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Dresdner Journal : 31.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-08
- Tag1860-08-31
- Monat1860-08
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 31.08.1860
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.1? 203 Fmtag, den 8t. Angnst. Iß„«r»rut,prris»: ILkrtiebr 5 71»lr. 10 kt»r i» »—bE - -Ljichrl.: 1 ,, 10 », „ », Üüo.tll-K Iv vr—»«: IS Nxr. Li»»»lo» kioww«ro: 1 klUr. Im tritt kost m»L kdteiopelr«- »cdl»^ bi»»». - „ Juftrateuprrift: kür ck« L»vm ,io«r -»»p»lt«u»u Lsil« i 1 lkxr. VM»r „Li»^«»»oat" <U» L«il«t 2 ttxr., «rschrlrmi: 'kN-lieb, wit An,n»bw« ä«r 8vM»- noä k»!«rt»^«, Xd«i«i» Nir ä»» kolxea<i«u ^»ss. !..i«Xt DttMerIMmal. Verantwortlicher Redakteur: 3- G- Hartmann. 18«0. »osrr»Inl»,n-tz«e a»«»-rt«: L«tp«lL! k». V»»»v«r»rru», 6aw«i«io»ür äl vre»ä»«r ^our»*I»; »b»»ä»«»Ib«1: H Re»»»»; Llt»»»: »»»,»»„„, L Voai.»»; >«»U»: V»orrv»'»ob« Ituclik., k»^»»»r»»', 8«r»«u; >ew»«! L. 8o»r.oi>r»; RmuklUrl ». N.: ^»»»»»'»ei>« S«ekk»vüli>n»; ISt» Xv»«.» LLv»»»»; k»ri»: V. l.»M,*r»i., (2v, r«, Koo» «oL»«»);> kr»ss: k» 8uekd»o<illlnx. -er», «-«der: LSolssl. Lrpeäitioo cle» vr«»än«r iMruul», vr«»ä«n, Li»rieoitr»»»« Kr. 7. NichtmnUicher TheU. «,»»»«!«» Telegraphische Nachrichten. Zritangoschau. (Herald. — Timr». — Ost-Deutsche Post. — Reue Preußisch« Zeitung.) Tagtzefchichte. Dresden: Minister v. Friesen zurück. — Wien: Der Antrag der Minorität de» Budget- comits». Tagesbericht.— Berlin: Der Juristentag. Ministrrialrrlaß bezüglich der deutschen Kunstgenoffen- schäft. Antrag auf Aufhebung der Rheinzölle. — München: Neue Zeitung. Fürst Metternich durch- passirt. — Lindau: Kossuth nach Turin. — Ko- burg: Einweihung der katholisch«» Kirch«. Di« be vorstehende Generalversammlung d«S Nationalverein-. Vom Gustav-Adolph-Vcrein. — Gotha: Der Brand im herzoglichen Schlofft. — Pari-: Die Kaisrrrede in Lyon. Befestigungen am Genfersee. Zur italieni schen und orientalischen Frage. Municipalwahlen. — Turin: Tagesbericht. — Piacenza: Ruhestörun gen. — Genua u. Parma: Freischärler zurückqe- wiesen. — Mailand: Die Schließung de- Cafe svizzrro. — Bologna: Raubanfall. — Palermo: Erbitterung der Parteien. Erschießungen in Bronte. — Neapel: Neuer Polizeiminister. Piemontesische Schützen verhaftet. Die Vorgänge in Potenza. Die Kapitulation Reggio-. Truppen zu Garibaldi über gegangen. — London: Lord Palmerston über die Nnverleibung Savoyen». Da- Parlament geschloffen. Entwurf einer Kirchenordnung für die evangelifch- lutherische Kirche im Königreiche Sachsen. (Fort setzung.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Tancha. Plauen. Freiberg.' Kamenz.) vermischte-. Statistik und LolkSwirthschaft. Kruilleto«. LageSkalender. Inserate. Börsen- -I — Telegraphische Nachrichten. Ilorenz, Mittwoch, 29. August. Hier einge troffene Nachrichten auS Neapel vom gestrigen Lage melden, daß die königlichen Truppen in Ca- ladrieu in Auflösung begriffen seien. Die Insur genten in der Basilicata marschiren gegen Sa lerno und glaubt man, daß sie mit Garibaldi ge gen Neapel Vorgehen werden. Ofsiclelle Berichte aus Neapel vom 28. d. mel den, daß die zu Piale kämpfenden neapolitanischen Trnppen »ingeschloffen wurden. Während der Un terhandlungen über einen angrbotenen