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Dresdner Journal : 22.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-08
- Tag1860-08-22
- Monat1860-08
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 22.08.1860
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Seine Majestät der König habe« zu genehmigen geruhet, daß der Hofmarschall und -ammerberr Hennann Freiherr v. Friesen, da» von Seiner Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Meiningen ihm verliehene Comthurkrcuz I. Claffe de« he^oglich Sachsen- Crnestintschrn HauSordrn» annehme und trage. Nichtamtlicher Shell. Neberkl»,. relechraphiseh« Nachrichten. ZeitNNHsscha«. (Magdeburger Zeitung. — Kasseler Zeitung. — Ost-Deutsche Post. — Constitutionnel. — Time». — Journal de Gt. PeterSbourg.) Tagesßeschichte. Wien: Da» Kaisrrpaar zurück. — Berlin: Minister zurück. Arnderungen in der For mation der Artillerie. Die MobilmachungSgrrüchte. — Possenhofen: Abreise der österreichischen Majestäten. — Darmstadt: Erhöhung der MilitärstrllvertretungS- summe beantragt. — Frankfurt: Postconferenz ge schloffen. — Vom Main: Bewaffnung der BundeS- festungen. — Pari»: Die syrische Convention unter zeichnet. Neue Postverbindung mit Indien. — Bern: Protest de» Bischof» von Como. Wahlen im Tessin. — Brüssel: Bomben für Garibaldi bestellt. — Turin: Der vermehrt« Stand der Armee u. Marine. Freiwillige eingeschifft. Einzeichnung von Freiwilligen geschloffen. — Florenz: Demonstrationen für Mazzini. Neapel: Nachrichten über Landungen der Garibaldia- ner. Anarchie. — Madrid: Unwohlsein der Köni gin. Cholera. — London: Die Werbungen sür Garibaldi. KnegSdampfer für Spanien bestellt. Par lamentsverhandlungen. — Stockholm: Der Graf von Flandern nach St. Petersburg. — St. Peters burg: GchiffShebungen im Hafen von Srbastopol Eytmvrf eines Gewerbegrsetzes für das Königreich Dachsen. (Schluß.) Dresdner Nachrichten. Provlazinlvachrichten. (Leipzig. Zwickau. Pirna. Aus der Lausitz. Wolkenstein.) Berauschtes. Frequenz sächsischer Bäder. FeniLeton. Tagrskatevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Turin, Montag, 2V. August. Die „Opiniove" pteldet: In dem Flecken Ricolofi, unweit Catania am Aetna gelegen, sei eine Cootrerrvolutiou zu Gunsten der königlich neapolitanischen Neaierung ansardrochen. Der Garibaldt'sche General Nino Bixi» hab« den Aufstand jedoch unterdrückt und die Häupter desselben exemplarisch bestraft. Wiusneare ist zu« bevollmächtigten Minister des Königs von Neapel beim Hofe des Königs Victor Emanuel ernannt. Aus Neapel vom IS. August Abends wird ge meldet, 1« Foagia in Apulien wären angeblich zwei Compagnien Dragoner und mehrere Artille risten zu de« Insurgenten übergegangen. (Bisher hatte man von einer Jnsurrcction in jener Gegend nicht» gthöit. Die Deserteure mühten also zur See entflohen oder nach Calabrirn auSgrwandert sein.) Die neapo litanischen Truppen hätten eine von Malta kom mende und mit Waffen und Munition beladene L»igg beschaffen and genommen. London, Montag, 20. August, Abeuds. Zn der heutigen Sitzung des Unterhauses gab Lord Palmerston dem Mitglied« für Limerick-County, William Monsell, zur Antwort, bei den Kämpfen im Libanon hätten die Marovite« »«erst angegrif fen. Dabia lauteten auch die Berichte, welche der französische Minister des Auswärtigen, Herr Thouvenrl, empfange» habe. Dies rechtfertige natürlich nicht die von den Drusen begangenen Grausamkeiten. London, Dienstag, 21. August. Die,Simes'' schreibt: „Wenn Garibaldi Halt mache, nachdem er Neapel vnd Nom mit