Dienstag. Rr. 88. 27. Juli 1880. Weißenh-Leitung. «Amts-Matt fiir die Königliche Arntshauptrnarmschast Dippoldiswalde, sowie für die KönigKchen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag», Donnerstag» und Sonnabend». — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 88 Pf-. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blatter eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Epalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theis. Bekanntmachung. LI. «Ruit Ns. «Us., werden die Geschäftszimmer der unterzeichneten Behörde gereinigt und daher nur dringliche Geschäfte expedirt werden. Dippoldiswalde, am 24. Juli 1880. Königliche Amtshauptmannfchaft. - I. V.. v. BurgSdorff. Haucke. Bekanntmachung. Nach § 17 der revidirten Hebammen - Ordnung vom 8. Mai 1872 haben die Hebammen darauf zu sehen, daß neugeborene Kinder christlicher Eltern innerhalb sechswöchiger Frist getauft werden und haben, wenn sie in Erfahrung bringen, daß nach Ablauf dieser Frist die Taufhandlung noch nicht vollzogen ist, dem Ortspfarrer oder der Orts-Obrig- keit Anzeige davon zu machen. Wenn nun, einer Mittheilung des evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums zufolge, allgemein die Wahrneh mung zu machen gewesen ist, daß nach Wegfall der kirchlichen Strafe, die bei Versäumniß an der vorgedachten sechswöchigen Frist angedroht war, Verzögerungen der Taufe, die schließlich in vielen Fällen zu tatsächlicher Unterlassung derselben führen, in auffälliger Weise sich vermehren, und erwartet werden darf, daß eindringliche Anermahnungen der Eltern Neu geborener Seiten der Hebammen, die Taufe der Kinder nicht unnöthig über die gedachte sechswöchige Frist hinaus zu ver zögern oder dieselbe wohl gar ganz zu Unterlasten, wesentlich dazu beitragen werden, die oben erwähnten mißlichen Zu stände zu beseitigen, so werden einer durch die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden anher eröffneten Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern zufolge die Ortspolizeibehörden des hiesigen Verwaltungsbezirkes hierdurch veran laßt, die Hebammen ihres Ortes auf die gehörige Befolgung der noch giltigen Vorschrift in H 17 der revidirten Heb ammenordnung vom 8. Mai 1872 besonders aufmerksam zu machen und ihnen auch angelegentlich zu empfehlen, daß sie jede Gelegenheit, die sich ihnen bei christlichen Eltern Neugeborener dazu bietet, in geeigneter Weise benutzen, die Eltern an die kirchliche Verrflichtung, ihre Kinder rechtzeitig taufen zu lasten, eindringlich zu erinnern. Dippoldiswalde, am 24. Juli 1880. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V.: v. Burgsdorff. Ludwig. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Auch aus unserer Stadt sind 9 Turner zum großen deutschen Turnfest nach Frank furt a. M. gezogen; ihre Abfahrt (mit der Fahne des Turnvereins) erfolgte am Freitag Mittag nach Dresden, von wo aus sie in Gemeinschaft mit den dortigen Tümern Abends 7 Uhr per Extrazug dem Festorte zueilten, den sie am Sonnabend Abend gegen 6 Uhr erreichten. — Ein Telegramm, das uns Sonntag Abend 7 Uhr 10 Min. vom Festplatz aus zuging,*) meldet: daß alle Turner mit dem Extrazuge, der überhaupt 1400 Mann enthielt, wohl behalten eintrafen; der Empfang in der reich und *) Dasselbe bat die Nr. 883 und war 6 Uhr 20 Min. aufgegeben, also bei dem jedenfalls kolossalen Andrang am Fcstplatze immerhin sehr schnell hierher gelangt. großartig geschmückten Feststadt sei ein begeisterter gewesen. Abends hat die Uebergabe der schönen Bundesfahne stattgefunden, und zwar auf dem Festplatze. Die wahrhaft pompöse Festhalle erwies sich fast zu klein für die große Zahl der Theilnehmer. Der große Festzug am Sonntag Nachmittag dauerte 2 Stunden im Vorbeimarsch; er ent hielt 16,000 Personen mit über 10,000 Turnern und 600 Fahnen; eröffnet ward derselbe von den Amerikanern; es folgten England, Australien, Holland, Rußland, Schweiz, Italien. Nach den Deutsch-Oesterreichem rückte das stark vertretene Sachsen an; der „Kreis Sachsen" ward in erster Reihe vom Verein Dippoldiswalde, nebst Glashütte und Lauenstein eröffnet. Das Wetter war „Kaiser wetter". Die vortrefflich gelungenen Freiübungen wur den von 2500 Turnem geübt.