Waffenstill stand erkaltete der Eifer derselben. Sie zogen sich in Unordnung zurück, zerstreuten sich dann und ließen die Batterien ohne Bertheidigung. Neapel, Dienstag, 28. August. ES wird ver sichert, die neapolitanischen Generale hätten in einer Eonferenz einstimmig, mit Ausnahme BoS- co'S, dem Könige zur Abreise zu rathen beschlossen. ES geht daS Gerücht) O fiziere deS Land- und SeeheereS hätten in Masse ihre Demission ange- boten. Feuilleton. Flüchtige Reiseskizzeu auS der Schweiz und Italien. VI.*) Genua, im Lugust 1860. Nicht blo» van Dtzk'S PortrStwrrk« abrr bilden den Schatz der hiesigen Privatgalerien, sondern auch Gemälde ersten Range» von Ruben», Breughel, Holbein — Tizian, Giorgion«, Paul Veronese, PariS-Bordone, Bonifazio, Garofvla, Luca Giordano, — Tempesta, Ribera, VrlaS- qaez. Von Raben» erwähne ich im Palast Spignola «in große» Bild — die heilige Familie —, worauf die Kinder Johanne- und Jesu», der in einem Strohkorbe liegt, mit einander liebkosend spielen, eine genrehafte Darstellung von so wunderbarer Schöne und reizvoller Naivetät und Lieblichkeit, wie dieser Meister selten ge schaffen; mit gleicher Natürlichkeit und Frische girbt noch «in kleinere» Bild desselben im Palast Balbi Beide al» Kinder, zwar niederländische fleischige Jungen, aber prächtig ge malt, auch in der Landschaft. Unter seinen Porträt» zeichnet sich sein eigne» nebst dem seiner Frau au». In der erstgenannten Galerie sehen wir von Giorgione einen geharnischten Krieger mit dem Schwerte voll ernster Kraft und Energie. In der Galerie Balbi findet sich ein Hauptbild Tizian'»: die Madonna mit dem Kinde, der heiligen Katharine und de» heiligen Geronimo, der den Gründer de- Bilde», wie da» damal» üblich war, der Gotte-mutter in demuthvoller Verehrung vorstellt. Eine andere Meisterschvpsung Tizian'», im Palast Durazzo, v«I edler Haltung und durchgeistigterAnmuth und Ueppig- keit der Formen und der Jncarnation stellt Eere» und *) «,l. Nr. 184, ,86 I»7,1»8, -00 d. »l. London, Mittwoch, 29. Augnst, Nachmittags. An der Börse ging daS Gerücht, der König Franz hätte Neapel verlassen und Piemontesen hätten die KortS besetzt. Paris, Mittwoch, 29. August. Zur Eröff nung der Sitzuuq deS GrneralrathS deS Loire departements in St. Etirune hielt Graf Perfigny eine lange, durchaus der hohen Politik, der Frage, ob Kri^ oder Frieden, gewidmete Rede, weil ihm dieser Gegenstand, wieder sagte, noch wichtiger er schien, al- der, von dem er sonst am liebsten zu dem Kabrikdistricte gesprochen Hütte, der englische Handelsvertrag. Die Hauptstellen dieser Rede lauten nach der „Jndependence Helge" (oft bedeutend abweichend von dein in deutschen Blättern verbreiteten telegraphischen AuSzuge) folgendermaßen: Wenn trotz des Programms von Bordeaux, „da- Kaiserreich ist der Friede", zwei große Kriege Eu ropa in Betrübniß versetzt hätten, so sei nicht da» Kaiser reich daran Schuld. Der Kaiser konnte nicht daran denken, alle Kriege zwischen d.n Nationen der Erde zu unter drücken und ein neues Mittel zur friedlichen Lösung aller Probleme der europäischen Gesellschaft einzuführen. Er konnte nur sagen wollen, das neue Kaiserreich trete die Erbschaft de» ersten nur «ud denekoio inventsrii un ter Ausschlagung der Erbschaft von Kämpfen und Rache an, um