Piemont vereinigt, so werde er den Namen eines zweiten Washington hinterlassen. Wenn er aber »euetien avgreife, so würde» seine revolutionären Streitkräfte, selbst wenn er von Piemont offen unterstützt würde, vor der österreichischen Armee gleich einem Dunste ver schwinden. Er werde eine Stadt nach der andern verlieren. Auch die „Moruiug-Post" spricht sich wegen Oesterreichs besorgt aus. Dresden, 21. August. Die „Magdeburger Zeitung" brachte vor kur zem folgenden, vom Main datirten Artikel: „Ja sonst gut unterrichteten diplomatischen Kreisen findet die Meinung vielen «laude», daß in Bezug auf die Reorgani sation der Lundelmilitärverhlltniffe zu Teplih zwischen Preußen und Oesterreich gewisse Vereinbarungen erzie l seien, und zwar mit Umgehung der deutschen Mittelstaaten. Man will wissen, daß die« der hauptsächlichste «rund sei, warum der König von Bayern längere Aeit am preußischen Hofe verweilt habe, da seitrn Bayern« versuche worden ist, den gegenüber den andern Mittelstaaten weitaus grdßern Bestand seine« Heere« gellend zu machen und delfallt eine entsprechendere Berücksichtigung det den deSsallsigen Arrangement« zwischen den beiden deutschen Groß mächten durchzusetzen. Jedenfalls hat diese Meinung in den mit- trlstaatlichen Sphären einige Besorgnisse erweckt, und man ist eifrig bemüht, den Grund oder Ungrund zu ermitteln, freilich bither ohne jeden Erfolg. Die meisten mittelstaatiichen Diplo maten können sich nicht von dem Gedanken lolmachen, daß in Leplitz ihnen bisher geheim gebliebene Dinge wichtiger Natur abgemacht worden find." Wir bemerken hierzu, daß in diesem Artikel — der un», da wir die „M.Ztg." selbst nicht halten, erst heute zu Gesichte kommt, — offenbar eine kleine Verwechselung zwischen mittelstaatlichen Diplomaten und gothaischen Journalisten stattflnbrt. Die „Kasseler Zeitung" vom 17. August enthält einen bemerkenSwerthen Artikel in der kur hessischen Verfassungsangelegenheit. Derselbe beginnt mit den Worten: „Protest, oder gar Jncompetenzerklärung, ist das Medusenhaupt, womit man die Regierung einzu schüchtern glaubt," und nachdem er auSeinandergesrtzt hat, daß denn doch Mancher angesichts jenes Schrittes der Regierung gegenüber sich eines Andern besinnen könnte, heißt cs weiter: „Würde aber wirklich das Un glaubliche eintreten, daß man, noch einmal auf fremde Unterstützung bauend, den landständischen Beruf in einer oder der andern Weise, sei es durch Protest oder Jncom- petenzrrklärung, rinstellt, um die Regierung zum einsei tigen Vorschreiten zu zwingen, so dürfte wohl diesmal der gesunde Sinn deS Volkes über die Klippen allein schon hinweghelfen, wozu man früher eines bundesmä- ßigen Einschreitens bedurfte. Ein solcher Schritt land- ständischerseit- könnte nur auf der Annahme beruhen, daß etwas Guter sich auf dem Wege der Unordnung er reichen lasse. Wer aber diesen Weg rinschlägt, ist als ein Wahnsinniger zu betrachten, oder cs müssen andere als patriotische Zivle bei ihm vorausgesetzt werden; denn das Gute gedeiht nur bei der Ordnung und die Ord nung allein kann Uebles wieder gut machen, ohne neuen Schaden wieder zuzusügen." Habe die jetzige Ordnung der Dinge wünschenswerthe Verbesserungen nöthig, so sei der verfassungsmäßige Weg der der Petition. „Kraft dieser Bcfugniß wird den neu versammelten Ständen niemals die Zuständigkeit bestritten werden, selbst solche Anträge zu stellen, welche in Betreff einzelner Bestim mungen auf da» VerfafsungSrecht von 1831 zurückgehen und di« nachträgliche Wiederaufnahme etwa noch nicht berücksichtigter, baS