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Dresdner Journal : 26.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-26
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1860
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P2.,I Abonuewrytspreist; ^»krU,k: b Iblr. 10 X^r. io l.^Uirl.: 1 ,, 10 „ ,, ,, Uonotllck io Vr—L«: 18 Xxr. Llnrklo« Romm<-ro: 1 Xxr. Im ^o»1»ot« tritt Holt uoä Ktkiopelro- ,ebl»x kioro. I»strate«vr»ksr: ^Ur ck«o li»um «inor ^s»p»lteo«a Leil«: I kkssr, Vot«r ,,Li»xe»»aät" äis Avils; 2 ttxr. Lrschrine»: ILblikb, mit Xuiookm« cksr 8ono- uoä k'eisrtsx«, Xdevä» kür äso kolxsvckso l'i-x. iUOt Freitag, de« 26. October. ' 1860. 7->77-N>^ 7'!' - >7,' ' —' — ! ' —- ' - U Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. r Inleratnrannahme auswärts: IHpiix: k». LxLxosrLrroo, Oommissiooür üe» I>re»<1n«r ckourn»l»; - U. tkkii»>i»; Lltoao: t Vooi-ü»; Lsrlio: 6ooi-lvs'»vl»> Itovlili., ti« r» uoroo's Iturvau; Lroioso: L. 8ooi.vrro; krsolrkorl ». .Ilr»t:o'stliv Liikküonüllinx; XSlo: ^voi.r Klo»»««; k»ri,: v. >28, rue <lv» don» evkoos); kr»x: tu. 1-ioiil.ivo'« üuvliüonäluox. Herausgeber: Xüoigl. Lxpeöitio» <1e« Dre»6oer -tauruuli, Ore-xlen, >lorieu«tr»»se Xr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 24. October. Sr. Majestät der König haben dem Kriegsresrrvisten Ernst Friedrich Eduard Hansche auS Döbeln sür die am 22. Mai dieses Jahres mit eigner Lebensgefahr auSgeführte Rettung des 8Hjähri gen Knaben Krüger in Döbeln vom Tode des Ertrin ken- die silberne Rettungsmedaille mit der Befugniß, die selbe am weihen Bande zu tragen, allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Neberft cht. Telegraphische Nachrichten Zeitungsschau. (Pesthkr Lloyd. — Preußische Ztg. — Leipziger Journal. — Times. — Daily - News. — Globe. — Constitutionnel. — Observer. — Journal de St. PeterSbourg.) Tagrsgeschichte. Wien: Die Gerüchte von einem be vorstehenden Angriffe Oesterreichs aus Piemont. Sta tut über die Landesvertretung Steiermark-—Triest: Der russische Eonsul gegen Sardinien. — Berlin: Die Beratungen über die Würzburger Vorschläge. Neue Eonsulate. — München: Der Magistrat gegen unbedingte Gewerbefrriheit. — Darmstadt: Kam- mervertzandlungen. — Frankfurt: Herr v. Kü- beck zurück. Ausfall der Wahlen. Vermischte-. — Pari-: Von der französischen Expedition in Syrien. Gepanzerte Kanonenboote. Maßregeln gegen die oppo sitionell« Presse. — Turin: Ein Uriheil über die Note des Herrn v. Schleinitz. Vertheidigungsmaßre- geln. Die rnsstsche Gesandtschaft abgereist. — Nea pel: Dir Verwickelungen im Ministerium. Ansprache Victor Emanucl'S an die neapolitanische Deputation. — Madrid: Preßverurtheilung. — London: Her zog von Richmond -s. — Warschau: Ankunft des Kaiser- von Oesterreich. Festlichkeiten. — Beirut: DaS englische Geschwader abgegangrn. Bedrohliche Stimmung in Damaskus. