht-amt- Hohnstein be schlossen und zu Ausführung diese» Beschlusses Folgen des bestimmt worden. L. Die Wirksamkeit des Gericht-amt- Hohnstein endigt sich mit dem 30. September dieses Jahres. L. Bon dem Bezirk« de» Gericht-amt» Hohnstein wird vom 1. October dieses Jahres an zugrwiesen a) dem Gerichtsamte Schandau Stadt Hohnstein, Geßdorf, Waitzdorf, sowie das Rathen'er und Hohnstein er Forstrevier, d) dem GerichtSamte Stolpen Cunnersdorf, Heeselicht, Hohburkersdorf, Rathewalde, Stürza, Arschntg, o) dem GerichtSamte Neustadt, welchem schon früher vom Justizministerium im Einver ständnisse mit dem Finanzministerium da- Ehrenberg'er Forstrevier überwiesen worden ist, , Ehrenberg, cl) dem GerichtSamte Sebnitz LohSdorf und Ulbersdorf (Ober- und Nieder-), e) dem GerichtSamte Königstein da- Lohmen er Forstrevier mit dem Basteigebäude. E» haben daher die genannten GerichtSämter vom 1. October diese- Jahre- an die Gerichtsbarkeit über die nach Vorstehendem ihnen überwiesenen Orte und Forst reviere nebst allen darauf Bezug habenden Gegenständen an Acten, Urkunden, Gericht-büchern, Depositen »c. zu übernehmen und sich derselben fernerhin zu unterziehen. 3. In sämmtlichen bei dem GerichtSamte Hohnstein be reit- anhängigen oder noch anhängig werdenden Sachen, welche den 1. October diese- JahreS noch nicht beendigt sind, haben die Betheiligten von der bemerkten Zeit an Dasjenige, waS ihnen bei'm GerichtSamte Hohnstein zu thun oblag, bei derjenigen Behörde zu verrichten, vor welche diese Sachen künftighin nach gegenwärtiger Be kanntmachung gehören, namentlich daselbst die vom Ge- richt-amte Hohnstein etwa anberaumten Termine abzuwar ten und angefangene Verfahren zu beendigen, und zwar Alle- bei Vermeidung derjenigen Nachtheile, welche ihnen in den Ladungen oder sonstigen Erlassen des genannten Gericht-amt- angedroht worden sind oder unmittelbar Kraft der Gesetze rintreten. Dresden, den 10. August 1850. Ministerium der Justiz. Für den Minister: Hänrl. Rosenberg. Bekanntmachung die Aufhebung des Bezirksgerichts Rochlitz und die AuSbezirkung deS Gerichtsamts Wurzen betreffend; vom 14. August 1860. Mit Allerhöchster Genehmigung ist vom Justizmini sterium die Aushebung deS Bezirksgericht- Rochlitz, so- Feuilletou. Thurmwächter Ole. Von K L. Andersen.*) „In der Welt geht eS immer hinauf und hinab und hinab und hinaus; — Jetzt kann ich nicht höher hinauf!" sagte Thurmwächter Ole. „Hinauf und hinab müssen die meisten Leute versuchen; im Grunde genommen werdcn wir Alle zuletzt Thurmwächter, schauen das Leben und die Ding« von oben herab!" In der Weise sprach Ole, mein Freund, der alte Wächter, ein curioser, gesprächiger Kauz, von dem e» schien, al- sage er Alle», und der doch gar Viele- in seinem ernsten Sinn tief im Herzen verbarg. Ja, er war guter Leute Kind; «S gab Solche, die da sagten, er sei der Sohn eine- Grheimrathe- oder hätte e- sein können; studirt hatte er auch, war Hilfslehrer, HilfSküster ge wesen, wozu half ihm da» Alle»! Damals wohnte er bei dem Küster, sollte dort Alle- im Hause haben, freie Station, wie man sagt, und war noch, wie eS heißt, ein junger feiner Herr. Er wollte seine Stiefel mit Glanz wichse geputzt haben, aber der Küster wollte nur Schmier wichse hergeden, und darüber wurden sie unein»; der Ein« sprach von Geiz, der Andere von Eitelkeit, die Wichs« ward der schwarze Grund ihrer Feindschaft, und endlich trennten sie sich. Was er vom Küster fordert«, da» forderte er gleich falls von der Welt überhaupt: Glanzwichsr, und er be kam stet» nur Schmierwichse; — deshalb zog er sich endlich von allen Menschen zurück und wurde ein Eremit; aber Eremitage und Amt und Brod zugleich inmitten einer großen Stadt giebt eS nur oben im Kirchthurme; *) L« desien «erke: „La« Herz und »elt". kelpzig, Ver la- vo» S. Wletzemaaa. wie die AuSbezirkung des GerichtSamts Wurzen aus dem Bezirksgerichte Leipzig und dessen Einbezirkung in das Bezirksgericht Oschatz beschlossen und zu diesem Behuf« Folgendes bestimmt worden: 1. Die Wirksamkeit deS Bezirksgerichts Rochlitz, sowie die des Bezirksgerichts Leipzig bezüglich deS Gericht-amt- Wurzen endigt sich mit dem 30. September diese- JahreS. 