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Dresdner Journal : 13.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186101138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-01
- Tag1861-01-13
- Monat1861-01
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 13.01.1861
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11 Sonntag, den 13. Jmuar. 1861 Ibinnnnrnt-vreise: ILdrlled: 8 Dllr. 10 Xxr iv Im L«1»QL» ^jLdrl.: 1 „ 10 „ „ ,» stritt ?o^ uns ^ostlivl, in vr»»ä»»: 1b Kxr. l 8t«mp«lru- Liluielos Xurnm«-ri>: 1 Xxr- 1 »ebl»x diu»«. »nseratenpreise: ?Ur ass H»llm eioer ee»p»tteoen 2cil»: 1 N^r. I Notse „Lü>xcsi»nat" Ni« 2eU«: 2 Xxr. «rscheineu: litxlick, mit Xu»o»ilm« Ser Sonll- unä Leiere»?«, Xbeoä» Nir äeo. kol^enäeu Z?»?. DresdnerIonmal. Verantwortlicher Redakteur: I. S. Hartmann. Instraleiannahme au,wärt»: 1»ip»i?! Ls. ö»»»o»ixrr»», OommiseiooLr <!«» Vresäovr ^ouru»I»; «deoä»»elb»t: U. HD»»»«; iUtoa»: Ilneiieirxi» t Vool.»»; I«rU». ü»vriv»'-ebs ttuebb., liiriitivii'» Lure»u; Lr»10,11: L. 8o»l.orri; kriaiclurt ». H.: ^iioii'ieil« öucllk»uälun?; Xkio: Xool.r Ltvriri; k»ri»: v. I.ü»mii.» (28, rne äe» doo» salitll»); kr»?: L». Luil.iv»'» 8uvllk»l»äluox. Herausgeber: Nöuigl. Lxpeäitioo äe» vresäner ^oaroil», Orssäeu, ^lllrieustr»»»« Xr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 20. September 1860. Seine Majestät der König haben die erledigte Stelle eines Königlich Sächsischen Consuls für da- Lombardisch-Venetiantsche Königreich an den in Benedig ansässigen Adolph v. Kunk- ler unter heutigem Tage Allrrgnädigst zu verleihen geruhte. Nichtamtlicher TheU. Vebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitnngSschau. (Preußische ZeUung. — Neue Preu ßische Zeitung. — Opinione. — Russische Akademie zeitung. — Nordische Biene.) Tagetgeschichtr. Dresden: Die schleswig-holsteinische Frage in der Ersten Kammer. — Wien: Neuer Un- terstaatisecretär. — Pesth: Erzherzog Stephan. Ta- bakSeinlösung. — Die partes uänexae. Wiederkehr d. Prügelzeit. Üebernahme der Woiwodinahypothckenbank. Zunftgeist. — Arerd: Comitatsbeamtrnprogramm. — Udvarhely: Ein Schuß. — Benedig: Mißbrauch de- Papiergeldes. — Berlin: General v. Gerlach -f. Posener Deputation. Polnische Zeitung verboten. — Posen: Nationale Agitation. — Paris: Englische Diplomaten bei Garibaldi. Polizeiliche Entdeckung. De menti. Conseil deS k. Hauses. Bankausweis. Tagesbericht. , Neapel: Aufstände. Lafarina und Crispi fort. Pro test des Erzbischofs. — Turin: Neuer Statthalterei rath für Sicilirn. — Genua: Beschlüsse des Gari- baldicomiteS. — Rom: Des Papste- NeujahrSant- wort. Die Königin-Witwe von Neapel. Uebergegan- gene Neapolitaner. — Lissabon: Warnung vor Bra silien. — London: Lord Palmerston in Ports mouth. Prinz Alfred. Sir Robert Napier. St. Petersburg: Neues Bankbilletsystem. — Kon stantinopel: Neueste Post. Syrien. Bosnien. — Jassy: Polnische Legion.— Athen: Argyropulos 1°. — China: Neueste Nachrichten. — New-Nork: Stand der südcarolina'schen Frage. L«ndtagS»«rhandlungen. Ernennung»» und Versetzungen re. Drrßditer Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Feuilleton. Tageskaleudrr. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend 12. Januar. Die heutige „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiserl. Hand schreiben, wodurch statt des Grafen Cziraki Graf Georg Appsnyi zum Imier curia« Ungarns er nannt wird. München, Freitag 11. Januar, Nachmittags. Ein Telegramm deö Wolff'schen telegraphischen BüreauS in Berlin von vorstehendem Datum be hauptet, die bayrrsche Regierung würde dem An träge der großherzoglich hessischen Regierung be züglich des Nationalvereins in der Bundeövrr sammlung nicht beistimmen. Paris, Sonnabend 12. Januar. Der „Mo niteur" bezeichnet die in den Zeitungen enthaltene Nachricht von der bevorstehenden Ernennung eines andern Ministers deS Auswärtigen (statt Herrn v. Thouvenel's) als erfunden. Der Kaiser habe nie da ran gedacht, sich der erleuchteten und hingebenden Mitwirkung deS Herrn v. Thouvenel zu berauben. Kopenhagen, Sonnabend 12. Januar. Das „Dagbladet" dringt in seiner NachmittaaSauSgabe einen kriegerischen Artikel. ES fordert darin zu sofortigen Rüstungen auf und verlangt die Ent fernung der Munition und deS Kriegsmaterials auS Rendsburg und ganz Holstein. Nur durch muShigeS Auftreten könne sich Dänemark seine natürlichen Verbündeten sichern. Dresden, 12. Januar. Die ministerielle „Preußische Zeitung" drückt sich in Bezug auf die jetzt im Königreich Sachsen betrie bene Agitation gegen die bestehende Verfassung aus wie folgt: „Die immer lebhafter werdende Agitation für Wie dergewinnung deS in verfassungsmäßiger Giltigkeit beste henden Wahlgesetzes von 1849 hatte bis in die aller jüngste Zeit herab weder äußere Hemmung noch geistige Bekämpfung von Seiten der Staatsregierung erfahren rc." — Die „Neue Preußische Zeitung" bemerkt hierzu: „Ist sich die „Preußische Zeitung" wohl klar geworden darüber, daß mit demselben Unrecht, wie sie von der „verfassungsmäßigen Giltigkeit,, deS sächsischen Wahlge setzes von 1849 spricht, auch die preußische. Demokratie das preußische Wahlgesetz als nicht zu Recht bestehend betrachtet? Oder will das ministerielle Journal mit seinen Redensarten andeuten, daß auch die königliche Regierung der Meinung sei, in Preußen bestände noch das Wahl gesetz vom 6. Deccmber 1848 „in verfassungsmäßiger Giltigkeit"? Eins ist wie das Andere." Diese Bemerkung der „Neuen Preußischen Zeitung" hat unstreitig nach preußischer Seite hin sehr viel BeachtenSwcrthes, ob schon wir eine Gleichstellung des Wiederzusammen- IrittS der Ständeversammlung im Jahre 1850 mit den preußischen Octroyirungen nicht würden zugestehen kön- können. Hinzufügen müssen wir übrigens, daß es in Sachsen ein Wahlgesetz von 1849 überhaupt gar nie ge geben hat, die „Preußische Zeitung" also sich durch die Vorstellung von sächsischen „Vcrfassungswirren" etwas weit von der Wahrheit hat ableiten lasten. Bei dem eifrigen Interesse, welches das ministerielle Blatt seit einiger Zeit unfern inner» Angelegenheiten widmet, wäre zu wün schen, daß dasselbe sich die Sachen etwas genauer ansehen und nicht Gesche und Gesetzentwürfe verwechseln möchte. Zur Erleichterung seiner Studien sei bemerkt, daß eS So Sachsen feit Bestehen der BerfastangSurkunde nur zwei Wahlgesetze gegeben hat, das von 1831 und das von 1848. Ein Leitartikel der Turiner „Opinione" vom 9. Januar, mit der Aufschrift „Der Congrrß", sagt: „In den Beziehungen der Großmächte zu einander offen bare sich ein nicht zu verhehlendes Mißtrauen; denn Europa habe außer der