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzialvachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Zittau.) ' Etatistik und Lolkswirthschaft. -euilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 25. Octbr. Aus Agram wird gemrldet, daß aus Anlaß det kaiserlichen OraanisationS-ManifesteS vorgestern Abend nack Ankunft des aus Wien zurückkehrendrn BauuS demselben rin Aackelzug gebracht und dabei die Nationalhymne von der mitwirkendrn großen Volks- menge mit Hochrufen auf Kaiser, BanuS und Va terland begleitet wurde. — In Aiume fand im Theater eine Arstvorftellung statt, wobei nach der LolkShymue lebhafte Hochrufe ertönten. — AuS Prag wird mitgetheilt, daß daS Urtheil über das kaiserliche Manifest sich immer mehr kläre und dir allgemeine Stimmung eine gute sei, sowohl unter den Tschechen, als auch unter den Deutschen. Turin, Mittwoch, 24. Octbr. Aus Neapel vom 28. Abends wird gemeldet, daß die Nachricht von dem erfolgten Einzüge der Garibaldianer in Capua sich nicht bestätigt. — Victor Emannel ist in Benafro angekommen. (Letzterer Ort liegt circa 4 Stunden südwestlich von Jsernia und ist ziemlich gleich weit — etwa 12 Stunden — von Gasta und Capua entfernt. Allem Anscheine nach wird beabsichtigt, die pienwntesische Hauptarm« von Nord-Osten her zwischen die beiden Hauptpositioncn der königlich neapolitanischen Trup pen einzuschieben, wodurch zuvörderst die Verbindung zwischen Ga«lla und Capua abgeschnitten werden würde.) Loudon, Mittwoch, 24. October. Die heutige „Times" meldet aus Neapel vom gestrigen Tage, daß Oberst Türr Befehl erhalten habe, sich zur Einschiffung bereit zu halten. Der Bestimmungs ort sei unbekannt. Die ungarische Legion werde «ine» Theil der Expedition bilden. Warschau, Mittwoch, 24. Octobrr, Abends. Heute Vormittag machten die Minister sich gegen seitig Besuche. Bon 12 biS 4 Uhr manövrinen die Truppen vor den fürstlichen Gästen im Feuer. Soeben, beim Abgänge der Depesche, wird der Park von Laztrnki illuminirt. Konstantinopel, Mittwoch, 24. October. Der k. k. JnternuntiuS, Baron Prokesch v. Osten, ist aus Wien zurückgekehrt. — Die Negierung demen- tirt officieü daS Gerücht von einer avaevlich be vorstehenden Ausgabe neuer Kaimes- Börse gut. Dresden, 25. Oktober. In der österreichischen Presse findet auch heute das Gefühl der Befriedigung und Freude über die neue Staatsorganisationvollen Ausdruck. Der „Pesther Lloyd" bringt seit langer Zeit zum ersten Male wieder einen Leitartikel über innere Angelegenheiten. DaS Blatt erklärt, daß cS wegen der auf ihm lastenden zwei Verwarnungen nicht sprechen konnte. Gestern habe Feld zeugmeister v. Benedek den Journalen da- Erlöschen der Verwarnungen selbst »»gekündigt; eS gesteht ferner, sich über die letzte Wendung noch kein Urtheil gebildet zu haben, auch nirgends auf ein solches gestoßen zu sein. Allgemein werde die der ungarischen Sprache verliehene Prärogative, die wieder eingeführte Autonomie und die Ernennung des Barons Vay und des Grafen Szccscn mit Dank anerkennt. Aber es gebe Leute, welche das Zu standekommen eines Landtags ohne die pmw-i -»llirex»«- (d. h. ohne Kroatien, Slavonien, Serbien, temescr Ba nat und Siebenbürgen) und ohne Recht der Steuer- und Recrutenbewilligung als nicht leicht möglich erachten. Endlich gebe eS solche, welche nur zum Landtage gehen wollen in der Hoffnung, dort das Andere wieder zu erringen. Aus den Besprechungen der nicht - österreichischen deutschen Presse ist im Allgemeinen hervorzuheben, daß sich mit Ausnahmen derjenigen Zeitungen, welchen jede innere Kräftigung Oesterreichs und jeder Fortschritt des Kaiscrstaats, durch welchen sich die deutsch-nationalen Banden fester ziehen, «in Hinderniß ihrer kleindeutschcn Pläne erscheinen muß, die gesammtc Presse sehr an erkennend und hoffnungsvoll bezüglich der kaiserlichen Erlasse vernehmen läßt. Wir