künftig mit allen Mächten in Frieden und Einigkeit zu leben. Diese» Programm sei treulich befolgt worden. (Beifall.) Nur zwei außerordentliche, auf diplomatischem Wege unlösbare Fragen hab« es gegeben — die orientalische und die italienische. Die um beider willen unvermeid lichen Kriege habe der Kaiser so kurz und erfolgreich al- möglich geführt. Beide seien in der Hauptsache gelöst, so daß die Nebensragen die Ruhe der Welt nicht weiter stören könnten. Möge daS Türkenreich sich halten oder nicht, seit der Zerstörung Scbastopols brauche man nicht mehr zu fürchten, daß eine benachbarte Macht sich Kon stantinopel- bamächtige, ehe Europa entschieden. In Italien, wo mau beim Ausbruch de» Kampfe» mit Oester reich dem Rufe, nicht der Demagogie, sondern eine- ita lienischen Fürst«» habe folgen müssen, wenn man nicht wollte Oesterrutch über die ganze Halbinsel und die fran zösischen Alpen herrschen sehen, sei da- Ziel (nicht die Wegnahme von mehr oder weniger Erbländern Oester- xxich-, isnd-rn die ErU-iehmuA. tzmc »oder» italienische« Staaten au- seiner Domination) erreicht, möge Italien nuü einen Bund oder ein Königreich bilden, oder die Italiener dir ihnen gegebene Unabhängigkeit durch Bruch de» Nichtinterventionsprincips, die Garantie ihrer Unab hängigkeit und Freiheit durch eigne Schuld gefährden. „Einmal diese zwei großen Fragen mehr oder minder in ihren wesentlichen Theilen gelöst, giebt es zur Zeit, wo wir leben, keine weiter in Europa. Unruhige oder voreingenommene Köpfe können Phantome heraufbeschwö ren. Man wird in Deutschland sagen können, wir strebten nach den Rhcinprovinzen, in England, wir träumten von einer Landung auf seinen Küsten. Aber diese Narrheiten verdienen nicht, ernstlich discutirt zu werden. (Beifall.) Zunächst ist nach dem gegenwärtigen Stande der strategischen Wissenschaft ein Fluß wie der Rhein keine Grenze. (Wahr! in der Versammlung.) Also wird Frankreich für einen illusorischen Vortheil sich nicht einem europäischen Kriege aussehen. Und wa» die Idee betrifft, die Deutschen zur germanischen Einheit zu ermuthigen, um unS ein durch das europäische Gleich gewicht selbst gerechtfertigtes Interesse zu geben, die Rheinprovinz zu rcclamiren, so fei mir erlaubt zu sagen, daß dies ein politischer Widersinn ist, da Frankreich als militärische Macht auf dem Contincnt zweimal stärker ist ohne den Rhein und mit dem getheilten Deutschland, als angesichts der germanischen Einheit mit dieser unbedeu tenden Nheineompensation. Der deutsche Geist wider strebt übrigens seiner Natur nach der Einheit und es ist dies eine große Sicherheit für die Welt, für die diese zerstückelte Macht gewissermaßen die mäßigende Kraft ist." Nachdem der Redner ferner unter Hinweis auf die Volksstimmung, den Handelsvertrag und da» Sprichwort: „Bertheidigung, nicht Mißtrauen" die Besorgnisse wegen England- zu zerstreuen, da- Mißtrauen gegen Frankreich durch den erlangten Ruhm, die Annexion Savoyen» und Nizza» durch Sardinien» Traetatvrrletzung zu erklären versucht, schließt er mit der Bemerkung, daß die gegen Frankreich geschlossenen und e» gewissermaßen in den Bann ltgenden Verträge von 1815 von Europa selbst zerstört seien. Frankreich habe mit aller Mächte freier Zustimmung die ihm gebührende Stell« wieder eingenom