LandeSwohl besser gewährleistender Bestimmungen jene» StaatSgrundgesetzeS begehren. Nur das wird die Regierung niemals zugeben können, daß die auf alleinigen Grund der rrvibirtrn Verfassung zu- sammengetrrtenen Stände die Recht-Verbindlichkeit dieser Verfassung selbst in Abrede stellen. Sie wird, ohne ihr Ansehen auf- Spiel zu setzen, nicht einmal einen Protest zulassen dürfen, noch weniger aber eine Jncompetenz- rrklärung ruhig hinnehmcn. Da- leidet, wie schon gesagt, weder die Rücksicht auf ihre eigene Würde, noch diejenige Pflicht, welche sie dem Deutschen Bunde gegenüber zu" erfüllen hat; denn der Deutsche Bund ist eS gewesen, der die Verfassung von 1831 außer Wirksamkeit setzte. Wer gegen die Folgen der betreffenden BundeSbrschlüsse agitirt und conspirirt, der agilirt und conspirirt gegen den Deutschen Bund selbst, und so wenig die kur hessische Regierung in ihrer Eigenschaft als Bundesmitglied im Allgemeinen eine bundcsfeindliche Agitation und Eon- spiration in ihrem Lande dulden darf, ebenso wenig darf sie daS Auge darüber zudrücken, wenn solche Feindselig keiten auch nur gegen einzelne Bundesbeschlüsse gerichtet sind. Diese ernste Seite der Sache scheint die Verfas sungsagitation bei unS noch nicht hinlänglich in Erwä gung gezogen zu haben, es sei denn, daß es in ihrer Absicht vorzugsweise liege, vermittelst der kurhessischen Frage den Bundestag lahm zu legen, waS aber alsdann leicht «ine sonst kaum nöthige Bundesintervention um so eher herbeiführen würde." Die „Ost-Deutsche Post" schreibt: Die Nachricht von einem Briefe, den der Kaiser der Franzosen an Victor Emanuel gesendet habe, um ihn dringend vor einem Angriff auf Venetien zu warnen, findet in poli tischen Kreisen guten Glauben. Die Regierung in Turin drängt cs zu großen Entscheidungen. Dieser Zwischen zustand ist auf die Länge nicht haltbar; er reibt auf, er desorganisirt sogar die Armee. Nach Briefen von ruhigen und leidenschaftslosen Geschäftspersonen auS Mailand ist der Krieg für Sardinien schon um der Er haltung der Armee willen dringend nothwendig. Die Erfolge Garibaldi'» lockern die militärische DiSciplin; Osfiziere und Soldaten gehen mit und häufiger ohne Bewilligung unter die Freischaaren. Mehrere Details anderer Art, deren Veröffentlichung man aus übergroßer Vorsicht unS nicht gestatten will, werfen bizarre Streif lichter auf die Lage der Regierung. DaS Facit ist, daß daS Verhängniß vorwärts drängt, man mag wollen oder nicht. Daher die großen Rüstungen und das ewige Par- lamentiren mit den Tuilerien. Napoleon aber kann an gesichts der diplomatischen Lage nicht mehr wie vor zwei Jahren die Thatsachen brüskircn und die Möglichkeit einer Coalition, die heute nur noch als eine Wolke, wie wohl recht sichtbar, am Horizonte schwebt, sich verwirk lichen und verdichlen lassen. Ein von Sardinien provo- cirter Krieg gegen Oesterreich müßte von Frankreich ohne Unterstützung bleiben — der Rath an Victor Emanuel ist kein Scheinmanöver, sondern rin dringendes Gebot der Nothwendigkeit. Ein Anderes wäre es freilich, wenn Oesterreich verlockt werden könnte, wie im vorigen Jahre selber den Krieg zu beginnen, wenn hier und da eine kleine Contre-Revolution organisirt werden könnte und Oesterreich in die Falle ginge, sich derselben anzunehmen. In dieser Beziehung heißt es klug und wachsam und ja nicht sanguinisch sein. Wie sich auch in Neapel und im Kirchenstaate die Dinge gestalten sollten — Oester reich darf sich unsrer -Ueberzeugung nach durch nichts aus seiner defensiven Stellung hcrauslockcn