italienischen noch andere Fragen zu lösen. Die italienische Angelegenheit sei für die Di plomatie zur friedlichen Lösung nicht reif. Italien an erkenne keine andere legitime Regierung als die von der - Bevölkerung angenommene und vertheidigte. Rußland und Preußen stimmten für die Legitimät, Frankreich scheine der Conföderation geneigt. Oesterreich sei Ita liens Feind; nur England erkläre sich für Italien. Un ter solchen Verhältnissen bliebe ein Congreß fruchtlos. Wer würde es wagen, Oesterreich aufzuferdern oder zwingen zu wollen, Venetien abzutreten, wer die rö mische Frage zu lösen: Italien verlange nicht Anerken nung der neuen Ordnung, nur Aufrechterhaltung der Nichtintervention, damit cs selbst sein Unabhängigkeits werk vollbringe. Italien wolle nicht den Krieg um des Krieges willen, eS weise die friedlichen Lösungsversuche nicht ab, aber es könne seine Hoffnung nicht in sie setzen, und deshalb freue sich Italien, den Kongreß wegen Meinungsverschiedenheit der Mächte vereitelt zu sehen. Wenn Italien seine Unabhängigkeit und Einheit erworben habep wird, dann hoffe es, werde die Thalsache aner kannt werden. Die „Opinione" vom 8.d. bringt einen Leitarti kel, „DaS'.dreifach getheilte Polen" überschrieben. ES wird darin unter Anderm bemerkt, daß jeder Versuch, ein tapfere-, für sei« Recht begeistertes Volk zu unter drücken, ein vergeblicher sei. „Polen" — heißt r- wei ter — „wurde vorsätzlich unter drei in ihrem Wesen und nach ihrer Staat-form ganz verschiedene Regierungen getheilt, weil man die- für da- beste Mittel hielt, mit der unbequemen polnischen Nation fertig zu werden." Hierbei wirft die „Opinione" einen Rückblick auf die Leidensgeschichte Polens und zählt namentlich die Wunden auf, welche Oesterreich (!) dem unglücklichen Volke ge- ' schlagen. Da- Journal schließt mit der Bemerkung, daß sich die Mächte, welche Polen theilten, in ihrer Voraus setzung geirrt hätten. Die Agitation, welche sich in dem ehemaligen Königreich Polen heute, wie bei jeder wich tigen europäischen Verwickelung kund giebt, sei rin Beleg für jene Behauptung. „Ja die Hüter de- Grabes der polnische« Nation sind und waren schon oftmals gezwun gen, den Sargdeckel zu heben, und dabei haben sie deut lich die Stimme gehört, welche ihnen sagte, daß Polen noch nicht todt sei." Die russischen Zeitungen besHäftigen sich sehr an gelegentlich mit Oesterreich und den dort sich neu ent wickelnden Zuständen. Keine derselben verkennt die gro ßen Schwierigkeiten, mit denen das von allen Seiten an gefeindete Oesterreich zu kämpfen hat, doch geht keine so weit, dem Wiener Cabinet den perfiden Rath zu «rthei- len, Venetien oder eine !andere Provinz des combinirten Reiches für Geld oder gute Worte loszuschlagen, um nur Ruhe im Haufe zu bekommen. Die „Nuss. Akademie- Zeitung" ventikirt die Verkaufsfrage nach allen Seiten, und bleibt schließlich, unter dem Ausdruck der Verwun derung, jn einer englischen Zeitung einmal einer unbe fangenen Anschauung zu begegnen, bei dem von der „Army and Navy Gazette" veröffentlichten Artikel stehen, der entschieden gegen eine Cession Venetiens zu Felde zieht, und den Verkauf, könne er je beabsichtigt werden, als einen nicht wieder gut zu machenden Fehler brand markt, dessen traurige Folgen für Oesterreich nur zu bald sichtbar