citircn hier ein Urtheil der „Preußischen Zeitung": „Mit einem freien und großen Entschlüsse hat sich die Regierung des Kai sers von Oesterreich an die Bevölkerungen des Reiches gewendet und ihnen einen Einfluß aus die Geschicke des Staats gewährt, welcher ihnen in dieser Form und in diesem Maße noch in keiner Periode seiner Geschichte zu Theil geworden ist. Von großem, von unschätzbarem Werthe erscheint uns die Anknüpfung an taS historische Recht. Die Vorzüge, welche Ungarn hierdurch zu Theil geworden sind, kann die Bevölkerung der deutschen Erb- lande unmöglich beneiden. Es ist ein Vorzug, welchen das gesammte Oesterreich der ungarischen Nation länger als ein Jahrhundert hindurch willig zugestanden hat; es ist ein Vorzug, hinter welchem die deutschen Lande auf dem betretenen Wege unmöglich lange Zurückbleiben können. Und dieser Vorzug kann den deutschen Landen um so weniger schwer oder kränkend erscheinen, als zu gleich in allen Kronlanden die Anbahnung von Selbst verwaltung in der Gemeinde und in dem Bezirke in An griff genommen ist, als den deutschen Bevölkerungen so eben durch die Gewähr einer freiern geistigen Bewegung, F e uill eto n. K. Hoftheater. Donnerstag, 25. October. In H. Laube'- bekanntem Trauerspiele „Graf Esser" gab gestern Herr Osten vom Victoria-Theater zu Berlin die Titelrolle. Der Gast besitzt eine jugendlich-männliche Heldrnfigur und ein kerniges, krafttöniges Sprachorgan, wie man solches heute nur selten bei jungen Schau spielern findet; außerdem spielte er seine Rolle im Allge meinen verständig und mit Mäßigung. WaS jedoch dem Günstlinge der Königin Elisabeth bi» zu einem gewissen Grade fehlte, war daS imponirende Wesen in Haltung und Gebcrde, die natürliche Hoheit statt der ange nommenen theatralischen; ebenso ließen mehrere Stellen im Vorträge eine reichere Nüancirung vermissen. Jndcß hiervon abgesehen, scheint Herr Osten ein entwickelungs fähige- Talent für di« Bühne zu haben, und in diesem Sinne waren die aufmunternden Beifallszeichen nicht am unrechten Orte. Die weitern Rollen werden zu einer nähern Begründung dcS Urtheil» Anlaß geben. —k. Da» erste Symphonie-Concert der k. Kapelle in dieser Saison fand gestern, den 24. d. M., unter Di rektion de» Herrn Kapellmeister» I. Rietz statt, welcher die Leitung dieser Concerte allein übernommen hat, nach dem Herr Kapellmeister Krebs von derselben zurückgetrrten ist. ES wurde mit Beethoven'» Ouvertüre op. 124 (6 äue), diesem Werke voll feierlichem Patho», voll Größe und Einheit de» Styl» und der Idee, das in seinem Doppel- Fugato mit glänzendem freiem Aufschwünge fast dithyrambisch sich erhebt, aber auch momentan den tragischen To» mit mystischen, ahnungsvollen Klängen berührt. Beethoven schrieb die» Werk 1822 al- neue Ouvertüre zum Fest spiele „Die Ruinen von Athen", da» zur Eröffnung de- Theater- in der Josephstadt und zugleich zum kaiser lichen Namensscste mit verändertem Tert gegeben wurde. Es galt einer Doppelfeier, einer weihevollen Feststimmung, und die alte Ouvertüre wäre dazu ungenügend gewesen. Beethoven hielt sich damals in Baden auf. Schindler erzählt: „Eines Tages gingen wir in dem schönen Helenenthale bei Baden spazieren. Mit einem Male hieß mich Beethoven vorausgehen und ihn erwarten. Stach einer halben Stunde kam er und sagte, er habe soeben zwei verschiedene Motive zu dieser Ouvertüre