lassen. Im Falle eines Angriffes auf Venetien wird es Oesterreich nicht schwer werden, den Angreifer zu strafen und dann mag es seine weitere Rechnung mit ihm machen." Herr Giandguillot schrieb jüngst im „Constitu- tionnel" aus Turin: „Italien tritt jetzt in die kritischste und entschiedenste Periode seiner Wiedergeburt. Es steht, wie ich fürchte, im Begriffe, ohne sich selbst hinlänglich Rechenschaft davon zu geben, sein Geschick, sei es zum Heil oder zum Verderben, auf eine einzige Karte zu setzen. In die Bahn hineingedrängt, in welche cs die Expedition Garibaldi's gestoßen hat, wird es in zwei Monaten entweder frei und vollständig unabhängig sein, oder Oesterreich wird von Neuem herrschen, und zwar dieses Mal von Messina bis Turin." — In die sen, aus einer solchen Fever kommenden Worten erblickt die „Times" eine Art Bestätigung der seit einiger Zeit immer mehr an Boden gewinnenden Ansicht, daß die Garibaldt'sche Bewegung leicht eine Gestalt annchmen dürfe, welche Oesterreich von Neuem zum Loeschlagen provociren möchte. Die „Times" warnt die Italiener vor zu leichtfertigem Vorgehen und zu sanguinischen Er Wartungen, und schließt mit den Worten: „Es würde ein seltsamer Schluß des Feldzuges von 1859 und eine eigenthümliche Folge von Solscrino sein, wenn Italien in der Thal wieder von Messina bis Turin österreichisch würde. Allein unmöglich kann man in die Zukunft blicken, wenn Kaiser das Schicksal im Solde haben, und wir möchten Italien empfehlen, nicht Alles, was cS be sitzt, zu leichtsinnig aufs Spiel zu setzen oder sich zu vertrauensvoll entweder aus die Freundschaft Napo lcon'S III. oder die Langmuth Franz Joseph's zu ver lassen." Während die russische Presse auf der einen Seite nicht aufhört, über die Christen-Metzeleien im Orient, wie überhaupt über die Lage der christlichen Unterthanrn der Pforte zu klagen, mißgönnt man doch auf der andern Seite Frankreich den Sieg, den eS in der syrischen Frage errungen. So wirst das „Journal de St. Peters- bourg" den französischen Blättern vor, daß sie sich auf die syrische Expedition gar zu viel zu Gute Ihnen. „Wenn Frankreich," sagt das Journal, „durch seine be sonder» Position sich jetzt in der Lage befindet, die Avant garde zu bilden, so ist seine Entrüstung über die be gangenen Missethaten und seine christliche Sympathie doch nicht größer und energischer, als die anderer Natio nen, die eben so wie eS die Regeneration und den Friede« deS Orients wollen. Der Unterschied zwischen Frankreich und Rußland in dieser Beziehung liegt darin, daß man in Frankreich die Gefühle der Regierung und deS Volke» übertreibt, während man auS denselben Ge fühlen, als sie sich in unserm Lande äußerten, Rußland einen Vorwurf machte und sie beargwöhnte." Tagesgeschichte. Wie«, 20. August. (O. P.) Se. Maj. der Kaiser ist am 19. d. M. früh 7 Uhr in Salzburg eingetroffcn. — Ihre k. k. Hoheiten der Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie, dann der Erzherzog Ludwig Victor sind am 18. d. M. Nachmittags von Linz nach Salzburg abgerrist. — Da» Abendblatt der „W. Ztg." meldet, daß Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin heute (20. August) von Possenhofen in Schönbrunn angekommen sind. Berlin, 20.August. (B.Bl.) Der Kriegsminister, Generalleutnant v. Roon, welcher sich am 16. d. M. nach Ostende begeben hatte, ist heute Morgen wieder hierher zurückgekehrt. — Der Justizminister Herr Simons ist gestern Morgen von Godesberg hier einge troffcn und hat sofort srine Amtsgeschäfte und auch die Stellvertretung des