men, könne sich, nicht bedrohend weil nicht bedroht, und mit ganz Europa in Freundschaft, in Sicherheit feiner inner« Entwickelung widmen. Da- groß« Werk sei voll endet, die fundirende Mission de» neuen Kaiserreich» nach außen beendet und die streitende Rolle Frankreich irr Europa geschloffen. Dresden, 30. August. Die englischen Blätter wollen in de« letzte« Aeuße- rungen Lord Palmerston » über die savoyische Angelegenheit (vgl. Nr. 201 und London unter „Tagt-geschichte") einen Umschwung der Beziehungen Eng land» zu Frankreich erblicken. Der „Herald" weist auf diesen To« Lord Palmerston s als auf ein Ereigniß hin und zeigt sich sehr rrfrept über den Umschwung, der wohl mit dem Fortbestehen einer „herzlichen Allianz" un vereinbar sei. Doch kann der „Herald" zugleich nicht vrrAkssen, daß di« Minister bis zum letzten Augenblick di« Existenz de» Annexion-plane» ubzuläugnen, die Aus führung de» Plane- aber nicht zu hindern gesucht hätten. Go mischt sich denn rimge» Mißtrauen -in die Befrie digung, und den „Herald" beschleicht ein leiser Zweifel, ob der Premier nicht am Vorabend der ParlamentSpro- rogatiou dem Publicum blo- einen sorgcnstillrndrn Tropfen Opium einflößen wollt«. — Die „Times" hebt die Bedeutsamkeit der letzten Aeußerungen Lord Palmerston'» über die savoyische Frag« ebenfalls hervor, indem sie sagt: „Wenn irgend Jemand einen Maßstab dafür haben will, welcher Umschwung durch diesen Schritt (hi« Annexirung Savoyen») hervorgebracht worden ist, so möge er di« Red« Lord Palmerston'- vom Freitag Abend mit den übrigm^Heden vergleiche«, die ex hielt, wen» ciuBituch- gemachswurde, Mißtrauen gegen den Kaiser der Fran zosen einzustößen. Vielleicht wird die französische Nation, wenn man diese Dinge in Frankreich besser zu begreifen ansängt, rinschen, ein wie hoher Preis für dies« Terri- torialcrwerbungen gezahlt werden muß, und wie unmög lich cs ist, zu derselben Zeit die im Gefolge einer fried lichen und ehrenhaften Politik befindliche Sicherheit und Achtung der Nachbarstaaten mit der Befriedigung jener eiteln ehrgeizigen Träume zu verbinden, welche die Un fälle und Leiden de» ersten Kaiserreichs auf einige Zeit verscheucht zu haben schienen, die abrr durch die falsche Politik Ludwig Philipp'- und die aggressive Haltung der gegenwärtigen französischen Regierung nur zu sehr wieder in- Leben gerufen worden find." Die Wiener „Ost-Deutsche Post" faßt die Rede deS englischen Premiers in demselben Sinne aus. „In so scharfen Worten — sagt sie — hat Palmerston, seit dem er an der Spitz« des Cabinet» steht, noch keinen Act der Napoleon'schcn Politik verurthcilt, rin solches un bedingtes Verdammungsurtheil ist über seine Lippen noch nicht gekommen, wie die neuerliche Erklärung bezüglich der Einverleibung Savoyens. Die rücksichtslose Aeußcrung deS Minister- hat offenbar das Parlament überrascht, denn die Versammlung ist bei der betreffenden Stelle in einen allgemeinen Zuruf ausgebrochen. Die Angelegen heit Savoyens, welche durch die großen Ereignisse im südlichen Italien in den Hintergrund gedrängt worden ist, bildet nichtsdestoweniger eine offene Wunde in den europäischen Verhältnissen, und die Engländer, welche sich alle möglichen Modificationen der Verträge gefallen las sen möchten, insoweit sie die Einheit