werden würden. Jn ähnlicher Weise, je nach dem Standpunkte und der Individualität, äußern sich auch die andern Organe der russischen Presse. Die „Nord. Biene" erklärt die allgemein verbreiteten Befürchtungen wegen der stet- anwachsenden Bewegung in den östcrrei- chisHcn Staaten nicht allein für übertrieben, sondern ge radezu fü? abgeschmackt. Sie flehk stn 'bleser Krisis nur ein Symptom der Lebensfähigkeit und der Kraft des Kai serreiches, welches schon weit schwierigere Prüfungen glück lich überstanden hat und jetzt unter der Aegide der neuen freistnnigern Principien, die von ihm wohlweislich ange nommen worden sind, in eine neue Phase des verjüngten Lebens und Strebens eintreten wird. Auch der russische „Invalide" läßt dem letzten Circular deS Hrn. v. Schmer ling volle Gerechtigkeit widerfahren, indem er die darin ausgesprochene Absicht der Einführung von Communal- institutionen mit gleichen Rechten für alle Provinzen als . durchaus rationeller und folgerichtiger ansieht, als die Wiederherstellung besonderer Gerechtsame für jede einzelne Provinz. Tagesgeschichte. Dresden, 12. Januar. Jn der heutigen Sitzung der Ersten Kammer war auf der zu Beginn der Sitzung verlesenen Registrande der Eingang deS Protokolls über die in der Zweiten Kammer über denBraun'schen An trag bezüglich Schleswig-Holsteins geführteVerhand- lung angezcigt. Der Präsident knüpft hieran folgende Bemer kungen: Man dürfe wohl überzeugt sein, daß in dieser Sache nicht länger gezaudert und endlich mit Ernst vor gegangen werden würde, um die deutsche Ehre zu wahren. Man solle boffen, daß von den diplomatischen Verhand lungen zur That vorgeschritten würde, und es sei zu er warten, daß dieser Antrag eine jsolche Wendung unter- FeuilLetou. Auf die optischen Darstellungen des Herrn Georg Reiser im Saale deS „Hotel de Pologne" kommen wir noch einmal zurück, da dieselben eine größere Aufmerk samkeit von Seiten deS Publikums verdienen, als sie bis jetzt gefunden Haden. Auf die unterhaltendste Weise wissen diese Darstellungen, wie die freundlichen Bilder eines heitern Traumes, uns ein paar Stunden der langen, traurigen Winterabende hinwegzugaukeln. Man sitzt vor einer weißen Wandfläche, die Lichter des SaaleS ver löschen und cs wird Nacht. Und auf der Wandfläche vor uns tauchen plötzlich im magischen Lichtglanze, still und geisterhaft wie eine Fata-morgana, lachende Land schaftsbilder de» Süden» auf und ziehen abwechselnd mit Gebilden aus dem Wunderlande der Kunst an unserm Auge vorüber. Bald wandern wir durch die kunst geheiligten Räume deS Vatikan», wo das Alterthum in marmorner Ruhe in Statuen und Büsten auf uns aiederblickt, durch jene langen Galerien, in welchen die Werke versammelt sind, deren Namen die Welt erfüllen, an deren Anblick, seit sie aus der Nacht ihres Grabes wieder hervorgezogen wurden an das Licht einer neuen Welt, sich Auge und Herz aller größten Menschen in bewundernder Ehrfurcht gelabt haben. Bald verweilen wir auSruhend auf Krcuzgängen und Klosterhöfrn, deren öde Stille und anmuthigr Verwilderung unS ihren ganzen, zur Beschaulichkeit und Träumerei auffordcrnden, schwer- müthigen Zauber zu kosten geben. Marie Malibran in all' ihrer Anmuth erscheint vor uns, neben ihr die chcvalercSke Gestalt deS genialen Malrrfürsten Peter Paul Ruhens, wie