2. Vom 1. Oktober diese- JahreS an werden die GerichtSämter Rochlitz, Penig, Gering-Walda und Hartha in da- Bezirksgericht Mittweida, die GerichtSämter Eolditz und Geithain in das Bezirksgericht Borna, die GerichtSämter LeiSnig und Wurzen in da» Bezirksgericht Oschatz einbezirkt und die dem Bezirksgerichte Rochlitz im Ge- meindebrzirke der Stabt Rochlitz übertragenen gerichtS- amtlichen Geschäfte dem Gerichtsamte Rochlitz über wiesen. ES haben daher von-dem angegebenen Zeitpunkte an den ihnen zugewiesenen Wirkungskreis da» Bezirksgericht Mittweida auch auf die GerichtSämter Rochlitz, Penig, GeringSwalda und Hartha, da- Bezirksgericht Borna auch auf die GerichtSämter Colbitz und Geithain, das Bezirksgericht Oschatz auch auf die Gerichtsämter LeiSnig und Wurzen und das Gerichtsamt Rochlitz auch auf den Gemeindebrzirk der Stadt Rochlitz zu er strecken. Ein Gleiches gilt von den bei ebengenannten Be zirksgerichten angestellten Staatsanwälten. 3. Die bei dem Bezirksgericht Rochlitz als solchem und beziehentlich bei dem Bezirksgericht Leipzig au» dem Be zirke dem Gericht-amt- Wurzen anhängig wordenrn, Ende September dieses JahreS noch nickt völlig beendigten Untersuchungen und sonstigen, die Strafrechtspflege be* treffenden Angelegenheiten, sind zur Fortstcllung und Er ledigung an die Bezirksgerichte Mittweida, beziehentlich Borna und Oschatz, — je nachdem es sich dabei um im Sprengel der Gerichtsämter Rochlitz, Penig, Gerings walde und Hartha, oder um im Sprengel der Gerichts ämter Colbitz und Geithain, oder endlich um im Sprengel der GerichtSämter LeiSnig und Wurzen verübte Ver brechen handelt — abzugeben. 4. Gleichergestalt ist mit den an daS Bezirksgericht Roch litz und beziehentlich an das Bezirksgericht Leipzig zum Verspruch ringesendeten und bis Ende September dieses Jahres noch nicht versprochenen und zum Abgang« ge langten Civilrechtssachen zu verfahren. 5. Die bei dem Bezirksgericht Rochlitz als GerichtSamte anhängig wordenen, zu dem angegebenen Zeitpunkte noch nicht beendigten Sachen wird das Gerichtsamt Rochlrh fortstellrn. 6. In sämmtlichen bereits anhängigen Rechtsangelegcn- heiten, welche in Gemäßheit gegenwärtiger Verordnung vom 1. Oktober dieses Jahres an bei anderen Behörden, als bei den sie anhängig wurden, fortzustcllen sind, haben die Betheiligten von dem ebenbemerkten Zeitpunkte an dasjenige, waS ihnen bei dem Bezirksgerichte Rochlitz und beziehentlich dem Bezirksgerichte Leipzig zu thun ob lag, bei denjenigen Behörden zu verrichten, vor welche ihre Sachen künftighin gehören; namentlich haben sie da selbst die von der bisherigen Behörde etwa anberaumten Termine abzuwarten und angefangene Verfahren zu be endigen und zwar Alles dieß bei Vermeidung derjenigen Rechtsnachtheile, welche ihnen in Ladungen oder son dert stieg er denn also hinauf und schmauchte, seine Pfeife während seines einsamen Ganges; er blickte hinab und hinauf, dachte dabei und erzählte in seiner Art u»d Weise von Dem, was er sah und was er nicht sah, was er in Büchern und in sich selbst las. Ich lieh ihm oft Bücher, gute Bücher, und an seinem Umgänge erkennt man den Mann. Er liebe weder die englischen Gouver nanten-Romane, noch die französischen, die ein Gebräu über Zugwind und Rosinenstengrl seien, sagte er, nein, er wolle Lebensbeschreibungen, Bücher von den Wundern der Erde haben. Ich besuchte ihn wenigstens einmal im Jahre, gewöhnlich gleich nach Neujahr; er sprach dann immer von Diesem und Jenem, das ihm