Kultusministers Heirn v. Bethmann- Hollweg übernommen. — (N.Pr.Z.) Die Aenderungen in der Formation der Artillerie sind nunmehr endgiltig sestgestcllt. Die combinirte Festungs -Artillerie-Abtheilung geht ein und die beabsichtigte Errichtung einer zweiten derartigen Ab theilung unterbleibt. Dagegen wird bei jeder Brigade eine zweite Festungsabtheilung von vier Compagnien er richtet, welche Abdeckungen jedoch am 1. October vor läufig nur bei der ostpreußischen, brandenburgischen, Magdeburgischen, westfälische» und rheinischen Brigade wirklich gebildet werden. Jede Festungsrompagnie wird Feuilleton. r Die tze»tsche Sprache «ad die deutschen Sprich wörter. ' Von K-gimil S,l«z.*) (Schluß au« Nr. 194.) II. Die deutschen Sprichwörter ».Redensarten. Wen diese deutschen Sprichwörter nicht durch und durch erbauen, der hat kein deutsche» Gewissen und kei nen deutschen Witz. Wa» ist da» Alle» rund und reinlich, wie heil ver ständig au- der LrbenSmitte gegriffen und wie gutmüthig gesagt; so tief und durchstchtig wie die See an den Bahama-Jnseln, wo der Schiffer über einem grünen Ab grunde von tausend Klaftern schwebt. Und gleich dem Meere, werfen auch die deutschen Sprichwörter Muscheln, Perlen, Bernstein mit cingr- schloffenen Jnsertrn, manchmal auch Ungeheuer an den Strand. Wie fromm ohne Scheinheiligkeit, wie ehrbar und tugendbefliffcn ohne SittlichkeitSziererei, wie gewissenhaft ohne Gewissenszwang sind diese deutschen LrbenSregrln! Heilig und in sich selbst begründet wie die Natur, ein fältig und doch arundgescheidt, — klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben; von aller Welt empfindung getragen, find sie doch immer an ganz be stimmte Gegenstände und Geschichten angcknüpst; da nennt man Theorie und Praxis in einem Pul- und auf einen Hieb. AuS diese« deutschen absoluten Worten, die so wahr haftig und doch so liebenswürdig, so billig und strenge, *) Lo« vess'N Merk: „DK Deutsch«»". Vertin, «erlog »»er V. Jonke. so anspruchslos und doch so herausfordernd in voller ManncSkraft, so gesetzmäßig und doch so ungebunden sind, blicken unS die deutschen Augen an mit ihrer ehr lichen Schelmerei, der deutsche Freimuth mit seinen treu herzigen und schämigen Geberden, der deutsche Tiefsinn mit seinem herzigen Spaß, das deutsche Gcmüth mit seiner, von Zukunft und Vergangenheit bewegten, von Natur und Gott erfüllten Seele. Jede» dieser Worte ist ein deutscher Herzschlag, ein deutscher Handschlag, ein deutscher Mann. In diesem sprichwörtlichen Redewitz, der flüssig und fest ist, voll BluteS und auS einem Fleische, daS von markigen Knochen zusammenqehalten, von einer festen Haut umschlossen wird; — da haben die Deutschen der Sprache einen lebendigen Körper gegeben, welchen der deutsche Mutterwitz und daS deutsche Weltgefühl beseelt. In dieser Dolk-weiSheit halten sich Theorie und PrariS, Vernunft und Sinnlichkeit, Welt- und Spießbürgerlich keit, Geschichte und Gegenwart, Geist und Materie, Zeit u«d Ewigkeit, Verstand und Einbildungskraft, Scherz und Ernst und alle LebenSgegensätze unzertrennlich um schlungen. — Hier ist eine durch und durch heile, eine rundum fertige Bildung und Existenz; hier deckt daS Wort die Sache und die Sache daS Wort; hier zieht jede» Wort wie eine Schraube, sitzt jedes wie Hieb und Schuß. Diese deutschen Leben»- und Reden-arten treffen überall und in jedem Augenblicke den Nagel auf den Kops, während di« leidige Schulweisheit die Dinge nur zu oft auf den Kopf stellt und die halbe Welt geschichte an einen einzigen Nagel hängt, daß heißt: an