er in Madrid in Stein zu schauen ist. Unter einer Menge Skulpturen moderner Meister taucht-, sodann die bekannte Nilgruppe deS vatikanischen Museums . auf; von Amoretten umspielt, sich auf die Sphinx stützend, liegt der kolossale Flußgott gedankenvoll, träu mend da, als gedächte er der dahinrollcndcn Jahre. Auch dieses Äild verbleicht, verschwindet, und an seine Stelle tritt „il poru-nio <WI arte", das Wunder der Kunst — mit welchem Namen Michel Angelo die Gruppe des Laokoon bezeichnete. Die Kunstrichter ihrer Ent- stehungszrit nannten sie ein Werk, das allen Schöpfungen der bildenden Kunst die Krone aufsetzte. Und die Zeit der höchsten Vollendung der neuern Kunst, das Zeitalter Raphael's, das nach wunderbarer Schicksalsfügung zu gleich fast alle größten in Rom befindlichen Werke antiker Plastik wieder zu Tage fördern sah, bestätigte jenes Ur- theil. Könnte vielleicht, was die vorgeführten Statuen betrifft, noch eine interessantere Auswahl getroffen sein, die sich nur auf anerkannte Meisterwerke der Plastik, vor zugsweise auf die der Antike zu beschränken hätte, so werden dagegen den Beschauer die Architekturen und Städte-Ansichten ohne Ausnahme befriedigen, interessiren und erfreuen. Hierher gehören einige höchst malerische Prospekte von Palermo, das bekanntlich, waS Schönheit seiner Lage, Adel, Charakter und Hoheit seiner Bauten anlangt, das gepriesene Neapel tief in Schatten stellt. Von den palermitanischen Monumenten wandern wir hinüber nach Monreale; Dom und Klosterhof hier ge hören ebenso, wie die Bauten Palermos, zu den wunder barsten Denkmälern eine- ArchitekturstylS, in welchem sich antike, griechische, römische und byzantinische mit arabischen und normanisch-germanischen Elementen zu einem wundersamen Ganzen verbinden, besten. Eindruck in seiner Art einzig und völlig mit dem CultuS, wel chem diese Gebäude dienen, in Harmonie ist. Noch heute, nach Jahrhunderten, erfüllt die gottfreudig auf blühende Pracht und Erhabenheit dieser Bauten den Be trachter mit Ehrfurcht vor solchem Jdcali-muS, der selbst die härteste Materie, den Stein, so zu vergeistigen wußte. Sodann werden wir an daS Nilufer geführt, vor die zwischen Architektur und Skulptur schwankenden, in- cunabclartigen Bauwerke der Aegypter, die uns wie ein brütendes Gcheimniß anblickcn. In unorganischem Spiele und unbestimmbarer Buntheit wuchern ihre Glieder und Ornamente, deren baroke Thier- und Menschengestalten, mit Wand und Pfeiler verwachsen, fratzenhaft den traum artigen Eindruck vollenden und das Gemüth mit dämmern den Gefühlen, mit scheuen, schaurigen Ahnunge» des dunkeln Urgrunds aller Dinge erfüllen. Wie heiter und keck sproßt dagegen die Sinnlichkeit und die feurige Wüstenphantasie der Araber in den herrlichen Bauten zu Granada und Sevilla; in der Gluth und Kühnheit der Empfindung und im üppigen Spiele der Erfindung, in ihrer Leichtigkeit und ihrem Drange nach Freiheit geht sie bis zur Gesetzlosigkeit und Verneinung alles kon struktiven Regelkrames. Unter den übrigen, der Gothik und Renaissance »«gehörenden Architekturen wollen wir nur noch daS altersgraue Portal der Kathedrale zu Manchester erwähnen, welches mit täuschender Natur wahrheit wiedergrgeben ist und ganz den magischen Reiz, die Stimmung und Symbolik athmet, die solcken Scenerien