notirt, deren Plan er sogleich näher entwickelte. Das eine Motiv sollte in seiner ihm eigenthümlichen Stylweise ausge arbeitet werden, das andere aber in Händel'scher. Er fragte dann, welches von beiden mir am besten gefalle zu dem bewußten Zwecke. Ich entschied mich schnell für das im Händel'schen Style, ohne Rücksicht aus das andere..., auS dem andern wäre auch ein großes Werk entstanden." Beethoven entschied, wie Schindler ge wünscht. Aber die Ouvertüre wurde zu spät fertig, die Proben waren ungenügend, die Ausführung mangelhaft, selbst auch später in einem andern Concerte, so daß Beethoven seinem Freunde sogar Vorwürfe wegen seines RatheS machte. Doch Beethoven irrte und wir sind Schindler Dank schuldig für seinen Rath, der vazu bei getragen hat, die Welt um rin Meisterwerk eigenthüm- lichster und zugleich vom Genius Beethoven'- erfüllter Art (denn mit dem Händel'schen Style ist'-, Gott Lob, nicht ernstlich gemeint gewesen) zu bereichern. Diesem lichtvollen Werke solgte R. Schumann'- zum ersten Male gegebene v moll Symphonie (Nr. 4) nicht ganz günstig. Da- zu einem Satze verbundene geist reiche und poetische Tongemälde ist vorwaltend kräftig im Charakter nutz in den Ausdruck-mitteln, düster und zer rissen in der Stimmung: aber mit aller Anspannung de- OrchrstereffectS und sichtlicher Arbeit in der thema tischen Durchführung bleibt seine siegende Gewalt zweifrl durch Milderung der Preßbeschränkungen, durch die Frei gebung der wissenschaftlichen Lehre und vor Allem durch dir Gleichberechtigung der Confesstonen Güter zufallen müssen, welche die unerläßlichen Vorbedingungen eines gesunden politischen Lebens bilden. Niemals hat die Regierung de- Kaiserstaats vertrauensvoller die moralische Kraft der Bevölkerungen aufgerufen zur Befestigung de- erschüttcrten Gemeinwesens. Die mächtigen Hilfsquellen, welche daraus entspringen, daß der Staat nicht mehr ausschließlich die Sache der Regierung ist, daß er die Sache seiner Bürger wird, werden — wir hoffen es zuversicht lich — dem Kaiserstaate in reichlichem Maße strömen, und wir zweifeln kaum, daß die Bevölkerung Ungarns die Beschlüsse de- 20. October ebenso freudig anfnehmcn wird, als die Bevölkerung der Hauptstadt. Die Bedeu tung dieser Beschlüsse reicht üver die Grenzen des Kaiser staate- hinaus. Nur Diejenigen werden sich durch die selben enttäuscht sühlen, welche noch immer die letzte Burg einer reactionären Politik in Deutschland und Europa in Oesterreich zu besitzen glaubten, sowie nicht minder Diejenigen, welche auf das Zusammcnbrechcn Oesterreichs und eine neue ungarische Revolution ihre Hoffnungen und ihre Berechnungen gestellt hatten." Die schon oben erwähnte Haltung der östrrreich- seindlichen deutschen Presse den kaiserlichen Erlassen gegenüber ist eine sehr gezwungene. Sie kann zwar nicht umhin, die Bedeutung des Schrittes anzuerkennen, aber sie sucht den unwürdigen Verdacht zu erregen, daß es damit nicht offen gemeint sei. Es handle sich wohl nur um eine augenblickliche Beruhigung, um, sicher im Innern gemacht, den Krieg gegen Piemont aufnehmen zu können, der, wenn er glücklich verlaufen sollte, das Grab der neuen Freiheiten werden würde. Aber eS frage sich auch noch, ob man nicht das „Zu spät" überhaupt auf diese „abgedrängten Concessioncn" anwenden könne und deshalb eine Beruhigung garnicht cintrctcn werde. Man