eine Idee! In den Sprichwörtern und Redensarten ist Nichts geschieden, wa- Gott zusammrngesügt hat. Der deutsche Tiefsinn und der kerngesunde Menschen verstand sind in diesen Volksworten so wohnlich und zu Hause, wie die Seele in ihrem Leibe und der Leib in seiner Haut. DaS Wort ist in diesen Sprichwörtern so schmuck und schön wie ein Bräutigam, eS schickt sich zu seiner Sache so ganz und gar wie der Mann zum Weibe. So gedeiht denn die Wahrheit zwischen Beiden lustig und zeugungskräftig, wie Umarmung und Kuß, wie Rede und Geist, so ehrbar und getreu wie Mann und Frau. Von diesem Sprichwörterstyle giebt's also eine Nach kommenschaft und einen Segen im Verstände, in allen Herzen, in allen Schichten und im Schooße de» deutschen Volkes. In diesen Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redens arten ist alle deutsche Kraft und Art verkörpert; sie sind das Herz und der Witz der Sprache, die Cisterncn und unversiegbaren Brunnen de» gelehrten Schreib und Rede-Wüstensandes, welcher bald zu viel und bald zu wenig vermittelt, am unrechten Orte schwunghaft und zur ungelegenen Zeit stataxisch ist. Die Sprich wörter sind der ewige Born deS Menschenverstandes, „auS dem nicht nur Diejenigen schöpfen, , die keinen eignen Verstand haben", sondern auch, die zu viel davon haben, denn sie lernen vom Sprichwörter wie man die Rede körperlich, beseelt, einfältig, kurz und gemeinverständlich macht. Die deutschen Sprichwörter sind da- Vermächtniß de» deutschen Genius an jedweden Deutschen ohne Unter schied deS Geistes, der Erziehung, der LebrnSverhältnisse, de» Alters und Geschlecht» — eine Norm für Sitte und Lebensart, für Handel und Wandel und jeglichen Ver kehr, sei'- mit Menschen, mit Dingen, mit Natur oder mit Gott dem Herrn. Diese Sprichwörter und Reden-arten sind eine lebendige, in allen Geschichten wurzelnde, eine ewig sprossende, blühende und fruchtende, eine auf den Gassen verkehrende Weisheit, für alles Volk und alle Zeit, wie die heilige Schrift, aber stetig vermehrt und neu auf gelegt in jedem deutschen Gemüthc. Sie sind daS cir- culircnde Capital des deutschen Geistes, AinS auf Zins häufend, wuchernd in allen Facultätcn bei Mann und Weib, in Kindern und Erwachsenen, in Gelahrten und Laien — in Staat und Familie, in Schule und HauS! DaS Köstlichste ist noch, wie bei Wasserqucllen, Volks liedern und Märchen: der Schatz ist unversiegbar da, und Niemand Msentirt sich als Schatzmeister oder Autor. Man verdankt Niemandem Etwas, als dem Genius des Volke-, und man nimmt die Lehre ohne Neid und Widerspruch, mit unbefangenem Gcmüthe an, weil man keiner einzelnen Person verpflichtet und von keiner be herrscht ist. * Herr Alexander Wilhelmi hat soeben wieder eine größere dramatische Arbeit vollendet, ein Lustspiel in vier Acten, das den Titel führt „Zurück" und näch stens an die deutschen Bühnen versandt wird. * In Greifswald ist am 18. August I>r. Kose- gartet», Professor der Theologie und der orientalischen Sprachen an der daflgen Universität, im 68. Lebensjahre verstorben. -j- Im Tuileriengarten zu Paris wird ein grcß. artiges Marionetten-Theater gebaut. Thöophile Gautier wird den Prolog zur eisten Doistellung schreiben, und Alexander DumaS Sohn und Ehampfleury weiden besonder» ihre Muse dieser privilegirtcn Bühne widmen. -j- In PterrefondS bei Compi^gne sind die Ucbei- reste eine» dem Apollo gewidmeten römischen Th«ate,S und Tempel» aufgedeckt worden. Der Styl und die Basrelief» sollen von großer Schönheit sein.
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