innewohnt. Noch dürfte es vielleicht interessiren, zu wissen, in welcher Weise Herr Reiser diese Bilder zur Anschauung bringt. Die Photographien, welche gezeigt werden, sind auf Glas ausgenommen und haben nur ungefähr 2H bis 3 Zoll im Durchmesser; sie sind mit der größtmöglichsten Sorgfalt angefertigt und von außerordentlicher Schärfe, WaS hier durchaus nolhwendjg ist, weil bei der enormen Vergrößerung, die sie erleiden, der kleinste Fehler mit vergrößert wird und sich sehr störend dann bemerkbar machen würde. Diese GlaS-Photographien werden ver kehrt in den optischen Vergrößerungs-Apparat einge schoben, besten Wirkung eine ähnliche ist, wie dre der stützen werde. Deshalb schlage daS Direktorium vor, be züglich diese- Antrag- den jenseitigen Beschlüssen darüber beizutreten, Welche dahin gehen, dem Anträge seinem Inhalte nach zuzustimmeu, denselben aber mit Rücksicht auf die Erklärungen der Regierung zur Zeit für erledigt zu erklären. Staat-minister v. Beust: „Wenn es mir erlaubt ist, das Wort zu ergreifen, so kann ich im Namen der Regierung nur den Wunsch aussprechen, daß der Vor schlag des geehrten Präsidiums feiten der hohen Kammer Annahme finden möchte, indem eine sofortige unumwun dene Kundgebung, welche sich vorzugsweise als dem Ge fühle entsprungen darstellt, dem zu fassenden Beschlüsse nur einen erhöhten Werth verleihen kann. Was die Regierung betrifft, so erlaube ich mir auf die Erklärung zu verweisen, die ich in der jenseitigen Kammer abge geben habe, und ich nehme gern Gelegenheit, zu bemerken, daß diese Erklärung fern von jeder Zurückhaltung, fern aber auch von jeder Berechnung einfach den Stand der Sache darlegt, wie er sich wahrhaft verhält." Von Frhr. v. Welck wird darauf der Wunsch ge äußert, die Kammer möge gleich der jenseitigen ein äußere- Zeichen der Acclamation ihrem Beschlüsse hinzu fügen, worauf die Kammer auf den Vorschlag des Prä sidenten sich einhellig erhebt, um dadurch ihre Zustimmung zu dem jenseitigen Beschlüsse auszudrückcn. Hierauf wandte sich die Kammer zur Fortberathung der Kirchenordnung und erledigte dieselbe bis mit 71. Wien, 11. Januar. (W. Z.) Se. k. k. apostolische Majestät hat den Scctionschef im k. k. Finanzministerium, Franz Ritter v. Kalchberg, zum Unterstaatssecretär in diesem Ministerium allrrgnädigst ernannt. Pesth,. 10. Januar. Der amtliche „Sürgöny" theilt mit, daß der Ansicht, al- unterhandle man mit dem Erzherzog Stephan, um bezüglich der Besetzung der Palatinatswüröe die Continuität aufrecht zu erhalten, rntgegengehalten werden müsse, daß ja der Erzherzog der Krone wie dem Lande gegenüber abgedankt habe. — Auch erfährt „Sürgöny" von kompetenter Stelle, daß die Ein lösung des im Jahre 1860 producirten Tabaks seit dem 2. d. M. im Zuge ist, wodurch daS verbreitete Ge rücht, als wäre sie verschoben worden, widerlegt ist. Die wichtige Mittheilung desselben Blattes, daß die partes aänexse ebenfalls zur Beschickung des Landtags auf gefordert werden, regt die ungarischen Blätter zu Zweifeln an, ob, da Kroattc» ausdrücklich vor der Hand au-g«- nommen ist, Siebenbürgen älS rtngeschlosirn zu betrach ten fei oder nicht. Auch betrachtet man es als eine Abweichung von den Gesetzen deS JahreS 1848, daß der Landtag in Ofen und nicht, wie in jenen festgesetzt ist, in Pesth stattfinden