müsse sich daran erinnern, daß auch die Verfassung von 1840 zurückgenommen sei, re. rc. Das „Leipziger Jour nal" sagt über eine solche Haltung der Presse treffend: „Alle Diejenigen aber, welche auf das Verderben Oester reichs speculireu; welche seit Jahren darauf hingcarbcitet haben; Welche die Auflösung der Monarchie wünschen und die schönsten Länder, ganze Königreiche dem frem den Länderraube überliefern möchten, werden im Gegen- theil besorgen, daß Oesterreich durch diese verfassungs mäßigen Einrichtungen größere Kraft gewinnen werde. Sie werden daher den großen Act des 20. Octobers mit Widerwillen aufnehmen, Mißtrauen dagegen erwecken, ihn unfähig zu wahrer Abhilfe bezeichnen und täglich einen Tadel daran bemerken, den Andere nicht sehen. Was auch die österreichische Regierung thun möchte und wenn sie mit göttlichen Kräften und Einsichten begabt wäre, sie würde es doch niemals Denen treffen können, deren Plane auf den Untergang Oesterreichs berechnet sind. Mit vorgefaßten Meinungen läßt sich nicht streiten und ein hartnäckiger übler Wille ist durch Vernunft gründe nicht zu ändern. Was aus Oesterreich werden soll, muß eS trotz dieser Partei werden, versöhnen kann es dieselbe nie." Ungefähr in derselben Richtung, wie die „Kölnische Zeitung" und Genossen sprechen, bewegen sich die Acußc- rungen eine- Theiles der e ngli sch en Presse. „Times" bespricht die kaiserlichen Erlasse mit einem solchen Miß trauen, kommt aber zum Schluffe noch zu folgendem Re sultate: „Der Zeitpunkt, die Gelegenheit, die Art und Weise der Rcformverlcihung sind gleich verdächtig; und ein echter österreichischer Patriot wird sic zwar nicht von der Hand weisen, aber nichts weniger als mit Begeisterung aufnchmcn. Solche Gedanken werden vcrmuthlich unter dem Volke herrschen, das durch das kaiserliche Dccret ge wonnen werden soll. Es wäre jedoch ein Unglück sür Europa, wenn die Ungarn in ihrem, ob auch noch so ge rechten Groll zu weit gingen. Niemand kann läugncn, daß der Kaiser den Ungarn die al'en Institutionen mit sehr böser Miene zurückgicbt, Weiler nicht anders kann, und daß ihm aller Wahrscheinlichkeit nach Nichts größeres Vergnügen machen würde, als sie wieder zurücknchmcn haft, die Hörer in jene subjectivc Stimmung hinüber zuziehen, ihren Sinn mit dem Jdecngange dcS Compo- nisten sympathisch zu erfüllen. Ein nicht zureichender Grad von Ursprünglichkeit, Reichthum, Schönheit der Erfindung und mancher andern Gaben sür die orchestrale Polyphon« symphonistischcr Dichtung ist indeß bei den Epigonen Bccthoven's vielmehr ein auS der Zeit natür lich entspringender Mangel, als ein Vorwurf. Abge sehen aber von jenem hohen Standpunkte der Bcurthci- lung, zu dem so bedeutende Geister, wie Schumann, durch den edeln Gehalt ihrer Schöpfungen wahlberechtigt verleiten, so wird der poetische Eindruck dieser Sym phonie nicht blos durch die gar reichliche und doch zu klarem Gedankenausdrucke nicht gesteigerte Bearbeitung der kurzen Motive, durch Eigenheiten der Form und manche unlogische Stimmungscontrastc geschwächt. ES ist namentlich die überkräftig volle Instrumentation, die durch ihr monotones, oft fast wüste- Colorit abstumpfend wirkt, denn eS fehlt zu auffällig die Jndividualisirung und Charakteristik in der polyphonen Sprache des Or chesters. Das erste energische Allegro möchte als der schwungvollste und