beim Jahres wechsel in den Sinn gekommen war. Ich will einen Besuch erzählen und werde ferne eignem Worte wiedergeben, wenn ich es vermag. Unter den Büchern, die ich letzthin Ole geliehen, war ein-, welche- ihn namentlich erfreut und erfüllt hatte, nämlich ein Buch von den Geröllen. „Ja, da- sind wahrhaftige Jubelgreise, diese Ge-' röllr!" sagte er, „und an ihnen geht man gedankenlos vorüber! Ich selber habe eS gethan auf dem Felde und am Strande, wo sie in Menge liegen. Und über das Straßcnpflastrr, die Pflastersteine, diese Brocken der aller-' ältesten Ueberrrste des Alterthums, schreitet man auch so ohne Weitere» dahin! Auch ich selber habe daS gethan. Jetzt aber zolle ich jedem Pflastersteine meine Hochachtung. Schönstes Dank für das Buch, «S hat mich mit Gedanken erfüllt und alte Ansichten und Gewohnheiten zum Weichen gebracht, hat mich erpicht gemacht, rin Mehrere» der Art zu lesen. Der Roman der Erde ist doch der merk würdigste aller Romane! Schade nur, daß man die ersten Theile nicht lesen kann, weil sie in einer Sprache abge- faßt find, die wir nicht gelernt haben; man muß in den Erdschichten, in dem Kiesel, in allen Erdperiodrn lesen, stigen Erlassen der bisherigen Gerichtsbehörde angedroht worden sind, oder unmittelbar kraft der Gesetze rintreten. Dresden, den 14. August 1860. Ministerium der Justiz. Für den Minister: Hänrl. Beyer. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i et> t. Telegraphische Nachrichten Zeitung-schau. (National-Aeitung. — Neue Preuß- Zeituna. — Preußische Zeitung.) Tagesgeschichte. Dresden: Vom königl. Hofe. Mi nister v. Behr zurück. Referentenwahl für die Kirchen ordnung. — Wien: Das Banket zu Ehren der bay rischen Eisenbahneinweihungsgäste. — Pesth: Fackel züge verboten. — Berlin: Vorbereitung zu den Manöver«. Leichenbegängniß des Grafen Beaulin- court. — Bromberg: Conflict mit Offizieren. — Schleswig: Straferkenntniß in der Adrrßangelcgenheit. Pari»: Zur Feier deS Napoleonfestes. Manöver im Lager von Chalons ausgesetzt. Minister Magne zu rück. Vermischte». — Zürich: Großfürstin Anna Paulowna -s. — Neapel: Die Landung Garibaldi'» noch nicht bestätigt. — Madrid: Gesandter für St. Petersburg. Lager bei La Corogna. Ruhestörungen. — London: Parlamentsvcrhandlungen. Werbungen für Garibaldi. — St. Petersburg: Kaiserin- Mutter zurück. Die Unruhen im Kaukasus unter drückt. — Warschau: Der bevorstehende Besuch des Kaisers.—Konstantinopel: Kurschid Pascha. Ant wort an die serbische Deputation. Plünderungen in Balbek. — Montenegro: Die Leiche des Fürsten. Näheres über die Ermordung des Fürsten. Entwurf eine« Gewerbegesrhetz für da- Königreich Sachsen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Strehlen. Zwickau. Plauen. Marienberg. Pulsnitz. Waldheim.) Vhatistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Zara, Mittwoch 15. August. Nikizza, der Sohn deS Staatspräsidenten und Großwoiwoden Mirko Petrovich, ist gestern Abend in Cettinje zum Fürsten von Montenegro auSgerufen worden. Turin, Donnerstag, 16. August. „Opinione" meldet: Der erste Adjutant deS Prinzen Napoleon, Oberst de la Franconniere, ist hier angekom- men. Es wird allgemein versichert, er habe ein Schreiben deS Kaisers Napoleon an den König Victor Emanuel mitgcbracht, worin Letzterer er mahnt werde, Venetien nicht anruareifen, mit dem Bemerken, Frankreich könne, selbst wenn Piemont bei einem neuen Feldzüge gegen Oesterreich un unglücklich sein sollte, nicht mterveniren, da eS durch den Frieden von Billafranca gebunden sei. London, Donnerstag 16. August Abends In der heutigen Sitzung deS Unterhauses erklärte Lord Palmerston, er habe keine Kenntniß davon, daß in England Werbungen für Garibaldi stattfän- den (vgl. unter London). ES sei schwierig, in und dazu treten die handelnden Personen, Herr Adam und Frau Eva, erst in