Italien» beträfe«, sind durch ihre Beziehungen zu der Schweiz gerade auf jene» Punkt vcriessen, der die Abtretung von Ehablai» und Faucigny betrifft. Da- Whigcabinet befindet sich in dieser Beziehung t« einer flagranten Inkonsequenz; ent weder die Verträge von 1815 bilden noch heute dir un bestreitbare Grundlage de- europäischen Völkerrecht», dann können dir Annexionen, die in Mrttelitalicn stattgefun den haben, ebenso wenig von England gut geheißen wer den, al» die Annexion von Savoyen, — oder die eng lische Regierung erkennt da» Recht de» Stärker« an, auch wenn dieser die Kress« der Wtter der allgemeinen Ga rantie stehenden «nrapäischen Nmträge durchbricht, dann hat man in London »ein Recht, gerade in Bezug aus die rechtlich allerdings bedeutend«, europäisch aber viel unter geordnetere Frage wegen Faucigny und Ehablai- sich zu steifen. Ob die Gewaltthat ToScana und den Papst, »der ob sie di« schweizerische Republik betrifft — der Recht»- bruch ist dwsrlb«. Wenn England die Verträge anruft zu Gunsten Jener, die seine Sympathien haben, diesen selben Verträge» aber schwn mehr oder minder offenen Fußtritt »ersetzt, W«W» sie Solche betreffen, die ihm anti pathisch find, so ist tzd» «in nicht minder gewaltthätige» Verfahren, et« reicht minder despotische» „lei «r notr«- plaisir", al» da»jeuhgr ist, dessen Lord Palmerston Loui» Napokon anklagt." I» Anschluß an Obige- wird «in« Mittheilung nicht ohne Jnwwß« sein, welche di« heutig« ,,N«u« Preu ßische Zeitung" enthält. Dtesetbe lautet: „Wir haben schon vor län-Nrr Zeit mitgetheilt, daß sich da- eng lische Cabinet ga»z entschieden gegen jeden Angriff auf die österreichischen Besitzungen in Italien ausgesprochen hat. Wir können heute mit derselben Zuverlässigkeit Mel den, daß Lord Ruffell in einer confidentiellen Note d«« Grafen v. Cavour erklärt hat, Piemont dürfe im Falle eine- Conflictr» mit Oesterreich nicht nur nicht auf die Sympathien England- rechnen, sondern es müsse auch einer Kundgebung der Mißbilligung von Seiten de» Lon doner Cabinet» gewärtig sein." Tagesgeschichte. DrrSdra, 30. August. E«. Excelleuz der Herr Staat-Minister Freiherr ». Frtzesen ist heute Vormtttag an» de« Seebad« Ostend« wieder zurückgrk«hrt. Wie», LS. Autist. sskm-«iifw»»-4M^tztztsch er wähnte Antrag der Minorität de» Ernundzwanziger- comit^S deS RcichSratheS ist, wie die „Presse" meldet, von den fünf ReichSrälhen Or. Heia, v. May-r, R.yer, Schiller und Or. Strasser unterzeichnet, »ährend eine sechste Stimme, die Mocsonyi'S, demselben mit einem auf die Sprachenfrage bezüglichen Vorbehalte beigepflichtet ist. Die erste Motion zum Schlußantrage des Comite» ist, wie bereits erwähnt, von der ungarischen Partei und sprciell vom Grafen Szechen gestellt worden. Da die Ungarn cS verstanden haben, hierfür die aristokratischen Mitglieder im Comitö zu gewinnen, so hat ihr Antrag hier die- Majorität erhalten, imdem ihm 11 Stimmen ganz und 4 Stimmen bedingungsweise beigetreten sind. Die Minorität nun hat sich nicht begnügt, ihr nega tive» Votum abzugeben, sondern einen selbstständigen Ge genantrag eingebracht, und dieser lautet wörtlich: „Dem durch Herrn Strafen Szechen tingebrachten Dchlus- aatrage zum Berichte des Budgeeeomits« konnten wir nicht bei- trenn: I) Weit in s.iner Motivirung