bedeutendste Satz der Symphonie hervorzuheben sein, deren vorzügliche, verständnißvolle Vorführung mit Dank anzuerkennen ist. Mendelssohn'- Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt" und Mo- zart'S große 6-ckur Symphonie mit der Schlußfuge füll ten die zweite Abtheilung des Concert». Die Ausfüh rungen der k. Kapelle erwiesen ein höchst fleißiges und mit großer Intelligenz geleitetes Studium; sie zeichneten sich durch Bestimmtheit, Klarheit und Sicherheit in den künstlerisch geistigen Intentionen und in der musikalisch fertigen und belebenden Gestaltung de- Vortrags auS. Die sorgsamere, schönere Tongebung der Bässe ist mit Vergnügen anzuerkennen, und die Schärfe und Präcision der Rhythmik sowie der Gcsammteinsätze deS Orchesters zu können, sobald Sardinien gedemüthigt und die ita lienische Angelegenheit zu Ende wäre. Aber doch dürf ten die Ungarn recht gut eine solide Wohlthat annehmen ohne zu fragen, in welchem Geist sie verliehen wird. Viele unsrer wichtigsten Gesetze in England sind von den Souveränen der Zeit mit Widerstrebe» sanctionirt wor den, aber sie haben uns darum nicht weniger Vorthril gebracht. Reformen, wie die verheißenen, sollten, meinen wir, die Ungarn mit der Autorität ihres Herrscher- ver söhnen, welcher kraft dieser Zugeständnisse jetzt seinen kö niglichen Willen verkündet, sich in Pesth krönen zu las sen." — Noch mißtrauischer, al» die „Times" spricht sich „Daily-NewS" aus. Diele- Blatt erinnert an die Verfassung vom 4. März 1849, die nach zwei Jahren wieder förmlich abgeschafft sei, und sagt schließlich von den jetzigen Erlassen: „Wenn diese papierne Verfassung sich als mehr herausstellt, denn ein Vorwand, um vom ReichS- rath Geld und Soldaten votirt zu erhalten, so werden wir die ersten sein, die Oesterreich Glück wünschen." — Bei weitem wohlwollender urtheilt der „Globe" über die neue österreichische Verfassung. Diese- Blatt bemerkt unter Andcrm: „Dies Oesterreich hat eine LebenSzähigkcit, die von Zeit zu Zeit Proteus-Formen annimmt, und eine Ausdauer in der Behauptung oder Rückgewinnung ter ritorialcr Macht, die unläugbar Achtung verdient, soweit man dies Wort in der politischen Sprachweite versteht. „Celle vioille inaisun ck'.^ulrieke " wird fortwährend zum Tode verurthrilt und getadelt, weil es trotzdem nicht ster ben will. Vermuthlich hat es seine guten Gründe, am Leben zu bleiben. Wenn cs seine centrale Souveränetäl mit erweiterten Provinzialfreiheiten vereinigen kann, wird es sein Lcbensrecht begründet haben, weil es sich fähig zeigen wird, leben zu lassen." In der französischen Presse finden wir heute erst eine bcmerkenswerthe Acußerung über den in Rede stehenden Gegenstand. Der „Constitutionnel" vom 23. October beginnt seine Besprechung der kaiserlich öster reichischen Erlasse mit einigen schmeichelhaften Worten „für die Sicherheit des politischen Blickes, womit so oft die Habsburger eine politisch« Situation gemessen haben." Weiterhin bemerkt das Blatt, die Ernennung Benedek'- zum Commandanten der italienischen Armee könne zwar durchaus nicht in dem Sinne genommen werden, als wolle Oesterreich aus seiner defensiven Haltung hervor treten, indeß wäre es Wohl besser gewesen, wenn man anstatt eine» Militärgouverncur» nach Venedig einen Ge neralgouverneur gesandt und die Wahl eines solchen auf den Erzherzog Marimilian gerichtet habe. Der „Con stitutionnel" macht noch einige Phrasen darüber, daß es besser sei, das Vertrauen eines Volkes zu erwecken, als seine Kraft zu verstümmeln, und kommt zu dem über raschenden Schluß, daß Oesterreich am besten thäte, wenn es „gewisse Verirrungen vergessend, den Wunsch und Willen zeigte, einfach zu dem großmüthigen Programme von Villasranca znrückzukvmmen." Tags vorher enthielt dasselbe Blatt eine Note bezüglich der Zeitungsgerüchte, daß Oesterreich entschlossen sei, in Italien zu in ter- veniren. Das Blatt sagt hierüber: „Seit einiger Zeit hat Oesterreich in seiner äußern Politik eine Zurückhal tung und eine Weisheit an den Tag gelegt, welche man nur ungerechter Weise verkennen könnte. Der ausgezeich nete Staatsmann, welcher das Departement des Aus wärtigen zu Wien leitet, weiß besser als sonst Jemand, wie sehr eine offensive Haltung Oesterreichs die Situation in Italien verwickeln könnte. Die rein defensive Hal tung bietet der österreichischen Regierung überdies so viele Vortheile dar, als daß man glauben könnte, die letztere werde dieselbe leicht aufgcben. Was uns betrifft, so haben wir vollkommen Grund zu glauben, daß die öster reichische Regierung diese Haltung angenommen habe und sie nicht aufgcben werde." Auch die englischen ministeriellen Blätter äußern sich sehr zuversichtlich bezüglich der ferner» nicht offensiven Haltung Oesterreichs. Der ministerielle Londoner „Observer" schreibt über die Beziehungen Englands zu Piemont u. Preußen: „Die Besorgnisse hinsichtlich der Gefahr einer österreichischen Invasion in Italien scheinen uns durchaus verdient besonderes Lob. Als eine durchaus meisterhafte und glänzendste Production des Abends möchte vor Allem Bccthoven's Ouvertüre zu rühmen sein. C. Banck. Literatur. „Tägliche Erquickung aus dem Heilsbrunne». Ein Handbuch zur gemeinsamen Haus andacht nach der Ordnung des Kirchenjahres von lw B.A. Langbein, Hofprcdigcr und Kirchenrath in Dresden. Leipzig und Dresden, Verlag von JustuS Naumann. 1860." — Bei dem bald bevorstehenden Anfänge eines neuen Kirchenjahres halten wir es für eine angenehme Pflicht, die Leser, denen das in der Ucbcrschrift bezeich nete vortreffliche Andachtsbuch noch nicht bekannt sein sollte, auf dasselbe aufmerksam zu machen. Dasselbe ent hält in der Einleitung eine Abhandlung vom gemein sauren Hausgottesdienste mit einer zweckmäßigen, die heutigen Lcbcnsvcrhältn.sse berücksichtigenden Anleitung zur Einrichtung eines solchen und eine kurze Erklärung dcS Kirchenjahres nach seiner Eintheilung und der Be deutung seiner Abschnitte. DaS Buch selbst beginnt mit Morgengebeten und schließt mit Abendgebeten auf alle Tage der Woche, wobei die sieben Bitten des Vaterunsers zu Grunde gelegt sind. Die täglichen Betrachtungen, welche den Hauptthcil dcS Buches bilden, schließen sich genau der Ordnung deS Kirchenjahres an. Einer jeden Betrachtung ist eine Bibelstclle zum Grunde gelegt; diese wird in der Betrachtung selbst theil» nach ihrem Zu sammenhange mit der heiligen Schrift, theils nach ihrer Bedeutung in Bezug auf die Glaubenslehre unsrer evangelischen Kirche erläutert; hieran schließt sich die An wendung in Form eines kurzen Gebet-; den Schluß bildet rin entsprechender Ver» aus den besten Kirchen lieber». Die Absicht dcS Verfasser- wird in her Vorrede mit
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