dem sechsten Theile auf; da» ist dann vielen Lesern zu spät, sie möchten sie gleich im ersten Theile haben — mir ist das so auch recht. Ja, daS ist ein Roman, ein höchst abenteuerlicher Roman, und wir kommen Alle in demselben vor. Wir kribbeln und krabbeln umher und bleiben doch an demselben Orte, aber die Kugel, dreht sich, ohne daß das Welt meer über uns ausgegossen wird; die Scholle, auf der wir uns bewegen, hält schon, wir fallen nicht durch, — und dann ist es eine Geschichte, die sich durch Millionen von Jahren hindurchzieht und die immer ihren Fortgang hat. Besten Dank für das Buch von den Geröllen! DaS sind Kerle! die könnten WaS erzählen, wenn sie es überhaupt könnten! Ist das doch ordentlich ein Ver gnügen, so einmal dann und wann eine Nummek Null zu werden, und vollends wenn man so hoch sitzt wie ich, und dann zu gedenken, daß wir Alle, selbst mit Glanzwichse, weiter Nichts sind als Minuten-Ameisen auf dem Erdenhaufen, wenn wir auch Ameisen mit Ordensbändern, Ameisen mit Gang und Sih sind. Es wird Einem ganz grlbschnablig zumuthe neben diesen Millionen jährigen ehrwürdigen Geröllen. Ich laS am Neujahrsabend in dem Buche und hatte mich dermaßen in dasselbe vertieft, daß ich mein gewöhnliches Neujahrs vergnügen vergaß, nämlich „die wilde Jagd nach Amack"! — ja, die kennen Sie wohl nicht? Die Fahrt der Heren auf dem Besenstiele ist bekannt genug, die findet in der JohanniSnacht nach dem Brocken statt; aber wir haben auch eine wilde Jagd, die ist in ländisch und neuzritig, die geht nach Amack in der Neu- jahrSnacht. Alle schlechten Poeten, Poetinnen, Musikanten, Zeitungsschreiber und künstlerische Oeffentlichkeiten, die, welche Nichts taugen, reiten in der Neujahrsnacht durch die Lust nach Amack hinaus; sie sitzen rittlings auf einem solchen Kalle ein internationales Gesetz an- zuwenden, was ja auch unmöglich g'wesen, a!S in Irland Werbungen für den päpstlichen Dienst stattgefunden hätren. Die Negierung beobachte in beiden Fällen dieselbe Unparteilichkeit. Dresden, 17. August. Unter der Aufschrift: „Zur Sprachenfrage in der Provinz Posen" bringt die Berliner „Natio- nal-Zeitung" einen länger» Artikel, welcher nachzu weisen sucht, daß die von den Polen im Großherzoglhum neuerdings vorgebrachten Klagen über Breinträchligung der polnischen Sprache diese nicht als Medium des Ver ständnisses auffassen, daß sie vielmehr die Wiederherstel lung und den Schutz der politischen Rechte dieser Sprache herbeisühren wollen, mit andern Worten: daß cs der Gebrauch der polnischen Sprache seitens der Behörden bei ihren Amtshandlungen sei, welcher gefordert wird. DiesenBestrebungen trist die „N.-Z." entschieden entgegen. „Aus den gesetzlichen Bestimmungen — sagt dieselbe — geht hervor, daß die polnische Sprache von den Gerich ten immer nur als Mittel des Verständnisses gebraucht werden sollte, je nach dem Bedürfniß. Das Recht und die Gerichtsverfassung sind in der Provinz Pose» das selbe wie im übrigen Staatsgebiete; sie sind deutsch, und die Richter, mögen sie dieser odcr jener Nationalität an gehören, haben nichts Anderes zu thun, al» die deutsche Rechtspflege in der der Bevölkerung verständlichen Sprache zu üben. Es versteht sich von selbst, daß eS nicht die Aufgabe deutscher Gerichte sein kann, eine fremde Na tionalität zu pflegen ; wenn die Polen dies dennoch for dern und für ausführbar halten, so überschätzen sie die Bedeutung, welche die Sprache für daS Volksthum hat. Ganz unzutreffend ist der Vergleich mit Schleswig. Dort drängen sich nicht bloS den Deutschen, die kein Dänisch verstehen, dänische Richter auf, die deS Deutschen nicht mächtig sind, sondern cs wird auch das einheimische, dem Lande durchaus gebührende deutsche Recht verstümmelt und bei Seite geschoben, damit nicht etwa dänisches Recht, wie es auf Seeland geübt wird, sondern