die Letdeiligung der Kron- lLnder an den dff<ntlichen Lngelegendeilen von der Anknüpfung an früher bestandene historische Institutionen abhängig gemacht wird, einerseits aber solche Institution«!! lehr verschirdener Natur sind, je nach den verschiedenen Zeitabschnitten, aus wrlchen sie hergeholt «erden, — und andererseits in den Kronländera, wel chen wir a gehören, keinerlei noch lebenlkrüftig« Uebrrkieserungen solcher Institutionen bestehen, an welche di, Xnerkennung und Be gründung einer Autonomie in der Administration und inner» Le gislation augeknüpft werden könnte» — folglich eine privripielle Gleichstellung dieser Länder mit jenen, weich« ebemal« eine so ausgedehnte Autonomie besaßen, durch diese» Schlusantrag av«- geschlossen erscheint. 2) Weil al« Folg« solcher Verhältnisse neuer ding« in einem Lveile de« R.iche« ander« Stegikrungtsorme» zur Geltung kämen, al« im übrigen Tbeile; rin solcher Dualismus 8, M .... . I Bachu» dar; eS enthält eine Gruppe von fünf Halb figuren. In derselben Galerie wird Ribera durch einen lachenden Demokrit charakterisirt; von Rubens erblicken wir rin lebensgroßes Porträt Philipp's IV. von Spanien und von Dominichino einen heiligen Sebastian. Von VelaSquez enthält der Palazzo-reale — früher auch der Familie Durazzo gehörig — ein Bild Philipp's II. von Spanien und große Seestücke aus den Türkcnkriegen von Tempesta. Ern vorzüglichstes Bild von PariS-Bordone — eine heiligt Familie — finden wir in der Galerie Brignole-Sala; auch eine sehr gelungene Anbetung der heiligen drei Könige von Bonifazio und einen fein ge malten Frauenkopf mit innigstem Ausdruck von Holbein; eine heilige Familie Garosalo'S im Palast Balbi ent faltet all' die graziöse Innigkeit dieses Maler». Von van Dyk, dessen Bilder sich in sämmtlichen genannten Galerien vorfinden, nenne ich nur noch ein Prachtwcrk, «in« größere Composition; „Jakob'S I. Abschied von sei ner Familie, al» er nach England geht", im Palast Pallavicini. Die seltenste und wohlthucndste Erscheinung aber ist, daß fast alle besten Gemälde der Genueser Galerien vortrefflich erhalten sind und die meisten der selben ein Ansehen haben, als ob sie eben von der Staffelei genommen wären. Ich habe dies« specicllere Hinweisung nicht für unnütz gehalten, um da» außer ordentliche und meist nicht genug gewürdigte künstlerische Interesse hervorzuhebrn, welche» Genua bietet, um so mehr, da sämmtliche, auch kleinere, hier nicht genannte Privatgalerirn jedem Fremden zum Besuch offen stehen. Die Besitzer sind hier, wie fast im ganzen Italien, von so liebenswürdiger Zuvorkommenheit und Eonrtoisie, daß sie sofort ihre Wohn- und Arbeitszimmer »erlassen und dem Beschauer zur Disposition stellen. Die Stimmung in Genua ist in Bezug auf die Vor gänge in Neapel und Sicilirn höchst aufgeregt. Man ist hier diesem Terrain gewissermaßen am nächsten, da man die frühesten Nachrichten von dort empfängt und zur See täglich mit jenem Schauplatz entscheidender und solgerrichcr Ereignisse in Communication steht. Garibaldi ist hier, wie im ganzen jetzigen sardinischen Gebiete, in offenster Weise der Mann des Volkes, und alle übrigen Persönlichkeiten treten hinter ihm zurück. Täglich gehen Schiffe nach Sicilirn, die dorthin Subsidien aller Art bringen und auf denen