wird. — DaS Saroser Comitat ist bereits organisirt, die ungarischen Beamten haben die politische Verwaltung aus den Händen der deutschen über nommen, und eS beginnt wieder die alte Prügelzeit. Am 4. Januar des Jahres 1848 fuhr ein jüdischer Tischler namens Jos. Pasternak mit einer aufgenommencn Gelegenheit von EperieS nach seinem Wohnorte Somos auf-Dorf, hinter ihm fuhr ein Edelmann Albert v.Ujhazy, der dem voranfahrenden Fuhrmann das „Aushalten" zu schrie; dieser aber hatte seinem Schreien kein Gehör ge geben, bis endlich der Edelmann im Galop vorfuhr und mit seinem Kutscher und Bedienten dem Bauer derbe Schläge versetzte, wobei der auf dem Wagen sitzende Jude auch durchgebläut wurde, welcher aber sich zur Gegen wehr stellte. Der Edelmann erhob jetzt die Klage vor dem am 19. December 1860 schon konstitutionell gewähl ten Herrn Oberstuhlrichter Steph.^Jranyi; dieser fuhr am 3. d. M. in Begleitung von zwei Gendarmen und einem Haiduken aufs Dorf zum Juden; nach kurzer Ver nehmung ließ er ihn am Sonnabend vor der Kirche mit 12sStockprügeln bestrafen, sein Fuhrmann hingegen wurde mit 2 Fl. C.-M. bestraft. — (P. L.) Die ungarische Regierung hat be reits von den Ministerien die, die Wojwodina be treffenden Geschäfte übernommen, den Patriarchen Rajacic zur Namhaftmachung der Persönlichkeiten, welche allbekannten Zauberlaternen. Anstatt der rußenden Oel- lampe aber, welche in den Zauberlaternen die zur An schauung bringenden Gegenstände beleuchtet, wird die. Bildfläche der genannten Photographien in Herrn Neiscr'S Apparat durch, mittelst eine» Hydro-Orygcngas-GebläscS weißglühend gemachte Kalkkugeln tageshell erleuchtet und sodann infolge der Wirkung vortrefflicher Objectivgläser in einer Größe von 12 bis 24 Fuß im Durchmesser auf eine hohe, senkrecht st hende, Weiße Wand geworfen, vor welcher der Zuschauer sitzt. DaS Bild, welches dem Auge deS Beschauers erscheint, zeigt sich nicht, wie man glauben sollte, als ebene Fläche, sondern wie ein stereoskopisches Bild auf wundervolle Weise in plastischer Rundung ver körpert und dabei zugleich in klarer, schöner Beleuchtung, so daß man die treueste Darstellung der Wirklichkeit vor sich hat, die hervorzubringen ist. Während jedoch bei stereoskopischen Bildern, der Kleinheit derselben wegen, viele Einzelnheitcn verloren gehen, kann bei diesen Bil dern von 12 bis 24 Fuß Durchmesser auch der kleinste Theil, z. B. selbst der Flaum am Adler deS Jupiters, noch deutlich zur Anschauung gelangen. Die Skulpturen erscheinen in natürlicher Größe oder, wenn eS zweck-, mäßig ist, sogar vergrößert, die Landschaften, architektoni schen Werke u. s. w. nur auf der wirklichen Größe verkleinert, so daß man alle Details der Ornamente der letzter» auf das Deutlichste sieht. Dem Gesagten kann man entnehmen, daß die ausgestellten Bilder keine ge wöhnlichen Nebelbilder, sondern getreue Darstellungen einer großen Zahl berühmter Werke der Bau- und Bild hauerkunst, Landschasten, Städte-Ansichten u. s. w. sind, wie solche hier noch nicht gesehen wurden, und indem wir dieselben der Beachtung empfehlen, find wir über zeugt, daß man unsre Empfehlung nach einem Besuche der Reiser'schen Darstellungen nicht übertrieben, sondern ganz in der Ordnung finden wird.
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