damit eine eigen» zurecht gemachte dänische Willkür, die weder le galen Ursprung noch Charakter hat, an die Stelle gesetzt werden kann. In Schleswig ist regellose Tyrannei, in Posen wird preußisches Recht gerade so gehandhabt^ wie in Pommern und Schlesien. Polnisches Recht giebt e» in Posen nicht; wenn eS ein solches gäbe und wenn e- unterdrückt würde, dann würden dir Polen klagen kön nen, daß man ihnen einen Pfeiler ihrer Nationalität rauben wolle. Unter den bestehenden Verhältnissen aber find sie nur zu der Forderung berechtigt, daß von den deutschen Gerichten die polnische Sprache so viel ange- wendet werde, als nöthig ist." Die „Neue Preußische Zeitung" stimmt hie rin in der Hauptsache mit der „Nat.-Ztg." überein. Sie schreibt: „Wir haben weder irgend eine Neigung, das gegen Polen zu Ende des vorigen Jahrhunderts einge schlagene Verfahren zu vertreten, noch wollen wir den preußischen Polen irgend eines der Rechte entziehen, die ihnen zustehen. Aber andererseits hat kein Staat die Verpflichtung, all die Fehler odcr das Unrecht gut zu machen, daS etwa vor Zeiten von seiner Regierung be gangen worden — das wäre eine Phantasiepolitik im tollsten Style! — und andererseits stehen die Rechte, welche eine echaufsirte Partei im Großherzoglhum Posen jetzt fordert, ihnen keineswegs zu. Jedem das Seine, — diesen preußischen Wahlspruch wollen wir auch auf die Provinz Posen angewendct wissen; aber zu „Jedem" ge hören die Deutschen auch, und es wäre unrecht, auf ihre Kosten den Polen neue Rechte einzuräumen." Auch die „Preußische Zeitung" widmet dieser Angelegenheit heute einen Leitartikel. ES heißt in dem selben u. A.: „Es wird heute vergeblich sein, was noch 1848 gelungen ist, dem deutschen Volke vorzuspiegeln, daß es ein großes Unrecht, welches der polnischen Nation angethan sei, auf seine Kosten wieder gut zu machen habe. ' ' 1'" ihren Pinseln oder Fedcrspulen, Stahlfedern tragen sie nicht, sie sind zu steif. Ich sehe das, wie gesagt, jede Neujahrsnacht, die Mehrzahl der Reiter könnte ich beim Namen nennen, aber ich möchte doch nicht ihre Feind schaft auf mich laden, sie lieben es nicht, daß die Leute um ihre Amackfahrt auf Federspulen etwas erfahren. Ich habe eine Art Schwestertochter, die Fischweib ist und, wie sie sagt, drei geachteten Zeitungsblättcrn die Schmäh- und Schimpfreden liefert; sie ist selbst dort aus Amack als eingeladener Gast gewesen; sie wurde hinausgetragen, sie selbst hält keine Federspule und kann nicht reiten. Sie hat es erzählt. Die Hälfte von Dem, was sie sagt, ist Lüge, aber die andere Hälfte unterrichtet uns zur Genüge. Als sie draußen war, begannen sie die Festlich keiten mit Gesang, jeder der Gäste hatte sein Lied ge schrieben und jeder sang auch sein eigen Lied, denn da- Lied sei das Beste, es war Alles eins, Alle- die selbe Melodie. Darauf marschirten in kleinen Kamerad schaften Diejenige auf, die nur mit dem Maulwerke thätig sind, als da sind die Singglocken, die wechsclSweise singen; darauf kamen die kleinen Trommelschläger, die in den Familienkreisen austrommeln, — Bekanntschaft wurde gestiftet mit Denjenigen, die da schreiben, ohne daß sie ihren Namen dazu hergcben, das heißt hier so viel als Diejenigen, die Sckmierwichse anstatt Glanz wichse gebrauchen; da war der Büttel und sein Bursche, und der Bursche war der Schlimmste, denn sonst be achtete man ihn nicht; da war auch der gute Straßen kehrer mit dem Karren, der das Kehrichtfaß umstülpt und eS „gut", „sehr gut", „ausgezeichnet gut" nennt. Und während all' des Vergnügens, daS schon die Zu sammenkunft gewähren mochte, schoß aus der großen AaSgrube auf Amack ein Stengel, ein Baum, eine un geheure Blume, rin großer Erdpilz, ein ganzes Dach hervor, da- war die Gchlaraffenstangr der geehrten Per-
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