sich stets eine Anzahl Freiwilliger befinden; während unsers Hierseins lichtete ein Dampfer mit ungefähr tausend Freiwilligen dahin die Anker. Ei» Eckenanschlag berief eine Volksversammlung in das Theater „Andrea Doria", um an Garibaldi eine Adresse zu be schließen und ihn zu ermahnen, bei seinem Vorhaben zu beharren. Auf unsrer Fahrt nach Mailand begegneten wir einem Bahnzuge, der 400 bis 500 Freiwillige nach Genua führte. Politische Lieder, an den Straßenecken angeklcbt, enthalten Aufrufe an den König Victor Emanuel, bittere Worte gegen Oesterreich und behandeln den Papst und Cardinal Antonelli wenig glimpflich. Hier, wo die militärische Besatzung sehr stark ist, konnte man bei Gelegenheit einer Revue einigermaßen eine äußere Anschauung der sardinischen Truppen gewinnen. Der Gesammtcindruck ist im Allgemeinen ein vortheil- haster. Ganz außerordentlich aber zeichnet sich die Truppe der Bcrsaglirri auS. Ihre Uniform, dunkelblaue Jacken und Beinkleider, ist einfach und zweckmäßig und gestattet freie Bewegung; die muthige und selbstbewußte Haltung dieser Soldaten wird auch für da» äußere Ansehen durch ihre schwarzen leichten Hüte mit schwarzen Federn ge hoben; die Offizier« tragen große grüne Federbüsche und hellblaue Brustschärpen, und präsentiren sich äußerst ge schmackvoll. Auffällig wirkt di« lebhafte und energische Beweglichkeit dieser Truppe, namentlich auch ihr heftig rascher, fast stürmischer Geschwindmarsch. Die Bersagliert sollen, wie man mir versicherte, auf 50 Bataillone, n 500 Mann, gebracht wcrden oder viellricht schon -ge bracht sein. Bemcrkcnswerth ist die Menge Decorirtcr, die man im sardinischen Heere sicht. Ein Offizier ohne Dekoration ist selten, höhere Offiziere, selbst sehr jugend liche, haben gewöhnlich drei Orden und Medaillen. Die rege und cordiale Theilnahme de» Volke» an ihrem Militär offenbart sich überall; stets sicht man die Sol daten mit allen Schichten der Bevölkerung gemischt und im engsten Verkehr. DaS sardinische Heer wird wenig stens gegenwärtig augenscheinlich als ein Volk-Heer rind als eine dem Gesammtwillcn entsprechende nationale Nothwendigkeit betrachtet. k» Theater, f In Berlin füllt noch immer der Offenbach'fchc „Orpheus" da» Friedrich Wilhelmstädtische Theater. Mildem 1. October, der Eröffnung de» Winter theaters, beginnt Frau v. Bärndorff daselbst ein größeres Gastspiel; nach diesem kommt dl« neue Ossen- bach'sche Oper „Genoveva" mit glänzender Ausstattung zur Aufführung, eben so eine neue Oper von August Schäffer. — Im Victoria-Theater ist «in neue» Schau spiel von Arthur Müller. „Ein' feste Burg ist unser Gott" und «in neues Schauspiel von Hermann Hersch: „Die Krebsmühle" in Vorbereitung. -s AuS Pari- wird geschrieben: „Die Gesammtein- nahme der kaiserlichen Theater im Monat Juli betrug 240,183 Fr-., der zweiten Theater 517,183 FrS. — Da- CircuS-Theater, Eigenthum de- Hrn. Dejan, wurde für den neuen Boulevard von der Stadt für 2,140,000 FrS. angrkaust. — Im „Theater franz-aiS" hat das vier- actige Schauspiel „Der Afrikaner" von Charlr» Edmond, trotzdem r» sehr au di« craffen Effrctstücke erinnert, ge falle«. — Montaubry wird in der „komischen Oper" al- Fra Diavolo wieder aufttetrn. — Da- Ausstattung»-
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